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{"created":"2022-01-31T13:13:56.850228+00:00","id":"lit16451","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cramer, Traugott","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 346-385","fulltext":[{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"Die Ern\u00e4hrungsweise der sog. Vegetarier, vom physiologischen Standpunkte aus betrachtet.\nVon\nDr. Tran\u00e7ott Cramer.\nNeuem und mit Nachdruck auf die Tagesordnung gebracht\noder \u00abnaturgem\u00e4sse\u00bb, auch als \u00abvern\u00fcnftige\u00bb Lebensweise,\u00ab\nlisehen Elementes, oder infolge der Beurtheihmg der Sache vom Standpunkt der \u00abVernunft\u00bb und der reinen Erfahrung entstanden.\nMan w\u00fcrde fernerhin auch irren in der Annahme, als hielten alle Vegetarier genau dieselbe Lebensweise inne. Vielmehr verwerfen die Einen grunds\u00e4tzlich alle Genussmittel, wie Thee, Wein, Tabak, Katlee etc., w\u00e4hrend Andere solche zulassen; diese rechnen die animalen Producte Ei und Milch zu den Vegetabilen, Nahrungsmittel, welche von Andern verp\u00f6nt werden. In Einem laufen jedoch alle Richtungen dieser Di\u00e4t zusammen, n\u00e4mlich in dem v\u00f6lligen Verzicht auf Fleisehgenuss.\nDie Frage, ob der Mensch ohne Sarkophagie leben k\u00f6nne, ist, wie gesagt, hier mit grosser Lebhaftigkeit auf-","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"347\ngenommen und bejaht worden. Infolge dessen gedielt auf diesem Gebiet eine \u00fcppig aufschiessende Vegetarier-Literatur, \u00fcber deren Quantit\u00e4t man .nicht klagen kann. Mit wahrer Leidenschaft bem\u00e4chtigte man sich, wo man sich irgendwie dazu berufen glaubte, der Sache und schrieb B\u00fccher und Broch\u00fcren zu Gunsten der \u00abnaturgem\u00e4ssen\u00bb Di\u00e4t;\nLeider enth\u00e4lt diese apologetische Literatur viel pers\u00f6nliche Polemik und tr\u00e4gt vielfach den Stempel der Unduldsamkeit gegen alles, was nicht Vegetarismus isL\nDieselbe charakterisirt sich zwiefach: Der bei weitem gr\u00f6ssere Theil floss aus der Feder von Laien und entnimmt seinen Inhalt meist aus den Schriften der andern Kategorie.\nDen dennoch dabei f\u00fchlbaren, aber begreiflichen Mangel an sachgem\u00e4sser Kenntniss sucht man dann durch eine um so leidenschaftlichere Darstellung zu ersetzen.\nDieser Theil der Literatur bietet daher keine Anhalts-pimkto f\u00fcr eine wissenschaftliche Ber\u00fccksichtigung.\nDer andere, ungleich sparsamere Theil derselben, kann . liier allein in Betracht kommen, insofern er wenigstens einen Versuch erkennen l\u00e4sst, die Frage der vegetarischen Di\u00e4t auf wissenschaftliche Weise zu beantworten.\nMit welchen Mitteln sucht man nun hier das R\u00fclhsel zu l\u00f6sen?\t^\nDerjenige, dessen Untersuchungen wiederum Anderen zur Basis und dessen Schl\u00fcsse ihnen zur ergiebigen Fundgrube {.'\u2022\u25a0worden, und welcher wohl die objectivsten Angaben macht, i>t der amerikanische Physiolog Sylvester Graham.1)\nVon der Meinung ausgehend, die Gewohnheit sei die einzige Autorit\u00e4t, auf welche die omnivore Auffassung, des Menschen sich st\u00fctze, will er die di\u00e4tetische Natur des Men-^lien lierleiten aus den Resultaten der vergl. Anatomie, zu-\u00abmunengohalten mit den Ergebnissen der physiologischen\nWirkung der thierischon und der pflanzlichen Nahrung beim Menschen.\n\u2019) Sylvester Graham. Die Physiologie der Verdauung und Ern\u00e4hrung in gesunden mul kranken Tagen, mit besonderer Beziehung auf F]*>is\u00ab\u2018h- und Pflanzenkost. Deutsch von Woilshtiuser, Gothen' 1*80.","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nGewiss ein richtiger Gesichtspunkt! Leider aber besteht der so nachdr\u00fccklich geforderte \u00abphysiologische\u00bb Bcweiss nicht etwa in Versuchen dar\u00fcber, inwieweit die animale, in wieweit die vegetabile Kost vom menschlichen Organismus verwerthet werden k\u00f6nne, sondern in der rein naturphilo-sophisclien Betrachtung und speculativen Er\u00f6rterung, dass animale Nahrung, nicht in dein Grade wie zweckm\u00e4ssige Pflanzennahrung zu gesundem Wachsthum, vollkommener Entwicklung zu Symmetrie, Sch\u00f6nheit und Geschmeidigkeit, zu andauernder Kraft, gleichmassiger Gesundheit und hohem Alter des menschlichen K\u00f6rpers, ebenso wenig zur Sch\u00e4rfe und Vollst\u00e4ndigkeit der einzelnen Sinne und zur Beth\u00e4tigung der geistigen und sittlichen Kr\u00e4fte und Anlagen f\u00fchre\u00ab. Und dieser Befund wird nicht auf Grund einer umfassenden Statistik, sondern aus Hinweisen auf Beispiele aus dem Leben einzelner Individuen oder ganzer V\u00f6lker gehoben, ohne dass f\u00fcr die angezogenen Beispiele eine genaue Quellenangabe gew\u00e4hrt wird.1)\n') Anmerkung. Es folgen hier einige diesbez\u00fcgliche Beispiele -1. c. pag. SV). \u2014 So sagt Graham: \u00abDie alten Bewohner Griechenland mul Bolus und \u00fcberhaupt Europas lebten last ganz von Pllaiizenn.ihiung. Die sprichw\u00f6rtliche, di\u00e4tetische Einfachheit der Spartaner war keines\u00ab l\u00bblos Sparta oder Griechenland eigen, die R\u00f6mer ermuthigten zur IMlan/m-di\u00e4t nicht nur durch Privatbeispiele und durch die Lehren vieler ihrer gr\u00f6ssten M\u00e4nner, sondern auch durch ihre Nahrungsgesetze, welche um sehr wenig Fleisch, sonst aber ohne Beschr\u00e4nkung alle NahrungenImi erlaubten, welche die Erde, die Str\u00e4ucher und B\u00e4ume lieferten\u00ab.\nWeiterhin: \u00abDie Bewohner des heutigen Europa leben gr\u00f6ssten theils von den unmittelbaren Erzeugnissen des Pflanzenreiches. Die Landleute von Norwegen, Schweden, D\u00e4nemark, Polen, Deutschland, der T\u00fcrkei, Griechenland. Italien, der Schweiz, Spanien, Frankreich, Portugal. England, Schottland. Irland und einem bedeutenden Theile Russland; leben haupts\u00e4chlich und viele von ihnen g\u00e4nzlich von pflanzliche! Nahrung*. Und, um noch ein Beispiel anzugehen: \u00abZwei Drittel In* drei Viertel der ganzen Menschenfamilie haben in allen Zeitperioden, vun ihrem ersten Auftreten bis auf den gegenw\u00e4rtigen Zeitpunkt, ganz \u00abIw fast ganz von Pflanzenkost gelebt und sind immer, wenn ihre Nahrung mittel im Ueherflnsse und in guter Beschaffenheit vorhanden, und ihr-1 \u00fcbrigen Gewohnheiten in jeder Beziehung die richtigen waren, in all'i physiologischen Interessen ihrer Natur, wohl erhalten und gut ern\u00e4hr* worden*.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"340\nWie ber\u00fchrt doch Graham in der Beurtheilung der Zusammensetzung der Nahrungsmittel die heutige Auffassung! Er verwirft jene Richtung der Chemie, welche den Organismus als ein Laboratorium ansieht, und er verlangt, dass der physiologische Chemiker nicht die anorganische Analyse der Nahrungsmittel als Anhaltspunkt gelten lassen, sondern durch Versuche am Menschen die Verdaulichkeit der einzelnen Be-stamlttlieile festzustellen suchen soll, da uns die reine Chemie liber viele Vorg\u00e4nge im Verdauungsprocess im Dunkeln lasse. Aber diese Untersuchungen beschr\u00e4nken sich auf allgemeine Aeusserungen \u00fcber \u00abnahrhafte, verdauliche\u00bb Stoffe:und lassen uns \u00fcber die Ausweichung der einzelnen Nahrungsmittel ganz im Lnklaien. Graham seihst hat noch keinen Begriff von iKt f\u00fcr den Unterhalt des K\u00f6rpers n\u00f6thigen Nahrungsmenge. Er redet von \u00abzuviel\u00bb und \u00abzuwenig\u00bb, von \u00abunmassig Essen und 1 rinken\u00bb, von \u00abrichtiger Menge geh\u00f6rig zubereiteter Kost etc.\u00bb und kommt zu dem Resultate, dass \u00abjedes indi-vidium sich auf die kleinste Menge von Nahrung beschr\u00e4nken m\u00fcsse, welche es nach sorgf\u00e4ltiger Pr\u00fcfung, * l\u00e4ngerer Erfahrung und wiederholter Beobachtung als den Nahrungsbed\u00fcrfnissen seines K\u00f6rpers v\u00f6llig entsprechend findet\u00bb.\nDas sind lauter theoretisch sehr richtig klingende, praktisch jedoch kaum verwerthbare Bemerkungen, ohne-\u00bb ine einzige zifferm\u00e4ssige Angabe. Was soll ein Mensch, der nach diesen Vorschriften leben will, tliun, wenn, wie Graham\ndi,\u2018 Begulirung der Nalirungsrpiantit\u00e4t durch den Appetit ;,,U:in ,,K\u2018isl Zuvielesserei im Gefolge hat und der Mensch \u00bbln\u00bbh lediglich aut j\u00ab*nen als index angewiesen ist? OderAv\u00e0s so,l<in 1,li! den genannten Maximen die Verwaltungen ge-'clilossener Anstalten anfangen, in denen es sich um lier-dcliimg einer physiologisch richtigen Kost handelt, f\u00fcr eine mos.se Masse von untereinander im VerdauuUgs- und Er-\"abnmgspunkt mehr oder Weniger erlieblieh abweichende Individuen? Eine rationelle Kostbereitung ist nach Graham s Ligrln ein Ding der Unm\u00f6glichkeit.\nZwei andere amerikanische Autoren, florseiI und","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nTrail1), wollen den di\u00e4tetischen Charakter des Menschen ableiten aus der \u00bbvergleichenden Anatomie, der chemischen Analyse der Nahrungsmittel, der menschlichen Physiologie, der Empirie von Nationen und Individuen und endlich aus den Forderungen der Ilaus- und National\u00f6konomie, sowie der Nothwendigkeit einer geistigen und moralischen Erhebung des Menschen\u00bb.\nUnsere Erwartungen werden aber get\u00e4uscht, wenn wir in dem \u00ab physiologischen Beweis \u00bb mehr als die bei don Vegetariern landl\u00e4ufigen Bemerkungen \u00fcber Verdauungslieber, beschleunigten Puls der Garni voren, gr\u00f6ssere Kraf t und Ausdauer des Vegetariers etc. suchen. Aelmliche, daher nicht weiter der Er\u00f6rterung bed\u00fcrfende, Reflexionen giebt Leos2). Von allen bis dahin erschienenen Arbeiten bringt die von Dock3) die besten physiologischen Anhaltspunkte. Nachdem, derselbe den Fall der Liebig\u2019sehen Auffassung mit Freude begr\u00fcsst, welche das Eiweiss bei der Arbeitsleistung und im Muskelansatz seine hervorragende Bedeutung finden l\u00e4sst, st\u00fctzt er sich vornehmlich auf die Untersuchungen von Voit. Nach dessen Theorie verbleibe eine grosse Menge des resoi-birlen Eiweisses im Lymphstrome aufgel\u00f6st als circulirencl\u00ab > Eiweiss. Dieses habe grosse Neigung zur Zersetzung sowohl bei sehr bedeutender als bei sehr geringer Eiweisszul\u00fchr. Dazu werden K\u00fcster\u2019s Bemerkungen citirt, wonach die Voit\u2019schen Befunde die Zufuhr grosser Mengen Eiweisses mindestens unn\u00f6thig machten. Da nach V o i t Zusatz von\num so sicherer und dauernder bef\u00f6rdere, wenn nicht zuviel N-haltige Nahrung gegeben werde, so resultire hieraus, dass die gemischte Nahrung d. h. ein Ueberwiegen der Fette und Kohlehydrate f\u00fcr den K\u00f6rperaufbau und die Erzeugung lebendiger Kraft am zweckm\u00e4ssigslen sei.\n') Horscll-Trail, die di\u00e4tetische Frage, Berlin. Grieben 1 SSI.\n*) Le es. Die Ern\u00e4hrung des Menschen. Gekr\u00f6nte Preisschrift Berlin, Grieben 1881.\n*) Dock. Die sittliche und gesundheitliche Bedeutung des-Vegetarismus. St. Gallen, Zollikofer 1878.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"851\n.*\nDiese Er\u00f6rterungen w\u00fcrden indess erheblich an Werth gewinnen, wenn an Stelle der ungenauen Quautitfitsbestim-niungen zifferm\u00e4ssige Ausdr\u00fccke aus den bekannten Er-n\u00e4lirungsversuchen von Voit u. A. getreten w\u00e4ren.\nEndlich, um noch dies eine zu erw\u00e4hnen, macht Dock auf die Berechnungen von Schneider in der franz\u00f6sischen Ackerbauzeitung aufmerksam, nach welchen die f\u00fcr den Menschen n\u00f6thigen 25 (?) Gramm Stickstoff in 540 gr. Bohnen f\u00fcr 20 Ctms., in 1,08 Kilo Fleisch f\u00fcr Francs 2,70 enthalten sei, was doch gewiss f\u00fcr die vegetarische Di\u00e4t spreche. \u2014 Aber wir vermissen dabei die Ber\u00fccksichtigung der so ganz verschiedenen Auswertung des animalen und des vegetabilen Eiwcisses; ein Fehler, in welchen auch Leonhardt liaitzer1) verf\u00e4llt, indem er ebenfalls die Kenntniss der chemischen Zusammensetzung der Nahrungsmittel f\u00fcr ausreichend h\u00e4lt, um unter ihnen die auszuw\u00e4hlen, welche am besten im Stande sind, unsern Organisnus zu entwickeln Und zu erhalten. Wie wenig dies gen\u00fcgt, das werden wir im Verlauf unserer Darstellung noch zu er\u00f6rtern Gelegenheit haben.\t-\t.\nZuletzt sei nun noch eine Arbeit erw\u00e4hnt, in welcher eine Engl\u00e4nderin, Mrs. Algernon Kingsford,2) Dr. m\u00ebd., ^ieh die Aufgabe stellt, den Vegetarismus vor der Pariser Facilit\u00e2t zu verteidigen.\nNeues bringt diese, \u00fcbrigens klar durchdachte und durch\u00bb \u25a0sichtig geschriebene Arbeit ebenfalls nicht bei.\nDie Anatomie und die Organisation des Kdrpers, der nat\u00fcrliche Instinct des Menschen, wie er in der. Gewohnheit \u20221er gr\u00f6ssten V\u00f6lker des Alterthums und in individuellen Erfahrungen der Neuzeit zu Tage trete, beweise, dass der Mensch gesund und stark leben k\u00f6nne, ohne Fleisch zu verzehren.\n) Le on har dt Baltzer. Di\u00ab* Nahrungs* und (lenussmit-tel des Manschen in ihrer chemischen Zusammensetzung und physiologischen L\u2019detitung. Nordhausen, F\u00f6rstemann 1S74.\nJ) Mrs. Alg. Kings ford. Die Pflaiizennahrung hei nr Menschen.\nUraldissertation. Deutsch von Aderholdt. Rudolstadt 1881 Hartung 'ind Sohn.\t\u25a0\nZeitschrift f. physiol. Cherni\u00ab, VI.\t2i","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nDamit stimmten auch die Resultate chemischer Analyse \u00fcberein. Es folgen dann Analysen der Nahrungsmittel, welch*-die \u00abN ali r wert he\u00bb angeben sollen in Gestalt des Gehaltes an N, N-freien Verbindungen, Salzen und Wasser. Aber die Verfasserin begeht denselben Irrthum wie Baltzer und Dock, indem auch sie diese Wer the unmittelbar f\u00fcr den Organismus g\u00fcltig annimmt, w\u00e4hrend doch schon Sylvester Graham diese rein chemische Auffassung desselben so streik verp\u00f6nte.\nSomit ergiebt sich das in der diesbez\u00fcglichen Literatur angesammelte Material als noch unzureichend f\u00fcr eine physiologisch zul\u00e4ssige Beurtheilung der vegetarischen Di\u00e4t in den besseren Kreisen des Vegetarier.\nWir glauben nun, dass man zu diesem Behuf \u00fcberhaupt einen principiell andern Standpunkt annehmen mus-, n\u00e4mlich den des physiologischen Experimentes, in \u00ab1er Gestalt, wie es von Voit in die Wissenschaft eingef\u00fchrt worden ist, n\u00e4mlich des Ausn\u00fctzungsversuches und der Feststellung dessen, was und wie viel der \u00ab Vegetarier aus eigener Wahl\u00ab geniesst, der im Gegens\u00e4tze zum Armen nicht gezwungen ist, die billigste, massige Kost zu verzehren, sondern der in der That m\u00f6glichst gut und vollkommen die Auswahl aus den vegetabilen Nahrungsmitteln treffen wird.\nDenn allein dadurch, dass wir wissen, wie viel wir eiu-f\u00fchren m\u00fcssen, um eine bestimmte Menge zu verdauen und dem Organismus zuzueignen, kommen wir erst in die Lago, eventuell ein wissenschaftlich berechnetes Regime als praktisch brauchbar zusammenzustellen.\nDiese Forderung, die man doch als das Ideal unser** Ern\u00e4hrungsphysiologie bezeichnen darf, ist allerdings nodi weit von ihrer Erf\u00fcllung entfernt, indess n\u00e4hern wir un-letzterer doch in dem Maasse, als wir die that s\u00e4chliche Abnutzung sowohl einzelner Nahrungsmittel wie ganzer, nach Wahl combinirter, Kosts\u00e4tze zum Gegenst\u00e4nde experiment* Hei Untersuchung \u2014 am Menschen \u2014 machen.\nIn dieser Weise haben wir nun das vorliegende Tlo-ma in Angriff genommen.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Unser Versuchsmann ist h\u00f6herer Beamter; im 64. Lebensjahre stehend und bereits seit 11 Jahren Anh\u00e4nger der vegetarischen Lebensweise. Letzteres Moment beseitigt den etwaigen Entwurf, dass ein f\u00fcr den Versuch nicht geeignetes Individium gew\u00e4hlt worden sei.\tV\nSeine vegetativen, speciell die Darm-Functinnen, sind seit Jahren in voller Ordnung und unser Mann .vermag seinen 'Beruf, welcher ihn sowohl im Bureau sitzend besch\u00e4ftigt als iiucli und zw ai ziemlich h\u00e4ufig auf zum Thell anstrengende Heison f\u00fchrt, voll und ganz vorzustellen.\nUnser Versuch wurde auf :V aufeinanderfolgende Tage derartig vertheilt, dass derselbe die Zeit von 0Uhr fr\u00fch des ersten bis G1/* Uhr fr\u00fch des 4. Tages umfasste.\nDas von unserem Manne Genossene wurde in jeder Mahlzeit gewogen und der Analyse unterworfen. Die bei der Zusammenstellung der Speisen verwendeten Substanzen wurden direct abgewogen, in dem Falle aber, wo der Ver-uelisinann am Familientische participate, von der Fainilien-\n|iorli\u00b0n aus aut die vom Versuchsmann verzehrte Portion 1h reel inet.\nVon dem verzehrten Grahambrode wurde zur Analyse vun der Portion des ersten Tages genommen mid die daf\u00fcr gefundenen analytischen Werthe auf die andern Tage \u00f6ber-Iragen. Bei der Analyse kam es haupts\u00e4chlich auf die Bestimmung des Eiweissgchalles an und zwar wurden die zugeh\u00f6rigen ^Bestimmungen nach der Will-Varrenlrapp-5-ctien Methode ausget\u00fchrt. Als Fettgehalt wurde das Gewicht \u25a0les Aetherextractcs angenommen, die Kohlehydrate wurden, ;l;l in '1er Pflanzennahrung einen sehr, \u00fcberwiegenden flieil ausmachen, indirect berechnet als Differenz zwischen 'lern Gewicht der Trockensubstanz in tolo und der Summe aU\u00e4 Eiweiss, Fett und Asche, da auch, wie spater gezeigt \u00bbird, die Auswahl der Speisen von der Art ist, dass sie sehr \"\u00e7mg Cellulose enth\u00e4lt und die Kohlehydrate der Nahrung ' \"io reine Starke verdaulich waren.\t\u2019\nJode Speise wurde fr\u00fch im verschlossenen ft laisse Irans-, l'orliH und d\u00fcnn die Wasserbestimmung des Ganzen gemacht.","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nDer Koth der 3 Versuchslage wurde ebenso behandelt, dann zusammengestossen und geh\u00f6rig gemischt. Von den gepulverten, trockenen Substanzen wurden dann die Proben zu den Analysen entnommen.\nDie Zahlen f\u00fcr Eiweiss wurden erhalten als das 6,25-fachv des N-Gehaltes.\nDieselbe Analyse erfuhren die F\u00e4ces; im Harn wurde der N, die Phosphors\u00e4ure und der Harnstoff bestimmt.\nEs sei nun gestattet, hier noch die Methode zu er\u00f6rtern, nach welcher die dem 3-t\u00e4gigen Versuche ungeh\u00f6rigen F\u00e4res gewonnen wurden. Nach einigen Vor versuchen die auf Herrn Prof. Hof man ns Vorschlag miPzerstossener Holzkohle verschiedener Korngr\u00f6sse ausgef\u00fchrt worden, erwies sieh schliesslich als vorz\u00fcgliches Mittel, den Koth innerhalb des Darmes kenntlich abzugrenzen, reiner, amerikanischer Petrol-\nruss, sowie er zur Herstellung der Druckerschw\u00e4rze verwendet wird. Von dieser Substanz, welche sich durch grosse Leichtigkeit , ausserordentliche Feinheit des Kornes, absolute Geschmacklosigkeit und intensives Tinctionsverm\u00f6gen auszcieliuet und dabei den Darm passirt, ohne die geringsten Reizerscheinungen zu verursachen, von diesem Russ erhielt unser Versuchsmann in das Fr\u00fchst\u00fcck des ersten Tages 1,0 Gramm in zwei in Oblate eingeh\u00fcllten Portionen, welche durch einen Schluck Milch vollends hinunter gesp\u00fclt wurden.\nAuf diese Weise wurde die den Beginn des Versuche* umfassende Nahrung v\u00f6llig schwarz gef\u00e4rbt und es erschien der intensiv gef\u00e4rbte f\u00e4cale Rest des Fr\u00fchst\u00fccks vom ersten Tage in deutlicher Absetzung gegen die normale Farbe th\" vorangegangenen Kothes.\nDieselbe F\u00e4rbung wurde mit dem Fr\u00fchst\u00fcck des 4. Tage-vorgenommen, so dass von dem zuerst erscheinenden, gef\u00e4rbten Koth (inclusive) an bis zu dem n\u00e4chsten gef\u00e4rbten (exclusive) s\u00e4mmtliche F\u00e4ces als zu dem 3-t\u00e4gigen Versuch\u00ab\ngeh\u00f6rig aufgesammelt werden konnten.\nDie Trennung des gef\u00e4rbten vom nicht gef\u00e4rbten Kolli machte sich leicht auf einer langen Fischsch\u00fcssel (von -piren","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"355\nI\n! \u00bb\u20141 Meter L\u00e4nge), welche der Versuchsmanh -- der besseren (l'hersiclit wegen \u2014 w\u00e4hrend der Dcf\u00e4cation mit gleich- -massiger Geschwindigkeit unter sich entlang zog.\nDer Koth zeigte normal weiche Consistenz und nicht die geringsten Spuren etwelcher Darmreizung, Der Harn wurde in der Weise gewonnen, dass kurz vor G'/a Uhr fr\u00fch , der ganze in der Blase befindliche Harn und ebenso genau vor (> V2 Uhr fr\u00fch nach 2, 3 Mal 2 t Stunden der letzte Harn ausgepresst und f\u00fcr jeden Tag getrennt aufgesammelt wurde.\nSoviel \u00fcber die Methoden unserer Untersuchung.\nTabelle I.\nEs wurden g-enosseii :\nX a h r u n g. 1 ' /\tf-* c \u00a7\u00a3\t= \u00a3 \u2018Z \u201c\t7. ~ cs\t1 Trockensubstanz. J \u2022\tX\ti \u2022,! irz 5 \u25a0\tI js e; t* X c Cd <\toj \u2022g-'\u00ab 'o T3 14 >\u2018 \u25a0 \u00c4, ;\t^ . * C* - \u00d91 \u25a0 <\nWasser\t 1 T-.w. Milch\t \u201ei,, n> : Sebrotbrod . . . Aepfel\t\t205.0 480.0 143,7 74,2\t205,0 430,97 57,77 04,33\t49,01 80,23 9,8ti\t1,92 1,42 0.04\t12,00 8,90 0,25\t13,10. 1,20 1,42\t20,73 74,80 7,22\t3,36 1,45 0,98\n' Morgen-Summe\t902,9 ! 818,07\t\t145,loi 3,38\t\t21,15\tJ 5.72 ! 102,751 5,79\t\t\nCaeao-Suppe . . ii-h . Kartoftclpufler . r Heidelbeeren . . Schrothrod . . .\t400.0 394.0 184.0 59,0\t320.40 242,70 143.41 23,70\t73.00 151,30 40.00 35,33\t2,32 1,50 0,13 0,58\t14,48 9,37 0,81 3,64\t11,32 39,95 0,49 0,40\t43,68 92,41 38,72 30,04\t4,12 9,57 0,38 0,59\nMittags-Suunne\t1037,0\t730,21\t300,83\t4,53\t28,:u)\t52,16\t205,45 ! 14,60\t\n-, \u2022 \u2022 Himbeersalt\u2018J .\t480,0 108,5\t338,0t 87.14\t141,36 81,30\t\t21,88:\t6,81\t107,71 81,36\t4,65\ni Abends-Summe 1 648,5\t\t425,78\t222,72; 3,50\t\t21,88\t0,81\t189,07 | 4,65\t\nTages-Summe . 2648,4\t\t1980.00\t068,65 lf,41\t\t71,33\t74,69 !497,27\t\t25,10.\n1 ) Der Himbeersaft behielt itn Trockenschranke, aucln als er kein Wasser |,*\u2018ir verlor, eine z\u00e4hfl\u00fcssige Consistenz, so dass sowohl auf die- Bestimmung des 1 enthaltenen N wie des Fettes verzichtet ward lind die Trockensubstanz\naIs Kohlehydrate aufgefasst wurde, wobei indess ein erheblicher Fehler nicht tiuclit wird.\t;\t'\u2022","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"Es wurden genossen:\n1 \u25a0 ! i\t! :\ti N a h r u n g. .\t\u25a0\t. I \u2022 g P w .\tDarin Wasse r.\t\u2022 L N J 1 A\t** \u00a3 1\tx\t0 . oi Z 3 \u00ae -Sw !M 3 W\tmm w JZ & ' W\u00bb mmi O) * Z w\t1\t\u00bb \u00ab\u2022 mm*\t* \u00bb\tm 0\t*5\t; u\ti-\t<\ni II. Tat.'. Morgens\tWasser ..... Milch ...... Sehrotbrod . . . Aepfel ..... i\t230.0 400.0 110.0. 145.0\t230,0 433,89! 50.17 120.58\t50,10 83,83 10,41\t2,30 1,3S 0.07!\t14,40 8,05 0,15 1\t14.89 0,05 2,79\t23,03 72,<1 li u,a t|\n>\tMorgeu-Summe\t1005.\u00ab\t840,04 [ 159,31\t\t3.751 23,50\t\t18.03 100.07 ; v\t\n1 j Mittags \u2022 \u2022 \u2022 \u2022\u2022 \\: \u2019\u2019\t. j i\tErbssuppe . . . Kartoffelbrei . . Scbiiiorptlaiiinen Sehrotbrod . . . \u2022\t081.0 207.0 252.0 01,0\t551,27 232,21 137.20 2 t. 17\t12'. *,70 04.70 114,81 30.52\t3,54 1,01 0,35 0.00\t22,13 0.30 2,20 3.77\t10,01 2.94 0,83 0,41\t70,:;n u.:-: 40.7:, 108,tiii 31,7ti 'v;\n\tMittags-Summe\t1201.0, 945,15, 345.70 5,50\t\t\t\t34,40 20,70 j200,lt i\u00df\t\t\nij Kolbe' Gr\u00fctze . ! 5011.0 1 ,*585.41; 1851,5\u00ab \u00bb.\t, :] Sehrotbrod . . . i 71,5 28,G\u00f6J 42,81 Vanille Sauce . ! 354,01 282.99 71,01 [j Wasser \u00bb ...\t250,0 ! 25(MH)j \u2014\t\t\t\t\t0.17 0,71 1,08\t1,10 4,12 12,40 ~\t0,34 0,48 7,47\t180.51 li. 37.lt I: 48,D 2V\nij Abends-Summe 1214,*\u00bb \u2018.*47,11 297,38| 2,8o| 17,02\t\t\t\t\t\t\t8.29,205,m;\t\n;\tTages-Summe . .\u20185541,4 2738,00 1802,48 12,11| 75.82 | 47.71\t\t\t\t\t\t\t042,2t\n\u00bb 111. Tay. Morgens \u2022V' : :\t\u2022\u2022 ;\t\u2022Wasser\t Milch\t ; Sehrotbrod . . , j Aepfel .....\t240.0 500.0 130,5 01.0\t240.0 445.00 54,76 52.80\t54,10 81.73 8,11\t2,25 1,35 0,03\t--- 14,05 8.43 0,10\t15,15 0,03 1,16\t21,20 70.80 l.:> 5.0.)\n\tMorgen-Summe J 037,5\t\t703,55\t143,04! 3,03\t\t22,07 j 17,24\t\t98.nl\n7 Mittags\tHalergrfitzsuppe Spinat t mitJ . . Eiein ...... Apfelmus ... i Sehrotbrod . . .\t274.0 200.0 108,0 207,0 5d,0\t! 249,94 238,40 70,87 100.78 22.00\t24,00 0,41 57,54 1,51 28,13! 2,35 70,221 0.10 32,03j 0,54\t\t! 2.55 9,44 li), 1 i) 0,1*9 3,40\t! 5,58 ! 2.33 11,77 r,oo5 0,37\t13,07 bl 38.57\t'b - M \u2019 08.3s n.v; 28.57\n;J Mittags-Summe lOOO.O\t\t\t! 787,11| 212,88 4,07 31,53\t\t\t\t1 20,055\t'140,10 118\n! Milcii ...... Abends j Schrothrod . . . Heidelbeeren . .\t\t1 530,01 470,8t i j 110,5\t44.33 j 113,0 ; 88,07\t\t50,14' 2,12! 13.25 i 0G,17| l.lOj 0,83 ! 24,031 0,08, 0,40\t\t\t12,72 0,09 <*.30\tj 21.Io \u00abti i 57.30 rjl 1 23,81\njj Abends-Summe\t\tt *\u2022\u25ba4) * , 4 53,;\u00bb\t012.20\ti 141,24\t3,30 20,57\t\t13,11 j 102,33 - H\t\nj| Tages-Surnme . j 2091,0\t\t\t2102,02\t408,00 11.0(\t\t\u00bb 74,77 ] 50,405 349.^ i\u00e4\t\t\nWenn wir nun in Folgendem daran gehen, an der Hand unseres Versuches diese Di\u00e4t einer Beurtheilung zu unterwerfen, so m\u00fcssen wir bei jeder andern, so auch bei","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"ilir^T Kost, wie J. Hof mann angegeben hat, drei Gesichts* jiinikte im Auge behalten, nach welchen unsere Kritik zu ordnen sein wird. Diese sind folgende:\nI.\tDielet die von den Vegetariern empfohlene und -ein-gehallene Kost die noth wendige absolute N\u00e4hrst offmen ge?\nII.\tErf\u00fcllt dieselbe die Bedingungen eines g\u00fcnstigen Vormund Volum Verh\u00e4ltnisses?\nHl. Wie ist sie ferner vom \u00f6konomischen Standpunkte aus zu beurthoilen ?\nZun\u00e4chst ist also die Frage zu erledigen, ob die Vorliegende Kost die nothwendige absolute N\u00e4hrstoff-ineiige (larbietet.\nDen f\u00fcr den Durchschnittsmenschen notliwendigen t\u00e4glichen Xahrungsbedarf hat Voit, wie bekannt, zu folgenden ouanlil\u00e4ten ermittelt :\nv . .... .\u2022 \u2022 \u25a0\nvon Eiweiss . ...\t11k\tgr\n\u00ab Fett. ..... 5G \u00ab\n\u00ab Kohlehydrate. . , 500 \u00ab\nWie verh\u00e4lt sich nun in diesem Punkte unsere Ko.st?. Werfen wir einen Blick auf die folgende Tabelle. Dip-'<11)0 giebt uns die Analyse der von unserem. Mann that-\u00e4cltlich verzehrten Quanten.\t.\nSomit betrug in der Nahrung unseres Mannes der durchschnittliche Gehalt an\tv\t*\nEiweiss . . .\t.\t.\t73,97\tgr.\nFett . . . .\t.\t.\t57,00\t\u00ab\tu.\nKohlehydraten .\t.\t.\t490,29\t\u00ab\nwio man aus folgender Tabelle ersieht :\nTabellen.\nT\u00e4gliches Fett-Quantum in Gramm.\njj Kr\u00e4h\t\tMittag\tAbend\tTotal\nI. Tag.\t15,72\t52,16\t0,81\t74,69\nII. Tag.\t18,(33\t20,70\t\u2019 8,20\t47,71\nIII. Tag.\t17,24\t20,05\t13,11\t50,41)\nMittel pro die . 57430","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nT\u00e4gliches Eiwelss-Quantuin in Gramm.\n\u2022 1 j\tFr\u00fch\tMittag\tAbend\tTotal.\nl. Tag.\t21,15\t28,00\t21,88\t71,33\n11. Tag. I\t20,50\t;u.4o\t17,92\t75,82\nIII. Tag.\t22,07\t31,50\t20.57\t74,77\n\t\tMittel pro \u00ablie\t\t. 73,07\nTigl. Kohlehydrat-Menge in Gramm.\t\t\t\t\nI. Tag. 102,75\t\t205,45\t180,07\t407,27\nII. Tag. !\t100,07\t200,41\t205,80\t024,24\nIII. Tag. j\t08,04\t140,19\t102,33\t340,80\n\t\tMittel1\tpro die .\t490,29\nT\u00e4gl Asche- u. Wasser-Quantum in\t\t\t\tGramm\n.... \u2022]\tSalze.\tWasser.\t.\t\nI. Tag.\t25,10\t1080,00\t\t\nII. Tag, II 05,80\t\t2738,90\t\t\nIII. Tag. i\t22,41\t2102,92\t\t\n\t27,70\t2303,00\tMittel.\t\nEine Vergleichung beider Gruppen ergiebt also t-in\u00ab ziemlich genaue Uebereinstiinnning zwischen der dargeboleikti und der geforderten Menge des Fettes und der Kohlehydrat' , w\u00e4hrend die Eiweissmenge nur circa 2/3 der von Voit g\u00ab -forderten betr\u00e4gt.\nDiese Zahl von 74 Gramm steht im schroffen Gegensatz zu der von den Vertheidigern des Vegetarismus so oft betonten analytischen Beurtheilung des N\u00e4hrwerthes der Pflanzen-nahrungsmittel, wie wir sp\u00e4ter sehen werden.\nEs hat also, wie es scheint, unser Individuum mit einer Tageseinnahme von 74 Gramm Eiweiss sein Auskommen gefunden.\nWie ist die *se Erscheinung zu erkl\u00e4ren, da doch die Voi t\u2019sehen Durchschnitts-Bedarfszahlen aus zahlreichen Einzel-bestimmungen gewonnen wurden, deren Werth, wie gleichfalls zahlreiche Beobachter angeben, nur wenig um den Mittelwerth von 118 schwankten?\nAuf diese Frage werden wir im zweiten Theile zuriiek-kommen.\nIn der That hat auch die Erfahrung gelehrt, dass nach den Voi Eschen Ziffern berechnete Kosts\u00e4tze ganz verschiedene","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Wirksamkeit entfalteten trotz ihrer chemisch gleichen Zusammensetzung und dieser Fall zeigt uns ein Beispiel, wie ein Individuum mit */a des dort angegebenen. Eiweisswerthcs tliatsachlich ausgekoinmcn ist.\t;\t*.\nUnser Individuum befindet sich also in einem sehr ge-. ringen Eiweissumsatz. Die Unzul\u00e4nglichkeit eines solchen geringen Eiweissumsatzes erhellt, scheint es, zur Gen\u00fcge aus jenen Massenerkrankungen unter den Gefangenen in Wallenburg, wie sie uns von Wald1) berichtet werden.\nWir citiren hier die betreffende Stelle:\n\u00abInfolge der ver\u00e4nderten Gesetzesbestimmungen fand hier im Jahre 1S.V2 ein bedeutender Zuwachs von Gefangenen statt, wobei diese zu den Erweiterungsbauten der Anstalt verwendet wurden Die Oertlichkeit der Anstalt war sicher keine ungesunde, denn, obgleich im Jahre 1852 die Cholera in Waltenburg heftig w\u00fcthete und gegen 10#/o der st\u00e4dtischen Bev\u00f6lkerung starben, blieb die aus 22 Mann bestehende und im Centrum der Anstalt wohnende Militairwache sowie alle Beamten v\u00f6llig verschont. Auch die Gefangenen litten fast gar nicht durch die Cholera. Dagegen trat unter den Gefangenen eine andere vernichtende Seuche, auf. W\u00e4hrend in \u00ablen 6 Jahren von 1846-51 im Mittel 48\u00b0/o\u00ab starben, d. i. absolut im Jahre 15 Gefangene, starben im Jahre 1852 in rascher Folge 3807oo oiler absolut 255 Gefangene ; im Jahre 1858 immer noch 3807oo oder absolut --- Gefangene und in dem ersten Semester des Jahres 1851 nochmals absolut 254 Gefangene. Fast ausnahmslos waren es Falle von Wasser-'uclit, Scorbut, chronischem Durchfall mit blutigen Stfihlen.\u00bb\nAls Wald im Auftr\u00e4ge des Ministeriums Juni 1854 hmgeschickt wurde, fand er von 1100 Gefangenen 320 im La/.areth und ebensoviele im Reviere krank,-in Summe also 040 Mann oder 582\u00b0/oo krank. Aber auch fast alle sogenannten Gesunden hatten Scorbut-Erscheinungeu, wie W\u00e4ssernd, ausfallende Z\u00e4hne und Bluterg\u00fcsse unter die Haut.\nMit dem umsichtigen und energischen Eingreifen' von Wa Id waren die Zustande mit einem Schlage gebessert und durch das baldige Zur\u00fcckgehen des Krankenbestandes auf t\u00e4glich 40 oder 30 Kranke hei gleicher Cel\u00e4ngenz\u00e4hl bewiesen, dass er die Quelle des Uebels richtig erkannte \u2014 in der un-zweckm\u00e4ssigen Ern\u00e4hrungsweise.\t'!\n\u2019) Wald, die Scorbutepidemie in der Strafanstalt Waltenburg.\nCasper Vgsschrft. 1857. XI. pag. 45 ff. citirt von J. Hofmann.\nI eher d. Bed. d. Fleischnahrung. Leipzig, Vogel 1880.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nIn der Provinz selbst waren durch Misswuchs die Kartoffeln fast s\u00e4mmtlich zu Grunde gegangen und da die Gefangenen arbeiten sollten, glaubte die Verwaltung dadurch f\u00fcr sie am besten zu sorgen, dass sie ausser 660 gr. Roggen-brod und Mehl- und Graupensuppen vorzugsweise H\u00fclsenfr\u00fcchte abgab. Die weissen und grauen Erbsen sowie Linsen bildeten \u00abals die nahrhaftesten und N-haltigsten Vegetabilen\u00bb den Kern der Di\u00e4t. Als in den Jahren 1852 und 53 die Mortalit\u00e4t und Erkrankungszahl so enorm \u00fcberhand nahm, glaubte man, von den chemischen Gesichtspunkten aus geleitet, um besten zu handeln, die nahrhaften H\u00fclsenfr\u00fcchle in noch gr\u00f6sserer Menge zu geben und verabreichte im Jahre 1854 nun \u00abf\u00fcnfmal w\u00f6chentlich H\u00fclsenfr\u00fcchle\u00bb, steigerte aber hierdurch die Mortalit\u00e4t im schrecklichsten Maasse. Es traten\njetzt die Erscheinungen der Nachtblindheit auf, wie sie bei gleicher Ursache auch in Frankreich beobachtet sind, dass mit dem Eintritt der D\u00e4mmerungszeit ganze Schaaren erblindeten und von der Arbeit nach Hause gef\u00fchrt werden mussten.\nDie erfolgreiche Th\u00fctigkeit von Wald beschr\u00e4nkte sich darauf, zun\u00e4chst die H\u00fclsenfr\u00fcchte g\u00e4nzlich zu streichen und durch Verabreichung von Milch und Kaffee, Wcizenbrod, Reis, w\u00f6chentlich mehrmals Fleisch, eine Nahrung zu gew\u00e4hren, die nicht blos chemisch gehaltreich ist, sondern die\nwirklich verdaut wird.\nAber auch unser Versuchsmann selbst liefert uns drastische Belege f\u00fcr das Gefahrvolle eines so geringen Eiweissumsatzes.\nDerselbe erkrankte n\u00e4mlich im 3. Jahre seiner vegetarischen Lebensweise an einem Magendarmcatarrb. Dieser begann subacut mit v\u00f6lligem Appetit mangel, also als Gastritis; danach stellte sich allm\u00e4hlich g\u00e4nzliche Abspannung aller Kr\u00e4fte und Zerschlagenheit aller Glieder und weiterhin 8 Tage anhaltende Diarrh\u00f6 ein \u2014 ein Zeichen, dass secund\u00e4r auch der Darm befallen worden war.\nBinnen 2\u20143 Wochen befand sich Patient in einem nie gekannten, hochgradigen Aufregungszustande, welcher sich","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"3ft 1\ns. IM in .1er psychischen Sph\u00e4re als tiefe Hypochondrie und un\u00fcberwindliches Misstrauen gegen die von ihm sonst so geliebte Umgebung im Hause kund gab. Zugleich gerieth Patient in einen schreckhaften Schw\u00e4chezustand, so dass er w\u00e4hrend der Reconvalescenz von einem Orte z\u00fcrn andefn gef\u00fchrt werden musste.\nIm Jahre 1880 befand er sich v\u00f6llig wohl, als er im Herbst von einer gew\u00f6hnlichen Bronchitis befallen wurde, Dieselbe hat sich jedoch bei ihm bis zum Juli 1881 hin-gezogen und wurde erst durch einen ft-w\u00f6chentlichen Aufenthalt in der Schweiz fast ganz beseitigt.\nf \u2022 \u2022 \u25a0 \u2022 *\nWirft es nicht ein bemerkenswerthes Licht auf den im Verlaufe der vegetarischen Di\u00e4t acquirirten K\u00f6rperzustand, wenn unser Individuum durch eine einfache Gastritis in der beschriebenen Weise herunter und an den Rand des Grabes kommen und wenn eine harmlose Bronchitis, wie sie fr\u00fcher (vor dem Antritt vegetarischer Di\u00e4t) von ihm \u00f6fter w\u00e4hrend '\u2022lues halben bis allenfalls eines ganzen Monats durchgemacht worden, bei ihm unter obwaltenden Verh\u00e4ltnissen derart iuvoteriren konnte, dass die Ern\u00e4hrung zu leiden begann?\nIn beiden F\u00e4llen war offenbar die Resistenz seines Organismus bedeutend geschw\u00e4cht, und zwar entschieden infolge des zu geringen Eiweissumsatzes, welcher dem K\u00f6rper\nversagt, einen Vorrath anzulegen, von dem bei Erkrankungen* unbeschadet der Lebenserhaltung h\u00e4tte gezehrt werden k\u00f6nnen.\nWir m\u00fcssen somit fragen: hat unser Individuum mit den 74 Gramm Eiweiss das Gleichgewicht zwischen seinen Einnahmen und Ausgaben erhalten?\nBeachten wir folgende Tabelle, in welcher die absoluten Mengen der im Kothausgeschiedenen Stoffe, sowie die.Stick-\nstoff-Bilanz unseres Mannes specialisirt zusammengestellt sind.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nTabelle 11.\nAbsolute Mengen der im Kothe ausgeschiedenen Stoffe.\nI\t\u00a7\u00bb i ' \u00a7 5 ;i 6 o ; v. it II\tlD l\t\tGesammt- ge wicht.\t1 z -t S\t1 ^ N V c \u00a3 u tu 2 g H .\tN\tEntspricht gr. Eiweiss.\tAether- extract. I\tKohlehydrat. I\tII aipsy\nt\t.\t\\\t\t\t\t\t\t\t.\nI. Bortion\t258,0\t1\t208,64\t49,36\tl\t\t\t\t\nII. \u00ab\t165,0\t> 743,3\t132,24\t32,76\t} 7,50\t46,90\t12,03\t72,14\t26,75\nIII. \u00ab\t232,0\ti\t181,66\t50,84\tl\t\t\t\t\nIV. \u00ab\t87,8\t1\t62,10\t25,70\t)\t\t\t\t\nlin Mittel pro die ;\t\t247,76\t1194,71\t53,05\t2,50\t15,63\t4,01\t24,04] SM\t\nEiweiss wurden im Mittel t\u00e4glich\nverzehrt verdaut\tlaicht verdaut\n73,97\t58,34\t15,03 gr. = 21,13\u00b0 o\nBilanz des Stickstoffs.\n' \" ' 1 1 .. .\t... a\tN \u00ab1er Nahrung.\tN der Aussclioidungon\tDavon im Harn | im Kotli\t\n1. Tag. !\t11,41\t10,55\t8,05\t2,50\nII. \u00ab\t12,11\t10,34\t7,84\t2,50\n111. \u00ab\t11,90\t11,69\t9,19\t2,50\nMille! 11,81\t\t10,86\t8,36\t2,50\nHarn.\n1\tMenge\tSpec. Gewicht\tN\tP.O,\t+ U\nI. Tag. i\tH0O\t1014\t8,05\t2,04\t18,91\nII. \u00ab\t!\t940\t1020\t7,84\t2,25\t18,46\nUl. c\t1530\t1018\t9,19\t2,34\t21,60\nEs wurden, wie aus ihr ersichtlich, an N in Grammen:\n\tausgeschieden\tverzehrt\tUeberschuss '\n1.\tTag I 2.\t\u00ab 3. \u00ab\t10,55 10,34 11,69\t11,41 12,11 11,90\t+ 0,86 + 1,77 4-0,21\nMittel -f 0,04","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"363\nwobei sich zwischen Einnahme und Ausgabe eine geringe Differenz zu Gunsten der erstem, im Betrage von 0,94 gr. ergiebt, die sich m\u00f6glicherweise auf einen Ansatz oder aber auf den Umstand reduciren lasst, dass die Analyse des Gralmmbrodes nur von der ersten Tagesportion ausgef\u00fchrt und die Werthe dieser unmittelbar auf das neu bereitete ilrod des 2. und 3. Tages \u00fcbertragen wurde.\nUebrigens ist die Erscheinung, dass die Eiweisszufuhr in Form vegetabiler Nahrung die Voit\u2019sche Ziffer von 118 bei weitem nicht erreicht, nichts Ungew\u00f6hnliches. Wenigstens kam F. Hofmann, welcher im Jahre 18G9 im M\u00fcnchner\nr\nphysiologischen Institut die erste l\u00e4ngere (4-w\u00f6chent liehe) Versuchsreihe am Menschen machte, zu einem Resultat, welchem das unsere sehr \u00e4hnlich ist, wenn gleich dieses auch hinter jenem noch zur\u00fcckbleibt.\nHofmann gab eine, aus m\u00f6glichst eiweissreichen Pflanzen bestehende Kost in einem Quantum, welches noch ohne Verdauungsst\u00f6rungen ertragen wurde.\n1000 gr. frische, gesch\u00e4lte Kartoffeln-,\n207 \u00ab Linsen,\t\u2018\n40 \u00ab Brod\nund erzielte hiermit eine Eiweisszufuhr von 83,1 gr. pro die.\nVon dieser Kartoffel-Linsen-Brodkost, also rein vegetabiler Nahrung, wurden\nfeste Theile Eiweiss\nverdaut .... 75,47 %\t46,58 \u00c4/o\nnicht verdaut . . 24,53 \u00ab\t53,42 \u00ab,\nin unserem Falle dagegen wurden\nfeste Theile Eiweiss .\nverdaut . . . . 91,91 \u00b0/o\t78,87%\nnicht verdaut . . 8,09\u00ab\t21,13 \u00ab\nDie absoluten f\u00fcr die procentische Berechnung zu Grunde liegenden Werthe findet man in der vorausgeschickten Tabelle.\nEs war somit die Ausnutzungsfi\u00fciigkeit des Eiweisses in unserer Nahrungsmischung etwa 2,5 Mal so gross als bei der Ern\u00e4hrung mit Linsen und Kartoffeln \u2014 offenbare Vor-Iheile der besseren Auswahl und Zubereitung der Pflanzen-","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"304\nj\nkost des Versuchsmannes gegen\u00fcber der einfachen Linsen-und Kartoffelkost.\nAnmerkung! Die Ausmitzung\u00e4f\u00e4higkeit der vegetabilen Eiweissstul\u00ee,; ist ein Punkt, der in seiner Wichtigkeit fast von allen f\u00fcr Vegetarismus schreibenden Autoren \u00fcbersehen wird.\nNicht das, was wir einf\u00fchren, sondern was wir re\u00ab>r-biren kommt bei der Berechnung in Betracht.\nLeider begeht auch Baltzer diesen Irrthum, den analytischen Gehalt an N\u00e4hrstoffen ohne Weiteres zu identi-ficiren mit der im K\u00f6rper zur Verwendung kommenden Menge.\nAber auch die Trockensubstanz zeigt in unserem Falle eine viel erheblichere Ausn\u00fctzung als bei Hofmanns Wr-suchsmann.\nEs .gestaltete sich n\u00e4mlich das Verh\u00e4ltnis der Auswertung in beiden F\u00e4llen\n= 91,91 : 75,47\n= 1,2 :1\nWie erkl\u00e4rt sich aber diese, trotz der Einfuhr einer bedeutenden Menge Trockensubstanz mit einem geringeren Eiweiss-gehalt doch so ungleich g\u00fcnstigere Ausn\u00fctzung unserer Nahrung sowohl f\u00fcr Trockensubstanz als f\u00fcr Eiweiss?\nDies zu entscheiden, m\u00fcssen wir an die Beantwortung der zweiten Frage unseres Themas herantreten. Diese lautet : Erf\u00fcllt die genannte Kost die Bedingungen eines g\u00fcnstigen Form- und Volum v erli\u00e4l tnisscs?\nMan ist vielfach geneigt, anzunehmen, dass eine normale Nahrung vor allem auf die gute Qualit\u00e4t zu sehen habe. Das ist nat\u00fcrlich eine conditio sine qua non; indess kann man diese Qualit\u00e4t, d. h. die leichte Verdaulichkeit durch verschiedene Mischungs -Verh\u00e4ltnisse herstellen: entweder durch m\u00f6glichste Concentration, verbunden mit entsprechend .kleinerem Volumen, oder durch eine weniger concentrate, aber volumin\u00f6sere Anordnung der N\u00e4hrstoffe.\nSo kann man, um eine m\u00f6glichst grosse Eiweissmenge darzubieten, dieses in der concentrirten Form des Fleisches geben oder aber verd\u00fcnnt in Gestalt der volumin\u00f6seren","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Pflanzennahrung. Somit wird also auch die Quantit\u00e4t der dargereichten Speise von Wichtigkeit.\nF. Hofmann machte zuerst auf diesen Gegenstand eingehender aufmerksam. Er f\u00fchrte den Begriff der \u00abvitalen Capaeit\u00fct des Magens\u00bb ein, soweit er f\u00fcr die Beurthei-lung unserer Kostarten von ausschlaggebender Bedeutung ist; derselbe ermittelte aus zahlreichen Kost-einnahmen dasjenige Volumen Nahrung, welches im Durchschnitt der menschliche K\u00f6rper bew\u00e4ltigen konnte.\nSo fand er das pro Mahlzeit aufgenommene. N\u00e4hrungsquantum des Magens zwischen\t'\t'\t\u2022\n700 und 1200 gr. schwankend, meist betrug sie\n700 bis 800 gr.\nDieselbe fand er f\u00fcr dickfl\u00fcssige Speisen geringer als f\u00fcr fl\u00fcssigere, weil letztere infolge ihrer schnelleren Resorption ein Nachf\u00fcllen des Magens gestatteten, w\u00e4hrend nicht fl\u00fcssige Pflanzenkost aus physiologischen Gr\u00fcnden l\u00e4nger im. Magen verbleibe und eine erh\u00f6hte Secretion sowie eine vermehrte Adivit\u00e4t der Pylorusmuskeln veranlasse.\nDas popul\u00e4re Gef\u00fchl des \u00abSattseins\u00bb trete deshalb bei der Pflanzenkost mit concentrirterem Volumen fr\u00fcher ein und daure auch l\u00e4nger als bei Getr\u00e4nken.\nDies compensatorische Verh\u00e4ltniss zwischen Concentration der Speise und dem verzehrbaren Volumen derselben kehrte auch in der Thatsachc wieder, dass bei gr\u00f6sserer Concentrai ion das verzehrte Volumen sowohl in der einzelnen Mahlzeit wie in der Tagesration geringer war.\nSo war in allen seinen Untersuchungen die Morgenkost die am wenigsten concentrirte, mit dem gr\u00f6sseren Volumen, (S folgte danach das Abendbrod, dann erst das Mittagbrod als concentrirte Speiseform mit dem kleinsten Volumen aber gr\u00f6sstem Gewicht.\tj\t,\nWie folgende Tabelle erweist, wird die& Verh\u00e4ltniss auch durch unseren Fall best\u00e4tigt.","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nEs enthielt hier die Nahrung in Grammen\n.... i\tGewicht der verzehrten Quantit\u00e4t, gr.\tDarin Procent Trockensubstanz\nI. 'lap Morgens j\t962,9\t15,06\nMittaps\t1037,0\t29,01\nAbends\t648,5\t21,79\nII. Tag Morgens\t1005/.)\t15,84\nMittags\t1291,0\t20,78\nAbends |\t1244,5\t23,81\nIII. Tag Morgens\t937,5\t15,35\nMittags\t1000,0\t21,28\nAbends\tj t' 753,5\t18,70\nenthielt somit die Nahrung im Mittel, gr. :\t\t\nMorgens\t986,7\t15,41\nMittags\t1109,3\t25,09\nAbends\t882,1\t21,43\nAls classisches Beispiel f\u00fcr die Beeinflussung des S\u00e4tti-gungsgef\u00fchls und der Arbeitsleistung des Darmes durch die physikalische Beschaffenheit der Speisen unabh\u00e4ngig von dem N\u00e4hrwerth und der Zusammensetzung der Nahrung citirt Hof mann das Ei.\n\u00abDieselbe Anzahl von Eiern, welche im weichgekochten Zustande ohne Beschwerde genommen werden k\u00f6nnen, rufen als hartgekochte Eier das Gef\u00fchl des Magendr\u00fcckens hervor, w\u00e4hrend die chemische Zusammensetzung und selbst der Wassergehalt in beiden derselbe ist\u00bb.\n\u00abAus demselben Grunde s\u00e4ttigen Speisen, die natur-gem\u00e4ss dicker gekocht werden, wie Bohnen, Linsen, Kartoffeln, in gleicher Menge verzehrt, ungleich mehr als die d\u00fcnner gekochten Mehl- und Brodsuppen\u00bb.\nSo zeigt sich der Gegensatz zwischen Concentration der Nahrung und geniessbarem Volumen deutlich nach demselben Autor in folgenden Anstalten, deren Kost er untersuchte.\nEs enthielt die Tagesration in\nGewidU in gr. Feste Preise\nSlrafanstalt Waldheim ....\t3159\t25,2\nGeorgenhaus in Leipzig . . . .\t3340\t24,0\nZuchthaus Au in M\u00fcnchen. . .\t3906\t18,1","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\nDie vitale Capacitat unseres Magens ist also insofern von erheblichem Einfluss auf die Ern\u00e4hrung des Menschen mit vegetabilen Nahrungsmitteln, als letztere eine Beschr\u00e4nkung erleidet durch die Concentration der gekochten Nahrung und durch das Volumen des verzehrbaren Quantums.\nEine exclusiv vegetabile Kost wurde, wie wir an Hofmann\u2019s Versuchsmann sahen, um die von Voit gew\u00fcnschte Eiweissmenge dem Organismus zuzuf\u00fchren, einen grossen Ballast von Kohlehydraten und Wasser und somit ein grosses Volumen wie Gewicht fester Theile dem Magen z\u00f9nmthcn.\nEs ist klar, dass ein derartig \u00fcberlasteter Verda\u00fcngs-apparat w\u00e4hrend 24 Stunden in Th\u00e4tigkeit bleibt, so dass den Muskeln wie den Dr\u00fcsenapparaten desselben die n\u00f6thigen Erholungspausen fehlen. *)\ti\nNach Hofmann\u2019s Erhebungen bestraft sich die Ueber-.'dircitung der vitalen Capacitat des Magens durch Appetitlosigkeit, \u00e4usserst hartn\u00e4ckige bis ruhrartige Diarrh\u00f6en. Es n-sultirt daraus eine Schw\u00e4chung des K\u00f6rpers, welche zur allgemeinen Entkr\u00e4ftung und Arbeitsunf\u00e4higkeit; aber auch zur erh\u00f6hten Disposition f\u00fcr andere Krankheiten f\u00fchrt.\nDer Vorwurf, welchen man der reinen Pflanzenkost, wie Hofmann gezeigt, machen muss, dass sie zur Ueber-ladung des Darmapparates f\u00fchre, gilt nicht in gleichem Maasse von unserer Di\u00e4t. W\u00e4hrend, wie oben angegeben, \u2022 die vitale Magencapacit\u00e4t zwischen 2540 und 3900 Gramm schwankt, linden wir laut angef\u00fcgter Tabelle das verzehrte Gesammt-gewicht in unserem Falle (nach Abzug des als Getr\u00e4nk genossenen Wassers)\nI.\tTag . . . 2383,4 gr.\nII.\t\u00ab\t...\t3051,4 \u00ab\nIII.\t\u00ab... 2451,0 \u00ab\nim Mittel 2028,0 Gramm.\n') K er san dt, O. L. Die in den Jahren 1854\u20141856 in der Kfd. Strafanstalt zu Rhein hei der Besch\u00e4ftigung der Str\u00e4flinge iin Freien gewonnenen unerfreulichen Resultate und die Ursachen derselben. K\u00f6nigsberg 1858.\nLindner in Caspers Vjsschrft. f\u00fcr ger. u 51\u00cf. Med. 1801. XIX. png. 103 ft.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie VI.\t25 .","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"Unser Individuum bewegte sich also noch in der Breite normaler Aufnahme, indem es, um die obere Grenze der Aufnahmef\u00e4higkeit zu erreichen, noch eine um Vs gr\u00f6sseie Menge halte zu sich nehmen m\u00fcssen.\nWie sich dasselbe auch in der einzelnen Mahlzeit innerhalb der Grenze der vitalen Capacit\u00e4t, welche von 700 l\u00bb>i 1200 gr. schwankt, hielt, beweisen folgende Tabellen.\nEs verzehrte (nach Abzug des als Getr\u00e4nk genommenen Wassers):\n\tim Fr\u00fchst\u00fcck\t\nk Tag\tII. Tag\tIII. Tag\n097,0\t775,9\t097,5\n\tim Mittel 723,71 im Mittagbrod\t\nI. Tag\tII. Tag\tIII. Tag\n1037,0\t1291,0\t1000,0\n\tim Mittel 1109,33 im Abendessen\t\nI. Tag\tII- Tag\tIII. Tag\nw\u00bb 00 i'l\t994,5\t753,5\n\tim Mittel 798,8\t\nUnser Mann scheute sich also gewissermassen instinctiv, trotz der sehr geringen Werthe der Nahrung, seinen Verdauungsapparat zu \u00fcberladen.\nSo wenig nun dieselbe auch die Durchschnittsmaas* der Aufnahme \u00fcberschreitet, so bleibt doch beachtenswertli. dass Unser Mann ohne \u00e4ussere Sch\u00e4dlichkeit im 3. Jahre seiner vegetarischen Di\u00e4t von einem Magenkatarrh in der er\u00f6rterten Weise beeinflusst wurde, was eben in dem unzureichenden Eiweissumsatz seine Erkl\u00e4rung finden d\u00fcrfte.\nWir constatirten also, dass vorliegende Di\u00e4t eine f\u00fcr das individuelle Bed\u00fcrfnis unseres Mannes ausreichende, dir muskul\u00e4ren Kr\u00e4fte seines Darmes nicht \u00fcberm\u00e4ssig beanspruchende war; demnach war die Form und das Volum der Nahrung g\u00fcnstig insofern dadurch die Leistungen de-Darmapparates nicht \u00fcbertrieben wurden.\nMan erkennt das an den Verdaulichkeitswerthen.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"369\nDenn es wurden\nvon\tverdaut\tnicht verdaut\nTrockensubstanz\t. . . 91,9%\t8,1%\nEiweiss. ..............78,8\u00ab\t21,2\u00ab\nw\u00e4hrend die Verdauungsres\u00fcltate bei der aus Linsen und Kartoffeln bestehenden Kost sicli so gestattete:\nvon\tverdaut\tnicht verdaut.\nTrockensubstanz. . . . 75,5 \u2022/\u00ab\t24,5%\nEiweiss ....... 46,5 \u00ab\t53,5 \u00ab\nund im Zuclithause Au-M\u00fcnchen 27% des vegetabilen (25% de\u00bb gesummten) Eiweisses nicht verdaut wurden.\nEs erfuhr also die Gesammttrockensubstanz als auch\ndas Ccsammteiweiss der Nahrung eine bei weitem h\u00f6here\n\u2022 \u00ab \u2022 * \u25a0\nAusnutzung als in den von Hot mann angezogenen Fullen.\nDiese g\u00fcnstige Auswerthung ist a b e r n u r e i n e s c h e i n-bare, denn es ist zu beachten, dass unsere Nahrung zu einem ganz betr\u00e4chtlichen Theil animaler Natur ist.\nTabelle III. Das animale Eiweiss der Nahrung wurde zugef\u00fchrt in folgenden Nahrungsmitteln.\nAm\t! Animaler Natur.\tDarin an Eiweiss.\tProcentisohes Verh\u00e4ltniss zum Nahr\u00fcngs-eiweiss: i;\nt Tag. \u25a0 \u25a0; \u2022 l :\t480 gr. Milch getrunken . 23,43 \u00ab\t\u00ab in der Cacao- suppe \t 210,52 gr. Milch im Gries-flamry .\t.\t. .\t. 31.6\t\u00ab Ei (Dotter + Eiweiss) \t\t12,00 0.84 0,23 1,01\tf Total 20,08 gr. = - 28,15% .\n|l jj 490 gr. Milch getrunken . 93,31 \u00ab\t\u00ab im Kartoffel- II Tv |j\tbrei\t \u2018r* . 323,14 gr. Milch in der Vanille- sauce \t Il 11,5 \u00ab Eidotter\t. . .\t\t14,40 2.77 9,50 1.77\t) Total v 28,44 gr. =. ^ : 38.037\u00bb.\njj 500 gr. Milch getrunken . jj 88,71 \u00ab \u00ab im Spinat . || 5:10\t\u00ab\t\u00ab Abends gehl- Tag. J\ttrunken .... 20,5 gr. Ei in der Hafer-gr\u00fct/.suppe . . . I1 108,5\t\u00ab im Spinat . . .\t\t14,05 2,45 | 12,88 0,*4 | Im Mit\tf Total. 33.08 gr. = | 39.29%. \u2022 tel 35.15\"\u00bb '","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"m\nWir geben hier die Tabelle, aus welcher ersichtlich ist, dass unser Individuum die animale Gomponente des Eiweisses in Form von Milch und Eiern genoss, welche entweder als solche verzehrt oder aber bei der Zubereitung der Speisen verwendet wurden.\t<\nEs ist in der That interessant zu sehen, wie jemand, der das Fleisch verschm\u00e4ht, dennoch bei der Pflanzenkost auf animalischen Zusatz nicht verzichten kann.\nDie Quantit\u00e4ten der zur Speisebereitung verwandten Milch und Eier waren ebenfalls gewogen, und somit konnte berechnet werden, einen wie grossen Antheil das animale Eiweiss an dem Gesammteiweiss habe. Es ergab sich dabei, dass dasselbe betrug am\nI.\tTag . . 28,15%)\nII.\t\u00ab\t. . 38,03 \u00ab > des Total-Eiweisses\nIII.\t\u00ab.. 39,29\u00ab!\nim Mittel . . 35,15 \u00b0/T\nSomit betrug der vegetabile Tlieil des Gesammteiweisses 04,85%.\nSchuster fand im Getangniss in der Badstrasse in M\u00f6nchen von 100 Eiweiss nur 13% unverdaut und daselbst betrug der animale Antheil an demselben 35,4%.\nEs ergiebt sich hier also dieselbe ung\u00fcnstige Ausn\u00fctzung wie in unserem Falle. Denn bei unserem Vegetarier sind von 73,97 Gramm Eiweiss im Mittel 25,04 Gramm animal und 48,93 vegetabil.\nDas animale (25,04) wird nahezu resorbirt, von 48,93 gi\\ vegetabilem werden 15,63, also 31,96 % unverdaut ausgeschieden.\nEs ist mithin die Auswertung des vegetabilen Eiweisses noch geringer als im Zuchthause Au-M\u00fcnchen, wo nur 27\"o desselben unverdaut blieben.\nSomit spricht die Ausn\u00fctzung des Eiweisses vorstehender Di\u00e4t nur scheinbar zu Gunsten des vegetabilen Eiweisses indem die h\u00f6heren Werthe augenscheinlich durch den Zusatz\nvon 35% des leicht resorbirbaren animalen Eiweisses erzielt\nwurden, so zwar\n, dass beim Ausfall der Zufuhr von Milch","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"371\nund Eiern nicht allein die Einfuhr, sondern auch die Ausn\u00fctzung des Eiweisses uni ein Dritttheil geringer und damit die Nahrung eine absolut unzureichende gewesen sein w\u00fcrde.\nDieses Moment muss ganz besonders betont werden.\nMan wird von gewisser Seite vielleicht ein werden, dass, in letzterem Fall die nothwendige Eiweisszufuhr hatte aut vegetabilem Wege erreicht werden k\u00f6nnen. Dieser \u00c9iiiwand' wird indess hinf\u00e4llig, wenn man sich erinnert, dass die Verdaulichkeit des vegetabilen Eiweisses um so mehr sinkt, je gr\u00f6sser die eingef\u00fchrten Mengen von Vegetabilien von einer gewissen Grenze an werden.\nEs h\u00e4tte also dieses coinpensalorische Verfahren entschieden zu einer Uebcrladung des Darmes und zu den schlimmen Folgen derselben f\u00fchren k\u00f6nnen.\nDieser Vegetarismus ist somit, physiologisch betrachtet, nur deshalb zur Fristung des Lebens hinreichend, weil er einen guten Theil, n\u00e4mlich ein Drittel seines Eiweisses aus dem Thierreich entlehnt,, weil er ein animaler Vegetarismus ist.\nln der Selbstbek\u00f6stigung der armen Bev\u00f6lkerung finden wir das gleiche Bestreben, durch Zusatz von animalem Eiweiss das Volumen der Kost kleiner und nahrhafter zu machen. In den seltensten F\u00e4llen nur verzehren die Arbciter-kreise und \u00e4rmsten Personen exclusive vegetabile Kost trotz ihrer Billigkeit.\nJa, wie B\u00f6hm angiebt, verzehrt der Arbeiter der \u00e4rmsten\nKlasse durchschnittlich ganz betr\u00e4chtliche Mengen animaler Xiilnstofle \u2014 aut 100 Eiweiss kamen 21,9% animales \u2014 und er k\u00f6nnte f\u00fcr den Preis, den diese kosten, eine viel gr\u00f6ssere Menge von N\u00e4hrstoffen in pflanzlicher Form erhalten.\nDie Bewohner des Schweriner Armenhauses erhalten keineswegs nur vegetabile Nahrung. Ausser derselben trifft auf den einzelnen Bewohner desselben animalischem Eiweiss . per Woche:\nan Fleisch \u00ab Milch.\n305 gr. . 1121 \u00ab","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nAuf 100 gr. Eiweiss der gesammlen t\u00e4glichen Nahruh\u00bb werden 13,8\u00b0/o als animales verzehrt und das t\u00e4gliche Nah-rungsquantum besteht aus:\nEiweiss . . . 01,7 Fett . . . . 40,4 Kohlehydrate. 502,0\nUngleich g\u00fcnstiger werden nach Forster1) die Pfr\u00fcndner im heil. Geisthospital in M\u00fcnchen verpflegt. Ihre t\u00e4gliche Nahrungsmenge betr\u00e4gt :\nEiweiss . . . 89,3 Fett . . . . 45,2 Kohlehydrate . 309,5\naber mit reichlichen Milch- und Fleischquantit\u00e4ten, Hier stammen 40,0% Eiweiss aus animalen Nahrungsmaterialien. Bei dieser wenig volumin\u00f6sen, aber leicht verdaulichen und nahrhaften Kost bestehen sie sehr gut und sind von den fr\u00fcher erw\u00e4hnten,, in den Gefangenenanstalten mit reichlicher Kost vorkommenden Darmerkrankungen fast g\u00e4nzlich frei.\nNach II. Ranke2) gemessen die als sparsam und n\u00fcchtern bekannten italienischen Arbeiter, die zu Accord-arbeiten nach Deutschland kommen, allerdings wenig Fleisch, aber statt dessen den billigen und nicht minder verdaulichen K\u00e4se, so dass 23,0\u00b0/o des Nahrungseiweisses in animaler Form genossen wird.\nHofmann untersuchte die Nahrung des Menschen in ihrem armseligsten Stande, und zwar in F\u00e4llen, wo der Arbeiter in Folge von Arbeitslosigkeit oder Krankheit ohne joden Verdienst und nun mit der ganzen Familie auf die geringen Ersparnisse angewiesen ist.\nEr erhielt von einem intelligenten Arbeiter Aufzeichnungen \u00fcber die Nahrungsmengen, welche er sich und seiner aus Frau und 0j\u00e4hrigem Kinde bestehenden Familie zur Zeit\n') Forster.\u00fcber die Kost in Armen- u. Arbeitsh\u00e4usern. M\u00fcnchen. Oldenburg 1877, S. 108.\nZeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. XIII, S. 130.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"iiiuiiatelaiiger Verdienstlosigkeit im December 1878 yerscluiflen\nkonnte.\t:\nAus den von Hofmann berechneten Mittelwerten ergab sich folgende Nahrungsmenge pro Kopf und Tag, wobei das Kind als ganze Person gerechnet wurde.\n...\t\u2022\t: Feste Theile .Nahrung. : . \u201e in (ji'unun.\t\tEiweiss.\tFett.\tKohle- hydrate.\tVon 10\u00d6 Eiweiss sind\nAnimal . .\t. -|\t:<4,i\t7,r\u00bb\t22,0\t40\t10.0\nHrml ....,!\t103,8\t23,2\t1,5\t134,5\t.58,2\nCn'iii\u00fcse etc. . ;\t11*2,6\t0.1\t1,0\t81,5\t' 22,8\nTagesmenge\t310,5 J\t30,0\t| 2 t,5\t\t220,0\tl(io,o\nTrotz der \u00e4ussersten Noth wurde auch hier ein relatif .'dir grosser Bruchteil zur Anschaffung der animalen Kost verwandt.\nUm Fleisch und Fett zu erhalten, musste auf jede Qualit\u00e4t verzichtet werden und so erfolgte der Einkauf von Pferdo-lleisch, von sogenanntem Absch\u00f6pffette aus Gasth\u00e4usern und Milch.\nWeiterhin wollen wir nicht unterlassen, auf die aus-..Adlige Ausnutzung der Trockensubstanz unserer\u2019 Djat aufmerksam zu machen.\nIm Mittel wurden an\naufgenommen :\tausgeschieden :\nGesammttrockensubstanz . 050,39 gr.\t53,05 gr.\nDavon Kohlehydrate. . . 420,90 t\t24,04 \u00ab\nd. h. es wurden nur 4,9 also etwa 5% der Kohlehydrate nicht verdaut, eine g\u00fcnstige Ausnutzung, welche wohl auf die Gegenwart nur geringer Mengen unverdaulicher Cellulose, n\u00e4mlich die des Kleienbrodes, zu beziehen ist. Und die Zufuhr derselben wurde auch nur durch die ziemlich reichliche Aufnahme von Fett (57,00 im Mittel) und Zucker herabgedr\u00fcckt.\nMan darf nun diesen Bestandteil des Nahrungsgemisches keineswegs als nutzlosen Ballast bezeichnen, blos weil er nicht resorbirt wird. Vielmehr h\u00e4lt der Versuchsmann. trotz der ausgesuchten Kost doch an dem derben, rauhen. Zusatze der Kleie fest.","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nDass diese Belastung des Darmes mit nicht blos unverdaulichen, sondern direct mechanisch wirksamen Substanzen, die wesentlich aus Cellulose bestehen, unter Umst\u00e4nden, n\u00e4mlich bei zu grosser Quantit\u00e4t, sch\u00e4dlich werden kann, sahen wir an den oben citirten Beispielen der chronischen Durchfalle etc. in den Gefangenenanstalten mit exclusiv vege-tabiler Ern\u00e4hrung.\nEbenso sch\u00e4dlich aber ist gewiss auch ein zu geringer Zusatz dieser Cellulose zur Speise\u00bb, oder sollte dieselbe bei der Verdauung des Menschen nicht auch irgend eine n\u00fctzliche Funktion zu erf\u00fcllen haben?\nSehen wir uns in der Welt der vegetabilen Nahrungsmittel um, so finden wir, dass alle ohne Ausnahme uns von einer mehr oder weniger unverdaulichen H\u00fclle umgehen, geboten werden. Bei der heutigen Richtung des Geschmackes, alles wom\u00f6glich im Auszuge, d. h. in m\u00f6glichst concentrator Form aufzunehmen, nimmt es freilich nicht Wunder, wenn die H\u00fclsen nach Kr\u00e4ften entfernt werden.\nJedenfalls wird aber allseitig zugestanden, dass die im Schrotbrode reichlich enthaltenen H\u00fclsen einen mechanic!), n Reiz auf die Darm wand \u00fcben und auch schon Mol es choit vertritt diese Ansicht, wenn er sagt: \u00abLeider ist das Kleien* brod durch den Gehalt an hartem Zellstoff viel schwerer verdaulich (\u2014 nach Meyer werden 4\u00fc\u00b0/o des darin enthaltenen Eiweisscs nicht verdaut \u2014); der Zellstoff geht ungel\u00f6st wieder ab und, was schlimmer ist, bei reizbaren Menschen, bei Frauen, Kindern und Greisen, zumal in den weniger kr\u00e4ftigen St\u00e4nden, erzeugt der Reiz, den der Zellstoff auf die Darmschleimhaut aus\u00fcbt, sehr leicht Durchfall.\u00bb In der That scheint Mo lese ho It\u2019s Ansicht durch die citirten schlechten Erfahrungen in jenen vegetarischen Strafanstalten best\u00e4tigt zu werden, indess doch nur mit der auch f\u00fcr die Brauchbarkeit dieser Kost \u00fcberhaupt zu machenden Einschr\u00e4nkung \u2014 wenn n\u00e4mlich der Darm f\u00fcr derartige Reize zu empf\u00e4nglich, daher f\u00fcr Erkrankungen disponirt und einer Anpassung an diese derbere Kost nicht f\u00e4hig ist.","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Diesseits der Grenze der sch\u00e4dlichen Einwirkung ist a|\u00bber der unverdaulichen Nahrungs - Components ein wohl-tliiUiger Eintluss auf den Mechanismus der Verdauung zuzutrauen.\nDass die Cellulose schon auf den ersten Akt der Verdauung, das Kauen einen kr\u00e4ftigenden Einfluss \u00fcbt und somit auch zu reichlicherer Absonderung des f\u00fcr die Aufl\u00f6sung\u2019 und Umwandlung der St\u00e4rke so wichtigen Speichels f\u00fchrt, davon \u00fcberzeugt man sich leicht an sich selbst. .\nDem entsprechend wird man ihr f\u00fcr den Magendarmkanal die Anregung einer lebhafteren Peristaltik z\u00fcschreiben d\u00fcrfen, .welche sowohl f\u00fcr die geh\u00f6rige Mischung der Ctiymus-bestandtheile und die Aufsaugung der gel\u00f6sten Substanzen, (1. h. also f\u00fcr eine ausgiebigere Verdauung fester Substanz, - aber auch f\u00fcr die Abfuhr der absolut unbrauchbaren Stoffe von hervorragender Bedeutung ist.\nUebrigens haben schon \u00e4ltere Aerzte auf diese Wir-; kung des Kleicnbrodes hingewiesen, unter ihnen Thomas Tryon im IG. Jahrhundert, dann Sylvester Graham1)-\nVon den neueren, der vegetarischen Richtung; ange-li\u00f6renden Aerzten wird es selbstverst\u00e4ndlich immer .und immer wieder empfohlen, unter ihnen sei nur Dock und* Wintern i tz2) genan.it. Letzterer f\u00fchrt einen Versuch an^ welchen Bi sc hoff am Hunde gemacht habe. Dieser erkl\u00e4re den erheblichen N-Verlust bei der Brodverdauung aus einer Guhrung im Brodkothe. Hierbei entsteht vorwaltend Butterbirne, welche starke Peristaltik erzeugt, so dass vor der v\u00f6lligen Ausn\u00fctzung ein betr\u00e4chtlicher Theil des Brodes als Kotli entfernt wird.\nWin terni tz will dagegen eine auffallend sauere Reaction des Brodkothes nie gefunden haben. In unserem Falle reagirte der Koth leicht sauer.\nKoffer in Wien vergleicht die dem Kleienbrode bei-mnengten Cellulosepartikel gewiss nicht unpassend mit jenen,\n') Sylvester Graham. Physiologie der Verdauung und Ern\u00e4hrung beim Menschen.\t. :\n*) Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. V; 4. Heft.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"37G\nvon verschiedenen Thieren absichtlich verschluckten unverdaulichen- Substanzen, wie Haare, Federn, Steinchen etc.\nZweifellos ist auch das Bestreben, das Grahambrot! mehr und mehr an Stelle unserer aus gebeuteltem Mehle verfertigten Brodsorten zu setzen, vom physiologischen Standpunkte aus nur zu billigen, um so mehr, als die meisten Menschen heute dahin treiben, die Nahrung rein aus ver-\ndaulichen Stoffen bestehen zu lassen.\nAuf eines sei noch gestattet aufmerksam zu machen, n\u00e4mlich auf die Quantit\u00e4t des in unserem Regime verzehrten Brodes.\nIn den von Hofmann untersuchten Kosts\u00e4tzen, in denen ganz oder fast ausschliesslich vegetabile Nahrung gereicht wurde, ward tier gr\u00f6sste Theil der Nahrung in Form\nvon Brod verzehrt.\nSo machte das trockene Brod in Waldheim ..... 57 % der festen Nahrung aus Zuchthaus Au . . .\t5:2,2\u00ab\t\u00ab\nGeorgcnhaus . . . .\t55,9\u00ab\t\u00ab\nGcf\u00e4ngniss Badstrasse .\t54,0 \u00ab\t\u00ab\nIm Mittel 53,8%, eine Erscheinung, welche von diesem Autor auf die Eigenschaft des Brodes zur\u00fcckgef\u00fchrt wird, das concentrirteste Pflanzennahrungsmittel zu sein, wodurch es m\u00f6glich wird, dasselbe in relativ sehr trockenem Zustande reichlich zu gemessen.\nUnsere Kost bildet nun in diesem Punkte einen gewissen Gegensatz zu den angef\u00fchrten Regimes.\nHier enthielten 100 Theile fester vegetabiler Substanz ca. 28% Brod und 72% gekochte Speisen.\nVon 100 vegetab. Eiweiss waren im Brode 32,7%, in den \u00fcbrigen Vegetabilien 07,3% enthalten. Das Brod enthielt also % der vegetabilen Trockensubstanz und ca. Va des vegetabilen Eiweisses. Der Unterschied gegen die anderen Kosts\u00e4tze erkl\u00e4rt sich nun wohl daraus, dass unser Individuum bei freier Wahl seiner Speise, um eine Ueberladung seines Darmes zu vermeiden, sich eine animale Eiweisszufulir verschaffen konnte, im Gegensatz zu jenen auf vegetabile\ni\n4","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"377\nKu?t officiel} angewiesenen Arbeitern. Diese mussten den Zusatz an Eiweiss, da animale Zufuhr nicht stattfa'nd/ und andererseits eine Steigerung der anderen Vegetabilien unfehlbar eine Ueberschreitung der oberen Grenze der Aufnahmef\u00e4higkeit involvirt h\u00e4tte, nur in Gestalt des concen-Inrtesten vegetabilen Nahrungsmittels, des Brodes erhalten.\nWir begeben uns nun zu dem dritten Gesichtspunkte unserer Arbeit:\t-,\t>\nWie ist diese Kost \u00f6konomisch zu bcur-thei len?\nDie Vegetarier preisen insgesammt ihre Lebensweise wegen ihrer Billigkeit. Als Beispiel diene uns folgendes Cit\u00e2t aus Baltzer1):\n.Vin gr.\tRindfleisch\tkosten\t60\tPfennig\tmit\t121,5\tgr. festen Theilen\nMX) gr.\tSchweinefleisch\t\u00ab\t66\t\u00ab\t\u00ab\t108,5\t\u00ab\nr>00 gr\tKalbfleisch\t\u00ab\t33\t\u00ab\t\u00ab\t100,0\t\u00ab\n\u25a0jiM gr.\tHammelfleisch\t\u00ab\t46\t\u00ab\t\u00ab\t122,0\t\u00ab\nDiese Zahlen f\u00fcr die festen Theile des Fleisches repr\u00e4sentiren imless noch nicht den wahren N\u00e4hrwerth desselben, den wir auf HO bis sVgr. veranschlagen k\u00f6nnen.\nDiese 80 gr. N\u00e4hrinaterial bezahlen wir also mit den genannten Freisen. Ein Ei kostet 6 Pfennig mit 11 gr. festen N\u00e4hrstoffenlegen wir nun die f\u00fcr das Fleisch ausgesetzten Preise in Eiern an, so kaufen wir f\u00fcr\n60 Pfennig\t12\tEier mit\t132\n66 \u00ab\t13\t\u00ab \u00ab\t144\n46\t\u00ab\t9\t\u00ab \u00ab\t99\n43\t\u00ab\t6,5\t\u00ab\t<C\t71\n\u00ab\n\u00ab\n\u00ab\nEs ist also Ochsen- und Schweinefleisch eine viel theuere Nahrung als die kostspieligen Eier.\nF\u00fcr\n60 Pfennig kauft man 4,5 Liter Milch mit 566 gr. festen N\u00e4hrstoffen. \u202220\t\u00ab\t\u00ab\t\u00ab\t500\tgr.\tErbsen,\n\u202223\t\u00ab\t\u00ab\t\u00ab\t500\tgr.\tBohnen,\n20\t\u00ab\t\u00ab\t\u00ab\t500 gr. Linsen,\t\\\n34\t\u00ab\t\u00ab\t\u00ab\t500\tgr.\tGraupen,\n40\t\u00ab\t\u00ab\t\u00ab\t500\tgr.\tReis.\nEs entsprechen demnach dem Geldwerth nach:\n500 gr. Rindfleisch = 1500 gr. Erbsen,\n500 \u00ab\t\u00ab\t= 1500 gr. Linsen,\n*) Loc. cif. S. 271.","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\n500 gr. Rindfleisch = 1250 gr Rohnen,\n500 *\t\u00ab\t= 750 gr. Reis,\n500 \u00ab\t\u00ab\t\u25a0= 900 gr. Graupen,\nman wurde also f\u00fcr 00 Pfennig haben k\u00f6nnen\n500 gr. Rindfleisch = 105 gr. Eiweiss,\n1500 gr.\tErbsen\t=\t337,35\t\u00ab\n1500 gr.\tLinsen\t=\t389,70\t\u00ab\t\u00ab\n1250 gr.\tBohnen\t==\t300,25\t\u00ab\t\u00ab\n750 gr.\tReis\t\u2014\t52,42\tf\t\u00ab\nAus diesen Berechnungen zieht nun Baltzcr den Schluss* dass \u00abvegetabile Di\u00e4t bei Weitem besser und nahrhafter als Fleischkost\u00bb sei.\nIhm ist also die Nahrhaftigkeit eines Nahrungsmil tels identisch mit dem absoluten Trockengehalt desselben an N\u00e4hrstoffen, wie ihn die chemische Analyse nachweist. Der menschliche Organismus ist aber kein blosses chemisches Laboratorium, und die Nahrungsstoffe haben f\u00fcr den Orgie-nismus nur insoweit Bedeutung, als sie der Resorption anheimfallcn.\nBaltzer vergisst auch, dass die Trockcntheilc einen h\u00f6chst ungleichen Werth haben. 100 gr. Eiweiss sind stets Iheurer bezahlt als 100 gr. Fett oder gar 100 gr. St\u00e4rke. Man dart also, abgesehen von der Ausn\u00fctzung die Preisbestimmung gar nicht auf die Trockensubstanz allein beziehen.\nIn denselben Fehler verf\u00e4llt \u00fcbrigens auch Mrs. Kings-ford1).\nSie benutzt die Berechnungen von Edward Smith, welcher 1864 Untersuchungen \u00fcber die Ern\u00e4hrung der \u00e4rmeren Volksklassen Englands anstellte, und berechnet daraus, dass man f\u00fcr ein und denselben Preis im Mittel mehr als die vierfache Menge Stickstoff in Pflanzenkost erhalte als hei 1 leischkost, und dass man demgem\u00e4ss durch erstere eine mehr als vierfache Ersparnis erziele.\nDie Autorin l\u00e4sst aber v\u00f6llig ausser Acht, dass diese Preise einmal doch nur f\u00fcr das Rohmaterial gelten, die wir nicht als solche, sondern in Folge der Zubereitung noch mannigfach verd\u00fcnnt und durch Abf\u00e4lle und Verluste vor-\n*) Loc. cit., S. 59.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"379\nmindert, gemessen! Dazu kommt noch die erw\u00e4hnte relativ geringe Verdaulichkeit des Eiweisses der Vegetabiiien.\nM ir haben nun an der Hand unserer Untersuchung den mittleren Preis f\u00fcr die t\u00e4gliche Bek\u00f6stigung im Ganzen sowohl jils auch f\u00fcr den vegetabilen und den animalen Antheil be-leclmet, und es ergab sich uns, wie die angef\u00fcgte Tabelle erl\u00e4utert, dass unser Versuchsmann f\u00fcr seine t\u00e4gliche Ern\u00e4hrung im Mittel 105 Pfennig bezahlt.\nTabelle IV.\n' Kostenberechnung.\nII. Tag.\n1. Tag. Milch 480 gr. f\u00fcr\t\t\u2022 \u00ab \u2022\t\t\t\u2022\tPfennig\u00ab. 9,0\nIlrod 143\t\u00ab\t\t\t\t\t\t\t5,7\nAepl'el 74,2 \u00ab (gesch\u00e4lt) . . .\t\u2022 \u2022 \u2022\t\t\t\u2022\t1,0\nGacansuppe: Cacaopulver 15,1 gr. . .\t\t\t\t\t9,0\nWeizenmehl 30,28 \u00ab\t\u2022 \u2022 \u2022\t\t\t\t1,3\nZucker\t34,0\t\u00ab\t\t\t\t\t2,9\n2 Eier\t\t\t\t\t\t12,0\nMilch 28,4 gr\t\t\t\t\t\t0,5\nKartoffelpuffer : Kartoffeln 215 gr. . . .\t\t\t\t\t2,1 r\nNa Gl\t0\t\u00ab\t...\t\u2022 \u2022 \u2022\t\t\t\t0,00 38,2\nOliven\u00f6l 141,5 \u00ab\t. .\t\t\t\t\t\nHeidelbeeren 184,0 gr\t\t\t\t\t\t4,8\nSchrotbrod 50,0 \u00ab\t....\t\u2022 \u2022 \u2022\t\t\t\t2.3\nGriesflamry: Weizengries 43,7 gr. . .\t\t\t\t\t1,8\nMilch\t210,5 -v . .\t\t\t\t\t' 4,2\nZucker \t\t\t\t\t.\t8,0\n1 \u00c9iweiss\t\t\t\t\t\t0,0 12,0\nHimbeersaft 10S.5 gr\t\t\t. , ,\t\t\t.\t\n123,1\nMilch 490 gr. .... Schrotbrod HO \u00ab . . . . Aept'el 145,0\t\u00ab\t(gesch\u00e4lt)\nGelbe Erbssuppe :\nErbsen 84,0 gr.\t.\t.\t.\nHutter 10,0 \u00ab\t.\t.\t.\nNa Gl G,0 \u00ab\t.\t.\t.\nKartoffelbrei :\nKartoffeln 558\tgr.\t.\t.\t.\nMi leb 200\t\u00ab\t.\nNa Gl 9\t\u00ab\t.\t.\t.\n9,8\n5.0 3,2.\n2.1 2,5 0,001\n4,4\n5,2\n0,002\n32,803","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\n\nTransport\nSchmorpflaumen 252 gr...........\nSchrotbrod\t01\t.\nRothe Gr\u00fctze:\nPalm-Sago 35,5 gr. . . Himbeersaft 158\t\u00ab\t.\nVanille-Sauce :\nMilch\t323,1 gr.\n1 Eigelb .\t\nWeizenmehl\t1,8 gr. .\nZucker\t10,8 \u00ab .\n\tIII. Tag.\nMilch\t500\tgr\t\nAepfel\t78,5\t\u00ab (gesch\u00e4lt l\nSchrotbrod 130,5\t\nHatergr\u00fctzsuppe :\nHaferschrot 20,5 gr.\n7,25 \u00ab\n\u2022\t\u2022\t\u2022 i\n12,5 gr.\nHutter\n1\tEi Zucker\nSpinat :\nSpinatbl\u00e4tter 105,7 gr. Milch\t07,5\t\u00ab\nHutter\t10,5\t\u00ab\n2\tEier ......\nApfelmus :\nAepfel 285 gr.. . . Zucker 64 \u00ab . . . Milch 530 \u00ab... Broil 110,5 gr. . . Heidelbeeren 113,0 \u00ab\t.\t.\nII. Tag I. \u00ab Tages-Mittel\nPfennig\u00ab*.\n32,803\n4,608\n3.5\n2.5\n11,8\n6,4\n6,0\n0.07\n0,0\n110,0\n10,0\n1.4\n5.4\n1,8\nI,\t7\n0,0\nU\n5,2\n1,0\n2,0\n12,0\n5.1\nII,\t0\n10,0\n4.4\n2,0\n83.1\n110,0\n123,1\n105,4\nWelch\u2019 hoher Preis! Wenn man bedenkt, dass dieser Summe zum Theil noch die ^Engros-Preise zu Grunde liegen! Dass damit nichts mehr als die Rohmaterialien bezahlt sind, dass also die Betrage f\u00fcr Platzmiethe, Zubereitung und L\u00f6hne noch hinzugerechnet werden m\u00fcssen!\nHalten wir die Menage des K\u00f6nigl. Sachs. Infanterie-Regiments Nr. 107 dagegen, so begegnen wir da einer viel g\u00fcnstigeren Ern\u00e4hrung. Denn hier wird eine gemischte Kost verabreicht, wobei der Mann taglisch Fleisch, das \u00ab1 heuer\u00ab*\u00bb Fleisch erh\u00e4lt. Und dass diese Ernfihrungsmethode keine","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"m\nunzureichende ist, beweist uns das t\u00fcchtige Bestehen unserer Soldaten, den Anstrengungen des t\u00e4glichen Exercitiums und dm noch viel erheblicheren des Maneuvers gegen\u00fcber.\nDer Preis aber f\u00fcr die t\u00e4gliche Verpflegung des gemeinen Soldaten ist 35 Pfennig, f\u00fcr die des Unteroffiziers 40 Pfennig.\nIm Convict der Universit\u00e4t Leipzig kostet die Mittagsund Abendverpflegung t\u00e4glich 00 Pfennig, wobei Feuerung und Beleuchtung, sowie die Zubereitung mit bezahlt sind.\nDabei gibt cs jeden Mittag pro Kopf Va Ptd. Fleisch, Abend 1 niai in der Woche Wurst, 2mal K\u00e4se \u2014eine Nahrung, die offenbar eine reichliche Eiweisszufuhr involvirt \u2014 bei einem bedeutend billigeren Preise als dem unseres Vegetariers.\nGehen wir nun auf die weitere Gliederung unserer Preisverh\u00e4ltnisse ein, so ergiebt sich, dass unser Vegetarier im t\u00e4glichen Mitte! aufnahm: G5G,39 gr. fester Theil f\u00fcr den Durchschnittspreis von 105,4 Pfennig. Davon sind 73,97 gr. Eiweiss, von welchem wieder 27,4 gr. animaler Natur im\nPreise von 34,7 Pfennig abgehen. Es bleibt somit f\u00fcr die b'\u00bb.57 gr. vegetabilen Eiweisses ein Mittelpreis von 70,7 Pfg.\nDer animale Theil der Trockensubstanz berechnet sich am\nals \u00b0/o der Gesominttrockensubstaiiz.\nI.\tTage\t.\t.\t84,47\tgr.\t=\t12,9%\nII.\t\u00ab\t.\t.\t109,35\t\u00ab\t=\tIG,6 \u00ab\nIII. \u00ab\t.\t.\t154,75\t\u00ab\t=\t23,5\u00ab\nMittel . 11G,19 gr. = 17,7%.\nDie Gesammt-Trockensubstanz betr\u00e4gt . G5G,39 gr.\nwithin sind . 540,20 \u00ab = . der Trockensubstanz vegetabil.\nUnser Mann kauft also:\n540,2 gr. Vegetabilien (trocken) mit 46,57 \u00ab Eiweiss f\u00fcr 70,7 Pfennig und 116,19 \u00ab Animalien (trocken) mit 27,4 \u00ab Eiweiss f\u00fcr 34,7 Pfennig\nIt\u00e4'ir 1 Mark erh\u00e4lt derselbe demnach:\n764,07 gr. trockene Vegetabilien mit 65,87 \u00ab Eiweiss, sowie","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"m\n334,SO gr. trockene Animalien mit 79,05 \u00ab Eiweiss.\n1 Kilogramm vegetabilen Eiweisses w\u00fcrde er f\u00fcr 15 Mk. 18 Pfg. und 1 Kilogramm animalen Eiweisses f\u00fcr 12 Mk. 05 Pf. kaufen.\nEs verh\u00e4lt sich also der absolute Preis des animalen zu dem des vegetabilen Eiweisses = 12,05 : 15,18 = 1 :\\,\u00b1\nDas animale Eiweiss ist in dieser billigsten Form (leider Milch also, absolut genommen, um 2/io billiger als das vegetabile. Aber der wahre N\u00e4hr ge Id wertli kommt erst zum Vorschein, wenn man die Preise f\u00fcr die gleichen Mengen verdaulichen Eiweisses einander gegen\u00fcber stellt, ln unserem Falle \u2014 und er weicht nur um Weniges von .den Zahlen Anderer in diesem Punkte ab \u2014 ist vom vegetabilen Eiweiss 31% unverdaut geblieben, also 09% verdaut, w\u00e4liron.l das animale nahezu als resorbirt angesehen werden darf, Dann aber gestaltet sich das obige Verh\u00e4ltniss noch vielmehr zu Gunsten des Thier-Eiweisses ; denn, da jetzt G9 Tlieile vegetabilen Eiweisses mit 1,2 Geldeinheiten, d. h. 100 Tlieile vegetabilen Eiweisses mit 1,7 Geldeinheiten bezahlt werden, so verh\u00e4lt sich der Preis des resorptionsf\u00e4higen animalen zu dem des resorbirbaren vegetabilen Eiweisses\u2014\n1:1,7 = 10:17.\nH\u00e4tte man also die Absicht, unseren animalen Eiweiss-zusatz vegetabil zu ersetzen, so w\u00fcrde, abgesehen von der \u00dceberschreitung der oberen Aufnahmegrenze durch die bedeutend gesteigerte Zufuhr von Vegetabilien, die ja durch das gleichzeitige Sinken der Verdaulichkeit des darin enthaltenen Eiweisses bedingt wird, der Preis unseren Mittelwerth noch um ein Erhebliches \u00fcbersteigen.\nWie wenig rationell es w\u00e4re, die animale Eiweisszufuhr durch vegetabile zu ersetzen, das erhellt aus folgender Berechnung:\t1\nUnser Mann bedurfte, um 30,8 gr. vegetabiles Eiwebs zu verdauen, einer Einfuhr von 46,57 gr. vegetabilen Eiweisses Es verh\u00e4lt sich somit die Menge des verdauten vegetabilen Eiweisses zu der des ein gef\u00fchrt en wie 1 : 1,3.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"383\nWenn daher die 27,4 gr. animalen d. h. also resorbir-baren Eiweisses durch Vegetabilien gedeckt werden sollten, \u00abo m\u00fcssten 35,0 gr. Pflanzenei woiss noch verzehrt werden Ihre Beschaffung wurde, da 40,57 gr. in 540,2 vegetabiler Trockensubstanz enthalten sind, mit einer Einfuhr von weiteren 412.-* gr. vegetabiler Trockensubstanz zu erzielen sein. \u2022\u2022 Die im lag\u00bb* bereits verzehrte vegetabile Trockensubstanz betr\u00e4gt aber 540,2 gr.\nWelcher Menge gekochter Pflanzennahrung vorliegenden Heures entsprechen nun die 412,0 gr. V\nWie die folgende Tabelle angiebt, sind die *110,10 gr. animaler lrockensubslunz in einer Menge g\u00bb*kochter animaler Nahrung von 070,73 gr. enthalten.\nDie gekochte animale Nahrung setzte sich zusammen\n1. -Tag.\t11. Tag.~\t111. Tag.\nMilch isO gr.\tMilch 490 gr.\tMilch 500 gr.\n\u00ab\t28,43 \u00ab\t93,31 \u00ab\t\u00ab\tHS,71\n\u00ab\t210,52 \u00ab\t\u00ab\t323.14 \u00ab\t\u00ab\t530.0\t\u00ab\nEi\t31,60 \u00ab\tEi\t11,50 \u00ab\tEi\t26,5\t\u00ab \u00ab\t10H,5\n740,55 gr.\t917,95 gr.\t1253,71 gr.\nIm Mittel betrug sie also pro di\u00bb* 070,73 gr.\nDie Gesammtnahnmg aber enthielt im Tagesmittel 21100,20 gr. gekochte Speisen mit 050,30 gr. Trockensubstanz, also muss, da di\u00bb* animale Nahrung (gekochte) 970,73 gr. ausmacht, die Differenz 2960,26 \u2014 070,73 = 080,53 gr. \u00bbIon vegetabilen Antheii der gekochten Nahrung betragen, mit den 540,2 gr. vegetabiler Trockensubstanz.\nDiesem Verh\u00e4ltniss entsprechend, enthalten 1502,17 gr. gekochter vegetabiler Nahrung die fraglichen 412,0 gr. vegetabiler Trockensubstanz.\t- .\u00bb\nD io s e P o r t i o n v o n 1502,17 g r. ni \u00fc s s t \u00bb* a l\u2019so zii de r Der ei t s verzehrten Vegetabilienspcise (1080,53 gr.) noch verzehrt'werden, so \u00bblass in den Magen efn-Hewicht von 3401,7 gr. vegetabiler Nahrung ein-*fwh f t w e r d e n m \u00fc s s t e, ein e M enge, welche allere '1 i n g s die a n g e n o m m e n e Q u a n t i t \u00e4 1 v o n 73,07 gr.\nZ\"itHchrlft f\u00fcr phyMioloKtaclio Chemie VI,\t2\u00bbi","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nvegetabilen Eiweisses ent halten w\u00fcrde, aber auch der oberen Grenze der Aufnahmef\u00e4higkeit jedenfalls ausserordentlich nahe k\u00e4me.\nDiese ung\u00fcnstigen Resultate, zu denen uns vorstehende Berechnung gef\u00fchrt, werden in der That von dem gew\u00f6hnlichen Arbeiter vermieden, einem Menschenschl\u00e4ge, welcher sich in der Wahl seiner Nahrung lediglich durch seinen Instinct und den Gesichtspunkt der Billigkeit leiten l\u00e4sst.\nDenn, wie wir oben erw\u00e4hnt, spricht sich in der Selbstbek\u00f6stigung dieser Volksschicht \u00fcberall das Bestreben aus, durch Zusatz von animalem Eiweiss (Wurst, K\u00e4se, Pferde-tleisch) die Kost weniger volumin\u00f6s und nahrhafter zu machen.\n\u25a0,v\t,\t, '\t\u25a0*\t.\t.\t.\t\u2022\t\u2022.\nZum Schl\u00fcsse unserer Untersuchung fassen wir mm die Resultate derselben dahin zusammen:\n\u25a0\t; ; I.\nDas Kostregime der Vegetarier bietet unserem Individuum zwar eine sowohl nach absolutem N\u00e4hrstoffgehalt zur Erhaltung der k\u00f6rperlichen und geistigen Functionen eben ausreichende, als auch nach ihrem relativen Mischungsverh\u00e4ltniss gen\u00fcgende Nahrung dar.\n;\t:\t:\tII.\nDieser Vegetarismus ist jedoch zur Fristung des Lebens nur aus dem Grunde ausreichend, weil er die Menge der einzuf\u00fchrenden Vegotabilien durch Zufuhr von animalischem Eiweiss in Form von Milch und Eiern herabdr\u00fcckt, p\nIII.\nIndess ist dies R\u00e9gime, sofern die zu grosse Belastung des Verdauungsapparates vermieden werden soll, einmal zu theuer, als dass es zur Ern\u00e4hrung J gr\u00f6sserer Mengen von Menschen, wie in Armenh\u00e4usern, Kasernen und Gef\u00e4ngnissen, wo es auf m\u00f6glichst billige Herstellung der Nahrung an* kommt, empfohlen werden k\u00f6nnte; andrerseits ist es eine eminent unpraktische Methode den Menschen zu ern\u00e4hren, da man f\u00fcr denselben Preis eine weit gr\u00f6ssere Menge gemischter und dabei ausnutzungsf\u00e4higeivr Nahrung herstellen kann.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"\n385\n' ' IV*\nDazu erhebt sich unwiderruflich die Frage; Wie wird sich ein derartig gen\u00e4hrter nnd au courant erhaltener Organismus gegen\u00fcber ihn hereinbrechende Krankheiten verhalten?\nNach dem Exempel der sonst unter g\u00fcnstigen hygienischen Verh\u00e4ltnissen lebenden Gefangenen und nach dem unseres Versuchsmannes selbst erscheint es bedenklich, diese in dem einzelnen, uns hier besch\u00e4ftigenden Falle zur Erhaltung des Lehens und der Leistungsf\u00e4higkeit ausreichende Nahrungs-niischung ohne Weiteres auf die Masse zu \u00fcbertragen. Vielmehr m\u00fcssen wir vorl\u00e4ufig dabei bleiben, jeden einzelnen diesbez\u00fcglichen Fall als ein Individuum f\u00fcr sich zu nehmen, denn es liegt nach allem Angef\u00fchrten in der That die Gefahr vor, durch Anwendung dieser Di\u00e4t auf gr\u00f6ssere Mengen; mehr zu schaden, als zu n\u00fctzen, sowie dieselbe auch im einzelnen Falle den Menschen f\u00fcr den Erkrankungsfall wenig widerstandsf\u00e4hig macht.\n; \\r \u2022.","page":385}],"identifier":"lit16451","issued":"1882","language":"de","pages":"346-385","startpages":"346","title":"Die Ern\u00e4hrungsweise der sog. Vegetarier, vom physiologischen Standpunkte aus betrachtet","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:13:56.850233+00:00"}