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{"created":"2022-01-31T15:00:08.245260+00:00","id":"lit16534","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Brieger, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 8: 306-310","fulltext":[{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Spaltungsprodukte der Bact\u00e9rien.\nVoll\nl*rof. Dr. L. Krieger.\nAssistent <l\u00ab*r I. medicinischen Universit\u00e4ts-Klinik zu Rerlin.\n(Auh i1*ib Laliofaturimn der iwilir. Klinik \u00ablos Hin. Gclieimrath I\u2019rof. Dr. von Fnricli*.i (D<t Redaktion zugi'f'aut'cn am \u201824. M\u00e4rz lx\u00ab:\u00bb.)\nErste Mittheilung.\nZum \u2019Studium \u00abl\u00ab*r F\u00e4ulnissproccsse wurden bisher la - ! ausschliesslich nur Baclericngemenge benutzl. Durch subtile Untersuchungen ist es nunmehr gelungen, eine grosse Heilte jener intermedi\u00e4ren und Endprodukte zu isoliren, welche im Verlauf der F\u00e4ulniss sich bilden. In Folge dessen ist dir Erkenntniss des fur dein Haushalt der Natur so wichtigen Vorganges der F\u00e4ulniss um ein Betr\u00e4chlliebes erweitert worden. Wie aber schon Nencki in seiner Festschrift*), welche zuerst die Zersetzungen von eomplexen Organbostand-theilen durch die F\u00e4ulniss methodisch beleuchtete, hcr-vorhoh, wird eine vollst\u00e4ndige Aufkl\u00e4rung \u00fcber das Wesen dieser Processc nur dann zu erwarten sein, wenn die biolo-gisclion Verh\u00e4ltnisse der kleinsten Einzel-Individuen, welche bei der F\u00e4ulniss mil wirken, klargelegt sein werden. Dass in der that die F\u00e4ulniss nur durch Bacferien eingeleitet werde, und die dabei abgesetzten Produkte nur aus den N\u00e4lir-substraten abgespalten werden k\u00f6nnen, unterliegt nach d*u heutigen Anschauungen keinem Zweifel mehr. Die fundamentalen Methoden von Koch zur Erforschung der Bacferien,\n. \u25a0-\t'\t'\t\u2022\ti\nM l eher dio Zersetzung der Gelatine und des Eiweisses bei \u00abl\u00bb*r F\u00e4ulniss mit Pancreas. Hern 1870.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"welche Jedermann, der eine gewisse Geschicklichkeit im Kxperimentiren besitzt, leicht iiandhaben kamt, erm\u00f6glichen es, auch aus den Faulnissgemengen die einzelnen Bactericn-species zu isoliren. Mit H\u00fclfe dieser Methoden, habe ich denn auch versucht, aus dem nat\u00fcrlichen F\u00fculnissltorde im menschlichen K\u00f6rper, dem Darmrohr, die darnr vorkommenden l\u00eeacterienspecies zu sondern, und deren Einfluss auf die complexen Organhestandtlieile zu studiren. Biene ns lock'), welcher im Hierin ersehen Laboratorium bereits denselben. (Jegenstand bearbeitete, hat im Ganzen f\u00fcnf wohl charak-terisirte Bacterienspecies als ausschliesslich in den Farnes vorkommend beschrieben. Da ich aber gefunden habe, dass aii>ser den von Bienenstock beschriebenen Bact\u00e9rien .noch eine Reihe kleinster Lebewesen im Darmrohr sich aufhalten, welche Bienenstock nicht weiter ber\u00fccksichtigt hat, so will ich einige davon hier Vorl\u00e4ufig n\u00e4her eliaiakterisiren.\nZun\u00e4chst muss ich bemerken, dass Microcoecen, welche Bienenstock stets hei seinen Untersuchungen'.\u2019vermisste, sowohl hei den k\u00fcnstlichen F\u00e4ulnissgemongen, als auch in \u00bblen F\u00e6ces in enormer Menge vorhanden sind. Der Coccus \u00bblor Keces hat ungef\u00e4hr die Gr\u00f6sse des Bneumoniecoccus und lepr\u00e4sentirt sich sehr h\u00e4utig in Diplococeontbrm. Auf Koch sehe Fleischwasserpeptonn\u00e4hrgelatine gebracht, w\u00e4chst er in weisslicheii Kl\u00fcmpchen und strebt beim Wachsen mehr iioch in die H\u00f6he als in die Breite, so dass die Culturel! \u00bblie>os Coccus aut der N\u00e4lirgeiutine sich in der Form von flachen Pyramiden darstellen. Dieser Coccus zeigt auf der Koch sehen Heischwasserpcptongelaline eine gl\u00e4nzend weisse Luhe und wachst auf sterilisirten Karloflelscheiben in (ter Lam \\on schmutzig-weissen Basen. Tluercn gegen\u00fcber ver-lu\u00bb'lt er sich, suheutan eingespritzi, vollkommen unsch\u00e4d-L h. Dieser Coccus w\u00e4chst, sowohl auf Eiweiss, als auch iU,f Kohlehydraten, und zwar entwickelt er sich hei Bluttemperatur bedeutend rascher als bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur. Bringt man geringe Mengen dieses absolut rein * ulti\\iiten Coccus aut sterilisiite 3procentige Bohr- oder\n*) Fortschritte der Medizin, Bd. I.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nTraubenzuckerl\u00f6sung, welch\u00ab* mit etwas frisch gelalltem kohlen.\nsaurem Kalk versetzt ist, so vermehrt sich der Coccus b.*-\nsonders bei Temperaturen von 35 \u2014 37\u00b0 C. sehr rasch mul\nzersetzt diese beiden Zuckerarten stets nach der seihen llidi- \u201e\nt'mg hin. Es bildet sich hierbei schon innerhalb 24 Stunden\n\u2022\nAetliylalkohol. Je langer diese L\u00f6sungen stehen, desto uulir tr\u00fcben sieb dieselben, und desto reichlichere Ausbeute au Aetliylalkohol erhalt man. Dass der dabei erhaltene Alkuin\u00bb! nur Aetliylalkohol ist, zeigt nicht nur \u00ablie Jodol\u00f6rmreakliou und die Oxydation des Alkohols zu Acetaldehyd, sondern auch der Siedepunkt sowohl des absolut wasserfreien Alkohols (78\" G.), als auch des daraus dargeslellten Iodides (7J\u00b0 C.). Erw\u00e4hnen muss ich hier noch, dass neben dem Alkohol auch einige Male allerdings nur Spuren von Essigs\u00e4ure gefunden wurden.\nMit diesem Coccus vereint, findet man h\u00e4utig noch zwei Bacillen species, die ebenfalls ganz charakteristisch** Eigenschaften besitzen. Die eine Dacillenart, welche je nach der Lebensdauer eine verschiedene Gr\u00f6sse zeigt, verfl\u00fcssigt die Gelatine langsam und theilt ihr dabei eine gr\u00fcnlich fluore<-cirende F\u00e4rbung mit. Dieser Farbstoff verh\u00e4lt sich \u00e4hnlich \u00ablein Eosin, ist in alkalischer L\u00f6sung haltbar und wird durch S\u00e4uren leicht zerst\u00f6rt. Auf diesen Pilz hoffe ich sp\u00e4ter einmal bei Besprechung der Farbstoffe von pigmentbildemlen Bact\u00e9rien noch zur\u00fcckzukommen. Wichtiger f\u00fcr den Organismus erscheint die andere Bucilleiiurt, welche als \u00e4usserd kleine St\u00e4bchen, die etwa noch einmal so lang als breit sin l und die erst bei Zeiss Oelimmersion Vis erkennbar werden. Dieselben wachsen ebenfalls sowohl auf Eiweiss, als auf Zucker. Auf der Koch scheu Peptonfleischwassergelaliui' wachsen sie in der Form von unregelm\u00e4ssig gestalteten con-centrischcn Ringen, so dass derartige Culluren einen \u00e4usser.-t charakteristischen Typus darbieten. Dieselben erscheinen wie die Schilder auf dem R\u00fccken der Schildkr\u00f6te ungeordnet. Auf Kartotfelscheiben wachsen sie ziemlich rasch als schmutzig gelber Rasen. Uebrigens vermehrt sich dieser Bacillus auch auf Gelatine, welche halbfl\u00fcssig ist, ziemlich rasch. Dieser","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Bacillus untersclmidet sich von den vorhergehenden Bacterien-iiit. n sehr pr\u00e4gnant dadurch, dass er, auf gewisse Tliier-^\u00bb.'cies eingoimpft, dieselben in ganz kurzer Zeit 4f)d(et. ; Und zwar sind es ausnahmslos Meerschweinchen, welche nach Einimpfung seihst minimalster Mengen dieses Pijzis sp\u00e4testens innerhalb 3 mal 24 Stunden get\u00f6dtet wurden. Wenige Stunden ii n h der Einimpfung verloren die Thiere ihre Fresslust, wurden still, die Alhmung wurde keuchend und dyspmeKsch, di** Iferzaktiou Irequmler, und die Thiere brachen dann plolzlieh todl zusammen. Versetzte mau die Nahrung der Meerschweinchen mit gr\u00f6sseren Mengen dieses, llacillus oder spritzte mau Beinculluren desselben in den After der Thiere, wurden die Thiere in keiner Weise davon aflicirl. kaiiiiichen und Maus\u00ab? zeigen sich gegen diese'Bacillen gr\u00f6ssteu-llieils immun. Von zehn Kaninchen starben nur drei pacli Injektion gr\u00f6sserer Mengen dieses Pilzes, von-f\u00fcnfzehn weisseu M\u00e4usen nur sechs. In dem Blute der durch den Bacillus gel\u00f6dteten Thiere fand man ausnahmslos den Bacillus wieder. Auf sferilisirtes menschliches Blut gi'hrachl, gedeiht dieser h-uillus vortrefflich und vermehrt sich dabei sehr sehneil. hin sehr rapides Wachsthum dieses Bacillus kann man-er-zitden, wenn man denselben auf sterilisirtem Eiweiss oder slerilisirten Kohlehydraten bei einer Temperatur von 35 - 37\u00b0 C. 'i' li entwickeln l\u00e4sst. Auf Traubenzuckerl\u00f6sungen von gleich\u00ab*!* Ziisaimmaisctzung gebracht, wie die oben f\u00fcr den Coccus in Anwendung gezogenen, spalten diese.Bacillen schon in kurzer Zeit hei Temperaturen von 35 -37* C. nur .S\u00e4uren ab.\nDieselben sind mit Wasscrdfunpfeu fl\u00fcchtig, und erhielt\ni'li aus den wasserfreien Baryt salzen \u00abl\u00ab*iV*elbjn aus ver-\n' \u00ae , :\n><hi\u00ab\u2018denen Culturen gewonnen, folgende Zahlen:\nBa gefunden:\nCultur\ta\t=\t47,07V\t-\nCultur\tb\t=\t47,50 \u00ab\nCultur\tc\t=\t49,Gl \u00ab\nEs ist somit diese fl\u00fcchtige S\u00e4ure vorzugsweise Propions\u00e4ure. (Propionsaurer Baryt wasserfrei verlangt 48,41%v)","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":":U0\nAus diesen Untersuchungen ergiebt sich wieder' die Wahrheit des von Koch aufgcstelllen Satzes von \u00bb1er Coij-stanz der Arten, die sich nicht nur in der Form und in dem Wachsthum \u00e4ussert, sondern auch in den chemischen Produkten der Bact\u00e9rien. Desshalb war es von Wichtigkeit, am h den Finlluss pathogener Bact\u00e9rien .auf ihren N\u00e4hrhoden zu sludiren, um zu sehen, oh auch diese pathogenen Bact\u00e9rien spocilisehe Spaltungen vollzogen. Ich habe zun\u00e4chst einen rasch wachsenden Pilz, den Pneumoniecoccus, auf sterilisirle Trauben- und Bohrzuckerl\u00f6sungen, die mit frischgel\u00e4ljhem kohlensaurem Kalk versetzt worden waren, ausges\u00e4t. Dieser Pncumoniecoccus gedeiht auf derartigen L\u00f6sungen vortrefflich und vermehrt sich besonders rasch darauf bei Tempe* raturen von 3\u00f6\u20143S\u00b0 G. Etwa 3\u20144 Tage nach dem An>-s\u00e4en der Pneumoniecoccen auf diesen N\u00e4hrboden nehmen diese L\u00f6sungen pl\u00f6tzlich intensiv schwarze Farbe an, und e> erfolgt eine \u00e4usserst st\u00fcrmische Entbindung von Kohlens\u00e4ure. Allm\u00e4lig hellt sich dies\u00ab* N\u00e4hrl\u00f6sung wieder auf und zeigt einen intensiven aromatischen \u00e4therartigen Geruch. Bei der Destillation verschiedener derartiger mit Pneumoniecoccen beschickter Bohr- oder Traubonzuckerl\u00f6sungen mit Schwefels\u00e4ure erhielt ich S\u00e4uren, deren wasserfreie Barytsalze folgende Wort he ergaben:\nBa gefunden:\n\\ Cultur a ~ 51,71*1* TraubeiizirckeiKViung {\nI Guitur b \u2014 olySO\u00ab\nItolirzm kerl\u00f6simg . Gidtur c \u2014 55,35 -\nEs lag also hier ein Gemenge von S\u00e4uren vo\u00ab1, deren Mauptbestaudtheil Essigs\u00e4ure (essigsaurer Baryt verlangt 53,7:2 % Ba) war, der noch minimale Mengen Ameisens\u00e4ure (dessen Barytsalz verlangt (\u00bb0,3% Ba) beigemengl war. In der That gaben di\u00ab? freien S\u00e4uren mit Eisenchlorid eine rotlie F\u00e4rbung und reducirten Silbersalza* schon in der K\u00e4lte. Ans L\u00f6sungen von Trauben* oder Bohrzncker, in denen der Pneumoniecoccus in der W\u00e4rme (35\u20143S\u00b0 G.) recht \u00fcppig sich entwickelt hatte, wurden wiederholt Injektionen in die","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"J\nm\nLunten von Meerschweinchen oder Mausen gemacht, die doch nach Fried lander sehr empf\u00e4nglich f\u00fcr Pneumonie sind, ohne jede Wirkung; wurden aber dann aus diesen Kulturen die (loccen auf Fleisch wasserpeptongelat ine zur\u00fcckgeimpft und bei Zimmertemperatur der Entwickelung \u00fcberlassen, so brachten sie den gr\u00f6ssten Theil der Yersuehsthiere, welche sich vorher immun erwiesen, Pneumonie, resp. Pleuri-, tuten hervor. Ob diese Wahrnehmungen constant sind, ob dann die W\u00e4rme oder die hei der Spaltung gebildeten S\u00e4uren, resp. deren Aether Abschw\u00e4chungen der Pneumoniecoccen zu erzielen verm\u00f6gen, werden weitere Untersuchungen lehren.\nZur Darstellung der Aetherschwefels\u00e4ure aus dem Urin.\nVon\nProf. J)r. L. Krieger.\nAssistent der I. mediciniselien Universit\u00e4ts-Klinik zu Berlin.\n(Der Hcdaction zugogaimen am 24. M\u00e4rz 1H84).\n.'Behufs Gewinnung der Aetberschwefels\u00e4ure aus dem Irin ist unstreitig die Methode von Bau mann einzig und allein empfehlenswerth. Wenn ich trotzdem hier eine neue Methode ver\u00f6ffentliche, so geschieht dies nur desshalb, weil dieselbe vielleicht f\u00fcr manche Zwecke vortheilhafl sein k\u00f6nnte.\nMan versetzt frischen Urin mit neutralem Bleiacetat, so lange ein Niederschlag entsteht, filtrirt davon ab, uhd giesst dann so lange basisches Bleiacetat zum Filtrat, bis alles damit F\u00e4llbare niedergerissen ist. Auch dieser Niederschlag wird wieder abfiltrirt und das Filtrat mit Schwefelwasserstoff 'entbleit. Die entbleite Fl\u00fcssigkeit wird im Wasserbade zu \u2022Srupdicke eingedampft und nachher im Vacuum einige-Zeit ,ailr stehen gelassen. Es krystallisirten alsdann Bl\u00e4ttchen heraus, die wiederholt aus viel heissem absolutem Alkohol","page":311}],"identifier":"lit16534","issued":"1883-84","language":"de","pages":"306-310","startpages":"306","title":"Ueber Spaltungsprodukte der Bacterien","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:00:08.245265+00:00"}