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{"created":"2022-01-31T14:47:06.788013+00:00","id":"lit16482","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Baginsky, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 209-221","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Vorkommen und Verhalten einiger Fermente.\nVoll\nDr. Adolf Bagtnsky.\nDocent der Kinderheilkunde an der I^uivorsitat Merlin.\n<An-; der chemisch*\u2019\u00bb Ahthoiluntf <l*s physiol* ij'isrho\u00bb Instituts der Universit\u00e4t Berlin*. (Dor Redaktion zuoe*\u00bbu\u00bb!,'on am 4. Januar 18h:i.)\nGelegentlich einer Studie \u00fcber die chemischen Eigenschaften einiger neuerdings in den Mandel gebrachten Milch-.\" pr\u00e4paratc wurde ich dazu gef\u00fchrt, das Vorkommen und Verhalten einiger Fermente zu pr\u00fcfen. Diese Untersuchung f\u00fchrte zu folgenden Ergebnissen:\t;\nI. Vorkommen des Labfermentes in Pflanzen.\nSchon 1874 machte Roy Mittheilung von dem Vorhandensein eines ei weissl\u00f6senden Fermentes (Peptonbildner,) in den Saft von Carica Papaya. Moncorvo, Witmack, Wurtz, Bouchut best\u00e4tigten die Thatsache und Wurtz (1*880) erwies die Aehnlichkeit desselben mit dem. aus tliie-rischen Pancreas dargestellten Trypsin.\n\u2022G o r u p - B e s a n e z und Wi 11 fanden ein peptonbildend\u00f6s Ferment in dem sauer reagirenden Secret verschiedener Nepenthesarten ; die Wirkung blieb bei neutraler Reactipn aus und wurde durch Ameisens\u00e4ure, Aepfels\u00e4urc und\u00c7itronen-8'iure verst\u00e4rkt. Peptonbiidendes Ferment fand \u00fcberdies Vi nes in Nepenthes hybridus und gracilis, wenn die Schl\u00e4uche mittelst Glycerin und Essigs\u00e4ure (1%) oxtrahirt wurden ; bei Extraction mit (2%) Salzs\u00e4ure wurde dagegen von Hoppe-Seyler ein pepsin\u00e4hnliches Ferment in den Bl\u00e4ttern vein Drosera rotundifolia vermisst.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"21o\nMir kam es darauf an, nach einem in neutraler od, i alkalischer L\u00f6sung die Milch zur Gerinnungbringenden Penn, M (Lahl'crment) zu suchen. In dem Artikel \u00abMilch\u00bb des Di,, liminaire de Chimie (1S7U) wird \u00fcber das Vorkommen d* ~ selben in Artischoken und Disteln von Wurtz berichl.l \u2022 Mayer best\u00e4tigt das Vorkommen (ISS:*1).\nVersuche.\n1. Von frischen Artisehokenpllanzen wurden die griiim;i JM\u00e4tter und der Bl\u00fcthenboden getrennt zwei Ta-.\u00ab hindurch mit destillirlem Wasser exlrahirt. Das Bl\u00e4llir-extrakt, welches wenig sauer reagirt, wurde liltrirl, neu-tralisirt, und erwies sich auf frische Kuhmilch v\u00f6llig unwirksam.\nDas Extrakt des Bliithenbodens ist eine etwas sdiki-mige Fl\u00fcssigkeit, ist liltrirl von schwach gelblicher F\u00e4rb und reagirt schwach sauer. Xeulralisirt und zu frisch.-r Milch hinzugethau (10 ce. : 25 ec. Milch) bewirkt es bei einer Temperatur von W C. nach drei Stunden Gerinnung.\nWurden die Pflanzen mit Salzs\u00e4ure (0,134%) zw. i Tage hindurch digerirt, so blieb das ncutralisirte Extract sowohl der Gl\u00e4tter, als des Bliithenbodens auf Milch v\u00f6llig unwirksam. Das Feraient wird also (wie schon lloppe-Sey 1er bei Drosera fand) auch in Artischoken durch Salzs\u00e4ure vernichtet.\n2. Die Thalsache, dass Doue but (1880) in dem Safte des Feigenbaums ein eiwoissl\u00f6sejndes Ferment gefunden halle (Ficoin) bewog mich auch in Feigenfr\u00fcchten nach dem Labterment zu suchen. Fs standen mir allerdings nur die getrockneten Fr\u00fcchte zur Verf\u00fcgung.\nlo ec. des neutral reagirenden mit Aq. destillat. her-gestellten Extraktes bewirkten in 25 ec. frischer Milch nach einer Stunde Gerinnung. Temp. 40\" G.\nDie w\u00e4sserigen Extrakte von Bl\u00e4ttern und Schlauchen schwacher Pfl\u00e4nzchen von Drosera rotundifolia, Diome.i\nb l.'hr\u00ab* von tlt ii cljcinisilivji Fermenten. Heidelberg ISS*\u2019.\n\u00bbI\n\u00bbk","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"2 11\nmuscipula, Cephalotus follicularis, Sarracena purpurea, Nepenthes l\u00e6vis, von Leontodon Taraxacum, der Wurzel von Brassica esculenta blieben auf Milch v\u00f6llig unwirksam.\n\u25a01. Das Extrakt von Carica Papaya, in dostillirlern Wasser \u2019 gel\u00f6st, bringt (5 ec. : 25 ec.) Milch bei neutraler Reaction in zwei Minuten zur Gerinnung, Temp. 45\" G.\n1 cc. der Papayinl\u00f6sung : 25 cc. mit Natriumcarbonat wenig alkalisch gemachter Milch bringt dieselbe in 15 bis 50 Minuten zur Gerinnung. Temp. 45\u00b0 G. Dasselbe bei neutraler Reaction.\n5. Vermischt man die zu den vier genannten Versuchen benutzte L\u00f6sung von Papayin zu gleichen Theilen mit Filtraten fauliger Substanzen (gefaultem Pancreas, Flussschlamm), l\u00e4sst dieselbe einige Minuten bei -Zimmertemperatur stehen und giesst von der Mischung 2 cc. zu 25 cc. Milch, bringt das Gemisch sofort in dem auf 45\u00b0 G. erw\u00e4rmten Trockenofen, so tritt nach 15 Minuten Gerinnung ein.\nDas Extract von Carica Papaya enth\u00e4lt also in der That ein sehr intensiv wirksames, selbst bei neutraler und alkalischer Reaction Milch zur Gerinnung bringendes Ferment (Labferment).\nII. Vorkommen des Labfermontes im D\u00fcnndarm.\nInvertirendc und diastatischc Fermente wurden im ganzen Darmkanal von Paschutin (1871), L\u00e9pine (1871), Masloff (1878), Brown und Heron (1880) nachgewiesen, lieber den Nachweis des Lab fermentes linde ich hr der Literatur keine Angaben.\n0. Ein St\u00fcck von dem D\u00fcnndarm des Kalbes wurde f\u00fcr wenige Minuten in Alkohol eingetaucht, und sodann an der Luft getrocknet. Von dem getrockneten Darm die Schleimhaut abgezogen und in kleine St\u00fccke geschnitten.\n2 gr. der so pr\u00e4parirten Mucosa wurden mit 20 cc. Salzs\u00e4ure von 0,134\u00b0/o \u00fcbergossen, 48 Stunden stellen gelassen, filtrirt und das Filtrat neutralisirt.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\n\u00f6cc. ties Filtrates wunden durch l\u00e4ngeres Eiii.stollen in den Warmwasscrofen aut die Temperatur von 45\" (! gebracht und zu 25 cc. ebenso hoch temperirter frisch* i Kuhmilch hinzugothan. Die Gerinnung erfolgt fast aiig*hi-blicklich. Das Gerinnsel ist massig, wie bei derjenigen Gerinnung, welche mittelst des aus der Magenschlejin-haut gewonnenen Labsaftes erfolgt.\nV\n7. 2 gr. der pr\u00e4parirleu Mucosa wurden mit 25 cc. eher verd\u00fcnnten Sodul\u00f6sung \u00fcbergossen, 4S Stunden stellen gelassen. Versuchsanordnung weiter wie bei Versuch ,li. 5 cc. : 25 cc. Irischer Milch. Temp. 45\u00b0 C. Erfolg derselbe. Gerinnsel mehr feinllockig, nicht so massig, aber fast augenblickliche Gerinnung.\nS. 2 gr. der Mucosa mit 25 cc. Glycerin \u00fcbergosseii, 4S Stunden stellen gelassen. Dieselbe Vorsuchsanonl-nung. Gerinnung ebenfalls fast augenblicklich ; das Gerinnsel gleichfalls feinllockig.\nAll** drei Extrakte enthielten sonach ein intensiv wirksames Labferment.\n0. bin testzustellen, welches von den drei Extrakten das wirksamste sei, wurden dieselben mit je der gleichen Quantit\u00e4t deslitlirtem Wasser verd\u00fcnnt, und bei derselben Versuchsanordnung je 1 cc. des Extraktes zu 10 cc. frischer Milch hinzugelha\u00fc. Die Temperatur sowohl des Extrades wie der Milch war 44\u00b0 G. All\u00bb' Extrade waren neutralisirt.\nEs ergab sich :\nDas Salzs\u00e4uroextrakt bewirkte Gerinnung in 15 Minuten \u00ab Sodaextrakt\t< i stund**.\n\u00ab Glycerin**xtrakt\n28 Minuten.\nDas salzsaure Extract ist sonach das wirksamste, das Extrakt mit Nalriiuncarbonat erschien als das am wenigsten wirksamste.\nDer Versuch ein Extrakt mit dcstillirtem Wasser herzustellen, misslang, weil sehr rasch F\u00e4ulniss eintrat. (Die Versuche sind im Sommer gemacht).","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"213\nIII. Verhalten des Labfermentes bei verschiedenen\nTemperaturen.\nDer Labmagen vom Kalbe wurde sorgf\u00e4ltig gewaschen, in Alkohol getaucht und an der Luft getrocknet.. Nach dem Trocknen die Mucosa abgezogen und in kleine St\u00fccke geschnitten. 5 gr. der so pr\u00e4parirlen Schleimhaut wurden mit ta*. Salzs\u00e4ure von n,l\u2022 >\u00ce-'\u00fcbergosson, IS Stunden stellen gelassen. Darauf iiltrirl. Das Filtrat genau neutralisirl. -Die weitere Versuchsanordnung war folgende: Die Milch wurde jedesmal in eine lieagirr\u00f6hre gegossen, welche* in einem, aut die gew\u00fcnschte Temperatur erw\u00e4rmten Wassev-bade durch eine Klemme festgehalten wurde. In die Milch tauchte ein genaues Thermometer. Die zu jedem Versuche iiolhwendige Menge neuiralisirten k\u00fcnstlichen Magensaftes (Labsaft) wurde in dem Wasserbade gleichfalls vorher auf dieselbe Temperatur gebracht und die Mischung erst bei. \u25a0erreichter Constanz der Temperatur von Wasserbad, Milcl( und Labsaft vollzogen.\nZu jedem Versuche\twurden 10\tcc. frischer, neutral\nreagirender Kuhmilch und\t1 cc. ein und desselben Labsattes\t\nverwendet.\t\t\nDie Versuche ergaben folgende Resultate:\t\t\nid. Temp. 21\u00b0 (1. Griinmmg\tin 2 Min. tu Sek.\tT\t\n23,r\u00bb \u00ab\t2 \u00ab 20\t*\u2022>>...\n1*1,0\t3 f\tUli\u00ab* Mischung nicht rasch\niiS.t \u00ab\t2 \u00ab\t50\tgenug geschehen).\n31\t1\t15\t\u00ab . .. :\n\u2022v 38\tt \u00ab\t20\t\\ ' \u2022 ' \u2022 . \u25a0\n'<\t35,8\t\u2014 \u00bb. 4o\t\nC\t37.g\t\u2014\t<\t50\t\n39,2 \u00ab\t\u2014 g 4u\t<\\\n89,8 \u00ab\t10\t\u2022\n\u25a0 \u25a0\t, u v\t-\t30\t\n12 -\t\u2014 '<\t15\t\\ \u2019 \u25a0 \u2022\nV\tH\t\u25a0\t:;n\t\n50\t*\tSo\t-\n\u00bb 1*0\t\t ^ \t\t\u25a0' (nach 5 Minuten noch\nnielit gonnumn).\nr*\n/.titeln iff tin-\t( lipimr VII.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nZieht man von den augenscheinlich innerhalb der Grenzen der Biobachlungsfehler stehenden Schwankungen in \u00ablen Sekundenzahlen ah, so ergibt sich doch evident aus der Skala, dass das Maximum zwischen und 50\" C. lagt.\nBei GO\u00ae C. wird die Wirkung des Lal)fermentes wesentlich behindert, vielleicht aufgehoben. Diese. Beobachtungen stimmen mit denjenigen von Mayer, welcher die Abt\u00f6dtiuigs-lemperatur nach einer etwas anderen Versuchsan\u00f6rdiumg auf 00\u00b0 (1. liormirt : v\u00f6llig \u00fcbereinstimmend ist das Resultat meiner Bestimmungen mit denjenigen Mayers darin, dass sich unter 30\u00b0 G. ein wesentlicher Abfall der Labwirkung constatiren l\u00e4sst.\nIV. F\u00e4ulnissfermento (bactorionhaltige Fl\u00fcssigkeiten)\nund Labferment.\nZur Pr\u00fcfung der etwaigen Beeinflussung der Labwirkmi-j durch .die F\u00e4ulniss hatte ich den Einfluss der F\u00e4ulniss auf die Milch \u00fcberhaupt zun\u00e4chst fest zustellen. Die Ergebnisse der dahin zielenden Versuche waren schwankend.\n11.\t20 ce. neutral reugirender, frischer, roher Kuhmilch wurden mit 5 cc. neutralen, intensiv faulen Pancreas-filtrats versetzt. Vcrsuchsanordining wie bei b. Temperatur 50\u00b0 C. Gerinnung nach 10 Minuten. Die Milch reagirt schwach sauer.\n12.\t20 cc. roher Milch mit 5 cc. einer anderen, Monate lang stehenden, intensiv faulen Pancreasmasse versetzt. Temperatur 30\u00b0 G. Nach 2 Stunden keine Gerinnung. \u2019 Der Versuch wurde abgebrochen.\nEl. Dieselbe Milch, dieselbe F\u00e4ulnissmasse. Angewandte Temperatur 5b0 G. Nach mehreren Stunden keine Gerinnung. Versuch abgebrochen.\nDie Wiederholung dieser Versuche mit verschiedenen gefaulten Substanzen, wie gefaultem Fibrin, Ilundeluirn, Spreeschlamm 'u. s. w. ergab,gleichfalls schwankende Resultate, in einzelnen F\u00e4llen Gerinnung, in anderen nicht. Selbst, wenn die Reaction der Milch sauer geworden war, erfolgte nach","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"215\nstundenlangem Stehen oft keine Gerinnung. In 1 r\u00f6chst bemerkenswert her Weise zeigte sieh auf den Eintritt der Milchgerinnung bei allen diesen Versuchen die angewandte Temperatur von Einfluss.\n14.\t5 ec. einer filtrirten, intensiv faulen Fibrinlosung wurden mit lu ce frischer neutraler Milch gemischt und einer Temperatur von 40\u00b0 G. ausgeselzt. Nach 4 Stunden keine Gerinnung; als die Mischung sodann 24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen blieb, war die Milch eben-\n* falls nicht geronnen. Die Reaction' war sauer geworden.\n15.\tVon derselben Milch wurden gleichzeitig 100 ce. mit 20 cc. derselben faulen Fibrinl\u00f6sung gemischt und bei Zimmertemperatur bedeckt stehen gelassen. Die Milch war nach 20 Stunden zu einem massigen . Klumpen geronnen. Die Reaktion war sauer.\nDie Wiederholung der Versuche 14 und 15 ergab stets den gleichen Erfolg, so dass sich mit Bestimmtheit ergab, dass diejenige Milch, welche h\u00f6heren Temperaturen (\u00fcber 30\u00b0 G.) ausgesetzt worden war, selbst nach Eintritt salirer Reaction nicht geronnen war, w\u00e4hrend dieselbe Milch, bei Zimmertemperatur stehen gelassen, gerann. Es hat also den Anschein, wie wenn die Erw\u00e4rmung die Milch weniger gerinnungsf\u00e4hig macht, h\u00f6stwahrscheinlich wohl, weil durch das Eintreten der F\u00e4ulniss bei niedrigeren Temperaturen der S\u00e4uregrad der Milch ein h\u00f6herer wurde, als bei hohen Temperaturen.\nAcidit\u00e4tsbestimmungen habe ich nicht vorgenommen.\nI Zur Pr\u00fcfung des Einflusses der F\u00e4ulniss auf das Labferment wurde fauler, alkalisch reagirender Ffundeharn zu gleichen Theilen mit Labsaft gemischt, und der Effect auf die Milchgerinnung bei verschiedenen Temperaturen bestimmt. Es wurde derselbe Labsaft benutzt, welcher zu Versuch. 10 gedient hatte und dessen Wirkungsweise bei verschiedenen Temperaturen bekannt war. Um auch die gleichen Mengen Labsaft ' zur Wirkung zu bringen, kamen 2 cc. der Lab-Uarnmischung auf je 10 cc frischer Milch zur Verwendung. Die Versuchsanordnung war, wie bei Versuch 10.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"210\n10.\nemp. 20\u00b0 0.\tOerinnung in 4 Min.\t\u2014\n2.x \u2022<\t*)\t30\n30\t2\t20\n31,\u00ab\ti\t30\n34\ti\t30\n37 *\t: \u2014\t55\n38\t,i .\t\u2014\n30 -\t\u2014\t50\n42.S\t1 <\t\nVergleicht man die Zahlen aus Versuch 1<> mit diesen Zahlen, so ergibt sich eine Ilerahminderun^ der Intensit\u00e4t d<T Lab Wirkung und man k\u00f6nnte versucht sein, dieselbe auf den Einfluss der F\u00e4ulnissnuisse zu beziehen.\nIndess widerlegt der folgende Versuch diese Annahme.\n17.\tEin Labsaft, dessen Wirksamkeit festgestellt wurde, (Gerinnung der Milch bei 10\u00b0 G. in 30\u201440 Stunden) wurde zu gleichen Theilen mit fauler Fibrinl\u00f6sung gemischt und das Gemisch bei Zimmertemperatur eine Stunde stehen gelassen. Das Gemisch brachte bei gleichen Quantit\u00e4ten und gleicher Temperatur dieselbe Milch genau in derselben Zeit zur Gerinnung, wie der reine Labsal'l.\nDer Widerspruch zwischen Versuch 10 und 17 fand seine L\u00f6sung in der von May er erwiesenen Thatsache, dass freies Alkali die Lab Wirkung sch\u00e4digend beeinflusst, wie folgende Versuche erweisen.\n18.\tVon demselben k\u00fcnstlichen Magensaft, welcher zu den Versuchen 10 und lfi gedient hatte, blieben 2 Portionen vom 9. November bis zum 20. Dezember bei Zimmertemperatur stehen; die eine Portion ncutralisirt als Labsaft, dit* andere in der urspr\u00fcnglich sauren Reaction.\n20. Dezember: Labsaft, sehr tr\u00fcbe, undurchsichtig, stark jdtfahsch, faul riechend. Derselbe wurde genau ncutralisirt. 1 cc. ; 10 cc. Milch. Versuchsanordnung wie bei Versuch 10.\nOri Temperaturen von 25\u00b0 (!.\n35 \u00ab\nU\nTritt nach 1 Stumlc kein* Ovrimmug ein.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"217\nAuch (>iii Zusatz von \u00bb cc. Labsaft zu 10 er. Milch bewirkt in dieser /eit keine Gerinnung.\nMagensaft schwach sauer, leicht getr\u00fcbt, auf-; dev Oberfl\u00e4che einzelne Pilzrasen. Derselbe wurde genau neutralisirt, sodann:\t' '\no cc. : 10 cc. Milch. Teinj\u00bb. 12\u00b0 G. Gcrimoing.iii 12 Minuten \u2014 cc\u00bb ; JO cc. \u25a0>\t^\t42 \u2022<\t.v\t' 2o\nPie Labwirkung ist also zwar wesentlich vermindert, al\u00bber nicht aufgehoben. Die vorhandene schwach saure Leadion war also noch gen\u00fcgend., das Labferment zu erhalten, wenngleich die allm\u00e4lig fortschreitende Verminderung des S\u00e4uregrades auch schon in dieser L\u00f6sung die Intensit\u00e4t der Lab Wirkung beeinflusste.\nPepsin.\nI. Vorkommen des Pepsins im D\u00fcnndarm.\n\u00bb.\na\t\u2022\nGr\u00fctzner wies 187V\u00bb Pepsin in den Prunnevscher' Drusen nach und Mas lo t t zeigte 1878, dass sowohl Infuse der P\u00fcnudarnisehleimhaut, als auch der nach Thir-y.\u2019s Methode gewonnene Darmsaft in saurer L\u00f6sung Fibrin verdaue. Der Pr\u00fcfung auf Pepsinwirkung wurden die drei bei den Versuchen G, 7, 8 benutzten Extrade der D\u00fcnndurm-schleimhaut unterzogen.\nI(J. Salz s\u00e4 ure ex tract. In cc. des sauren Extrades, (neutralisirt und mit 5 cc. Salzs\u00e4ure [0,1:11%] unges\u00e4uert), wurde um 1 tT. 20 Min. eine Fibrinflocke\u2019eingebracht. Temp. :>2\u00b0 C.\t\u2022 \u2019 \u2018 \u2022\n2\tl\u2019lir :i0 Min. beginnende Ouollung.\n3\t\u00ab\t50 Fibrin Hockt* gel\u00f6st.\t.\nG1 y c e r i n extract, gibt ln*i gleicher Anordnung des Versuches das gleiche Resultat.\nDas alkalische Extract, neutralisirt und dann- mit 5 cc. der Salzs\u00e4ure (von 0,1.01%) unges\u00e4uert, bleibt nach Stunden v\u00f6llig unwirksam.\t'\nPepsin ist also in der D\u00fcnndarmschleimhaut vorhanden, indess ist die Wirkung der aus derselben gewonnenen Ausz\u00fcge wesentlich geringer, als diejenige der Extrade, welche","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\naus der Magenschleimhaut gewonnen sind; auch ergibt sich ein Unterschied in der Art der L\u00f6sung des Fibrins. Die Fibrinflocke zerbr\u00f6ckelt in den D\u00fcnndarmextracten nicht, wie dies in dem k\u00fcnstlichen Magensaft der Fall ist, sondern sic wird von den R\u00e4ndern aus durchsichtig und die L\u00f6sung geschieht langsam nach so vorangegangener Quellung.\nNach stattgehabter L\u00f6sung ergibt sich mittelst Natronlauge und Kupfersulfat sch\u00f6ne Peptonreaclion.\nIm Allgemeinen ist aber von Interesse, dass Pepsin \u00fcberall auch da vorhanden ist, wo sich Labferment liach-weisen l\u00e4sst, und dass sich dasselbe durch Alkalien nicht ebenso, wie das Labferment extrahiren l\u00e4sst.\n2. Pepsin und F fui ln iss ferm ente.\n20.\tl)er sub IS erw\u00e4hnte alkalisch faule Labsaft wurde der Pr\u00fcfung auf Pepsinwirkung unterzogen.\n5 ce. des Labsaftes wurden mit Salzs\u00e4ure (0,131\u00b0>) stark unges\u00e4uert, in dieselbe eine Fibrinflocke hinein-gethan und bei 37\u00b0 (!. stehen gelassen. Die Flocke ist nach 21 Stunden noch ungel\u00f6st.\nDie Pepsinwirkung ist also aufgehoben.\n21.\tIn 5 ec. des sub 18 erw\u00e4hnten sauer gebliebenen Magensaftes wurde gleichfalls eine Fibrinflocke eingethan, bei 37\u00b0 \u00c7. stellen gelassen. Schon nach 10 Minuten zerbr\u00f6ckelt die Flocke, nach 20 Minuten sind nur kleine Bruchst\u00fccke vorhanden ; nach 25 Minuten ist die Flocke\ngeiosi\nDas peptonisirende Ferment des Magensaftes ist also noch nach 0-w\u00f6chentlichem Stehen wohl erhalten, und es ist dies bemerkenswert h gegen\u00fcber der sub LS constatirten Thatsache, dass sich das Labferment wesentlich in seiner Wirkung beeintr\u00e4chtigt zeigt. Man wird schliesseu m\u00fcssen, dass das Labferment wesentlich geringer widerstandskr\u00e4ftig ist, als Pepsin.\nZu weiterer Feststellung, ob die sub. 20 constatirt\u00ab1 Vernichtung in der Thal 'der F\u00e4ulniss zuzuschreiben sei. diente folgender Versuch.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"210\nj2. 5 ce. sehr wirksamen Magensaftes wurden zu gleichen Theileu mit fauler, tiltrirter Fibriul\u00f6suhg gemischt. 24 Stunden im Rr\u00fctofen hei da\" G. stehen gelassen. Nach 24 Stunden wurde die Mischung staCk l.nil Salz-\n*\t-a\ns\u00e4ure (0,1340/o) unges\u00e4uert und eine Fibrinflocke ein-gethan. Nach 2t Stunden ist die Flocke unversehrt. Die L\u00f6sung ist tr\u00fcb geworden und reagirt iiiir noch schwach sauer. Das Pepsin wird also zuverl\u00e4ssig durch die F\u00e4ulnis- in relativ kurzer Zeit vernichtet; ;\nAuch hier war indes- feslzustellen, ob der Effect auf den Einfluss der F\u00e4uluissmassen, oder auf denjenigen des freien Alkali zu beziehen sei.\t,\n23. Zu diesem Zweck wurden 5 ec. desselben k\u00fcnstlichen Magensaftes stark alkalisch gemacht und 24 Stunden stehen gelassen. Nach 21 Stunden wurde anges\u00e4uert und in die Fl\u00fcssigkeit eine Fibrinflocke cingcthan. , Es erfolgte vollkommene L\u00f6sung der Flocke.\nSonach unterliegt es keinem Zweifel, dass die F\u00e4ulniss-fennentc delet\u00e4r auf das Pepsin einwirken und es ergibt sich f\u00fcr die praktische Medicin, insbesondere mit Bezug auf die, auf Milchnahrung angewiesenen j\u00fcngsten Altersstufen, der R\u00fcckblick, wie delet\u00e4r alkalische G\u00e4hruug im Magen die Assimilation beeinflussen muss, da einmal miter dein Einfluss des Alkalis das Labferment, sodann aber unter dein Einfluss der F\u00e4uluis-Iermente das Pepsin in relativ kurzer Zeit ausgiebig vernichtet wird.\nTrypsin.\nc 4\nZur Gewinnung dis Trypsins wurde in der bekannten Weise frisches Rinderpancreas mit Sand zerrieben, die zerriebene Masse durch ein Colirtuch gepresst, mit Alkohol gef\u00e4llt und nach Entfernung des Alkohols ein w\u00e4sseriges Extract dargestellt. Ein auf gleiche Weise horgestelUes Glvcerinextract erwies sich nur dann wirksam, wenn dasselbe zur H\u00e4lfte mit Wasser verd\u00fcnnt wurde.\ni","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"22\u00fc\n'\u2022 I'*'* tu 11 ^ .los w\u00e4s so ri g ('h Ex I rar tos au f ein milchgerinnendes Forment.\n2\\. Da l\u00efohoils (1^78) angibt in Pancrcnsausz\u00fcgen Hu milchgerinnendes Forment gefunden zu haben, so wurden \u2022> ec. des w\u00e4sserigen Extrades mit 2,1 er. frischer Alilcli gemischt, bei i.V* C, stehen gelassen. Noch nad, 11/2 Kunden war keine Gerinnung erfolgt. Wieder-\u25a0\"\u2019l\"11\" ,lw VrTniu-lios ergab die gleichen [iosultale; auch l\u201d'! Siohonlassoii der Milch hei Zimmertemperatur erldl-l,. keine Gorinmiiig, selbst nicht nach dd Stunden. Di\u00ab. Milch nahm nur ein etwas durchsichtigeres, wie molkiges Ansehen an, reagirle sauer und enthielt reichlich\nle|iton. wie die Probe mit Natronlauge und Kinder-sntfat erwies.\nDie Angabe von Huberts konnte somit nicht he-sl\u00e4tigt werden.\n2. Einwirkung des Trypsin auf Lab ferment.\nGeher die Einwirkung von Trypsin auf Lablermeul hegen { ntersudnmgen von Langley vor (1681). Derselb\u00bb\ngibt an, dass Eablerment bei K\u00f6rpertemperatur von Tryixiii zerst\u00f6rt wird.\nJ.\u00bb. k\u00fcnstlicher. Magensaft auf Eahwirkung gepr\u00fcft (neutrale lieadion) zeigte folgende Verh\u00e4ltnisse.\n->5 re des Eabsaltes wurden mit \u00d6 cc. Aq. deslillal. verd\u00fcnnt. Davon 2 ce. : K) ce. frischer Milch.\nl'-mp. \u00b1p> <!. Unrimimig in I Min. 20 Sek.\n'\t!\t.\t20 x\n' :vxs\t_ ou\n\u2022dl\nu\t\u2014 \u00ab ao \u00ab\nVon demselben Eabsaft wurden 2\u00d4 cc. mit 5 ec. der w\u00e4sserigen Trypsiul\u00f6sung vermischt und hei Zimmertemperatur 2 ) Minuten stehen gelassen.\nJetzt 2 cc. : 10 cc. tierseihen Mileli Immigelhan. i:\u00ab-i 2!\u00bb\u00ab 0. Ocnimiiiig in 0 Min. \u2018d S**k.\n\u25a02.0\nII\n5(1\nDie Einwirkung des Trypsins auf das Eabterment i, also so miens,v. dass schon nach 27 Minuten die Eabwirkun; um nahezu die 5-tache Zeitdauer herabgesetzt wird.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"221\nW endete mau diejenige Temperatur an, welche sieh erfahrungsgein\u00e4ss als der Lalnvirkung am L*(\u2019msliyston heraiis-gestollt hatte, Temp. 311,8\u00b0 C, sowar noch nach 2\u00d4 Minuten keine Gerinnung eingefreten mul noch nach l Stunde 3o Minuten war di** Milch ungeronnen.\nDie \\ ersuche ergaben in der Wiederholung auch hier \u2018lie gleichen Resultate. Man kann also schliesseu, dass neutrale Trypsinl\u00f6sungen schon hei Zimmertemperatur in kurzer Zeit das Lablermeut vernichten.\n3. Gegenseitige Einwirkung von Trypsin \u2019\nund Pepsin.\t. \u2019\n187(\u00bb machte schon K\u00fchne die Miltheilung, dass Trypsin von Pepsin in saurer L\u00f6sung in seiner Wirkung aulgehoben wird, nicht umgekehrt Pepsin von Trypsin. Zu demselben Resultate kamen Ewald (IS8\u00d6), Mays (1SS0), und Langlay (1881).\nIch kann diese Thalsache lediglich best\u00e4tigen.\nGemische von k\u00fcnstlichem Magensaft und Trypsin--'.bei' Zimmertemperatur in saurer Reaction stehen gelassen, zeigten 'dion nach 15 Minuten, dass die Trypsin Wirkung vernichtet war; andererseits konnte eine Trypsinl\u00f6sung nach 21-sliin-diger. Einwirkung bei 37\" G. in alkalischer L\u00f6sung die Pepsinwirkung nicht vernichten; denn nach dieser Zeit anges\u00e4uert wirkte das Pepsin auf Fibrin wieder l\u00f6send und pepton-bildend, nur schien mir, als ob nach so kluger Einwirkung die Pepsinwirkung keine so rasche w\u00e4re, wie vorher, da sich entschiedene Zeitdifferenzen bis zur definitiven Aull\u00f6sung der Fibrinllocken zwischen dem urspr\u00fcnglichen und dem .mit I rypsin behandelten Magensaft ergaben. Bei der Schwierige heit hier alle \\ erh\u00e4ltnisse, insbesondere- die physikalischen Eigenschaften des Fibrins, gleichzugeslallen, ist es aber fraglich, ob auf diese Zeitdifferenzen Werth zu legen ist, umsomehr, als dieselben von Mays nicht gefunden wurden, und cs auch mir niemals gl\u00fcckte, die Pepsinwirkung durch Trypsin zu vernichten.","page":221}],"identifier":"lit16482","issued":"1882-83","language":"de","pages":"209-221","startpages":"209","title":"Ueber das Vorkommen und Verhalten einiger Fermente","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:06.788019+00:00"}