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{"created":"2022-01-31T12:22:26.432448+00:00","id":"lit16467","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 7-22","fulltext":[{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie des Zellkerns.\nVou\nDr. A. Kossel.\n(Der Redaktion zupof'aiif'cu am 1. Anglist 1-882).\nI. Quantitative Bestimmungen des Nucleins;\n\u2018 Gesetzm\u00e4ssige quantitative Beziehungen die innerhalb lohender Organe zwischen der Phospors\u00e4ure einerseits und X-haltigen Substanzen andererseits obwalten, haben mehrfach das Interesse der Physiologen auf sich gelenkt. Im Pflanzenreich beobachtete man, dass zugleich mit der Neubildung stickstoffhaltiger Gcwcbstheile auch eine Zunahme der Plios-pliors\u00e4ure in den betreifenden Organen erfolge1).\nIm Thierreicho f\u00fchrten quantitative Untersuchungen \u00fcber die Ausscheidungsprodukte zu einem ah\u00fclichen Ergebnisse. Man fand, dass der Urin eines hungernden Organismus auf eine bestimmte Menge Stickstoff auch eine bestimmte\u2019 Menge Phosphors\u00e4urc enth\u00e4lt. Man erkannte ferner, dass unter solchen Verh\u00e4ltnissen, wo der K\u00f6rper mehr Stickstoff in der Nahrung aufnimmt, als er im Harn ausscheidet, auch die Menge der Phosphors\u00e4ure in der Nahrung gr\u00f6sser ist, als in den Excreten2). Es ergibt sich hieraus der Schluss, 'lass mit dem Ansatz von stickstoffhaltigem Material auch \u2022 in Ansatz von Phosphors\u00e4ure Hand in Hand geht.\n*) Vergleiche z. B. Maier: Annalen der (\u2019.hernie und Pharmacie, Hd. Gf, (X. R., Bd. XXV) S. 102, 163); ferner Goren winder,: Annales '\u25a0\u2022cs 'Cierices naturelles, Botanique, IVe s\u00e9r. T. XIV, .1860, S. 44; und andere Autoren.\n3) E. Bi sch off: Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. HI. 309, 1867,","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nDicso und Film liehe Erseheinungen riefen die Vorstellung vfui einer Verbindung der Eiweissk\u00f6rper mit Phosphaten*), (Hier init Phosphors\u00e4ure hervor. Man vernachl\u00e4ssigte unless bei fast allen Er\u00f6rterungen, die sich an diese Frage kn\u00fcpften, die Existenz der organischen Phosphors\u00e4ure-Verbindungen, des Lecithins und Nucleins, obwohl die von Iloppe-Soy 1er, Diakonow, Mi es eher und Anderen gewonnenen Resultate - insbesondere die weite Verbreitung des Lecithins und die Beziehungen des Nucleins z\u00fcrn Zellkern \u2014 dazu autfordern mussten, jene Substanzen mit -allgemeineren physiologischen Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen.\nDie Frage, ob das Nuclei'll bei den erw\u00e4hnten Vorg\u00e4ngen betheiligt ist, hat die folgenden Versuche veranlasst.\nAus'meineii fr\u00fcheren Untersuchungen glaube ich scltliesseii zu m\u00fcssen, dass die Nuele\u00efne ihrer chemischen Zusammensetzung nach wohl geeignet sind, f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der besprochenen Erscheinungen herbeigezogen zu werden-. Unter ihren Spaltungsprodukten fand ich einen K\u00f6rper, welcher ungef\u00e4hr die prozen tische Zusammensetzung der Ei weissk\u00f6rper zeigt und welcher die gleichen Zeisetzungsproduktc wie jene, Leucin, Tyrosin, Indol, liefert. Eine solche Substanz \u2014 eine Viabindung, die neben Plrosphors\u00e4ure noch einen eiweiss-artigen Atomcomplex enth\u00e4lt \u2014 hatte man ja hypothetisch constniirt, um jene quantitativen Beziehungen zwischen den gewebsbildenden Stollen zu erkl\u00e4ren.\nHingegen liegen bis jetzt nur wenige Anhaltspunkte vor, um zu entscheiden, ob das Nuclein auch seiner Quantit\u00e4t nach gen\u00fcge, um hei Er\u00f6rterung dieser Verh\u00e4ltnisse \u00fcberhaupt in Betracht zu kommen. Die folgenden Versuche geben hier\u00fcber Aufschluss.\nVerfahren zur quantitativen Bestimmung\ndes N u c I e \u00ef as.\nF\u00fcr die Bestimmung des Nucleins ist bisher vorzugs-avmm die ^ \\\\ iderstandsf\u00e4higkeit dieser Substanz gegen die\n'}V\u00ab'it: Physiologie des allgemeinen Stoffwechsels und der Ern\u00e4hrung (Hermann V; Hamlhueh der Physiologie, Hit. VI.) S. 79.","page":8},{"file":"p0008s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Ol ga n, S\u2014'\tN\t\u2022 \u2022 Specie s.\t1 Quantit\u00e4t des untersuchten ( trgans.\t\n\t\tZur Bestimmung der (\u2022eganunt- II\u00ab PO\u00ab\tZur , \u25a0 Bestimmung der Nuclein. Phnsphor-saure. I\n\\ 1\t\t\t\nGefundene Menge der\nPhosphor-\nNiuie\u00efn-\nPhosphor-\nB\u00dcure.\nProcentgelialt (bezogen auf das feuchte Organ).\nGesatniut-\n]j Ils PO\u00ab\nNuciein-\nlia pp\u00ab\nVerh\u00e4lt n iss der\nNucle\u00efn-Phosphor-s\u00e4ure zur Ge&aunnt-H\u00bb PO\u00ab i\nLetztere = 100\nHypoxanthin-\ngehalt\ndes\nbetreffenden Organs in Procenten des leuchten Organs.\n!!\nII e in e r k u n g e n.\nMilz.\nMilz.\nMilz\nMilz.\nhoher.\nI jeher.\nLebet\nLeber.\nPancreas Nr. I. Pancreas Nr. 2. Liter Nr. I.\nEiter Nr. 2.\nEiter (degenerirt l. Leuk\u00e4misches Glut. N uniab - Hint.\nr1 Pferd .\nr\nHoden.\nGehirn\nEmbryonaler Muskel\nMuskel.\nMuskel.\nMuskel.\nPferd .\nHind .\nHind .\nHund .\nHind .\nHuhn (hungernd) Huhn (gut gen\u00e4hrt) Hind ..... Hind .\nMensch Mensch feilsch Mensch Mensch Hind .\nStier .\nSchaf .\nHind .\nHind .\nHuhn (hungernd) . Huhn (gut gen\u00e4hrt) .\n52, r\u00bb\n40.8\n12,1\n12.1\n20.27\n15,08\n5!) gr.\n11.05\n9,00\n7,50\n11,52\n12.84\n;>\u2022> cc.\n12.32\n15.12\n14,5\n15,08\n10,42\n20.27\n17,9\n10,74\nt).i,\n25,05\n15,1\n1(1,04\n20.09\n22,95\n5 cc. ! 50 cc. 40 cc. 50 cc.\n0,0114 0,3417\n0,1210 0,1210\n0,5352 0,2925 0,10*25 0,1558 0,2001 0,2780 0,0273 | 0,1095 |\n( nicht ({ ) bestimmt.\u00bb\n0,3271 |\n\u00bb nicht | i bestimmt \u00bb\n0,0838\n0,0000\n0,0820\n0,0523\n0.0783\n0,150\n0,111\n0,4500\n0,2418\n0,1291\n0,10xi\n0,2798\n0,0899\n0,0771\n0,0424\n0,1199\n0,1389\n0,0403\n0.0453\nSpuren.\n<1,1088\nSpuren.\n0,0374\n0,0300\n0,0492\n0,0187\n0,0097\n0,0073\n: IMi\n0,837\n1.005\n1.005\n0,84(1 1,207 1.077 ' 0,834 1,257 1.215 0,540\n1 0,554\n| 0,75x4 0.(500 1.123\n0.0244 j; 0,402\n0,610\n0,838\n0.593\n0,030\n0,070\n0,414\n0.390\n0,511\n0,2(54\n0,580\n0,144\n0,28(5\n0,285\n0.211\n0.3130\n0,1490\n0.0923\n0,0542\n0,0442\n74.6 70,9\n69.3\n67.8\n52.6\n30.8\n47.4\n31.7\n46.1\n49.9\n28.2 60,0\n51.6\n37.6\n31.0\n27.9\n32,2\n15.1 6,5 6,7\n0,09(5\u2019)\n0.082')\n0.104\n0.0538) 0,0454) 0,027* )\n0,0(58\u2018)\n0,048*1\n0,0720\u201d)\n0,129\u00bb)\n] Milzen von verschiedenen Individuen.\nl'uiitronhestimmqngen an. derselben Milz. Die Bestimmung der Gcsammt-Phosphors\u00fcure ist nicht doppelt aus-gefidirt\n;( Cont rollt \u00bbes t i mmu ngeu an demselben ( 1\u2019anereas.\n/ \u00bb Kiterzellen gut erhalten.\nDureli Sehrflpfkopf entnommen.\nL\u00e4nge des Embryos von Schnauze bis Schwanzwurzei 28 cm.\n\u2019) Mensch und Hund.\n3) Hund.\n*) Hund. 4) Stier. \\) Mensch* \u00bb) Pferd. \u201d) Mensch. \u00ae) Huhn.","page":0},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"0\nEinwirkung des Pepsins angewandt worden. Da die Niiclem-substanzen durch die Digestion mit Magensaft langsam zersetzt werden, da es ferner andere stickstoffhaltige K\u00f6rper gibt, welche gegen den Magensaft resistent sind, so sind Fehler hier unvermeidlich. Diese Fehler w\u00fcrden sehr betracht-, lieh sein, wenn nicht das n\u00e4chste (eiweissartige) Zersetzungsprodukt des Nucleins, wie ich fr\u00fcher (targethau habe1), ebenfalls sehr resistent gegen Pepsin w\u00e4re. Die Pepsin-. Verdauung ist in den F\u00e4llen anzuwenden, Wo es sich darum handelt, (\u201cine Vorstellung zu gewinnen \u00fcber das Gesammt-gowicht des Nucleins oder \u00fcber die Monge des in Farn\u00bb Von Nuclein vorhandenen Stickstoffs.\nDagegen verdient das folgende Verfahren' den Vorzug f\u00fcr diejenigen F\u00e4lle, in welchen man die Menge der Phosphors\u00e4ure des Nucleins erfahren will. Lei der ist es noch nicht m\u00f6glich, aus der Nuclein-Phosphors\u00e4ure eines Organs ohne Weiteres den Gehalt an Nuclein zu berechnen, da der Phosph\u00f6rgehaU der verschiedenen Nucleine noch nicht mit hinreichender Sicherheit feslgestollt ist.\nDas von mir angewandte Verfahren war folgendes: Etwa 15 gr. des betreffenden (frischen) Organs werden fein gehackt und gewogen, sodann in einer ger\u00e4umigen Deib* schale mit ein wenig Gerbs\u00e4urel\u00f6sung und ungef\u00e4hr Iff ce. gew\u00f6hnlicher verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure \u00fcbergossen und mit dem Fistill gut durchgeknetet. Die rothe Farbe der Organe\u2018geht vollkommen in eine ledergelbe \u00fcber, die Organe selbst m\u00fcssen br\u00f6ckelig und leicht zerdr\u00fcckbar, die Fl\u00fcssigkeit gut filtrirbar sein. Der Drei wird jetzt durch ein m\u00f6glichst kleines Filter von aschearmem Papier tiltrirt und mit 1\u20141\u2018/a Liter sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure, (ca. 1\u2018/a Stunden) dann mit siedendem Alkohol, zuletzt mit Aether extrahirt. Von den letzten Portionen des alkoholischen und \u00e4therischen Extraktes werden Proben eingedampft und mit Soda und Salpeter verascht, diese d\u00fcrfen h\u00f6chstens noch geringe Spuren von Phosphor-s\u00e4ure enthalten2). Die extrahirte Organmasse wird \u00e4ther,\nDiese Zeitschrift Ihl. IV, S. 291, 292.\n\u25a0) Diese \\orsichtsmassregel habe ieli nur-hei-einem Tlieil meiner Analysen angewandt.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nfeucht in eine grosse Plntinschale gebracht und der Aether entz\u00fcndet. War die Extraction eine gen\u00fcgende, so brennt derselbe ohne Knistern ab, und bringt die Substanz zugleich gr\u00f6sstenlheils zur Verkohlung. Die Kohle wird mit Soda und Salpeter gemengt und v\u00f6llig verbrannt, in der Schmelze nach bekannten Vorschriften die Phospbors\u00e4ure bestimmt. Die so erhaltene Phosphors\u00e4ure ist in Folgendem als Nuclein-Phosphor.s\u00e4ure bezeichnet.\nZm* Bestimmung der Gesammt-Phosphors\u00e4ure wird entweder eine zweite Portion des betreffenden Organs abgewogen oder es wird das w\u00e4sserige und \u00e4therische Filtrat und \\\\ aschwasser benutzt, dessen Phosphors\u00e4ure-Gehalt nach dem Veraschen mit Soda und Salpeter bestimmt und zu der\nNucle\u00efn-Phosphorsaure hinzuaddirt wird. Ersteres Verfahren ist bequemer.\nF\u00fcr die Bestimmung der Nucle\u00efn-Phosphors\u00e4ure im Eder (Nr. 1) und in der Hefe war die Gerbs\u00e4ure nicht in Anwendung gezogen, sondern in folgender Weise verfahren: Ungef\u00e4hr HO ce. des Eiters oder 5o cc. des mit Wasser aufger\u00fchrten 1 Jefebreis wurden mit verd\u00fcnnter Natronlauge bis zur tr\u00fcben L\u00f6sung versetzt, dann ohne zu filtriren ein \u00fceber-schuss von Salzs\u00e4ure und das gleiche Volum Alkohol hinzugef\u00fcgt, der Niederschlag abfiltrirt, anfangs mit kaltem, dann mit siedendem Alkohol ausgewaschen, endlich mit Soda und Salpeter verascht. Bei den verschiedenen Portionen Hefe wurde stets die gleiche Quantit\u00e4t Natronlauge (5 cc. Normallauge) und Salzs\u00e4ure-verwandt.\nDie Quantit\u00e4t der in dieser Weise gefundenen Nucle\u00efn-Phosphors\u00e4ure wurde in allen F\u00e4llen mit folgenden Werthen verglichen:\n1)\tmit dem Gewicht des feuchten Organs;\n2)\tmit der Gesammt-Menge der Phosphors\u00e4ure des betreffenden Organs.\nDu der Wassergehalt einzelner Organe ein sehr wechselnder ist, so glaube ich das Hauptgewicht auf das Verli\u00e4lt-\nmss der Nuclem-l\u2019liosphors\u00e4ure zur Gesaimnt-Phosphors\u00e4urc legen zu m\u00fcssen.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"11\nUm \u00fcber die Genauigkeit der Methode ein Urtlieil zu gewinnen, wurden in einzelnen F\u00e4llen Doppelbostimmungen juisgef\u00fchrt, n\u00e4mlich in Pancreas und Milz vom Rind.; Die , Resultate sind aus der Tabelle I ersichtlich. Dem Pancreas Sv. 2 war, um die Methode zu pr\u00fcfen, eine bekannte Menge phosphorsaures Natron zugelugt. Dieselbe ist bei Berechnung dt-r Resultate wieder von der Gesammt-Ph\u00f6sphors\u00fcure in Abzug gebracht.\nIn der Tabelle I befinden sich ausserdem eine Reihe von Zahlen, welche den Ilypoxanthingehalt der betreuenden Organe angeben. Die Vergleichung dieser Zahlen mit den Nuclei^-Bestimmungen wird durch folgende Umst\u00e4nde etwas beeintr\u00e4chtigt :\n1)\tsind dieselben nicht stets an der gleichen Thierspecies wie die Nudeln-Bestimmungen ausgef\u00fchrt;\n2)\twird durch die bisher zur Bestimmung des Hypoxanthins\nverunreinigtes Pr\u00e4parat erhalten.\n(Tabelle I beiliegend).\nResultate der Untersuchung. .\nEine Best\u00e4tigung daf\u00fcr, dass die gefundenen Phosphors\u00e4ure-Zahlen wirklich dem Nucleln-Gehalt der bet reifenden Organe entsprechen, liefert die Vergleichung derselben mit dem mikroskopisch erkennbaren Kernreichthum der betreffenden Gewebe. Die kernreichsten Organe (Milz, Leber, Pancreas) geben bei der Analyse viel, kernarme Gewebe (Blut und Muskeln) wenig Nucle\u00efn-Phosphors\u00fcUre. Besonders auffallend ist das Verh\u00fcltniss des leuk\u00e4mischen Bluts zum normalen, ferner die Vergleichung des Muskels im erwachsenen Zustand mit dem kornreicheren embryonalen Muskel, endlich die f\u00fcr den frischen Eiter gefundene Zahl gegen\u00fcber der des degenerirten Eiters1). Das vorliegende Material ist freilich noch wenig reichhaltig, aber es berechtigt zu der Hoffnung, dass durch die chemischen Untersuchungen, \u00fcber die Nuclelnsubstanzen das Prinzip einer Methode gegeben\n') Virchow: Cellularpathologie 1871, S. 121.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nist, welche gestattet, f\u00fcr die bisher nur dem Raume nach gesch\u00e4tzte Masse des Zellkerns einen Ausdruck in Gewichts-Zahlen zu erhalten.\nAusser der Phosphors\u00e4ure treten, wie ich nachge-wiesen habe, als characteristische, den EiweissstofTen nicht zukommende Zersetzungsprodukte der Nucle\u00efne noch Guanin, Hypoxanthin und Xanthin auf. Es liegt also der Gedanke nahe, auch diese Stolle zur quantitativen Bestimmung der Nucle\u00efne zu benutzen. Die Tabelle zeigt, dass ein solches Verfahren nicht anwendbar ist. W\u00e4hrend man in den meisten inneren Organen desto mehr Hypoxanthin findet, je gr\u00f6sser der Nuclei'n-Gohalt ist, zeigen die Muskeln eine solche Proportionalit\u00e4t nicht. In den Muskeln des Huhnes ist der Nuclo\u00efn-Gohalt ein \u00e4usserst geringer, dagegen der Hypoxanthin-Gehalt ein excessiver. Ausserdem ist bereits fr\u00fcher von mir hervorgehoben *), dass es K\u00f6rper gibt, die man ihren Eigenschaften nach mit Recht als Nuclein bezeichnet (Nuclein \u00ab1er Kuhmilch^ des Eidotters), die aber bei der Zersetzung weder Hypoxanthin noch Xanthin oder Guanin liefern. Diese beiden Nucle\u00efne stehen freilich zu den \u00fcbrigen Angeh\u00f6rigen dieser Gruppe insofern in einem Gegensatz, als sie nicht aus zellen reichem, lebensf\u00e4higen Gewebe stammen; also nicht Bestund!heile des Zellkerns sein k\u00f6nnen.\nEine Beziehung der Nucle\u00efne zu bestimmten physiologischen Funktionen zu erkennen, w\u00e4re um so werthvoller, da damit zugleich ein Licht auf die Funktion des Zellkerns geworfen w\u00e4re. Die label le zeigt, dass diejenigen Organe, deren Ih\u00e4tigkeit wir haupts\u00e4chlich Ern\u00e4hrungs- und Neubildungsprozesse im thierischen Organismus zuschreiben (z. B. Leber, Milz) weit, mehr Phosphors\u00e4ure in Form des Nucleins enthalten als die locomotorischen Apparate (Muskeln).\nUm das \\ erhalten des Nucleins bei verschiedenen Ern\u00e4hrungszust\u00e4nden zu erkennen, wurden Hungerversuche an H\u00fchnern und Tauben angestellt.\n) I ntersuciningon fiber die Xuele'ine und ihre Spaltungsprodukte. Strrtssburg 1881. S. 12.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13\n' Sechs H\u00fchner wurden acht Tage lang reichlich mit K\u00f6rnern gef\u00fcttert, drei derselben, deren Gewicht in Summa 3347 gr. betrug, wurden am 18. Mai get\u00fcdtet, di\u00e7 drei \u00fcbrigen blieben bis zum 25. Mai ohne feste Nahrung, dann wurden sie ebenfalls get\u00fcdtet. Das Gesammt-Gewicht der letzteren batte w\u00e4hrend dieser Zeit von 3355 gr. auf 3452 gr. abge-nonnnen, das lett war bei ihnen noch nicht vollst\u00e4ndig geschwunden. Die Lebern und die Brustmuskulat\u00fcr der drei an demselben Tage get\u00f6dteten Individuen wurden vereinigt, fein gehackt und in denselben:\n1) Stickstoffgehalt;\n\u2022 - 1\n. 2) Wassergehalt;\n3)\tNucle\u00fcn-Phosphors\u00e4ure;\t. \u2022\t.\n4)\tHypoxanthin- und Xanthin1) bestimmt.\nDie Bestimmung des Stickstoffs ergab folgende Resultate f\u00fcr luo gr. feuchten Gewebes berechnet:\nTabelle II.\nk\nOrgan.\tGut gen\u00e4hrte Thiere.\tHungernde T liiere.\nLeber . .\t4,41%\t4,25%\nMuskel\t4,41 \u00ab\t4,45 \u00ab \u2018\nDie Bestimmung der Trockensubstanz ergab:\nTabelle III.\nOrgan,\tGut gen\u00e4hrte\tHungernde\n\tThiere.\tThiere.\nLeber . .\t:i9,5\u00b0/o\t20,5\"/o\nMuskel\t27,0\u00ab\t27,4 \u00ab\nie aus der Tabelle I ersichtlich, ist eine bemerkens-werthe Aenderung in Bezug auf die Nucle\u00fcn-Phosphors\u00e4ure in den Muskeln nicht vorhanden, wohl aber in der Leber. Hieraus ergibt sich, dass die Nuclein-Phosphors\u00e4ure w\u00e4hrend des Ilungerzustandes weniger leicht dem Gewebe entzogen wird, als die \u00fcbrigen Phosphors\u00e4ure-Verbindungen.\n') Siehe unten, S. 20.","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nDiese Versuche geben freilich noch keinen Aufschluss dar\u00fcber, ob \u00fcberhaupt in den Geweben solcher Organismen, welche gezwungen sind, von ihrer eigenen K\u00f6rpersubstanz zu leben, eine Zersetzung von Nuclein stattfindet. F\u00fcr die Entscheidung dieser Frage dienten Versuche an Hefe.\nL\u00e4sst inan Hefe mit Wasser einige Stunden bei warmer Temperatur stehen, so tritt bekanntlich Kohlens\u00e4ure-Entwickelung auf, das Wasser wird sauer, enth\u00e4lt bald Phosphors\u00e4ure, Leucin, Tyrosin, Hypoxanthin u. s. w. \u2014 genug, e> zeigen sich chemische Vorg\u00e4nge ohne gleichzeitige Aufnahme von Nahrurigsstoff. F\u00fcr die folgenden Versuche wurden je drei Portionen Hefe abgewogen, jede Portion f\u00fcr sich mit Wasser anger\u00fchrt. In der einen Portion wurde das Verh\u00e4ll-niss der Nucle'\u00fci-Pliosphors\u00e4ure zur Gesammt-Phosphors\u00e4uiv sofort bestimmt\u2019, in einer zweiten und dritten nach l\u00e4ngerer Digestion bei Zimmertemperatur oder bei 38\u00b0.\nVersuch A. Digestion bei Zimmertemperatur. Gosammt-Phosphors\u00e4ure = 100 Nach m-Phosphors\u00e4ure :\n1.\tIn der urspr\u00fcnglichen Hefe . . . a). = 00,8\nb) = 58,3\n2.\tNach\t48-st\u00fcndiger\tDigestion.\t.\t.\t=\t56,4\nVersuch B, Digestion bei 38\u00b0. Gesammt-Phosphors\u00e4ure = 100 Nucle'ni-Phosphorsuure :\n1.\tln der urspr\u00fcnglichen Hefe .\t.\t.\t.\t=\t54,4\n2.\tNach\t20 Stunden\t.......\t=\t48,1\n3.\tNach\t44 Stunden\t. .....................=\t43,0\nIn Versuch A f\u00fcllt die Abnahme der Nucle\u00efn-Phosphor-s\u00e4ure noch in die Fehlergrenzen, in Versuch B nicht. Dieser Versuch zeigt, dass eine Zersetzung des Nucleins unter den angegebenen Verh\u00e4ltnissen wohl erfolgt, aber diese Zersetzung ist im Vergleich zu den \u00fcbrigen \u2022 Ver\u00e4nderungen, welche die Hefe hier erleidet, eine sehr geringe.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15\nDie Vorstellung, dass das Nuclein ein \u00abReservestoff\u00bb sei, auf dessen Kosten ein hungernder Organismus lebt, muss nach allen Versuchen als unwahrscheinlich zur\u00fcckgewiesen werden. Die Quantit\u00e4t des Nucleins wechselt wenig, ob der Organismus hungert oder nicht.\nMorphologische Befunde weisen bereits darauf hin, dass wir die physiologischen Funktionen des Nucleins wahrscheinlich in einer anderen Richtung zu suchen haben, n\u00e4mlich in einer Beziehung zur N e u b i 1 d u n g d e r G e w e b o. \u00ab Mir \u00abwar in dieser Beziehung\u00bb, so \u00e4ussert sich ein ber\u00fchmter Botaniker1), \u00abimmer die allgemein bekannte ThutsAche von \u00abInteresse^ dass in den Vegetationspunkten die Zellkerne einen \u00abauffallend grossen Baum einnehmen, die kleinen Zellen fast \u00aberf\u00fcllen, also einen erheblichen Bruchtheil der Masse embryonalen Gewebes darstellen.... Vergleicht man mit diesen \u00abTliatsachen die h\u00f6chst untergeordnete Rolle, weiche die \u00abZellkerne in ausgewachsenengrossen Parenchymzellen spielen, \u00abwo ihre Masse gegen\u00fcber der des sonstigen Zellinhalts kaum \u00abin Betracht kommt, so muss die Anh\u00e4ufung der Zellkern-\u00absubslanz im Gewebe der Embryonen und Vegetationspunkte \u00abum so mehr auffallen, da nur diese Theile der Pflanzen die \u00abF\u00e4higkeit haben, neue Orgaije zu erzeugen.\u00bb\nAehnliche Gesichtspunkte bewogen mich, den Nucle'in-gelialt eines schnell wachsenden embryonalen Muskels mit dem eines fast erwachsenen Individuums zu vergleichen. Im ersteron Falle ist der Nucle\u00efn-Gehalt, wie die Tabelle I zeigt, erheblich gr\u00f6sser als im letzteren.\nII. Bildung von Guanin aus Nudeln, Verhalten der stickstoffreichen Basen des Thierk\u00f6rpers unter physiologischen und pathologischen Bedingungen.\t:\nVon fr\u00fcheren Autoren, haupts\u00e4chlich von Salomon, id der Ursprung des Hypoxanthins und Xanthins im Thier* k\u00f6rper bekanntlich in falscher Richtung, n\u00e4mlich in den Eiweissk\u00f6rpern gesucht werden. Nachdem ich gezeigt hatte,\nSachs: Stoff und Form der Pflanzenorgane.- \u25a0 Arbeiten \u2022 aus dom botanischen Institute in W\u00fcrzburg. Bd. II, S. 710.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\ndass das Nuclein als die Quelle dieser K\u00f6rper im Organismus anzusclicn ist, sind alle Experimente, die man f\u00fcr die Bil-\n: T6. \u201cf Substanzen aUs>\u00bb Eiweissk\u00f6rpern angef\u00fchrt lut, hinf\u00e4llig geworden, Salomon hat meine Beweise anerkannt und damit seine fr\u00fchere Ansicht zur\u00fcckgezogen')\nIch habe ferner gezeigt, dass thicrische und pflanzliche Organe beim Kochen mit S\u00e4uren mehr Hypoxanthin \u201eml \u25a0Xanthin liefern, als man nach Salomon\u2019s Versuchen hei der Zersetzung einer entsprechenden Menge Eiweiss erwarten durfte, dass ferner die Quantit\u00e4t dieser Stoffe in den Organ\u2122 eine weit gr\u00f6ssere ist, als man bisher annalim. Meine Unter-' \u201cHebungen, die sich \u00fcber eine gr\u00f6ssere Zahl von Thier- und Pflanzensloflen erstreckten, wurden nachtr\u00e4glich und Iheil-\nweise von Salomon durch Mittheilung zweier Analyse,-\u2019, best\u00e4tigt.\nIch w\u00fcrde diese Auseinandersetzungen unterlassen haben wenn die besprochenen Verh\u00e4ltnisse nicht von Herrn Sal-kowsk, eine Darstellung erfahren h\u00e4tten, welche dazu an-gelhan ist, die bereits klar gelegten Thatsachen wieder zu verdunkeln. Herr Salkowski spricht in einem k\u00fcrzlich erschienenen Buche\u00bb) von der Bildung des Hypoxanthins aus Eiweiss wie von einer sieherslclicndeii Thalsache und sucht\ndie Resultate meiner Arbeiten als etwas Nebens\u00e4chliches zu behandeln.\nAls Begleiter des Hypoxanthins und Xanthins findet sieh in vielen thierischen Organen und ebenso in der Hefe4) das Guanin, ein K\u00f6rper, der durch Einwirkung der Salpeters\u00e4ure m Xanthin \u00fcbergef\u00fchrt wird. Es ist mir gelungen nachzuweisen, dass d\u00e0s Guanin neben dem Hypoxanthin und Aanthin aus dem Nuclein entsteht.\nZu den folgenden Versuchen wurde Nuclein aus G\u00e4nse-blut angewandt. Die Darstellung dieses Nucleins habe ich\n'\u2022. \u00bb1^\"^\u201c'\" dCr 1,\"ysiolo\u00abisc\"el\u2018\n*) Loc. cit.\n\u201e\u201e ,J\u00bb y\u2019f vom ,,ilr\" Salkowski und Leuhe. S. 9s. 106. Berlin 1S82.\n*) Cf. diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 4J1,","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17\nbereits fr\u00fcher1) beschrieben. Ungef\u00e4hr 20 gr. lufttrockenen7 Nucleii)> winden mit 2 later A\\ass\u00ab\u00bbr und 10 ec, conccntrirter Shwefi'l s\u00e4ure drei jBtimdmi im Dampfkochtopf erhitzt, die Fl\u00fcssigkeit abtiltrirt,] mit Barytwasser \u00fcbers\u00e4ttigt, \u00fcbersch\u00fcssiger Bai a t durch Kohlens\u00e4ure ont lernt. Die vom k\u00fcldeiisanren Baryt abfiltrirle L\u00f6sung wurde mit Ammoniak stark'alkalisch gemacht. Zu der tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit, ohne zu tillriren, Sillmr-ui\u00eeral hinzugef\u00fcgt, der Niederschlag nach kurzer Zeit ab-liltrii t. Dieser Niederschlag wurde jetzt in .Salpeters\u00e4ure vom sjierilischon Gewicht 1,1 eingetragen und mit derselben last hi\" zum'Sieden erhitzt. Fm eine Einwirkung der heissen' Salpeters\u00e4ure auf das noch unreine Guanin zu vermeiden, ist nolhwendig, in der Salpeters\u00e4ure vorher etwas, llarnsioll\u2019 aiifziil\u00f6si'n. Di\u00ab' salpetersaure L\u00f6sung wurde heiss liltiht, dits Filtrat mit etwas Silbernitral versetzt. Es scheidet sich heim Erkalten ein weisser Niederschlag aus, der aus den Silbcrverbindungon des Guanins und Hypoxanthins .\u2019besieht.\nDerselbe wurde nach 12 Stunden abfdtrirt, mit Wasser ausgewaschen, mit Schwefelwasserstoff zersetzt, die vom Schwefelsilbor ablillrirle Fl\u00fcssigkeit \u00ab'inged\u00e4mpft \u2022\u25a0\u25a0lind mil Ammoniak aufgenommen. Hypoxanthin geht in L\u00f6sung, der in Ammoniak unl\u00f6sliche I hei! zeigt\u00ab\u00bb alle Eigenschaften \u00ables Guanins. Das Gewicht dieses ll\u00fcckslandes betrug 0,101 gr,, ol>u o,8% des zersetzten Nadonis.\nAus dem Guanin wurde di\u00ab\u00bb charakteristische- pikrin-saiin' Verbindung nach Capranica darg\u00ab\u00bbslellt, \u00ablie Haupt-menge wurde in das salzsaure .Salz \u00fcbergef\u00fchrt.\nDasselbe krystallisirh* beim Eindampfen der salzsauren Losung in feinen langen, radial gruppirten Nadeln. Di\u00ab\u00bb salzsaure L\u00f6sung war durch Ammoniak f\u00e4llbar. Die Kryst\u00e4ll.\u00bb\niinlcii mit Ammoniak fibergossen und . mil dem durch Ammoniak in der salzsauren L\u00f6sung \u00ab'izeuglen Ni\u00ab\u00bbderscl.ilag oo'inigl, abfiltrirt, anfangs mit schwach ammoniakalisclu'in 'Nasser, zuletzt mit Alkohol ausgewaschen. Der unl\u00f6sliche\n) these Zeitschrift, IM. \\, ,S. |.Y2. rntersiicliiingei) \u00fcht*r die u<leine um] ihre Spaltungsprodukte vim A. Kussel. S. G. \u2022\nZeitschrift l\u00fcr physiologische Chemie VII.\n","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nH\u00fcckstand bei 110\u00b0 getrocknet, dient\u00bb* zu einer StickstoiT-bostimmung, die Menge des Stickstoffs entsprach einer Verbindung von einem Molek\u00fcl Guanin mit einem Molek\u00fcl Ammoniak.\nBerechnet f\u00fcr\tGefunden\nC5IJ5N5O4-M\u00cf3\n\u00e4<),0\t5n,l\nDass die analysirto Substanz Ammoniak enthielt, konnte auf folgende Weise mit ammonfreien lleagenlion nachge-w tosen werden. Di\u00ab* schwach Salpeters\u00e4ure L\u00f6sung wurde mit Silbernitrat gef\u00e4llt, liltrirt, das Filtrat durch Salzs\u00e4ure vom Silber befreit, liltrirt, Filtrat und Waschwasser etwas eingedampft und mit alkoholischer L\u00f6sung von Platinchlorid versetzt. Es entstand ein reichlicher Niederschlag von Ammoniumpjalinchlorid. Die Bildung dieser Ammoniakverbindung des Guanins h\u00e4ngt \u00fcbrigens von noch unbekannten Bedingungen ab, fr\u00fcher hatte ich bei \u00e4hnlicher Darstellungsweise reines Guanin erhalten.\nDas zur Aufsuchung des Guanins hier benutzte Verfahren ist einer allgemeineren Anwendung f\u00e4hig1). Ich habe mich durch Versuche an Milz und Hoden \u00fcberzeugt, das< durch die Gegenwart dos Harnstoffs die Bildung des fr\u00fcher besprochenen-\u2019) Nitrok\u00fcrpers vollst\u00e4ndig vermieden wird.\nDieselbe Schlussfolgerung, die ich fr\u00fcher aus der Bildung von Hypoxanthin aus Nuclein gezogen hatte, ergibt sieb jetzt auch f\u00fcr das Guanin: inan erh\u00e4lt die volle Quantit\u00e4t des in den Organen befindlichen Guanins erst durch Kochen mit S\u00e4ure, da mindestens ein Tlioil des Guanins in\ngebundenem Zustande in den Organen enthalten ist. Ich\n\u25a0 <\ngedenke diese That sache weiterhin durch quantitative Bestimmungen zu best\u00e4tigen, ebenso wie ich es in Bezug auf das Hypoxanthin got hau habe. Ich halte dies um so mehr f\u00fcr noth wendig, da ich vermuthe, dass die fr\u00fcher von mir f\u00fcr\n\u2018) Nur d\u00fcrfte es zweckm\u00e4ssiger sein, dem Feberschuss des Baryts l\u00fcelif dureli GO\u00bb, sondern durch Schwefels\u00e4ure zu icntferneii, um zu vermeiden, dass ein Tlioil des Guanins vom Baryt zui\u00fcekgehalten wird. ') Biese Zeitschrift, Bd. Vf, S. 420.\n1","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"10\ndas Hypoxanthin gegebenen Zahlen in Folge der Beimengung von (inanin ein wenig zu hoch sind.\t*\nEi,l\u00b0 weitere Schlussfolgerung ergibt sieh ans den ange-T\u00fcl.rten Versuchen mit Ber\u00fccksichtigung der Tliatsael.e, dass das Guanin durch Oxydation Guanidin und dieses Harnstoff Idldel. Alan kann die Substanzen, die somit in eine gene-IM\"\u2018 Beziehung zu einander gebracht sind, in eine Reihe oidneii, deren letztes Glied auf der einen Seile der Harnstoff, auf der. anderen der Zellkern ist.\nKino durch alle Organe verbreitete Quelle, welche uns dm Harnstoff ohne synthetische Eingriffe, nur durch Oxydation und Spaltung liefert, darf bei allgemeineren Betrachtungen \u00fcber die physiologische Bildung des Harnstoffs nicht vernachl\u00e4ssigt werden. Die Versuche Ker ners') haben gezeigt, r,a>s die Bildung von Harnstoff aus Guanin im. Thiork\u00f6rpor d. li selbst durch F\u00fcttenmgs-Experimenle demonstrimi l\u00e4sst.\n\\\\ ir k\u00f6nnen an dieser Stelle eine Beziehung dies llypo-xaidliins zur Bildung der Harns\u00e4ure nicht unerw\u00e4hnt lassen. Ans den Zahlen der Tabelle I ist ersichtlich, dass die Minkeln Hd. Iier Organismen, welche , als Hauptprodukt des Stoff-\u25a0Wechsels die Harns\u00e4ure ansscheiden, viel readier-a,i Hypoxanthin sind, als die des Menschen und des Kordes.\nIn folgender labeile sind die bisher von mir an Muskeln aiisgelTihrten Untersuchungen zusamm\u00e9ngesteUt. ln 100 Theilen des feuchten Muskels: l\u2019f' nl (Peripherer Mnskot) . 0,*\u00bb0S Kr. I lyj.oxai.ll.in.\nMensch .Mensch (Herz). Huhn (Brust) Huhn \u00ab\n0,04s\t\u00ab\t\u00ab\n0,030\tV\t\u00ab\n0,073\t'\t\u00ab\t.\n0,120\t\u00ab\t\u00ab\n0,120\t'\n*au*,e \u00ee ..... 0,107\t^\tf,\nlH; Vergleich mit diesen Zahlen ist es von Inloivss. ''\u2022iss hoi der J.onk\u00e4mio, in einem Zustande, wo\u2019 die Mon-'It slickstoHVoichen Bason im Blute-) so bedeutend vermeld\n0 Annalen der Chemie und Pharmacie, IM. CHI, s.\nSiehe unten, S. 22.","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"ist, auch die Menge der ausgeschiedenen Harns\u00e4ure gr\u00f6sser ist als jm normalen Zustand.\nhoher das Verhalten der stickstottreiclien Basen, d.h. des Guanins, Hypoxanthins, Xanthins hei wechselnden physiologischen Zust\u00e4nden liegen his jetzt nur wenige Beobachtungen vor. Versuche von Demant f\u00fchrten zu dem Resultat, dass bei gut gen\u00e4hrten Tauben kein oder wenig Hypoxanthin und Xanthin in den Muskeln vorhanden sei, dass dagegen diese K\u00f6rper beim Hungerzustand in etwas gr\u00f6sserer Quantit\u00e4t auftreteii1). Da die Bestimmungen Dcmant's in dem Wasser-extrakt der Organe ausgef\u00fchrt waren, so bedurften dieselben einer Wiederholung, nachdem ich gefunden hatte, dass die ganze Menge des Hypoxanthins erst durch Kochen der Organe mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren abgespalten wird.\nDie folgenden Versuche wurden an sechs Tauben ange-stellt. Nach einer Periode guter Ern\u00e4hrung wurden drei der Tliiere get\u00f6dtet und in der Pectoralis-Muskulatur das Hypoxanthin bestimmt, die drei \u00fcbrigen blieben am Leben. Das Gesammt-Gewicht der get\u00f6dleten Tliiere betrug 1055 gr., das der lebenden 1070 gr.. Letztere blieben sechs Tage ohne feste Nahrung und wurden dann ebenfalls get\u00f6dtet. Das ( \u00abesiunmt-K\u00f6rpergewicht war w\u00e4hrend dieser Zeit auf 007 gr. gesunken. Die Resultate dieser Versuche sind zugleich mit den Hypoxanthin-und Xanthin-Bestimmungen in den Muskeln der Hennen in folgender Tabelle zusammengestellt.\nTabelle IV.\nSpecies,\tHut gen\u00e4hrt.\tHungernd.\t\n\tHypoxanthin Xanthin \u2022 )\tHypoxanthin\tXanthin3)\nHennen .\t0.1J0%\t0.01 P/o\t0.073\u00b0 o\t0,038\u00b0 o\nTauben .\tO.l-J0 \u00ab\t0.117 \u00ab\t0,Hi7 \u00ab\t0,08\u00ab) \u00ab\nMit Ber\u00fccksichtigung der oben erw\u00e4hnten Stickstoff-best iimmmgen in den Muskeln der H\u00fchner ergibt sich somit,\n11 Oase Zeitschrift, Hd. III. S. 381.\ni) Nach dem Anskrysfallishen des Hyp, \u00bbxanthin-Silbernilrats wurde ilas Xanthinsilber mit Ammoniak ausgef\u00fcllt. Aus dem Xanthinsrlber wurde tins Xnnlliiii berechnet.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\ndas? jin gul gen\u00e4hrten Thiere 1im hungernden Tliior O.'.MI' m des Gesaminl-Slickstotls in Form von I lypoxanthin und Xanlliin .enthalten war. Diese Versuche erweisen sourit eine geringe Abnahme dos gesammlen Hypoxanthins1 und Xanthins w\u00fclnvnd des Hungerzustandes. Fs geht Iiic*raus \u00fcbrigens nicht etwa hervor, dass die Versuche Demands, die .'ich nur auf das freie Hypoxanthin-bezogen,, unrichtig ~ind. \u2014 Aehnliclie Zahlen versuchte ich auch nach dem tuilier von mir angewandten Wi fahren lur di\u00bb* Feber der H\u00fchner zu gewinnen. 7\u00f6,00 gr. Feber der reichlich gen\u00e4hrte.n H\u00fchner gaben U,tjT)20 gr. SitlnT-Xiederschlag. Derselbe enthielt ir\u00bb,i\u00b0/o N (berechnet f\u00fcr Hypoxanthm-Silberoxyd 1% X, f\u00fcr Xanthin-Silberoxyd 14,0% X), es war also 3,17% des gesummten Stickstoffs der Feber in Form von Xanthin, Gu\u00e4njn, Hypoxanthin vorhanden1).\nFine eigenth\u00fcmliche Vermehrung des Guanins, Xanthins lind Hypoxanthins in den Organen bei leuk\u00e4mischer Erkrankung wurde von Scherer aufgefunden und sp\u00e4ter . von mehreren Autoren best\u00e4tigt. Bereits in fr\u00fcheren Publikationen habe ich die Ansicht ausgesprochen, dass diese Erscheinung\u2019 durch die vermehrte Menge kernhaltiger Elemente zu erkl\u00e4ren ist2).\nDurch die G\u00fcte dos Herrn Professor von Recklinghausen wurde es mir m\u00f6glich, leuk\u00e4mische Organe zu untersuchen. Die bisherigen quantitativen Bestimmungen des Hypoxanthins, Guanins, Xanthins konnten nach den von mir gemachten Erfahrungen nicht mehr massgebend sein, da sic iiichl die Gcsammtmenge dieser Basen angeben, sondern nur denjenigen Tlieil derselben, welcher in freiem Zir\u00e8tand in den Organen vorhanden, oder durch Zersetzung des Nucleins frei geworden war. F\u00fcr den vorliegenden Fall war es von Inter-\n') Hei ilcii Hungernderen f\u00fchrte der Versuch nicht zu einem Melieren Hesultat. *2\u00f6,8\u00fc gr. Leber gaben o.IT\u00f4Ogr. Si liter-Niederschlag, 'l'-i stiekstotlgebaH des Silber-Niederschlags betrug 2*2.0v/<>. stimmte fidg-l ' h nicht mit den berechneten Wer!hen \u00fcberein. Es fehlt also hier die \u2022\u2022'lamie tu-r die Kein beit der gef\u00e4llten Srlberverbiuduhgen\nI these Zeitschrift, Hd. V, S. 15t\u00bb, Untersuchungen fiber die Xu* deine and ihre Spaltungsprodukte, S. IS.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"99\n\u2014\u2022 m\u00e9\nossc, <lio leuk\u00e4mischen Oi-ane in Bozu\u00ab' auf don Mvpoxanthin-(',,li;|l! n,il <lon fcrosiunion Organon zu vcr^loiclicn*.\nDi(* lolgomlcu Zahlen sind nach dein fr\u00fcher1) von mir beschriebenen Verfahren gewonnen, die oben an-efiihrteii Einsehrankiini.mii2) gelten auch liir diese.\n.\tTabelle V.\nLeuk\u00e4misches Oi van.\t/nr Analyst* benutzte Menpe desselben.\tHolnndene Mentre ties Hypoxantliin-silbfniitiats.\tlVoreut^eliitjt an Hypoxanthin, i.m l'-uk\u00e4iuisHit'ii im n<\u2022rntal<-ti ornan.\tj\tOrgan.\t\nLeber ,\t\u00abcp.\tO.\u00d4'.C\u00cet\u00bb\t0.0*8\t0.082 h\nHlnl . . .\t:u\u00bb0 Ce.\t(1.70-JO\t0,104\tSpuren4).\nMilz. . . .\tifoo J\u00ceI-.\tOA K io\t0,110\t0.0 DO4)\non- leuKumiseno Lener und .Mil/, in licxiiR rtiil'dvii Hypoxanthin-Gehalt nicht wesentlich von den bclrcffi.ndrn normalen Organen ahweichl, wohl aber das Hlnl.\nDiese Zahlen sind leicht erkl\u00e4rlich. Wenn man die Snhslanz des Zellkerns als .Mnllersnbslanz des llypoxunlhins, Dnannis und Xanlhins helraehlel. so muss man eine hedcu-lemle Ver\u00e4ndcrnng des prozenlischcn Ilypoxanlhin-Gehaltes erwarten in denjenigen Organen, wo kernhallige Elemente (weisse Dlnlk\u00f6rpcrchen) an die Stelle kernloser Gebilde (rollier lilulk\u00f6rperchcn) Irelen, geringe oder gar keine Differenzen da, wo in Folge der leuk\u00e4mischen Erkrankung kernhallige Zellen des normalen Organs durch kernhallige Zellen pathologischen l\u2019rs|irnngs ersetzt werden. Dass der Xucleni-gehall des h nk\u00e4misehen Minies bedeutend gr\u00f6sser ist, als der des normalen, gehl ans der Analyse in Talmi le i\u2019 hervor. Diese Zahlen hesl\u00e4ligen also die fr\u00fcher ausgesprochene An-siehl vollkommen ; es ist durch meine Unlersuclmngcn die eigcnlhmnlichc Vermehrung des Guanins, llvpoxantliins und Xanthins jin leuk\u00e4mischen Mini erkl\u00e4rt, d. h. als eine nptli-v\\ endige folge der morphologischen Ver\u00e4nderungen hingestellf.\n') Diese Z-ilselniri, -Hil. V. S. gliT.\n) Obeli S. 11.\n3) V\u00b0m IIhimI. 4\u00bb Vo,\u201e Meiisclnn.\ni. E.t Anfang August lbS2.\n\u00a3 1 r a s s b u r ^","page":22}],"identifier":"lit16467","issued":"1882-83","language":"de","pages":"7-22","startpages":"7","title":"Zur Chemie des Zellkerns","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:22:26.432453+00:00"}