Open Access
{"created":"2022-01-31T12:29:03.638099+00:00","id":"lit16440","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Meyer, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 135-138","fulltext":[{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"lieber Gentianose.\nVon\nArthur Meyer.\n(Der Redaktion zune^anKeu am 24. November. MM).\"\nDie Wurzeln von Gentiana lutea, pannonica, punctata, purpurea werden zur Gewinnung eines Enzianbranntweins benutzt, indem man die frischen, zerschnittenen Wurzeln in Wasser bringt, g\u00e4hren lasst und die Fl\u00fcssigkeit destillirt.\nDer relativ hohe Alkoholgehalt des Produktes liess annehmen, dass in den Wurzeln eine gr\u00f6ssere Menge g\u00e4hrungs-ndiiger K\u00f6rper zu finden sei. Da keine Starke und nur etwa f>% Oel in den saftigen Organen enthalten ist, war es wahr-\nscheinlich, dass der g\u00e4hrungsf\u00e4hige K\u00f6rper als Reservestoflf der Gentianaarten zu betrachten sei, und da es int\u00e9ressant schien, diesen etwas naher zu untersuchen, sammelte ich lin September eine kleine Quantit\u00e4t von Gentiana lutea und benutzte den frisch gepressten Saft1) zur Darstellung der in\ndemselben gel\u00f6sten, voraussichtlich zur Gruppe der Z\u00fcck\u00e9rarten geh\u00f6rigen K\u00f6rper.\nDer Saft wurde zuerst mit Volumen Alkohol, vpn ' 95\u00b0/o versetzt, und der dadurch entstandene geringe Niederschlag wurde abfiltrirt. Er bestand haupts\u00e4chlich aus einem durch Bleizucker f\u00e4llbaren, links drehenden Gummi und aus Proteinstof\u00efen. Die alkoholische L\u00f6sung wurde dann einer fractionirten F\u00e4llung durch Aether unterworfen. Der nach\njedesmaligem Zusatze des halben Volumens der vorliegenden, alkoholischen Fl\u00fcssigkeit an Aether erhaltene Niederschlag\n\u2018) Die Wurzel gab 50\u00b0/o Saft.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"13ft\nwill\u2019d** besonders untersucht. Im Ganzen wurde das F\u00fcnffache dos Volumens der alkoholischen Fl\u00fcssigkeit an Aether' zugef\u00fcgt.\nDie ersten Fractionen enthielten etwas Gummi, die letzten waren frei davon.\nDie Reductionsf\u00e4higkeit f\u00fcr Feh ling\u2019s L\u00f6sung war hei den ersten Fractionen am schw\u00e4chsten und nahm bei den successive!] Portionen der Fraction auch noch zu, nachdem dieselben kein Gummi mehr enthielten. Dagegen nahm die Drehung von der ersten bis zur letzten Fraction alln\u00fcilig ab.\nZur Reinigung des Gemisches h\u00e4tte ich nun Bleizucker anwenden k\u00f6nnen, doch benutzte ich absichtlich diese Methode nicht, da leicht durch dieselbe eine Ver\u00e4nderung der Kohlehydrate h\u00e4tte eintreten k\u00f6nnen.\nDie durch Aether gef\u00e4llten syrupartigen Niederschl\u00e4ge wurden vielmehr mit kochendem 95%igen Alkohol behandelt. Es blieb ein brauner R\u00fcckstand, welcher haupts\u00e4chlich aus Gummi bestand. Die L\u00f6sung war bedeutend weniger gef\u00e4rbt als die urspr\u00fcngliche Substanz. Derselben Behandlung wurde der Verdampfungsr\u00fcckstand der L\u00f6sung, welcher mit etwas Wasser zum Syrup verd\u00fcnnt war, nochmals unterworfen.\nDie dabei erhaltene alkoholische L\u00f6sung der Masse wurde unter einem Exsiccator \u00fcber Aetzkalk der Krystalli-sation \u00fcberlassen.\nNach einigen^ Monaten schieden sich Sph\u00e4rokrystalle aus. Diese wurden durch Umkrystallisiren aus weingeistiger L\u00f6sung \u00fcber Aetzkalk gereinigt, und die Substanz wurde so zuletzt in vollkommen farblosen, ziemlich grossen, doch leider zu dichten Gruppen verwachsenen T\u00e4felchen, welche trotz aller M\u00fche nicht in zur krystallographischen Messung tauglichen Ausbildung erhalten werden konnten, gewonnen.\nDurch l\u00e4ngeres Kochen der gereinigten alkoholischen L\u00f6sung konnten \u00fcbrigens sofort mikroseopische Krystalle der Substanz erhalten werden. Dieselben schieden sich w\u00e4hrend des Kochens pl\u00f6tzlich als hellgelbes Pulver aus.\nDie Mutterlauge der Krystalle lieferte beim Verdampfen einen Syrup, welcher nicht krystallisirte, stark reducirte und","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\nwenig drehte. Er schien, soweit die kleine Quantit\u00e4t, welche mir zur Verf\u00fcgung stand, ein Uriheil erlaubte, aus einem Gemisch des krystallisirenden K\u00f6rpers und dessen Invertzuckers zu bestehen.\nDer krystallisirte K\u00f6rper, den ich Geniianose nenne, zeigte folgende Eigenschaften.\t.\nDie vollkommen weissen Krystalle schmeckten kaum s\u00fcss. Sie l\u00f6sten sich sehr leicht in Wasser. Eine L\u00f6sung von 1 gr. der Substanz in 2 Cc. Wasser tr\u00fcbte sich .bei Zusatz von 20 Gc. absolutem Alkohol. Schmelzpunkt 210\u00b0 G.\nMit Hefe g\u00fchrt der K\u00f6rper sofort. Mit concentrirter Schwefels\u00e4ure zusammengebracht br\u00e4unt sich der K\u00f6rper wie Rohrzucker. Fehling\u2019sche L\u00f6sung wird durch denselben nicht reducirt. Die Elementaranalyse lieferte folgende Zahlen von einer Portion, welche einen Tag im Trockenschranke hei 100\u00b0 getrocknet worden war:\nII = 6,70%\nC = 43,30\u00ab\nund bei der Verbrennung einer anderen noch mehrmals unikrystallisirten Portion, welche zerrieben im trockenen Luftstrome bei 100\u00b0 getrocknet war:\nH = 6,66%\nG = 43,23 \u00ab\nDem\ngehen.\nK\u00f6rper ist demnach die Formel C36H\u00ae6081 zu\nGefunden :\nBerechnet :\nII =\t6,66%\nG = 43,23 \u00ab 0 = 50,11 \u00ab\nII = 6,04% G = 43,40 \u00ab O = 49,9 \u00ab\nDie Untersuchung der specifischen Drehung des bei 100\u00b0 G. gel\u00f6sten K\u00f6rpers ergab folgendes Resultat : L\u00f6sungsmittel : Wasser.\nConcentration 4:100.\nTemperatur: 17\u00b0 G.\nL\u00e4nge der S\u00e4ule: 200 mm.\nAblenkung 5,26\u00b0.\nDaraus berechnet (\u00ab)D = + 65,7.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nEin anderes Mal hatte ich kalt gel\u00f6st und eine Nacht \u00fcber stehen gelassen. (a)i, fand ich dann unter sonst gleichen Bedingungen = + 33,30. Leider konnte ich wegen Mangel an Material keine weiteren Versuche machen, um den Grund dieser Differenz aufzukl\u00e4ren. Vielleicht besitzt die Gentianose Birotation.\nBeim Erhitzen der Gentianose mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure entstand ein reducirender und linksdrehender, mit Hefe leicht g\u00e4lirender K\u00f6rper.\nDie Gentianose wurde in 25 Theilen Wasser gel\u00f6st. 2% der angewandten Gentianose an SO4 II2 zugesetzt und die L\u00f6sung im zugeschmolzenen Rohre auf 100\u00b0 G. erhitzt.\nDie Inversion war in zwei Stunden beendet.\nAls mit Baryt die Schwefels\u00e4ure entfernt war, blieb ein farbloser, s\u00fcsslichor Syrup zur\u00fcck. Bei 18\u00b0 C. und der Concentration 4, in massiger L\u00f6sung, war (\u00ab)u = 20,2. Die Drehung nahm beim Erw\u00e4rmen der L\u00f6sung ab. Die Reduc-tionsfahigkeit des Syrups f\u00fcr Fehl ing'sche L\u00f6sung war gleich der des Traubenzuckers. Zur Krystallisation konnte ich den Syrup nicht bringen. Wegen Mangel an Material konnte ich den Invertzucker , nicht weiter untersuchen. Vielleicht liegt ein Gemisch von L\u00e6vulose uiid Dextrose vor; Drehung und Reduction sprechen f\u00fcr diese Annahme. Nach allen mitgetheilten Daten scheint die Gentianose dem Rohrzucker nahe zu stehen.\nEinen Theil der Arbeit habe ich im Laboratorium des Herrn F. Muse ul us ausgef\u00fchrt, und sage Herrn Mus culus f\u00fcr seine Freundlichkeit hier meinen Dank.\nPharmaeeutisches Institut der Universit\u00e4t Strassburg,\n20. November 1881.","page":138}],"identifier":"lit16440","issued":"1882","language":"de","pages":"135-138","startpages":"135","title":"Ueber Gentianose","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:03.638104+00:00"}