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{"created":"2022-01-31T14:34:35.620205+00:00","id":"lit16499","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"},{"name":"H. Salkowski","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 450-459","fulltext":[{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Entstehung der Homologen der Benzoes\u00e4ure\nbei der F\u00e4ulniss.\nVoll\nProf. K. Salkowski in Herliit im* I Prof. H. Sulkow\u00ebki in Miinsl\u00ab*r i W.\n(Dor Ito'luktiou zukoojhijt,.,, am jy. April Uw:'l).\nDie /.11'T.sl von T i cm a u n *) ausgesprochene Vermulhung, \u00ablas?; die bei dor F\u00e4ulnis* dur verschiedensten Eiweissk\u00fcrpiT von mis oil lall ui iei i dor Benzoes\u00e4ure homologen S\u00e4uren \u2014 dio Pheuylessigs\u00e4urc und die Pheiiylproprions\u00e4uro \u2014 ilin-Entstehung im Ei\\vriss pr\u00e4formirten Phenylamidos\u00e4uren vcr-danken d\u00fcrften, liai durch die bald darauf erfolgte Auffindung der Phenylamidopropions\u00e4ure unter den Spaltungsprodukten dos Eiweiss bei der Keimung von Seiten Schulze s und Dar bi or is2) eine festere Unterlage gewonnen. Es lag nahe, zur Pr\u00fcfung dieser Vermuthung auch die Phenylamido-propious\u00e4ure selbst der F\u00e4ulniss zu unterwerfen.\nDieser Versuch ist k\u00fcrzlich von Baumann3) an einer\n| .\nkleinen Menge der S\u00e4ure ausgef\u00fchrt und dabei Phenylessig-s\u00e4ure als Spaltungsprodukt constatirt worden. Baumann scheint nun damit die Frage nach der Abstammung derails dem Eiweissv erhaltenen Phenylessigs\u00e4ure \u00fcberhaupt f\u00fcr erledigt zu halten, denn er sagt: \u00abDagegen ist diese Amido-s\u00e4ure unzweifelhaft die Muttersubslanz der Phenylcssigs\u00e4ure, welche von E. und II. Salkowski unter den Produkten der F\u00e4ulniss von Eiweiss aufgefunden worden ist.\u00bb\n\u2019) IU*rielil\u00ab*\u00abU\u2018r deutschen clu*mis< lieii Gesellschaft, Hd. XIII, S. 380. ') Khmd\u00e0sclhsl, Hd. XIV, .S. 17sr\u00bb.\n*> IZeitschrift, Hd. Vil, S.","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"151\nWir haben uns * begreiflicherweise gleichfalls mit der Frage nach der Abstammung der Homologen der Benzoes\u00e4ure besch\u00e4digt und sind dabei auf Thatsaehen gestossei, welche die Uichtigkeil dieser Anschauung stark in Frage stellen, und die wir hier vorl\u00e4ufig mittheilen, da die ausf\u00fchrliche Publikation, in der wir die von uns bei den F\u00e4.ul-nissverstielien erhaltenen Uesultate \u00fcbersichtlich zusammenzustellen gedenken, noch einige Zeit zum Abschluss erfordern ' wird.\nDie Ilauptthatsache, welche gegen die allgemeine \u2022G\u00fcltigkeit der Annahme von Baumann spricht, ist die, dass inan auch aus v\u00f6llig reinem Tyrosin bei der Faulniss, wie wir gefunden haben, eine nicht unerhebliche Quantit\u00e4t Uydro-zimmts\u00e4ure erh\u00e4lt.\nDie Anordnung der Versuche war folgende:\nlo gr. Tyrosin wurden mit 5 Liter Leitungswasser \u00fcbergossen, welches 25.gr. weinsaures Natron-Kali, 1 gr. saures phosphorsaures Kali und 0,1 > gr. kryslallisirte Schwefels\u00e4ure Magnesia gel\u00f6st enthielt, kohlensaures Natron bis zur deutlich alkalischen Reaktion zugeselzt und nun die Mischung mit 2 ec. faulender Fleischfl\u00fcssigkeit geimpft (gehacktes Fleisch 21 Stunden bei G. mit alkalisirtem Wasser in Ber\u00fchrung) ld Tage in einer grossen Glasst\u00f6pselflasche bei 40\u00b0 digerirt. Die \u2019 Flaschcj wurde in den ersten Tagen ollen, sp\u00e4ter geschlossen gehalten, \u00f6fters gesch\u00fcttelt..\nDie Verarbeitung der Faulfl\u00fcssigkeit war so, wie wir \u2022 sie wiederholt in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft angedeutet haben. Die Fl\u00fcssigkeit wurde zuerst ohne S\u00e4urezusatz destillirt, das Destillat (A) anges\u00e4uert und mit Aether ausgesch\u00fcttelt. Der Aether nimmt ausser Phenol resp. Kresol auch eine kleine Menge S\u00e4ure auf, welche ihm durch Sch\u00fctteln mit einer L\u00f6sung von kohlensaurem Natron entzogen wird. Aus der alkalischen L\u00f6sung wird die S\u00e4ure wieder in Aether \u00fcbergef\u00fchrt. Die llauptmenge der S\u00e4uren befindet sich indessen in dem Destillationsr\u00fcckstand (B).\nDerselbe wird eingedampft, mit Alkohol gef\u00e4llt, der Alkoholauszug verdunstet, anges\u00e4uert, mil Aether ausge-\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie VII,\t.\t31","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"sel I tit Ml, die aus dm beiden vereinigten Aetherauszugm \u00ablurch Abdestillireu |orhaltenen S\u00e4uren werden au Natron gebunden, zur Entfernung von Spuren h\u00f6herer fl\u00fcchtigen fetten S\u00e4uren C.hlorbaryum zugesetzt, das alkalische Filtrat zur Reinigung nochmals, mit Aether gesch\u00fcttelt, dann dir S\u00e4uren wiederum in die \u00e4therische L\u00f6sung \u00fcbergef\u00fchrt. Dir so erhaltenen L\u00f6sungen aus zwei Versuchen mit je lo gr. Tyrosin, das \u00fcbrigens nicht ganz in L\u00f6sung ging, wurden vereinigt, verdunstet und der R\u00fcckstand im Damjifslroiue deslillirl, die \u00fcbergegangenen S\u00e4uren wurden nach Aufnahme in Aelher und Abdestillireu dieses der fr^dionirten Destillation unterworfen, der um 270\u00b0 \u00fcbergegangene Antheil tiii . sich aufgel\u00e4ngen ; *die nach dem Erkalten desselben ef hallene Krystalhuasse stark abgepresst. Aus 20 gr. Tyrosin wurden so 1,2 gr. bei\tschmelzende reine I lydrozimmls\u00e4iire\neihallen.\nDie llydrozininds\u00e4un* kann also aus dem Tyrosin durch Deduction hervorgelten. Deil\u00e4ulig bemerkt, ist dieses wohl der erste Fall von Deduction der Hydroxylgruppe in einem Dhenolderival durch E\u00e4ulniss (also wohl durch naschenden Wasserstoff}. Dass die Tyrosingruppe des Eiweiss bei der E\u00e4ulniss derselben Umwandlung unterliegl, ist a priori wahrscheinlich. Es sprechen daf\u00fcr aber auch F\u00e4ulnissver-suelie mit Leim und mit m\u00f6glichst von der Tyrosingruppe befreitem Eiweiss: in beiden F\u00e4llen bilden sich nur sehr geringe Mengen nichthydroxylirler S\u00e4uren,. Nat\u00fcrlich wollen wir nicht in Abrede slellvp, dass ein Tlieil der nichthydro-xylirten aromatischen S\u00e4uren auch aus Rhonylamidosauren hervorgehen kann.\nDaumann's Anspruch bezieht sich allerdings nur auf die Uheliylessigs\u00e4ure, es ist uns aber nach den beim Eiweiss gemachten Erfahrungen wahrscheinlich, dass es von \u00e4usseren Umst\u00e4nden, namentlich von der Dauer der tjjuilniss abh\u00e4ng!, ob Uheliylessigs\u00e4ure oder Uhenylpropions\u00e4ure auftritt : die (Quelle der beiden S\u00e4uren ist jedenfalls dieselbe1 Wahrscheinlich kann auch das Tyrosin unter anderen Verh\u00e4ltnissen Uheliylessigs\u00e4ure liefern, gerade so, wie aus dem","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"I\n453\nTyrosin nach Baumann selbst bei langer Dauer der F\u00e4ulniss Oxyphenylossigs\u00e4ure entst lit (diese wurde, beil\u00e4ufig bemerkt, auch in den erw\u00e4hnten Versuchen aufgefunden, wie' wir, die Angaben Baumann's best\u00e4tigend,erw\u00e4hnen wollen, w\u00e4hrend in anderen Versuchen das Tyrosin llydroparacumars\u00e4ure lieferte).\nZieht man in Betracht, dass bei allen F\u00fctterungsv\u00e9r-\nt\nsuchen mit Tyrosin immer nur verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig geringe Mengen von Umwandlungsprodukten aufgefunden sind, so wird man zu der Yermulhung gedr\u00e4ngt, \u00ablass diese Reduction auch iui Thierk\u00f6rper stattlinden k\u00f6nnte: die Untersuchung des Harns w\u00fcrde dar\u00fcber Aufschluss geben. Wir behalten uns vor, diese Yermulhung durch Yersucbe zu pr\u00fcfen.\nBaumann hat in der erw\u00e4hnten Mittheilung auch eine Reihe von Angriffen, z. Th. gegen unsere gemeinsame Dublikat ionen, z. Th. an den Einen von uns (E. S.) gerichtet, gegen die wir nothgedrungen Verwahrung eiulegeii m\u00fcssen.. Der Einfachheit halber hat der Eine von uns (E. S.) die Abwehr dieser Angriffe \u00fcbernommen, jedoch erkl\u00e4rt sich der Andere mit den Ausf\u00fchrungen, soweit sie ihn mitbetreifen, einverstanden.\n1) Wir m\u00fcssen dabei bleiben, dass die Ausf\u00fchrungen von Blendermann und Schotten den Anschein erwecken,\nals ob unsere Beobachtungen \u00fcber die Bildung von aroma-\n\u00bb ...\ntischen Oxys\u00e4uren, d. h. hydroxylirlen- Carbons\u00e4uren des Benzols aus Eiweiss lediglich eine Best\u00e4tigung .der Angaben von Bau mann.\u00fcber das Tyrosin seien, und dass Niemand den wahren Sachverhalt aus diesen Ausf\u00fchrungen erkennenkann. Wir haben die historischen Daten angef\u00fchrt und die Quellen citirt, welche es Jedem, der sich f\u00fcr die Frage interessirt, erm\u00f6glichen, sich selbst ein Urtheil zu bilden. Wir gehen daher auf diesen Punkt nicht weiter ein, sondern constatiren nur nochmals, dass wir.die Bildung der Oxys\u00e4uren ganz unabh\u00e4ngig gefunden haben.\nBau mann missf\u00e4llt freilich der Plural, aber wir wissen l icht, wie man^ucli ausdr\u00fccken soll, wenn man von den Oxys\u00e4uren als Gattungsbegriff spricht. Uebrigens hatten","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"wir auch schon die Hydroparacuinars\u00fciire, mir verunreinig! durch skatolbildende Substanz, l\u00e4ngs! in H\u00e4nden, als die Miltheihing von Bau manu erschien, ihre Auffindung unter den F\u00e4ulnissproduklon des Eiweisses unsererseits kann man Nicht als Gonsequenz der Bau mail ifsehen Beobachtungen \u00fcber das Tyrosin betrachten, sie ist nicht durch diese veranlasst. Es w\u00e4re uns nat\u00fcrlich nicht schwer gewesen, die Oxys\u00e4ure zu reinigen und mit der bekannten und darum leicht aufzulindeiiden 1 fydroparncumars\u00e4ure zu idenliliciren. begreiflicherweise aber war es f\u00fcr uns von weit gr\u00f6sserem Interesse, \u00fcber die begleitende. scalolhildende Substanz in s Klare zu kommen ; dieser Umstand hat die Verz\u00f6gerung der Publikation verursacht.\nDagegen m\u00fcssen wir gegen die wunderliche Unterstellung von Baumann protestiren, als ob wir Zweifel daran gehegt h\u00e4tten, dass die aus faulendem Eiwciss erhaltenen Oxys\u00e4uren aus der Tyrosingruppe desselben stammen. Baumann folgert. dieses daraus, dass wir bei den K\u00fctterungs-versuchen mit Phenylessigs\u00e4ure auch eine etwaige Bildung von Oxys\u00e4ure durch Oxydation im Benzol kern in Betracht gezogen haben. Wir haben in der citirten Arbeit angegeben, warum wir diese Versuche ausgef\u00fchrt haben. Es geschah nur, um keine etwa noch m\u00f6gliche Ver\u00e4nderung der Phenylessigs\u00e4ure im Organismus unber\u00fccksichtigt zu lassen.\nWir erkennen nicht nur jetzt an, dass die Oxys\u00e4uren aus der Tyrosingruppe stammen, sondern haben dieses stets anerkannt, wie dieses z. B. aus der Darstellung hervorgehl, welche ich (E. S.) in dem Buche: Die Lehre vom Harn, auf S. 2b gegeben habe. Es heisst daselbst:\n\u00abEs sind also im Eiweissmolek\u00fcl wahrscheinlich mindestens drei aromatische Gruppen enthalten: l) die Plienol-gruppe. Dahin geh\u00f6rt das Tyrosin, die beiden aromatischen Oxys\u00e4uren und das aus ihnen hervorgehende Phenol und Kresol. Welche von diesen Substanzen sich in einemTau-lenden Gemisch findet. h\u00e4ngt von dem Grade der E\u00e4ulniss ab; als im Eiwciss pr\u00e4tormirt ist nur die Tyrosingruppe","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"anzusehen. Nat\u00fcrlich limlel man auch h\u00e4ufig, ja fast regelm\u00e4ssig diese Substanzen neben einander.\u00bb\nAls weitere Gruppen sind dann die \u00abPhenylgruppe\u00bb und die \u00abIndolgruppe\u00bb bezeichnet.\nIch erinnere lerner daran, dass ich zu meinen ersten F\u00e4ulnissversuchen llornsubstanz genommen habe, trotzdem dieselbe schwierig fault; ich bemerkte dabei1): \u00abich w\u00e4hlte dieses Material, weil man wohl annehmen kann, dass' es reich an aromatischer Substanz ist\u00bb.\nNat\u00fcrlich konnte unter dem reichen Gehalt an aromatischer Substanz nichts Anderes verstanden sein, als die verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig grosse Menge Tyrosin, welche die Horn* Substanz bekanntlich liefert. Und nun sollten wir, wenn irgend eine aromatische S\u00e4ure aus dem Horn oder Eiweiss hervorgehl, nicht zuerst an daj> Tyrosin gedacht haben ? noch dazu, da jene Gruppe die einzige war, die zu jener Zeit als im Eiweiss pr\u00e4formirt nachgewiesen warV.\nWar also schon vor den P>au mann sehen Tyrosin-Versuchen ein Zusammenhang der durch E\u00e4ulniss erhaltenen Oxys\u00e4uro mit der Tyrosingruppe des Eiweiss als wahrscheinlich zu vermuthen,so konnte nach denselben gewiss Niemand\nmehr an diesem Zusammenhang zweifeln.\nDass mit unseren Beobachtungen der Entstehung von Oxypbenylessigs\u00e4ure aus Eiweiss durch E\u00e4ulniss ein neues Gebiet der Forschung erschlossen wurde, haben wir nicht behauptet, wir glauben aber wohl, dass unsere Beobachtung eine Heilie von Fragen nahelegte, wie die nach der Entstehung der.Oxypbenylessigs\u00e4ure bei der Darmt\u00e4ulniss, \u00fcber ihren Verbleib, \u00fcber ihre Entstehung aus faulendem Eiweiss innerhalb des K\u00f6rpers in Abscessen u. s. w., von deren Bearbeitung uns lediglich die intercurrirenden Versuche von Baumann mit Tyrosin abgehalten haben. Nur um mit Bau mann nicht in Collision zu geratheu, haben wir diese Fragen nicht verfolgt, obwohl wir volles Anrecht darauf 1 hatten. Wenn Bau mann sagt, dass die Oxyphenylessig-s\u00e4ure nicht die erste Oxys\u00e4ure sei, die aus dem Eiweiss durch\n\u2018j Diese Zeitschrift, Bd. Il, S. \\\u00b11,","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"F\u00e4ulnis* erhalten ist, dass das Tyrosin selbst vielmehr als \u00ab*im> Oxys\u00e4ure l\u00e4ngst bekannt war, so l\u00e4sst sieb dieser Aus-Spruch dein Wortlaut nach allerdings aufrecht erbalten, wir haben aber, wie' aus dem Zusammenhang auf's Klarste her-\\oigeht, unter Oxys\u00e4uren nie etwas Anderes verstanden ab Oxyearbons\u00e4uren des Benzols.\n2) leh babe Baumann niemals die Unabh\u00e4ngigkeit seiner Entdeckung der Entstellung des Phenols aus Eiwehs bestritten, ebensowenig ist es uns je eingefallen, die von und hei Baumann ausgef\u00fchrlen Untersuchungen als Konsequenzen unserer Beobachtungen hinzustellon. Damit fallen auch die dabin gebenden Vorw\u00fcrfe von Bau mann. Der incriminirle Passus in dem Buche \u00abdie Lehre vom Harn\u00bb ist streng historisch und ich glaube nicht, dass er zu Irrth\u00fcmern Veranlassung geben kann, wenn inan ihn ohne Voreingenommenheit liest. Dagegen muss ich ebenso entschieden die Unabh\u00e4ngigkeil meiner Beobachtungen \u00fcber das reichliche Auftreten von Phenol im Harn bei Ileus mit allen daraus sich ergebenden Konsequenzen aufrecht erhalten, die Baumann in Abrede stellt. Wenn Baumann sagt:\n\u00abNachdem die Isolirung der Phenol-, resp. p-KresoI-schwelels\u00e4ure in ihren Kaliumsalzen aus dem Pferdeharn gelungen war, bekam die Frage nach der Entstehung beider Stolle ein erneutes Interesse. Erst von da ab betheiligte sich E. Salkowski an diesen Untersuchungen* etc. so habe ich gegen diese historische Darstellung nichts ein-zuwend^n. Wer eine hervorragende Entdeckung macht, wie es die der Phenolschwefels\u00e4uren und Aetherschwefels\u00e4uren \u00fcbeihaupt i>l, gewinnt damit naturgein\u00e4ss einen gewissen Einfluss auf ,die Kodankenrichtuug und auf die Arbeiten seiner Zeitgenossen. \\on dieser allgemeinen Beeinflussung dei (\u00abedaukenriebtung bis zur Auftiuduug eines neuen und. nicht unwichtigen Eactums, wie es die Beobachtung der pathologischen Phenolausscheidung war, ist aber noch ein weiter Schritt. Mit demselben Recht k\u00f6nnten die F\u00e4uhnss-versuchc von Baumann als Konsequenz derer VonNencki","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"bezeichnet werden, da Nencki doch unzweifelhaft da\u00bb Studium der bacteritischen Zersetzung der Eiweissk\u00f6rper zuerst mit Erfolg begonnen und damit dieses wichtige (Sebiet inaugurirt hat.\nDass meine Beobachtung keine unwichtige war, geht aus Bau man n s eigenen Worten (loc. eit., S. 289) hervor : \u2022 \u00abDie Ansicht, dass das Phenol des Harns nur aus Pflanzen-nahrung stamme, war damals allgemein anerkannt.\u00bb Um so heinerkeiiswerther war die Auffindung in F\u00e4llen, in denen davon offenbar nicht die Bede sein konnte.\nBau mann sagt freilich, diese Beobachtungen \u00abh\u00e4tten eventuell zu demselben Schluss f\u00fchren k\u00f6nnen, den ich aus Beobachtungen am Hunde bereits gezogen hatte.\u00bb Allein diese Behauptung- wird durch die Literaturangaben wenigstens mehl gest\u00fctzt. Bau mann spricht an den citirlen Stellen nur davon, dass der Harn von mit Fleisch gef\u00fctterten Hunden stets kleine Mengen von phenolbildender Substanz enthalte, er sagt aber durchaus nicht, dass nach dieser Beobachtung als Quelle des Phenols das Eiweiss angesehen werden m\u00fcsse. Baumann's erste Angabe \u00fcber die Bildung des Phenols bei der F\u00e4ulniss ist f\u00fcnf Monate sp\u00e4ter erschienen als meine Beobachtung \u00fcber die pathologische Phenolausscheidung etc. Zieht man nun in Betracht; dass der llundeharn in der Regel kein Phenol enth\u00e4lt, jedenfalls in der Hegel nicht in solchen Mengen, dass cs sich auf dem gew\u00f6hnlichen Wega nachweisen l\u00e4sst (das wird jetzt wohl allgemein zugegeben), dass Schl\u00fcsse, auf Spuren allein begr\u00fcndet, bekanntlich: \u00e4hr Missliches haben, sowie dass meine Beobachtungen den richtigen Schluss \u00fcber das Material f\u00fcr die Entstehung des Phenols sehr nahe legten, zieht man dieses alles in Betracht, so wird es einigermassen schwer, anzunehmen, (lass meine Beobachtungen durchaus keinen Einfluss auf die Bauman ri* sehe Entdeckung der Bildung des Phenols aus Eiweiss gehabt haben sollten. Es ist doch auff\u00e4llig, dass Jemand, der eine wichtige Idee durch die Beobachtungen Anderer gef\u00e4hrdet sieht - und Bau man n musste sie f\u00fcr gef\u00e4hrdet halten, denn im Besitz seiner Ideen\n~\"*jTfluger\u2019s Archiv, Kd. Ui S. <i7 und Bd. S. i>8s.","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"\"lussle ihm ja .las Auftreten von Phenol im ihm. hei Ileus mal mich Einspritzung von (unreinem) In.loi in seinen (ii\u00fcnd.-n kli'r Sl'm si,l' eine Iteiho von Monaten Zeit l\u00e4sst ehe e. .len entscheidenden Versuch Hnsteltt, resp. j.ubli. ii |)aZ\u201e konunl noch, \u00ablass gerade diese meine Beobachtung von Hau nia nu mil auffallender (ioringseh\u00e4lzung behandelt wird wolnr nuten ein Beispiel. Doch mag dieses auf sich hcruhen\u2019 ich hahe nirgends gesagt, \u00abdass das der ganzen lieihe von l'nlersiichlingen filier die Entstehung zu (irunde gelegte KX|.e-rmient\u00bb eine Consequenz meiner- Beobachtungen sei. Ich glaube das'auch keineswegs, nenn ich es auch f\u00fcr nuhi.scheinlich halte, dass auf dasselbe ein gewisser Einlluss bestanden hat. I hais\u00e4chlich habe ich einen Solchen Anspruch\n\"ie '\t...... '\u2019in erst durch den dahin gehenden Vorwurf\n' on b a ii m a n U zu dieser ganzen Er\u00f6rterung veranlasst worden.\nHau man n sagt nun aller weiter noch : \u00abmeiner Puiili-katioii \u00fcber die Entstehung des Phenols folgten die Versuche Sa Ikon-ski's \u00fcber vermehrte Ausscheidung von Phenol bei J )ar m 11 n I erb i i ul u ngo 11 \u00bb.\nDas erweckt den Anschein, als ob ich die Durnnmter-\nbmdimgenanfUruiid der Haiimann\u2019schen Entdeckung \u00fcber die\nI \u00abIdling des Phenols augestellt h\u00e4tte. Das ist durchaus unrichtig.\nMeine Miltheihmg folgte der llaunianii schen im n\u00e4chst,m Hell der P\u00e9riclit\u00e9 der deiilsclieu clicmisehen (iesellschafl. \u2022Null erschien das Hell, welches die MiUhcilung vor. ISau-\n\"la\"\" brachte, am 2:t. April 1*77, meine Miltheihmg tr\u00e4gt als Datum des Einlaufes den 2<l. April. Nach dein Lesen der Publication von Haumann blieben mir also noch f\u00fcnf bis sechs Tage Zeit. Kami nun Jemand glauben, dass ich eine \u00abgrosse lieihe von Darmunlerbinduiigeii\u00bb (mil den daran sich schliesseuden ausf\u00fchrlichen Pritiuiitersuchomgen) von denen einzelne speeiell angef\u00fchrt sind, in dieser Zeit von o-d Tagen erst ausgef\u00fchrl habe? Thals\u00e4chlich halle ich last das ganzecWinlersemesler daran gearbeitet und mcinc sa m mtli e h eu zeh n Un te rbi ndu ngs vers,, ehe an\nIl un den waren beendigt, als die Notiz von Baumann \u00abischion.","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"450\n11) Wenn Banmann schliesslich meint, unsere Reclamation k\u00e4me etwas post festum, sie h\u00e4tte schon weil fr\u00fcher erh\u00f6hen und gegen ihn selbst gerichtet werden m\u00fcssen, so kann man ihm darin nicht so ganz Unrecht geben. Gegr\u00fcndete Veranlassung zu Reclamatjonen haben seine Publi-calionen und die seiner Scinder oft genug geliefert, nicht nur die eine von ihm selbst angef\u00fchrte Stelle, in welcher er-so freundlich ist, unsere fr\u00fcheren Befunde als Erg\u00e4nzung der seinigen zu accept iron. Ich gehe nur ungern auf diesen Punkt ein, weil des Streites kein Ende sein w\u00fcrde, wenn ich alle Einzelheiten anf\u00fchren wollte. Um nur ein Beispiel zu erw\u00e4hnen: Baumann l\u00e2s\u00ebt es zu, dass B lend ermann schreibt:1)\ni\t\u2022\t\u2022\n\u00abHiermit stehen im Einklang die zahlreichen Beobachtungen von Brieger \u00fcber das Auftreten reichlicher 'Mengen von Phenolen in einer Reihe von Krankheiten, ferner die analogen Angaben Salkowski's\u00bb u. s. w.\nt\u201eich soll \u00abanaloge\u00bb Angaben gemacht haben zu Beobfehtungen, welche etwa P/a Jahre sp\u00e4ter erschienen ^sind, als die meinigen? Entspricht das etwa auch dem historischen Sachverhalt ?\nBaumann wird sehr wohl wissen, dass es zahlreiche pers\u00f6nliche Gr\u00fcnde gibt, welche den Angegriffenen oder Benachtheiligten unter Umst\u00e4nden davon abhaltenf sein Recht sofort zu wahren, und es wird ihm auch klar spin, dass solche Gr\u00fcnde f\u00fcr die Vermeidung literarischen Streites in diesem Falle in ganz besonders hohem Grade vorliegen. Diese pers\u00f6nlichen Gr\u00fcnde sind es, die uns so lange schweigen liessen. Keineswegs tragen wir, wie Bau-mann zu meinen scheint, Verlangen, an den Fr\u00fcchten seiner Arbeiten Antheil zu haben, und reclamiren aus diesem Grunde etwa erst jetzt.\nWir haben uns freiwillig eine Reihe von Consequenzen aus unseren Arbeiten begeben, um nicht mit Baumann in Conflict zu gerathen.. Dass dieses trotzdem geschehen ist, zeigt uns nur, dass diese Politik sachlicher und literarischer Zur\u00fcckhaltung Bau mann gegen\u00fcber eine falsche war.\n') Diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 239.","page":459}],"identifier":"lit16499","issued":"1882-83","language":"de","pages":"450-459","startpages":"450","title":"Ueber die Entstehung der Homologen der Benzoes\u00e4ure bei der F\u00e4ulniss","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:35.620211+00:00"}