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{"created":"2022-01-31T12:29:30.866079+00:00","id":"lit16500","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Weiske, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 460-465","fulltext":[{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie des Glutins.\nVon\nH \u2022 W e i s k e.\n(Alis dem thierchemiseheu Institut der Tuiversit\u00fct Breslau.) (Der Redaction zugc^angen am 10. April 1H83).\nn vcrcchicdeiion \u2022iPFsorjp^gr\nZur Bestimmung der Glutinmengtm, die sich beim Kochen mit Wasser aus Knochenst\u00fccken, welche einen verschiedenen Mincralstoi\u00efgehalt besitzen, innerhalb gewisser 7a wurde der Femur ernes Kindes nach vorherig Reinigung von accessorischen Bestandtheilen in eine gr\u00f6ssei^^ Anzahl gleich grosser St\u00fccke zers\u00e4gt und diese in verd\u00fcnnte Chlor wasserst oft's\u00e4ure unter \u00f6fterem Erneuern der letzteren gelegt. Nach 21 Stunden nahm man die ersten, nach 2 mal 24 Stunden die zweiten Knochenst\u00fccke aus der verd\u00fcnnten S\u00fcuye heraus u.s.w.; die letzten dieser Knocheust\u00fccke hatten 12 mal 24 Stunden in der verd\u00fcnnten Chlorwasserstoffs\u00e4ure gelegen. Alle Knochenst\u00fccke, deren Mineralbestandtheiledurch die angegebene Behandlungsweise entweder theilweise und zwar in verschiedenem Masse, oder vollst\u00e4ndig in L\u00f6sung \u00fcbergegangen waren, wurden hierauf wiederholt so lang\u00bb' mit destillirtem Wasser behandelt, bis dasselbe keine Spur einer saueren Reaction mehr zeigte und auf Zusatz von Silberl\u00f6sung nur noch eine schwache Opalisirung eintrat.\nAls hierauf diese Knocheust\u00fccke jedes f\u00fcr sich in gleicher Weise mit Wasser gekocht wurden, zeigte sich, dass sich das Collagen um so reichlicher in Glutin verwandelte, je\nmineralsloff\u00fcrnier es war: zugleich ergab sich aber aucl\nregelm\u00e4ssig,dass nachdem l\u00e4ngeren Behandeln mit verd\u00fcnnter","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Ghlorwasserstoffs\u00e4ure und nach dem m\u00f6glichst vollst\u00e4ndigen Ent fernen der Mineraist offe heim Kochen eine Glutinl\u00f6simlg entstand, die sich von dem gew\u00f6hnlichen fJlutin dadurch unterschied, dass sie auf Zusatz von Gerbs\u00e4ure, nicht, wohl aber dann gef\u00e4llt wurde, wenn man gleichzeitig einen Tropfen einer Salzl\u00f6sung (Na Cl, CaCOa, Ca SO* etc.) zulugte. Im Ucbrigen zeigte diese L\u00f6sung, auch in Bezug auf das Gelatinirungsverm\u00f6gen, dasselbe Verhalten, wie eine gew\u00f6hnliche Glutinl\u00f6sung.\nBekanntlich entsteht, wie bereits Gm clin, K\u00fchne u. A. gezeigt haben, beim Kochen des Glutins unter hohem. Druck, sowie bei Gegenwart von S\u00e4ure oder Alkali ei ix peptonartiger K\u00f6rper, der unless durch Gerbs\u00e4ure gef\u00e4llt wird' und sein Gelatinirungsverm\u00f6gen eingeb\u00fcsst hat. Auch das von Tiedemann und Gnielin, Blondlot, Frerichs, Etzinger u. A^inJ^lge der Einwirkung von Magensaft d\u00e4rgestellte LebH^^^besitzt kein Gelatinirungsverm\u00f6gen mehr und j\u00c6m\\\\ (Sws\u00e4ure einen Niederschlag. Ebenso verh\u00e4lt sich ^^iiach Nencki der durch F\u00e4ulniss oder durch Einwirkung von pancreatischeii Saft auf Glutin gebildete peptonartige K\u00f6rper. Mit allen diesen Substanzen konnte demnach das auf oben beschriebene Weise gewonnene Glutin nicht identisch sein, und auch die von Hofmeister durch 30st\u00e4ndiges Kochen des gut gereinigten Glutins mit Wasser gebildeten und von ihm als \u00abSemiglutin\u00bb und \u00ab Ilemicollin% bezeichnelen Substanzen zeigten insofern ein anderes Verhalten, als sie mit Gerbs\u00e4ure F\u00e4llung gaben.\nWurden Knochenst\u00fccke, welche l\u00e4ngere Zeit in verd\u00fcnnter Chlorwasserstofls\u00e4ure gelegen hatten, ohne vorher die in ihnen noch befindlichen Reste von S\u00e4ure auszuwaschen, mit Wasser gekocht, so l\u00f6sten sie sich leicht auf und die filtrirte, eingedampfte und 8 Stunden bid 130\u00b0 C. getrocknete Substanz zeigte folgendes Verhalten: Durch Wasser trat bereits in der K\u00e4lte leicht L\u00f6sung ein, die L\u00f6sung gelathiirle nicht und besass eine stark saun* Reaction. Durch Gerbs\u00e4ure, Phosphor wolfram- und Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure, Quecksilberchlorid, ges\u00e4ttigte Kochsalz- oder schwefelsaure Magnesium-","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"L\u00f6sung trat F\u00fcllung ein : dagegen gaben Silber- und Bleil\u00f6sung, Alkohol, Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium, Salpeters\u00e4ure etc. keinen Niederschlag Mit M i lion's Reagens trat stets schwache Rolhf\u00e4rhung ein und durch Kupferl\u00f6sung und Kalilauge entstand starke Biuretreaction.\nMehrere der 10\u201412 Tage in verd\u00fcnnter fllilorwasser-stolTs\u00e4ure gelegenen und mit destillii tem Wasser m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig ausgewaschenen Kuorhonstikke wurden jetzt 2 mal je ca. \\-2 Stunde lang mit dcstillirtem Wasser gekocht, die bei reifenden Fl\u00fcssigkeit >u beidemale rein abgegossen, und nun, nachdem zum drittenmal eine gr\u00f6ssere Quantit\u00e4t Wasser zugef\u00fcgt war, so lange gekocht, bis sich das Collagen zum grossem rJ heil gel\u00f6st hatte. Die heiss liltrirte, stark verd\u00fcnnte H\u00fcssigkoil, gelatinirle beim Erkalten wie gew\u00f6hnliche Glutinl\u00f6sung; die se Gallerte l\u00f6ste sich beim Erw\u00e4rmen leicht auf.\n\u2022 Die L\u00f6sung gab mit Phosphorwolframs\u00e4ure einen starken\nNiederschlag; mit Gerbs\u00e4ure entstand nurOpalis.i\u00ff^rtji. bei\ngleichzeitigem Zusatz von einem Tropfen Salzl\u00f6sung trmahef\nsolort F\u00e4llung ein. Diese F\u00e4llung durch Gerbs\u00e4ure und Salz-V*. !.. ' '#> l\u00f6sung war, sofern gen\u00fcgende Mengen des betreffenden\nF\u00fclhmgsmittels zugesetzt wurden, so vollst\u00e4ndig, dass Phos-\nphorwollrams\u00e4ure. im Filtrat keinen Niederschlag .weiter\nhervorbrachte. Alkohol erzeugte Tr\u00fcbung, die aber auf\nWasferzusatz wieder verschwand; Silberl\u00f6sung gab keine\nBeaetion.\nDie durch Abdampfen auf dem Wasserbade zu einem kleinen Volumen eingeengte Glutinl\u00f6sung, welche nach dem Erkalten zu einer gummi\u00e4hnlichen, gallertartigen Masse er- f starrte, wurde jetzt in d\u00fcnne Streifen geschnitten und diese 1 bei ca. 35\u00b0 C. im Exsiccator getrocknet. Die auf diese Weise dargestellte trockene Substanz repr\u00e4senlitte eine spr\u00f6de, gelbe, durchscheinende Masse, die sich in heissem Wasser bis auf einen kleinen R\u00fcckstand, der mit Mi lions Reagens intensive Rothf\u00e4rbung beim Kochen gab, l\u00f6ste und die bereits oben angef\u00fchrten Reactionen der urspr\u00fcnglichen L\u00f6sung zeigte. Die Aschebestimmung dieser trockenen Substanz ergab im Mittel 0,02'Vo; eine \u00e4hnliche Menge Asche fand Ilof-","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"meister in dem von ihm dargestellten m\u00f6glicht reinen Glutin. In gew\u00f6hnlichem Leim fand ich 3,12% und in reiner k\u00e4uflicher Gelai ine 2,43% Asche.\nDie Asche des gereinigten, mineralstolTannen Glutins enthielt Spuren von Eisen, und phosphorsaurem Calcium, dagegen waren Magnesia, Schwefels\u00e4ure oder Schwefelmetall nicht nachzuweisen. Von der Asche des gew\u00f6hnlichen k\u00e4uflichen Leims und der Gelatine unterschied sie sich ..insofern wesentlich, als hier nach Zusatz von Chlorvvassersloffs\u00e4ure starker Schwefelwasserstoff-Geruch auftrat und die salzsaure L\u00f6sung reichlich Schwefels\u00e4ure enthielt.\tj\nAus alledem scheint hervorzugehen, dass die Nichtf\u00e4llbarkeit dieses von mir dargestellten Glutins durch Gerbs\u00e4ure in einem Mangel an Mincralstoffen liegt, und dass sich demnach zwischen gew\u00f6hnlichem aschehalligen und sehr mineralstoffarmen Glutin im Verhalten gegen gewisse lleagehtien ein \u00e4hnlicher Unterschied bemerkbar macht, wie dieses u. A. von Aron st ein f\u00fcr gew\u00f6hnliches aschehaltiges und sehr mineral-slofl\u00e4rmes Eier- und Serumalbumin und von K\u00fclz .f\u00fcr gew\u00f6hnliches aschehaltiges und sehr mineralstoffarmes ;gut gereinigtes Glycogen nachgewiesen worden ist.\nVon dein k\u00e4uflichen aschehaltigen Leim und der Gelatine sowie von dem sehr mineralstoffarmen Glutin wurde jetzt je 1,0 gr. abgewogen, in Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung auf 200 cc. gebracht; ferner wurde eine l\u00b0/oige Gerbs\u00e4urel\u00f6sung dargestellt. Je 10 cc. der \u00abLeim-\u00bb, \u00ab.Gelatine\u00bb und \u00abGlutinl\u00f6sung\u00bb wurden mit 1, 5, 10, 20, 30, 50 cc. der l%igen Gerbs\u00e4urel\u00f6sung versetzt.- 5 cc. dieser Gerbs\u00e4urel\u00f6sung gen\u00fcgten bereits, um die Leim- und Gelatinel\u00f6sung vollst\u00e4ndig auszuiallen, so dass in dem vollst\u00e4ndig klaren Filtrat weiterer Zusatz von Gerbs\u00e4ure keinen Niederschlag mehr erzeugte. Dagegen entstand in der Glutinl\u00f6sung auch nach Zusatz von 50 cc. Gerbs\u00e4urel\u00f6sung nur etwas st\u00e4rkere Opalisation, aber selbst nach l\u00e4ngerem Stehen kein Niederschlag; letzterer trat aber sofort auf, wenn einige Tropfen Gypsl\u00f6sung etc. zagt\u2014 setzt wurden, und zwar gen\u00fcgten dann ebenfalls 5 cc.: der","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"m\nbetreffenden Gerbs\u00e4urel\u00f6sung, um vollst\u00e4ndige Austalhm\u00ab* herboizuf\u00fchren.\nliisweilen wurde beobachtet, dass eine L\u00f6sung des sehr mimvalstoH\u00e4rmen Glutins, welche l\u00e4ngere Zeit an einem kalten Orte (bei 1\u2014 3'\" C.) gestanden hatte, mit Gerbs\u00e4ure einen gelatin\u00f6sen, durchscheinenden Niederschlag gab, dass dieser Niederschlag aber \u00bb'aus bl ich und das urspr\u00fcngliche Verhalten eintrat, wenn die kalt gestandene L\u00f6sung zuvor einige Zeit auf ca. *JU0 C. erw\u00e4rmt worden war.\nDa das bisher von mir dargestellte Glutin immer noch etwas Asche enthielt, so wurde schliesslich, um vollst\u00e4ndig mmeralstol\u00efTrcies Glutin zu gewinnen, eine Anzahl d\u00fcnner Knochenseheiben so lange mit verd\u00fcnnter Chlorwasserstoff* s\u00e4ure behandelt, bis die Fl\u00fcssigkeit keine Spur einer Phos-phors\u00e4ure- oder. Kalkreaction mehr gab. Hierauf wurden diese Knochenscheiben vier Wochen lang t\u00e4glich -mit neuem desl illirten Wasser \u00fcbergossen; trotzdem hierbei schliesslich weder mit Methylanilinviolett, noch mit weinsaurem Eisen-Dhodanammouium Spuren von fr(\u2018ier S\u00e4ure nachzuweiseu waren, gab dies nach LM-st findigem Stehen von den Knochenscheiben abgegossene Wasser doch noch immer mit Silberl\u00f6sung eine schwache Opalisation, die auch nicht schwand, als ich zum Auswaschen statt des kalten Wassers solches von ca. \u00f6()n G. an wendete. Auch als die Knochenscheiben \u00bblurch Extrahiren mit Alkohol und mit Aether zuvor vollst\u00e4ndig entfettet worden waren, zeigte sich, dass selbst nach sehr langem Auswaschen mit Wasser das letztere auf Zusatz von Silberl\u00f6sung schwach opalisirte, wiewohl diese Reaction jetzt wohl schwerlich von noch vorhandener Chlorwasser-stoflsaure oder von Ghlor^alcium herr\u00fchren konnte. Hierauf kochte ich dit* von Mineralstotlen befreiten Knochenscheiben -mal ca. 1 Stunde lang mit Wasser, goss jedesmal die L\u00f6sung, welche Gelatinirungsverm\u00f6gen besass, ab, dampfte dieselbe im Wasserbade ein und trocknete den R\u00fcckstand bei circa 100\" G. Den durch Kochen ungel\u00f6st gebliebenen Theil der Knochenseheiben kochte ich jetzt ca. lk Stunde lang mil Wasser im Papin\u2019schen Topf bei RJO\" G., wobei sich Alles","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"465\n(bis auf einen ganz unbedeutenden R\u00fcckstand) zu einer nur wenig opalisircuden Fl\u00fcssigkeit aufl\u00fcste, welche gleichfalls eingedampft und bei ca. 100\u00b0 G. getrocknet wurde. Die erstere Substanz enthielt trotz bbiger Behandlungsweise immer noch 0,30 \"/o weisse, haupts\u00e4chlich aus Ka\u00ff und Phosphor?, s\u00e4ure bestehende Asche; die letztere hinterliess beim Ein\u00e4schern 0,33 \u00b0/\u00fc ziegelrothon, viel Eisenoxyd enthaltenden R\u00fcckstand. Beide Substanzen, welche im trockenen Zustande dem Gummi arabicum \u00e4hnlich aussahen, l\u00f6sten sich selbst beim l\u00e4ngeren Kochen nur t heil weise in Wasser ; der hierbei verbleibende aufgequollene, gelatin\u00f6se R\u00fcckstand gab beim Erw\u00e4rmen mit Mil Ion\u2019s Reagens intensive Rolhfarbnng, l\u00f6ste sich beim Kochen mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren oder Alkalien auf, doch gab die L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure und Fcrrocyankalium keinen Niederschlag. Der in L\u00f6sung \u00fcbergegangene ttieil der durch Kochen bei gew\u00f6hnlichem Druck entstandenen Substanz gab nur nach Zusatz von Salzl\u00f6sung einen Niederschlag mit Gerbs\u00e4ure; derjenige der durch Kochen im Pap irischen Topf bei 130\u00b0 G. gebildeten Substanz wurde durch Gerbs\u00e4ure unvollst\u00e4ndig, gelatin\u00f6s gef\u00e4llt. Beide bei ca. 100\u00b0 G. getrockneten K\u00f6rper zeigten also ein etwas anderes Verhalten als das fr\u00fcher dargestellte, bei niedriger Temperatur im Exsiccator getrocknete miiiemlstoflamie Glutin. Hiermit in Beziehung steht vielleicht die Beobachtung Mulder\u2019s Und Hofmeisters, nach welcher aus Hirschhorn oder Knochen dargestelltes Glutin durch Trocknen bei 130\u00b0 G. in Collagen (Glutinanbydrid) zur\u00fcckverwandelt wird, das sich erst nach 15\u2014 20 st\u00e4ndigem Kochen mit Wasser zu einer gclatinirenden Fl\u00fcssigkeit l\u00f6st; w\u00e4hrend Glutin aus Ilausenblase, welches nach H ofm eist er's Beobachtung beim Trocknen bei 130\u00b0 G. ebenfalls Collagen bildet, auch nach sehr langem Kochen mit Wasser nicht wieder in gclatinirenden Leim umgewandelt werden kann.\t.","page":465}],"identifier":"lit16500","issued":"1882-83","language":"de","pages":"460-465","startpages":"460","title":"Zur Chemie des Glutins","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:30.866085+00:00"}