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{"created":"2022-01-31T12:33:26.535172+00:00","id":"lit16523","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Landwehr, Herm. Ad.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 8: 165-174","fulltext":[{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Methode zur Darstellung und quantitativen Bestimmung\ndes Glycogens in thierischen Organen.\nYon\nDr. med. Herrn. Ad. Landwehr,\n(Dor Redaction zugegangen am 15. Dezember 1883).\nVon Methoden, die bisher f\u00fcr die Bestimmung des Glycogens vorgeschlagen sind, m\u00fcssen genannt werden:\n1.\tDie directe W\u00e4gungsmethode des nach Br\u00fccke dargestellten Glycogens.\n2.\tDie indirekte Methode (Hydratation des Glycogens durch Minerals\u00e4uren und Bestimmung des Traubenzuckers durch Titration oder durch den Saccharimeter).\n3.\tDie colorimetrische Methode (Jodf\u00e4rbung).\n4.\tDie directe polarimetrische Bestimmung.\nDie erste der oben angef\u00fchrten Methoden ist die beste. Sie verlangt aber ein sehr sorgf\u00e4ltiges Arbeiten und hat ausserdem noch einige andere Uebelst\u00e4nde. So kostet sie bekanntlich auch viel Zeit und viel Geld. B\u00f6hm und Hoffmann1) beklagen schon ihre Langwierigkeit und Kostspieligkeit, und K\u00fclz2) schliesst sich diesen Autoren an. Ausserdem hat sie aber auch M\u00e4ngel in Betreff ihrer Genauigkeit. Die glycogenhaltige Fl\u00fcssigkeit kommt unvermeidlich l\u00e4ngere Zeit mit starker Salzs\u00e4ure in Ber\u00fchrung; und durch mehrere Versuche konnte ich nachweisen, dass schon in der K\u00e4lte eine Zersetzung des Glycogens stattfmdet. Die Zuckerbildung w\u00e4chst\nD Archiv f\u00fcr experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Bd. 8, S. 285.\n2) Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie, Bd. 24, S. 90.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie VIII.\n12","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nmit der Concentration der S\u00e4ure und der Dauer ihrer Einwirkung. Diese Thatsache ist auch schon von Kratschmer1) hervorgehoben worden. Zweitens wird aber die Br\u00fccke\u2019sche Bestimmung dadurch ungenau, dass man die Fl\u00fcssigkeit nicht vollst\u00e4ndig mit Alkohol ausf\u00e4llen darf, da sonst eine nicht unbetr\u00e4chtliche Menge fremder Substanzen*mit niedergerissen wird. Es ist desshalb schwer, die gesammte Glycogenmenge in reinem Zustande zu bekommen. So ist bei Gegenwart von Dextrin kaum eine ann\u00e4hernd genaue Trennung dieser beiden Substanzen m\u00f6glich.\nWas die zweite Methode, die der indirekten Bestimmung nach Saccharificirung des Glycogens anbetrifft, so hat schon K\u00fclz2) ihre Schattenseite gen\u00fcgend hervorgehoben.\nUeber die dritte Methode (Vergleichung der Jodf\u00e4rbung) brauche ich keine Worte zu verlieren, da sie allgemein als sehr ungenau gilt.\nDie vierte von K\u00fclz vorgeschlagene Methode scheitert an der starken Opalescenz des nach Br\u00fccke dargestellten Glycogens.\nEs ist mir gegl\u00fcckt eine Methode zu finden, die eine genaue Bestimmung des Glycogens gestattet, selbst bei Gegenwart von Dextrin. Auch die Gegenwart von Traubenzucker, Milchzucker oder Inosit thut der Methode keinen Abbruch.\nIn Folgendem werde ich diese Methode kurz schildern und einige analytische Daten hinzuf\u00fcgen.\nGlycogen giebt in gleicher Weise, wie thierisches Gummi, Achrooglycogen und Arabins\u00e4ure mit Eisenoxyd eine in Wasser vollst\u00e4ndig unl\u00f6sliche Verbindung, die zwar insofern nicht von constanter Zusammensetzung ist, als sich ein Ausfallen von freiem, sp\u00e4ter nicht abtrennbarem, Eisenoxydhydrat nicht vermeiden l\u00e4sst. Diese Verbindung ist aber trotzdem zur genauen Bestimmung des Glycogens geeignet.\nMit Hilfe der Eisenoxydverbindung kann man aber auch besser als durch die bisher bekannten Methoden den ge-\nD Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie, Bd. 24, S. 148. D Id... Bd. 24, S. 40.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\nsammten Glycogengehalt in reiner Form aus Organen und Fl\u00fcssigkeiten gewinnen. Ich will zun\u00e4chst die Methode der Darstellung beschreiben und dann die Modifikationen f\u00fcr die quantitative Bestimmung anschliessen.\nDarstellung des G-lyeogens.\nDie Gewinnung des Decocts geschieht in gew\u00f6hnlicher Weise mit bekannten Gautelen. Als besonders wichtig m\u00f6chte ich jedoch hier noch hervorhehen, grosse Sorgfalt auf mechanische Zerkleinerung der Organe zu verwenden. Hat man eine Leber bis zum Verschwinden der Jodreaktion ausgekocht und bringt den Brei dann noch einmal in die Reibschale, so liefert das Auskochen wieder nicht unbedeutende Glycogenmengen. Eine etwas grosse Wassermenge braucht man bei meinem Verfahren nicht zu f\u00fcrchten, da sie f\u00fcr die Ausf\u00e4llung des Glycogens nicht st\u00f6rend ist, also auch nicht durch Abdampfen entfernt zu werden braucht. Ein grosser Theil des Glycogens scheint in \u00e4hnlicher Weise im Protoplasma gebunden zu sein, wie das thierische Gummi im Mucin mit Globulinsubstanz. Alles was auf Globuline zerst\u00f6rend und l\u00f6send einwirkt, erleichtert deshalb die vollst\u00e4ndige Gewinnung sehr. S\u00e4uren und st\u00e4rkere Alkalien sind aus bekannten Gr\u00fcnden zu vermeiden. Eine geringe Menge Natronlauge dem extrahirenden Wasser zugesetzt erleichtert, ohne merklich zu schaden, den Prozess jedoch sehr. Kochen bei erh\u00f6htem Drucke (Papin\u2019scher Topf) beschleunigt auch die Extraktion sehr.\nDie vereinigten colirten Extrakte werden in einer Schale auf freiem Feuer zum Sieden erhitzt, mit einer kleinen Menge essigsauren Zinks versetzt und bis zur vollst\u00e4ndigen Coagulation des Eiweisses im Sieden erhalten. Enth\u00e4lt die Fl\u00fcssigkeit freie Natronlauge, so ist diese vorher m\u00f6glichst zu neutralisiren. Es kommt einzeln vor, dass das Eiweiss in Folge zu sauren Zinkacetats sich nicht gleich gut absetzt. In diesem Falle f\u00fcge man vorsichtig zu der siedenden Fl\u00fcssigkeit etwas kohlensaures Natron, und das Eiweiss wird sich in grossen Flocken abzuscheiden beginnen. Selbst der","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nin solchen Arbeiten Unge\u00fcbte erh\u00e4lt stets eine leicht filtrirende Fl\u00fcssigkeit. Nach Absetzen des Niederschlags filtrirt man durch ein Faltenfilter und w\u00e4scht dasselbe mit heissem Wasser noch gut aus.\nDas mit dem Waschwasser vereinigte Filtrat wird auf dem Wasserbade erhitzt und mit conc. Eisenchloridl\u00f6sung versetzt. Die Glycogenmenge bedingt die zuzusetzende Menge des letzteren. Man bekommt bald Kenntniss des richtigen Masses. Hat man zu wenig zugesetzt, so kann sp\u00e4ter nachgeholfen werden, ein geringer Ueberschuss ist nicht zu vermeiden und schadet nicht.\nDie dunkel-rothbraune Fl\u00fcssigkeit wird jetzt unter Umr\u00fchren tropfenweise mit conc. Sodal\u00f6sung versetzt, bis alles Eisen ausgefallt ist, wobei man Acht zu geben hat, dass man durch Uebersch\u00e4umen keinen Verlust erleidet. Zeigt eine abfil-trirte Portion der Fl\u00fcssigkeit noch die geringste Opalescenz oder Jodreaktion, so muss weiter Eisenchlorid hinzugef\u00fcgt werden, bis die Ausf\u00e4llung des Glycogens eine vollst\u00e4ndige ist. Selbst mehrere Liter Filtrat auf wenige Cubiccentimeter concentrirt, d\u00fcrfen keine Jodreaktion geben. Der Niederschlag wird rasch auf\u2019s Filter gebracht und mit heissem Wasser ausgewaschen, so lange dieses noch etwas aufnimmt.\nJetzt bringt man den ausgewaschenen R\u00fcckstand in eine ger\u00e4umige Schale, die zweckm\u00e4ssig auf Eis steht, setzt unter Zerreiben mit einem Pistill concentrate Salzs\u00e4ure nach und nach in kleinen Portionen zu, bis alles gel\u00f6st ist und giesst dann rasch die gelbliche Fl\u00fcssigkeit in etwa die dreifache Menge 96\u00b0/o Alkohol. Das Glycogen f\u00e4llt jetzt in sch\u00f6nen Flocken aus, kann bald ab filtrirt und durch Waschen mit Alkohol ganz von S\u00e4ure und Eisenchlorid befreit werden. Selten ist noch ein Aufl\u00f6sen in wenig Wasser und nochmaliges Ausf\u00e4llen mit Alkohol erforderlich.\nDas eben geschilderte Verfahren habe ich sp\u00e4ter noch etwas modifient. Das Aufl\u00f6sen des Eisenoxydniederschlags dauert n\u00e4mlich immerhin einige Minuten, und w\u00e4hrend dieser Zeit ist das Glycogen der Einwirkung der starken Minerals\u00e4ure ausgesetzt. Um eine Zersetzung vollst\u00e4ndig auszu-","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"169\nschlossen, habe ich die Salzs\u00e4ure deshalb durch eine organische S\u00e4ure zu ersetzen gesucht. Als besonders geeignet zeigte sich Weins\u00e4ure oder Essigs\u00e4ure. Um diese S\u00e4uren anzuwenden, bringt man die Glycogeneisenoxydverbindung auf ein Wasserbad und setzt entweder conc. Essigs\u00e4ure oder nach vorherigem geringen Wasserzusatz pulverisirte Weins\u00e4ure so lange zu bis alles gel\u00f6st ist. Ein Kochen ist zu vermeiden, weil sowohl die betreffenden organischen Eisensalze dadurch zersetzt werden w\u00fcrden, als auch nach ange-stellten Versuchen die Einwirkung organischer S\u00e4uren auf Glycogen keineswegs so indifferent ist als man gew\u00f6hnlich annimmt. Die in beiden F\u00e4llen rothbraune Fl\u00fcssigkeit wird gut abgek\u00fchlt, rasch mit conc. Salzs\u00e4ure versetzt, bis die Farbe gelb geworden ist und sofort in Alkohol gegossen. Eisenchlorid und Weins\u00e4ure, resp. Essigs\u00e4ure gehen in den Alkohol, das Glycogen f\u00e4llt aus. Hat man bei der Ausf\u00e4llung des Eiweisses zu viel essigsaures Zink angewendet und ist ein Theil davon durch die Soda als Zinkcarbonat in den Niederschlag der Glycogenverbindung gekommen, so geht dieses als Chlorzink auch in den Alkohol. Aus diesem Grunde ziehe ich das essigsaure Zink dem Bleiacetat zur Ausf\u00e4llung des Eiweisses vor. A bei es hat Chlorzink zum Ausf\u00e4llen des Eiweisses benutzt, siehe Hoppe-Seyler\u2019s Handbuch, 5. Aufl., S. 132.\nDas so gewonnene Glycogen ist schon nach der ersten F\u00e4llung Stickstoff- und aschefrei, erh\u00e4lt bei schlechtem Auswaschen h\u00f6chstens Spuren von Eisenchlorid, die ein nochmaliges Aufl\u00f6sen und Ausf\u00e4llen n\u00f6thig machen k\u00f6nnen.\nAm Schl\u00fcsse der Darstellung meiner Methode mache ich nochmals darauf aufmerksam, dass es f\u00fcr einen glalten Gang der Gewinnung von Wichtigkeit ist, den Glycogeneisen-oxydniederschlag weder zu lang auszukochen, noch \u00fcberhaupt zu lange (Stunden oder Tage lang) unzersetzt liegen zu lassen. Am besten ist es, den Niederschlag sofort abzu-filtriren, gleich mit heissem Wasser auszuwaschen und dann sofort zu zerlegen. Die Gr\u00fcnde f\u00fcr das eben Gesagte erhellen","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\naus den zu den quantitativen Glycogenbestimmungen weiter unten zu machenden Bemerkungen.\nSetzt man grossen Mengen Blut oder Eiter, die frei von Glycogen sind, Spuren von Glycogen zu, so gelingt es mit dieser Methode sie wiederzugewinnen, so dass sie deut-lieh durch Jod erkannt werden k\u00f6nnen.\nEhe ich mich jetzt zur Schilderung der quantitativen Methode wende, bemerke ich, dass Dextrin oder Traubenzucker, wenn sie anwesend sind, sich im Filtrat und Waschwasser von der Glycogeneisenverbindung befinden, worin sie nach bekannten Methoden leicht bestimmt werden k\u00f6nnen. Diese Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt von zugesetzten Reagentien nur etwas Soda.\nDas nach der eben geschilderten Methode gewonnene Glycogen stellt nach Waschen mit absolutem Alkohol, im Vacuum getrocknet, ein rein weisses Pulver dar, dessen L\u00f6sung gegen Kupferoxyd, Jod oder verd\u00fcnnte S\u00e4uren sich wie anderes Glycogen verh\u00e4lt, aber eine viel geringere Opales-cenz zeigt als das nach Br\u00fccke\u2019s Methode dargestellte Glycogen. Die optische Drehung einer L\u00f6sung von 4,23 % Glycogen konnte im 200 cm. langen Rohr noch bestimmt werden. Aus einer einmaligen Bestimmung von Hundeleberglycogen ergab sich:\nWD = + 213,3\u00b0 (bei 18\u00b0 G.)\nQuantitative Bestimmung.\nDie Glycogeneisenverbindung kann in dreierlei Weise zur quantitativen Bestimmung benutzt werden.\nL Durch W\u00e4gung des rein dargestellten Glycogens;\n2.\tDurch polarimetrische Bestimmung des wieder aufgel\u00f6sten Glycogens;\n3.\tDurch Benutzung der Eisenoxydverbindung selbst.\n1. Die erste Methode giebt vorz\u00fcgliche Resultate, wie die angef\u00fcgten Analysen zeigen. Es ist jedoch n\u00f6thig, dass die zuletzt erhaltene saure Fl\u00fcssigkeit vollst\u00e4ndig durch Alkohol ausgef\u00e4llt wird, der Niederschlag nach sorgf\u00e4ltigem Waschen mit absolutem Alkohol erst im Vacuum \u00fcber Schwefel-","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\ns\u00e4ure getrocknet, dann bei 100\u00b0 und schliesslich bei 120\u00b0 bis zum constanten Gewicht gehalten wird. Von einem Leberextrakt , aus dem das Eiweiss mittels Zinkacetat entfernt wurde, wurden 100 cc., 70 cc. und 30 cc. abgemessen und in diesen Portionen das Glycogen bestimmt:\n100 cc. gaben .\t.\t.\t0,616\n30 \u00ab\t\u00ab\t... 0,182\n(Berechnet 0,1848)\n70 cc. gaben . .\t. 0,430\n(Berechnet 0,4312).\n2.\tPolarimetrische Bestimmungen habe ich nicht ausgef\u00fchrt.\n3.\tMan sollte meinen, dass die dritte Methode die vorz\u00fcglichsten Resultate geben m\u00fcsste, da man sich leicht \u00fcberzeugen kann, dass das Glycogen vollst\u00e4ndig in den Niederschlag geht und alle etwa mechanisch mitgerissenen Substanzen leicht ausgewaschen werden k\u00f6nnen. Ausserdem kommt das Glycogen weder mit S\u00e4uren noch mit einem anderen zersetzenden Agens in Ber\u00fchrung. Aus gleich zu nennenden Gr\u00fcnden bleibt diese Bestimmung jedoch hinter der ersten zur\u00fcck; ihre leichtere und bedeutend schnellere Ausf\u00fchrung wird sie aber wahrscheinlich f\u00fcr viele Bestimmungen, zumal f\u00fcr solche, wo es besonders auf gute relative Werthe ankommt, beliebt machen.\nDas Glycogen f\u00e4llt wahrscheinlich in der Verbindung:\nGe Hio O5 \u2022 Fe2 O3\naus. Diese Formel verlangt: 40,4% Fe2(>3. Thats\u00e4chlich erh\u00e4lt man jedoch immer mehr Fisenoxydhydrat als diese Formel verlangt, selbst wenn man noch unausgef\u00e4lltes Glycogen in der Fl\u00fcssigkeit hat. Im Niederschlage befindet sich immer freies Eisenoxydhydrat. Selbst aber wenn die Zusammensetzung auch constant w\u00e4re, so liesse sich aus dem Gewicht des erhaltenen Niederschlages nicht einfach das Glycogen berechnen, da man ein Mitausfallen von etwas freiem Eisenoxydhydrat doch nicht w\u00fcrde vermeiden k\u00f6nnen, da man ja jedenfalls alles Glycogen ausf\u00e4llen will.\nMan k\u00f6nnte nun denken, das Glycogen sei in der Gewichtsdifferenz des bei 120\u00b0 getrockneten Niederschlages","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nund der Asche (Eisenoxyd) gegeben. Ann\u00e4hernde Werthe bekommt man allerdings auf diese Weise; dass sie nicht ganz genau sind, liegt daran, dass das Eisenoxydhydrat sein Wasser bei 120\u00b0 noch nicht vollst\u00e4ndig abgibt. Es h\u00e4lt aber auch keine ganz constante Menge gebunden, die eine genaue Berechnung zuliesse. Bemerkt sei jedoch* schon hier, dass nach mehreren Bestimmungen das Eisenoxydhydrat nach anhaltendem Auswaschen mit heissem Wasser und ein- bis zweist\u00fcndigem Trocknen zwischen 110\u2014120\u00b0 noch etwa 8% Wasser gebunden h\u00e4lt.\nEs war f\u00fcr meinen Zweck wichtig, \u00fcber das Verhalten des Hydratwassers im Eisenoxydhydrat etwas Genaueres zu wissen, als die chemischen Handb\u00fccher angeben. Ich hielt es deshalb f\u00fcr n\u00f6thig, durch einige Versuche mir \u00fcber diese Frage Auskunft zu verschaffen.\nF\u00e4llt man eine heisse L\u00f6sung von Eisenchlorid mit Soda, w\u00e4scht den Niederschlag aus und trocknet ihn \u00fcber Schwefels\u00e4ure im Vacuum, so erh\u00e4lt man ein Eisenoxydhydrat mit 14\u201415% H2O. Es entspricht der Formel:\n(Fe2 03)2 + (Ha 0)a,\ndie 14,4% H2O verlangt. Dieses getrocknete Eisenoxydhydrat l\u00f6st sich erst in der W\u00e4rme schnell in Weins\u00e4ure oder Essigs\u00e4ure, jedoch noch gut in kalter Salzs\u00e4ure. Trocknet man jedoch das Eisenoxydhydrat nicht und l\u00e4sst man es vor dem Aufl\u00f6sen nicht zu lange liegen, so l\u00f6st es sich auch in kalter Weins\u00e4ure oder Essigs\u00e4ure bald. Aus diesem Verhalten schliesse ich, dass zun\u00e4chst ein Eisenoxydhydrat von der Formel :\nFe2 Os + (H2 0)2\nausf\u00e4llt, welches sp\u00e4ter in das Hydrat von geringerem Wassergehalt \u00fcbergeht.\nKocht man jedoch den mit Soda in Eisenchloridl\u00f6sung erhaltenen Niederschlag vor dem Trocknen im Vacuum erst einige Zeit, wobei sein Volumen geringer wird, oder trocknet den gleich abfiltrirten Niederschlag bei 90\u2014100\u00b0, so erh\u00e4lt man ein Hydrat, das beim Gl\u00fchen nur ca. 10% H2O abgiebt. Es entspricht der Formel;","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\nFea03 ~r H2O\n(I0,46\u00b0|o H2O berechnet.)\nSteigert man die Temperatur, so wird langsam weiter Wasser abgegeben, bis das Gewicht bei 5,5 -6% H2O constant wird. Man hat jetzt das Hydrat:\n(Fe* 03)2 + H2O\n(5,3\u00b0|oH20 berechnet).\nwelches eine schwarze Masse bildet. Beim Zerreiben wird dieselbe zu einem dunkel-ziegelrothen Pulver, das auch in Minerals\u00e4uren nur langsam l\u00f6slich ist.\nDas letzte Hydratwasser sitzt sehr fest und beginnt erst gegen 200\u00b0 G. langsam zu entweichen. Erst beim Gl\u00fchen erh\u00e4lt man sofort wasserfreies Eisenoxyd.\nF\u00fcr die quantitative Bestimmung durch Veraschen haben wir wenig dem bei der Darstellungsmethode Gesagten zuzuf\u00fcgen. Es ist n\u00f6thig ausser dem Zinksalz gleich anfangs auch etwas Chlorbarium dem siedenden Organauszug zuzusetzen, um die Phosphors\u00e4ure zu entfernen, die sonst den Eisenniederschlag verunreinigen w\u00fcrde. Der Ueberschuss von Zink und Baryt wird durch etwas Soda vor dem Eisenzusatz entfernt.\nDas Veraschen nimmt man im Porzellantiegel vor. Die Verbindung wird vor dem Veraschen mit conc. Salpeters\u00e4ure angefeuchtet, getrocknet und gegl\u00fcht. Nach dem Abk\u00fchlen noch einmal mit derselben S\u00e4ure augefeuchtet, gegl\u00fcht und gewogen.\nWas meine Versuche mit dieser Methode betrifft, so habe ich zun\u00e4chst eine 2,5\u00b0/oige Glycogenl\u00f6sung angefertigt und in verschiedenen Portionen davon Bestimmungen gemacht. Absichlich habe ich sehr verschiedene Eisenchloridmengen den Einzelportionen zugesetzt, um experimentell den Einfluss festzustellen :\n\u00bb\nVersuch 1.\t20 cc., 0,5 gr. Glycogen enthaltend.\nTiegel mit 1,344 gr. Substanz . .\t21,248\nTiegel nach dem Gl\u00fchen .\t.\t. 20,742\n0,506","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nVersuch 2.\t10 cc., 0,25 gr. Glycogen enthaltend.\nTiegel mit 9,523 gr. Substanz . . 20,431 Tiegel nach dem Gl\u00fchen.\t,\t.\t.\t20,190\n0,241\nVersuch 3.\t10 cc., 0,25 gr. Glycogen enthaltend.\nTiegel mit 1,027 gr. Substanz e .\t20,931\nTiegel nach dem Gl\u00fchen ....\t20,678\n0,253\nVersuch 4.\t10 cc., 0,25 gr. Glycogen enthaltend.\nTiegel mit 0,705 gr. Substanz .\t. 21,382\nTiegel nach dem Gl\u00fchen .... 21,133\n0,249\nDann habe ich ein Kaninehenleberdecoct gemacht, mit Zinkacetat enteiweisst, und die einzelnen Portionen mit nicht abgemessenen Eisen chloridmengen ausgefallt und durch Subtraktion der Asche von der bei 120\u00b0 getrockneten Verbindung folgende Werthe f\u00fcr gleiche Portionen erhalten:\n1.\t0,356\n2.\t0,349\n3.\t0,353\n4.\t0,347\n5.\t0,350\nViel besser \u00fcbereinstimmende Werthe bekommt man jedoch, wenn man aus aus einer B\u00fcrette zu gleichen Portionen gleiche gen\u00fcgende Cubiccentimeter Eisenchloridl\u00f6sung laufen l\u00e4sst. Die Differenz \u00fcberschreitet in diesem Palle nicht 5 mgr.\nF\u00fcr gr\u00f6ssere Versuchsreihen, wo es nicht so sehr auf ganz absolute Werthe, als auf schnelle und leichte Bestimmung ankommt, wird diese Methode mit abgemessenen gleichen Eisenchloridmengen jeder anderen vorzuziehen sein.\nSchliesslich sei noch bemerkt, dass alles f\u00fcr die Bestimmung des Glycogens Gesagte auch f\u00fcr die Bestimmung des thierischen Gummis und der Arabins\u00e4ure gilt.\nStrassburg h E., Physiologisch-chemisches Institut.","page":174}],"identifier":"lit16523","issued":"1883-84","language":"de","pages":"165-174","startpages":"165","title":"Eine neue Methode zur Darstellung und quantitativen Bestimmung des Glycogens in thierischen Organen","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:26.535177+00:00"}