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{"created":"2022-01-31T13:17:41.341045+00:00","id":"lit16439","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Wassilieff, N. P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 112-134","fulltext":[{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"1\nUeber die Wirkung de* Calemel auf G&hrungsprozesse und das\nLeben von Mikroorganismen.\nVon N. P. Wassilieff aus St. Petersburg\n(AUS dem stras Burger Institut f\u00fcr physiologische Chemie\u00bb.\n(Der Hotl&ktiun zugegaugen am 3. November 18\u00ab1).\n;':J :\nUnter den Mitteln, welche mit Erfolg bei einigen, mit t\u00f6rungen der Magendarmfunktionen verbundenen Kr\u00e4nkelten gegeben werden, geb\u00fchrt dem Calomel, namentlich \u201e der Kinderpraxis, eine ziemlich hervorragende Stelle, t rotz 1er H\u00e4ufigkeit, mit der dieses Mittel, zumal in fr\u00fcheren Zeiten, rcrordnet und ungeachtet des weiten Wirkungskreises, welcher lemselbcn zugeschrieben wurde, ist die Wissenschaft selbst ,is auf den heutigen Tag nicht im Stande gewesen, diese \u25a0eine wolilth\u00e4tigc Wirkung bei den erw\u00e4hnten Affectionen zu rkl\u00e4ren Die meisten neueren Handb\u00fccher der Pharmakologie \u00fcbergehen diese Frage mit Stillschweigen, und nur im Compendium von K\u00f6hler linden sich einige Fingerzeige betreffs\nder Eigenschaften dieses Stoffes.\nNach dem obengenannten Autor l\u00e4sst sich die g\u00fcnstige Wirkung des Calomel bei Typhus, Cholera, Dysenterie u.s w.\nauf seine .keimzerst\u00f6renden, g\u00e4hr\u00fcngswidrigen\u00bb Eigenschaften zur\u00fcckf\u00fchren. Leider finden sich jedoch in dem erw\u00e4hnten Werke keinerlei thats\u00e4chlichc Beweise und keinerlei sonstige Anhaltspunkte, die zu Gunsten dieser Auffassung sprechen w\u00fcrden. Wollt sind aber sonst in der Litteratur einige kacta vermerkt, welche ganz dazu angetlian sind, den Grundgedanken K\u00f6htcr\u2019s zu best\u00e4tigen. So hat z. B. Volt bereits im","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"113\nJahre 1857 beobachtet, dass Hfihnereiweiss und Blut mit Calomel vermengt tagelang stehen k\u00f6nnen ohne F\u00e4ulniss-geruch von sich zu geben. Auch Iloppe-Sey 1er erw\u00e4hnt in seinem Buche die 1\u2018\u00fculnisswidrige Wirkung des Calomels und erkl\u00e4rt hieraus das Auftreten der gr\u00fcnen Calomelst\u00fchle mich Darreichung dieses Mittels. Im Hinblick auf diese Andeutungen nun, in Betreff der F\u00e4higkeit des Calomel, F\u00e4ul-nissvorg\u00e4nge hintanzuhalten und aufzuheben, unternahm ich es, auf eine Aufforderung des Prof. Hoppi -Sey 1er hin, diese Frage einer weiteren Bearbeilung zu unterziehen und namentlich erstens zu untersuchen, wie sich das Quecksilber-clilor\u00fcr gegen\u00fcber den sogenannten nicht organisirten Fermenten der V erdauungss\u00e4lte (Enzyme) verh\u00e4lt und zweitens, welche Wirkung dasselbe aut die niederen Organismen, \u2014 welche sowohl das Zustandekommen von F\u00e4ulnissyorg\u00e4ngeu, als auch mancher Orten von G\u00e4hrungsprozesseu bedingen, entfaltet.\nI. Versuche mit k\u00fcnstlichem Magens a f text rakt.1\nIn dieser Reihe von Versuchen besch\u00e4ftigte mich ausschliesslich die Frage, ob nicht das Caloinel das V\u00f6rsicli-gehen der Verdauungsprozesse des Magens in irgend einer Weise beeintr\u00e4chtigt?\nVersuch 1.\nZwei ziemlich grosse Becher werden jeder mit 250 Gc. k\u00fcnstlich bereiteten Magenaufgussesr) gef\u00fcllt; zu jeder Portion 00 gr. frischbereiteten Fibrins zugesetzt. Ausserdem wird in ( inen Becher 3 gr. Calomel gebracht. In. letzterem Becher nimmt die Mischung bald eine gr\u00e4uliche F\u00e4rbung: an Beide Portionen werden h\u00e4utig umgesch\u00fcttelt und bleiben bei Zimmertemperatur2) stehen. Kurze Zeit nach Beginn des Versuches f\u00e4ngt das Fibrin, in beiden Bechern gleichm\u00e4ssig, an sich zu\n') Die Schleimhaut eines Sclweinemageus wird na\u00e7h vorg\u00e4ngiger sorgf\u00e4ltiger Ahspfilung zerkleinert und in 1500 \u20acc. Wasser ge than,\u2019 welchem S Cc. concentrate Salzs\u00e4ure pro Liter Fl\u00fcssigkeit beigemengt sind. Nach mehrst\u00fcndigem Stehen wird die Mischung filtrirt.\n) Die Versuche wurden im Laufe dieses Sommers angestellt.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nl\u00f6sen und Tags darauf lassen sich in keiner der Fl\u00fcssigkeiten Fibrinfasern mehr naebweisen: dieselben sind summtheh gel\u00f6st; die L\u00f6sung enth\u00e4lt in beiden Portionen grosse Mengen von Peptonen ( Biuret - Reaktion ). Hierauf werden beide L\u00f6sungen mit! kohlensaurem Kalk neutralis\u00e2t, uulgekoci, (iltrirt, das Filtrat wird bis zu einem geringen Volumen eingedampft, darauf demselben so lange Alcohol zugesetzt, bis sich ein Niederschlag bildet. Das Gemenge wird von Neuem filtrirt aus demselben der Alcohol abgedampft, und ,1er R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st. Geringe Mengen dieser Masse geben nach Zusatz von M i 11 o ns Reagens deutliche Tyrosin-Reaktion.\nEs werden in zwei Bechergl\u00e4ser je 000 Cc. k\u00fcnstlichen Magensaftes (nach derselben Methode zubereitet wie in Vor-such 11 und je 200 Cc. Irischen Fibrins gellian. Zu einem\n\u00bbM \u00abI, i C*-l \u00bbg\u00ab,.,.. Mk\nPortionen werden h\u00e4utig umgcschuttelt und bleiben in fieiu Luft, bei einer Temperatur von 20-2(1\u00bb C, bis zum n\u00e4chsten Tage stehen. Am folgenden Tage ist in beiden Gelassen das Fibrin gel\u00f6st, die Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt grosse Mengen von Peptonen und zeigt, nach derselben Methode bearbeitet wie\nin Versuch 1, Tyrosinreaktion.\nAus diesen beiden eben angef\u00fchrten Versuchen sowohl, wie auch aus anderen in derselben Weise angestellten, konnte man sich davon \u00fcberzeugen, dass die Anwesenheit von Calomel durchaus nicht die Verdauungseigenschaft des Magensaftes beeintr\u00e4chtigt und dass Fibrin auch bei Zusatz von Quecksilbercl.lor\u00fcr in derselben Zeiteinheit aufgel\u00f6st wird wie\nohne denselben.\nVersuche mit einem Extract aus der Pancreas-\ndr\u00fcse.\nBekanntlich nimmt man drei Arten von Fermenten an welche mit dem Safte der Bauchspeicheldr\u00fcse ausgcsch.edcn werden und unter deren Einwirkung die Hauptbcstandthe. unserer Nahrung, die Albuminate, Fette und Kohlenhydrate eine ganze Reihe von chemischen Umsetzungen erleiden, Dank","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"welchen die genannten Stoffe f\u00fcr unseren Organismus assimi-lationsfahig werden. Somit bestand die Aufgabe meiner folgenden Versuche darin, zu untersuchen, in welcher Weise das Calomel jedes einzelne dieser drei Fermente beeinflusst. Ich will mit der Beschreibung der Untersuchungen in Betreff des eiweissverdaucnden Ferments beginnen.\nNach den Forschungen verschiedener Autoren darf es jetzt als ziemlich festgestellt gelten, dass als Resultat der Einwirkung des Pancreassaftes auf die Albuminate sich Peptone\u00bb Leucin und lyrosin bilden. Anderseits jedoch siebt man, sowohl im Darmkanal als auch bei Versuchen mit k\u00fcnstlicher Verdauung sich aus den Albuminaten Sto\u00dfe abspalten, die ihre Existenz einzig und allein F\u00e4ulnissproZessen verdanken, wie solche gleichermassen im Darmtractus, wie bei Versuchen mit k\u00fcnstlichen Verdauungsfl\u00fcssigkeiten, vor sich zu gehen pflegen. Die Produkte dieser Vorg\u00e4nge sind Indol, Phenol, Kresol, Hydroparacuinarsuure, Scatul u. s. w. Nach B r i e g e f geh\u00f6rt das Indol fast zu den integrirenden Bcstandtheilen des Hunde- und Menschenkollies. In letzteren fand derselbe Autor ausserdem noch regelm\u00e4ssig Scatol. Im Hinblick auf diese Thatsachen unternahm ich es, in gleich anzuf\u00fchrenden Versuchen den beiden folgenden Fragen n\u00e4her zu treten, 1) wie wirkt das Calomel auf das eiweissverdauende Pancreas-ferment selber; 2) bilden sich bei Gegenwart dieses Mittels aus den Albuminaten solche Stoffe, wie z. R. Indol, Phenol, Scatol u. s. w. ?\nVersuch 3.\nIn zwei grosse Bechcrgl\u00e4sser werden je 000 Cc. Pancreas-extractes gebracht (das Extract wurde folgendermassen bereitet: zwei feingehackte Bauchspeicheldr\u00fcsen vom Ochsen werden eine Zeit lang mit Wasser extrahirt; das Gemisch wird durch Leinwand colirt). Zu jeder Portion der L\u00f6sung werden 200 gr. Fibrin zugesetzt, welches in Salicyls\u00e4ure aufbewahrt, aber vor dem Gebrauch sorgf\u00e4ltig gereinigt war. Ausserdem kommt noch in eines der Gelasse Calomei in m einem Quantum von 5 gr. Beide Gemenge bleiben im","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"UC\nFreien stehen und werden h\u00e4ufig umgesch\u00fcttelt. In beiden ist bereits nach Verlaut von einigen Stunden alles Fibrin gel\u00f6st und l\u00e4sst sich zugleich in beiden grosse Mengen \\on Pepton nachweisen.\nIn dem Gelasse ohne Calomel ist am anderen Tage die Fl\u00fcssigkeit in Folge von Gasbildung schaumig geworden ; das Gemenge mit Calomel dagegen zeigt bis zum Ende des Versuches, am 4. Tage, weder Entwickelung von Gasen noch fauligen Geruch. Nach Verlauf von vier Tagen werden beide Gemenge einer Untersuchung unterworfen. Um Wiederholungen zu vermeiden, werde ich blos an dieser Stelle den ausf\u00fchrlichen Gang der Analyse beschreiben und in den folgenden Versuchen, die nach denselben Prinzipien angestelll waren, nur kurz auf dieselbe verweisen.\nDie zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeiten werden colirt und in grosse Kolben gegossen; von jeder dieser beiden Portionen werden 2/a ihres urspr\u00fcnglichen Volumens abdestillirt, das Destillat und der Rest in folgender Weise behandelt:\na) Das Destillat wird mit Aetzkalil\u00f6sung versetzt, bis es stark alkalisch reagirt. Hierauf wird von dem Gemenge wiederum etwa die H\u00e4lfte abdestillirt, zu diesem neu-\u25a0.erhaltenen Destillat das gleiche Volumen Aether zugesetzt. Das Gemisch stark durchgesch\u00fcttelt, der Aether abgegossen, aus dem \u00e4therischen Extract der Aether abgedunstet. Der Bodensatz, wenn ein solcher vorhanden, wird in kleinen Quantit\u00e4ten Wassers gel\u00f6st, und mit starker Salpeters\u00e4ure auf Indol untersucht. Der nach der zweiten Destillation zur\u00fcckgebliebene Rest wird mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und abdestillirt. Das Destillat wird mit H\u00fclfe von Mi lion\u2019s Reagens und Bromwasser auf Phenol untersucht.\nb) Der nach der ersten Abdestillirung erhaltene Rest wird filtrirt, dem Fittrat zuerst neutrales Bleiacetat, und zwar so lange, bis sich ein Niederschlag bildet, zugef\u00fcgt, darauf basisches Bleiacetat zugesetzt. Die Mischung wird dann filtrirt, ins Filtrat Schwefelwasserstoff zur Entfernung des","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"117\n\u00fcbersch\u00fcssigen Bid\u2019s eingeleitet, von Neuem filtrirt. Das Filtrat, bis zur Syrupconsistenz eingedampft, wird auf < Leucin und Tyrosin unlersucht. Der bei Zusatz von basischem Bleiacetat herausgefallene Niederschlag wird mit Wasser versetzt und Behufs Entfernung- d\u00e8s \u00fcbersch\u00fcssigen Bleies aus der Mischung in dieselbe Schwefelwasserstoff geleitet. Darauf wird das Gemisch filtrirt, das h iltrat einige Male mit geringen Mengen von Aether durchgesch\u00fcttelt; die einzelnen zur Verwendung gekommenen angewandten Aethermengen werden zusanimen-gegossen, der Aether wird abgedampft, der \u00fcbrigbleibende Niederschlag mit M i 11 o n's Reagens auf llydroparacumar-s\u00e4ure untersucht\nVersuch 3.\n\tGemisch mit Calomel.\tGemisch ohne Calomel.\nEigenschaft \u00bb1er Fl\u00fcssigkeit.\tFl\u00fcssigkeit dunkelgrau, geruchlos. Schwach sauere Heaktion.\tFl\u00fcssigkeit von schmutzig brauner Farbe, mit widerlichem Fuulnissgeruch. Schw\u00e4ch sauere Heaktion.\nLeucin und Tyrosin.\tGrosse Mengen von Crystal len.\tGeringe Mengen von Gry-stalleii.\nIndol.\tNicht vorhanden.\t\u2014 ,\t\t\t=\t\t\t\t\u2014 Vorhanden.\nPhenol.\tNicht vorhanden.\tIn Spuren vorhanden. Schwach rothe. F\u00e4rbung hei Zusatz von Millon-s Reagens.\nHydroparacumar- s\u00e4ure.\tNicht vorhanden.\tln Spuren vorhanden.\nVersuch 4.\t'\t*:\nEs werden in zwei Becherglasern je 600 Cc. eines aus der Bauchspeicheldr\u00fcse bereiteten Extrades und je 177 gr. frischen Fibrin\u2019s gebracht; zu einem dieser Gemenge werden noch 5 gr. Calomel hinzugesetzt. Nach sechs Tagen werden die beiden Mischungen untersucht und ergiebt sich hierbei Folgendes;","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\n\u2014\t\t\t\tGemisch mit Calomel, j\tGemisch ohne Calomel.\nEigenschaft der Fl\u00fcssigkeit.\tFl\u00fcssigkeit von dunkelgrauer Farbe, geruchlos, 1 von schwach saurer j Reaktion.\tFl\u00fcssigkeit von schmutzig-biauner Farbe, mit widerlichem F\u00e4ulnissgeruch. Schwach saure Reaktion.\nLeucin und Tyrosin.\tGrosse Menge von Cry-, stallen.\tGeringe Menge von Cry-stallen.\nIndol. Ph\u00e9nol. *\tNicht vorhanden.\tIn ziemlich reichlicher Quantit\u00e4t vorhanden.\n\tNicht vorhanden.\tNicht vorhanden.\nHydroparacuinar- sfiure. V e rs u c h Zu zwei G75 Gc. jede, zugesetzt. Aus* gef\u00fcgt. Die si ergiebt :\tNicht vorhanden. 5. Portionen k\u00fcnstlichen werden je 278 gr. fris serdetn zu einer dersel eben Tage daraut an\tIn Spuren vorhanden. Pancrcasoxtraktes, \u00e0 .chbereileteten Fibrin\u2019s ben 5 gr. Calomel zugestellte Untersuchung\n\u2014 - \t\t\t '\t \t\t\tGemisch mit Calomel. | Gemisch ohne Calomel.\t\nEigenschaft der Fl\u00fcssigkeit.\tFl\u00fcssigkeit von dunkelgrauer Farbe, geruchlos, von schwach sauerer Reaktion.\tj Fl\u00fcssigkeit von schmutzig-; brauner Farbe, mit widerlichem F\u00e4ulnissgeruch, schwach saurer Reaktion.\nLeucin und Tyrosin.\tGrosse Menge yon Cry-stallen.\tSpuren von Crystallen.\nIndol.\tNicht vorhanden.\tIn ziemlich reichlicher Quantit\u00e4t vorhanden.\nPhenol.\tNicht vorhanden.\tIn Spuren vorhanden ; bei Zusatz von M i 11 on \u2019 s Reagens f\u00e4rbt sich die Fl\u00fcssigkeit rosa.\nVersuch G.\nEs werden zwei Portionen, je 000 Gc. des k\u00fcnstlichen Pancrcasoxtraktcs mit 250 gr. Fibrins versetzt, welches in","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"119\nj\nt; v\t\u2022\nSalicylstiui e aufbewahrt, jedoch vor der Verwendung sorg-f\u00e2ltig ausgewaschen worden ist; zu einer dieser Mischungen \\\\ erden 5 gr. Calomel hinzugef\u00fcgt. Die Gemenge werden h\u00e4ufig urngesch\u00fcttelt und bleiben elf Tage lang im Freien, bei Sommertemperatur stehen.\n\tGemisch mit Calomel.\tGemisch ohne Calomel.\nEigenschaft der Fl\u00fcssigkeit.\tFl\u00fcssigkeit von dunkel-grauer Farbe, geruchlos, von schwach saurer Reaktion.\tFl\u00fcssigkeit von schmutzig-br\u00e4unet Falbe, mit widev-. 1 icheni F\u00e4u In issperuch. Schwach sauere Reaktion.\nLeucin und Ty- rosin.\tGrosse Menge von Cry- stallen.\t\u00bb Spuren von Crystalleiu\nIndol,\tNicht vorhanden.\tGrosse' Menge. .\n\u25a0Phenol.\tNicht vorhanden.\tIn Spuren vorhanden. ' :\nVersuch\t7.\t\nJe 700 Cc. des Pancreasaufgusses worden mit je ICO gr. frischen Fibrins vermengt. In eine dieser Mischungen werden 3 gr. Calomel gethan. Beide Fl\u00fcssigkeitsmengen bleib\u00e8n im Freien und werden nach zw\u00f6lf Tagen einer Untersuchung unterworfen, dieselbe orgiebt:\t\t\n\tGemisch mit Calomel.\tGemisch ohne Calomel.\nEigenschaft der Fl\u00fcssigkeit.\tFl\u00fcssigkeit von dunkelgrauer Farbe, geruchlos, von schwach saurer Reaktion.\tFl\u00fcssigkeit von sclnnut/.ig- \u2022 brauner Farbe, mit widerlichem F\u00e4iilnissgeriich, Schwach saure Reaktion;\nLeucin und Tyrosin.\tGrosse Menge von Cry-stallen.\tSpuren von Crystalled.-.'\nIndol.\tNicht vorhanden.\tGrosse Menge, a\t. :\nPhenol.\tNicht vorhanden. 1\tZh mlich bedeutender Niederschlag von Tribrom-phenol.\nDiese eben angef\u00fchrten Versuche zeigen mit einer, unserer Meinung nach, v\u00f6llig gen\u00fcgenden Sicherheit, dass das eiweissverdauende Ferment durch Calomel","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nin sei nor Wirkung nicht .beeintr\u00e4chtigt wird; gleichzeitig aber wird hei Vorhandensein dieses Mittels das Auftreten solcher Stoffe, welche in Folge von F\u00e4ul niss v org\u00e4ngen sich aus den Albuin inaten abspalten, unm\u00f6glich gemacht.\nDieselbe Frage bestrebte ich mich auch auf einer andeicn Weise zu l\u00f6sen. Die Untersuchungen H\u00fcfners haben uns bekanntlich gelehrt, dass nicht alte Gase, welche sich im Verdauungstraktus vorfinden, als Produkte anzusehen sind, die sich in Folge der hei Wirkung unorganisirter Fermente der Verdauungss\u00e4fte tfpf die Nahrungsbestandtheile gebildet haben, sondern dass im Gegentheil viele derselben, welche wie z. B. der Wasserstoff, Schwefelwasserstoff so h\u00e4ufig im Dannkanal auftreten, nichts mit Verdauungsvorg\u00e4ngen zu thun haben, sondern einzig und allein auf F\u00e4ulniss- und Gahrungs-vorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, welche sich als Resultat der Lebensth\u00e4tigkeit niedrigster Organismen im Darmkanal eta-bliren. Stellt man, wie das H\u00fcfner gethan, k\u00fcnstliche Verdauungsversuche mit Pancreasextrakt in besonders con-struirten Apparaten an, welche das Eindringen von Micro-organisnien in dieselben unm\u00f6glich machen, so wird man bei der Ei woiss Verdauung ausser, Kohlens\u00e4ure, keinerlei andere Gasarten, weder Wasserstoff noch Schwefelwasserstoff, auf-treten sehen. Im Hinblick auf diese Thatsachen untersuchte ich in der folgenden Versuchsreihe die Art und Weise der Wirkung, welche dem Calomel bei der Eiweissverdauung mit Pancreasextrakt in Bezug auf die Gasentwickelung zukommt, und zwar versuchte ich hierbei zu bestimmen, o bei Calomelzusatz dieselben Gasal ten und in denselben quantitative\u00ab Verh\u00e4ltnissen sich ausbilden, wie ohne dieses Mittel.\nVersuch 8.\nln zwei Bunsen\u2019schc Gasometer werden je 15 gr. frischhcreiteten Fibrins und je 70 Cc. k\u00fcnstlich bereiteten Pancreasaufgusses gebracht. In einen der Gasometer kommt ausserdem noch 0,5 gr. Calomel. Darauf werden be.de Gasometer durch die seitlichen R\u00f6hren, behufs Isohrung des In-","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"haitos von der \u00e4usseren Atmosph\u00e4re, mit Quecksilber gef\u00fcllt, so dass die im Gasometer \u00fcber der einen Mischung befindliche Luftschichte dieselbe ist wie diejenige \u00fcber der anderen Portion. Beide Gasometer werden h\u00e4utig umgesch\u00fctt\u00e9\u00eft und so bei Zimmertemperatur 20 \"stunden hindurch gehalten. Hierauf wird ein Theil der \u00fcber jeder der Mischungen befindlichen Gasmenge in Absorptionsr\u00f6hren aulgofaugen und nach der Buns eif schon Methode auf seinen Sauerstoff- und Kohlens\u00e4uregehalt gepr\u00fcft, wobei sich Folgendes ergiebt :\nGemisch mit Calomel: Pas Gas vollst\u00e4ndig geruchlos.\nCO* 2,1%\n0\t10,3 \u00ab\nCcmisch.o h n e C a 1 o ui e I :\nDas Gas von stark stinkendem Geruch.\n1.4,2%\nS,G \u00ab\t\u2022\nSpuren von SHa\nVersuch 0.\nEs wird in derselben Weise wie der vorhergehende angeordnet : je 20 gr. Fibrins kommen auf je 100 Cc. Pancrens-extraktes. Zu einer dieser Portionen wird ausserdem '1 gr. Calomel zugesetzt. Die Analyse, nach 25 Stunden angestellt:\nGemisch mit Galomel: Das Gas vollst\u00e4ndig geruchlos. O 13,1%\nCO2 2,5 \u00ab\nG e rn i s c h o.h 110 \u00c7 a 1 o m \u00e7 1 :\nDas Gas von stark stinkendem Gemein\n3,2%\n22,5 >\nSpuren von SHi\nVersuch 10.\nEs werden zwei Gasometer genommen und in jedem 20 gr. Fibrins und 100 gr. Pancreasextraktes gebracht. In einen von ihnen kommen ausserdem 2 gr. Calomel. Beide Gemenge bleiben unter h\u00e4ufigem Umsch\u00fctteln; 48 Stundeu hindurch bei Zimmertemperatur stehen. Die alsdann vorgenommene Analyse zeigt :\nGemisch mit Calomel: Das Gas vollst\u00e4ndig geruchlos.\nO\t7,8 %\nCO2 10,2\u00ab\nGemisch ohne Ca l'ornel ;\nDas Gas yon stark stinkendem Geruch.\n1,0% \u25a0\n45,7 \u00ab\nSpuren von SHa","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nVersuch 11.\nZwei Gasometer, jeder mit K gr. Wsclibereitetcn Fibrins und 70 Cc. Pancreasextrakles. Eine dieser Mischungen enth\u00e4lt ausserdem noel. 2 gr. Calomel. Beide Gemenge bleiben unter h\u00e4ufigem Umscb\u00fctteln (10 Stunden hindurch in einen Keller stehen; die alsdann vorgenommene Analyse zeigt:\nGemisch mit Calumet; (>\t0,0 \u00b0/o\nCOi 11,4 \u00ab\nGemisch ohne Galomel: ln Spuren vorhanden. 54,G\u00b0/i>\nSpuren von SII2\nErf ist leicht, sich aus den eben angef\u00fchrten Analysen von der verschiedenartigen Zusammensetzung der Gasmenge, welche- sich wahrend der Verdauung von Eiweissstoffen mit Pancreascxtrakt, einmal bei Caloniclzusatz, das anderemal ohne diesen, gebildet haben, zu \u00fcberzeugen. Im ersten Falle bilden sich: 1) niemals solche Gase wieAVasserstolf, Schwefelwasserstoff,^) tritt Kohlens\u00e4ure hier in\nbedeutend geringerer Menge auf, als in der Controlfl\u00fcssigkeit, die kein Calomel enth\u00e4lt.\nEs stimmen somit im Grossen und Ganzen unset e Versuche mit den oben erw\u00e4hnten H\u00fcfner\u2019schen Resultaten uberein, ebenso wie sic auch die von Leven bei seinen Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung der Gase des Magens und Darmes bei Thieren gewonnenen Werthe best\u00e4tigen. Der letzterw\u00e4hnte Autor land bei seinen Analysen an Gasen, die sich im Magen und D\u00fcnndarm von Hunden unter verschiedenen Bedingungen anh\u00e4uften, blos Sauerstoff, Stickstoff und Kohlens\u00e4ure. Leider kann die Methode, nacli der eiserne Bestimmungen anstellte, nicht ganz fehlerfrei genannt\nwerden.1)\t4\t.\nNachdem ich die Wirkung des Calomels auf dasjenige\nFerment der Pancreasdr\u00fcse, welchem die Verdauung dei\n') Kunckel fand in seinen Versuchen mit k\u00fcnstlicher Pancreas-Verdauung aucl. Wasee-stofT, SeliwefehvasscrstofT u. s. w. ; da liierhoi jedoch F\u00e4ulnissvorgSnge nicht ausj:esclilos%eu waren, so muss auch < \u00bbe Anwesenheit der erw\u00e4hnten Gasarten auf letztere Prozesse ztirflckgeluhrt\nwerden.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nAlbuminate obliegt, in\u2019s Klare gesetzt habe, will ich in Folgendem untersuchen, welchen Einfluss das Quecksilberchlor\u00e4r auf ein anderes Pancreusfennent, n\u00e4mlich auf das die Fette zerlegende, aus\u00fcbt. Die L\u00f6sung dieser Frage erscheint uni so interessanter, als bis auf den heutigen Tag die Existenz eines derartigen Ferments zweifelhaft ist, da dasselbe nicht abgetrennt werden konnte1). Da jedoch die Thatsache feststeht, dass in faulenden Fl\u00fcssigkeiten die Fette ebenfalls ziemlich rasch verseift werden, so lag die Vermuthung n\u00e4he; dass auch im Darm die Fette vielleicht nicht durch ein flieht-orgauisirtes Ferment, sondern in Folge der hier\u2019statt\u00fcndenden F\u00e4ulnissprozcsse zerlegt werden. Im Calomel haben wir nun ein Mittel, welches die F\u00e4ulniss hintanh\u00e4lt und bediente ich mich daher seiner bei der L\u00f6sung dieser fraglichen Punkte. Und in der That \u00fcberzeugte ich mich nach einigen vorl\u00e4ufigen Versuchen, dass das aus der Pancreasdr\u00fcse bereitete Extract, auch bei Zusatz von Calomel, Fette zu zerlegen im Stande ist. Zur gr\u00f6sseren Uebcrsichtlichkeit erlaube ich mir folgende zwei Versuche in extenso anzuf\u00fchren.\tV\nV ers uch 12.\nIn zwei Bechergl\u00e4ser kommen je 107 gr. Pancreas-extrakt (das Pancreas einem unmittelbar vor dem Versuche get\u00f6dtet-en Hunde entnommen) und je 5 gr. k\u00e4uflicher Butter [die Butter wurde vorher geschmolzen, sorgf\u00e4ltig mit einer L\u00f6sung von kohlensaurem Natron zusammengemischt und darauf einige Male mit Wasser ausgewaschen]. Einem dieser Gemenge wird noch ausserdem 2 gr. Gal\u00f6mel zugesetzt. Beide Portionen werden h\u00e4ufig umgesch\u00fctteU und bleiben bei Zimmertemperatur stehen. Nach einigen Stunden haben sich in beiden Bechergl\u00e4sern Emulsionen gebildet. Nach Ablauf von 22 Stunden werden beide Gemische leicht mit Salzsaure anges\u00e4uert und einige Male mit Aether aufgesch\u00fcttelt. Die einzelnen hierbei zur Verwendung gekommenen Aethermengen werden zusammengemischt und eine L\u00f6sung\nl) Hinsichtlich dieses Punktes existirt nur eine kurze Mittheilung \\on Prof. W. Paschutin, welchem es gelungen ist, dieses Ferment duich antimonsaueres Kali und doppel kohlensaueres Natron auszuscheiden.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nvon kohlensaurein Natron hinzugegossen. Das Gemenge wird umgesch\u00fcttelt und bleibt einige Stunden stehen. Hierauf wird der Aether abgegossen, der R\u00fcckstand mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und von Neuem mit Aether vermischt. Einige Stunden hiernach wird der Aether abgegossen und vorsichtig abgedampft, worauf auf dem Boden des Gef\u00e4sses eine halbflussige Masse als R\u00fcckstand zur\u00fcckbleibt. Im Verlauf von einigen Tagen haben sich aus dieser Masse Crystalle ausgeschieden, welche gesammelt und gewogen werden, wobei sich herausstellt:\nIn dem Gemenge mit Calomel:\tIn dem Gemenge ohne Calomel:\n0,235 gr.\t0,332 gr.\nWeitere Untersuchungen \u00fcber Reaktion der Masse ergaben, dass wir es mit Oystallen der Fetts\u00e4uren h\u00f6herer Ordnung zu thun hatten.\nVersuch 13.\nWird in derselben Weise wie der vorhergehende an-gestellt. Es werden je 140 gr. Panereasextraktes (die Dr\u00fcse einem unmittelbar vor dem Versuche get\u00f6dteten Hunde entnommen) mit je 4 gr. Butter zusammengebracht. Einem dieser Gemenge wird noch 2 gr. Calomel zugesetzt. Beide Gemenge bleiben unter denselben Bedingungen, wie in den voihci-gchen Versuchen, 24 Stunden lang stehen. Die Analyse zeigt, dass freie S\u00e4uren in Crystallform in folgenden Quantit\u00e4ten vorhanden sind :\nIn der Portion mit Calomel :\t> der Portion ohne Calomel :\n0,258 gr.\t0.2\u00b09 8r-\nDiese eben angef\u00fchrten Versuche beweisen noch mit hinreichender Sicherheit:\n1) Dass das Pancreasferment selbst die F\u00e4higkeit besitzt, Fette (auch bei Abwesenheit von F\u00e4ulnissprozessen) zu zerlegen; mit anderen Worten: dass die Bauchspeicheldr\u00fcse ein \u2022 chemisches Agens \u2014 ein Ferment \u2014 enth\u00e4lt, welches die Fette zerlegt;","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"2) dass das Calomel sich zu diesem Fermente\nverdauenden.\nIn Bezug auf das 3., das diastatische Ferment will ich nur kurz angeben, dass die Umsetzung des St\u00e4rkekleisters in\nZucker bei Zusatz von Calomel in derselben Weise Vor sich\n. . * \u2022\t*\ngeht, wie in der. Controll\u00f6sung ohne Calomel. Daraus folgt, dass die Wirkung des Calomel auf alle drei Fermente des Pancreas die n\u00e4mliche ist: das Quecksilberclilordr \u25a0\nbeeinflusst durchaus nicht bemerkbar die fer-\n\u00bb .\t*\nmentutive Kraft irgend eines dieser drei Fermente.\nHieraus resultirt die Identit\u00e4t in der Wirkung des Calomel mit derjenigen, wie sie von K\u00fchne f\u00fcr dieSalicyl-s\u00e4ure und von Scheffer und B\u00f6hm f\u00fcr den Arsenik beschrieben werden, und kann dieses folgendermassen zusammengefasst werden : die A n w ese n heit d e s C a 1 om e 1 l\u00e4sst bei der k\u00fcnstlichen Verdauung nur die eigentlichen Prozesse der Verdauung vor sich gehen, w\u00e4hrend andere Vorg\u00e4nge, wie F\u00e4ulniss, hierbe i nicht aufkomm en k\u00f6nnen; die Folge dayotf ist, dass bei derart angestellten Verdauungsversucheri nur solche Stoffe zu linden sind, deren Entstehung auf die Ein* Wirkung verschiedener Fermente, wie sie in Secretions-produkten mancher dr\u00fcsiger Gebilde des thierischen Organismus Vorkommen, zur\u00fcckgef\u00fchrt werden muss.\nNach dem eben Gesagten erschien es mir in hohem Grade interessant, die Wirkung des Calomel auf verschiedene Guhrungsvorg\u00e4nge, welche im thierischen Organismus vor : sich gehen k\u00f6nnen, zu verfolgen. Unter diesen w\u00e4hlte ich die Butters\u00e4ureg\u00e4hrung, welche bekanntlich bisweilen bei manchen pathologischen Zust\u00e4nden des Magendarmkanals,,, in letzterem Platz greifen kann.\nDer Versuch wurde folgendermassen angestellt. Zwei, etwa 200 Cc. Wasser fassende Kolben mit langem Halse werden mit je 10 gr. milchsauren Kalkes, mit einer geringen Quantit\u00e4t leicht fauligen M\u00fcnsterk\u00e4ses und mit je 100 Cc. destillirten Wassers gef\u00fcllt, ln einem dieser Kolben wird","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"12G\nnoch 1 gr. Calomel zugesetzt. Die Kolbenh\u00e4lse werden vor dem Gasbrenner zu Capillar,obren ausgezogen spdzmnhehg umgebogen und mit ihren Enden unter Q^'ber Absorptionsr\u00f6hren geleitet. Letztere sind ebcnlalls m t Queck Silber gef\u00fcllt. Die Kolben selber sind derartig durch Stative bSt, dass es m\u00f6glich wird, sie umzusch\u00fctteln, ohne sie mit ihren Enden aus dem Quecksilber entfernen zu musse Beide Kolben bleiben bei Zimmertemperatur (un boom ei) stehen Nach Verlauf von sieben Tagen beginnt in dem Kolben ohne Calomel die Gasbildung, welche stetig zun,mm , uud am 12. Tage, wo der Versuch unterbrochen wird, die Menge von 25,5 Cc. erreicht hat. Der zweite Kolben mit Calomel wird 22 Tage lang beobachtet, ohne dass in diese Zeit sich auch nur ein Gasbl\u00e4schen angesammelt hatte.\nEs folgt hieraus, dass auch der Buttcrs\u00e4uregahrung gegen\u00fcber das Calomel sich ganz in derselben Weise vcr-\nliait wie bei F\u00e4ulnissprozessen.\nNachdem so der grosse Unterschied, welcher in dei\nWirkung des Calomel auf die Verdauung einerseits, aut\nG\u00e4hrun-s- und F\u00e4ulnissvorg\u00e4nge andererseits, sich bemerkbai\nS\u00e4\u00bb \u00bb\u2022\u00ab. \u2014\u25a0 \u00bb***\u201c* wf s\n..Ui\u00ab, worin die n\u00e4chste Um.he tnr eine de\u00ab1\u00ab\u00ab Je \u25a0 sthiedenheit in der Wirkungsweise zu suchen ist. Ehe icn diese Frage beantworte, will ich eine Seite derselben etwas\nausf\u00fchrlicher ber\u00fchren.\t.\t,\t.\nBekanntlich sind, nach der Meinung der meisten Biologen der Jetztzeit, F\u00e4ulniss sowohl, wie einige Arten der Gabrung, auf engste Weise mit den Lebensvorg\u00e4ngen verschiedener Microorganistnen verbunden. Da wir nun im Calomel ein Mittel besitzen, welches das Auftreten der erw\u00e4hnten Prozesse verhindert, so lag der Gedanke nahe, den Grund daf\u00fcr . nichts Anderem als in der delet\u00e4ren Wirkung, welche da\u00bb Calomel auf das Leben dieser niedrigsten Organismen entfaltet, zu suchen. Einige vorl\u00e4ufige Versuche best\u00e4tigten auch in der That die Richtigkeit dieser meiner Voraussetzung Bringt man z. B. in zwei Probireytinder eine geringe Quantit\u00e4t feinzerhackter Pancreassubslanz mit Wasser und fugt","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\nzu einem dieser Gemenge etwas Calomel hinzu, so gelingt es, wenn man nur die Mischungen ab und zu aufsch\u00fcttelt, in der Portion mit Calomel, selbst nach Verlauf von Vielen Tagen nicht, Microorganismen \u2014 Micrococcen und Bact\u00e9rien \u2014 aufzufinden, w\u00e4hrend die Portion ohne Calomel bereits am anderen Tage eine ganze Menge von Baeteripn und Micrococcen aufweist. Behufs detaillirter Ausarbeitung dieser Frage, nach dem Verh\u00e4ltniss des Calomel zu den niedrigsten Organismen, stellte ich eine Reihe von Versuchen nach der bacterioscopischen Methode von Bucholtz-Wern ich an.\nln 4 Probirgl\u00e4ser, welche zuvor sorgf\u00e4ltig mit rauchender Salpeters\u00e4ure ausgewaschen, darauf mit destiHirtem Wasser ausgesp\u00fclt und nach Verlauf von einer halben Stunde einem Hitzgrade von 150\u00b0 C. ausgesetzt werden, wird kochende N\u00e4hrl\u00f6sung von folgender Zusammensetzung gegossen:-\n100 Theile Candiszucker, 5 Theile weinsa\u00fcrer Ammoniak,\n1 Theil saures phosphorsaures Kali und 1000t Theile Wasser. Diese Probirgl\u00e4schen werden sofort mit Wattepfropfen verstopft, welche vorher in siedendem Wasser ausgekocht und circa 1 Stunde lang im Luftbade, bei einer Temperatur von 150\u00b0 C., gehalten worden waren. Nachdem die Fl\u00fcssigkeiten erkaltet sind, wird im Probircylinder Nr. 1 ein Tropfen fauliger Jauche gebracht, welcher eine Menge kleinster Organismen enth\u00e4lt; im Probircylinder Nr. 2 kommt ein Tr\u00f6pfen von derselben Jauche und eine kleine Quantit\u00e4t Calomel. Ein Theil derselben Jauche, die bei Probircylinder Nr. 1 und 2 gedient hat, wird hierauf drei Stunden vor Beginn des Versuches mit etwas Calomel vermischt. Ein Tropfen dieser letzten Mischung wird im Probircylinder Nr. 3 gebracht. Probirr\u00f6hre Nr. 4 endlich enth\u00e4lt blos die N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit und dient als Controlapparat.\t.\nAlle diese vier Probirgl\u00e4ser werden ab und zu aufgesch\u00fcttelt und bleiben bei Zimmertemperatur stehen. Tags darauf ist in Probirr\u00f6hre Nr. 1 bereits eine leichte Tr\u00fcbung der Fl\u00fcssigkeit zu sehen; die Tr\u00fcbung wird von Tag zu Tag intensiver und am 5. Tage hat die Fl\u00fcssigkeit in .Probircylinder Nr. 1 ein tr\u00fcbes milchiges Aussehen angenommen.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, VI.\t9","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nIn allen \u00fcbrigen Probirgl\u00e4sern hingegen bleibt der Inhalt ebenso klar wie er am ersten Versuchstage war. Die am 10. Tage vorgenommene mikroscopische Untersuchung ergiebt : vollst\u00e4ndige Abwesenheit jeglicher niedrigster Organismen in Probirgl\u00e4ser Nr. 2, 3 und 4, dagegen kolossale Mengen von Bact\u00e9rien, Microcoecen, u. s. w. in Probe Nr. 1. Nun reagirlo freilich die in dieser ersten Versuchsreihe verwendete N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit sauer und lag daher die Vermuthung nahe, es h\u00e4tte eben diese saure Reaktion in irgend einer Weise der Entwickelung der Microorganismen hinderlich im Wege gestanden. Um diese Zweifel zu l\u00f6sen, wurde in den folgenden Untersuchungen eine leicht alkalische N\u00e4hrl\u00f6sung benutzt und dieselbe nach den Angaben Wern ich\u2019s bereitet.\nWiederum kommen vier Probirr\u00f6hren in derselben F\u00fcllungsweise und in derselben Anordnung zur Verwendung wie oben. Das Resultat dieser Versuche ist ebenfalls ein ganz analoges. Mit Ausnahme von Probircylinder Nr. 1, welcher Microeoccen und Bact\u00e9rien enth\u00e4lt, bleiben die \u00fcbrigen Fl\u00fcssigkeiten klar und gelingt es in denselben, auch bei sorgf\u00e4ltiger am 11. Tage nach Beginn des Versuches ange-stellter microscopischer Untersuchung, nicht die Anwesenheit niedrigster Organismen zu constatiren.\nAuf Grund dieser eben aufgef\u00fchrten Versuchsreihe muss man also das Calomel als ein Mittel betrachten, welches:\n1)\tdie Entwickelung niederer Organismen in den N\u00e4hrfl\u00fcssigkeiten hindert, und\n2)\tdie Lebensth\u00e4tigkeit der schon entwickelten Bact\u00e9rien und Micrococcen aufhebt, oder um Wernicb's Nornen-clatur zu gebrauchen, man muss anerkennen, dass das Calomel anti sep tisch und aseptisch wirkt. Dabei muss ich die Frage, in wie weit in allen diesen Versuchen das Calomel als solches antiseptisch und aseptisch wirkt, oder ob dadurch, dass es in andere Verbindungen eingeht, z. B. zu Sublimat wird, diese Wirkung entfaltet, offen lassen.\nDie Resultate aller obenbeschriebonon Versuche f\u00fchren noch zu dem Schluss, dass der","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"120\nUnterschied in der Einwirkung des Calomel auf die Verdauung einerseits, und die F\u00e4ulniss- und G\u00e4hrungsprozesse anderseits, auf dem verschiedenen Verhalten desselben den ungeformten und organisirten Fermenten gegen\u00fcber beruht. Wahrend n\u00e4mlich das Calomel die erstereu. in ihrer Th\u00e4tigkeit nicht st\u00f6rt, t\u00f6dtet es die letzteren und hebt dadurch die M\u00f6glichkeit der Entstehung solcher Prozesse auf, die mit der LebensthUtig-keit der organ isirten Fermente auf das Engste verkn\u00fcpft sind.\nDie soeben erhaltenen Resultate f\u00fchrten mich zur Aufkl\u00e4rung einer praktisch wichtigen Frage: es war n\u00e4mlich schon seit Langem bemerkt worden, dass nach Gebrauch von \u2022 Calomel die Faces gr\u00fcn gef\u00e4rbt erscheinen \u2014 die Calomel-st\u00fclile. Einige Forscher schlossen hieraus auf eint\u00bb galletreibende F\u00e4higkeit des Calomels, andere wieder schrieb.cn die gr\u00fcne Farbe der Gegenwart von Schwefelquecksilber zu. Aber schon Buch heim wies nach, dass diese F\u00e4rbung wirklich der Anwesenheit von GaUonfarbstoffen ihre Entstehung verdankt, da letztere durch Alcohol aus den Faces , extrahirt werden k\u00f6nnen und dann die Gindin\u2019sehe Reaktion zeigten. Herr Prof. Hopp e-Sey 1er endlich f\u00fchrte die gr\u00fcne Farbe der F\u00e4ccs nach Calomel-Einnahinc auf die Gegenwart von unzersetzter Galle zur\u00fcck. Die Richtigkeit dieser Meinung war leicht auf folgende Weise darzuthun : cs Werden drei Portionen frischer Rindsgalle zu je 200 Cc. genommen, zu der einen wird 3 gr., zur zweiten 2 gr. Calomel zugesetzt, die dritte endlich ohne Calomel gelassen. Alle drei Portionen werden unter, von Zeit zu Zeit wiederholtem, Umsch\u00fctteln bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Beide mit Calomel versetzte Portionen nehmen sofort eine sch\u00f6n grasgr\u00fcne F\u00e4rbung an, die w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer sechs Tage lang sich unver\u00e4ndert erhielt; die Galle, beider Portionen giebt w\u00e4hrend dieser ganzen Zeit die\ni","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nj\nGmelin\u2019scho Reaktion auf Gallenfarbstoff und zeigt nicht die geringsten Spuren von Zersetzung. Die zur Contr\u00f4le dienende dritte Portion hingegen hatte schon am n\u00e4chsten Tage braun-gelbe F\u00e4rbung, gab bei der Untersuchung keine Reaktion auf Gallenfarbstoffe, und bald erschienen auch alle Anzeichen der F\u00e4ulniss. Aehnliche Versuche wurden von mir einige Male mit frischer Rinds-, Hunds- und Kaninchengalle stets mit demselben Resultat wiederholt.\nNach dem Gesagten ist es nicht schwer, die gr\u00fcne Farbe der Faces nach Gebrauch von Calomel zu erkl\u00e4ren. Bei normalen Bedingungen werden die Gallenfarbstoffe \u2014 Bilirubin und Biliverdin \u2014 im Darmkanal durch die daselbst stets stattfindenden F\u00e4uhiissprozcsse in Hydrobilirubin verwandelt, wesshalb denn auch bei normalen Bedingungen Gallenfarbstoffe sich in den Faces nicht nachweisen lassen. Beim Gebrauch von Calomel hingegen werden die F\u00e4ulnissprozesse im Darmkanal ausgeschlossen; die Gallenfarbstoffe erleiden die obengenannte Ver\u00e4nderung nicht und werden (Dank der verst\u00e4rkten Peristaltik) als solche mit den F\u00e4ces entleert.\nZum Schluss erlaube ich mir noch einige Versuche an Hunden anzuf\u00fchren, die von mir zu dem Behufe ausgef\u00fchrt wurden, um aufzukl\u00e4ren, in wie fern die Resultate der Versuche, wie wir sie eben f\u00fcr die k\u00fcnstliche Verdauung beschrieben haben, auch auf den lebenden Organismus Anwendung finden d\u00fcrfen. Hierbei muss ich bemerken, dass ich die Versuche dieser Art nicht in der Vollst\u00e4ndigkeit, wie es w\u00fcnschenswerth gewesen w\u00e4re, angestellt habe, 1) weil mir die Zeit mangelte, 2) weil sich bei der Anordnung der Versuche selber einige Schwierigkeiten ergaben. Letztere bestanden u. A. darin, dass Hunde, wie bekannt, das Calomel nur schlecht vertragen; nicht selten erregt dies Mittel bei ihnen Erbrechen, selbst nach mittleren Dosen desselben verlieren sie ihre Fresslust und verweigern endlich jede Nahrungsaufnahme. Trotz dieser Ungunst der Verh\u00e4ltnisse, wie sie bei Hunden lagen, gelang es mir dennoch, selbst in solchen Versuchen einige Resultate zu erzielen, die einer Mittheilung werth sein d\u00fcrften.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Vorsudi I.\nEinem kleinen Hunde, der den Tag vorher nichts zu fressen bekommen hat, wird um 8 Uhr Morgens circa ein later Milch vorgesetzt, kurz darauf erhalt derselbe Hund etwas rohes Fleisch. Um 10 Uhr Morgens werden ihm 0,r> gr. und um 12 Uhr wieder 0,5 gr. Calomel beigebracht. Um 2 Uhr Nachmittags fl\u00fcssige Kothentleerung von gr\u00fcnlicher Farbe. Um 3*/a Uhr wird d\u00ab\u00bbr Hund get\u00f6dtet, Nach Er\u00f6tV-nung der Bauchh\u00f6hle wird der Darm am oberen Ende des D\u00fcnndarmes und am unteren Ende des Dickdarines unterbunden, hierauf der ganze Inhalt \u2014 gasartige, fl\u00fcssige und feste Bestandteile - unter Quecksilber aufgelangen und im B un s en'schen Gasometer gesammelt. Die Gase kommen behufs Analyse in eine Absorptionsr\u00f6hre. Die fl\u00fcssigen und tosten Bestandteile werden folgondermassen behandelt: das Ganze wird in einen grossen Kolben getan, leicht mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, auf die H\u00e4lfte abdestillirt, das Destillat nach der oben angegebenen Methode auf seinen Gehalt an Indol und Phenol, der R\u00fcckstand auf seinen Gehalt an Peptonen, Leucin, Tyrosin und llydroparacumars\u00e4ure untersucht.\t\\\nDie Analyse ergiebt: die Ausleerungen reagiren schwach\nsauer, sind gr\u00fcnlich-gelb gef\u00e4rbt und geruchlos; sie f\u00fchren kleine Mengen unverdauter Nahrungsbestandteile in St\u00fccken, geben eine schwache Reaction auf Gallenpigmente und enthalten Leucin und Tyrosin in ziemlich reichlicher Quantit\u00e4t. Peptone haben wir nicht finden k\u00f6nnen; ebensowenig Phenol oder Indol. Die Gasanalyse konnte diesmal nichj, ausgef\u00fchrt werden.\nVersuch 2.\t\u2019\u2022 *\nEin Hund von mittlerer Gr\u00f6sst; hat des Tags vorher blos am Morgen etwas Milch getrunken. Am Versuchstage 0 Uhr Morgens erh\u00e4lt er Milch mit Weissbrod, um 1\u00d6 Uhr gekochtes Fleisch mit Bohnen, um 11 Uhr 0,5 gr.,um 12 Va Uhr ebenfalls 0,5 gr. Calomel. Bald nach der 2. Portion hat das Thier etwas fl\u00fcssige Ausleerung. Die Excremente sind gelblich-gr\u00fcn gef\u00e4rbt. Um 3V3 Uhr wird der Hund get\u00f6dtet. Die Analyse, in derselben Weise angestellt wie oben, ergiebt :","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"Darminhalt zi<*nilicYi fl\u00fcssig, schwach sauer r.eagirend, geruchlos, enth\u00e4lt St\u00fccke unverdauter Nahrung heigemengt. In denselben ist Leucin und Tyrosin in ziemlicher Menge zu finden, dagegen weder Peptone noch Indol, noch Phenol. Die Gasanalyse, nach der Bunsen\u2019schen Methode ausgef\u00fchrt, zeigt folgende \u00dfestandtheile :\n0 = \u2014 '\nCO2 = 40,5 \u00b0/o II\t= 31,5\n- N\t= 28\nVersuch 3.\nEin kleiner Hund erh\u00e4lt um 9 Uhr Morgens Bohnen, mit Milch gekocht, um 10 Uhr gekochtes und rohes Fleisch! um 11 Uhr 0,5 gr., um 12 Uhr wieder 0,5 gr. Calomel und endlich um 1 Uhr Nachmittags zum drittenmal 0,5 gr. Calomel. Hierauf hat der Hund zwei fl\u00fcssige Ausleerungen von gr\u00fcnlicher Farbe. Um 3 >/4 Uhr wird das Thier gel\u00f6dtet und die Analyse ergiebt: Inhalt des Darmes halbfl\u00fcssig, schwach sauer reagirend, geruchlos. Nach vorg\u00e4ngiger Bearbeitung in der obigen Weise erh\u00e4lt man ziemliche Mengen Leucin und Tyrosin, aber auch hier gelingt es weder Indol noch Phenol nachzuweisen. Die Darmgase haben folgende Zusammensetzung:\n\u00d6 =\t-\nCOa = 43,4 \u00b0/o H\t= 30,73\u00ab\nN\t= 25,7 \u00ab\nIndem ich die Resultate dieser letzten drei Versuche zusammentasse, erlaube ich mir hierbei namentlich auf zwei lliatsachen hinzuweisen, die eingehendere Beachtung verdienen. Hierzu geh\u00f6rt 1) der Umstand, dass der Darminhalt Leucin und Tyrosin in ziemlich reichlicher Menge enth\u00e4lt und 2) dass in demselben solche Produkte der F\u00e4ulniss, wie Indol, nicht aufzufinden waren, w\u00e4hrend doch Brieger letzteren btoff in den Ausleerungen der Hunde fast niemals vermisste. In Uebereinstimmung damit fand auch Rad-ziewsky bei seinen Versuchen, die er in Bezug auf die drastische Wirkung des Calomel anstellte, dass hierbei die","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\nAusleerungen der Hunde stets Leucin und Tyrosin enthielten, ln dieser Hinsicht unterscheidet sich das Calomel, nach den Untersuchungen desselben Autors, in auffallende Weise von den anderen Abf\u00fchrmitteln, nach deren Gebrauch die beiden genannten Produkte in den Ausleerungen nicht aufgefunden werden k\u00f6nnen. Zur Erkl\u00e4rung dieses Umstandes bediente ..ich Radziew.sky einer, bis jetzt \u00fcbrigens noch durch nichts gest\u00fctzten Hypothese, der zu Folge durch das Calomel eine vermehrte Th\u00e4tigkeit der Bauchspeicheldr\u00fcse hervorgerufen und eine regere Verdauung eingelejtet werden soll; diesem letzteren Umstande sei es auch zu verdanken,-dass Leucin . und Tyrosin in gr\u00f6sseren Mengen wie sonst in den Ausleerungen gefunden werden. Dieselben Dinge lassen sich jedoch jetzt, nachdem wir oben die iaulniss- und g\u00e4hrungs-widrigon Eigenschaften des Calomel nachgewiesen haben, in viel einfacherer Weise erkl\u00e4ren; so kommt das Leucin und Tyrosin desshalb in gr\u00f6sserer Menge im Darminhalt vor, weil es bei Abwesenheit von F\u00e4ulnissprozessen, keine weiteren Ver\u00e4nderungen erleidet und in derselben Menge nachgewiesen werden kann, in der es entsteht. In denselben Umstanden ist auch der Grund f\u00fcr das Fehlen von Indol in dem Darminhalt unserer Hunde zu suchen, (Radziewsky fand \u00fcbrigens einige Male Indol). Was die Zusammensetzung der Darm-gase, die wir gefunden haben, betrifft, so enthalte\\ich mich jeder Schlussfolgerungen dar\u00fcber, schon im-Hinblick darauf, dass uns blos zwei diesbez\u00fcgliche Versuche zur Disposition stehen. Indem ich mich auf die Ergebnisse aller unserer Versuchsreihen st\u00fctze, erlaube ich mir folgende Anschauung auszusprechen:\nDie wohlth\u00e4tige Wirkung, welche das Calomel bei verschiedenen St\u00f6rungen im Bereiche der Magendarmfunktionen entfaltet, ist u. A. darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass sich dieses Mittel aseptisch und antiseptisch in Bezug auf die Darmcontenta verh\u00e4lt.\nOb das Calomel die F\u00e4higkeit besitzt, in der ganzen Ausdehnung des Magendarmtraktes in der einen sowohl,","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"1\n134\n\u25a0 \u2018\tI\nwie in der anderen der oben angedeuteten Richtungen zu wirken, oder ob nur in einer von beiden, das zu entscheiden, \u00fcberlasse ich anderen Untersuchungen.\nZum Schluss ergreife ich die Gelegenheit, dem Herrn Prof* Hoppe-Seyler \u00f6ffentlich meinen tiefgef\u00fchlten Dank auszusprechen f\u00fcr die Anleitung, die er mir im Laufe eines Jahres, w\u00e4hrend meiner Besch\u00e4ftigungen in seinem Laboratorium hat angedeihen lassen.\nLitt era tur.\n1)\tK\u00f6hler. Handbuch der physiologischen Therapeutik I87\u00f6.\n2)\tVolt. Ueber die Aufnahme des Quecksilbers und seiner Verbindungen in den K\u00f6rper. Augsburg 1857.\n3)\tHoppe-Seyler. Physiologische Chemie. Berlin 1881.\n4)\tL. Brleger. Ueber die fluchtigen Bestandteile der menschlichen Excremente. Journal f\u00fcr praktische Chemie, Bd. XXII.\n5)\tH\u00fcfner. Ueber ungeformte Fermente und ihre Wirkungen. Journal f\u00fcr praktische Chemie, Bd. X und XI.\nb) Leven. Dez gaz de l\u2019intestin gr\u00eale et de l\u2019estomac. Gazette m\u00e9dicale de Paris 1875.\n7)\tKlinkel. I eher die hei k\u00fcnstlicher Pancreasverdauung auftretenden Gase. Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in W\u00fcrzburg. Neue Folge. Bd. VIII.\n8)\tW. Paschntin. Ueber Trennung der Verdauungsfermente. Centralblatt f\u00fcr die medicinischen Wissenschaften 1872.\n9)\tK\u00fchne Ueber das Verhalten verschiedener organisirter und sog.\nungeformter Fermente, etc. Verhandlungen des naturhistorisch-medicinischen Vereins zu Heidelberg. Bd. I. 1877.\n10)\tB\u0153hm und Scheffer. Ueber den Einfluss des Arsens auf die Wirkung der ungeformten Fermente. Verhandlungen der physikalisch-tnedicinischen Gesellschaft zu W\u00fcrzburg. Neue Folge. Bd. III.\n11)\tBncholtz. Antiseptica und Bact\u00e9rien. Archiv f\u00fcr experimentelle Pathologie, u. s. w. Bd. IV.\n12)\tWernieh. Die aromatischen F\u00fculnissprodukte in ihrer Einwirkung auf Spalt- und Sprosspilze. Virchow's Archiv, Bd. 75.\n131 \u00dfnchheim. Beitrage zur Arzneimittellehre, Leipzig 1849.\n14) J. Radzlewsky. Zur physiologischen Wirkung der Abf\u00fchrmittel. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie 1870.","page":134}],"identifier":"lit16439","issued":"1882","language":"de","pages":"112-134","startpages":"112","title":"Ueber die Wirkung des Calomel auf G\u00e4hrungsprozesse und das Leben von Mikroorganismen","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:17:41.341050+00:00"}