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{"created":"2022-01-31T13:17:43.473822+00:00","id":"lit16452","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zweifel, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 386-421","fulltext":[{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Uber die wissenschaftliche Grundlage der Antisepsis und die Entstehung des septischen Gifts.\nVon I\\ Zweifel,\nProf. \u00ab1er Gyn\u00e4kologie in Erlangen.\nDar\u00fcbfi: Vortra\u00bb gobait.mi in \u00ab1er Sitzung tb-r Kwb'ta* jdiysii*\u00ab lm'ibVa in Krl\u00fctii'.-n\nam \u00abi. M\u00e4rz 18*2.\n(Aus ib'in Laboratorium <b*r KOmrt*b\u00fcJtlbh<\u2018ii-\"yii\u00e4kob\u00bbj'iscbor Klinik).\n(D<t lb-rtiiktion ziii'('t:iiii;;i'ii am 2a. M\u00e4rz 1**2).\nDie Ausbildung der antiseplischcn Wundbehandlung kam zu Stande unter dem Einfluss rein theoretischer. Pr\u00e4missen und die gl\u00e4nzenden Resultate der Praxis zeigen, dass die Nutzanwendung der theoretischen Resultate das Richtige getroffen hat.\nLister seihst betonte als das Ziel seines Verfahrens heim Wundverband \u00abden Eintritt fauliger Zersetzung in den betreffenden Theilen zu verhindern\u00bb Seine (irundansch\u00e4uung war, dass ein ung\u00fcnstiger Verlauf durch eine abnorme Beschaffenheit der Wuudsocrete bedingt werde und dass dieselben ihre krankmachende Eigenschaft bekommen durch liinzutritt von Elementen, die aus der Luft stammen und von aussen her auf die Wunden gelangen.\nDurch diese Auffassung des Wundliebers war das Ziel der Behandlung klar vorgezeigl : es m\u00fcssen diese fremden pathogenen Keime w\u00e4hlend der Operation todt gemacht, ihnen nachher durch die Verb\u00e4nde der Zutritt verwehrt und endlich muss Alles, was sich leicht zersetzen kann aijs der Wunde weggeh *i lei, in den Verbandst\u00abdien unsch\u00e4dlich gemacht werden.\nDie Erfahrung hat gezeigt, dass die Anwendung dieser Grunds\u00e4tze auf die Praxis eine entschieden grossartige Bes-","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"387\nstrung tier R\u00e9sultait* herbeif\u00fchrte und niuii kann daraus den Schluss ziehen, dass diese Erfahrungen der Praxis zu ,len theoretischen Voraussetzungen stimmen, wie das Facit zu dem Rechcnexcmpcl.\nGehen wir nun auf das Grundprinzip der theoretischen Versuche ein, die Lister als Unterlage zur Ausbildung seines neuen Verfahrens dienten. Es kn\u00fcpfen diese Untersuchungen an die ber\u00fchmtesten Namen Schultze, Schwamu.Schieiden, Helmholtz, II. Schr\u00f6der, Th. von Dusch, Pasteur, u. A. an, ein Beweis daf\u00fcr, welches grosse Interesse an dieser Frage genommen wurde.\nDas Facit dieser vielen Versuche mit allen m\u00f6glichen rinnreichen Modilicationen ist der Beweis, dass in lauhiiss-f\u00e4liigon Fl\u00fcssigkeiten die F\u00fculniss ausblcibt, wenn durch l\u00e4ngeres Kochen derselben die darin enthaltenen F\u00e4ulniss-erreger get\u00f6dtet werden und wenn nunmehr der Zutritt von Stauhclementen und den in der Atmosph\u00e4re schwebenden Keimen vermieden wird. Die Gase der Luft d\u00fcrfen ungehindert in Comunication mit den Fl\u00fcssigkeiten bleiben, ohne F\u00fculniss in denselben anzuregen. Die* Elemente der Luft sind unsch\u00e4dlich, nur die Verunreinigungen leiten die Zersetzung ein. Zur Reinigung wurde Gl\u00fchen der Luft, also Verbrennen der Staubelemente und Filtrircn* durch dicke Watlelagen verwendet, mit vollkommenem Erfolg; die gereinigte Lull Hess die gekochten Fl\u00fcssigkeiten unver\u00e4ndert.\nNun sind in allen diesen Versuchen zuerst die F\u00e4ulniss-erreger, die Bact\u00e9rien, get\u00f6dtet worden. Was also der weiteren Einwirkung der Staubelemente entzogen wurde, war selbst von Zersetzungserregern frei.\nLister hat also bei der U\u00dcbertragung der theoretischen Forschungen auf den lebenden Menschen die implicite Voraussetzung gemacht, dass der gesunde K\u00f6rper der bac-Iciimfroien Fl\u00fcssigkeit des Experiments gleich zu achten sei. Auch der gesunde, lebende Mensch m\u00fcsste danach frei sein . von F\u00fculnisserregern, wenn das Fcrnhalten von solchen beim AVundverband \u00fcberhaupt einen Sinn haben soll. Wozu denn","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\n\u00fcberhaupt Bact\u00e9rien abwehren, wenn solche schon im normalen K\u00f6rper vorhanden w\u00e4ren !\nEs war diese Voraussetzung Lister\u2019s gewiss nicht ungerechtfertigt. Leben und F\u00e4ulniss sind so extreme Gegensatz\u00ab-, die F\u00e4ulniss andererseits ist nach den oben kurz angef\u00fchrten Experimenten zu schliessen, so bestimmt das Werk der Bact\u00e9rien, dass die Annahme a priori gerechtfertigt ist, dass im lebenden Organismus auch keine F\u00e4ulnisskeijne existiren k\u00f6nnen.\nDieser Voraussetzung, so sehr sie die Logik a priori und a posteriori f\u00fcr sich hat, stehen aber Resultate der exacten Forschung gegen\u00fcber, und zwar in einem unvereinbaren Widerspruch. Wenn auch die Erfahrungen der Praxis nicht zu leugnen sind, so k\u00f6nnen sie doch anders erkl\u00e4rt werden. Beweise, dass jene Voraussetzung richtig sei, k\u00f6nnen sie aber niemals liefern.\nDie ersten Versuche nach dieser Richtung wurden von Billroth1) und Tiegel2) gemacht. Sie ergaben als Resultat, dass auch im gesunden K\u00f6rper F\u00e4 ul nisserreger vorhanden seien. Da nun diese Thatsache in grellem Widerspruche mit den fundamentalen Voraussetzungen der Wundantisepsis steht, ist es sehr verst\u00e4ndlich, dass man diese Versuche h\u00f6chst sceptisch aufnahm und beurtheittc; denn die antiseptischen Lehren sind schon Glaubenss\u00e4tze geworden, an denen die \u00e4rztliche Welt nur mit Widerstreben r\u00fctteln sieht.\nBillroth beschreibt seine Versuchsanordnung folgender-massen : Es wurde ein kleines Glas 1 Zoll hoch mit fl\u00fcssigem Paraffin gef\u00fcllt. Diese eingegossene Quantit\u00e4t liess er erstarren, hielt aber fl\u00fcssiges Paraffin bereit. Nun wurde ein Hund durch Verblutung get\u00f6dtet, und demselben w\u00e4hrend der letzten Athemz\u00fcge mit einem gerade voran gegl\u00fchten Messer ein St\u00fcck Muskelfleisch ausgeschnitten. Das Fleisch\n*) Billroth: Untersuchungen \u00fcber die Vegetationsformen '1\u00ab Coccobacteria septica. Berlin 1874, S 58.\n*) Tiegel: Coccobacteria septica im gesunden Wirbelthierk\u00f6rper, Virchow\u2019s Archiv 1874. Bd. 60, S. 450.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"389\nkam auf den erstarrten Paraffinklotz im Glase und in der folgenden Secunde wurde das bereit gehaltene fl\u00fcssige Paraffin aufgegossen. Das Muskelst\u00fcck, ein St\u00fcck der Leber und ehr midies der Milz geriethen in wenig Tagen in F\u00fculniss. Gegen den dritten Tag entstanden Risse im Paraffinklotz und aus diesen quoll r\u00f6thliches, stinkendes Serum hervor.\nDer Versuch wurde n\u00fcn so modiiicirt, dass das Fleisch-\u2019, st\u00fcck, welches untersucht werden sollte, erst in Paraffin von 105\u00b0 C. getaucht wurde. Sicher werden dadurch alle Keime au der Oberfl\u00e4che get\u00f6dtet. Das durch Erstarren sich'anlegende Paraffin bildete einen ersten Luftabschluss, und nun wurde alles zusammen Fleisch und Paraffinkruste in geschmolzenes Paraffin von 74\u00b0 G. getaucht. Selbst dem ausgegl\u00fchten Eisendraht, mit dem man die zu pr\u00fcfenden St\u00fccke unter Paraffin brachte, wurde noch specielle Aufmerksamkeit gewidmet, um das Entweichen von Serum l\u00e4ngs des Drahtes und das Eintreten von F\u00e4ulnisskeimen auf demselben Wege sicher zu vermeiden.\nDas Princip von Tiegel\u2019s Versuchen war das gleiche, ja die ganze Anordnung der Versuche stimmte \u00fcberein. Tiegel gibt nur noch genau die Temperaturen an, in denen die Paraffinkl\u00f6tze1 nach dem Erkalten aufbewahrt wurden: zwischen 20\u201430\u00b0 G.\nIch habe die Methoden, nach denen Billroth und Tiegel die schwebende Frage zu l\u00f6sen bestrebt w\u00e4ren, ausf\u00fchrlich wiedergegeben, um daran zu zeigen, wie genau die Fehlerquellen vermieden wurden, welche Sorgfalt aufgewendet wurde, um die Organtheile so zu conserviren, dass keine F\u00e4\u00fclnisskeime mehr von aussen zu ihnen gelangen konnten.\nZur Untersuchung dienten bei Tiegel Pancreas, Lebern, Milzen, Speichel- und Lymphdr\u00fcsen, Nieren, Hoden und Muskelfleisch. Beim Pancreas war die Zersetzung immer sehr weit gediehen, bei den Leberst\u00fccken blieb sie 2 mal aus. Auch die Untersuchung der Lymphdr\u00fcsen, Nieren und Hoden ergaben zuerst negative Resultate. Ebenso war das Ergebnis\u00ab bei der Excision von Muskelst\u00fccken unie/ sechs F\u00e4llen 5 mal negativ.\t.\t\u2018","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"MO\nDazu kam n0ck, dass die im Paraffin auftretendcn Spi\u00fcn^e keine absolute Sicherheit gegen die Luttcommuni. cation gaben und deswegen schlug Tiegel noch ein neues Verfahren ein, was wegen der gr\u00f6sseren Vollkommenheit der Anordnung noch erw\u00f6hnt zu werden verdient. An ziemlich weiten Glasr\u00f6hren wurden Kugeln angeblasen, alles mit flu*, sigem Paraffin gef\u00fcllt, und in ein 160\u00b0 C. heisses Puraflin-bad gesetzt. Nun wurden wieder di\u00ab* gew\u00f6hnlichen Pr\u00e4parate von einem Frosche entnommen, rasch in die Kugeln gebracht, und die Glasr\u00f6hren an den Enden zugesclnuolzen. Die R\u00f6hren\nwurden 5\u20148 Tage im Brutofen aufbewahrt und dann untersucht.\nZu den gleichen Ergebnissen kam mit dieser Versuchsanordnung auch Dr. Burdon Sanderson1).\nGerade wegen der meistentheils negativen Resultate, konnten die wenigen positiven der herrschenden Lehre von \u00abb r Abact eriosis gesunder Organe des lebenden K\u00f6rpers keinen Stoss geben. Nur Pancreas, Leber und Milz gingen uusnuhnish\u00bb oder in der Regel in Zersetzung \u00fcber, also gerade diejenigen Organe, welche zum Theil durch die Dr\u00fcsenausg\u00e4nge in Kontinuit\u00e4t mit dem Darmkanal stehen oder doch in unmittelbarer N\u00e4he desselben gelagert sind. Wenn auch keine Keim.'-mehr von aussen zu den im Paraffmklotz eingeschlosseiicn Organsl\u00fccken gelangen konnten, so hatten dieselben ja schon voran vom Dannkanal aus dahin wandern k\u00f6nnen. F-spricht die erste Reihe von Ti ege Ls Versuchen eher f\u00fcr diese Erkl\u00e4rung als f\u00fcr die Pneexistenz von Fiiulnisskeinien in den Organen.\nUntersuchungen nach demselben Princip und zu demselben Zweck unternahmen einige Jahre sp\u00e4ter Nencki2) und Giacosa. Ihre Methode war aber anders und man kann mit Recht sagen, vollkommener als die von Billroth und Tiegel. Eine genau mit Quecksilber angef\u00fcllte kleine Cla\u00ab-\n') British Medical. Jouni., Jan 20, 1878.\nXcim*ki uni Giacosa: Gibt es Haeteri\u00ab*n oder deren- Keine* in d\u00ab*n Organen gesunder lebender Thinv. Jonrnul f\u00fcr praktische Chemie-N. F. Bd. 20, S. M4-, 187t\u00bb.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"391\nglucke wurde umgest\u00fclpt in Quecksilber gestellt, so dass sie vollst\u00e4ndig gef\u00fcllt erhalten wurde. Nun wurde das ganze Quecksilberbad erhitzt, bis sich in der Kuppe der kleinen Glasglocke Quecksilberd\u00e4nipfe sammelten; Niemand wird bei dieser Anordnung des Versuches bezweifeln, dass diese Hitze sicher ausreichte alle Bact\u00e9rien und Keime zu zerst\u00f6ren. Nach dem Erkalten wurde eine d\u00fcnne Schicht Carboll\u00f6sung auf das Quecksilber gegossen.\n> \u2019 \u00ab\nDie zum Versuche verwendeten Organst\u00fccke wurden mit einem Messerzug weggeschnitten, und kamen innerhalb weniger Sekunden aus dem lebenden gesunden Thier in das bactorienreine Quecksilber und waren fortan vom Luftzutritt vollst\u00e4ndig abgeschlossen. Dann kam der ganze Apparat im Uriilofon in die constante Temperatur von 38\u201440\u00b0 \u00c7.\nNur wenige St\u00fccke blieben von der F\u00e4ulniss verschont, ln der Regel entwickelte sich in einigen Tagen Gas, welches das Quecksilberniveau tiefer und tiefer dr\u00fcckte, und schliesslich die Glasglocke aufhob und entwich. Diese Gase waren ausnahmslos h\u00f6chst \u00fcbelriechend, und die Organe enthielten Bact\u00e9rien.\n> <\nBei den seltenen Ausnahmen liess sich mit Bromwasser Bhenol (Carbols\u00e4ure) nachweisen, so dass das negative Resultat einfach durch die medicament\u00f6se Einwirkung der Carbols\u00e4ure erkl\u00e4rt wurde.\nGegen alle Versuche dieser Art l\u00e4sst sich nun der Einwand erheben, dass die Organst\u00fccke doch immer vom Thier bis zum Untertauchen unter das Quecksilber durch die Luft gebracht werden. Ein einziger F\u00e4ulnisskeim, von denen unzweifelhaft in der Luft immer unz\u00e4hlige vorhanden sind,1 kann auf diesem Wege auf das Muskelst\u00fcck gelangen und dort bei der g\u00fcnstigen Temperatur sich rapid vermehren und die F\u00e4ulniss einleiten. Die Luft ist ja in der That mit Staube partikelchen erf\u00fcllt, so dass auf diese Weise die F\u00e4ulniss rocht gut erkl\u00e4rt werden kann. Aber Nencki*) machte noch \u00fcber die Infectionsm\u00f6glichkeit der Luftkeime Control-viTsuche, wobei er die Luft mehrere Stunden durch eine\nLoc. cit.. S. 43.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nN\u00e4hrl\u00f6sung leiten musste, ehe dieselbe mit F\u00e4ulnissbacterien inficirt wurde.\nGanz ebenso sprechen im Sinne dieses Nencki'sdun Controlversuches die Ergebnisse Hillers1) mit der Staub, infection bei H\u00fchnereiern. Der trockene Staub hatte um bei einem von 24 Eiern F\u00e4ulniss einzuleiten vermocht, trotzdem dieselben zwei Wochen lang. ge\u00f6ffnet der Kasernen und Lazarethatmosph\u00e4re ausgesetzt waren.\nAlle Experimentatoren von Billroth an wurden immer \u00fcberzeugt, dass schon im gesunden lebenden Organismus Bacterienkeime existiren, aber \u00fcberzeugen konnten sie alle diejenigen nicht, welche, best\u00e4rkt durch die eminent g\u00fcnstigen Resultate der chirurgischen Praxis, sich vollst\u00e4ndig in den entgegengesetzten Gedankengang eingelebt hatten.\nSo ging es auch mir, als ich vor zwei Jahren mit Herrn Dr. Giacosa, jetzt Professor in Turin, auf dieses Thema und seine Untersuchungen zu sprechen kam. Erst wenn der Luftabschluss absolut sicher sei, und auch dann noch F\u00e4ulniss und Bacteri\u00e9nkeimung auftrete, k\u00f6nne man die Pr\u00e6existenz solcher Keime als apodiktisch bewiesen erachten, war meine Einrede. Bei festen Gewebspartien war es freilich undenkbar, sie ohne irgend welche Ber\u00fchrung mit der \u00e4usseren Luft unter Quecksilberabschluss zu bringen und so schlug ich als Versuchsobjekt Blut vor, das man in der That mit Ausschluss von Luftzutritt direkt aus einer Arterie in das voran erhitzte und aufs Vollkommenste desinficirte Quecksilberrohr bringen kann. Den ersten derartigen Versuch machten wir noch im November 1879 gemeinsam, dann verliess Giacosa nach kurzem Aufenthalt Erlangen wieder und ich setzte seit jener Zeit die Versuche mit allen m\u00f6glichen Moditicationen bis zum Abschluss der Arbeit fort.\nV\n<\nI. Versuch. Den ersten Versuch machten wir sb, dass ganz in derselben Weise, wie Nencki und Giacosa gethart, erst Quecksilber erhitzt wurde bis es sicher bacterienfrei soin musste. Dann wurde unter Garbolspray und der allergr\u00f6ssten\n') Hiller^ Die Lehre von der F\u00e4ulniss. Berlin 1879, S. 478.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Sorgfalt, wie bei einer antiseptischen Ovariotomie, die Carotis eines Kaninchens freigelegt. Die Kan\u00fcle und der ganze Schlauch war mit 5\u00b0/o Phenoll\u00f6sung gef\u00fcllt und durch Quetsch-, bahne abgesperrt. Die Kan\u00fcle kam in die Carotis und nachdem sie festgebunden war, wurden alle Sperrpincette\u00fc und (Juetschh\u00e4hne ge\u00f6ffnet. Das arterielle Blut trieb die Carbol-s\u00fcuro vor sich her aus der Leitung und wie es bis zur Ausflusskan\u00fcle vorgedrungen war, wurde das Glasrohr dort rgsch erhitzt, spitz ausgezogen und zugeschmolzen. Mehr Desi.nfec-. lion ist doch schlechterdings nicht zu verlangen, und wir / k\u00f6nnen behaupten, dass bei dieser Behandlung ein Luftzutritt zu dem Blut absolut ausgeschlossen ist. Nun wurde die zugoschmolzene Glasspitze unter die mit Quecksilber gef\u00fcllte Glocke gebracht und dort die Spitze abgebrochen. Die Glas- , fr\u00f6mmer und das Carotisblut stiegen nun in der Glasglocke auf, und waren also fortan vor neuem llinzutrilt von Bac^ ferieu vollkommen gesichert. Nachdem das Thier verblutet -und die Ausflusskan\u00fcle zur\u00fcckgezogen war, wurde das Quek-silber mit dem in der Glasklocke angesammelten Blute in den Br\u00fctofen gebracht und dort bei einer constanten Temperatur von 38\u201440\u00b0 C. aufbewahrt. Die Zahl der Experimente mit dieser Versuchsanordnung kann icli nicht genau, angeben, da ich sp\u00e4ter die einzelnen Experimente nicht mehr protokollirte. Sicher waren es aber nahezu 20 und stets mit dem gleichen Resultat. Einzelne der sp\u00e4teren, -bei denen ich an dieses Experiment gleich ein weiteres anschloss, f\u00fchre ich nachher vollst\u00e4ndig an.\nDas Resultat war nun stets das gleiche, ob ich das; Blut eine oder vier Wochen bei der constanlen Temperatur von 40\u00b0 C. liess. Das Blut gerann, presste Serum aus und wurde ganz dunkel. Die E\u00e4ulnisserscheiuung, die Nencki und Giacosa in den Vordergrund bei ihren Beobachtungen stellten, dass sich Gas entwickle, blieb immer aus. Der Xiveaustand des Quecksilbers blieb immer gleich.\nDieses Resultat best\u00e4rkte mich wesentlich in meiner Scepsis umsomehr, als ich gleich nachher beim Aufifangen","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nvon Blut aus einer Nachgeburt und im Uebrigen ganz gleicher Gonservirung ganz starke Gasenlwickelung sali.\nDen einen Gegengrund, der immer den vorausgegangontu Versuchen entgegenstand, n\u00e4mlich das absolute Fernhalteii von Luft von dem Momente weg, wo das zu untersuchende Gewebe den lebenden K\u00f6rper vorliess, bis es unter Qin ek-silber kam, hatte ich mit meiner Anordnung beseitigt und nun schien auch das Resultat vollst\u00e4ndig zu entsprechen: n\u00e4mlich die F\u00e4ulniss auszubleiben. Als ich viele dieser Yei-suche gemacht hatte, glaubte ich Versuche Nene Id\u2019s mit Herzen nochmals wiederholen zu sollen. Das llerz ist n\u00e4mlich von dein Eindringen von F\u00fculnisskeimen am meisten gesch\u00fctzt. Zudem kann man dasselbe rascher mit einem Messerzuge abschneiden, also die ganze Procedur noch etwas abk\u00fcrzen.\nIch machte diese Gontrolpr\u00fcf\u00fcngen mit dem Heizen, setzte es einer constanlen Temperatur von 38-40\u00b0 G. au>\n\u2014\twurde aber in meinen Erwartungen get\u00e4uscht. Trolzdem ich die Herzen innerhalb einer Secundo nach Er\u00f6ffnung d\u00ab*> Herzbeutels unter das gerade voran erhitzte Quecksilber brachte, kam immer F\u00e4ulniss zu Stande. Es bildete sich im Laufe der ersten Tage immer Gas, welches das Quecksilber niederdr\u00fcckte und schliesslich die Glasglocke aufhob und entwich. Nicht immer war die Gasentwickelung so stark, sondern gelegentlich blieb sie auf einer gewissen Stufe stehen und ging nicht weiter, selbst wenn man das Herz lange Zeit fort im Br\u00fctoten Hess. Wo man das Gas riechen konnte* war es penetrant tVetid. Das Serum reagirte stark sauer. 1\nAuch diese Versuche wiederholte ich sehr oft.\nIch kann gleich hier hinzuf\u00fcgen, dass die Temperatur von 38\u201440\u00b0 C. nothwendig ist. L\u00e4sst man das Ganze bei niedriger Zimmertemperatur 10\u201413\u00b0 G. stehen, so kommt.\n\u2014\twenigstens so weit man dies durch das Glas hindurch beobachten kann \u2014 keine Ver\u00e4nderung des Herzens zu Stande.\nTrotzdem der Gegensatz h\u00f6chst frappant war, wollte es mir doch nicht einleuchten, dass die Infection des Herzeie auf dein kurzen Wege zu Stande komme.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"395\nIch nahm mikroskopische Pr\u00fcfungen des unter Luftabschluss conservirten Blutes vor und fand darin regelm\u00e4ssig verschiedene Coccenformcn in lebhaftester Bewegung. Also auch hier wieder eine Best\u00e4tigung fr\u00fcherer Untersuchungen, sjteciell derjenigen von liens en1). Dieser Forscher hatte eine .doppelt U-f\u00f6rmig gebogene R\u00f6hre genommen und mit Quecksilber gef\u00e4llt. Nur an der einen Oeffnung brachte er etwas W asser hinein und nun schmolz er dieses Ende zu. Die R\u00f6hre wurde auf 140\u00b0 C. erhitzt, nach dem Erkalten die zugeschmolzene' Spitze in das Herz eines frisch get\u00f6dtefen Hundes eingestochen und darin abgebrochen. \u25a0Durch das Ausfl\u00fc ssen des Quecksilbers aus der entgegengesetzten Oefl-iiuiig saugte er das Blut an, ohne dass es mit der Luft in Ber\u00fchrung kommen konnte. Dann wurden rasch beide Enden zugeschmolzen und die mit Blut und Quecksilber gef\u00fcllte R\u00f6hre drei Tage bei 40\" C. aufbewahrt. Das so Miamielle Blut zeigte Vibrionen in lebhafter Bewegung Es lag also zwischen den Ergebnissen des I. Versuchs und den Coiifrohmlersucliungen nach Nencki und Gi\u00e4cosii ein \u2022 iilscliiedener Widerspruch. Im ersteren Fall keine (ias-\u2022\u2022iilwickelung. kein F\u00e4ulnissgeruch, dagegen lebende G\u00f6ccon-lormoii, in dem zweiten dagegen alle Zeichen der stinkenden F\u00e4ulnis*.\n1 in zu erfuhren, ob die Luft mit ihren Keimen es sei, welche diesen Unterschied bedinge, brachte ich nun in weiteren \\ ersuchen \u2022absichtlich mit einer kleinen Glassprilze Luft zu dem nbgesperrten Bilde.\nII. Versuch, am 21. November 1879. Das Blut winde zun\u00e4chst mit allen Gaulelen, wie (dien beschrieben^ aulgelungen. Dann mder die eine Glasglocke m\u00f6glichst viele, unter eine zweite nur einige Luftblasen eingespritzt: bis Z|n,i P** Dezember keine Ver\u00e4nderung im Niveaustand dt\u00bbs Quecksilbers zu bemerken.\nAuch dieser Versuch wurde mit demselben Ergebniss wiederholt. Wenn ich dagegen das Blut erst in eiiie Schaalc\nArchiv Ine inikroskt>|>iscln> Anatomie. IW. Ill, S. U4*\u00bb. \u2022","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"fliessen liess und dann mit einer Spritze aufsaugte und unter Quecksilber brachte, traten alle Symptome der F\u00e4ulniss, also auch Gasentwickelung auf.\tj\nDas Blut war also durch das Ilinzubringen von Luft nicht in F\u00e4ulniss \u00fcbergegangen, resp. nicht in einen andern Zustand gekommen, als ohne Luftblasen, w\u00e4hrend das Herz, die Muskelst\u00fccke etc. schon bei dem kurzen Transport vom K\u00f6rper weg bis unter Quecksilber in Zersetzung \u00fcbergingen. Es musste also das Blut kein geeigneter Boden f\u00fcr die Entwicklung der Bacterienkeime sein. Es konnte dies wahrscheinlich nur an dem gr\u00f6sseren Sauerstoffgehalt des Blutes liegen; denn im \u00fcbrigen ist da> Blut den festen Geweben vergleichbar und bei entsprechender Wi irme und Feuchtigkeit ein excpiisit f\u00e4ulnissf\u00e4higes Substrat.\nWenn der Sauerstoff es war, der das verschiedene Verhalten des Blutes bedingte, so musste* man dies eruiron k\u00f6nnen. Einmal Hess sich derselbe dem Blut entziehen und andererseits konnte man zur Contr\u00f4le die festen Gewebe in reinen Sauerstoff bringen. Der Erfolg musste in dem einen Fall \u2014 beim Blut \u2014 der sein, dass volle F\u00e4ulniss mit Gasentwicklung, bei den festen Geweben dagegen, also bei dem blutleeren Herzen, so aus fallen, dass keine F\u00e4ulniss und keine Gasentwicklung auftraten.\nIII. Versuch, Nr. 1. Am 6. Februar 1880 wurde da? arterielle Blut eines Kaninchens mit allen oben (Versuch I) schon geschilderten Mussregeln unter Quecksilber aufgefangen, nur mit dem Unterschied, dass die Glaskan\u00fcle nicht mehr zu-gesclmiolzen wurde. Die Glasr\u00f6hre, die ich zum Versuch verwendete, verj\u00fcngte sich oben und endete in einen luftdicht schliossendcn Glashahn. Diese letztere Eigenschaft machte es nothwondig, mehrere R\u00f6hren als unbrauchbar zur\u00fcckzuweisen. Denn, wenn ich die R\u00f6hre mit Quecksilber gef\u00fcllt hatte und nun mit dem offenen Ende in Quecksilber stellte, saugte dieses etztere aus jedem ungenau schliessenden Hahn die Luff an und das Quecksilber entleerte sich;","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"397\nZu dem so aufgefangenen Blut liess ich nun etwas .chemisch reines Wasserstoffgas treten. Ich war nicht eingerichtet, dieses selbst darzustellen nnd wendete mich jedesmal f\u00fcr Herstellung der Gase an* meinen Gollegen, Herrn prof. Ililger, dem ich f\u00fcr die freundliche \u00fceberlassung der Apparate und Beschallung der Gase zu vielem Dank verpflichtet bin. Um den Wasserstoff in die mit Quecksilber gef\u00fcllte Glasr\u00f6hre zu treiben, brauchte ich noth wendig einen h\u00f6heren Druck als ihn die gew\u00f6hnlichen Gasometer haben. An .diesem (.\u2019instand war ein Vorversuch gescheitert. Bei diesem jetzigen hatte ich zu dem Zweck ein kleines Quecksilbergasometer.\nAn dem ausgezogenen Ende der Glasr\u00f6hre, Ober dem\nHalm, wurde ein Kautsehucksehlauch angesetzt und mit einer Hasche in Verbindung gebracht, die durch den Po tain scheu Apparat luftverd\u00fcnnt gemacht wurde. Es wurde nun abwechselnd Wasserstoff in die\u00bb Glasr\u00f6hre, also zum Blut hinein getrieben und dann durch Oeffnen des Hahns wieder weggesaugt. Der Wasserstoff war chemisch rein \u2014 es wurde mir versichert, dass alle etwaigen Beimengungen \u2014 Arsenoder Kohlenwasserstoffe \u2014 sicher vermieden seien. Das Quecksilber war voran bis zur Verdampfung erhitzt worden und ein Zutritt von Luftkeimen zum Blut war ebenfalls aus-\ngeschlossen.\nDas Resultat von Nr. 1 dieses Versuches entsprach allen Erwartungen. Es ist nicht zu vermeiden, dass etwas Wasserstoff zwischen dem coagulirten Blut zur\u00fcck bleibt und, nun bei der Erw\u00e4rmung auf 40\u00b0 C. sich mehr ausdehnt und das Quecksilberniveau niederdr\u00fcckt. Aber nachdem einige Stunden sp\u00e4ter eine gleichm\u00e4ssige Erw\u00e4rmung zu. Stande gekommen, also auch die Spannung des Gases sich der. Temperatur accomodirt haben musste, machte ich am Glas eine Marke um allf\u00e4llige Niveauver\u00e4nderungen dos Queck- ; silhers zu erkennen.\nBis zum folgenden Tag, 7. Februar, war starke Gasentwicklung und vollst\u00e4ndige Verf\u00e4rbung eingetreten.\nVon einer grossen Zahl von Wiederholungen dieses\nVersuchs, zeigte sich in den letzten wieder das Sinken des","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nQuecksilbers. In der grossem Zahl konnte ich das aber nicht beobachten. Ich halte es f\u00fcr wahrscheinlich, doch kann ich dar\u00fcber keine volle Auskunft geben, dass die vollst\u00e4ndigere Entgasung damit zusammenh\u00e4ngt. Gerade in den letzteren Versuchen habe ich viel mehr Wasserstoff durchgeleitet. Niemals wurde aber die Gasentwicklung so stark, wie bei dem blutleeren Herzen, wo am folgenden Tag gleich die kleine Glasglocke \u00fcber das Quecksilber gehoben und umgest\u00fcrzt war.\nDie eine Erwartung war zugetrotten, dass die Entziehung des Sauerstoffs, wenn sie auch gar keine vollkommene war, das Blut unter andere Bedingungen brachte und dass die E\u00fcul n iss Vorg\u00e4nge des Blutes unter dieser Einwirkung modiiieirt w\u00fcrden. Dass aber die im entgasten Blut gebildete Luft faulig gerochen habe, kann ich nicht sagen.\nWenn dem Sauerstoff dieser Einfluss auf die E\u00e4ulniss zuzuschreiben ist, so muss das Zuleiten von reinem Sauerstoff zu dem abgeschnittenen Herzen bei diesem die Gasbildung unterdr\u00fccken.\nIV. Versuch, Nr. I. Am 18. M\u00e4rz 1880. I)a> Quecksilber wurde wie immer desinficirt, dann ein Thier rasch get\u00f6dtet, mit einem Messerzug der Thorax er\u00f6ffnet, mit einer neuen, frisch gegl\u00fchten Pincette das Pericard aufgehoben, mit einem frisch desinficirten Messer angeschnitten, das Herz gefasst und mit einem Zug abgetrennt. Sofort kam das Herz unter das Quecksilber und nun wurden ca. 10 Dis 15 cc. reinen Sauerstoffs hinzugeleitet, das Ganze Dis zum 20. M\u00e4rz zwischen 38 und 40\u00b0 G. gehalten, ohne Gasentwicklung, also ohne Sinken des Quecksilbers. Daun wurde der Versuch unterbrochen.\nNr. 2. Am 22. M\u00e4rz 1880. Ganz in derselben Weise behandelt, zeigte das Herz bis zum 24, M\u00e4rz keine Gasentwicklung, nachdem es in freien Sauerstoff gebracht worden war.\nNr. 3. Am 5. Juni 1880 Das Herz blieb bis zum % in der constanten Temperatur von 35\u00b0 G. ohne Gasentwicklung zu zeiiren.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"399\nAuch hier unterlasse ich die einzelnen Nummern des Pro-tocolls weiter zu erw\u00e4hnen, es waren im Ganzen 15 Versuche.\nDa das Herz nach ranzigem Fett roch, machte ich Fettbestimmungen, in der Absicht, zu erfahren, ob bei der Aufbewahrung des Herzens in reinem Sauerstoff sich eine Fettbildung einstelle. Ich theilte das Herz von oben nach unten in 2 Theile, brachte den einen unter Sauerstoff, den andern gleich in den Trockenschrank. Das Herz wurde dann bei 100\u00b0 G. getrocknet, bis sich keine Gewichtsabnahme mehr zeigte, mit Quarzsand zu einem Pulver zerrieben und im Aetherextraclionsapparate mit heissem Aether 4\u2014-6 Stunden laug behandelt. Die Resultate waren h\u00f6chst ungleich und deswegen nicht verwerthbar. Vier Mal war der Fettgehalt der unter Sauerstoff abgeschlossenen Partie um 4 \u00ae/o gr\u00f6sser, aber einmal um 9% geringer.\nDa der Sauerstoff einen so auffallenden Einfluss auf die inneren chemischen Vorg\u00e4nge im Blut hatte, wollte ich auch den Versuch machen, wie ven\u00f6ses Blut sich verhalle.\nV. Versuch. Ich setzte eine ziemlich weite Kan\u00fcle in die vena jugularis ein. Um den Gegendruck d\u00e8s Queek-'ilbers zu \u00fcberwinden, wurde das Rohr durch einen Quetschhalm vollst\u00e4ndig gef\u00fcllt abgesperrt. Dann war eine eigene Ausflusskan\u00fcle geblasen worden, um deren M\u00fcndung bis an die Kuppe der Glasglocke zu f\u00fchren. So gelang auch mit dem Venenblut, trotz des geringen Druckes, dessen Ucber-l'\u00fchrung unter Quecksilber. Auch dieses Blut stand vom \u2022V bis 8. Januar 1881 ohne eine> Gasentwicklung zu zeigen. Es scheint also, danach zu schliessen, der minimale Sauer-stofl\u2019gehalt, den das ven\u00f6se Blut noch besitzt r doch aus-zmoichen, diejenige Einwirkung zu verhindern, die zur Gasbildung nothwendig ist.\nHaupts\u00e4chlich muss es nun interessiren, wie der mikroskopische Befund des Blutes war, ob es difl'erirte in den\n\u25a0\u00ab\nmorphologischen Elementen. Ich kann darauf nur erwiedern, d.is> ich hier wie dort, die gleichen Elemente vorf\u00e4nd. Es wflivn ovale, meistens einzeln sich bewegende, oft zu zwei\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie VI.\t27 '","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nodor drei Gliedern geordnete Coccen, die nach der von Bill, roth eingef\u00fchrten Benennung als Streptoc\u00f6ccon zu bezeichnen w\u00e4ren. Einen Unterschied zwischen den beiden Blutaiteii, in dem Sinn, dass in einem nur Coccenformen, im andern ausgesprochene St\u00e4bchenbacterien zu finden gewesen, konnte ich nicht feststellen, obschon ich mir M\u00fche gab, dieses Ver-h\u00e4llniss zu finden, weil es meiner vorgefassten Meinung entsprochen' h\u00e4tte.\nDiese vorgefasste Meinung war haupts\u00e4chlich durch die traditionelle Bezeichnung \u00abFnulnissbacterien\u00bb entstanden uml weil Pasteur die Septic\u00e6mie - Bact\u00e9rien geradezu als \u00ab A il a e r o b i en \u00bb bezeichnet.\nDa das blutleere Herz rasch in F\u00fculniss \u00fcberging, die F\u00e4ulnissproducte aber in bestimmter Weise krank machen\n\u2014\tnach der gew\u00f6hnlichen Ausdrucksweise \u00abseptisch inficirc*n>\n-\tda andererseits das Herz in freiem Sauerstoff nicht in F\u00fculniss \u00fcberging, wenigstens das eine Hauptsymptom, die Gasbildung nicht zeigte, beschloss ich die Blutfl\u00fcssigkeilcn auf ihre Infektiosit\u00e4t zu pr\u00fcfen. Ich w\u00e4hlte das Blut und nicht die festen Geweben, weil sich mit demselben viel leichter einwurfsfreie Experimente machen lassen. Wenn die Anwesenheit des Sauerstoffs den Eintritt der Sepsis hindert, so m\u00fcsste Blut, das mit seinem Oxyh\u00e4moglobin bei 40\u00b0 C. aufbewahrt wird, dadurch nicht septisch werden. Dagegen m\u00fcsste die Entfernung der Gase, haupts\u00e4chlich die des Sauerstoffs, auch ohne irgend eine weitere Aenderung der Experimente das Blut septisch machen. Diese Folgerung ist nun einfach als Analogieschluss auf das Verhalten der Heizen gemacht worden. Die weiteren Experimente, die ich nun hier in extenso anf\u00fchre, worden zeigen, wie weit jene Schlussfolgerung gerechtfertigt war.\nVI. Versuch, Nr. 1. Am 5. Januar 1881. Es wurde von einem Kaninchen mit allen antiseptischen Gantelen (in den ersten Versuchen sogar unter Carbol- und Thymolspray} das Garotisblut unter desinficirfes Quecksilber gebracht. Da5 Auskochen des Quecksilbers geschah auf das Gr\u00fcndlichste.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"401\nDann wurde das Blut bis zum 16. Januar in Brutofen, bei einer constante\u00bb Temperatur von 38\u201440\u00b0 C. gehalten. Nach diesem Tag wurde die R\u00f6hre durch Unterschieben einer Platte herausgehoben, das Quecksilber, das noch in derselben war, langsam ubfliessen gelassen und nun das Blutcoagulum auf ein Filter gebracht. Das Abgiessen des Quecksilbers und das Herausholen des Blutgerinsols wurde unter Phenolspray' gemacht. Der Trichter war direct voran J/* Stunde in kochendem Wasser gehalten und sofort nachher mit einer grossen Glasschale zugedeckt worden. Das Glas, in weichem das Filtrat aufgefangen wurde, war mit einem doppelt durchbohrten Kautschuckpfropfen geschlossen. Durch die zwei Dehnungen dieses letzeren gingen zwei Glasr\u00f6hren, die eine gerade nach aufw\u00e4rts, am Ende mit einem Kautschuckschl\u00e4uch versehen, die andere R\u00f6hre war gleich \u00fcber dem Pfropfen horizontal abgebogen und hatte zwei U-f\u00f6rmige Kr\u00fcmmungen.* Mit der M\u00fcndung war dieses letztere Rohr nach abw\u00e4rts gerichtet und an dessen Ende war wieder ein kle\nKautschuckschl\u00e4uch angesteckt.\nDas K\u00f6lbchen wurde nun ganz mit Wasser gef\u00fcllt und auf die Gasflamme gestellt. Nachdem das Wasser* \u00fcber eine Viertelstunde gekocht hatte und wohl die H\u00e4lfte des Inhalts verdampft war, wurde der Rest auf das Filter gegossen, ; dann das K\u00f6lbchen wieder geschlossen und nachdem das Wasser durch das Filter gelaufen war, das aufw\u00e4rts gerichtete Kautschukrohr an den Trichter gesteckt.\nErst naclr diesen Vorbereitungen wurde das Blut unter Spray auf das Filter gebracht. Es war das vollst\u00e4ndige Abgiessen des Quecksilbers voran nothwendig, weit sonst die Filtration stockte.\nAlle diese Vorbereitungen hatten den Zweck den Hinzutritt von Luftkeimen auf das m\u00f6glichst geringe Muss zu beschr\u00e4nken und dieselben, soweit es anging, unsch\u00e4dlichzu\nmachen\nDas Blut wurde nun aus dem K\u00f6lbchen direct in die Bauchh\u00f6hle eines Kaninchens gebracht. Der Kn\u00fctschuk-'chlauch wurde mit einem Sperrhahn versehen, vom Trichter","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nabgenommen und an eine Glaskan\u00fcle gesetzt. Beim Erhoben des Glases musste nach bekannten physikalischen Gesetzen die U-f\u00f6rmig gebogene Glasr\u00f6hre weiter gegen den Boden des K\u00f6lbchens vorgeschoben, die andere m\u00f6glichst weit hervorgezogen werden und durch etwas Lufteinblasen mit einer kleinen Glasspritze der Wasserverschluss in den Kr\u00fcmmungen der U-f\u00f6rmig gebogenen R\u00f6hre \u00fcberwunden werden.\nRas Einbinden der Kan\u00fcle machte ich zuerst in der Linea alba, spater m\u00f6glichst seitlich, weil gelegentlich die eingebrachte Fl\u00fcssigkeit thoilweise zwischen den Nahten durch-sickerte.\nDie Temperatur des Kaninchens nach der Operation war folgende:\nJanuar 10. 1SM\tMorgens\tMittags\tAhorn] 36,4\nv 17.\t36,9\t37,4\t36,7\nIS.\t30,1\t36,5\t36,7\n- 10.\t37,0\t37.2\t37,5\n\u00ab 20.\t36.0\t\u2014\t36,2\n\u00ab 21.\t36,1\t\u2014\t36,S\n\u00ab 22.\t36,5\t\u2014\t36,3\n\u00ab\t23.\t36,0\t\u2014\t30,4\n\u00ab 21.\t36,6\t\u2014\t37,0\n\u00ab\t25.\t35,8\t\u2014\t36,0\nRas Thier war dabei munter, frass und blieb gesund. Die Messungen wurden mit einem kleinen Maximalthcrmoinctcr in ano gemacht.\nNr. 2. Am 19. Januar 1881. Ganz gleiche Behandlung wie im vorigen. Es wurden 1472 cc. Blutfdtrat in die Bauchh\u00f6hle gebracht. Ras Blut wurde an der Luft gleich wieder hellroth.\nJanuar 19. 1881\tMorgens\tMittags\tAbends 36,6\n\u00ab 20.\t37,4\t37,3\t37,6\n\u00ab 21.\t35,5 (?)\t\u2014\t36.,6\n\u00ab 22.\t36.4\t\u2014'\t37,0\n\u00ab\t23.\t36,6\t\u2014\t37,0\nRas Thier eitert an der Bauchwunde, ist\t\t\tsonst aber\nJanuar 24. 1881\tMorgens 38.2\tMittags\tAbends 37,0 .\n\u00ab \u25a0 25.\t37.0\t\u2014\t\u2014","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Nr. 3. Am 20. Januar 1881 wird aus der Carotis von\ndiesem Thier das Blut abgenommen, um zu erfahren, ob nun im Fieberblut Keime existiren, die bei Blutw\u00fcrme zur Entwicklung gelangen. Am 211. Januar 1881 wird das Blut einem anderen Thier in die Bauchh\u00f6hle eingebracht. Die Temperaturen waren:\nJanuar 29. 1881\tMorgens\tMittags\tAbends 37,2\n\u00ab\t30.\t38,0\tdie Naht offen\t37,0 . /\n\u00ab\t31.\t37,0\t\u25a0 \u2014 \u2018\t37,0\nFebruar 1.\t38,5\t\u2014\t39,5\n\u00ab 2.\t38,2\t\u2014\t39,0:\t;\nDie Messungen\twurden aus\t\u00e4usseren\tGr\u00fcnden nicht\nmehr fortgesetzt. Das Thier eiterte sehr stark, es kam sogar\nEiter am R\u00fccken zum Durchbruch und das Thier starh' am 18. Februar. Die Section zeigte in der Bauchh\u00f6hle absolut , normale Verh\u00e4ltnisse, deutlich die Narbe an der Incisions-\nstelle \u2014 aber eine weitgehende eitrige Infiltration in den Buuclulecken.\nNr. 4. Ebenfalls am 29. Januar Blutfiltrat eines gelinden Thicres in die Bauchh\u00f6hle eines andern verbracht. Dieses Thier hatte am ersten Abend Diarrhoe, aber di\u00e7 ganze Zeit hindurch normale Temperaturen, als Maximum 37,6.\nNr. 5. Am 5. Juli 1881. Die Temperaturen waren:\n5. 1881\tMorgens\tAbends 34,8\n6.\t38,5\t38,5\n7.\t38,0\t38,0\n8.\t38,3\t38,2\n9.\t38,2\t38,0\n10.\t38,0\t3S,0\n11.\t38,0\t37,8\n12.\t37,5\t*.o CO\nund so weiter bis zum 26. Juli, immer normal. Eiterung in Jen Bauchdecken, sonst war das Thier gesund.\nNr. 6. Am 9. September 1881 das Blut entnommen, am 29. filtrirt. Da dies nur den Zweck hatte, eine Verstopfung der Kan\u00fcle zu vermeiden, stiess ich mit einem spitzen Glasstab das Filter durch. Denn f\u00fcr den Versuch konnte es mir nur erw\u00fcnscht sein, Blutk\u00f6rperchen mit in","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\ndie Bauchh\u00f6hle einzuf\u00fchren, um zu sehen, ob diese septisch inficirend wirken. Bekanntlich war Panum bei seinen Arbeiten \u00fcber das putride Gift zu dem Resultat gekommen, dass dieses letztere haupts\u00e4chlich an den Eiweissstoffen hafte.\nDas durchgelaufene Blut wurde dann mit allen Qautelen in die Bauchh\u00f6hle eingef\u00fchrt.\nDie mikroskopische Untersuchung zeigte in diesem Fall keine lebenden Coccen, die Reaction war neutral. Hierzu\n. :\t\"i ' ..\nmuss ich nun bemerken, dass einmal die Temperatur, wegen vers\u00e4umter Regulirung, auf 80\u00b0 C. gestiegen war. Billroth hatte aber wiederholt beobachtet, dass schon ein Ansteigen <W W\u00e4rme \u00fcber 55\u00b0 C. die Bewegungen der Bact\u00e9rien sistire.\nDas Kaninchen war schon am Nachmittag des 29. September munter und mass 30,4 Analtcmperatur. F\u00fcr die niedrige Anfangstemperatur, \u00fcberhaupt f\u00fcr die im ganzen niedrigen W\u00e4rmegrade glaube ich auf die grosse Abk\u00fchlung\nbeim Einf\u00fchren der Kan\u00fcle in die Bauchh\u00f6hle hinweisen zu m\u00fcssen. Die Thiere w\u00fcrden ziemlich weit herum kurz geschoren, dann wurde die Bauchhaut erst mit Seife und Wasser gereinigt, dann mit Garbols\u00e4ure gewaschen und die ganze Zeit das Thier unter dem Carbolspray gehalten. Ich f\u00fchre die Temperaturen nicht wieder in extenso an, da sie immer normal waren. Die h\u00f6chste Temperatur betrug 37,5\" C Am 5. December wurde das Thier get\u00f6dtet. Es hatte in der Bauchh\u00f6hle einen fast kleinapfelgrossen, kugeligen, abet glatten Tumor, der an 2 bindegewebigen Str\u00e4ngen aufgeh\u00e4ngt war. Der eine dieser Str\u00e4nge ging an die seitliche, link\u00bb Bauchwand, der andere an eine D\u00fcnndarmschlinge. Sonst\nwar dieser Tumor ganz frei beweglich. Beim AnschneiiUn zeigte er sich aus k\u00e4sig ejngedichtem Eiter bestehend. E' ist mir h\u00f6chst unwahrscheinlich, dass dieser abgekapselte, aber frei bewegliche Abcess von dem am 29. September ein* gebrachten Blutfiltrat herr\u00fchrte. Es war nicht absolut ausgeschlossen, dass der Diener mir ein Kaninchen gebracht, das schon zu einem andern Versuche gedient hatte, von dem es einen abgesackten Abcess bekommen konnte. Im sub-cutanten Bindegewebe um die Incisionswunde herum eitrige Infiltration.","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"105\nNr. 7. Absichtlich wurde wieder das Blut von dem k l den Thier (get\u00f6dtet am 5. Juli) entnommen und ui der gew\u00f6hnlichen Weise unter Quecksilber im Br\u00fctofen verwahrt. Das Filtrat betrug 36 cc. Die Temperaturen waren bis zum tl. und 9. Tage ganz normal, am 0.: 07,9; 38,0; 38,8; am ; 7.: 38,0; 38,0; 37,5; am 8. wurde es get\u00f6dtet durch Verbluten aus der Carotis. Das Arterienblut war auffallend hellroth. Das Thier hatte ungew\u00f6hnlich viel Blut (Verd\u00fcnn-nung). Es war bis zum 7. Tage appetitlos geblieben, hatte nur viel Wasser getrunken. Die Section zeigte, dass in der Bauchh\u00f6hle nicht das Geringste abnorm war. Nur an dem\nkleinen Schnitt durch das Peritoneum war eine Darmschlinge angeklebt und die Haut ausserhalb des Peritoneums eitrig inliltrirt. Zwischen den N\u00e4hten hindurch war sogar am\" letzten Tage ein Durchbruch des Abscesses nach aussen erfolgt.\nNr. 8. Das Blut dieses letzten Thieres wurde, vom December in der W\u00e4rme gehalten und an diesem\nTage einem zarten, aber ausgewachsenen Albino seitlich durch die Bauchwandung in das Cavum peritonei gebracht. Fl\u00fcssigkeitsmonge des durchgelaufenen Blutes 56 cc., die ganze Blut- -masse hatte 68 cc. betragen.\nDie Temperaturen waren\n\t\tMorgens\tMittags\tAbends\nDecember\t27. 1881\t\u25a0 \u2014\t35,0\t37,5.\n\u00ab\t28.\t38,0\t38,1\t38,5\n\u00ab\t29.\t37,9\t37,5\t37,9\n\u00ab\t30.\t37,7\t37,6\t37,9\n\u00ab\t31.\t38,0\t37,5\t37,5\nJanuar\t1. 1882\t37,1\t37,5\t37,5\n\u00ab\t2.\t36,8\tget\u00f6dtet.\td\nIn der Bauchh\u00f6hle war nichts Pathologisches. Die Narbe \u2022m Peritoneum deutlich zu sehen. Im subcutanen Zellgewebe ein Abcess. Die Incision war hier auf der Seite angebracht worden, damit nach dem Losbinden des Thieres das ein-k'ebrachte Blut nicht mehr aus dem Bauchschnitt abfliessen k\u00f6nne.\nNr. 9. Das Blut, welches vom 2.\u201410. Januar iii der W\u00e4rme gewesen, wurde nun einem Thier in das Cavum","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"4M\nperitonei gebracht. Das Thier hatte normale Temperaturen und zeigte bei der Section gar nichts in der Bauchh\u00f6hle, du-gegen einen Abcess zwischen Haut und Peritoneum.\nDas Resultat dieser 11 Versuche war darin \u00fcbereinstimmend, dass die Thiere von dem eingebrachten Blut nicht erheblich krank wurden und dass kein einziges unter Symptomen der septischen Peritonitis starb. Fieber bekamen sie zwar einige Mal. Aber es muss dahin gestellt bleiben, ob dasselbe von der Resorption der Blutfl\u00fcssigkeit in der Bauchh\u00f6hle oder von der subcutanen Abcessbild\u00fcng herr\u00fchrte. Das letztere halte ich f\u00fcr wahrscheinlicher. Doch k\u00f6nnen auch hier\u00fcber erst fortgesetzte Controlversuche Aufschluss geben. Erst wenn die subcutane Einspritzung der betreffenden Fl\u00fcssigkeit in derselben Weise Fieber macht, wird diese Auffassung best\u00e4tigt. Klinische Erfahrungen deuten darauf hin, dass auch die Resorption von extravasirtem Blut Fieber machen kann. Ich erw\u00e4hne als Beispiel nur den Verlauf der H\u00e6matocelc retrouterina.\nHaupts\u00e4chlich muss cs nun nach dem oben entwickelten Gedankengang interessiren, wie sich das seines Sauerstoff? beraubte Blut in pathogener Beziehung verh\u00e4lt.\nVII. Versuch, Nr. 1. Es wurde die mit Hahn versehene Glasr\u00f6hre mit Quecksilber gef\u00fcllt, dasselbe bis zum Verdampfen erhitzt, das Blut dahin eingeleitet und wie in Versuch III durch Wasserstoff entgast. Am 17. Januar wurde das Blut entnommen, am 24. in die Bauchh\u00f6hle eingebracht. Filtriren etc. wurde alles genau gleich gemacht, wie in Versuch VI, das filtrirte Blut seitlich links in die Bauchh\u00f6hle eingebracht. Die Blutfl\u00fcssigkeit wurde beim Sch\u00fctteln mit der Luft im Glase nicht mehr hellroth, was bei den Versuchen sub Vl wiederholt beobachtet wurde. Das Thier war etwas klein, aber ganz gesund und munter. Die Temperatur war gleich nach dem Versuch erniedrigt, nur 35,2\u00b0 C. in ano. Das Thier blieb ruhig sitzen, frass nicht. Am 24., Abends, bekam es sehr starke Diarrhoe, war am 25. ganz hinf\u00e4llig und am gleichen Tage, Abends, b Uhr to dl.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"407\nDit* Section ergab eine Masse jauchiger Fl\u00fcssigkeit in der Bauchh\u00f6hle, sehr starke Injection der Darmschiingen, fibrin\u00f6s eitrige Verklebungen zwischen denselben und auf iler Schleimhaut des D\u00fcnndarms einzelne Ecchymosen. Alle Organe blass gelblich und mit fibrin\u00f6sen Beschl\u00e4gen verklebt kurz, es waren alle Symptome einer acuten, jauchigen Peritonitis vorhanden.\nDas Blut auf dem Filter und die tiltrirte Fl\u00fcssigkeit , waren mikroskopisch untersucht worden. Im Filtrat befanden sich sehr wenig Micrococcen; in dem Blut auf dem Filter waren viele.\nNr. 2. Am 28. Januar 1882 wurde einem grossen Kaninchen, das aber eine Eiterung am Ohr hatte, (zerbissen V) Blut aus der Carotis genommen und demselben durch Durchleiten von Wasserstoff die Gase m\u00f6glichst entnommen. Das: Blut wurde wieder in den Br\u00fctofen gestellt, aber nur 3 Tage lang bis 31. Januar. Dabei war die Temperatur zu hoch angestiegen, bis \u00fcber 55\u00ae C. Dann wurde das Blut filtrirt. Es war schwach sauer, w\u00e4hrend das erste Filtrat stark sauer reagirt hatte und wurde nun einem sehr kr\u00e4ftigen Kaninchen in die Bauchh\u00f6hle gebracht. Die Temperaturen, welche das Thier bekam, waren :\nJanuar 31. 1882\tMorgens\tMittags\tAbends ... 3G,5\nFebruar 1.\t37,5\t37,1\t37,3\n\u00ab 2.\t37,0\t38,0\t38,4\n\u00ab\t3.\t37,5\t\u2014\t36,9\n\u00ab\t4.\t37,1\t37,G\t39,0\n\u00ab\t5.\t38,0\t'\t38,G\t38,0\n\u00ab 6.\t39,0\t38,5\t37,5\n\u00ab\t7.\t37,7\tget\u00f6dtet.\t\nDie Section zeigte im Abdomen nichts, keine Entz\u00fcndung, keinen Eiter, kein Secret, unter den Bauchdecken war f,in Abcess mit theils fl\u00fcssigem, theils verdicktem Eiter, nach aussen durchgebrochen. Es ist bemerkenswerth, dass bei diesem Versuche das Blut nur 3 Tage im Br\u00fctofen war und dass die Temperatur \u00fcber 55\u00b0 C. stieg. Dieses Blut hatte nicht septisch gewirkt.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nNr. 3. Am 7. Februar wurde das Blut eines Kaninchens aus der Carotis entnommen und ganz gleich behandelt. Das Thier hatte eine geringe Eiterung am Hals. Am 13. wurde das Blutfiltrat einem gesunden, etwas kleinen Kaninchen in die Bauchh\u00f6hle gebracht. Die mikroskopische Pr\u00fcfujig ergab Monococcos und Streptococcos in lebhafter Bewegung, aber dasselbe Bild wie beim Sauerstoffblut.\nAm 14., Morgens, war das Thier todt. Es hatte starke Diarrh\u00f6* bekommen. In der Bauchh\u00f6hle war wenig jauchig blutige Fl\u00fcssigkeit. Die Darmschlingen waren sehr stark injicirt, aber keine Ecchymosen der Schleimhaut zu sehen. Der Tod war hier durch Resorption des seines Gases beraubten ,Blutes eingetreten, also lag eine evidente Vergiftung vor. Aber die delet\u00e4ren Stoffe wirkten so rasch, dass cs nicht zu einer entz\u00fcndlichen Reaction in der Bauchh\u00f6hle kommen konnte.\nNr. 4. Am 10. Februar. Blut, von einem gesunden Thier entnommen, mit Wasserstoff behandelt. Am 24. in \u00ablie Bauchh\u00f6hle gebracht. Reaction neutral bis schwach sauer. Operation fertig 2 Uhr 45 Min. 9 Uhr Abends war das Thier todt.\nAls man das gestorbene Kaninchen aufhob, floss viel Fl\u00fcssigkeit aus der Bauchh\u00f6hle, weil dasselbe die N\u00e4hte aufgebissen hatte. Die Section zeigte viel blutig jauchige Fl\u00fcssigkeit in der Bauchh\u00f6hle und stark injicirtc D\u00e4rme.\nNr. 5. Ich bekam einmal durch Misslingen der Blutabnahme nur die halbe Quantit\u00e4t. Ich leitete auch hier Wasserstoff durch und das Blut verhielt sich wie sonst, es trat rasche Entf\u00e4rbung und im Br\u00fctofen Gasbildung ein. Die Blutfl\u00fcssigkeit war stark sauer.\nEs wurde die durchgelaufene Fl\u00fcssigkeit einem grossen Kaninchen in die Bauchh\u00f6hle gebracht und dabei verstopfte sich die Kan\u00fcle, so dass nochmals ein Verlust eintrat. Das Thier wurde krank, hatte Temperaturen von Ab. 32,0, Morg. 35,5, Ab, 37,3, Morg. 34,5, Ab. 38,0, Morg. 36,0 und wurde am 4. Tag get\u00f6dtet. In der Bauchh\u00f6hle war nichts, in den","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"409\nBiUiehdecken ein jauchiger Abscess. Das Thier halte Diarrh\u0153 am i. Tag gehabt.\nNr. 6. Nach dieser Erfahrung wurden einem sehr grossen Kaninchen 42 cc. Blutfl\u00fcssigkeit eingebracht. Das Thier hatte am ersten Abend 33,7 und war am folgenden Morgen todt.\nIn der Bauchh\u00f6hle waren noch 10 cc. jauchig blutige. Fl\u00fcssigkeit, das Thier hatte sehr starke Diarrh\u0153 gehabt Die Darmserosa war dicht bedeckt mit Ecchymosen. Auch ^auf der Schleimhaut waren viele solche und geschwollene, inji-cirte Plaques. Zwischen den Darmschlingen lagen Kr\u00fcmel geronnenen Blutes, einzelne Schlingen waren unter einander verklebt.\nWer nun die Erkrankung der Thiere nicht als Sepli-c\u00e6mie gelten lassen will, weil kein Fieber, sondern geradezu Temperaturerniedrigungen beobachtet wurden, deij m\u00f6chte' ich daran erinnern, dass gerade die ausgesprochene peritoneale Scptic\u00e6mie auch mit niedrigen Temperaturen verlauten kann. Ich k\u00f6nnte mehrere F\u00e4lle aus meiner Klinik anf\u00fchren und verweise noch auf die Publication Billroth\u2019s, \u00fcber Wund-lieber und Wundkrankheiten. *)\nDiese Versuche legten es nahe, dass durch die Ent-\nziehung des Sauerstoffs das Blut bei 8 Tage langer Aufbewahrung in Blutw\u00e4rme geradezu giftig wird und dass sich dabei ein dem septischen \u00e4hnliches Gift entwickelt. Es wiederstrebt aber unserer Nomenclatur, das septisch zu nennen, als faulig zu bezeichnen, was gar nicht dem entsprechend riecht. Und niemals hatte das Blut einen evident fauligen Geruch gezeigt; entweder war cs ganz geruchlos oder schwach faul, s\u00fcsslich riechend, wie der Blutgeruch in einer Metzig. Da Septic\u00e6mie von septicos, faulig, abgeleitet ist, geht diese Bezeichnung f\u00fcr das Blutgift nicht wohl an und m\u00fcsste diese Vergiftung nach analoger Wortbildung die Benennung \u00ab Anoxygenh\u00e6m ie\u00bb bekommen, allerdings nur so lange, als man die giftigen Stoffe nicht genauer kennt.\n') Langenbeck\u2019s Archiv f. klin. Chirurgie. Bd. VII, p. 409. 1865.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nDenn u priori kann doch das Durchleiten des Wasserstoffes keine andere Wirkung haben. Wasserstoff ist in reinem Zustande ein ganz indifferentes Gas. Um aber alle Bedenken zu besiegen, stellte ich nochmals eine andere Modification an.\nVIII. Versuch, Nr. 1. Es wurde das arterielle Blut aus der Carotis in ein K\u00f6lbchen geleitet. Das K\u00f6lbchen war oben zugeschmolzen und in dasselbe vom Halse her zwei mit luftdicht schliessenden Glash\u00e4hnen versehene R\u00f6hren eingesetzt. Die eine davon reichte bis nahe auf den Boden des K\u00f6lbchens, die andere war ganz oben angeblasen. Gef\u00fcllt wurde das Glas bis oben hin mit Quecksilber, welches gerade voran bis zum Verdampfen erhitzt worden war. Dann brachte ich das so gef\u00fcllte K\u00f6lbchen nochmals eine Stunde lang ins Oelbad bis auf eine Temperatur von 180\u00b0 C. Wenn ich die Flamme unter dem Oelbad ausl\u00f6schte, schloss ich die Glash\u00e4hne, um keine Luft mehr eintreten zu lassen. Bei der Zusammenziehung des Quecksilbers bildete sich ein kleiner luftleerer Raum.\nNun wurden an die beiden eingeschmolzenen R\u00f6hren Kautschukschl\u00e4uche angesetzt, die voran in siedendem Wasser desinficirt waren. Der eine an dem tief in das Glas reichende Rohr, wurde in Verbindung gesetzt mit der Carotis, der andere mit seinem Ende unter Quecksilber getaucht. Damit aber die Kautschukleitung nach der Carotis luftleer sei, war sie mit einer aus frisch destillirtem Wasser hergestellten 0,7\u00b0/oigen und vor dem Einf\u00fcllen nochmals gekochten Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllt und durch einen Quetschhahn voll erhalten. Gewiss ist peinlich genug verfahren worden, um dein Einwand mit den Luftkeimen zu begegnen. Dann wurden die Sperrpincette an der Carotis und nachher beide Glash\u00e4hne ge\u00f6ffnet. Das Blut des Thieres floss in das um-gest\u00fclpt gehaltene Glas, das abfliessende Quecksilber saugte das Blut geradezu noch an. Nach dem Verbluten wurde das gewonnene Blut gut gesch\u00fcttelt und nun das eine Ende mit einem Potain\u2019schen Apparat in Verbindung gesetzt. Ich musste mich mit den h\u00f6chst einfachen und unvollkom-","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"411\nmenen Mitteln begn\u00fcgen, weil mir andere nicht zu Gebote standen.\nDann wurde das ganze Glas in einem Brutofen bei 30\" C. 8 Tage lang aufbewahrt.\nAm 14. wurde das Blut mit der stets sich gleich bleibenden Sorgfalt fdtrirt und dann einem gesunden^ jungen Kaninchen in die Bauchh\u00f6hle gebracht. Die Operation war * fertig um 2 Uhr 20 Min., das Thier war todt um 5 Uhr.\nDas Kaninchen hatte in den Stunden Diarrhoe bekommen und war hinten ganz beschmutzt. In der Bauchh\u00f6hle waren noch 8 cc. schlaurniger, blutig gef\u00e4rbter und stinkender Fl\u00fcssigkeit. Die Bauchmuskeln waren, trotzdem die Section sofort nach dem letzten Athemzug gemacht wurde, ganz missfarbig, grau-gr\u00fcn imbibirt.\nNr. 2. Ganz gleiche Behandlung mit dem K\u00f6lbchen und Entgasen mittelst des Potain\u2019schen Apparates. Das Blut wurde wieder acht Tage hingestellt. Nach allen Manipulationen \u2014 das Quecksilber musste beim Entleeren des K\u00f6lbchens immer mit vieler M\u00fche herausgepumpt werden und wurde die dabei aspirirte Luft durch eine oprocentige Phcnol-l\u00fcsung geleitet \u2014 und nach dom Filtriren blieben 50 cc. Fl\u00fcssigkeit. Mit der Operation fertig um 3 Uhr des 17. Fe- \\ brimrs. Am 19. Morgens 8 Uhr lag das Thier todt da.\nDie Temperaturen waren am:\nMorgens Abends 17. Februar\t\u2014\t36,5\n\u00ab\t.37,0\t:tt,4 (Oollaps.)\nDas Thier hatte Diarrhoe. In der Bauchh\u00f6hle noch .\nIO ehern, blutig jauchiger, h\u00f6chst foetider Fl\u00fcssigkeit, keine Fibrinverklebungen, dagegen viele Luftblasen, obschon ich durch F\u00fcllung des Schlauches mit verd\u00fcnnter Kochsalzl\u00f6sung j'dts Lufteinspritzen vermieden hatte. In den D\u00e4rmen war d\u00fcnnfl\u00fcssiger Inhalt, keine Ecchymosen, im Rectum d\u00fcnne, blutige Fl\u00fcssigkeit.\nNach den Ergebnissen dieser Experimente darf ich wohl behaupten, dass das Blut bei Entziehung des Sauerstoffs und Aufbewahrung hei K\u00f6rpertemperatur, \u2022","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nselbst wenn es einem ganz gesunden Thier entnommen wurde, im Laufe von acht Tagen giftig wird, und dass das entstandene Gift in n\u00e4chster Beziehung steht mit dem septischen, ja dass man es seiner Wirkung nach geradezu als septisches Gift bezeichnen kann. Und das Bemerkenswertheste dabei ist, dass dies vollst\u00e4ndig ohne Einwirkung von Luftkeimen geschieht.\nDas dargestellte Gift machte auch den Eindruck einer ausschliesslich chemischen Wirkung, nicht den einer fermen* tativen. Das Gift t\u00f6dtete nur in einer gewissen gr\u00f6sseren Dose; starke, recht krallige Thiere waren eher im Stande, das Gift zu bew\u00e4ltigen und wieder zu genesen.\nDie Entziehung des Sauerstoffs ist das Wesentliche. Der Effect der Wasserstoffzuleitung und des unvollkommenen Auspumpens war in der Wirkung gleich.\nNach den bis jetzt gemachten Erfahrungen sind die Bedingungen zum Gelingen des Versuches: zun\u00e4chst eine grosse Quantit\u00e4t Blut. Ich habe jedesmal ziemlich alles Blut aus der Carotis genommen, was \u00fcberhaupt zu gewinnen war. Ferner scheint sehr viel auf den Grad der Entgasung anzukommen, und endlich die Zeit der Aufbewahrung (8 Tage) und der W\u00e4rmegrad (38\u201440\u00b0 C.) von Bedeutung zu sein.\nDer Kernpunkt der ganzen Frage liegt nun darin, oh im normalen Blut zwei verschiedene Species von niedersten Organismen existiren, von denen sich die einen bei dem grossen Sauerstoffgehalt nicht entwickeln k\u00f6nnen, sondern erst in die Erschein\u00fcng treten und sich nur geltend machen bei Sauerstoffmangel \u2014 die anderen dagegen auch bei Sauerstoff leben k\u00f6nnen. Ich muss hier darauf hin weisen, das? Pasteur1) die Mittheilung gemacht hat, dass die Septic\u00e6mie-bact\u00e9rien sich nur bei Ausschluss des Sauerstoffs im Vacuum oder in Kohlens\u00e4ure entwickeln k\u00f6nnten. Seine Versuche, die er mit Joubert und Chamberland machte, gibt er folgendermassen an: Er habe die Septic\u00e6miebacterien einer septicnemischen Leiche entnommen. Dabei zeigte es sich, dass die Keime bei der Ber\u00fchrung mit Luft einfach wir*\n') Comptes rendus, p. S(\u00bb 1878. p. 1037.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"413\nkimgslos wurden und dass selbst da, wo scheinbar die Entwicklung der Septic\u00e6miebacterien an der Luft geschalt, dies mir bei dicken Lagen Vorkommen konnte, indem nur diejenigen, welche durch die \u00fcbcrliegcnden vor der Einwirkung des Sauerstoffs gesch\u00fctzt waren, septisch werden konnten.\nAuch Kaulmann1), Grossmann und Mayer-hausen8) fanden bei verschiedenen Versuchsanordnungen, wobei eine mikroskopische Beobachtung m\u00f6glich War, dass die St\u00e4bchenbacterbn durch Zuleitung reinen Sauerstoffs ge-t\u00f6dtet wurden. Bei meinen Versuchen handelt cs sich aber darum, dass gesundes Blut nach Entziehung dos Sauerstoffs septische Eigenschaften bekam. .\nAlles kommt darauf an, ob bei der einen Behandlung mit Sauerstoff \u2014 sagen wir bei der Oxygcnh\u00e6mie \u2014 andere morphologische Elemente aufkommen, als bei der \u00c4noxygcn-Ineinie. Ich muss dies verneinen; doch will ich damit noch Dicht (las letzte Wort gesprochen haben. Die \u00fcusseren Verh\u00e4ltnisse brachten es mit sich, dass ich bis jetzt die mikroskopische Untersuchung nicht mit den st\u00e4rksten Linsen und nul Tmctionsmethoden machen konnte. Die Vergr\u00f6sserungon deren iclt midi bisher bediente, waren Seibert\u2019s .System 7 Ocular II und III, berechnet zu 1:1000 und 1:1375;\nDie Giftbildung scheint nach diesen Ergebnissen nicht ' m erster Linie von den Micrococccn abh\u00e4ngig, sondern von rem chemischen Einfl\u00fcssen bedingt zu sein. Die gleichen Organismen w\u00fcrden danach von dem anwesenden Sauerstoff unsch\u00e4dlich erhalten, beim Mangel desselben aber so ver\u00e4nderte Lcbensbedingungon cingehen, dass sic, die fr\u00fcher . harmlos waren, das Blut der frommsten Denkart in g\u00fchrend Drachengift verwandeln k\u00f6nnen.\ti\nMehrere Versuche Billroth\u2019s scheinen Isehr daf\u00fcr, zu \u00bbprcchen, dass nicht die Entwickelung der Coccobactericn : haupts\u00e4chlich krank mache, sondern dass dabei chemische organgc eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielen. Ich liier nur einzelne Beispiele lierausgreifen.\n') Journal f\u00fcr praktische (iliemie. X. F. RI. |7, s. 70 ff.. 1878 ) l\u2019fl O-irer\u2019s Archiv, Bil. I\u00d4, S. 2i.Y\t* \\","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nBillroth1) hatte frisches Schweineblut, eben solches nach dem Defibriniren, eine dritte Probe nach Kohlens\u00e4ure-durchleitung in seinem Arbeitszimmer angesetzt. Ohne die Versuche detaillirt zu citiren, will ich nur das Resultat, welches sie dem Autor lieferten, anf\u00fchren: \u00abdass ge wisst-Zust\u00e4nde des Blutes geeigneter f\u00fcr die Entwicklung der Goccobacterien zu sein scheinen, als andere.\u00bb Am geeignetsten erwies sich das frische Wund-secret, das in der Hauptsache aus Serum mit relativ wenig Blutk\u00f6rperchen besteht. Es ist dieselbe Fl\u00fcssigkeit, wie die frischen Lochien. Man muss nun darauf erst die Antwort suchen, wie es mit dem Gasgehalt dieser Secrete bestellt ist. Dasselbe gilt auch vom Eiter. Ganz im Gegensatz zu der Wundfl\u00fcssigkeit machte Billroth2) die Beobachtung, dass ruhig offen stehender Eiter sp\u00e4t fault, \u2014 also dass Wund-secret ganz rasch und Eiter, den wir doch als leicht zersetz-lich, \u00fcberhaupt als Micrococcenprodukt zu betrachten geneigt sind, sp\u00e4t der Zersetzung anheimf\u00e4llt. Dann kochte er vom gleichen Eiter eine Portion und stellte zur Contr\u00f4le die andere Quantit\u00e4t offen daneben (S. 71). Der gekochte Eiter faulte viel rascher als der ungekochte. Was kann das Koclmn anderes bewirken, als alles absorbirte Gas auszutreiben. Im Uebrigen kann es doch gewiss der F\u00e4ulniss nicht g\u00fcnstig sein. Allerdings musste der Eiter aus geschlossenen Eiterh\u00f6hlen, aus warmen Abscessen stammen. Auf S. 147 nennt Billroth nach seinen Beobachtungen den Eiter geradezu ein lebendes Gewebe. An dieser Stelle bezeichnet er dies zwar nur als einen \u00abmystischen Begriff\u00bb, doch sehe er vorl\u00e4ufig keinen anderen Ausweg, das genau und sorgf\u00e4ltig Beobachtete anders zu verstehen ; vielleicht seien die Chemiker in der Lage einen streng wissenschaftlichen Ausdruck f\u00fcr das zu finden, was er hier im Sinne habe.\u00bb In ganz \u00e4hnlicher Weise spricht er sich auf der gleichen Seite \u00fcber das Verhallen der Blut extravasale aus. Die Beobachtungen \u00fcber das Verhalten der Blutextravasate im K\u00f6rper bewiesen Bill*\n') C.occobaeleria septica etr., S. (50.\n') Loc. oit.. S. 71.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\nrot h, \u00abdass die Eiweissk\u00f6rper im Blut und in den Geweben erst in ganz bestimmte chemische Verbindungen \u00fcbergehen m\u00fcssen, wenn Goccobacteria in ihnen zur Entwicklung kommen soll und dass diese Verbindungen innerhalb des lebendigen-K\u00f6rpers aus uns vorl\u00e4ufig unbekannten Gr\u00fcnden nicht oder nur schwer zu Stande kommen. Ob man ein Blutextravasat noch als lebendiges Gewebe betrachten kann so lange es im K\u00f6rper liegt, dar\u00fcber zu streiten, w\u00e4re wenig fruchtbar; die rothen Blutk\u00f6rperchen werden schwerlich sofort todt sein, wenn sie aus dem Gelass austreten, jedenfalls steht das Extravasat rn wechselseitigem chemischen Verkehr mit der lebendigen Umgebung\u00bb.\nAuch die Versuche Exner\u2019s1) welche Billroth,,S. 137 citirt, stehen durchaus nicht hu Widerspruch mit meinen! Beobachtungen. Je rascher das der lebenden Gef\u00e4sswand entzogene Blut durch den Sauerstoff verbrannt wird, je rascher alle Oxydationen und Reduktionen stattfinden, um so rascher kommt auch der Moment, wo t kein Sauerstoff mehr \u00fcbrig bleibt, wo das Gewebe vollst\u00e4ndig todt ist \u2014 um so eher kann darin die Zersetzung beginnen.\nIch k\u00f6nnte noch mehrere Vorg\u00e4nger nennen, die immer die Hinderung der Micrococcenentwicklung durch \u00abdas Leben\u00bb annahmen, aber eine n\u00e4here Bezeichnung des Begriffes \u00abLeben\u00bb nicht geben konnten. Es stellt sich nach diesen Versuchen zu schliessen, die Definition dieses Begriffes unerwartet einfach heraus und lautet: \u00abLeben heisst Sauerstoff haben\u00bb.\nEs l\u00e4sst sich zwar nach den vielen Versuchen und Studien \u00fcber Virulenz von bestimmten Microorg\u00e4nismen, deren krankmachende Eigenschaft gar nicht in Frage ziehen. Doch verm\u00f6gen wir nach den eigenen Erfahrungen den bei unsern Versuchen gefundenen Organismen eine krankmachende Eigenschaft nicht zuzuweisen. Es kommen ja dieselben Gebilde auch bei dem mit Sauerstoff abgesperrten Blute vor, wie in deni entgasten. Wenn man hierbei den Micrococcen. eine bestimmte Rolle zuweisen wollte, so m\u00fcsste man an-\n') Sitzungsbericht\u00ab der Wiener Akademie der Wissenschaften. II. Abth., Juli-Heit, Jahrgang 1870.\nZ' its.-hrift f\u00fcr physiologia-lio (!h<mlo VI.\t.\tOw","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nnehmen, dass sie erst dann giftige Stoffe bilden k\u00f6nnen, wenn kein Sauerstoff mehr aufzuzehren ist \u2014 vielleicht durch Fortsetzung der Reductionsvorg\u00e4nge, die schon von den lebenden Zellen ausgel\u00f6st werden.\n. Gewiss ist der gew\u00f6hnliche Gegensatz zwischen Leben und Tod resp. F\u00e4ulniss bis auf die einzelnen Glieder, ja bis auf die einzelnen Zellen \u00fcbertragbar. Wenn aber nur todies Gewebe der F\u00e4ulniss anheim fallen kann und wenn wir den Begriff F\u00e4ulniss als eine Zersetzung mit Gasbildung und Bacterienentwicklung d\u00e9finirai, so m\u00fcsste man logischer Weise das unter Quecksilber abgesperrte Blut nur dann als todt ansehcn, wenn es seinen Sauerstoff vollst\u00e4ndig verloren hat. Durch Selbstzehrung scheint es denselben aber nicht ganz zu verlieren, sondern erst dann, wenn es durch Auspumpen und durch Wasserstoff den gr\u00f6ssten Theil Oxygen schon abgegeben hatte.\nDer Begriff des Lebens w\u00fcrde dadurch geradezu an das Vorhandensein des Sauerstoffs gekn\u00fcpft sein und zwar nicht blos im Allgemeinen f\u00fcr den Gesammlorganismus, sondern selbst f\u00fcr dessen kleinste Constitucnten die einzelnen Zellen.\nF\u00fcr den Gesammtorganismus der h\u00f6heren Thiere und des Menschen ist der Sauerstoff absolute Lebensbcdingung und so scheint er es auch f\u00fcr die einzelnen Zellen zu sein. Wie der Organismus dem Tode verfallt, wenn ihm der Sauerstoff entzogen wird, so auch die einzelne Zelle. Und wie f\u00fcr das Ganze der Moment des Todes zugleich der Anfang der Zersetzung ist, welche in der Folge septische, putride Gifte erzeugen kann, so hat der Tod der einzelnen Zolle ein \u00e4hnliches Ergebniss und zwar ohne den Zutritt von Bact\u00e9rien. Die Keime, welche die Zersetzung einzuleiten verm\u00f6gen, sind schon im lebenden Organismus. Sie sind immer und \u00fcberall vorhanden, sie lauern best\u00e4ndig auf ihre Beute, jederzeit bereit, das ihnen zukommende Werk zu beginnen, durch welches sie den kunstvollen Bau des Organismus in seine Atome zerlegen und der Erde wieder geben, was von ihr stammt.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"417\nNun ist scheinbar ein Widerspruch vorhanden * wenn ich sage, dass nur todtes Gewebe der Zersetzung anheim f\u00e4llt und doch gefunden habe, dass aucli in dem, mit seinem Sauerstoff abgesperrten Blute niederste Organismen zur-Entwicklung kommen. Die Erkl\u00e4rung denke ich mir folgenderen: Alles Gewebe bleibt nicht mehr lebendig unter den Reductions Vorg\u00e4ngen im abgesperrten Blute. Aber es k\u00f6nnen nicht alle Zellen untergehen, so lange ein gewisser Sauerstoffgehalt bleibt und so lange k\u00f6nnen auch die giftigen Stoffe nicht zur Entwicklung kommen.\nDer Sauerstoff w\u00e4re danach das Palladium des Lebens Wir m\u00fcssen das Blut, was aus der Arterie genommen und mit Eihaltung seines Sauerstoffs aufbewahrt wird, nicht schlechtweg als lodt bezeichnen \u2014 so paradox dies auch klingen mag. t reilich verliert das Blut von seinem urspr\u00fcnglichen Sauerstoffgehalt. Aber diese Sauerstoffzehrung geht wohl nicht ad infinitum, sondern nur bis zu einem gewissen Punkt, bis ein bestimmter Kohlens\u00e4uregehalt gebildet worden ist. War das Blut beim Wegnehmen aus der Arterie auch beinahe mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt, so kann trotz der statt-gefundenen Kohlens\u00e4urebildung noch ein Rest von Sauerstoff Zur\u00fcckbleiben, der das abgesperrte Blut vor dem Tode und dom Anfang der Zersetzung sch\u00fctzt. Wir w\u00fcrden dann k\u00fcnstlich das Blut noch auf einer gewissen Lebensstufe erhalten, weil wir ihm die fortgesetzte Sauerstoffzehrung unm\u00f6glich machten. Nun gibt wohl das Blut allm\u00e4hlich seinen Sauerstoff zur Oxydation ab, wenn man zeitweilige Entladungen der Kohlens\u00e4ure einrichten kann. Damit w\u00e4re auch f\u00fcr dieses Blut der Moment gekommen, wo die Zersetzung und die Bildung giftiger Stoffe beginnen m\u00fcsste. Selbstverst\u00e4ndlich haben Versuche in dieser Hinsicht nur dann Beweiskraft, wenn die Complication mit Bact\u00e9rien ausgeschlossen ist.!)\nEs ist zur Beurtheilung der Vershchsresultate noch bemerkenswert!], dass das mit Sauerstoff conservirte Blut durch\n') Vergl. oben die citirtfui Versuche Exner\u2019s.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nSch\u00fctteln im Glase wieder hellrotli werden konnte, w\u00e4hrend das entgaste Blut bei der gleichen Behandlung dunkel blieb.\nPr\u00fcfen wir nun einmal, ob diesen Thatsachen auch einzelne Erfahrungen des practischen Lebens zu entsprechen scheinen. Der Widerspruch mit der Auffassung Lister's ist ausser durch Experimente auch durch klinische Beobachtungen zu constatiren. Das Fruchtwasser des faultodten F\u00f6ten, unmittelbar nach dem Blasensprung aufgesanimelt und mikroskopisch untersucht, zeigt Mikroorganismen in fei), baffer Bewegung (eigene Untersuchung). Es m\u00fcssen also hier die Keime durch die Placenta gedrungen sein.\nEs ist dies eine Thalsache, die mit den obigen Experimenten vollst\u00e4ndig im Einklang steht, die geradezu eine Erfahrung ist, welche den Experimenten in der Anordnung fast gleich kommt. Auch beim F\u00f6tus ist urspr\u00fcnglich sauerstoffhaltiges Blut vorhanden. Es sind auch hier Micrococcen zu finden. Doch ist noch niemals bei geschlossenem Fruchtsack eine septische Infection der Mutter durch den Inhalt der Fruchth\u00f6hle beobachtet worden. Entweder kann \u00fcberhaupt keine Resorption stattfinden, was m\u00f6glich ist, oder das so hei K\u00f6rpertemperatur mit seinem Eigengehalt an Sauerstoff inacerirte Blut muss giftfrei bleiben. Es ist von dem gr\u00f6ssten Interesse, hier\u00fcber Experimente zu machen und zwar in der Weise, dass man solches Fruchtwasser frisch auffangt, sofort unter m\u00f6glichster Vermeidung der Luftinfeclion filtrirt und sofort einem Kaninchen in die Bauchh\u00f6hle bringt. Ich halte es f\u00fcr h\u00f6chst wahrscheinlich, dass dieses Filtrat nur die Erscheinungen macht, die ich oben unter Versuch VI bekam. Selbstverst\u00e4ndlich hatte mir die Gelegenheit zu einem solchen Experiment gefehlt, sonst w\u00fcrde ich mich nicht auf die Vcr-muthung beschr\u00e4nken m\u00fcssen.\nAuch bei anderen Gelegenheiten werden sich bei fortgesetzter Pr\u00fcfung Thatsachen feststellen lassen, die durch die obigen Experimente' eher eine Erkl\u00e4rung finden, als durch die Bacterieninfection allein. Doch m\u00f6chte ich mich im Interesse der Sache bei dieser Mittheilung nicht auf das Gebiet der Speculation wagen, wobei sich zwischen Auflassung","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"410\nund Auffassung Controversen erheben k\u00f6nnen, die der ruhigen und allseitigen Pr\u00fcfung durch Thatsachen und Untersuchungen nur hinderlich w\u00e4ren.\nWenn ich nun aber gefragt werde, was denn bei der ganzen Antisepsis die Carbols\u00e4ure, das Chlorzink etc. zu thun h\u00e4tten, so ginge es durchaus gegen meine Ueberzeu-gung, zu antworten: Nichts! Ich habe ganz absichtlich iiu Eing\u00e4nge dieser Abhandlung ausgesprochen, dass, n\u00e4chm einer\nUeberzeugung die gl\u00e4nzenden Resultate der Praxis zeigen, dass die Nutzanwendung fr\u00fcherer theoretischer Forschungen, durch Lister das Richtige getroffen habe. Es w\u00e4re aber eine Dissonanz der Thatsachen, wenn ich dies hur als Glaubensbekenntniss angeben k\u00f6nnte, \u2014 es w\u00e4re ein halbes Zur\u00fcck weichen von dem, was ich selbst mit gr\u00f6sster Gewissenhaftigkeit festzustellen bem\u00fcht gewesen, wenn ich f\u00fcr diesen\n\u2022 * ' \u2022\u00ab '\t*\nSatz nicht irgend welche St\u00fctze hinzuf\u00fcgen k\u00f6nnte. Ich\n4 \u2019 \u2019\t\\\nmachte mich also auch noch an die Pr\u00fcfung der Desinfections-niittel und wurde dabei durch Beobachtungen w\u00e4hrend der Ovuriotomien geleitet. Ich sah immer, wie das Blut in d\u00fcnnen\nSchichten unter dem Carbolspray eine auffallend hellrothe F\u00e4rbung annahm. Dieselbe Beobachtung machte ich mit Chlorzink, das sich ja ebenfalls als ausgezeichnetes Anti-septicum bew\u00e4hrt hat.\nDies veranlasste mich zu folgendem Versuche IX. Es wurde das Blut eines Kaninchens in einem Becherglase aufgefangen und mit Holzst\u00e4ben sofort zum Zweck des Defi-brinirens geschlagen, so lange sich noch Gerinnsel an den St\u00e4bchen ansetzten. Dann nahm ich L\u00f6sungen von antiseptischen Mitteln:\n1)\teine Sublimatl\u00f6sung von 0,2%o,\t.<\u2022\n2)\teine lh \u00b0/()ige Salicyls\u00e4urel\u00f6sung,\n3)\teine 5%ige Garbols\u00e4urel\u00f6sung,\n4)\teine 8\u00b0/oige Chlorzinkl\u00f6sung,\n5)\teine Probe mit Thymol.\nZu jedem der Arzneimittel setzte ich in einen Probir-gl\u00e4schen ein ungef\u00e4hr gleiches Quantum des frisch geschlagenen Blutes und liess nun die f\u00fcnf Proben und ein sechstes","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nGlas mit dem Rest des Blutes ruhig stehen. Das Blut die Sublimatl\u00f6sung und die Salicyls\u00e4urel\u00f6sung dunkelten gleich-massig ab; die drei \u00fcbrigen blieben hellroth und dunkelten erst im Laufe von vielen Wochen. Am l\u00e4ngsten und viel\ndeutlicher behielt, die Carbols\u00e4ureblutmischung die hellrothe Farbe.\nIch machte nun aucli die mikroskopische Untersuchung der verschiedenen Blutproben, um so mehr als Marchand1*) beim Thymol gefunden hatte, dass es die rothen Blut-k\u00f6rperchen aufl\u00f6st und das Blut Jackfarben wird. Am besten conservirt sich das mit Salicyls\u00e4ure versetzte Blut aus. Die Blutzellen waren dicht gereiht, ohne eine sichtbare Ver\u00e4nderung in Form, Gr\u00f6sse und Farbe. Zwischen den einzelnen Zellen waren Micrococcen in lebhafter Bewegung zu sehen, aber das Blut zeigte keinen faulen Geruch,\nGanz geruchlos und nach 54 Tagen noch wenig abgedunkelt war das mit Carbols\u00e4ure gemischte But. Aber die einzelnen Blutzellen schienen gequollen, theilweise entf\u00e4rbt, theilweise aufgel\u00f6st. Zwischen denselben waren keine Micrococcen zu sehen. Das Blut war gleiclmi\u00e4ssig gemischt und gleichm\u00e4ssig gef\u00e4rbt.\nBei dem mit Chlorzink versetzten Blute hatte sich Cruor und Serum geschieden. Unten war eine klare Fl\u00fcssigkeit abgesetzt, oben befand sich ein z\u00e4her, aber noch ziemlich hellrot her Brei. Die Blutzellen waren alle geschrumpft, ganz unf\u00f6rmlich zusammengezogen.\nAber weitaus am meisten ver\u00e4ndert war das mit Sublimat versetzte Blut. Keine normale Blutzelle war mehr darin enthalten, alle gequollen, ganz oval geformt, wie Vogelblutk\u00f6rperchen und entf\u00e4rbt. Daneben wimmelte es in dieser Probe von Micrococcen und St\u00e4bchenbacterien. Ferner waren Tyrosin und zahlreiche sch\u00f6n geformte Cholesterinkrystalle zu sehen. Das Blut roch sehr schlecht. In dem Blutrest, der ohne Zusatz geblieben war, wucherte auf der Decke ein\n') Cit. $c h m i d l\u2019sche Jahrb\u00fccher, Bd. 180, 8. 123, 1878. Vergl. noch dar\u00fcber Gossel in et Bergeron, Comptes rendues, Bd. 89, S. 502.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"421\nSehiinmelpilzrasen. Dio Blutzellen waren gut erhalten, zwischen denselben Micrococcen.\nDanach scheint nun freilich Sublimat kein gutes Anti-sopticum zu sein.\nDie Verschiedenheit der Einwirkung der genannten \u2022 L\u00f6sungen auf die Blutzellen scheint die Definition eines Anti-septicums ganz wesentlich complicirter zu machen.\nNun ist die Beziehung der hellrothen Farbe zum- Sauer-' \u2022 sloff bekannt und es d\u00fcrfte wohl kein Zufall sein, dass ' sowohl Phenol als Chlorzink und Thymol die hellrothe F\u00e4rbung herbeif\u00fchren. Dass diese Stoffe die Blutzellen ver\u00e4ndern, habe ich angegeben. Aber dieses Aufl\u00f6sen scheint nicht allein die Ursache der helleren F\u00e4rbung zu sein, denn die Blutk\u00f6rperchen waren auch beim Sublimatblut gequollen/ und blass. Man muss nun daran denken, dass sich vielleicht eine Affinit\u00e4t der Garbols\u00e4urc zum Sauerstoff\u201c oder irgend ein Verhalten herausfinden l\u00e4sst, welches den Werth des Mittels als Antisepticum in ein neues Licht stellt. Man weiss vom Phenol genau, wie sicher es die F\u00e4ulniss hindert und wie es geradezu auf die Bact\u00e9rien und Pilze t\u00f6dtend einwirkt. Dies allein w\u00fcrde schon hinreichen, das Mittel stets \u2022 hochzuhalten. Meine zuletzt erw\u00e4hnten Beobachtungen sind aber, statt Abbruch zu thun, eher geeignet Phencd, Ghlor-zink und Thymol noch mehr zu empfehlen.\nErlangen, den 18. M\u00e4rz 1882.","page":421}],"identifier":"lit16452","issued":"1882","language":"de","pages":"386-421","startpages":"386","title":"Untersuchungen \u00fcber die wissenschaftliche Grundlage der Antisepsis und die Entstehung des septischen Gifts","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:17:43.473827+00:00"}