Open Access
{"created":"2022-01-31T12:38:50.551298+00:00","id":"lit16486","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Baumann, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 282-291","fulltext":[{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntniss der aromatischen Substanzen des Thierk\u00f6rpers.\nVon\nE. ltalimauli.\n(Ans i|*t (\u2019lif'inisdii'ii Atnh' iluiig <los physiologischen Instituts in Berlin.) (Der Uodaktion zu^' ^an^cn am 10. lVbniar 1**3).\nDie Entbot ui ii\" \u00ablos Phenols uml derjenigen Abk\u00f6mmlinge vom Phenol, welche bis jol/.l unter \u00abIon Zerseizuiigsproduklen dos Eiwrissrs oder als Beslandthcile dos Thierk\u00f6rpers aufgefunden worden sind, p-Kresol, p-Oxyphenyh^sigs\u00e4ure und llydroparacumars\u00e4ure, lasst sich wie fr\u00fchere Untersuchungen von li richer1), Weyl2) und mir3) gelehrt haben, in sehr einfacher Weise vom Tyrosin, das uni er bestimmten \u00dfedin-gungen mehr oder weniger vollst\u00e4ndig in die genannten K\u00f6rper \u00fcbergel\u00fchrt werden kann, ableiten.\nDie Bildungsweise dos bei der F\u00e4ulniss vom Eiweiss auflretenden Indols ist dagegen noch wenig aufgekl\u00e4rt. Zwar haben E. und II. Salkowski4) bez\u00fcglich der Entstehung \u2019des dem Indol homologen Skatols gefunden, dass dasselbe ans einer Skatolcarbons\u00e4iire durch weitere Einwirkung der E\u00fculniss abgespalltMi wird; \u00fcber die Entstehung des Indols ist dagegen bisher nur ermittelt, dass es nicht als ein directes Spaltungsprodukt des Eiweisses bei der F\u00e4ulnis* auftritt6).\n') Biese Zeitschrift, B\u00e4. II, 8. 257 ; Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft., B\u00e4. 10, S. 1027.\n\u25a0) Diese Zeitschrift, B\u00e4, III, S. .'MO\n,*) Diese Zeitschrift, B\u00e4 t, 8, \u00bbiS; B\u00e4. IV. S. all\u00bb; Berichte \u00e4er deutschen chemischen Gesellschaft. B\u00e4. 10, 8. <!S.Y; B\u00e4. 1*2. S. 1150: H\u00e4. t\u00e4. 8. 270.\n*) Berichte \u00e4er deutschen chemischen Gesellschaft, B\u00e4. 13. 8. 101. *) E. Baumann, ebendaselbst, B\u00e4. 13. 8. 2*1.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Renn Eiweisst\u00f6sungeii, welche mil Pankreas ca. 1 : Tag lang digerirt wurden, gaben an alkoholhaltigen Aether eim* Substanz ab, welche ihrerseits bei der F\u00e4ulnis* als weiteres Zersetzungsprodukt Indol liefert. Diese Indol bildende Substanz selbst ist aber bis jetzt nicht weiter bekannt;\nDei der Spaltung der Fiweissk\u00fcrper durch l\u00e4ngeres Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure erf\u00e4hrt dieselbe emo weitere Zersetzung oder Umwandlung; denn, die so gewonnenen peptonfreien L\u00f6sungen geben nach tier Neutralisation und passender Verd\u00fcnnung bei dir F\u00e4ulnis* kein Indol mehr; das letztere wird auch nicht gebildet, wenn die zur Trockne verdampfte L\u00f6sung der zersetzten Eiweissk\u00f6rper mit Aelzkab destillirt wird.\nDa das Tyrosin bis vor Kurzem das einzige aromatische Zersetzungsprodukl der Eiweissstoffe war, welche* bei der Spaltung derselben durch S\u00e4uren, Alkalien, oder l\u00f6sliche Fermente stets erhalten wurde, ist die Vermut l.umg ausgesprochen worden, dass das Tyrosin, eventuell ein noch nicht 'bekanntes Tyrosin der Orthoreihe, dit\u00bb Multersiibslanz des Indols sei. Die Annahme, dass das gew\u00f6hnliche (para) Tyrosin tlie Mutiersubstanz des Indols sei, ist von vornherein unwahr-schoinlieh und wird durch alle in dieser Dichtung in if dem Tyrosin angestellten Versuche widerlegt *). Ein Tyrosin tier Orthoreihe ist als Spaltungsprodukt des Eiweisses bis jetzt nicht aufgefunden worden.\nDagegen haben Schulze\u25a0 und Barbi\u00e9ri-) vor Kurzem die Entdeckung gemacht, dass bei-der Keimung gewisser. \u25a0Pflanzen eine bis dahin nicht bekannte Amidos\u00e4ure der aromatischen Reihe, die Phenylamidopropions\u00e4ure, auftritt. Schulze und Barbi\u00e9ri betrachten diese Amidos\u00e4ure wohl mit Recht als ein normales Spaltungsprodukt der Eiweissk\u00f6rper, das aus den gekeimten Pflanzen in reinem Zustande gewonnen werden konnte, weil durch den Keimungsprozess andere Spaltungsprodukte tie* Eiweisses, welche der Is.olirung der Phenylamidopropions\u00e4ure unter anderen Umst\u00e4nden im\n') E. Baumann. Die-\u00ab Z\u00ab*its\u00ab*liriff. IM. IV, S. :\u00bb*>!. i Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, IM. 14, S. 17s.V","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"!\n284\n\\\\Vg<* sieben, beseitigt werden. Fs lay mm die Vermut hung nahe, dass dies\u00bb* zweite aromatische Amidos\u00e4Uro cs sein m\u00f6chte, welclie hei der F\u00e4ulniss des Fi weis ses ein\u00bb' weitere Fmwaudlung zu Indol erl\u00e4hrt, und ici\u00bb habe eine dahingehende Ansicht an einer anderen Stelle ye\u00e4ussert1). Der Yoigang wurde durch toly\u00bb\u2018iid*\u2018 (\u00eeleichung ausyedr\u00fcckt :\nCu Un X(>2\u25a0 + Oi = C* 1h X + (:<),* + 2IF\u00bb<).\nBei einer Begegnung im vergangenen Herbst stellte Herr Prof. F. Schulze mir mit gr\u00f6sster Bereitwilligkeit eine kleine Quantit\u00e4t der von ihm und Far hier i entdeckten' Amidos\u00e4ure zur Verf\u00fcgung, um damit die Frage oh aus derselben hei der F\u00e4ulniss Indol gebildet werde, zu entscheiden.\nDie Substanz war damals umso werthvoller, als sie von der von Frlenmoyor-\u2019) gewonnenen Phenylanndopro-pions\u00e4ure verschieden zu sein schien: ich hin daher Herrn Prof. Schulze f\u00fcr Ueberlassung derselben zu besonderem Danke verpflichtet.\nAls ca. \u2018/a gr. der Phenylamidopropions\u00e4ure mit 200 gr. Wasser und etwas Gloakenschlamm in einem bis an den Hals gef\u00fcllten und gut verkorkten Kolben in den Br\u00fctofen gestellt wurde, zeigte es sich, dass diese Amidos\u00e4ure nur schwierig von den F\u00e4ulnissfermenten angegriffen wird. Nach zwei Tagen war dieselbe noch zum gr\u00f6ssten Thoile unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend eine etwa gleiche Menge von Tyrosin unter diesen Fmst\u00e4nden schon v\u00f6llig zersetzt war. Nach f\u00fcnf\n\u2018) Pfl\u00fcger\u2019s Archiv. IM. 2t\u00bb. S. luo-401. E. baumann. Feber den von (\u00bb. h(i\u2018\\v und Th. Ho k 0111 y erbrachten Nachweis von der chemischen Ersuche des heheiis.\nDie soeben erschienenen Uegeiihenierkuugen 0. Ln* w\u2019s sind wesentlich Wiederholungen seiner fr\u00fcheren behaupUuigeti mul gehen sachlich auf die von mir genau be/.eiehnelen Kernpunkte meiner Kritik \u00fcberhaupt nicht ein. Ich kann daher brew mir beipllieblen, wenn er meint, Seim* Uegenboimi kungon seien eigentlich \u00fcbertt\u00fcssig : jedenfalls sind sie gegenstandslos. Die harmlose behauptang ho w\u2019s, der Kernpunkt meines Angriffs gegen ihn hesteln* in der Dcm\u00e7rkmig, dass Morphin, Alloxan und Hvdroxvlaiiiiii auch ivdiicirende Eigenschaften besitzen. kann allenfalls nur von Jemand geglaubt werden, welcher meine oben citirte Schrilt \u00fcberhaupt nicht zu tiesiehte lickounnen li\u00e2t.\n\u2022\u2019l berichte der deutschen chemischen (.ie-cllsehaft, bd. 15, S. loOi\u00bb.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Tab'll wurde der Versuch abgebrochen. W\u00e4|irend dor Dauer\ndesselben wurden l\u00e4\u00dflich kleine Mengen der Fl\u00fcssigkeit auf\nIndol gepr\u00fcft, al)er stets mit entschieden negativem Erfolge.\nNach der Beendigung der Versuche enthielt (lie Fl\u00fcssigkeit\nnur noch kleine Mengen der unver\u00e4nderten Amidos\u00e4ure,\nwelche durch Darstellung der von Schul ze und Barbie ri\n(1. c.) beschriebenen Kupferyerbindung nachgewieseu werden\nkonnte. Indessen die gr\u00f6ssere Menge der Anridos\u00e4ure war\nverschwunden. Die mit Schwefels\u00e4ure versetzte L\u00f6sung,gab\nheim Aussch\u00fctteln mit Aether an den letzteren, eine in Wasser-\n% \u2022\nschwer l\u00f6sliche S\u00e4ure ah, die nach einmaligem Umkr\u00ffstajli-siren rein erhalten wurde, sie krystallisirte in gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen und flachen Nadeln, die heim Erhitzen ohne Zersetzung sich verfl\u00fcchtigen, hei 75,5\u00b0 schmelzen und auch in allen \u00fcbrigen Reactionen sich als identisch mit der Phenylessigs\u00e4ure erwiesen. Hydrozimmts\u00fcure war derselben nicht beigemengt.\nBei einem weiteren Versuche wurde eine kleine Quantit\u00e4t Phenylamidopropions\u00e4ure mit Natronkalk erhitzt, allein auch hierbei traten keine Spuren von Indol auf, sondern-nur-Ammoi,iiak und aromatische Basen, welche sich durch einen angenehmen Geruch bemerkbar machten.\nDie mitgetheilten Versuche sprechen somit direct gegen die Annahme, dass das bei der F\u00e4ulniss vom Eiweiss auftretende Indol ein weiteres Umwandlungsprodukt der Phenylamidopropions\u00e4ure sei. Dagegen ist diese Amidos\u00e4ure, ohne Zweifel die Muttersubstanz der Phenylessigs\u00e4ure, welche von E. und II. Salkowski1) unter den Produkten der F\u00e4ulniss vom Eiweiss aufgefunden worden ist. Die Ent*-stehung der Phenylessigs\u00e4ure aus der Phenylamidopropioitr s\u00e4ure ist vollkommen analog der Bildung der p-Oxyphenyl-essigs\u00e4ure aus dem Tyrosin. Dieselbe war indessen keineswegs vorauszusehen, denn nur wenige Amidos\u00e4ureu werden bei der F\u00e4ulniss in \u00e4hnlicher Weise zersetzt wie das Tyrosin. Schon die der Phenylamidopropions\u00e4ure homologe Phenyl-amidoessigs\u00e4ure, welche von Tic mann und Fr iedl\u00e4 nd\u00e9r\n') Diese Zeitschritt. IM. II, S. VJI.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"vor Kurzem dargeslellt und eingehend beschrieben wurde, zeigt hei der Faiiluiss ein abweichendes Verhallen, indem sie wie Tiomanii und Fr iedl\u00e4nd er1) beobachteten, dabei in Mandels\u00e4ure i'ibergcht. Fm zu onnitteln, ob1 bei dieser Zer-, Setzung neben der Mandels\u00e4ure nicht zugleich Phcnylcssig-s\u00e4ure entsloht, brachte ich Ouaidit\u00e4fou von mehreren C\u00eerainm reiner IMiemlamidoessigs\u00e4ure mil Pankreas und mit Cloaken-schl\u00e4mm tage- und wochenlang in Ber\u00fchrung. Allein bei Weilern der -gr\u00f6sste Theil der Amidos\u00e4ure war auch nach\nWochen noch unver\u00e4ndert. In keinem Fall war Phenvlessig-\n\u2022> '\ns\u00e4ure in nachweisbarer Menge gebildet, worden, dagegen konnten', wie Tiemann und Fried la nder gefunden haben, kleine Mengen von Mandels\u00e4ure aus den gefaulten Losungen gewonnen werden, Dieselbe wurde durch ihre L\u00f6slichkeit in Aether, Alkohol und Wasser, und die'Abspaltung'von Bittermand\u00f6l beim Erhitzen erkannt, sie kryslallisirte aus Wasser in grossen Tafeln. Der .Schmelzpunkt, wurde etwas niedriger (bei Hi\") als der der reinen S\u00e4ure (110\u00b0) gefunden. Indessen die Menge der so gebildeten Mandels\u00e4ure war int Verh\u00e4ltnis zur ungewandten Menue der Phenvlamidoessigs\u00e4uro auch bei mehreren weiteren Versuchen stets eine minimale, so dass in diesem Verhalten eine wesentliche Verschiedenheit der Fhonylamidopropions\u00e4ure von der Phenylamidoossigs\u00e4ure besteht. ,Iu Hinblick auf verschiedene Fragen wird es, von Interesse sein, auch die Ver\u00e4nderungen, welche diese Amido-s\u00e4ureu im Thierk\u00f6rper erfahren, genauer kennen zu lernen, lien] Dr. L. Schollen hat Versuche in dieser Richtung mit der phenylamidoessigs\u00e4ure, welche nach den Angaben von Tiemann und Fried la n \u00bb1er leicht in gr\u00f6sseren Mengen gewonnen werden kann, \u00e4ugest eilt und wird \u00fcber das Ergehniss derselben demn\u00e4chs! berichten.\n0. Schotten8) hat vor einiger Zeit \u00e4hnliche Versuche\nV\niiber das Schicksal des Tyrosins und verschiedener Abk\u00f6mm-\n*\u2022\nlinge des Tyrosins im Organismus ver\u00f6ffentlicht. Im letzten Hefte dieser Zeitschrift berichten E. und 11. Salkowski\n! IItM'H'ltle\u00ab 1\u00bb*r ilciilsi lira \u00ab\u2022L\u2018,niis\u00ab*li\u00ab*n <J\u00ab*selIscliaH, IM. IL S. 1%S. b Diese Zeitschrift. IM. VI, t\\ io.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"2*7\n\u00fcber \u00e4hnliche Versuchewelche die Angabe von Schotten\nt\n\u00fcber das Schicksal der Oxys\u00e4iuon im Organismus im Wesentlichen best\u00e4tigen. Zugleich rcclamircn E. mid H. .Sa l-kowsky gegen\u00fcber Schot I o n und Bleudermamr), dass dieselben ihre Verdienste um die Untersuchung der K\u00e4uluiss-' Produkte der Eiweissk\u00f6rper nicht riehtig gew\u00fcrdigt haben; durch die Literaturangaben in den Arbeiten von. Sc Hot ten und Blender mann k\u00f6nne der Schein erweckt werden, als ob die Beobachtungen von E. und II. Salk\u00f6Wski \u00fcber das Auftreten der p-Oxyphenylessigs\u00e4ure unter den E\u00e4ulniss-produkten des Harns lediglich eine Best\u00e4tigung ineiner Untersuchungen sei.\t:s '\t-\nDa die Arbeiten von S c hott e n und B f e u d e r -mann in meinem Laboratorium ausgef\u00fchrt sind, darf ich wohl schon der K\u00fcrze halber auf die Angriffe von E. und 11. Salkowski auf die erstereu nul Worten. Bride Untersuchungen halien zum Gegenst\u00e4nde das Vorhalten des Tyrosins im Organismus und den Uebcrgang von Zersetzungspro.dukton desselben in den llarn.\tDaher gehen beide aus von den\n.Produkten, welche hei der F\u00e4ulnis# vom Tyrosin entstehen oder im Organismus aus dem Tyrosin gebildet werden k\u00f6nnen, Unter diesen findet sich eines, n\u00e4mlich die p-Oxy-phenylessigs\u00e4ure, welche zuerst von E. und H. Salk\u00f6Wski aus gefaulten Horn dargestellt worden ist. Sch\u00f6lten und Blcndermann f\u00fchren diese Beobachtung an mit den zugeh\u00f6rigen Literat urang\u00e4ben, der letztere mit der Bemerkung: die letztgenannte S\u00e4ure wurde zuerst von E. und 11. Salkowski aus gefaulten Eiweiss dargestellt. Es geht daraus ganz klar hervor, dass die Beobachtung von E; und II..Sa lkowski keineswegs als eine Best\u00e4tigung .meiner Untersuchungen dargestellt worden ist, auch enT solcher Schein durch die Darstellung von Schotten und Blcndermann nicht erweckt werden konnte. Wenn dieselben mit ihren Literaturangaben h\u00e4tten ausf\u00fchrlicher sein wollen, so h\u00e4tten\n') Diese Zeitschrift. Bd. VI, S. 171.\nbeitr\u00fcge zur Kennliiiss der Bildung und Zersetzung des Tyrosins im Organismus. Diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 234. 2*>2.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"sic anf\u00fchren k\u00f6nnen, dass E. und II. Salkowski die Beziehungen der von -ihnen gefundenen Oxypenylessigs\u00fcure zum Tyrosin nicht erkannten und damals auch gar nicht erkennen konnten. Noch bis vor Kurzem, drei Jahr\u00bb* nachdem die Abstammung' dieser S\u00e4ure vorn Tyrosin klar nachgi-wiesen worden ist1), halten E. und II. Salkowski andere M\u00f6glichkeilen f\u00fcr die Entstehung derselben im Organismus vor\nAugen, wie ans ihren k\u00fcrzlich publicirleu Versuchen\") \u00fcber die Entstehung des Oxyphouylessigs\u00fcure aus der Phenylessig-s\u00e4uiv im Organismus hervorgeht. Diese Versuche von E. und II. Salkowski haben allerdings zu eijiem entschieden verneinenden Ergebnis*, get\u00fchrl, und es scheint dass dieselben den von mir gef\u00fchrten Nachweis,- dass die p-Oxyplenylessig-s\u00e4ure, welche in Organismus oder bei der F\u00fculniss von Ei-weiss auftritt, slels vom Tyrosin abslammc, jetzt vollkommen anerkennen. Nunmehr aber erheben sie zugleich den Anspruch aut Anerkennung darauf, dass sie es gewesen seien, welche durch Auffindung aromatischer Oxysauren (Pluralis!) im ge failli en Eiweiss ein Gebiet der Forschung, auf welchem meine Untersuchungen in den letzten Jahren sich bewegten, iuaugurirl h\u00e4tten. Sit* erkl\u00e4ren zugleich, dass es ihnen ganz gleichgillig sei. ob sie damals dit* lfydroparacumars\u00fcure oder die Oxyphdnylessigs\u00fcure zuerst aufgefunden h\u00e4tten. Auf diese etwas post festum abgegebene Declamation muss ich entgegnen: 1) dass E. und H. Salkowski nicht mehrere stmdern eine Oxys\u00e4ure aus gefaultem Eiweiss zuerst darge\u00ab sletU haben, 2) dass diese Oxys\u00e4ure nicht dit* erste ist, die aus dem Eiweiss durch die F\u00fculniss erhalten worden ist, indem das Tyrosin als eine Oxys\u00e4ure l\u00e4ngst bekannt war und l>) dass mit der Auffindung ties p-Oxyphenylessigsaure im gefaulten Eiweiss von E. und II. Salkowski keineswegs ein neues Gebiet der Forschung erschlossen worden ist. es w\u00e4re dieses selbst dann nicht der Fall gewesen, auch wenn E. und II. Salkowski schon damals die Beziehungen der\nV) K. Ha ii m.i ii n. Die>o Zeitschrift, IM. IV, S. 31*2. Diese Zeitschrift. IM. VII, S. 105.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"von ihnen aufgefmnlonon S\u00e4ur\u00ab* zum Tyrosin, vollkommen klar erkannt h\u00e4tten.\nDa die beiden ersten Punkte an sich einleuchtend sind, habe ich nur den letzteren zu beweisen, und zu diesem Zwecke mit wenigen Worten auf die Entstellung der; betreffenden Untersuchungen zur\u00fcckziigehen. Dieselben begannen 1875 mit Versuchen1), welche von mir gelegentlich der Auffindung der Aelherschwefsls\u00e4ure im Harn im Laboratorium von Prof. II \u00f6ppe-S eyl er unternommen wurden. Ich land damals, dass der Harn von Hunden zuweilen merkbare Mengen von Phenol enth\u00e4lt, auch wenn die Thiere lange Zeit nur mit Fleisch gef\u00fcttert worden waren, w\u00e4hrend z. B. Brenzcatechin, im Harn von solchen Thieren niemals gefunden wurde. Die >se Beobachtung war von principieller Wichtigkeit f\u00fcr die Frage nach der Entstehung \u00ables Phenols im Thierk\u00f6rper. Denn die Ansicht, dass das Phenol des Harns nur aus der Ptlanzennahrung stamme, war damals allgemein anerkannt und wurde gerade zu jener Zeit durch Versuche von M unk-) noch-weiter befestigt. Dosshalb bin ich bei vielen Helogonr hei-ten auf diese Beobachtung zur\u00fcckgekommen und habe ihr\u00ab* Bedeutung f\u00fcr die Frage nach der Entstehung \u00ables Phenols im Thierk\u00f6rper hervorgehoben, noch bevor E. Salkowski sich an diesen Versuchen betheiligte3). Auch E, Sulk ow*kr scheint derselben einiges Bewacht beizulegen insoferne er sie in seinen sp\u00e4teren Publicaliorien mehrfach disent irt, bezweifelt und best\u00e4tigt4).\nNachdem die Iso\u00fcrung der Phenol- und p-Kresolschwefel-s\u00e4ure in ihren Kaliumlalzen aus dem Pfer\u00ableharn gelungen war, bekam \u00ablie Frage nach der Entstehung beider Stolle ein erneutes Interesse. Erst von da ab betheiligte sich E. Salkowski5) an diesen Untersuchungeni; zuerst durch Mittheilung von Beobachtungen an pathologischem Harn vom\n*) lMlfigers Archiv, IM. 12, S. \u00ab*7 ; 1*75. a) l'flfigerV Archiv, Bd. 12, S 142. n) Kb(*nd;is\u00e9lt)sl, Bd. 13, S. 2!)*, 187\u00ab\u00bb,\t/\n*) Biese Z\u00ab*itschrift, Bd. VII, S. I\u00ab\u2018\u00bb7.\nr'i Mcdiriiiisches i'.onliiilhlidt vom II. November ls7\u00ab>.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nManschen, welche eventuell zu demselben Schl\u00fcsse halb'ii bill hm i k\u00f6nnen, den ich aus Beobuch I linken am Hunde bereits gezogen halte. Meiner Publication \u00fcber die Entstehung des Plu'ii\u00f6ls bei der Eaulniss von Eiweiss1), folgten die Versuche Salkowsk i\u2019s(-) \u00fcber vermehrte Ausscheidung des Phenols bei Darmunterbindungen.\nInzwischen waren Versuche \u00fcber die Entstehung des Phenols aber auch von Brieger in Ncncki's Laboratorium ausgef\u00fchrt worden3). Dieselben sind seitdem in meinem Laboratorium in fast ununterbrochener Reihenfolge von mir zum Theil in Gemeinschaft mit Brieger, ferner von Weyl, Blendermann, Schotten fortgesetzt worden. Wenn ich nun auch gerne anerkenne, dass die mit den genannten Publikationen iutercurrirenden Mittheilungen von E. und II. Salkowski \u00fcber die aromatischen Produkte der Eiweiss-f\u00e4uluiss in mancher Hinsicht zu wesentlichen Ergebnissen gef\u00fchrt haben, so muss ich mich doch gegen die nachtr\u00e4gliche Darstellung von E. Salkowski4) verwahren, dass das der ganzen Reihe von Untersuchungen \u00fcber die Entstehung des Phenols im Organismus zu Grunde gelegte Experiment, n\u00e4mlich die Entstehung des Phenols aus Eiweiss eine Con-sequenz der Beobachtungen von E. Salkowski sei. Denn die Richtung meiner Versuche war schon ganz klar delimit, lange bevor E. Salkowski sich an denselben betheiligte6). Die bez\u00fcglichen Publicationen von E. und II. Salkowski lassen dagegen einen bestimmten einheitlichen Plan tier Untersuchung \u00fcberhaupt nicht erkennen.\nAus diesem Grunde habt' ich auch vor drei Jahren als ich die erste Mitth\u00e9ilung \u00fcber die Entstehung der Hydropara-eumars\u00fcure aus Tyrosin machte und zwar genau zu derselben Zeit als II. Salkowski den Nachweis f\u00fchrte, dass\n*1 Bericht\u00bb* * der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 10, S. GS5. *) Ebendaselbst, Bd. 10, S. 842. sl Ebendaselbst, Bd. 10, S. 1027.\n*) /,. B. Bie Lehre vom Harn von E. Salkowski und Leu he* Berlin tSs-J, S. 142.\n*) Veiyl. l'fl\u00fcger's Archiv, Bd. U, S. 2*s, 280.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"die von Him mul E. Salkowski aus ^\u00bb'1'aiillcMU Horn dar-gestellle Oxyphenylessigs\u00e4ure der Rarareihe angeh\u00fcre., mich hier\u00fcber tollendem lassen geiiussort \u2022) :\n\u00abDie Reihe der bis jetzt bei der E\u00e4iihnss vom Eiweiss und vom Tyrosin gefundenen l\u2019lienolderivule wird in -will-' konimener \\\\ eise erg\u00e4nzt durch die Beobachtung von B, und. II. Sa1k o w s k i, dass unter den F\u00e4ulnissprodukten des IHirns p-Oxyphenylessigs\u00e4uro auftritt\u00bb.\nDurch diesen Salz wird die Beziehung der genannten Entdeckung von E. und 11. Salkowski zu den Untersuchungen von Brieger, Weyl und mir ganz klar delimit, und damals dachte Niemand daran, dass durch dieselbe ein nciios Untersuehimgsgcbiet er\u00f6ffnet worden sei.- Es ist daher auch einleuchtend, dass E. und II. Salkowski ihre gegenw\u00e4rtige Reklamation nicht gegen Schot ten -und-Bien dermann, dessen ergebnisreicher Untersuchung sie beil\u00e4ulig nichts anderes nachzusagen wissen, als dass sie cjnige \u00dcnge-nauigkeiten enthielte, richten mussten, sondern gegen mich und nicht jetzt erst, sondern damals. Allein damals lag, wie es scheint, eine Veranlassung iiir eine solche Reklamation nicht vor, und dieser Umstand erspart mir eine noch eingehendere Beweisf\u00fchrung dar\u00fcber, da SS die in den letzten Jahren in dem unter meiner Leitung stehenden Laboratorium ausgrf\u00fchrlon Untersuchungen ihre leitenden Gesichtspunkte weder aus Mitfheilungon von E. noch von E. und II. Salkowski gesch\u00f6pft haben.\nBerichte der deutschen eheiniseln-n OsrIIscliafI, Hd. gl, M. Igyt.","page":291}],"identifier":"lit16486","issued":"1882-83","language":"de","pages":"282-291","startpages":"282","title":"Zur Kenntniss der aromatischen Substanzen des Thierk\u00f6rpers","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:38:50.551304+00:00"}