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{"created":"2022-01-31T13:59:27.001458+00:00","id":"lit16505","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pecirka, Ferdinand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 7: 491-496","fulltext":[{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Bestimmung des Jods im Harn nach Kersting.\nVon\t'\u25a0\nDr. Ferdinand l\u2019ecirka.\n(An\u00ab ilvtn Libonit'irium f\u00fcr modicinischo Chemie an \u00ab1er deutschen Universit\u00e4t\nin Triif,'.)\n(Der Redaktion zugexangc-u am 13. Mai 1883.)\n\u2022 In der Absicht Jod im Ilarn quantitativ zu bestimmen, habe ich mich zun\u00e4chst mit der Methode von Kersting in ihrer urspr\u00fcnglichen Form und in ihrer von Hilgdjr angegebenen Modification bekannt gemacht und bin dabei zu einigen Thatsachen gelangt, welche mir einer Beachtung werth scheinen.\n\u00bb *\nDas Kersting\u2019scho Verfahren.\nBei der Ausf\u00fchrung des Kersting\u2019schen Verfahrens bin ich in .mehreren Punkten von der urspr\u00fcnglichen Vorschrift abgewichen. Ich habe immer 50 cc. Ilarn in Arbeit genommen,\u2019 dem cine iabgemessene Menge Jodka\u00fcumiosung von bekanntem Gehalte zugesetzt war, und habe denselben in einem Viertclliterk\u00f6lbchen, nachdem er mit Natronlauge stark alkalisch gemacht worden war, auf ein Drittel oder ein Viertel eingekocht. Nach Kersting soll man nun den Harn unter guter K\u00fchlung mit 20 cc. Schwefels\u00e4ure mischen. Jch habe dagegen das K\u00f6lbchen sofort an den Destillationsapparat befestigt und die Schwefels\u00e4ure durch ein mit einem Stopfen versehenes Trichterrohr zufliesscn lassen. Man hat dabei\u2019nur daf\u00fcr zu sorgen,, dass die Fl\u00fcssigkeit, welche die Schwefels\u00e4ure aufnimmt, nahezu siedend heiss ist ; sowie die ersten Tropfen S\u00e4ure in die heisse Fl\u00fcssigkeit gelangen, ge-r\u00e4tli sie ins Sieden, wodurch sofort eine gjeichm\u00e4ssigc","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"MiM'lmiig S\u00fbiiru mil dem Hann* bewerkstellig! wird.\nman die S\u00e4ure in dm kalten Harn Hitzen, so \"sammelt >ie siel, linier dem Marne an, und erw\u00e4rmt man dann, so \"e,,t diu Miselimig pl\u00f6tzlich und so st\u00fcrmisch vor sirh, du^ die Fl\u00fcssigkeit aus dem K\u00f6lbchen l.erausgcscldeudert \u2019 wird. I>ei drr Destillation verfl\u00fcchtigt sich zuerst metallisches Jod, das sidr im K\u00fchlrohr condensirt, aber von dur .sp\u00e4ter \u00fcbergehenden schwelligen S\u00e4ure wieder gel\u00f6st und in die Vorlage gewaschen wird. X\u00fcr dann, wenn die der Destillation unterworfene Fl\u00fcssigkeit nicht mehr als 50 mgr. Jod, (in 50 ec. Harn) enth\u00e4lt, reicht die w\u00e4hrend der Destillation entwickelte schwellige S\u00e4ure zur Entfernung des Jods aus dem K\u00fcl.t-\u00bb\u2022\"I.re aus, gleichg\u00fcltig ob man die Schwefels\u00e4ure unter K\u00fchlt mg oder in der W\u00e4rme, zugcsetzl hat. Destillirt habe ich, bis die anfangs stark, sch\u00e4umende Fl\u00fcssigkeit in ruhiges klein blasiges Sieden kam; es ist dies der Zeitpunkt, dm welchem sich Schwefels\u00e4ure verfl\u00fcchtigt. Das Destillat habe i, h in einem 50er oder 100er K\u00f6lbchen aufgel\u00e4ngeii und nach I \u00bbeseiliginig der schwelligen S\u00e4ure mil Chlorkalk bis zur Maike autgel\u00fclll. Oxydirt man die schwellige S\u00e4ure nicht -anz vollst\u00e4ndig, so wirkt der Host bei der Tilrinmg redu-eiivnd auf das Fatladiumcldor\u00fcr und mau findet dann zu viel Jod, Fm der v\u00f6lligen Oxydation sicher zu sein, habe ich die Fl\u00fcssigkeit nach Zusatz der St\u00e4rkel\u00fcsung mit so viel Chlorkalkl\u00fcsimg versetz!, dass sie zuletzt schwach blau blieb. Anfangs enfl\u00e4rbt sie sich beim Sieben wieder und es ist daher ein wiederholler Zusalz von einem oder einigen Tropfen Cldorkatkl\u00f6sung erforderlich. Das Filtrat wurde zur Titrirung verwendet.\nDie litrirung habe ich so vorgenommen, dass ich die Falkidiumcldor\u00fcrl\u00f6sung mit dem Harn in einem olleneii K\u00f6lbchen kochte, und nicht in einem verschlossenen Celasse erhitzte. Man erleidet dabei wider Erwarten keinen Verlust an Jodwasserstoff, wie sich aus wiederholten Titorstellungen md Jodkalium ergab; die einzelnen Resultate waren hei diesen immer absolut genau. Auch liabe ich die Fal|adiiuncblor\u00fcrl\u00f6sung nicbl so copcentrirt angewandt, dass sie 1 mgr. Jod im cc\\","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"103\nanzeigt, sondern habe es zweckm\u00e4ssiger gefuudcn, sie aut\u2019 das Dreifache zu verd\u00fcnnen.\nDie von mir erhaltenen Resultate, waren nicht besonders g\u00fcnstig. Statt .10 mgr. Jod in 100 ec. habe ich S,4 bis 0,S mgr., statt 50 mgr. in 10o ec. 1-0,0\u2014iS,8 mgr. wieder gefunden. Man erleidet also einen kleinen Verlust und es stimmen somit meine Erfahrungen mit den einschl\u00e4gigen Ililgers \u00fcberein.\nVerfahren nach Hilger.\nBei Weitem ung\u00fcnstigere Erfahrungen liabe ich mit \u00ab1er von Hilger empfohlenen direkten Titrirung des Harnes gemacht. Ich habe dabei immer zu viel Jod gefunden, sogar sehr erheblich zu viel, n\u00e4mlich statt 10 mgr. Jod in 100 ce. '2i,7\u20141-8,8 mgr. Dieser Misserfolg hat wohl haupts\u00e4chlich seinen Grund darin, dass man das Jod in einer! gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit titrirl. Arb^tet man mit farblosen Fl\u00fcssigkeiten, so erkennt man den. Endpunkt daran, dass sich die lijtrirte farblose Probe auf Zusatz von^jodhaltiger Fl\u00fcssigkeit nicht mehr l\u00e4rbt. Bei der direkten Verwendung von Harn ist selbstverst\u00e4ndlich diese Far|jenver\u00e4nderung \u00ab1er Fl\u00fcssigkeit nicht mehr als Endreaktion zu verworfen, man hat sich viel- ' mehr nach dem Auftreten eines deutlichen Niederschlages von Palladiumjod\u00fcr zu richten. Wie man sich aber leicht bei \u00ab1er litrirung farbloser Fl\u00fcssigkeiten \u00fcberzeugen kann, bleibt eine unzweifelhafte Tr\u00fcbung schon aus, lange bevor sich die Fl\u00fcssigkeit nicht mehr l\u00e4rbt. Nimmt man nun \u00ablas Ausbleiben der Tr\u00fcbung als Endreaktion, so hat man bis dahin viel zu wenig Fl\u00fcssigkeit verbraucht und der Jodgehalt des Harns ergibt sich dann als zu gross.\nNeues Verfahren.\nDass die Kctst i ng\u2019sche Methode etwas zu kleine Zahlen ergiebt, h\u00e4tte an sich nicht viel auf sich, da es sich dabei im schlimmsten Falle ja-nur um einen Verlust von einigen mgr. Jod handelt. Wesentlicher ist dagegen der Umstand, \u00ablass sie zur Bestimmung von mehr als 50 mgr. Jod. in 50 ce.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"491\nHarn kaum noch geeignet: ist. Dieses Verh\u00e4ltnis* entspricht aber nur einem Gehalte von 2 gr. Joilkalium in 1500 cc. Harn. Sehr l\u00e4stig ist ferner die Xolhwendigkeif, dass man die Destillation unausgesetzt \u00fcberwachen, muss, da die Fl\u00fcssigkeit sehr leicht \u00fcbersteigt. Ich habe daher ein Verfahren versucht, welches frei von \u201esolchen Uebolst\u00e4nden war. Bei demselben wurde der Ilarn mit Soda und Salpeter verascht und!alas Jod in der L\u00f6sung der Schmelze tilrirt. Das Hauptgewicht ist dabei darauf zu legen, dass die L\u00f6sung der Schmelze weder Salpeters\u00e4ure noch salpetrige S\u00e4ure enth\u00e4lt; denn diese oxydiren \u2014die Salpeters\u00e4ure bei Gegenwart der Chloride des Harns \u2014 das Palladiumchlor\u00fcr und bedingen somit, dass man zu viel Jod findet. Die salpetrige S\u00e4ure l\u00e4sst sich aus der L\u00f6sung der Schmelze durch schwellige S\u00e4ure entfernen, \u00fcbersch\u00fcssige Salpeters\u00e4ure durch Zink in alkalischer L\u00f6sung, aber viel schwieriger als die salpetrige S\u00e4ure durch schweflige S\u00e4ure. Man vermeidet daher zweckm\u00e4ssig von vornherein einen zu grossen Ueberschuss an Salpeter. Den Salpeter ganz wegzulassen, ist nicht r\u00e4thlich. Zwar l\u00e4sst sich ein alkalischer Harnr\u00fcckstand auch ohne Salpeter weiss brennen, aber man braucht dazu verh\u00fcltnissm\u00e4ssig viel Zeit. Auch entginge man dabei nicht der Nothwendigkeit, salpetrige S\u00e4ure entfernen zu m\u00fcssen, denn wenn man Harn mit kohlensaurem Natron allein verascht, findet sich in der Schmelze salpetrige S\u00e4ure. Harns\u00e4ure verh\u00e4lt' sich ebenso. Die salpetrige S\u00e4ure, welche in der ohne Salpoterziisalz bereiteten Harnschmelze vorhanden ist, braucht also nicht allein von\n\u25a0\tV\nSalpeters\u00e4ure abzustammen, welche im Harn enthalten sein konnte, sondern bildet sich auch durch Oxydation der Harns\u00e4ure.\nZur schnellen Oxydat ion von 50 cc. Harn reicht 0,5 gr. Salpeter vollst\u00e4ndig hin, der etwa bleibende. Best Salpeters\u00e4ure l\u00e4sst sich in der unten beschriebenen Weise leicht reduciren. Ein gr\u00f6sserer Ueberschuss an Salpeters\u00e4ure kann allerdings auch noch beseitigt werden, aber man braucht dazu viel mehr Zeit, bei Verwendung von l gr. Salpeter auf 50 cc. Harn z. B. beil\u00e4ufig 2 t Stunden,\n\u25a0].","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verfahren ist im Speciellen folgendes:\tf ,\n\"\ti\nEs werden 50 ec. Harn mil 0,5 gr. Salpeter (5 ec. einer lOprocentigon L\u00f6sung) und 5 cc. einer Xormalsod\u00e4l\u00f6sung in einer Piatinschale verdunstet. Man erw\u00e4rmt dabei die Fl\u00fcssigkeit, bis nahe zum Sieden bis zu Ende, wodurch man erreicht, dass sich der eingedickte R\u00fcckstand aufbl\u00e4ht, auf der Wand der Schale vertheilt und so leicht v\u00f6llig austrocknet. Lei niedrigerer Abdampfungstemperatur sammelt sich der R\u00fcckstand vorwiegend am Roden der Schale in dicker Schicht an und decrepit irt dann beim Trocknen. Der trockene R\u00fcckstand wird sofort weiss gebrannt, mit 5 cc. einer lOprocentigen Natronlauge versetzt, und in der n\u00f6thigen Menge Wasser gel\u00f6st. In die L\u00f6sung legt man ein Zinkst\u00e4bchen von einigen cm. L\u00e4nge, h\u00e4lt die Fl\u00fcssigkeit warm, giesst sie nach einer Stunde in ein tOOer K\u00f6lbchen ab und sp\u00fclt Schale und Zinkstab nach. Man versetzt darauf die Fl \u00fcssigkeit mit etwas St\u00e4rkel\u00f6sung und s\u00e4uert sie mit massig verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure (1:4) an. Wird die Fl\u00fcssigkeit dabei nur schwach blau, so kann man si<* sofort zmn Titriren verwenden; ist sie dagegen stark blau oder gar gr\u00fcn oder braun, so muss die \u00fcbersch\u00fcssig vorhandene salpetrige S\u00e4ure entfernt, das Jod wieder in Jodwasserstoff \u00fcbergef\u00fchrt werden. Zu diesem Zwecke setzt man der Fl\u00fcssigkeit tropfenweise eine L\u00f6sung von schwefligsaurem oder saurem schwefligsauren Natron zu, und leitet in die Fl\u00fcssigkeit einen ziemlich lebhaften \u00bbStrom von Kohlens\u00e4ure. Das Einleiten von Kohlens\u00e4ure (st desshall) n\u00f6tliig, weil die salpetrige S\u00e4ure durch die schweflige S\u00e4ure zu Stickoxyd reducirt wird, dieses in der Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st bleibt und sieh, sobald die Fl\u00fcssigkeit mit Luft in Ber\u00fchrung kommt, wieder zu salpetriger S\u00e4ure \u00f6xydirt. Der Hergang bei dieser Reaktion ist derselbe wie bei der Schwefels\u00e4ure-Fabrikation. Hat man einen Ueber-schuss an schwefliger S\u00e4ure hinzugef\u00fcgt, so entfernt man diesen unter Einleiten voii Kohlens\u00e4ure wieder durch tropfenweisen Zusatz einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung von salpetrigsaurem Natron. Man ist sicher, weder schweflige S\u00e4ure in der Fl\u00fcssigkeit zu haben, durch welche das Ralladiumchlor\u00fcr reducirt werden w\u00fcrde, noch salpetrige S\u00e4ure, wenn die Fl\u00fcssigkeit","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"tor,\nschwach blau ist. Das Kilt rat verwendet mau zur Tilrirung, die icii iu der oben beschriebenen Weise ausgef\u00fchrt bube.\nNach diesem Verfahren habe* ich in einer grosseren Reihe von Bestimmungen statt 10 mgr. Jod in 10o ce. 9,81 bis 10,0 mgiy; statt 50 mgr. in 100 ec. 48.5-49,2 mgr. Jod gefunden. Die Methode gibt also mindestens so genaue Resultate wie die. von. Kersting, bat aber vor ihr entschieden den Vorzug einer leichteren Ausf\u00fchrbarkeit voraus.","page":496}],"identifier":"lit16505","issued":"1882-83","language":"de","pages":"491-496","startpages":"491","title":"Ueber die Bestimmung des Jods im Harn nach Kersting","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:59:27.001464+00:00"}