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{"created":"2022-01-31T12:35:22.747589+00:00","id":"lit16472","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"H\u00fcfner, G.","role":"author"},{"name":"J. Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 65-70","fulltext":[{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber krystallinisches Meth\u00e4moglobin.\nVoll\n(*. linrticr mul J. Otto.\nRedaktion zii.'ogungf'n am Sopt\u00bbiiil>\u00abT lssf').\nZu wiederholten Mulen halte der Eine von uns tin vergangenen \\\\ inlet- di** Beobachtung gemacht, dass sich, wenn Losungen von erstmals aiiskryslallisirtem Scliweine-Oxvh\u00fcmo-globin *) zinn Zwecke des Lmkryslallisireus in der gew\u00f6hnlichen Weise mit dem vierten Tlicile ahsolnten Alkohols\u2019 versetzt und dann in eine K\u00e4ltomiseliung gestellt worden waren, nach einer lteilie von Tagen nicht die gew\u00fcnschten hollrothon Kryslalle des Oxyh\u00e4moglobins, sondern vielmehr eine schmutzig braune, aber homogene Masse1 gebildet hatte, \u00ablie als dicklicher Brei den ganzen Cylinder erf\u00fcllte. Besagte Masse war hin ihres missfarbigen Aussehens willen das erste Mal schon in Gefahr gewesen, als verdorbenes Material ganz fori geworfen zu werden, als mau bei abermaliger Betrachtung des Cylinders au, einigen Stellen noch rechtzeitig einen eigen-tii\u00fcmlichen Atlasglanz seines Inhaltes gewahrt und darauf eine Spur desselben unter das Mikroskop gebracht hatte. Da halte sich in der That gezeigt, dass der ganze Brei aus lauter, feinen, braunen Krystallufidelchen bestand, die sich in der w\u00e4sserig alkoholischen Fl\u00fcssigkeit bei deren allm\u00fcliger Erw\u00e4rmung im Zimmer nur langsam wieder l\u00f6sten. In reinem Masser aber l\u00f6sten sich die Kryslalle bald mit brauner,'in alkalischen Fl\u00fcssigkeiten sogleich mit pr\u00e4chtig rother Farben; und so wurde es durch diese, namentlich aber durch die an den L\u00f6sungen beobachteten Spectralerscheinungen h\u00f6chst wahrscheinlich, dass man es hier zum ersten Male mit Krystallen\n\u2019) Siehe \u00fcber dessen Darstellung die vorhergehende Mittheilung.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie VII.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\ndes bisher nur in gel\u00f6stem, h\u00f6chstens amorphem, Zustande1) bekannten Meth\u00e4moglobins zu thun habe.\nDiese Wahrscheinlichkeit wurde aber zur Gewissheit erhoben, als es gelang, das erste Pr\u00e4parat auch umzukrystal-lisiren, zu trocknen und zu analysiren. Zu diesem Zwecke wurde der feine Krystallbrei zun\u00e4chst auf ein glattes Filter gebracht, das Ganze in den Eisschrank gestellt und der auf dem Filter gebliebene, schon nach einer Nacht von der Mutterlauge getrennte R\u00fcckstand mehrere Male mit einer kalt gehaltenen Mischung aus 1 Tlieil Alkohol und 3 Theilen Wasser gewaschen ; alsdann wurde die feuchte Krystallmasse bei einer Temperatur von etwa 40\u00b0 wiederum in m\u00f6glichst wenig Wasser gel\u00f6st, die auf 0\u00b0 erkaltete L\u00f6sung von Neuem mit dem 4. Theile kalten absoluten Alkohols versetzt und ein oder zwei Tage hindurch im Eisschranke stehen gelassen. Nach dieser Zeit hatten sich abermals reichliche Mengen einer graubraunen, etwa rehfarbenen Krystallmasse ausgeschieden, deren einzelne Krystallindividuen nunmehr entschieden gr\u00f6sser waren als bei der ersten Krystallisation. Dieselben Hessen sich desshalb auch rasch und bequem unter Anwendung der Buns en\u2019sehen Wasserpumpe auf einem Papierfilter sammeln und mit der oben genannten Waschfl\u00fcssigkeit ohne erheblichen Verlust aus waschen. Die \u00fcber Schwefels\u00e4ure bei Zimmertemperatur getrocknete, hernach pul-verisirte Masse war ihrem Aeusseren nach von gew\u00f6hnlichem trockenen Blutfarbstoffe durchaus nicht zu unterscheiden, gab aber bei einigen Versuchen, bis auf 115\u00b0 im Wasserstoffstrome erw\u00e4rmt, noch gegen 12\u00b0/o Wasser ab und lieferte dann, in so scharf getrocknetem Zustande, bei der Elementaranalyse folgende Resultate:\nI Erstes Pr\u00e4parat, bei 115\u00b0 getrocknet:\n1) 0,6698 gr. Substanz gaben 1,3266 gr. Kohlens\u00e4ure und 0,4272 gr. Wasser.\n') Siehe Hoppe-Sey 1er, Physiologische Chemie, Berlin 1SS1,\nS. 391.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"G7\n2.\t0,2426 gr. Substanz gaben 0,0484 \u00ab Ammoniak.\n3.\t1,8888 gr. Substanz gaben 0,0809 \u00ab Schwefels\u00e4uren Baryt.\n4.\t2,8348 gr. Substanz gaben\t; ;\na)\t0,01267\t|\nb)\t0,01278, also im Mittel =\n0,01272 gr. Eisen. >\t.\n11. Zweites Pr\u00e4parat, gleichfalls bei 115\u00b0 getrocknet:\n1.\t0,8018 gr. Substanz gaben 1,5833 \u00ab Kohlens\u00e4ure, und 0,5201 \u00ab Wasser.\n2.\t0,18GG gr. Substanz gaben 0,03G7 \u00ab Ammoniak.\n3.\t1,5233 gr. Substanz gaben 0,0718 \u00ab schwefelsauren Baryt.\nEine nach Kopfer\u2019s Methode ausget\u00fchrle Verbrennung endlich lieferte f\u00fcr das zweite Pr\u00e4parat 54,10\u00b0/o Kohlenstoff und 7,09\u00b0/o Wasserstoff.\nHiernach sind die s\u00e4mmtlichen gefundenen procentisclien Wertlie:\nKohlenstoff. Wasserstoff Stickstoff . Schwefel . Eisen. . . Sauerstoff .\nZu vorstehenden analytischen Resultaten haben wir noch Folgendes zu bemerken:\n1. Die Stickstoffbestimmungen geschahen nach Will-Varr en trapp, und zwar durch titrimetrische Bestimmung des gebildeten Ammoniaks.\nI.\t\t11, \t\tMittel*.\n\ta.\tb.\t\u2022 -\n54,02 \u00b0/o\t53,85\u00b0/o\t54,10\u00b0/o\t53,90 V\n7,09 \u00ab\t7,21 \u00ab\t7,09 \u00ab\t7,13 \u00ab\nIG,21 \u00ab\t10,18\u00ab\t\t16,19 \u00ab r\n0,GG \u00ab\t0,GG \u00ab\t\u2014\t0,GG \u00ab\n0,449 \u00ab\t; \u2014\t\u2014\t0,449\u00ab\n\u2014\t\u2014\t\t21,58 \u00ab 100,009>","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\n2.\tZum Zwecke der Feststellung des Eisengehaltes wurde eine bekannte gr\u00f6ssere Substanzmenge in einem Wiess-negg\u2019scheii Muffel\u00f6fen verascht, der R\u00fcckstand in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Zink reducirt und nach passender Verd\u00fcnnung (auf 100 ccm.) in zwei getrennten Portionen mit Cham\u00e4leon titrirt.\n3.\tBei der Schwefelbestimmung wurde das l\u00e4ngere Ausziehen des abfdtrirten und mit heissem Wasser gewaschenen Niederschlags von schwefelsaurem Baryt mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure absichtlich unterlassen, da sich dieser Niederschlag in einem sehr grossen Volumen stark verd\u00fcnnter Salzl\u00f6sung selber nur langsam gebildet hatte und h\u00f6chstens unw\u00e4gbare Spuren fremder Salze mit niedergerissen haben konnte.\nDie L\u00f6slichkeit des Meth\u00e4moglobins vom Schwein ist allem Anscheine nach nicht so gross wie diejenige des zugeh\u00f6rigen Oxyh\u00e4moglobins: 100 ccm. Wasser l\u00f6sten in einem Falle bei 0\u00b0 5,851 gr. davon auf.\nAuch seine F\u00e4rbekraft ist in neutralen L\u00f6sungen nicht so bedeutend, wie diejenige des normalen Farbstoffs. Die photometrischen Constanten, Am und A'm? von in blossem Wasser gel\u00f6stem Mcth\u00e4moglobin haben f\u00fcr die gleichen Spectralregionenl), wo diejenigen des Oxyh\u00e4moglobins, a\u201e und ao, 0,01345 und 0,001014 betragen, die Werthe 0,002602 und 0,001090.\nj\nVielleicht, dass letztere Werthe auch einmal f\u00fcr die praktische Mcdicin einiges Interesse gewinnen, insofern sie zur Bestimmung der ll\u00e4moglobinmengen dienen k\u00f6nnen, welche in pathologischen F\u00e4llen im Harne oder in anderen K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten vorhanden sind. 1\n*) D 32 E \u2014 D 53 E, und D 63 E \u2014 D 8i E. \u2014 Die Constanten wurden nach dem n\u00e4mlichen Verfahren und mit den gleichen Apparaten bestimmt, die von Noorden auf den Vorschlag des Einen von uns schon fr\u00fcher benutzt hatte. Siehe diese Zeitschrift, lid. IV, S. 18i","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"60\nNach unseren Erfahrungen besitzt gerade das Seliweine-|)lut eine ausserordentliche Neigung, krystallnisches Meth\u00e4mo- , globin statt Oxyh\u00e4moglobin zu geben; Um aber docli solche Krystalle in allen F\u00e4llen sicher und rasch zu. gewinnen, empfiehlt es sich, eine concentrirte L\u00f6sung des frisch IxTeitolen Oxyh\u00e4moglobins, wie es J\u00e4d erhol m vor schl\u00e4gt, ltiit einer kleinen Menge rothen Blutlaugensalzes \u2014 f\u00fcr ein halbes Liter einer m\u00f6glichst concentrirten, warm bereiteten L\u00f6sung gen\u00fcgen ein oder zwei Krysl\u00e4llchen von der Gr\u00f6sse eines Gerstenkornes \u2014 zu versetzen und dann kurze Zeit zu sch\u00fctteln. Die hellrothe Farbe der L\u00f6sung geht dabei binnen wenigen Minuten in ein dunkles Braun \u00fcber, und aus dieser L\u00f6sung kann man dann, wie oben angegeben, durch Zusatz von Alkohol und durch Anwendung von K\u00e4lte innerhalb eines oder mehrerer Tage eine reichliche Menge der gew\u00fcnschten Krystalle ausscheiden.\t:*\nMit der L\u00f6sung der Frage, ob das Meth\u00e4mogiobin ein Peroxyd oder ein Suboxyd des H\u00e4moglobins sei, haben wir uns ernstlich noch nicht besch\u00e4ftigt. Ob \u00fcberhaupt diese ganze Frage, so interessant sie an sich auch sein mag, irgend welches bedeutendere biologische Interesse besitzt, ist uns zweifelhaft geworden, seitdem wir uns wie alle Forscher, die sich n\u00e4her mit dem Gegenst\u00e4nde befasst, \u00fcberzeugt haben, dass der Sauerstoff im Meth\u00e4mogiobin durchaus nicht so locker wie im Oxyh\u00e4moglobin gebunden ist. Auspumpungs-versuche blieben wirkungslos, und auch ein Versuch, den Sauerstoff daraus durch Kohlenoxyd zu verdr\u00e4ngen, hat ein negatives Resultat ergehen. Bemerkenswerth aber ist, dass reines Stickoxyd, mit der braunen L\u00f6sung zusammengebracht, dieselbe sofort pr\u00e4chtig roth f\u00e4rbte und dass idas Spectrum der so erhaltenen L\u00f6sung mit demjenigen alkalischer L\u00f6sungen unseres K\u00f6rpers vollkommen \u00fcbereinstimmte.\nDass gel\u00f6stes Meth\u00e4mogiobin durch I \u00e4ulniss in H\u00e4moglobin umgewandelt wird, haben auch wir beobachtet.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nDurch vorstehende Mittheilungen ist jedenfalls der beste thats\u00e4ehliche Beweis daf\u00fcr geliefert, dass das sogenannte Moth a in o g 1 o h i n (wenigstens dasjenige des Schweines) k e i n blosses Gemenge, sondern dass es ein wirkliches, gut krystallisirendes Individuum ist; ein K\u00f6rper, der\u2014 namentlich auch den ausgef\u00fchrten Analysen zu Folge -dem Oxyh\u00e4moglobin \u00fcusserst nahe verwandt und vielleicht nur durch eine festere Bi n dungs weise des ihm anh\u00e4ngenden Sauerstoffs von jenem verschieden ist.\nWir werden die letztere Frage am Meth\u00e4moglobin des Schweines noch weiter verfolgen.\nT\u00fcbingen, im September 1882.","page":70}],"identifier":"lit16472","issued":"1882-83","language":"de","pages":"65-70","startpages":"65","title":"Ueber krystallinisches Meth\u00e4moglobin","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:35:22.747594+00:00"}