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{"created":"2022-01-31T14:38:58.304962+00:00","id":"lit16436","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Landwehr, H. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 74-77","fulltext":[{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Uber das Mucin von Helix pomatia und ein neues Kohlenhydrat (Achrooglycogen) in der Weinbergschnecke.\nVon Di. mod, II. \u00c2. Landwehr.\nfl><*r IO'ilaklion iU>r*ro'lK'ii unk !\u2022. Si*|it\u00bb*nn#i*r\nNach Abschluss der vorstehenden ') Arbeit batte ich noch Gelegenheit, das Murin der Weinbergschnecke (Helix pomatia) zu. untersuchen. Die von den durch Aufschlagen 'zertr\u00fcmmerten Gel lausen befreiten Schnecken wurden mit einer scharfen Sclieere fein zerschnitten und wiederholt mit Wasser ausgepresst. Die erhaltene schleimige Fl\u00fcssigkeit wurde durch Deinen filtrirt und dann mit Essigs\u00e4ure gefallt. Das gef\u00fcllte Schneckenmucin hat nicht die z\u00e4he Beschaffenheit wie das Mucin der Galle oder dm* Submaxillardr\u00fcse und lasst sich nicht um einen Glasstab winden, kann aber trotzdem gut durch wiederholtes Decantiren gereinigt werden. Da sich dieser Niederschlag aber feucht leicht vom Filter entfernen l\u00e4sst, so filtrirt man am besten und w\u00e4scht auf dem Filter aus. Durch anhaltendes Sch\u00fctteln habe ich den Filterr\u00fcckstand in einer L\u00f6sung von 1 \u00b0/00igem kohlensauren Natron aufgel\u00f6st, filtrirt, durch Essigs\u00e4ure wieder ausgef\u00e4llt und durch l\u00e4ngeres Auswaschen gereinigt.\nEin Theil des so erhaltenen Mucins wurde mit 1 %iger Schwefels\u00e4ure gekocht und auf Reducirbarkeit gepr\u00fcft. Schon nach Kochen von einigen Minuten reducirte die Fl\u00fcssigkeit Kupferoxyd in alkalischer L\u00f6sung. Es trat die Reduction schon vor dem Sieden ein. w\u00e4hrend die aus Submaxill.ir-maeiu gewonnene reducirende Substanz erst nach l\u00e4ngerem Kochen reducirte.\n1 \u00bb Hand V, Soit\u00ab* \u2018171 dieser Zeitschrift.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\nDer Rosi dor Fl\u00fcssigkeit wurde durch 'kohlensaureu Raryl von Schwefels\u00e4ure befreit , abtiltrirt und auf dem Wasserbade eingeengt. Ein mit liefe versetzter Tlioil hatte nach 12 Stunden ziemlich viel Kohlens\u00e4ure entwickelt, w\u00e4hrend bei einer Controlprobe aus dieser liefe und Wasser keine Gas-entwickelung eingetreten war. Ein anderer Tlioil wurde mit siedendem Alkohol ausgezogen, letzterer nach dein Erkalten mit alkoholischer Kalilauge gefallt, und der Niederschlag in Wasser gel\u00f6st. Die L\u00f6sung reducirte Kupferoxyd,\nDurch Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure hatte sich also aus dem Schneckenmucin oder einer Beimengung Traubenzucker gebildet. Eine etwa vorhandene Beimengung ist jedenfalls kein gew\u00f6hnliches Glycogen, da die Mueinl\u00f6sung durch Jod nicht roth gef\u00e4rbt wird. Auch giebt der frisch ausgepresste Schneckensaft keine Jodreaktion, Glycogen fehlt also in der Schnecke \u00fcberhaupt.\nKocht man Schneckenmucin, nachdem man o$ durcji sorgf\u00e4ltiges Auswaschen von der Essigs\u00e4ure befreit hat, l\u00e4ngere /eit mit destillirleni Wasser, so geht in diese eine Substanz \u00fcber, die Kupferoxyd mit blauer Farbe l\u00f6st, aber dieses beim Kochen nicht reducirt. Bringt man die L\u00f6sung jedoch, ehe man sie mit Kupfersulfat und Natronlauge versetzt, kurze /eit mit Speichel in Ber\u00fchrung, so f\u00e4llt heim Erw\u00e4rmen Kupferoxydul aus. Diese Beimengung wird vom Mucin jedoch dermassen festgehalten, dass ich darauf verzichten musste, auf diese Weise sowohl eine gen\u00fcgende Menge derselben zu erhalten, als auch das Mucin vollst\u00e4ndig rein zu bekommen.\nUm zu erfahren, ob die durch Auswaschen nicht zu entfernende, vom Mucin festgehaltene Menge der Verunreinigung eine ziemlich constante ist, hake ich zur Vergleichung mit den E.icbwal d*sehen Zahlen eine Stickstoffbestimmung gemacht. Ich fand:\n8,7 \u00b0 o N.\nA\nEich wa 1 d\u2019s Analysen des ausgewaschenen Schneckon-mucins geben :\n8,43\u20148,57 \u00b0/o N.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"Ausserdem habe ich noch eine Schwcfelbcslimmuiig desselben Pr\u00e4parats gemacht und\n0,1-% s -\ngelimden, Eichwald1) land bekanntlich keinen Schwefel.\nUm gr\u00f6ssere Mengen der Beimengung darzuslelleii, ubergoss ich Schneckenmucin mit einer 5\u2014 10%igen Kalilauge. Dieses Mucin verhielt sich gegen Alkali ganz wie anderes Mucin. Es quoll zun\u00e4chst auf und wurde fadeii-ziehond. Bald verlor die L\u00f6sung jedoch die Viscidit\u00e4t, wurde fl\u00fcssig und zeigte alle Eigenschaften einer Alkalialbuminal-l\u00e4sung. Durch abwechselnden Zusatz von Jodquecksilber-jodkalium und Salzs\u00e4ure* wurde die L\u00f6sung vom Eiweiss befreit und das Filtrat mit viel Alkohol versetzt. Nach etwa einer halben'Stunde hatte sich ein weisscr amorpher Niederschlag zu Boden gesetzt, der abfiltrirt und mit Alkohol gewaschen wurde. Die erhaltene Substanz wild von Wasser leicht aufgel\u00f6st, die L\u00f6sung zeigt eine starke Opalescenz, die sich selbst beim Kochen mit Alkalien nicht verliert, d. h. so lange die Substanz nicht gebr\u00e4unt und zersetzt wild. Zur weiteren Reinigung wurde die Substanz noch einige Male in Wasser gel\u00f6st und mit Alkohol wieder ausgofallt und gewaschen. Hierbei beobachtete ich, dass je reiner die Substanz, desto weniger Alkohol zur vollst\u00e4ndiger Ausf\u00fcllung gen\u00fcgte.\tv\nDie mit absolutem Alkohol gewaschene, dann getrocknete Substanz bildet ein amorphes, weisses geschmackloses Pulver, das in Wasser leicht l\u00f6slich, in Alkohol mid Aether aber unl\u00f6slich ist. Die starke Opalescenz der w\u00e4sserigen L\u00f6sung verliert sich auch durch Kochen mit Kalilauge nicht. Gegen letztere scheint dieses Glycogen eine geringere Widerstandskraft zu besitzen als das Bernard\u2019sche Glycogen, da die \u00f6 \u201410% Kali enthaltende L\u00f6sung heim Kochen sich br\u00e4unt Bei der Darstellung dieses Glycogens ist ein Kochen der alkalischen L\u00f6sung zu vermeiden. Gleiche Volumtheile Schneckenbrei wurden mit gleichen Tlieilen 5%iger Kalilauge\n1 \u00bb .Siehe \u00ablie Abhandlung: Leber das Mucin \u00ab1er (lalle und das der Submaxillaialr\u00fcse, lid. V. S. 371 dieser Zeitschrift.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcbergosson, dor oino Thoil aber, uni die Ueborfubritng des Mucins in Alburnuml zu beschleunigen, /.uni Kochen erhitzt,\n)>oi doinandoron wurde dies durch * 2 si findiges Sieben bewirkt. Weiterhin wurden beide Theile in ganz, gleicher Weise behandelt. Ans der nicht gekochten Portion wurde etwa die vierfache Menge Substanz wie aus der gekochten gewonnen.\nDurch Jod wird die Substanz nicht gef\u00e4rbt. Eine ge-sitligte L\u00f6sung dieses K\u00f6rpers zu einer weingelben Jod-Jod-kaliuml\u00f6sung gegossen, hellt letztere auf, ganz' als ob eine gleiche Menge destillirten Wassers hinzugegossen ware. Dies ist der wesentlichste Unterschied vom liernard'schcn Glycogen. F\u00fcr das Glycogeii der Weinbergschnecke m\u00f6chte ich des,shulb den Namen Achrooglycogen Vorschl\u00e4gen.\nDas Achrooglycogen l\u00f6st Kupferoxyd mit blauer Farbe und reducirt es beim Kochen nicht. Bleizucker tr\u00fcbt eine reine L\u00f6sung dieser Substanz nicht; basisches Bleiacetat und Ammoniak f\u00e4llen sie aus. Durch Kalkwasser wird sie nicht gef\u00e4llt.\nKochen mit S\u00e4uren, sowie Speichel und Diastase f\u00fchren das Achrooglycogen bald in Dextrin und Traubenzucker \u00fcber. In der Schnecke selbst fehlt, jedenfalls zur Zeit wenn sie sich zum Winterschlaf anschicken und den Deckel bilden, ein Ferment, das das Glycogen in Traubenzucker \u00fcberf\u00fchrt ; denn ich konnte den ausgopressten Schneckensaft mehrere Stunden stehen lassen, ohne dass er auf die Glycogenmenge von Einfluss war.\nTrocknet man wasserhaltiges Achrooglycogen, so geht es wie gew\u00f6hnliches Glycogen in eine gummiartige -Modification. \u00fcber.\nMeine Untersuchungen zeigen, dass Hoppe-Scyler\u2019s 'Vermuthung, es handle sich beim Scbneckemimcin um die lleimengiuig einer glycogenarligon Substanz, richtig ist. \u2022","page":77}],"identifier":"lit16436","issued":"1882","language":"de","pages":"74-77","startpages":"74","title":"Untersuchungen \u00fcber das Mucin von Helix pomatia und ein neues Kohlenhydrat (Achrooglycogen) in der Weinbergschnecke","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:38:58.304967+00:00"}