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{"created":"2022-01-31T12:35:48.675698+00:00","id":"lit16476","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Danilevsky, Alex.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 124-160","fulltext":[{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die Abh\u00e4ngigkeit der Contractionsart der Muskeln von den Mengenverh\u00e4ltnissen einiger ihrer Bestandtheile.\nBeitrag f\u00fcr eine zuk\u00fcnftige! T\u2019lieorio <ler Oontraetiun.\nVon\nDr. Ilex. Danilevsky.\n(Di r Ri'daktion zugi'gaiiKnn am 2;i. November IMX'J).-\nIm Lauftniieiner Studien \u00fcber die chemische Natur\u2018dos Myosins, zumal bei seiner Darstellung war es mir mehrmals aufgefallen, dass verschiedene Fleiscltsorlen bei ein und derselben Behandlung ungleiche Mengen Myosin und unl\u00f6slich*-!\u00bb B\u00fcckstandes, auf dieselben Quantit\u00e4ten Fleisch bezogen-lieferten. Zahlreiche Wiederhol un gen dieser Beobachtung Hessen die Richtigkeit derselben unzweifelhaft erscheinen. Sic gewann an Interesse, als ich bemerkte, dass diese Verschiedenheit in der Zusammensetzung mit dem Bewegungs-charak ter der Thicre im Zusammenh\u00e4nge zu stehen-schien. Dieser Bewegungscharakter wird durch den zeitlichen Verlauf der Contraction bedingt. Von diesem Gesichtspunkte aus sind sehr scharfe Unterschiede zwischen verschiedenen Thieren und sogar zwischen verschiedenen Mu5kelgriipp.cn eines und desselben Thieres der einfachsten -Beobachtung zug\u00e4nglich und auch in der Thal allgemein bekannt.\nMan braucht sich nur vergleichsweise die raschen ton-erzeugenden Bewegungen der Inseklenfl\u00fcgel, die immer noch schnell aufeinanderfolgenden aber nur Ger\u00e4usch hervorrulendrii Bewegungen der Fl\u00fcgeln des Sperlings, die immer noch lebhaften Verk\u00fcrzungen, welcl","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\nFingern ausf\u00fchren kann und die langsamen Bewegungen ilt r (Bieder eines Ochsen ins Cled\u00e4chtniss zu rufen, um eine Vorstellung \u00fcber die ungemein grossen Unterschiede, welche sich in dem Verlauf der Verk\u00fcrzungen und der Erschlaffungen verschiedener Muskeln Kund geben, zu verschaffen, Diese einfachen und in die Augen springenden Thatsachen des gew\u00f6hnlichen Lebens haben die Aufmerksamkeil der Naturtorscher auf sich gezogen und man hat sich bem\u00fcht, sie wissenschaftlich zu pr\u00e4cisiren und aufzukl\u00e4ren. Leider aber ist bis jetzt nicht Vieles daran getlian worden. So hat Marey1) festgestellt, dass der Verlauf der Zuckung der liisektenmuskeln viel k\u00fcrzer als der der Froschmuskeln ist, und die letzteren verk\u00fcrzen sich wiederum schneller als die t der Schildkr\u00f6te. Marey h\u00e4lt es sogar f\u00fcr m\u00f6glich, eine Scala f\u00fcr die Schnelligkeit der Bewegungen in der Thierreihe aufzustellen, welche mit den \u00e4usserst rapiden Zuckungen (ter quergestreiften Insoklenmiiskeln 'beginnend, in der Folge die Skeletmuskeln der V\u00f6gel, Fische, S\u00e4ugethiere, Fr\u00f6sche, Schildkr\u00f6ten, des winterschlafenden Murmelthieres, die Herzmusku-laiur und endlich die glatten Muskeln aufz\u00e4hlt. Ob diese Ueihen folge der Wirklichkeit richtig entspricht, muss noch untersucht worden. In der Folge werde ich That suchen anf\u00fchren, welche nicht nur eine theilweise Correction und Vervollst\u00e4ndigung f\u00fcr diese Reihe beibringen, sondern ein Prinzip feststellen werden, mit H\u00fclfe dessen man dcrgleichc Fragen richtiger aull\u00e4ssen kann.\nUnterschiede im Zuckungsverlauf sind nicht nur f\u00fcr Muskeln verschiedener Thierklassen oder einzelner Thiere, sondern sogar f\u00fcr einzelne Muskelgruppen eines und desselben Tliieres beobachtet und genauer untersucht worden. So haben zuerst Ran vier2), sodann auch Kr\u00f6n eck er und Stirling8) gezeigt, dass die rotlien Kaninchenmuskeln eine gedehntere Zuckungscurve liefern als die blassen Muskeln\n') Hermann's Handbuch der Physiologie, Bd. 1, Th. f S. 38.1\n3) Archiv <l<* physiologie normal\u00ab* et pathologique 1874, S; \u2022*\u00bb,\t.\n\u2018j H\u00ab> im a mi\u2019s Handhiich der Physiologie. Bd. I. Th, I, S. 38,\nP, 42, 4:5","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"12G\n2\n10\n27\n\u00ablesseiben Thicres. Weiterte.i haben die letztgenannten Forscher gefunden, dass bei einer gewissen Reizfrequenz die rollieu Kaninclieninuskeln sieb in einer continuirlichen Gonlraclion (Tetanus) befinden, w\u00e4hrend die blassen unter gleichen Umst\u00fcnden noch Zuckungen und Erschlaffungen geben. Aelin-liche Thatsachen werden auch von Marey angef\u00fchrt. So fand er, dass, um eine Manische Verschmelzung der Zuckungen\nzu erzeugen, eine Rei'frcquenz pro Secunde F\u00fcr die Maske'n \u00ab1er Schil\u00ablkr\u00abite gleich .\n\u00ab llyoglo^sas des Frosches ....\n\u00ab (\u00eeastroknenius des Frosches . . . nothwendig ist.\nNach Kronecker und Stirling1) ist zur Erreichung desselben Erfolges f\u00fcr di\u00ab* rot heu Kaiiinchenmuskeln eine Reizfrequenz pro Secunde gleich 4 bis 10, f\u00fcr die blassen Muskeln desselben Thiercs von 20 bis 30 erforderlich.\nNach Lan do is2) und Marey3) muss man eine Reizfrequenz \u00fcber 330 bis 440 gebrauchen, um die Fl\u00fcgelmuskeln von Insekten in Tetanus zu versetzen.\nNach allem Angef\u00fchrten bleibt es keinem Zweifel imfcr-worfen, dass verschh done Muskeln auf Grund ihrer immanenten Eigenschaften sehr grosse Unterschiede in der Ausbildung ihrer Verk\u00fcrzungen und naebherigen Erschlaffungen aufweisen. Aber \u00fcber die dieses Ph\u00e4nomen bestimmend\u00ab!!! Figeuscbafteu der Muskelsubstanz liegen bis jetzt gar V im* Aufkl\u00e4rungen vor. Man kennt noch gar keine Th.Msachen, welche uns diejenigui inneren organischen EK\u00fcth\u00fcmlieh-koiten des Baues und der Zusammensetzung der Muskel-substanz artzeigen konnten, von welchen die erw\u00e4hnten Unterschiede der Funktion abh\u00e4ngig sind.' Die Muskelbcwegung i-t aber ein mit dem thierischen Leben so eng verwebtes, (in so wichtiges und in mancher Hinsicht bestimmendes Ph\u00e4nomen, dass ein richtiges causales Verst\u00e4ndnis einer wichtigen zugeh\u00f6rigen Tbeilerscbeinuiig \u2014 der Bewegung'* Schnelligkeit \u2014 sehr w\u00fcnsehenswerth erscheint.\n\u2018) A. a. \u00d6fj. \u00bbi A. a. O. 81 A. a. O.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\nJa sogar vom praktischen Standpunkt aus kann di\u00e8ses Wissen von Nutzen sein ; ich brauche hier nur an die lur mannigfaltige Zwecke des menschlichen Lebens nothwendige k\u00fcnstliche Lnlwickelung der Bewegungsschnelligkeit der Finger, der H\u00e4nde, der Fusse zu erinnern. Was geschieht aber bei dieser durch stetiges .Heben allm\u00e4hlich sich entwickelnden Eigenth\u00fcmlichkeit in den Muskeln selbst? Dass sie allm\u00e4hlich eine Ver\u00e4nderung erfahren m\u00fcssen, liegt auf der Hand. Worin besteht diese Ver\u00e4nderungV Aber diese Frage ist nicht die einzige, die jene merkw\u00fcrdigen physiologischen Erscheinungen in uns wachrufen. Wie oft sehen wir, dass ein Muskel oder eine Muskelgruppe durch krankhafte Einfl\u00fcsse ihren. normalen Bewegungsckarakler cinb\u00fcssen. Ich erinnere nur an das erkrankte Herz. Kennen wir. denn wirklich die Ver\u00e4nderungen der Herzmuskulatur, welche sich allm\u00e4hlich einstellen, wenn es einer abnormen Erregung durch seine Nerven \u00f6der einer \u00fcbertriebenen Arbeitsleistung dauernd ausgesetzt ist? Ist es wirklich richtig, wenn man sagt, dass ein hypeis trophirtes Herz nur mehr Muskelb\u00fcndel besitzt und dabei \u00ablie Zusammensetzung der B\u00fcndel stillschweigend als-normal annimmt V\n% '\n.\t4\nAlles dieses hat mich bewogen, nachdem ich einige Fingerzeige auf diesem Gebiete gefunden habe, eine Beihe von Versuchen zu unternehmen, um der L\u00f6sung der Grundfragen durch Ermittelung wenigstens einiger der wichtigsten Tliatsachen einen Anstoss zu geben.\nWie oben erw\u00e4hnt wurde, habe ich bei meinen Studien \u00fcber das Myosin die Beobachtung gemacht, dass Muskeln von Thieren, welche mit einem auffallend verschiedenen Character ihre Bewegungen ausf\u00fchren, stets auch verschie-\u00fceim Mengen Myosin lieferten. Dieses Ix*wog mich die Frage narb dem Zusammenhang des Bewegungseharactcrs mit der Zusammensetzung der Muskeln einem eingehenden Studium /\" unterwerfen. Einige Vorversuche hatten den Zweck.; fost-zustollen auf welche Muskelbestandtheile in diesen F\u00e4llen die","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"12S\nAufmerksamkeit zu richten sei. Es hat sieh herausgeslolli, dass der Bewegung.--character des Muskels in chemischer Hinsicht von --dem Verh\u00e4ltniss zwischen Myosin- und der B\u00fcndelger\u00fcstmenge1) abh\u00e4ngig ist. Es war also die Aufgabe gegeben, in verschiedenen Muskeln die Quantit\u00e4t dieser IV-standtheile m\u00f6glichst genau zu bestimmen. Vor Allem aber musste man sich Bestimmimgsmethoden ausw\u00e4hlen oder schallen.\nWas das Myosin betrifft, so hat L. Hermann-) sich vergebens bem\u00fcht, eine solche ausfindig zu machen. Als er Kochsalzl\u00f6sung zur Extraction des Myosins aus den Muskeln anwandte, fand er, dass man damit das s\u00e4mmtliehe Myosin nicht ausziehen kann. Wenn IM\u00f6sz3) aber auch das Gegen-theil behauptet, so ist bis jetzt doch noch keine Methode f\u00fcr die quantitative Bestimmung des Myosins vorgeschlagen worden. Ich musste mir also eine solche schaffen und durch Kontrolle ihre Richtigkeit feststollen.\nEs gibt f\u00fcr Myosin zwei ausgezeichnete L\u00f6sungsmittel \u2014 sehr verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure und Salmiakl\u00f6sung. Beide Mittel k\u00f6nnen zum Extrahiren des Myosins aus den Muskeln dienen: da aber beide L\u00f6sungsmittel zu gleicher Zeit auch andere Bestandtheile, eventuell auch andere Eiweissk\u00f6rper aufnehnieii k\u00f6nnen, so liegt der Schwerpunkt der Methode weniger in der vollst\u00e4ndigen Extraction des Myosins als in seiner Trennung von anderen mitgenommenen Bestandtheilen. In dieser letzteren Hinsicht aber haben beide L\u00f6sungsmittel einen sehr ungleichen Werth und m\u00fcssen daher n\u00e4her und gesondert examinirl werden.\nZuerst ist hervorzuheben, dass man durch verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure die Muskeln vom s\u00e4nuntlichen Myosin befreien kann. Dieses wird durch folgenden Versuch bewiesen: Man zerkleinere fett- und nervenfreie Muskeln recht fein, zertheiV den Brei in nicht zu wenig Wasser, f\u00fcge unter Umr\u00fchren\n\u2018) 1 >it\u2022 Definition des Biindelger listes wird weiter unten gegeben\nwerden.\nJ) Hermann\u2019s Handhuch der Physiologie, ltd. I, Th. I, \u00bbS. -<0. *1 Ebendaselbst.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"wrdiHinfp Salzs\u00e4ure- hinzu bis <li\u00ab\u2018 Mischung nur eben Trop\u00e4olin 00 schwach zu braunen uiifangl, verd\u00fcnne mil noch mehr Wasser, r\u00fchre von Zeit zu Zoll w\u00e4hrend wenigstens zwei Stunden um und lasse die Mischung in einem hohen Idaseylinder ruhig stehen. Nach einigen Stunden giesst man ,lio iiberstehende opalescirende L\u00f6sung ab und w\u00e4scht den liest mit Wasser durch Decant iron oftmals aus. Wenn das ahliltrirte Wasser Lakmus fast nicht mehr r\u00f6thet und bei vorsichtigem Zusatz von sehr verd\u00fcnnter Sodal\u00f6sung keine Tr\u00fcbung mehr erzeugt, \u00fcbergiesse man den ungel\u00f6sten Muskelrost mit 12-13% Salmiakl\u00f6sung, r\u00fchre um und iiltrire nach \u00e4 - lOst\u00fcndigem Stehen ab. Ist Myosin in die Salmiakl\u00f6sung \u00fcbergegangen, so muss es sich beim Erhitzen auf aiisscheiden. Myosin ist in Salzl\u00f6sungen gegen hohe Tem-1 \u00bboral Liren so \u00fcberaus emplindlich, dass ein Paar Milligramme Myosin bei viertelst\u00fcndigem. Erhitzen auf 00\u201405\u00b0, 2oo bis \u2022100 ebem. Salmiakl\u00f6sung tr\u00fcben. Im gegebenen Falle aber bleibt die L\u00f6sung ganz klar und enth\u00e4lt demnach keine nachweisbaren Spuren von Myosin. War die Salzs\u00e4ure nicht im Feberschusse angewendet und die Mischung nicht erhitzt \\\\ orden, so war auch keine Ueberf\u00fchrung des Myosins in Syntonin m\u00f6glich gewesen.\nW\u00e4re alter auch letzteres ,1er Fall, so m\u00fcsste das durch Salzs\u00e4ure gebildete Syntonin ebenso tciclil wie Myosin in der sturen Fl\u00fcssigkeil sielt aull\u00f6sen. Die Extraction des Myosink mil Salzs\u00e4ure ist also vollst\u00e4ndig. Sie geschieht ziemlich sclinell, wenn auch das Auswaschen mit Wasser l\u00e4ngere Zeit erfordert, da die letzten S|mrcn des salzsauren Myosins aus tien zerkleinerten Muskclh\u00fciideln nur durch Diffusion heraus-gef\u00f6rdert werden k\u00f6nnen. Diese Extractionsmethode beruht darauf, dass die Salzs\u00e4ure mit Myosin eine leicht l\u00f6sliche Verbindung eingeht. Da alter freie Salzs\u00e4ure seihst in starker Vid\u00fcnnung (1,0\u201400\u00b0\u00bb) nachweislich niodificircnd auf \u00e4ndere Eiweissk\u00f6riter einwirken und sie i\u201e synloniimrlige Product,-\"mwattdeln kann, in darf bei Anwendung dieser Methode keine freie Salzs\u00e4ure in der Mischung vorhanden sein. Dieses \u00abml vermittelst des Tio|,ieolins, wie oben gezeigt ist, leicht\nZcitsch\u00efift l\u00fc-r pliy.niulogischtt Chemie VH.\t^","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nerreicht. Von anderen Albuminarten, welche neben Myosin in den Muskeln vorhanden sind, ist keine im Stande Salzs\u00e4ure bei 15\u201420\" zu binden, dieses wird nur von Myosin oder von myosinarligen K\u00f6rpern bewirkt. Hat man zu dem Muskelbrei nur so viel Salzs\u00e4ure zugesetzt, dass Trop\u00e6olin keine freie Salzs\u00e4ure anzeigt, so kann die letztere auch keinen Eiweissk\u00f6rper irgendwie umwandeln. Man kann diese Gefahr aber noch weiterhin beseitigen.\nEine L\u00f6sung von salzsaurem Myosin, welche keine freie Salzs\u00e4ure enth\u00e4lt, besitzt die Eigenschaft, eine fast gleiche\". Menge freien, frischgef\u00e4llten Myosins gut aufzul\u00f6sen. Starker Wasserzusalz bewirkt keine Ausscheidung. Es ist aus diesem Grunde zur vollst\u00e4ndigen Extraction des Myosins nur die H\u00e4lfte bis zwei Drittel derjenigen Salzs\u00e4uremenge noting, welche zur S\u00e4ttigung des Myosins erforderlich w\u00e4re. Eine Umwandlung anderer Ei weissk\u00f6rper ist in diesem Fall nicht mehr zu bef\u00fcrchten, aber ihre blosse Aufl\u00f6sung in der sauren Fl\u00fcssigkeit ist nicht zu verhindern. Dieser letzte Umstand beeintr\u00e4chtigt aber die Genauigkeit der Methode. Hat man n\u00e4mlich die saure Extractionsfl\u00fcssigkeit, die s\u00e4mmtliclies Myosin enth\u00e4lt, bereitet, so muss man jetzt zu seiner Ausscheidung schreiten. Dieses kann nur durch genaue und vorsichtig ausgef\u00fchrte Neutralisation geschehen. Dabei aber m\u00fcssen auch andere mit Myosin gleichzeitig aufgenommene Eiweissk\u00f6rper niedergeschlagen werden. Es muss also in diesem Xeutralisationspr\u00e4cipitat mit H\u00fclfe eines anderen L\u00f6sungsmittels noch eine Trennung vorgenommen werden.\nF\u00fcr eine solche Trennung eignet sich der Salmiak.\nBei Anwendung dieses Mittels aber l\u00e4uft die Salzs\u00e4 iifc-methode auf die zweite m\u00f6gliche \u2014 die Salmiakmethode \u2014 hinaus; letztere habe ich in allen meinen Versuchen gebraucht und sehr befriedigend gefunden.\nIch habe mir erlaubt, die von mir nicht gebrauchte Salzs\u00e4uremeth\u00f6de deswegen eingehender zu beschreiben, weil es F\u00e4lle geben kann, in welchen der Gebrauch einer Salzl\u00f6sung von vorn herein nicht m\u00f6glich ist. Die Salmiakmethode ist folgende :","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nMuskelbrei quillt in 10\u201415% Salmiakl\u00f6sung *) bei gew\u00f6hnlicher Temperatur ziemlich schnell auf und wird durchscheinend. Die Quellung wird aber selbst nach l\u00e4ngerer Zeit mul nach Erneuerung des L\u00f6sungsmittels nicht so stark als in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure, was in technischer Hinsicht einen Vortheil hat. Auch kann man von vornherein ohne N\u00e4chtlich beliebig viel Salmiakl\u00f6sung zusetzen; was. in Folge der \\ ci dimming dei Myosiul\u00f6sung die 1 rennung der letzteren vom ungel\u00f6sten Rest bedeutend erleichtert. Nach mehrst\u00fcndigem ruhigen Stehen des mit viel Salmiakl\u00f6sung unger\u00fchrten Muskel broies setzen sich die ungel\u00f6sten Biindelparlien zu Boden, die vorsichtig decantirte \u00fcberstellende Fl\u00fcssigkeit l\u00e4sst sich mehr oder weniger leicht filtriron. Der gebliebene Bodensatz muss noch mehrere Male auf dieselbe Weise mit neuen Portionen Salmiakl\u00f6sung ersch\u00f6pft werden! Die vereinigten Filtrate scheiden bei viertelst\u00fcndiger Erhitzung auf M)\u2014(\u00bb5\u00b0 ihr s\u00e4mmtliches Myosin in Flocken ab. Man erhitzt die L\u00f6sungen auf dem Wasserbade bis die Fl\u00fcssigkeit zwischen den Flocken vollkommen klar erscheint. Man filtrirt durch ein gew ogenes tiller und w\u00e4scht den Niederschlag mit warmem Wasser, Alkohol und Aether gut aus. Wenn die vierte oder f\u00fcnfte Portion Salmiakl\u00f6sung nach ihrer Trennung vom Muskelbrei beim Erhitzen kein oder nur Spuren von Myosin anzeigt, so ist es es rathsam, den Brei mit noch einer Portion Salmiak-l\u00f6sung anzur\u00fchren, und 24 Stunden ruhig stehen lassen. Knth\u00fclt auch diese Portion nur Spuren von Myosin, so muss man die Extraction als vollendet betrachten. Dieses letztere wird dadurch bewiesen, dass sehr verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure (0,02%) nach vorl\u00e4ufigem Auswaschen des Muskelrestes mit Wasser (oder ohne dieses) keine Spur Myosin mehr auszieht. Es ist dabei ja keine st\u00e4rkere S\u00e4ure anzuwenden, denn eine solche w irkt allm\u00e4hlich l\u00f6send auf den Rest und die L\u00f6sung enth\u00e4lt mehl Myosin, sondern einen anderen ei weissart ig! >n K\u00f6rper.\nVerschiedene Fleiscliarten, ja sogar verschiedene Muskel-Kuppen eines und desselben Thieres verhalten sich ungleich,\n) Wenn in folgendem nichts besonderes angegeben wird, so ist Ul'\u201cle1' y>ne solche Concent ration gemeint.","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"I\n132\nwenn si\u00ab' foin zerkleinert mit grosser Menge Salmiakittsung angef\u00fchrt mul einige Zeit in Ber\u00fchrung geblieben sind. Einig\u00ab' liefern eine ganz klare, mehr oder weniger durch den Blutfarbstoff gef\u00e4rbte, \u00fcber dem Bodensatz stehende L\u00f6sung, in anderen F\u00e4llen ist die noch nicht filtrirte, aber bloss altgesetzte L\u00f6sung nur etwas, in weiteren F\u00e4llen bedeutend oder sogar stark getr\u00fcbt, ln allen F\u00e4llen aber erh\u00e4lt man fast gleich klare Filtrate. Die stark tr\u00fcben urspr\u00fcnglichen L\u00f6sungen sind sofort nach ihrer Bereitung nicht klar tiltrirbar, aber schon nach einigen St\u00fcnden liefern auch sie ein last klares Filtrat. Diese mehr oder weniger starken Tr\u00fcbungen der urspr\u00fcnglichen Extraclionsfl\u00fcssigkeiten h\u00e4ngen von der Gegenwart eines oigenth\u00fcmlichen eomplicirten eiweissartigen K\u00f6rpers ab, dessen Menge in den Muskeln verschiedener Thiere sehr grossen Schwankungen unterworfen ist.\nDieser K\u00f6rper, dessen n\u00e4heres Studium last beendet isl, und dessen Eigenschaften n\u00e4chstens von mir in einer speciellen 'Publikation beschrieben werden sollen, ist kein Myosin, ist auch in Salmiakl\u00f6sungen nicht eigentlich l\u00f6slich: aber 13\u201415% Salmiakfl\u00fcssigkeit, besonders wenn sie schon Myosin enth\u00e4lt, bat die Eigenschaft, wenn sie in grosser Mengen vorhanden ist, diesen K\u00f6rper im Anfang so fein zu vortheilen, dass er sogleich sogar durch das Filter gehl. Aber schon nach einer halben Stunde verwandelt sich die starke Tr\u00fcbung im Filtrate, sowohl als auch auf dem Filter in feine, zarte Flocken. Will man die Extraction dieses K\u00f6rpers vollkommen vermeiden, so sind von vorne herein schw\u00e4cher\u00ab-Salmiakl\u00f6sung\u00ab-n anzuwenden. Zahlreiche makrochemisch'' und mikrochemische Versuche mit den verschiedensten Musk.-I-sorten haben mir gezeigt, dass Salmiakl\u00f6sungen von anfangend die F\u00e4higkeit besitzen, Myosin ganz befriedigend zu extrabiren, aber erst 10-12% Salmiakl\u00f6sung ist im Stande, den vom Myosin verschiedenen K\u00f6rper in sichtbaren Mengen aus dem Muskelbrei auszuziehen. Darnach ist es rathsani f\u00fcr Muskelarten, welche in einem vorl\u00e4ufigen Probeversuch mit 10% Salmiakl\u00f6sung ein\u00ab- tr\u00fcbe L\u00f6sung liefern, behuf\nquantitativer Myosinbestinunung nur eine 8-0% Salmiak-","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"m\nfl\u00fcssigkeil anzuweiideii. Du es Muskeln gibt, welche sogar mit l'V'/o Salmiakl\u00f6sung eine sofort klare L\u00f6sung geben mul du alle Muskeln ausser dem die erw\u00e4hnte Tr\u00fcbungen erzeugenden K\u00f6rpef auch noch vollkommen unl\u00f6sliche Partien enthalten, so kann man sagen, dass es zwei von vornherein .-erkennbare Substanzen in den Muskeln gibt, von welchen einer ausserordentlich grossen Schwankungen ausgesetzt ist. hi chemischer Hinsicht gen\u00fcgt es f\u00fcr die L\u00f6sung Unserer jetzigen Aufgabe, zu wissen, tlass these beiden Substanzen\nvom Myosin durch gewisse Manipulationen auf Grund ihrer verschiedenen Eigenschaften befriedigend getrennt, werden k\u00f6nnen. Viel n\u00e4her mit unseren jetzigen Aufgaben verflochten ist die Frage nach der morphologischen Bedeutung dieser Substanzen, nach ihrem normalen Silz im Muskel-biindel.\nKennt man von vorn herein das Verhalten dieser beiden Substanzen und des Myosins zu Salmiakl\u00f6sungen verschiedener Concentration, wie -oben erw\u00e4hnt wurde, so wird die L\u00f6sung der lctzgeslclU.cn Frage im Grossen and Ganzen ungemein erleichtert. Ich habe in ausgedehnter Weise die Muskeln der verschiedensten Thiere in. ihrem Verhalten gegen-\n\u00fcber Saliniakh'iBungcn aller Conecntrationsgrade mikroskopisch studirt und lege hier die f\u00fcr unseren Zweck n\u00f6thigen Beobachtungen nieder. Behandelt man unter dem Mikroskop irgend ein Muskelb\u00fcndel mit einem conlinuirlichcn Strom von -V'/* Salmiakl\u00f6sung, so hinterbleibt nach der Entfernung des Myosins von den Quellungs- oder Schrumpfungszust\u00fcnden des B\u00fcndels vor der Hand abgesehen, ein Gebilde, welches alle morphologischen Ilaiipteigentluimliclikoiteu der normalen Muskelb\u00fcndel behalten hat, wie z. B. die Querstreifung. Man id gezwungen anzunebmen, dass die Sa I m i a k 1 \u00f6 s u n g h u r Myosin und andere gel\u00f6st gewesene Bestandtheile lieraus-trezogen hat ohne die sichtbare Structur des B\u00fcndels irgendwie angegriffen zu haben. In dieser Beziehung Terballmi sich die quergestreiften Muskeln aller filiere fast gleich.\nDie zu beobachtenden Unterschiede beziehen sich bloss","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nauf die Ouellungs- oder Schrumpfungszust\u00e4nde. Die (*\u00bb\u2014 Salmiakl\u00f6sungen \u00fcben den gleichen Efb kt wie die\u00bb 5%. Salmiakl\u00f6sungen von 9\u201411% wirken auf verschiedene Muskel. Sorten schon nicht mehr \u00e4hnlich. Es gibt einzelne Mundarten, z. B. die des Ochsen^ welche unter diesen Verh\u00e4ltnissen noch immer nias obige Resultat zeigen, andere aber wie z. P,. die des jungen Kalbes, die Weisscn Muskeln des Huhns, die Brustmuskeln der wilden Taube, des Sperlings, quellen sofort stark auf. Das Sarkolemma wird gesprengt und der ganze B\u00fcndelinhalt wird in der Form einer feink\u00f6rnigen ausserordentlich stark gequollenen und bald nach allen Richtungen zerfliegenden Masse herausbef\u00f6rdert. Die diesem Prozess unterliegenden B\u00fcndel oder B\u00fcndelpartien wenden zerst\u00f6rt. Behandelt man dieselben Muskelsorten mit 9-\u201411 \u00b0/0 Salmiakl\u00f6sung, nachdem sie mit einer L\u00f6sung von 5% vollst\u00e4ndig ersch\u00f6pft gewesen sind, so sieht man zwar eine st\u00e4rkere, ja manchmal eine sehr starke Aufquellung, aber niemals die oben beschriebene Zerst\u00f6rung der ganzen Structur. Gerade diese Muskeln, welche ihre Structnr unter dem Einfluss von 10\u201411% und noch schneller 1 \u00f6\u00b0/0 Salmiakl\u00f6sung verlieren, oder welche nach der Abgabe des Myosins an 5% L\u00f6sung, unter dem Einfluss von 10\u201415% Salmiak stark aufquellen, sind es, welche mit 12\u201415% Salmiakl\u00f6sung \u00fcber dem Bodens\u00e4tze die st\u00e4rkste Tr\u00fcbung zeigen. Ihre leichte Zerst\u00f6rung mit 10\u201415% Salmiakl\u00f6sung ist die Folge einer \u00fcberm\u00e4ssigen und sehr'.schnellen Aufquellung des Myo sins und des anderen erw\u00e4hnten K\u00f6rpers. Ist Myosin vorher durch 5%. L\u00f6sung entfernt worden, so quillt der andere K\u00f6rper zwar stark auf, aber dies gen\u00fcgt nicht mehr zur Zerst\u00f6rung der Structur, denn durch Wasserzusatz kann der normale Zustand wieder bergest eilt werden.\nOchsenmuskeln, wie schon erw\u00e4hnt, wiederstehen besser der 10% Salmiakl\u00f6sung, aber sie zeigen dieselben Ph\u00e4nomene wie Kalbs- oder lluhnmuskeln, wenn man statt 0\u201411% eine 15% Salmiakl\u00f6sung von vorn herein oder nach vorheriger Behandlung mit 5 - 8% Salmiakl\u00f6sung g\u00ab\u2022braucht. Die Ochsenmuskeln enthalten also viel weniger von dem in Salmiak-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"135\nl\u00e4sungen nur auf<|uollenden, vom Myosin vorschiodencu K\u00f6rper; und Ochsenmuskeln liefern auch fast ganz klare Salmiakl\u00f6sung \u00fcber ihren Bodensatz.\nMan sieht also daraus, dass ein Muskelb\u00fcndel, dein innn vorsichtig nur sein Myosin, abgesehen von anderen gell id en Substanzen, entzieht, seine Slructur noch beh\u00e4lt. Diese\nletztere muss also durch die in gewissen Salmiakl\u00f6sungen\n\u00bb\nunl\u00f6slichen Substanzen bedingt sein. Diese Substanzen befinden sich im B\u00fcndel in einem festweichen, aber durchaus nicht in einem gel\u00f6sten Zustande. Dieses myosinfreie, unl\u00f6sliche, aber noch geformte B\u00fcndel kann, wie auch seine feinere Slructur gedeutet werden m\u00f6ge, nur ein schwammartiger K\u00f6rper sein, in dessen Maschen Myosin und andere Bestand-theile eingebettet sind. F\u00fcr dieses schwammartige Gebilde schlage ich den Namen B\u00fcndelger\u00fcst vor. Sollten weitere Fiitersuchungen auch zeigen, dass dieses B\u00fcndelger\u00fcst in verschiedenen Muskelsorten aus einer ungleichen Menge chemischer Substanzen aufgebaut ist, so bleibt dies -f\u00fcr unseren jetzigen Zweck gleichg\u00fcltig, denn wir haben uns die Aufgabe gestellt, dit\u00bb Mengenverh\u00e4ltnisse des Myosins und des B\u00fcndelger\u00fcstes als Ganzes in verschiedenen Muskeln zu bestimmen. F\u00fcr unseren Zweck war es aber von grosser Wichtigkeit festzustellen, dass die von gewissen Salmiak-l\u00f6s\u00fcngcn ungel\u00f6st gelassenen Muskelbestand-theile die wichtigsten und zwar seine Slructur, sein Ger\u00fcst, sein Stroma bildenden Substanzen sind.\nKehren wir wieder zur Pr\u00fcfung der Bestimmungsmethode dos Myosins zur\u00fcck.\nAusser den unl\u00f6slichen Ger\u00fcstbestandtheilen enth\u00e4lt der in Salmiak unl\u00f6sliche Rest Bindegewebe, Gelasse und Nerven di r Muskelb\u00fcndel. Von der gesonderten Bestimmung dieser Tlieile m\u00fcsste man aus bekannten Gr\u00fcnden Abstand nehmen. Von Lecithin, Fett und Salzen ist der ungel\u00f6ste Rest, sowie auch das ausgeschiedene Myosin mit Wasser, warmem Alkohol und Aether leicht zu befreien. Mit dem eigentlichen B\u00fcndelgel\u00fcst werden demnach auch die in Wasser, Alkohol und","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"130\nAether unl\u00f6slichen Beslandlheilo dos Bindegewebes, d,., Gef\u00e4sse und der Nerven mit bestimmt. Dieser Fehler, welcher f\u00fcr verschiedene Muskeln gewiss keinen grossen Schwankungen unterliegt, ist unvermeidlich. Die ausgewaschene, Pr\u00e4parate werden mit sammt dem vorher gewogenen Filter bei lOO- 105\u00b0 bis zum eonstanton Gewicht getrocknet.\nLin dieser Methode die m\u00f6glichste Sicherheit zu verleihen, habe ich folgende zwei Fragen einer spociellcn Pr\u00fcfung, unterzogen:\n!\u2022 Ob ausser Myosin auch noch andere Eiweissk\u00f6rper aus dem Muskelbrei von Salmiakl\u00f6sung aufgenommen werden ?\n1 Ob im positiven Fall nur Myosin allein bei Erhitzung auf 00\u201465\u00b0 ausgeschieden wird?\nWas die erste Frage betrifft, so handelt es sich hier nicht um die m\u00f6glicherweise in den Muskeln sich befindenden myosin\u00e4hnlichen K\u00f6rper (Globuline), welche mit ihm die L\u00f6slichkeit in Salzl\u00f6sungen gemein haben, sondern um Eiweiss-stolVe anderer Art. in dieser Hinsicht muss ich aber sogleich die Thatsache hervorheben, dass frisch gef\u00e4lltes Albumin, Casein, sodann ihre n\u00e4chsten Hydratationsproducte, wie die sauren ProtalbstoUe, die basischen Syntoprotalbstofl'e, Syntonin und noch andere nur spurweise von 10 -15 \u00bb/\u00ab Salmiakl\u00f6simg aufgenommen werden. In Gegenwart unbedeutender Mengen alkalisch n^agirender Salz\u00bb* oder Irei-er Alkalien werden sie leichter gel\u00f6st. Die Gegenwart von freien S\u00e4uren wirkt dagegen hindernd auf ihre L\u00f6slichkeit in Salmiak. Diese letztere ist gerade hei der Anwendung unserer Methode immer der Fall, denn w\u00e4hrend der Pr\u00e4parat ion, Isolirung und Zerkleinerung der Muskelb\u00fcndel entwickelt sich eine stark saure Reaction.\nErhitzt man die klar filtrirten Salmiakl\u00f6sungen der genannten Ei weissk\u00f6rper l\u00e4ngere Zeit auf 60\u2014 05\u00b0, so bleiben sie unver\u00e4ndert und scheiden nichts ab: Dem entsprechend findet man im Salmiakcxlraete eines Muskelbreies, nachdem Myosin vollst\u00e4ndig durch Erw\u00e4rmen bei 00\u201465\u00b0 ausgetalll und abliltrirt wurde stets kleine Mengen von Eiweissstolfeii, Erhitzt man ab(T eine Salmiakl\u00f6sung von reinem Myosin, -o enth\u00e4lt das klare, heisse Filtrat meistens gar keine Spur von","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\nEiweissstoff. Dieses Verhalten beweist uns also, dass aus einem Salmiakextracte der Muskeln eine Temperatur von t\u00bb0\u2014nur Myosin und dieses vollst\u00e4ndig niederscld\u00e4gt, wenn muh in der Fl\u00fcssigkeit Eiweissk\u00f6rper anderer Art gegenw\u00e4rtig sind. M ahrseheinlich geh\u00f6ren diese nicht myosin-artigen Eiweissk\u00f6rper dem Blute und dem Serum der Musket-himdel selbst an. Ihr Ucbergang in die Salmiakl\u00f6sung kann also nach allen angef\u00fchrten Thal suchen die Myosinbestimmung nicht beeintr\u00e4chtigen.. Doch gibt es eine Substanz, welche \u25a0iiich] nur mit Myosin in L\u00f6sung geht, sondern auch mit ihm zusammen durch Erw\u00e4rmen niedergeschlagen wird. Das ist der Blutfarbstoff. Das ist der zweite bemerkbare, aber unvermeidliche Fehler. Er ist nur so zu verringern, dass man den gew\u00e4hlten Muskel in d\u00fcnne, der B\u00fcndelaxe <|Uer gerichtete Streifen zerschneidet und jeden Streifen durch sanftes Anlegen von Fliesspapier m\u00f6glichst gut von fl\u00fcssigein Blut befreit. Bei blutreichen Muskeln ist nach einer solchen Behandlung das ausgeschiedene Myosin nur schwach gef\u00e4rbt. Dieser leliler ist aber nicht so gross, wie es von vornherein scheinen kann, denn mit dem Myosin wird h\u00f6chst wahrscheinlich nicht H\u00e4moglobin, sondern nur ein Bruchtheil desselben, sein llumatinantheil, niedergeschlagen.\n\u2022 Da die Ersch\u00f6pfung des Muskelbreies mit Salmiakl\u00f6sung eine dauernde Einwirkung beider auf einander fordert und idie \u00bbachlterige Filtration in manchen F\u00e4llen (bei stark tr\u00fcben L\u00f6sungen) sehr zeitraubend ist, so war cs nothwendig zu ermitteln, wie lange solche Mischungen und Myosinl\u00f6sungen ohne Ver\u00e4nderung haltbar sind. Ich habe darauf bez\u00fcgliche Beobachtungen in verschiedenen Jahreszeiten gemacht und gefunden, dass selbst im Sommer bei 20\u201422* Zimmertemperatur Myosinl\u00f6sungen in Salmiak bis f\u00fcnf Tage ohne jegliche Gefahr verbleiben k\u00f6nnen. Im Winter ist die Periode bedeutend l\u00e4nger. Nach dieser Zeit kommt cs allerdings oilers vor, dass in den L\u00f6sungen hie und da eine locale Bilzbildung anf\u00e4ngt. Verbreitet man aber auf die Oberfl\u00e4che \u00e4er Mischungen und L\u00f6sungen von Zeit zu Zeit ein Paar iropten reinen Aethers, so kann man die Extractionszeit","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"m\nolme Gefahr verdoppeln.. Eigentlich ist aber eine solche lange Zeit p\u00e9riode nicht nothweudig; durch folgende einfache Manipulationen kann man in 3\u20145 Tagen die ganze Analyse zu Ende bringen. Erstens darf man nicht mehr als 0 bis 7 gr. Muskelsubstanz f\u00fcr die Untersuchung nehmen. Zweitens muss sie m\u00f6glichst fein zerkleinert werden. Drittens ist jedesmal der Drei mit viel Salmiakl\u00f6sung anzur\u00fchren. Endlich muss man zum Abfiltriren der Myosinl\u00f6sung mehrere abgewogene nicht zu kleine Filter anwenden. Man giesst die abgesetzte noch mehr oder weniger tr\u00fcbe L\u00f6sung bis zum Bodensatz auf ein oder zwei vorher mit Salmiakl\u00f6sung befeuchtete Filter ab. Den Bodensatz vermischt man sogleich mit viel frischer Salmiakfl\u00fcssigkeit und l\u00e4sst wieder absitzen. Haben sich die ersten zwei Filter verstopft, so nimmt man ein oder zwei frische und so fort. Die ersten concentrirferen Myosinl\u00f6sungen k\u00f6nnen sogleich coagulirt werden. S\u00e4nnnt-liclie Myosincoagula werden auf einem einzigen Filter gesammelt. Die B\u00fcudelger\u00fcslsubstanzen werden je nach ihren Quolhmgsgrade auf 2\u20144 und sogar 5 Fillern erhallen.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, dass f\u00fcr die Bestimmungen m\u00f6glichst reines Muskelgewebe auspr\u00e4parirt wird. Die Zerkleinerung der Muskelmasse habe ich in meinen Versuchen in zweierlei Art ausgef\u00fchrt. Zuerst habe ich die abgewogenen Muskeln mit einer gewogenen Menge reinen Sandes zerrieben und alsdann mit Salmiakl\u00f6sung vermischt, sp\u00e4ter aber habe ich die Muskeln zuerst auf einer starken Cilas-oder Hart gummiplatte mittelst schnell aufeinander folgender Bewegungen eines Tischmessers fein zerhackt und erst dann gewogen. In beiden F\u00e4llen wird die Substanz vor dem Abw\u00e4gen in zwei ungleiche Theile getheilt; der kleinere bis zu 1,5\u20142,0 gr. dient zur Bestimmung des bei 100\u2014105\u00b0 entweichenden Wassers, der gr\u00f6ssere bis 5\u20147 gr. ist f\u00fcr die eigentliche Untersuchung bestimmt.\nUm \u00ablie Genauigkeit'der Methode zu pr\u00fcfen, habe ich gr\u00f6ssere Mengen von Kalb- und H\u00fchnerfleisch fein zerkleinert, jedes in vier Portionen getheilt und in jeder Portion Myosin und Ger\u00fcstsubstanzen nach der beschriebenen Methode be-","page":138},{"file":"p0138s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Mu'keln feucht.\tTrocken- substanz bei 105\u00b0.\tMyosin.\t! j. Ger\u00fcst. i\ti 1 r Summa. ! -\tIL. \u2022 * v r\tVerhfiltniss \u00eeles .Myosins ztu- . p Jj Ger\u00fcstsubstanz. Myosin = 1.\n\ti\tn l\u2018 r o c\te n t e n.\ti :\u2022\t\n\u00bb 7.198 t\t21,4 s\t3.68\t! 11.90\t11; .1 15.58\t\u2022 - \u25a0 : \u2022\t'' \u2022 . f i T : 3.22\n7,8792\t23.19\t7.95 i\t9.54 ' !\t17,49 i\t1 : 1,20\n7.5331 |\u2018\t26,09\tlu.62\t| |\t13,11 1\t. I] 23.73 ! - 11 - |i\t... ' 1 : 1,23\n1 t i,( iTtit >\t22,20\t1 7.08\t1 9,17\t\u2022 \u25a0 \u25a0!! ::\tA -\ti\u2018> 1 : 1,30\n5,3630\t22,22\t8.92\t9,23\t18,15 i :\t1 : 1,04\n9.3931\t24,48\t5.38\t12.72\t18,10 i|\t1 : 2.37\ns.3233\t21,21\t5.17\t12.60\t17,77 !\t1 : 2.43\nN.9420\t25,42\t7.51\t9.74\t17,25\t1 : 1.29 \u00ef \u2022\n6.8926\t26.27\t7,99\t12,11\t20.10 il\t1 : 1,50\n. 7,9981\t.25,82 \u2018\t7,73\t11,10\t18,83 i II\t1 : 1.43\nir iV ' \u2022 v .\u2022 \u2022\t*\t\tr !\t.\u25a0\t\" r ;\t\n\u2022 ! :\t./ . .\tj\t\t\t\u25a0\tj[.\t\n\u00ab 41\t.' jj-\t\t3,50\t15,66 !\t_\ti\t1 : 4.47\no,83 <3 .\t24.79\t3,56\t15,67 .j\t19,23 t\t1 : 4,40\n9.8712 '\t25,43\t3,91\t16,10\t20.01 j\t1 : 4.11\n4.3758 -, ||\t23,72\t9,00\t10,02 l\t19,02 j M : . 1\t1 : 1.11 '\t\u2022' i \u2022\n\u2022 ; I i |\t\u2014\t7,86\t9,68 \u2022\t_\t\u25a0V.\"\t. :\tv: . v 1:1,23\nI i\t., *v\tj 5,7626\t23,63\t10.61\t8.84\t10,45 j 1\t1 : 0.83\n!\tf\t9,16\t7.78\t\t1 : 0.85\n6,1706\t28,62\t2.98\t16.80\t19.88\t\u00ee : 5,60\n4,8941\t24.77\t8,69\t9.98\t18.07\t1 : 1,15\n9.9024\t28.00\t3.20\t16.10\t19.30\t1 : 5,03\n:\u2019.,0940 ;\t23.38\t5.91\t11.47\t17.38\ti : 1,94\n8.3421\t29.20\t4,53\t18,38\t22.91\t1 : 4,05\n4,9221 i;\t. i\t26.86\t9,53\t12,35\t21.88\t1 : 1.29\n1 _ 1\ti ' ;\t5.06\t15,62\t. \"\t- i\t1 : 3,08\n|\t8.1855\t25,20\t4,93\t15,60\t20,53\t1 : 3.16\ni 3.5226\t25.05\t10.87\t9,26\t20.13\t1 : 0,86\n6.3332\t25,55\t5.12\t1 4.99\t20,11 \u2022\tj,\t1 : 2,92\n!\t3.3210\t24.90\t11.10\t9.40\tj 19,50\t1 . 0,84 IV-\t\u25a0 \u2022 : \u25a0\n2.1386\t26,97\ti\t15,24\t18,61\t1 : 4,52\n1.2306\t26,55\t,\t9.32\t8.80\t18,1-2\t1 : 0,94\n6,3036\t21,48\t8,56\t9,84\t} . 18,50\t1 : 1.15\n5.1192\t20.21 \u00bb\t5.68\t8,75\t14.43\t1 : 1.53\n2,0550\t22,77\t7.62\t8,94\t16,56\t1 : 1,17\n1.7710\t21.06\t7.04\t8,32\t15,36\t1 : 1,18 1\u00bb\n6,7000\tl[ 21.22\t8.60\t7,10\t15.70\t1 : 0,83 i \u25a0\t- \u25a0\t.\nH\t\t8.73\t7,00\t\u2014\t1 : 0,80\n- !j\t1\tI j 1 ; \u2022\u2019\t\t\th \u2018 1 .\n\tli . !i\t\t\ti |\ty\n5* iMir.oo\t21.62\t2.97\t12.06\t15.03\t1 ; 4.10 B\n2.2996 1\t21.84 'i\t6.58\t9.55\t16,13 \u25a0 i\t1 : 1,41\t\u2022 i il.\t\u2022\nTMersptcies dm Muskeigrnppe.\nAussehen\n\u00abl*\u00bbr\n1.\tMensch. Oberschenkelmuskeln. Kn-gefalir 40 Stunden nach dem TutU* .\n2.\tHand. gro-s. < \u00bbbeischenkelm skein\n3.\tHand, mithdgross. < >bei\\-rlioiikel-\nmuskeln .......\n4.\tHand. kb \u2018in. erwachsen. Ohersehen-\nkelinuskeln............\n5.\tHund, id.\n\u00df. Pferd. Obersrhenkejmii-kcln\n7.\tPferd.\tid.\n8.\tOchs. Obersrlienkelmuskeln\n9.\tOchs.\tid.\n10.\tOchs.\ti'l.\t\u2022 \u2022\n11.\tKalb. Obersehenkelmuskeln Mi 11\u2022 \u2022 1\naus vier oben antrelTilirt*\u00bbn Beslim-muntren\t...\t...\n12.\tKalb. Oherschenkelrnusk'ln .\ni \\. Kalb.\tid.\n\u01784. Maus. woisso. Oberschenkel musk ein 15. Kaninchen. Mittel aus bu if Analysen junger Tliiere von (lath. Schi-\npilofl* ............\nlf>. Kaninchen. Obersohenkclmuskeln.\nAlles Thier ..*...\n17. Meerschweinchen. Mittel aus t:\nBestimmungen von dalli. Scliipihdt IS. Taube, wilde a) Brustmuskeln\nb) Sehenkelnmskeln\n19.\tTaube, wilde, a) Brustmuskeln\nl>) Magenmuskolu\n20.\tTaube, wilde, a) Brustmuskeln\nh) Sclicnkehmiskeln\n21.\tlluhn. Brustmuskeln. Mittel aus 4 oben ei Urteil Bestimmungen\n22.\tHulin, a) Brustmuskeln\n1\u00bb) Scbeukelmiiskeln .\n23.\tHuhn, a) Brustmuskeln .\nb) Schenkelmuskeln .\n24.\tSperling. 4 St\u00fcck zusammen\na) Brustmuskeln . bl Sebeukelmuskeln \u2022\n25.\tFisch ( Barsch)............\n-29. Schildkr\u00f6te\n27. Eidechse. (Mehrere kleine!\n2s. Eidechse (Iasi 1 Kuss lang) \u2022\n29. Frosch. Schenkelmuskeln l\u2019.O- Frosch. Bestimmung von Catli Schipiloft\u2019...................\npr\u00e4parirt werden 32. Krebs (Flusskrebs)\nTriilf.\nLeicht getr\u00fcbt.\nTrub\nFast klar.\nid.\nTrfib.\nid.\n! Klar, id. id.\nSehr trfib. id. id.\nLeicht getr\u00fcbt.\nul.\nKlar.\nSehr tr\u00fcb.\nFast klar.\nSehr tr\u00fcb. Leicht getr\u00fcbt. Sehr tr\u00fcb. Klar.\nSehr tr\u00fcb.\nid.\nKlar.\nSehr tr\u00fcb. Fast klar.\nSehr tr\u00fcb. Klar.\nFast klar.\nid.\nid.\nid.\n! Leicht getr\u00fcbt\nKlar, stark opa lisirend.","page":0},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Stimmt. Folgende Caillou ^sigkeit :\nbeweisen hinreichend ihre Zuvor\n\u2019 . ' \u25a0\tFrurJit\tMyosin\t(\u00eecrfistsubslanzen\n1. Kalbfleisch.\tin 'rrr.\tin 0 o.\tin % - \u2018\n1. I\u2019orlion . __.\t5.6Q30\t3,42\t1. - i\t15,77\n2. \u2022 \u2022\t7,1017\t5,50\tl5.oo\n. \u00bb \u2022 \u00bb. \u2022\t0,2516\t5,53\t15.(4\nV. <\t0,1552\tf fj \u2022VM\t15.63\n\u2022 . Itnhnerlleisch.\tMuskeln ' feucht.\tMyosin in \u00b0o. 1\t(\u00eeernstsubstanzeii in 9!<*.\n_ 1. Portion .\t.\t4.25: io\t5,20\t15,58\n2. \u00ab \u2022 . .\t6,1508\t4,05\t15,65\n5.\u25a0\t*\t. .\t7,3670\t4,88\t15,66\n4.\t\u00ab\t8.1855\t5,15\t15,60\nNadi Er\u00f6rterung derjenigen Thatsachen, welche die Sicherlu'it und Zuverl\u00e4ssigkeit der Methode garanti reit, gehe.; ich zu den von mir ausgot\u00efihrt\u00e8n Bestimmungen \u00fcber. Um \u00ablern Material, abgesehen von der sp\u00e4teren Betrachtung dos-.elhen aus anderweitigen Gesichtspunkten irgend eine Anordnung zu geben, w\u00e4hle ich zuerst die zoologische Glassi-;\n(Tabelle 1. beiliegend.)\nEine genaue Betrachtung dieser Zahlen lehrt uns:\n1)\tDass wie die Menge der Trockensubstanz, so auch die des Myosins und des B\u00fcndelger\u00fcsles in der Thierroihe sehr grossen Schwankungen nnterliegt.\n2)\tDass diese Schwankungen in keinem constanten Ver-\nh\u00e4ltnisse zur System-Stellung der Thioro, zu ihrer Gr\u00f6sse, sowie auch zur Energie der Oxydationsprozesse ihres Organismus stehen.\t:\n) Dass diese Schwankungen auch in keiner best\u00e4ndigen Delation zu der Farbe der Muskeln stehen.\n4) Dass die Monge der Trockensubstanzen der Muskeln durchaus nicht massgebend ist, f\u00fcr die Mengedes Myosins","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nmul \u00eeles \u00dfi\u00abi(lol^<Mlistes, denn bei ein und tTu*iiiJelheti\nGehalte au erst<\u2018ren lindet man grosse Verschiedenheiten\nin der Quantit\u00e4t der letzteren.\nW*\u2018im also weder zoologische Stellung noch K\u00f6rper-j^ross\u00ab*, noch Energie der Oxyd\u00e2t iousprozesso und \u00e4\u00fcsseiyi Character der Muskeln diese Schwankungen erkl\u00e4ren k\u00f6nnen, sn bleibt nur \u00fcbrig. die Bewegungsart der Muskeln, wie sie sich uiiler len gew\u00f6hnlichen Lebensverh\u00e4ltnissen der Thiere \u00e4ussert, im Zusammenhang mit den durch Analysen erhaltenen Tlmtsaehen zu untersuchen. Ist ein solcher Zusammenhang in der Thal vorhanden, so muss man zwischen dem sieh allm\u00e4hlich \u00e4ndernden Verh\u00e4lt niss der Bestandtheile mul \u20181er schrittweisen Ver\u00e4nderung dos BeWegungschnracters eine regelm\u00e4ssige Relation autlinden k\u00f6nnen.\nStellen wir also zuerst unser Material aus der Tab. 1. so zusammen, dass das Verh\u00fcll niss des Myosins zum Biindel-gerusl allm\u00e4hlig wachsen soll und betrachten wir diese Tabelle unter gleichzeitiger Ber\u00fccksichtigung des Bewegungscliaraclers. d- b. der Lebhaftigkeit der in gew\u00f6hnlichen Lebensverh\u00e4lt* ni'Srn von den betreuenden Thieren ausgetiihrten Bewegungen.\n(\u25a0Tabelle II. folgt, auf midister Seit**.)\nVergleicht man nach ert\u00e4hrungsgem\u00e4ssen Sch\u00e4tzungen die Lebhaftigkeit der Bewegungen der in Tabelle II angef\u00fchrten Thierspecios oder der angegebenen- Muskelgruppen unter sich, so wird man nicht leugnen k\u00f6nnen, dass im Allgemeinen ein Zusammenhang zwischen Beweguiigssclme\u00eeligkeil und Zusammensetzung der Muskeln in dem Sinne besteht, dass je schneller die Contractionen und Erschlaffungen der Muskeln ausgef\u00fchrl werden* desto reicher die letzteren au Ger\u00fcstsubstanzen im Verh\u00e4lt niss zu Myosin sind.\nBesonders scharf tritt dieses hervor, wenn man etwas weiter von einander stehende Glieder unter sich vergleicht; oder Wenn man die ganze -1 leihe in einige Gruppen zertheilt. z. B. von Nr. 1\u2014 \u00f6, von 7\u201414. von 15\u2014-20 und dann, diese","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"141\nGruppen unter einander in Betreff der ihren Angolmrigen zu zuorkoi tuenden Bewegungsschnolligkrilen vergleicht.\nTabelle II.\n\ts !\t.\ti \u00bb !\tC/l.\t.\t\u00bb;\nThierspecies\t\u201e (\t\t\n\tj\tj\t.=\tHemerkungen.\nuidI Muskelgruppen.\t\t'J. \u2022ZZ\t.\u2014\t/\u2022 7.\tC\t*\n\t>.\t-i |\t*\t1 .-V i -\t;\u25a0>\n1. Frosch\ts.liO !\t7,05 !\t1 : O.S1\t\u2014\n1. K;minchen. altes\ti 1\t.1\t\u00d9\t. ;\u2022 '\nThier .\t. . . \u00bb\t10,01 1\t8,st |\t1 . 0.83 4\t\u2014\nX Hulin. Schenkel*\t\t1- .- : 1\t\u25a0 -ii\t\u25a0 \u2022 j .\nmuskehi ....\t10,08\t0,53 :\t1 : 0,85 Mittel aus Nr. 22.23 b| Tal\u00bb; I.\n4. Meerschweinchen .\t0,10\t7,78 j\t1 : 0.85 !\nTi Sperling,Schenkel-\t\t|\tn \u2022 \u25a0 \u25a0 - '\ninuskolii\t.\t\u2022 . |\t10.52\t0.8S 1\t1 : 0,1 >4 !\nti Weisse Maus .\t.\to.oo\t10.02\t1 : 1.11 -\n7. Tisch\t\ts.50\t0,84\t1 : 1.15\n*. Eidechse .\t7.00\ts,03\t1 i 1,17 Mitt**l aus X-i\\ 27. 2*.\n9. Hund\t\tS.G4\t10,20\t1 : 1,10 Mittel aus Kr. '.2.<1.4. \u00ea.\nln. Taube. Schenkel-\t\t\u2022 \u2022 .\t\u25a0\t\u25a0\t\u25a0 - |\t\u25a0\t\u2022\t.\tv\nniitskeln .\t. \u2019 .\t.\ti o.ii\t11.10\tl : 1,22 Mittel aus Nr. 1H, 20 b).\n11. Kaninchen, jung .\t7.s0\t9,\u00abiS\t1 : 1.23\n12. Ochs .....\t1 7,74\t10,08\t1 .' 1,10 Mittel aus Xr. *, !>. nt.\n13 Krebs .\t.\t0,58\t0,55\t1 : 1,44\n14. Schildkr\u00f6te .\t5.0S\tj 8,75\t1 : 1,53 1\n15. Pferd\t\t5,27\tI 12,00\t1 : 2,40 |! Mittel aus Nr: 6, 7.\n10. Ilulm, Hrustinus-\tt \\\t1\t[ 1\nkein .....\t5.02\t15,50\t1 : 3,05 Mitti-l aus Nr.:.22,-23 a).\n17. Mensch ....\t1 :5,0s\tj 11.00\t; 1 : 3.22 j|\t\u2014-\nis. Kalb . . .\t; 5\u00bb,lia\t15,81\t11; 4.33 Mittel aus Nr..12, 10. 11;,\n10. Sperling, Brust-\tii \u25a0\t\t\u00db : . ' .\nmuskeln\t\t!! 0,07\t15,24\t1 : 4,52 !:\t\u2014\n20. Taube, Brust mus-\t\t\t\nkein .\t.\t.\t.\t.\ti; d,57\t; 17,13\t1\t4,111 Mittel aus Nr. )8t VS; *2Ha)* r\nSollt\u00bb' es Jemanden zweifelhaft erscheinen, dass z. B. die Bewegungen des Pfcrdefusscs im Lauf rascher von Statten gehen, als die des Meerschweinchens oder der Maus, was eigentlich der von uns aulgestellte Satz auf Brund der Tabelle II. behauptet, so will ich die Aufmerksamkeit darauf","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nlenken, dass dieser Zweifel nur scheinbar begr\u00fcndet ist, denn wenn uns auch bei im Lauf begriffenen Thieren die Bewegungen der F\u00fcsse einer Maus rapider erscheiner, so ist dieses, wenigstens zum gr\u00f6ssten Theil, dadurch bedingt, dass wir die Oltsver\u00e4nderungen grosser Gegenst\u00e4nde ungemein vi.| leichter verfolgen k\u00f6nnen, als die sehr kleiner Objecte.\nNoch sch\u00e4rfer und sicherer wird der obige Satz \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Bewegungsart der Muskeln von den erw\u00e4hnten Schwankungen ihrer Zusammensetzung bewiesen durch Vergleich zweier Muskelgruppen eines und desselben 1 hie res in F\u00e4llen, wo diese Muskelgruppen der Lebensweise des Thieres entsprechend, verschiedene Dienste in Bel reif ihrer Conlractionssclmelligkeit leisten m\u00fcssen. Solche .Verschiedenheiten kann man gewiss hei jedem Thiere auffinden. Am sch\u00f6nsten aber sind sie bei vielen V\u00f6geln ausgesprochen. In der That sehen wir z. B. bei der wilden Taube, beim Sperling, dass ihre Flugmuskeln sich sehr rasch und kr\u00e4ftig verk\u00fcrzen, dagegen ihre Beinmuskeln verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig viel langsamere Bewegungen ausf\u00fchren. Es ist ja allgemein bekannt, dass der Sperling mit seinen Fl\u00fcgeln ein Ger\u00e4usch, \u00e4hnlich einem tiefen Ton hervorbringen kann, dass die Schnelligkeit, mit welcher die wilde Taube mit ihren Fl\u00fcgeln die Luft bewegt, haupts\u00e4chlich ihre sehr rapide Orlsver\u00e4ndcrung bewirkt. Diese beiden V\u00f6gel sind aber, wenn ihre Beine tien Erdboden ber\u00fchren ganz und gar unf\u00e4hig, schnelle Bewegungen auszuf\u00fchren Ferner beobachten wir, dass K\u00e4lber zu solchen raschen Ortsver\u00e4nderungen geneigt sind, (K\u00e4lber laufen, springen ohne besondere Veranlassung) welche von erwachsenen I liieren (Ochsen, K\u00fchen) selten und dann auch in sehr beschr\u00e4nkter und m\u00fchevoller Weise hervorgebracht werden.\nVergleichen wir nun aus der Tabelle II die Zusammensetzung der Muskeln der eben erw\u00e4hnten Thiere, so finden wir eine wichtige Unterst\u00fctzung f\u00fcr den obigen Satz. Es zeigen sich folgende Verlud tnissza Iden :\n1.\tDie Brustmuskeln -1er Taube <*nlh. 1 Myosin auf 4.01 BinidelgeriW.\n2.\tDie Schenkelmuskeln der Taube *\t1\t\u00ab\t\u00ab jt22 \u00ab","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"143\n.5. Dio\tRnistinuskrhi \u00ab!\u2022\u2022> Sperlings on lb. | Myosin auf 4,52 B.undelgen'jst.\nI Di<*\tSchonkflinuskoln des Spvrt.\tI\to.!*4\t\u00ab\nDie\ttvalhsmuskelu .\t.\t.<\t|\t4t;{3\ta\t.\nli. Die Ucliseinmiskelu.\t...\t*\t1\t\u00ab\t,\t1,4-0\t\u00ab\nSogar bei dem Huhne, welches, wie allbekannt, viel raschere l* l\u00fcgelbewegungeii als Fussbewegintgen erzeugen kann, finden wir im Allgemeinen dieselben Verh\u00e4ltnisse. So i'iilludteil seine Brustmuskeln 1 Myosin auf 3,00 Ger\u00fcst-siibslanzeii, w\u00e4hrend seine Fussmuskeln 1 Myosin auf nur U.s.j Ger\u00fcst Substanzen aufweisen.\nDemselben Verh\u00e4ltniss\tbeider Muskelbestandtheile\tim\nSinne des obigen Sales begegnet man, wenn man verschiedene\tTliiere aus derselben\tzoologischen Familie und\tmit\t\u2022\nm\u00f6glichst gleicher K\u00f6rperma\u00dfe, aber mit verschiedener Bc-uegungssclmelligkeit begabt, untereinander vergleicht, z. li. :\nGruppe I.\nPferd\t\u2022 zeigte uns auf 1 Myosin 2,40 Gcmslsuhstauzen.\nOchs.\t1\tl.ii*\t\u00bb\nGrappc it.\t. ,\nKaninchen, jung\tzeigte\tun-\tauf\t1\tMyosin\t1,2a\tGer\u00efistsubslanzeu.\nKaninchen, alt .\t1\t\u00ab\t0,S:{\t\u00ab\nGruppe III\nMaus..........zeigte uns auf 1 Myosin 1,11 Geifistsuhslanzen.'\nMeerschweinchen\t1\to,N5\t\u00ab\t!\nG r ii |\u00bb j\u00bb e IV.\nSalamander .\tzeigte\tuns\tauf\t1\tMyosin\t4.10')\tGenistsubstdnz.en,\nFrosch ....\t1\to,ki\t\u00ab\nJeder unparteiische Beobachter wird wollt best\u00e4tigen k\u00f6nnen, dass die erstgenannten Tliiere jeder Gruppe zu lebhaften, schnellen Bewegungen bedeutend mehr f\u00e4hig sind, als die nachfolgenden. Besonders scharf tritt dieses f\u00fcr die erste und vierte Gruppe hervor, wo auch das in Frage stellende Verh\u00e4ltniss der Muskelbestandtheile am pr\u00e4gnantesten ausgesprochen erscheint.\nBei allen bis jetzt angef\u00fchrten Thatsacheii habe ich zur Bourtheilung und zum Vergleich der Bewegungsari der Tbi\u00e8re\n') Diese Zahl ist wegen der unvermeidlichen Verunreinigung fiiit Sehnen re .-ten vielleicht um 10\tl\u2018>% zu hoch.\t'","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\ndir\u00bb ungef\u00e4hr\u00ab\u00bb Sch\u00e4tzung nach drin Augonmass auf Grund \u00abl<\u00bbr t\u00e4glichen Erfahrungen und Beobachtungen gelten lassen. Dom in Frage stehenden Bewegungsmodus liegt aber dir Zuckungsdauer der Muskeln zu Grunde und T\u00fcr diese letztere besitzen wir sehr genaue Massmethoden. Leider aber ist bis jetzt die vergleichende' Zuckungsdauer der Muskeln verschiedener Tbiere ein noch so wenig bearbeitetes Feld, dass in.ni kaum einige sp\u00e4rliche und f\u00fcr unseren Zweck fast unbrauchbare Beobachtungen auftinden kann1). Es giebt aber ehe-Reibe von ganz genau ausgef\u00fchrten Versuchen dieser Art f\u00fcr verschiedene Muskelgruppen ein und desselben Thieres. Mi habe schon im Anfang dieses Aufsatzes der Beobachtungen von Kan vier und von Kr on eck er und Stirling Erw\u00e4hnung gethan, nach deren einstimmigen Aussagen die weissen Kaninchenmuskeln unter gleichen Reizbedingu\u00fcgeii eine k\u00fcrzere Zuekimgscurvo liefern als die rothen Muskeln desselben Thieres. Bei einer Reizfrequenz von 4 per Secumlr sahen Kr oii eck er und Stirling2) die blassen Muskeln noch einzelne Zuckungen, die rot heu aber- schon tetanische Zusammenziehung geben. Dieselben Autoren fanden, dass f\u00fcr eine tetanische Verschmelzung der Zuckungen eine Reizfrequenz per Secundo von 4 bis 10 f\u00fcr die rothen, und von 20 bis 3o f\u00fcr die blassen Muskeln gen\u00fcgt. Nehmen wir an. \u2014 was gewiss richtig sein wird, \u2014 dass die k\u00fcrzere Zuckungscurve oder das schwierigere Zustandekommen der td\u00e4nischen Zusammenziehung ein feinerer Ausdruck der lebhafteren, der rascheren Contract ionen des Muskeln im lebenden Thier ist, so m\u00fcssen, falls der von uns oben aufgestellte Satz richtig ist, beide Muskelarten des Kaninchens auch Unterschiede, in ihrer Zusammensetzung aufweisen. Indess d\u00fcrfte man von vorn herein erwarten, dass eine solche Aufgabe in praxi keine leichte ist, dass die darauf gerichteten Versuche feblschlag* u w\u00fcrden. Erstens sind die Unterschiede, welche Kr on eck er und Stirling fanden, nicht besonders gross; zweitens darf\n') Siehe \u00ablit* Zi'isamiuensleliimg solcher lleohnrlituugeii in Hf i -iii a ii n s Ilau\u00ab)loieli der Physiologie, Bd. I, Th. I. S. .\u2018IS mid 4*J.\n\"\u2019) Kbeuda-elhst.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"I4.r>\nnil\u2019ll! vefgtssen worden, dass die doklrische Pnifm\u00ab; der\nw\t,t\nMuskelsubstanz bei \\\\ eil\u00ab*in CMiiptin\u00abilic*li\u00abkr ist, als dit* cliemisclio. K' liegt nichts Unwahrscheinliches in der Voraussetzung, dass verschiedene Muskeln auf elect rischem Wege Unterschiede aiifweisen, f\u00fcr welche unsere groben analytischen Methoden \u25a0keine materiellen Ursachen aufdecken k\u00f6nnen, wenn auch leine chemische Unterschiede in der That vorhanden sind. Die chemische Analyse soll in einem solchen Fall zum ersten Mal f\u00fcr ein feineres electrisches Verhalten des Muskels eine materielle Grundlage finden. Ungeachtet der zu erwartenden Ivrsiiltallosigkeit habe ich eine Reihe von Bestimmungen des Myosins und des Riindelger\u00fcstes in den blassen und rothen') Kaiiiuclienmuskoln unternommen.\nflabelle lit. folgt auf n\u00e4chster Seite.)\nIm Allgemeinen beweisen die erhaltenen Zahlen, dass die rot heu Muskeln auf dieselbe Menge von Myosin weniger der\u00fcsfsubstauzen enthalten, als die blassen. Die chemische Analyse hat also unsere Erwartung gerecht fertigt, und Ro-sultate geliefert, dit* erstens im Einklang mit der cmplind-liehen elect rischen .Methode einen Unterschied zwischen beiden Muskelarten aufgedeckl haben, zweitens im vollkommenen Einklang stehen mit unserem oben aufgestelHon Satz. Im zweiten Versuch habe ich absichtlich und zwar aus dem lihmdtt die Aiiiskol11 des Schulterblattes in die Untersuchung hinoingezogen, weil die Kaninchen unter ganz gew\u00f6hnlichen Bedingungen ihre vorderen Extremit\u00e4ten bedeutend .lebhafter bewegen k\u00f6nnen als die hinten*\u00bb. Man k\u00f6nnte also, von meinem oben angegebenen Satze ausgehend, erwarten, dass die blassen Muskeln des Schulterblattes heim Vergleich mit den rothen Muskeln, sch\u00e4rfere Unterschiede im Sinne dieses Satzes an\u2019s Licht bringen werden, als die blassen Muskeln der hinteren Glieder. Und in der That lehrt uns dieses die Libelle III. Demnach d\u00fcrfen wir die Behauptung aussprechen, dass, wenigstens beim Kaninchen diejenigen Muskeln, welche\n') Ich habt* die in ihrer ganzen Mass\u00bb* gleich massig und lief-i <*! lien Muskeln aller vier Extremit\u00e4ten in solchen F\u00fcllen ausgesucht.\nZeitscln ift f\u00fcr\tChemie VII.\t10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"14G\nI","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"117\nl). i electrischer Pr\u00fcfung .eine k\u00fcrzere Zuckungseurv\u00f6 liefern, auf ein Gewichtstheil Myosin mehr Ger\u00fcstsubslanzeii ent-hieUen als diejenigen Muskeln, welche eine gedehntere Zuckungscurve geben.\nWollte man auf Grund dieser Thatsachen den letzten Nitz verallgemeinern, so m\u00fcsste man, wegen Mangel an verreichenden elect rischen Pr\u00fcfungen der Muskeln verschiedener lliieie nur provisorisch annehmen, dass je rapider die Verk\u00fcrzungen und Erschlaffungen' der Muskehl zu Stande kommen, desto mehr B\u00fcndelger\u00fcst in ihnen im Verh\u00e4ltnis* zum Myosin vorhanden sein muss.\tv\nAlle bis hierher angegebenen Thalsachen und besonders die letzt eien, welche sich beiderseits auf genaue wissenschaftliche Methoden st\u00fctzen, sprechen unzweifelhaft zu Gunsten des obigen Satzes und wir halten uns f\u00fcr berechtigt, ihn zu erweitern und in folgende drei Behauptungen umzuformen:\n1)\tMyosin und Ger\u00fcstsubstanzen sind am Zu-saminenziehungs- und Erschlatfungsproeesse der quergestreiften Muskeln direct beiheiligt,\n2)\tIhre relativen Mengen \u00fcben auf den zeitlichen\nAblauf dieser Pro cesse einen bestimmenden Einfluss aus.\n:\u00ee) Der gr\u00f6ssere relative Gehalt des Muskels an Ger\u00fcstsubstanzen geht mit der gr\u00f6sseren\ninneren Beweglichkeit der Muskelmasse Hand in Hand.\nZur Aufstellung und zum Beweise unserer S\u00e4tze haben wir bis jetzt die relativen Mengen des Myosins und der Ger\u00fcstsubstanzen in Betracht gezogen. Es ist aber interessant zu wissen, ob nicht die absolute Menge eines von diesen Bestandteilen denselben Einfluss auf die Bewegungsart aus\u00fcbt.\nOrdnet man die Glieder der Tabelle II nach ihrem Myosingehalt vom reicheren Gehall anlangend, so stelteu sich die Nummern der Tabelle II in die folgende Boihe:\nd, 2, t, 7. G, 1, 10, S, 11,12,0,13, 11,15,10, 17, lsj\u00e4OjO.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nMan sieht daraus, dass diese Reihe nur in einigen Fallen und nicht sehr bedeutend von der Ordnung d<r Tabelle II abweicht. Man k\u00f6nnte demnach behaupten, dass die Schnelligkeit der Bewegung mit der Verminderung d* i absoluten Myosinmenge in den Muskeln w\u00e4chst. Zieht man aber in die Betrachtung^ die Resultate der Tabelle III. f\u00fcr die am besten und vollst\u00e4ndigsten erforschten Kaninclmn-muskeln, so wird dieser Schluss sofort umgestossen, (leim wir linden, dass die b,lassen mit rapiderem Verk\u00fcrzungsstadium begabten Muskeln mehr oder (Schulterblattmuskeln) ebenso viel Myosin enthalten als die rothen langsamer ilnv inneren Zust\u00e4nde ver\u00e4ndernden Muskeln desselben Thiores.\nUntersucht man auf dieselbe Weise den directen, absoluten Einfluss der Gc1T1stsubstan7.cn, so erh\u00e4lt inan in grossen Z\u00fcgen genommen, auch eine mit Tabelle II. ziemlich \u00fcbereinstimmende Reihe, doch sind die Abweichungen zahlreicher. Bie Nummern der Tabelle II. reihen sich folgender m\u00fcssen:. 1,4,9,14,3,19, 11,8, 5,0,10,12, 7,17,15,19, l\u00f6,1S;L>0.\nVielleicht k\u00f6nnte man in dieser Reihenfolge sogar einigr Correctionen f\u00fcr die Tabelle II. finden, jedenfalls aber muss man aus beiden Versuc hen scliliessen, dass die absolut eu Mengen beider hier untersuchten Bestand!heile bestimmomlr Einfl\u00fcsse auf den Bewegungscharacler der Tliiere aus\u00fcbeii. Da aber diese Einfl\u00fcsse beider Bestandth. ile umgekehrte sind, (denn das Anwachsen des Myosins ruft eine Verz\u00f6gerung und das Anwachsen des Ger\u00fcstes eine gr\u00f6ssere Schnelligkeit der Bewegimgsph\u00e4ijomene der Muskeln hervor) so muss auf ihre relative Menge, als auf das Wichtigste die Aufmerksamkeit gerichtet bleiben.\nUm aber dieses noch sicherer zu entscheiden, muss ich einen weiteren Punkt ber\u00fchren. Sludirt man die Tabellen 1. und IU. genauer, so findet man:\n1) Dass Muskeln, welche zu schnelleren, inneren Bewegungsph\u00e4nomenen f\u00e4llig sind, oft mehr Trockensubstanzen enthalten:\n\u00f9) Dass in allen F\u00fcllen in den erstgenannten Muskeln di<-Suinme der in Rede stehenden Bestandtheile gr\u00f6sser ist.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Diese Schl\u00fcsse aber haben, scheint es, nur f\u00fcr verschiedenartige Muskeln eines und desselben Thieres Geltung. Denn vergleicht inan ganze Tliiere mit unzweifelhaft sehr verschiedener Bewegungsart, so sind diese Schl\u00fcsse nicht Immer zutreffend. Wahrscheinlich exjstiren in verschiedenen ./.uulogischc'n Ordnungen verschiedene Grenzen f\u00fcr die Mengenverh\u00e4ltnisse der Muskelbestandtheilc, welche eine Vergleichung ; der Tliiere innerhalb weiterer Gebiete nicht erlaubt, v-\nFolgende Tabelle enth\u00e4lt einige Beispiele dieser Art, welche den Tabellen I. und III. entnommen sind.\nTabelle IV.\nIn den m\u00f6glichen F\u00e4llen sind\nMittelzahlen gezogen.\nTrocken-\nsubstanzen.\nSumma\nvon\nMyosin\n*un\u00abl\nGer\u00fcst-'Substanzen. -\nin lToeenten\ni Schildkr\u00f6te\n1er ' IT\u00bb\nt. Gruppe der * Frosch.... Kaltbl\u00fcter, i Eidechse (Mitl\u00ab-l) Fisch ....\n2.\tHuhn.\n3.\tSperlini\n4.\tTaube.\n\u00fc.\nOchs\nKalb\n0. Kaninchen\n* Schenkelmuskeln l Brustmuskeln .\nj Schenkelmuskeln . I Brustmuskeln .\n\\ Schenkelmuskeln I Brustmuskeln .\nRothe Muskeln. Blasse Muscelu .\n20.20\n21,22\n21,01\n21,48\n24.97 25,37\n20,55\n20.97\n25,81\n28,00\n25,83\n25.11\n23.03\n24.03\n14,43 15,70 I 15,90 . 18,50 )\n19,8t 20,32 \u2022\n18,12\nisjoi\n20,27 20,09\n18,73 , 19,02 t\n10,53 i 19,75 i\nMan sicht Mcl.it aus diesen Zahlen, dass in manchen F\u00e4llen, wo die Verschiedenheit des Bewegungscliaracters sehr scharf ausgesprochen ist, die Differenz in der Menge der Trockensubstanz h\u00f6chst unbedeutend ist. Ganz anders ge-, stallet sich der Suchverhalt, wenn man den Wechsel der","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"Verh\u00e4ltnisse beider ITaiijUlx stan.lHi. ilo anstatt ,|er Tick,,, \u2022Sill,stau-,\tBefruchtung zieht. Wir finden immer, ilas,\ngrossen Differenz,-n im Bowogungsehai-akter auch ein gros-,,-Weclisel III diesen Verh\u00e4ltnissen entspricht. In allen F\u00e4ll,,, wo die ti'-ruslsuhslaiizen sehr vermehrt erscheinen, ist ,|j,\u2019 Myosinmenge sehr .herabgesetzt, so dass die Summe beider liestandtheile und die der Trockensubstanzen nur weni-,. Ver\u00e4nderungen aufweist. Es scheint, als ob beide Bestand-Ih.-Ile unter gewissen Bedingungen in einander iimgewamli-ll worden k\u00f6nnen,\nAuf Grund dieser und der fr\u00fcher erw\u00e4hnten That-Sachen fiber die directe Betheiligung beider Beslamltheilr an der Ausbildung des Bowognngscharaclers der Muskeln, glaube ich, behaupten zu k\u00f6nnen, dass die innere Beweglichkeit der Muskelmasse nur durch den relativen Gehalt an beiden Be-standtlieilen bedingt ist\nC?\t\u2022\t$\nObwohl der Salz, dass die gr\u00f6ssere innere Beweglichkeit der Muskehnasse vom relativ gr\u00f6sseren Gehalt a,n Ger\u00fcst-Substanzen und relativ kleineren an Myosin abh\u00e4ngt, durch alle bis jetzt angef\u00fchrten Thatsachen genug bewiesen ist glaube ich doch im Folgenden noch einige einschlageil,le Beobachtungen heseln-eiben zu m\u00fcssen, da sie zu gleicher Zeit auch in anderen Hinsichten interessant sind.\nDas Herz stellt bei jedem Thier ein muscul\u00f6ses Organ dar, welches nicht nur stets in Arbeit begriffen ist, sondern was f\u00fcr unseren Zweck wichtiger ist, dessen Zusammen-Ziehungen besonders im linken Vontrickei mit bedeutender Schnelligkeit ausgef\u00fchrt werden. Es lag nahe, die Zusammensetzung der Hei-zmuskulaliir mit der der peripherischen Muskeln zu vergleichen. In den F\u00e4llen wo die Tliiere periphere Muskeln, mil grosser innerer Beweglichkeit (also sich rasch verk\u00fcrzende) besitzen, konnte man von vorn herein Fnterschieile in der Zusammensetzung auf Grund unseres Salzes nicht erwarten. Bei den langsamer arbeitenden Muskeln m\u00fcsste sich der Enlerschjed aber wohl kundgeben.\nDie Muskelmasse war f\u00fcr die Analyse von Fett und .Seimen vollkommen befreit und in allen F\u00e4llen, ausser beim","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"151\nFrosch, vom linken Ventrikel entnommen. Di\u00ab* Versuche erhoben folgende Zahlen:\t.\n!\ttii\t\t\t\t\t\t\t\n3\t3\t\t\t\t\"\t\t\t\nX\tJ \"S r \u2014\t\t1\t\t:\t1\t!\t\n7.\t^\t\u00a3 3\t\u2019S <4\t\t1\t\ti\ti\t1\t\n\t\t\t\t\t\t\t\ns\t'{I\t\t\t\t\t\t\nN\t\"~l| - i!\t\t\t\t\t\t\nX\t5 X\t\u00ce\u00cf\t\tr-\t1 \"\t\t1\u20144\ti-\t\n\tH\t\t\t\t\t\t\ns c\t<\u25a0\t|l\t\t31\t\t31\ti'.\t\n\u00a9 o)\tu -\u00ae X \u00ab- \u00cf 3 3\t\t\t1-<\t\t\u2022A \u2022 \u00bb\t\u2022 \u2022'\tcf\nis*\tc >,\t\u2014\t\t\t1^\t-\t-\n>\tu.\t5?\t\t\t\t\t\t\nX\t1\t\t\t\t\t\t\n\t\ti *\t\t\t\t\t\u00a9 \u2022\n\t,\t\t**\ti'.\tw\tc\t1\u20144\n\t\t\tX\t3\u00ce\t\ti3\t\n3\t\t\t*\u25a04\t1-4\t\t^4\t\u2022-4\nX\t\t\t\t\t\t\t\n\tCj\t\t\t\t\t\t\nX\t41\t\ter.\t03\t\ti-\t\u00a9\n\t.\t\ti\u20144\tX\t3\u00ab\tX\tT}<\nu\t-\t1\u20144\t\u00f6\t\t3\u00ab\t\t\u00c4\n\t-\tr-4\t1-4\t1-4\t\u2022\u2014\t\t\nW\tz\t\t\t\t\t\t\n\u2022\t\t\u25a0\t\t\t\t\t\ns\t\u00cf\u2014\t1-4\t\tiH \u2022\t34\t-f\t\u2022\u20141\nX\t*\t-51\tI\u2014\u00ab\t\tX\t\tl'\u00bb\nc\t.\u2022*\u25a0\u2022\u2022-1\t\tX\t\t53\t73\t\ns\t\t\t\t\t\t\t\n\u2022zuB)s\u00abjns\tI\t*3\t<N\t\u00a9 \u00a9\t1 ^ \u00a9\t\t31 W\u00bb\n-u^)o\u00abx\tL i\to i *\t<M\tS'\tCl\t3J 3\u00ab\t\n\t\t! ^3\t\u00bb0\tM\t31\tW\ti-H\n\t\u2022=i\t\t\t\u00a9\t\u00bb3\t31\t\u00a9\n\u2022lipnoj it[ojjsni\\[\t\t\u25a0t\tX H\t\u00a9 X\to ^-**\t31 i3\tlO \u00bbT\n\tVy:\t\tCO\t\t53\t\u2022 *\t\u00a9\n\t\t\u2022\t\u2022\t.\t\u2022\t\u2022\t. \u2022\n\u2022\t\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\n\t\t\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t*\t\u2022\nga\t\t\u00ab\t\t\t\t\t\n\u20222U\t\tc\u00e4\t\t\t\u2022\t\t\nCU \u00bb .\t\ts\t\u2022\t.\t.\t\u2022\t\u2022\n\u00abya (-1\t\to\t\tc\t\t\t\n03\t\t\t\tw\t*\t\t\ng\u2014}\t\t\t\t\t\t\t\nE-<\t\to\t\u2022\tSJ \u25a0\t0)\t*\t\n\t\tX\tX\t\u20223\t\t\tO 7. O\n\t\ts\t*3\tr< 5\t3 c\u00f6\t\t\n\t\t! \u00ab5\to\tu\tH\tZm '\tU\u00ab\n7.\t\u2014\n4\t41\n41 ' w\n\u2014 cS o -33\nT e\n-, O) 2\n\"\u00ab . ?\no\ns;\nu\na>\nX\n&\n\u2014\n\u2019S\nw\nT.\nrs\n.3\n4\nX'\n>\nC\ni)\n\u25a0 ^\n\u25a0 \u2019S\n7:\n4> S '\nS o \u2014 \u2014*\ncS\n3\n\u00a9\n\u00ab\neS\nc-\n.*\u2022\n\u2014\n41\u00bb\n_ \u2022 d)\no> \u201d\n\u2014i\nX . u jZ V ICS \u2014\n\u2014 01 41\t>\n41 \u2014> r*\n3\n41\n\"3\nC\n3\nS\n41\nCS\n33\n~\n4i\n>\n3\ns\n41\nUl\n7)\n4)\n41\n' tu\n\u2022 M\n33\nt-\n'S\nCO\n--\ns.\nja\n41\n\u00fc e 2 \u00e4 \u2022= r rt \u2022\nN '3\no\nc\nI x\nCS\ni a\n> tu\n* 1\n\u2014\u2022 \u2022 **\n\u2014\" X U\n^ C\nX' u>","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nVergleichen wir jetzt die f\u00fcr die Herzniuskulatur orh tone Zusammensetzung mit der der peripheren Muskeln d selben Thieres:\n1)\nC\n\u00ab\nH\n\n7.\n7.\n7\u00ce\nV.'\n\n\u00bb\t^ C\tL\til\td d\t1^.\tf d\to ^1\u00bb\td CI\t'M\t\u00bb? X\t(- r-\tCl X\tCS co\n\u00ef : 3\t3\tn\t\t\u00a9\t\u00bb?*\tTT*\t\td\tco\t\u00a9'\t\u00bb?\n7]\nc\n75\no . >> !\n\u00ab\n3\nX\n\u2022fl\n\u00bb\nx \u00bb? \u00bbff sc iC rc\nW t*\n\u00bb? L'-\nd ci\nl>\tCi\t\u2014\t\u2014\nci\t\u00a9\tx\tc\nO\tSC\tCS\t\u00bbC\n\u00bb S3 ?S\n\u2022* \u2022 \u2022\nZ '\t~ ~\t~ \u00a9\n:\ttt ^\tl\"T\nCO sc\nX \u2014\nr-\nci\noo\n\u00a9 so\nl- tT \u2022 \u2022 \u00bb? TT\n\u00bb? o\no Ti\u00bb\nw 51 CS tt [T \u201c\n7.\n>,\n\"ziuijsijns\nX\t\u2014\t\u00bb?\t\u2014\u25a0\n\u2014 C\t91\tC\tJ\n\u25a0\t*>\t9\t\u00bb\n\u00ce0\tCI\tC.\tTT\nx\t\u00bb?\trr\to\n-<s\u00bb\tX\tW\tSC\nI\t\u00bb\u25a0\t\u2022\t\u2022\t\u00bb.\nTi\to\tre\to\nCl\td\tCI\tCI\n\td\t\t\n\tX\t25\t\nCS\t\u00bb\td'\tr:\n\t\t\t\n\tr-\t|T\to\nX\t*tT\tCs\t\n\u00bb?\u2019\ttO\t\u00ab1*\u00ab\td\nd\tCI\tCI\tCI\nSO -O\nCO lT\nX TT\nd d\nd cs\nTT lT CJ TT\n\u2022ji|.maj u[t\u00bb?jsnj\u00e7 ;J\nI I I\nJZJ\nrt\nN\n7.\nO\n-l\u00fc\n7j\n\t... ;|\ts\t-r\t.S-f\n\t1\to>\t-i\tim\n\u2014\u2022\t\u2014\u2022\t\t7i.\t\u00ff \u00a3\n\t\t\u2022\t3\tZmm ~\n*35\tfco\t\"H.\t\u00ab\u25a0T s\t_n s;\n\tN\t; .\t\t~ i-\n\u201e12\t0>\t\t1/\t\n.m\ttlr\t?T\tX\t\u2022\t\u201cT-\nw\n75\n3\n\u00ab\nii\nXX\nXX\nt/J\n\u2022T\tf#> c? OS \u201d\n-\t3 -r. . * -\n-x\n\u25a0/.\nS\n-/.\nv\no -X\nXX\ns\n?\u00bb\tN\nX S \u00ab; E i. \u201c\ntt\n4\u00bb\nUi\nX\nd\"\nro\n\u25a0\u2022r.\nO\n\u00bb?\n'S-","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"I\nm\nWas die relativen Verh\u00e4ltnisse der in Rede stehenden Bestandtheile anbotrifft, so sind die Zahlen dieser Tabelle im vollkommensten Einklang mit unseren Haupts\u00e4tzen (s.S. 147). Vergleicht man aber diese Zahlen n\u00e4her mit den entsprechenden Zahlen rasch sich verk\u00fcrzender Muskeln, sowohl in Bezug auf die Menge der Trockensubstanz als auf die Summe des Myosins + Ger\u00fcstsubstanzen, so findet man manche f\u00fcr die Hcrzmuskulatnr h\u00f6chst characteristische Eigenfh\u00fcmlich-keiten. Erstens springt in die Augen die Thatsache, dass alle untersuchten Herzmuskeln trotz ihrer lebhafteren Bewegungen weniger Trockensubstanz enthalten, als die (selbst die tr\u00fcgen) peripheren Muskeln. Zweitens erhellt aus den Zahlen dieser Tabelle, dass die Summe der beiden bestimmten Bestandtheile im Herzmuskel stets kleiner ist, als in den peripheren Muskeln. Und dennoch sehen wir, dass der relative Gehalt an Ger\u00fcstsubstanzen im Herzmuskel ein viel gr\u00f6sserer, und der des Myosins ein viel kleinerer ist, als iu den peripheren Muskeln. Da wohl Niemand leugnen wird, dass der Herzmuskel seine Zusammenziehung viel rascher zu Stande bringt als die tr\u00e4gen peripheren Muskeln, so beweisen die Zahlen noch einmal, dass nicht die absoluten Mengen des Myosins und des Ger\u00fcstes, sondern die relative Menge beider den Bewegungscharacter des Muskels bestimmt.\nF\u00fcr die Herzmuskulatur bleibt aber immer characters-\n\u00bb.\nlisch, dass trotz ihres nur den lebhaftesten peripheren Muskeln zukommenden relativen Gehalles an Myosin und Ger\u00fcstsubstanzen, die Summa dieser Bestandtheile und die der Trockensubstanz niedriger als in den tr\u00e4gen peripheren Muskeln ist. Man sieht daraus, dass der Herzmuskel in dem lelativ grossen Gehalt an Ger\u00fcstsubstanzen die Bedingung f\u00fcr rapide, lebhafte Verk\u00fcrzungsf\u00e4higkeit, in dein gr\u00f6sseren Wassergehalt aber, wahrscheinlich eine Art Compensations-vorriehtung gegen die grosse innere Beweglichkeit (resp. gegen zu rapider Erschlaffung ?) zu gleicher Zeit enth\u00e4lt.\nAnders gestaltet sich die Zusammensetzung des durch abnorme Bedingungen nicfyt nur morphologisch, sonder auch","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nphysiologisch ver\u00e4nderten Herzens, Hypertrophische IIerz.-,| zeigen nicht nur eine Ab\u00e4nderung ihrer Structur, sondern m\u00fcssen, wegen des gesteigerten Widerstandes im gross, n Kreislauf ihre Zusammenziehungen bedeutend langsamer, aber mit mehr Kraft und Ausdauer ausf\u00fchren als unter normalen Bedingungen. Es ist also zu erwarten, dass die hypertrophischen Herzen in ihrer Zusammensetzung sich der der peripheren Muskeln n\u00e4hern werden. Die Versuche haben Folgendes ergeben:\n00 ^","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\nMan kann daraus schliesson, dass wenn ein Muskel durch \u00e4ussere Hindernisse gezwungen ist seine Contrac-t innen langsamer, aber immerhin vollst\u00e4ndig auszuf\u00fchren, er \u25a0\u00ab\u00bb\u2022ine Zusammensetzung im Sinne unseres Satzes ver\u00e4ndern muss, d. h. das Verh\u00e4ltnis zwischen Myosin und Ger\u00fcst-suhstanzen allm\u00e4hlich zu Gunsten des ersteren abge\u00e4ndert wird. Diese Thatsachen beweisen auch, dass man irrth\u00fcm-iicher Weise das hypertrophste Ilerz als ausschliesslich in morphologischer Hinsicht verschieden vom normalen ansieht, dass vielmehr in ihm ausserdem auch chemische Ver\u00e4nde-\n*.\tf\nriingen sich allm\u00e4hlich ausbilden.\nEs ist denkbar, dass in einem umgekehrten Fall, d. h. wenn einige Muskelgruppen durch \u00e4ussere Bedingungen, z.B. .Uebung die F\u00e4higkeit zu rapideren Contractionen allm\u00e4hlich erwerben, in ihnen auch im Sinne unseres Salzes Ver\u00e4nderungen der Zusammensetzung sich allm\u00e4hlich einst'ellen m\u00fcssen. Es ist aber schwor, sich ein solches Object zu verschallen, denn es kommt \u00e4usserst selten vor, dass man. Muskeln zur Untersuchung erh\u00e4lt, welche durch dauernde \u00dcbungen, wie z. B. bei Pianisten, T\u00e4nzern, Taschenspielern etc. zu schnelleren Bewegungen geeignet gemacht waren.\nDass \u00fcberhaupt Ver\u00e4nderungen in dem relativen Vor-liiiltniss beider in Rode stehenden Muskelbestandtheile uiul\nzwar sowohl nach lange dauernden als auch unter pl\u00f6tzlich wirkenden Einfl\u00fcssen sich ausbilden k\u00f6nnen, scheinen folgende zwei Beobachtungen zu demonstriren.\n1) Um den Einfluss einer verminderden Uebung der gew\u00f6hnlich si\u00abh sehr lebhaft verk\u00fcrzenden Muskeln auf ihre Zusammensetzung aufzudecken, habe ich die Brustmuskeln derjenigen Tauben, welche f\u00fcr den Markt gez\u00fcchtet und gut gen\u00e4hrt werden, gew\u00e4hlt. Die Tliiere \u2018 benutzen ihre Brustmuskeln von Jugend an sehr wenig, denn sie fliegen nur wenig herum und haben um die Nahrung keine4 Sorge. Vergleichungsweise gebe ich auch die in der Tabelle I. erw\u00e4hnten Resultate f\u00fcr die wilden, frei lebenden Tliiere in Mittelzahlen an.","page":155},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"157\nMan sieht daraus, dass trotz der verh\u00fcltnissm\u00e4ssig iin-bedeut enden Verminderung der Summe beider Beslundt heile ihr relativer Gehalt eine sehr grosse Ver\u00e4nderung hei der Haustaube erlitten hat. W\u00e4re ein gleiches Resultat, f\u00fcr die wild lebende Taube, welche man durch l\u00e4ngere Zeit k\u00fcnstlich au Flugbewegungen verhindert hat, erhalten worden, so h\u00e4tte man das Recht, sofort daraus zu schliesscn, dass Unter diesen . Bedingungen ein Theil der Ger\u00fcstsubstanzen sich in Myosin umgewandelt, oder \u00fcberhaupt Myosin auf ihre eigenen Kosten geliefert haben. Jetzt aber ist dieser Schluss nur indirect mit\nZuhilfenahme anderer Thatsachen m\u00f6glich.\n-) Zwei eben gefangene Sperlinge wurden w\u00e4hrend der Xaeht aus Unvorsichtigkeit unter einer Glasglocke erstickt. Ungef\u00e4hr sechs Stunden nach dem Tode wurden sie wie gew\u00f6hnlich verarbeitet. Zum Vergleich f\u00fchr\u00ab' ich l\u00fc'er-selbsl auch die Zusammensetzung der Muskeln normaler Tlviere aus Tabelle I. an.\n(Tabelle IX, folgt auf n\u00e4chster Seile.)\nMan sieht klar aus diesen Zahlen, dass w\u00e4hrend der brslickungszcit in beiden Muskeln ein mehr oder weniger grosser Theil der Ger\u00fcstsubstanzen auf ihre Kosten 'den Myosingehalt vergr\u00f6ssert haben1), Dieses Resultat erlaubt auch den ersten Fall auf dieselbe Weise zu erkl\u00e4ren.\nAlle \u00fcber die hypertrophsten Herzen, \u00fcber die Haustaube und \u00fcber die erstickten Sperlinge angef\u00fchrten Thatsachen erlauben den Schluss zu ziehen, dass der relative Gehalt der Muskelsubstanz an Myosin und B\u00fcndelger\u00fcst ziemlich leicht Schwankungen unterliegen kann. Die allbekannte Thatsachc, dass Lebhaftigkeit, Bapidjt\u00e4t in den Muskelbewegungen durch regelm\u00e4ssige und dauernde Uebungen mit der Zeit erworben werden kann, der unzweifelhaft erh\u00f6hte relative Gebalt sich lebhaft bewegender Muskeln an B\u00fcndelger\u00fcst und alsdann die zuletzt erw\u00e4hnten Thatsachen beweisen zur Gen\u00fcge, dass Schwankungen in der Zusammensetzung\n1 ) In einer bald zu publicirenden Arbeit werde ich zeigen, dass die Geriislsubstanzen unter anderen '/ers\u00e9tznngsproduklen wirklich Myosin iresp. Syntonin) liefern.","page":157},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"159\n4\nder Muskeln unter verschiedenen Lebensbedingungen nach zwei Richtungen sich vollziehen k\u00f6nnen. Erstens kann der Gehalt an B\u00fcndelger\u00fcst .vergr\u00f6\u00dfert werden, was unbedingt den Myosingehalt herabsetzt, zweitens kann die Menge des B\u00fcndelger\u00fcstes eine Verminderung erfahren, was stets eine Vergr\u00f6\u00dferung der M. y o s i n ni e n g e zur Folge hat. Diese zweite Ver\u00e4nde-rung in der Zusammensetzung scheint viel leichter und schneller eintreten zu k\u00f6nnen als die erste. Ich habe bis jetzt keine Gelegenheit gefunden, auf analytischem Wege eine Ver\u00e4nderung erster Art demonstriren zu k\u00f6nnen, doch glaube ich eine solche M\u00f6glichkeit als logische Folgerung aus den\nmeisten angef\u00fchrten Beobachtungen ansehen zu d\u00fcrfen. Noch sicherer kann man auf Grund dieser Beobachtungen behaupten, dass eine Zusammensetzung, welche den lebhaft, rapid sich verk\u00fcrzenden Muskeln entspricht, sich nur dann c\u00e6teris paribus gleichbleibt, wenn die Muskeln durch \u00e4ussere Lebensbedingungen ihre lebhafte Bewegungen fortzusetzen gezwungen sind.\nDieses Resultat steht im vollst\u00e4ndigsten Einkl\u00e4nge mit den allbekannten Thatsachen des gew\u00f6hnlichen Lebens, dass die einmal durch dauernde Uebungen allm\u00e4hlich erworbene Bewegungsvivacit\u00e4t in den Finger-, Hand- und Fussmuskcln nach dem Aufheben der t\u00e4glichen Uebungen sich ziemlich bald, trotz des besten Ern\u00e4hrungszustandes des ganzen K\u00f6rpers verliert.\nEs bleiben mir noch ein Paar Worte \u00fcber eine in allen angef\u00fchrten Versuchen klar hervortretende Thatsache hinzuzuf\u00fcgen.\nAlle Muskeln, welche reich an Ger\u00fcstsubstanzen sind, liefern tr\u00fcbe Myosinl\u00f6sungen. Je gr\u00f6sser der Gehalt an diesen Substanzen ist, desto tr\u00fcber sind die Salmiakaufg\u00fcsse. Umgekehrt, wenn der Reichthum der Muskeln an Ger\u00fcstsubstanzen eine, wahrscheinlich f\u00fcr verschiedene Thierklassen\nverschiedene Grenze nicht \u00fcberschreitet, so sind die an Myosin viel reicheren Salmiakaufg\u00fcsse ziemlich oder fast ganz klar.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"Dio die Tr\u00fcbungen bedingende Substanz bleibt auf dem F\u00fchr. Sie quillt in Salmiakl\u00f6sung stark aui, wird aber nicht gel\u00f6st. Die gefundenen Schwankungen an Ger\u00fcstgehalt kommen haupts\u00e4chlich, vielleicht sogar ausschliesslich auf Keclinuir dieser Substanz. Fs muss diese Substanz diejenige sein, welche so leicht auf ihre Kosten den Myosin, go halt der Muskeln vergr\u00f6ssern kann, oder in anderen F\u00e4llen sich unter Mitwirkung des Myosins und zugleich mit seiner Verminderung in den Muskeln neu bildet.\nIch bin mir ganz gut bewusst, dass die Zahl der Versuche die meinen Schl\u00fcssen zu Grunde liegen, nicht allzu gross ist. Es ist sehr w\u00fcnschenswerth sie zu vermehren, wozu viele von mir nicht untersuchte Tliiere vorz\u00fcgliche Objecte darstellen k\u00f6nnen ; allein erstens sind schon die von mir angef\u00fchrten Thatsachen zur Feststellung meiner S\u00e4tze gen\u00fcgend, zweitens sind solche Bestimmungen sehr zeitraubend, drittens bin ich nicht in der Lage mir das w\u00fcnschens-Wertho Material leicht verschaffen zu k\u00f6nnen. Ich bin auf Grund -anderer hier nicht aufgenommener Beobachtungen fest \u00fcberzeugt, dass durch dergleichen Muskeluntersucliungen die mit Bezug auf Alter, Geschlecht, Nutrition, Arbeit und Ruhe, sowie auch auf pathogenetische Bedingungen ausgef\u00fchrt werden, liir die normale und pathologische Physiologie der Muskelsubstanz wichtige Aufkl\u00e4rungen gewonnen werden k\u00f6nnen.\nMeine Versuchsreihe weist die oben erw\u00e4hnIc Scala von Marey nicht nur als in manchen Thailen falsch, in anderen als nnvollst\u00e4ndig nach, sondern \u00fcberzeugt uns, dass zur Herstellung einer solchen wissenschaftlichen Scala \u00fcber, das ganze Tl\u00fcerreich bei Weitem viel mehr Beobachtungen und zwar in eleclrischer und chemischer Richtung zuv\u00f6rderst zu sammeln sind.\nG en f, im October 1882.","page":160}],"identifier":"lit16476","issued":"1882-83","language":"de","pages":"124-160","startpages":"124","title":"Ueber die Abh\u00e4ngigkeit der Contractionsart der Muskeln von den Mengenverh\u00e4ltnissen einiger ihrer Bestandtheile: Beitrag f\u00fcr eine zuk\u00fcnftige Theorie der Contraction","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:35:48.675704+00:00"}