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{"created":"2022-01-31T12:34:48.015249+00:00","id":"lit16458","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pl\u00f3sz, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 504-507","fulltext":[{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber einen neuen krystallinischen farbigen Harnbestandtheit.\nVorl\u00e4ufige Mittheilung.\nV..a\nP. P1\u00d49Z.\n(l>er licdaktion zugeg;ingen am :tl. Mai\nlien- stud. mod. L. von Udr\u00e4nszky untersuchte auf meine Veranlassung den Harn eines Patienten, der an der hiesigen ersten mcdiciuis\u00e7lien Klinik, an Gysto-pyelilis mit elironisclier parencliynial\u00fcser Nephritis leidend, beobachtet wurde, \u2014 und fand dabei sowohl im Sedimente, als in der Fl\u00fcssigkeit eine farbige, kristallinische Substanz, die soweit es mir bekannt ist, im Harne bisher nicht gefunden wurde.\nPatient entleerte seit l\u00e4ngerer Zeit einen faulenden, alkalisch reagirenden, viel Ammoniak und Schwefelwasserstoff entwiekelnden Harn, von beil\u00e4ufig 1,014 speeifiscliom Gewicht. Derselbe war sehr tr\u00fcbe, von gelblich-weissein. tust milchigem Aussehen.\nMikroskopisch wurden sofort nach dem Entleeren gefunden: zahlreiche Eiterzellen, weniger rolhe Blutk\u00f6rperchen, Epithelzellen und Cylinder verschiedener Art, Krystalle von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, ferner amorphe und kristallinische Ausscheidung von Indigblau.\nBeim Stehen an der Luft nimmt die Oberfl\u00e4che des Harnes durch Oxydation eine gr\u00fcnlich-braune Farbe an, di* jedoch, wenn der Harn von der Luft abgeschlossen wird, nach einiger Zeit wieder verschwindet.\nEs bildet sich demnach durch Oxydation ein Farbstoff der durch den F\u00e4ulnissprocess wieder reducirt wird, mul dann die Farbe verliert.","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"50r,\nWird der Harn in d\u00fcnner Schichte l\u00e4ngere/ Zeit der Luft ausgesetzt, so geht die Farbe desst\u2018lb\u00ab\u00bbn vorn gr\u00fcnlich braunen immer mehr in das PUilhliche Tiber, und die Farben-verauderung wird bleibend.\nHie mikroskopisch\u00ab* UnttTsuchung zeigte dabei , \u00ablass \u00ablie Menge des Indigo sieh bedeutend vermehrt hat, und aussen lern ein zweiter krystallinischcr Farbstolt' sich ausge->eliie(h\u2018n hat.\nDie Krystalle dieses K\u00f6rpt'rs sind lebhaft violett-Totli gef\u00e4rbt und stechen sehr auffallend von den 1 \u00bblauen Indigo-Id\u00fctlchen ab.\t\u00bb\t.\nDieselben bilden strahlenf\u00f6rmig geordnete B\u00fcschel von Nadeln oder rhombischen Bl\u00e4ttchen. Zur IsoUrung der Substanz wurde nach mehreren Versuchen folgendes Verfahren' f\u00fcr das Zweckm\u00e4ssigste befunden.\nDer Harn wurde, um die F\u00e4ulniss zu sisliren, mk Salz-siure anges\u00e4uert, hierauf mit Luft gesch\u00fcttelt und in d\u00fcnner ..Schichte der Luft ausgesetzt, wodurch derselbe sich anfangs' gr\u00fcnlich, nach 8\u201410 Stunden jedoch schmutzig r\u00f6thlich larbte.\nSobald die r\u00f6thlich\u00ab; Nuance erkennbar geworden, wimle \u00ablie Fl\u00fcssigkeit mit Chloroform oder Aether gteschiUleU.:\nBeide L\u00f6sungsmittel nehmen haupts\u00e4chlich \u00ablen 'rotheit larbstoft aut, und nur Spuren von Indigo, so wenig-von letzterem, dass dasselbe sich speetr\u00ab\u00bbscopisch in der Fl\u00fcssigkeit nicht erkennen l\u00e4sst.\nDas Indigo scheint in Chloroform nur tlann besonders l\u00f6slich zu sein, wenn es w\u00e4hrend seiner Entstehung* mit dem-'elbeii in Ber\u00fchrung kommt ; wogegen ausgeschiedenes. Indigo durch Chloroform nur langsam gel\u00f6st wird.\nDie L\u00f6sung des Farbstoffs in Chloroform .oder Aetlier zeigt im Spectroscop zwei gut erkennbare Absorptionsstrcifen: d*\u2018ti einen zwischen D und E, n\u00e4her zu D, den zweiten-zwischen b mid F, n\u00e4her zu F liegend.\t\u2018\t\u25a0\nDie Abwesenheit des Indigo-Streifens, sowie die Gegen* wart dieser zwei anderen Streifen, sichern die Verschiedenbeit des Farbstoffs vom Indigo.","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nDie L\u00f6sung des Farbstoffs wird durch Luftzutritt, sowie durch Erw\u00e4rmen nicht ver\u00e4ndert; ebenso wirken S\u00e4uren oder Alkalien nicht ver\u00e4ndernd auf denselben.\nBeim Verdunsten des L\u00f6sungsmittels zeigt es sich, da>< die Fl\u00fcssigkeit auch etwas Indigo enth\u00e4lt, das sich ziu-m abscheidet; nach l\u00e4ngerem Stehen.bilden sich dann auch die rothen Krystalle.\nDie bisherige Untersuchung) l\u00e4sst zwar, wie es ersichtlich, auf die chemische Natur dieses K\u00f6rpers gar kein\u00bb Schl\u00fcsse zu; es scheint jedoch, dass es vor Allem zu untersuchen ist, ob der Farbstoff nicht ein Skatolderivat ist, vielleicht identisch mit dem Skatolfarbstoff, den Brieger im Harne von Kaninchen nach Skatolf\u00fcttcrung erhielt. Die Farbe, das Zusammen Vorkommen mit Indigo, sein Entstehen durch Oxydation und Entf\u00e4rbung durch Reduction scheinen dieser Vermuthung einige St\u00fctze zu verleihen.\nIch muss noch bemerken, dass Patient, w\u00e4hrend er den. beschriebenen Harn ausschied, keinerlei Medicamente bekam, die farbige K\u00f6rper liefern k\u00f6nnten, sondern t\u00e4glich b!o< ein Paar Gramm Natrium bicarbonieum einnahm.\nDie Ausscheidung der beiden Farbstoffe gelangte 8 Tage hindurch zur Beobachtung, worauf Patient unter fortw\u00e4hrend zunehmenden Erscheinungen der Ersch\u00f6pfung und Herzschw\u00e4che starb.\nDie Obduction zeigte ausgedehnte Cystitis mit Exulco-ration der Mucosa, oberfl\u00e4chliche Pyelitis und chronische Nephritis, mit vorwaltend parenchymat\u00f6ser Form.\nDer pathologische Harnfarbstoff, welcher die Urate rotli f\u00e4rbt, und den Heller Uroerythrin nannte, scheint nicht identisch zu sein mit der soeben beschriebenen Substanz, da derselbe sich nach der Angabe mit Alkalien gr\u00fcn f\u00e4rbt.\nEbenso ist das Urorubroh\u00e6matin von Baumstark ein anderer K\u00f6rper.\nDie Absorptionsstreifen dieses Farbstoffes liegen ander?.\nAuch der rothe Farbstoff, den Neuss er in zwei F\u00e4llen gefupden hat, zeigt andere Eigenschaften.","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"507\nIch muss noch bemerken, dass dieser Farbstoff seither auch im Harne eines andern Kranken beobachtet wurde, der auf der zweiten medieinisehen Klinik an chronischer. Peritonitis mit bedeutendem Erguss in die Bauchh\u00f6hle und starkem Oedem der Unter-Extremit\u00e4ten leidet, dessen Harn' jedoch kein Eiweiss enth\u00e4lt.","page":507}],"identifier":"lit16458","issued":"1882","language":"de","pages":"504-507","startpages":"504","title":"Ueber einen neuen krystallinischen farbigen Harnbestandtheil: Vorl\u00e4ufige Mittheilung","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:48.015255+00:00"}