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{"created":"2022-01-31T12:28:48.148591+00:00","id":"lit16552","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 9: 23-33","fulltext":[{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Verhalten der Skatolcarbons\u00e4ure im Organismus.\nVon\nProf. E. Salkowski in Berlin,\n(Aus dem chemischen Laboratorium des pathologischen Instituts zu Berlin.)\n(Der Redaction zugegangen am 24. Juli 1884.)\nDie Skatolcarbons\u00e4ure ist, wie di^ in der vorstehenden1 Arbeit mitgetheilten Untersuchungen von meinem Bruder und mir zeigen, ein constantes Produkt einer jeden, wenigstens einer jeden l\u00e4ngerdauerhden F\u00e4ulniss des Eiweiss. . Es Hegt daher die M\u00f6glichkeit nahe, dass sie sich w\u00e4hrend des Lehens im Darmkanal, sei es physiologisch, sei es pathologisch, vielleicht auch an anderen K\u00f6rperstellen unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen bildet. Die von uns nachgewiesene grosse Resistenz der einmal gebildeten Skatolcarbons\u00e4ure gegen die Wirkung der Bact\u00e9rien l\u00e4sst andererseits vermuthen, dass die S\u00e4ure vom Darmkanal oder pathologisch von anderen Stellen des K\u00f6rpers aus resorbirt, als solche im Harn erscheinen m\u00f6chte.\n' Von diesem Gesichtspunkte aus stellte ich zun\u00e4chst einige Versuche \u00fcber das Verhalten von eingegebefter Skatolcarbons\u00e4ure an.\t*\nBevor ich \u00fcber diese berichte, muss ich einige Reac-tionen etwas eingeh\u00e8nder beschreiben, zu denen mich die weitere Besch\u00e4ftigung mit der S\u00e4ure gef\u00fchrt hat und welche die Aufsuchung der S\u00e4ure und ihre Verfolgung im Organismus ausserordentlich erleichtern. Die Skatolcarbons\u00e4ure zeigt zwei in der w\u00e4sserigen L\u00f6sung der S\u00e4ure und ihrer Alkalisalze eintretende sehr sch\u00f6ne Reactionen:\nU) mit Salpeters\u00e4ure + Kaliumnitrit (salpetriger S\u00e4ure); b) mit Salzs\u00e4ure + Chlorkalk (unterchloriger S\u00e4ure).\nr\t.\t\u2022","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nDazu kommt dann noch die bereits in der vorigen Mittheilung erw\u00e4hnte Reaction mit Eisenchlorid, \u00fcber die ich noch einige genauere Daten mitzutheilen habe.\na) Versetzt man eine L\u00f6sung der S\u00e4ure 1:1000 mit einigen Tropfen reiner Salpeters\u00e4ure (von 1,2 specif. Gew,), dann mit wenigen Tropfen Kaliumnitritl\u00f6sung (2proc.), so f\u00e4rbt sich die L\u00f6sung ziemlich schnell kirschroth, tr\u00fcbt sich dann unter Ausscheidung eines rothen Farbstoffs; der gebildete Farbstoff geht beim Sch\u00fctteln mit Essig\u00e4ther in diesen \u00fcber: nach einmaliger Erneuerung des Essig\u00e4thers ist die w\u00e4sserige L\u00f6sung in der Regel vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt. Die Essig\u00e4therl\u00f6sung zeigt bei der spektroskopischen Untersuchung, eventuell nach weiterer Verd\u00fcnnung, einen Absorptionsstreif im Gr\u00fcn. Beim Zusatz von Natronlauge wird die Essig\u00e4therl\u00f6sung entf\u00e4rbt, w\u00e4hrend die Natronlauge selbst intensiv gelb erscheint; s\u00e4uert man nun mit Salzs\u00e4ure an, so tritt die rot he F\u00e4rbung der Essig\u00e4therl\u00f6sung wieder hervor.\nNoch leichter wie in Essig\u00e4ther geht der rotlie Farb-1 stoff in Amylalkohol \u00fcber, dagegen durchaus nicht in Aether, Benzol, Chloroform.\t*\nNoch in Verd\u00fcnnungen von 1:10000 tritt die Reaction bei vorsichtigem Zusatz von Kaliumnitrit sehr sch\u00f6n ein, nur bleibt in diesem Falle der Farbstoff in L\u00f6sung. Ein Ueberschuss von Kaliumnitrit l\u00e4sst die Reaction entweder gar nicht aufkommen oder zerst\u00f6rt den Farbstoff sehr schnell.\n. Auch die verd\u00fcnnte \u00e4therische L\u00f6sung der S\u00e4ure zeigt die Reaction mit NOaH und KNOa beim Umsch\u00fctteln, weniger gut und nur vor\u00fcbergehend (aus leicht ersichtlichen Gr\u00fcnden) die alkoholische.\nDer Verlauf der Reaction erinnert an die Indolreaction, es l\u00e4sst sich indessen leicht zeigen, dass der gebildete rotlie Farbstoff nicht salpetersaures Nitrosoindol ist.\nErw\u00e4rmt man n\u00e4mlich die alkoholische L\u00f6sung des salpetersauren Nitrosoindol nach dem Zusatz des gleichen Volumens Wasser mit etwas Natronlauge und Zinkstaub, so wird sie alsbald entf\u00e4rbt, das Filtrat f\u00e4rbt sich jedoch an\nV","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nder Luft unter Sauerstoffaufnahme intensiv blau, besonders beim Umsch\u00fctteln (mitunter ist es auch sofort blau)..\nDie alkoholische L\u00f6sung des erw\u00e4hnten, mit Wasser gewaschenen Mederschlages wird gleichfalls durch Natronlauge und Zinkstaub entf\u00e4rbt, bleibt jedoch an der Luft und beim Urpsch\u00fctteln stets farblos, eine Blauf\u00e4rbung tritt niemals ein.\nb)\tVersetzt man die w\u00e4sserige L\u00f6sung der S\u00e4ure (1:1000) oder eines neutralen Salzes mit dem gleichen Volumen Salzs\u00e4ure von 1,2 spec. Gew., dann mit einigen Tropfen schwacher (1\u20142proc.) Chlorkalkl\u00f6sung, so f\u00e4rbt sie sich allm\u00e4lig.purpur-roth, bei l\u00e4ngerem Stehen scheidet sich ein purpurrother, in . Alkohol leicht l\u00f6slicher Niederschlag aus. Auch st\u00e4rker verd\u00fcnnte L\u00f6sungen (1:10000) zeigen dfege Reaction,,die sich dann auf F\u00e4rbung ohne Niederschlag beschr\u00e4nkt, jedoch muss man mit dem Zusatz von Chlorkalkl\u00f6su'ng sehr vorsichtig sein, auch scheint die Reaction nicht ganz so empfindlich zu sein. Das Verhalten des Farbstoffs zu Amylalkohol einerseits, Aether, Benzol, Chloroform andererseits beim Sch\u00fctteln der Reactionsmischungen damit, ist ebenso, wie die des unter a) beschriebenen, nur das Verhalten zu Essig\u00e4ther ist abweichend und je nach den Concentrationsverh\u00e4ltnissen etwas wechselnd : der Farbstoff wird in jedem Fall schwierig, mitunter fast gar nicht von Essig\u00e4ther aufgenommen. .\nc)\tDie Eisenchloridreaction \u00fcbertrifft die vorstehend beschriebenen Reactionen noch bedeutend an Feinheit, erheischt aber gleichfalls ein sehr sorgf\u00e4ltiges Vorgehen, welches einiger-massen von der Concentration der L\u00f6sung abh\u00e4ngt.\nVersetzt man eine L\u00f6sung von 1:10000 mit einigen Tropfen Salzs\u00e4ure, dann mit 2 bis 3 Tropfen einer ganz d\u00fcnnen Eisenchloridl\u00f6sung (die verwendete enthielt 2 ebem. Liquor ferri sesq. Ph. G. auf 100 ebem. Wasser) und erhitzt, so f\u00e4rbt sich die Mischung noch vor dem Sieden intensiv violett.\nL\u00f6sungen von 1:100000 zeigten die Reaction noch sehr ausgepr\u00e4gt und unverkennbar, nur muss der; Eisenchlorid-","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"zusatz noch geringer gew\u00e4hlt werden. Macht man die Reaction mit st\u00e4rkeren L\u00f6sungen (1:1000), so tritt eine intensive Kirschfarbo auf; der Salzs\u00e4urezusatz muss hierbei etwas gr\u00f6sser gew\u00e4hlt werden, ebenso der Zusatz von Eisenchlorid.\nSelbstverst\u00e4ndlich gelten diese Vorsichtsmassregeln nur, wenn man die intensivsten F\u00e4rbungen mit einer gegebenen L\u00f6sung erzielen will, verfehlen wird man die Reaction nicht, wenn man auch weniger sorgf\u00e4ltig verf\u00e4hrt, nur ist sie dann oft vor\u00fcbergehend; in jedem Fall empfiehlt es sich aber, nur sehr d\u00fcnne Eisenchloridl\u00f6sung anzuwenden und mit dem Zusatz derselben vorsichtig zu verfahren.\nVon Amylalkohol wird wiederum, wie in den anderen F\u00e4llen der Farbstoff beim Sch\u00fctteln sehr leicht und vollst\u00e4ndig aulgenommen, von Aether, Benzol Chloroform nicht. Das Verhalten zu Essig\u00e4ther ist dagegen wechselnd und abh\u00e4ngig von der Concentration der Farbstoffl\u00f6sung. Ist sie concentrirt, so nimmt Essig\u00e4ther rothen Farbstoff auf, ist sie dagegen verd\u00fcnnter (1:10000), so f\u00e4rbt sich der Essig\u00e4ther gelb bis' roth-gelb, w\u00e4hrend die violette Farbe der w\u00e4sserigen L\u00f6sung an Reinheit zunimmt, in keinem Falle aber gelingt es, allen Farbstoff in die Essig\u00e4therl\u00f6sung \u00fcberzuf\u00fchren.\nDa alle zu den Farbenreactionen angewendeteten Rca-gentien Oxydationsmittel sind, die entstandenen Farbstoffe auch einander sehr \u00e4hnlich aussehen, so liegt es sehr nahe, anzunehmen, dass es sich dabei stets um Bildung desselben Farbstoffs handelt, welcher vielleicht auch mit dem bei der spontanen Oxydation der Skatolcarbons\u00e4ure entstehenden Farbstoff identisch ist. Dagegen spricht aber einigermassen das verschiedene Verhalten der Farbstoffe zu Essig\u00e4ther; mindestens muss man annehmen, dass nicht ein Farbstoff, sondern ein Gemisch solcher bei der Oxydation entsteht. Da es mir zun\u00e4chst nur darauf ankam, die besprochenen Farbenerscheinungen zur Erkennung der Skatolcarbons\u00e4ure zu verwerthen, habe ich diese Frage nicht weiter verfolgt.\nIch lasse nunmehr zun\u00e4chst die \u00fcber das Verhalten eingegebener Skatolcarbons\u00e4ure angestellten Versuche folgen.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"n\nVersuch I. 0,1070 gr. Skatolcarhons\u00e4ure wurden in Wasser \u00abuspendirt, durch Zusatz von 1 i Normalnatro\u00bb zur neutralen Reaction und Erw\u00e4rmen in Losung gebracht, die L\u00f6sung auf 50 ehe in, verd\u00fcnnt ; \u202225 ebem. davon am 13. 4 und ebensoviel am 14. 4 einem Kaninchen von etwa 2 kg. K\u00f6rpergewicht mittelst Schlundsonde in den 'Magen gebracht.\nSchon 11 2 Stunden nach der ersten Einspritzung liess das Ttiier Harn; durch die Reactionen mit Fe(11s + HCl, NO3H + K\u2019NO* und HCI + CaOsCI* war Skatolcarhons\u00e4ure in diesem direk't nachweisbar. Vor <ler Einspritzung gab der Harn diese Reactionen nicht. Die Reaction nahm in den sp\u00e4ter entleerten Hajrnporlionen an Intensit\u00e4t ausserordentlich zu, in dem Harn vom 16. waif sie nur noch schwach, hi dem Harn vom 17. (also am IS.) nicht mehr .zu constatiren.\nDer Harn erwies sich ausserdem ei weisshaltig und zwar in ziemlich erheblichem Grade bis zum 19.; \u00bb1er1 am 27.|4 untersuchte Harn wurde wieder frei von Eiweiss gefunden. .\nDie ganze vom 13. Mittags bis 17. Mittags entleerte Harnmenge (abgesehen von den abgenommenen Proben) wurde eingedampft, mit absolutem Alkohol ausgezogeu, der R\u00fcckstand einstweilen aulbewahrt, .1er Alkoholauszug verdunstet, in Wasser gel\u00f6st, mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit Aether ausgeschiittelt, der Aelherauszug verdunstet, der R\u00fcckstand mit heissem Wasser behandelt, ifltrirt. Das Filtrat mit \\a*COs alkalisirt und zur Entfernung von Verunreinigungen mit Aether gesch\u00fcttelt, alsdann eingedampft, der R\u00fcckstand in absolutem Alkohol gel\u00f6st, .der filtrirte Auszug mit dem gleichen Volumen Aether versetzt, wodurch gleichfalls Verunreinigungen entfernt werden, schliesslich die alkoholisch-\u00e4therische L\u00f6sung verdunstet, mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und' mit Aether gesch\u00fcttelt. Bei diesem etwas complicirten Gang liess ich mich \u00ablurch die charakteristischen Reactionen der S\u00e4ure leiten.\nDer Aetherauszug erstarrte beim Erkalten krystallinisch. Durch Umkrystallisiren aus Benzol und Wasser wurde erhalten Slcatolcarbon-s\u00e4ure:\t\u2022\t\u2022\n1.\tFraction . 0,042 gr.\t^\n2.\t\u00ab\t. 0,024\u00ab\nzusammen 0,069 gr.\nBeide Fractionen zeigten den Schmelzpunkt 160\u00b0, durch Erhitzen wurde Skatol vom Schmelzpunkt 91\u00b0 abgespalten. Die restirenden L\u00f6sungen zeigten noch starke Reactionen auf Skatolcarhons\u00e4ure. \u2014 Der vom Alkohol nicht gel\u00f6ste R\u00fcckstand wurde zu einer ann\u00e4hernden Bestimmung der ausgeschiedenen Quantit\u00e4t Eiweiss benutzt. Er wurde mit Wasser \u00fcbergossen und l\u00e4ngere Zeit unter Zusatz yon etwas Essigs\u00e4ure auf dem Wasserbade erhitzt, dann auf einem gewogenen Filter gesammelt, gut gewaschen, u. s. w. Nach Abzug der Asche betrug sein Gewicht 0,4032 gr., die sich auf die Urinentleermig von vier Tagen ver-","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\n(\ntlieilon. Nimmt man f\u00fcr die Harnentleerung eines Tages rund 100 ehern so betr\u00e4gt der Gehalt des Harns an Albumin 0,1%, ist also zwar gering, aber doch nicht unerheblich.\nF\u00fcr die Skatolcarbonsfiure ergiebt sich aus dem Versuch, dass sie den Organismus ohne eine Zersetzung zu erfahren, durchl\u00e4uft. Immerhin war es aber sehr auffallend, dass ein \u2014 auch bei Ber\u00fccksichtigung des Umstandes, dass wiederholt Proben des Harns zu qualitativen Versuchen abgenommen waren, doch immer nur \u2014 verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig kleiner Theil wieder dargestellt werden konnte. Dieser Umstand konnte sowohl auf der Zersetzung eines Theiles der S\u00e4ure beruhen, als auch auf M\u00e4ngeln der Methode der Gewinnung aus dem Harn, letzteres um so eher, als der Versuch der erste war, (die dritte M\u00f6glichkeit \u2014 mangelhafte Resorption \u2014 konnte bei einer so leicht l\u00f6slichen Substanz, wie das Natriumsalz der S\u00e4ure es ist, wohl ausgeschlossen werden). Zwischen diesen beiden M\u00f6glichkeiten zu entscheiden, gab es verschiedene Wege. Am n\u00e4chsten h\u00e4tte es gelegen, dieselbe Quantit\u00e4t S\u00e4ure oder eine ann\u00e4hernd ebenso grosse dem 4-t\u00e4gigen Harn desselben Kaninchens bei derselben F\u00fctterung zuzuf\u00fcgen und die Wiederdarstellung zu versuchen. Die Kostbarkeit der Substanz Hess mich von diesem Versuche abstehen, es wurde vielmehr das Verhalten kleinerer Mengen zugef\u00fchrter Skatolcarbons\u00e4ure untersucht.\n-Versuch II. 0,119 gr. Skatolcarbons\u00e4ure wurde als Natriumsalz einem Kaninchen hei KartofFelf\u00fctterung in den Magen gebracht.\nDer im Lauf der n\u00e4chsten 48 Stunden gesammelte Harn gab unzweifelhafte Reactionen auf Skatolcarbons\u00e4ure, enthielt kein Eiweiss. Er um de eingedampft, mit absolutem Alkohol ausgezogen, der Auszug verdunstet, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, mit Aether gesch\u00fcttelt.\nDer \u00e4therische Auszug wurde mit Natriumcarbonatl\u00f6sung gesch\u00fcttelt, wobei s\u00e4mmtliche S\u00e4ure in die w\u00e4sserige alkalische L\u00f6sung uberging. Dieselbe wurde auf 100 ebem. verd\u00fcnnt. Diese L\u00f6sung enthielt unter der Voraussetzung, dass s\u00e4mmtliche S\u00e4ure resorbirt und unver\u00e4ndert ausgeschieden war, sowie dass bei der Verarbeitung keine Veiluste stattgefunden hatten, etwas \u00fcber l\u00b0,oo Skatolbarhons\u00e4ure. Die Reactionen dieser L\u00f6sung! waren ebenso rein, aber nicht so stark wie die einer 1 promilligen L\u00f6sun/g. Der gr\u00f6sste Theil war somit sicher unver\u00e4ndert ausgeschieden.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"2)\nGegen die Beweiskraft dieses Versuches. konnte der Zweifel geltend gemacht werden, ob die angef\u00fchrten Reactionen f\u00fcr die Gegenwart der Skatolcarbonsiiure vollkommen beweisend sind, ob sie nicht auch von anderen Skatolderivaten abh\u00e4ngen k\u00f6nnten. Diejenige Zersetzung der Skatolcarbonsiiure, an welche man doch immer denkeit musste, ist die in Skatol und Kohlens\u00e4ure. Das Skatol geht nach Brioger1) in Skatoxylschwefels\u00e4ure \u00fcber und diese konnte m\u00f6glicherweise ganz dieselben Reactionen geben, wie die Skatolc\u00e4rbon-s\u00e4ure. Von einer Reaction ist ohnehin bekannt, dass sie, vielleicht nicht ganz ebenso, aber docli sehr \u00e4hnlich, auch dem nach Skatolf\u00fctterung entleerten Harn zuk\u00f6mmt, n\u00e4mlich die Reactionen mit Salzs\u00e4ure + Chlorkalk (Brieger, 1. cit.)\nEs wurde daher der folgende Versuch angestellt;\nf\t*\u2022\nVorsuch III. Dasselbe Kaninchen, das zum vorigen Versuche . gedient hatte, erhielt nach einer Pause von einigen Tagen 0,111 gr. Skatol \u2014 etwas mehr, als der Skatolcarbous\u00e4ure entspricht \u2014 in den Magen. (Das Skatol wurde in 3 cbem. Alkohol gel\u00f6st und mit verd\u00fcnnter warmer L\u00f6sung von Gummi arabicum auf 40 cbcm.'gebracht. Das Skatol konnte so im Zustande sehr feiner Vertheilung eingef\u00fchrt, werden.) Der Harn der n\u00e4chsten 48 Stunden wurde gesammelt. Derselbe zeigte in der That fast genau dieselben Reactionen. nur die Reaction mit Eisenchlorid-f-Salzs\u00e4ure blieb zweifelhaft. Die weitere Verarbeitung des Harns genau nach demselben Verfahren ergab, nun aber bald einen sehr wesentlichen Unterschied: Beim Sch\u00fctteln der \u00e4therischen L\u00f6sung mit Natriumcarbonatl\u00f6sung ging die fragliche Substanz mir spurenweise in die w\u00e4sserige alkalische L\u00f6sung \u00fcber. Dieselbe zeigte nur ganz-schwache Andeutung von Reactionen. Dagegen behielt der Aetlierauszug die Eigenschaft, sich mit salpetriger S\u00e4ure violett zu f\u00e4rben. Ich will hier nicht die Frage discutiren, oh das ln*srhriebene Verhalten des Aether\u00e4uszuges von Skatoxylschwefelsnuce abh\u00e4ngen kann \u2014 nach Analogie mit der Indoxylschwefels\u00e4ure w\u00e4re ja eine leichte Zersetzlichkeit der freien S\u00e4ure auzunehmen \u2014 oder ob die \u00fcbrigens schwache Reaction des Aether\u00e4uszuges von anderen Umsetzungsprodukteu des Skatols abh\u00e4ngt, es gen\u00fcgt mir, dieses verschiedene Verhalten der beiden Harne zu constatiren, als ein Mittel, die Skat\u00f6lcarbons\u00e4ure von den Substanzen zu unterscheiden, welche nach Einverleibung von Skatol im Harn auflreten. Von einer Verwechselung dieser Substanzen mit Skatolcarhons\u00e4ure kann demnach nicht die Rede sein.\n*) Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, Bd. IV, S. 414.\n\u25a0 .\t4 '\n. L-.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nEs wurden nunmehr noch einige Versuche angestellt, welche darauf abzielten, folgende Punkte festzustellen:\n1.\tWelche Quantit\u00e4t Skatolcarbons\u00e4ure im Harn nach dem Zusatz nachweisbar ist.\n2.\tWie gross die Menge der in den Magen eingef\u00fchrten S\u00e4ure sein m\u00fcsse, damit sie im Harn nachweisbar sei, und\n3.\tWieviel ungef\u00e4hr von den eingef\u00fchrten kleinen Quantit\u00e4ten im Harn erscheint.\nVersuch IV. k.uiinelien von 2100 gr. Kartoffel f\u00fbt t erung. Einspritzung von 40 cbcm. Wasser pro Tag.\nDer in 24 Stunden entleerte Harn (Normalharn) wurde auf Skatol-carhonsfiure untersucht, dem Harn der n\u00e4chsten 2t Stunden wurde 0,05 gr. Skatolcarbons\u00e4ure zugesetzt (Gontrollham), endlich erh\u00e4lt das Kaninchen 0.05 gr. Skatolcarbons\u00e4ure in den Magen, der Harn der n\u00e4chsten 24 Stunden wurde gesammelt und untersucht, Versuchsharn A, ebenso. \u00bb1er Harn der zweitn\u00e4chsten 24 Stunden, Versuchsharn B.\nDie Verarbeitung der einzelnen Harne geschah in durchaus gleich-massiger Weise. Der Harn w\u00fcrde auf dem Wasserbade eingedampft, mit 100 cbcm. absolutem Alkohol gef\u00e4llt, mit 75 cbcm. nachgewaschen, die alkoholischen Ausz\u00fcge verdunstet, in Wasser gelost zu 40 cbcm.. mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure (1:5.) auf 50 cbcm. gebracht, dann .\u20185 mal mit je 75 cbcm. Aether gesch\u00fcttelt, die vereinigten Aetherauszfige mit einem Gemisch von 45 cbcm. Wasser und 5 cbcm. Natriumcarbonatl\u00f6sung anhaltend durchgesch\u00fcttelt, die alkalische L\u00f6sung, durch Erw\u00e4rmen auf dem Wusserbade vom gel\u00f6sten Aether befreit und auf 50 cbcm. erg\u00e4nzt, diente zur Anstellung der Heactionen. Das Ergehniss war folgendes :\n1.\tNormalhain: mit N2O3 und Cd OH keine merkliche Reaction. Die Eisenchloridreaction ergieht eine unverkennbare Rothf\u00fcrbung und beim Erkalten Tr\u00fcbung. Beim Durchsch\u00fctteln der Probe mit Essig\u00e4ther behalt die w\u00e4sserige L\u00f6sung ihre zarte Rosaf\u00e4rbung, die F\u00e4rbung wird sogar reiner, der Essig\u00e4ther nimmt eine gelbliche Farbe an.\n2.\tC.ont roll harn : Alle Heactionen fallen sehr intensiv aus, kaum merklich schw\u00e4cher, als bei einer L\u00f6sung von 1:1000, welchem Gehalt die alkalische L\u00f6sung entsprechen w\u00fcrde unter der Voraussetzung, dass kein Verlust bei der Bearbeitung stattgefunden h\u00e4tte. Beim Sch\u00fctteln der Eisenchloridprohe mit Essig\u00e4ther tritt rotlier Farbstoff in den Essig\u00e4ther \u00fcber, dieses geschah nicht mehr, als die L\u00f6sung vor Anstellung \u00ab1er Reaction auf 1:w verd\u00fcnnt wurde, entsprechend dem Verhalten der Skatolcarbons\u00e4ure selbst.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":":5. Versuchsham A: Die L\u00f6sung giel)t starke Reactionen, jedoch unverkennbar schw\u00e4cher, wie die aus dem (Ion troll barn dargestellte. Die Reactionen wurden etwa gleich, als der Rout rollharn auf 1 s bis verd\u00fcnnt wurde.\t-*V V\n\u2022 r. \u2022\nVersuchsharn B: Auch dieser Harn giebt noch starke Reactionen, jedoch schw\u00e4cher als Versuchsharn A.\nVersuch V. Kaninchen von 2700 gr. K\u00f6rpergewicht, KartoflVd-f\u00fctterung. Die Versuchsanordnung war \u00ab\u2018ine \u00e4hnliche Wie im Versuch IV, alle Harne entsprachen jedoch 2 t\u00e4gigen Perioden. Di\u00ab* Quantit\u00e4t der dein Harn von zwei Tagen zugesetzten Skatolcarhons\u00e4ure betrug \u00ablieses Mal nur 0.01 gr., ebenso erhielt \u00ablas Thier nur 0,01 gr. in den Magen. Die Harne, di\u00ab* untersucht wurden, waren also:\n1. Xonnalharn von zwei Tagen.\n\u20222. Rout rollharn von zwei Tagen mit 0,01 gr. Skatolcarhons\u00e4ure versetzt.\nVersuchsharn von zwei Tagen nach einmaliger Einf\u00fchrung von h,01 gr. Skatolcarhons\u00e4ure.\nDie Verarbeitung der Harne war genau, wie hei dem. vorigen Versuche. Die aus d\u00ab*n einzelnen Harnen \u00ablargestellten L\u00f6sungen von je 50 cbcm. zeigten folgende Reactionen :\n1.\tNormalharn: Schwache Andeutung von Eisenchloriilreaction. die\nanderen R\u00ab*actionen negativ.\t,\t* ..\n2.\tRontrollharn : Starke Reactionen (die Roncentration der;''L\u00f6sung entspricht 1:5000; die Concentration im Harn seihst ungef\u00e4hr 1:20000).\nVersuchsharn: Alle Reactionen gelingen in durchaus pr\u00e4gnante! Weise, aber andererseits entschieden schw \u00e4cher, wie hei \u00ablein \u00c7on troll-liarn.\nAus allen diesen Versuchen folgt]also, dass ein gewisser Antheil der in den K\u00f6rper eingef\u00fchrten Skatolcarhons\u00e4ure wohl verschwindet, dass aber noch sehr kleine Quantit\u00e4ten Saure sich mit aller Bestimmtheit wiederfinden lassen. Die Leichtigkeit, mit der dieses gelingt, ist in der That h\u00f6chst bemerkenswerth. Man kann sogar in der Dosis noch weiter heruntergeheh, selbst nach Einf\u00fchrung von 2,5 mllgr. in den Magen gab der Harn die angegebenen Reactionen, als die erhaltenen 50 cbcm. der alkalischen L\u00f6sung durch Eindampfen auf 15 cbcm. gebracht waren.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"3 \u00ef\nMan kann danach erwarten, dass falls sich \u00fcberhaupt Skatolcarbons\u00e4ure im K\u00f6rper bildet, diese im Harn nachweisbar sein muss1).\nIn der That gelingt es auch leicht, aus menschlichem Harn klare, sauer reagirende L\u00f6sungen herzustellen, welchf die Reactionen in sch\u00f6nster Weise geben: auch das Verhalten der gebildeten Farbstoffl\u00f6sungen zu L\u00f6sungsmitteln ist genau dasselbe. Einige Liter Harn (vom specif. Gew. 1017\u20141020) wurden eingedampft, mit absolutem Alkohol ausgezogen, der Auszug verdunstet, mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert, mit Aether extrahirt. Die Aetherl\u00f6sung mit Natriumcarbonatl\u00f6sung gesch\u00fcttelt, diese L\u00f6sung verdunstet, mit absolutem Alkohol ausgezogen, der Auszug verdunstet, und nochmals mit absolutem Alkohol ausgezogen, der filtrirte Auszug (ca. 100 cbcm.) mit dem gleichen Volum Aether versetzt, vom Niederschlag abgegossen und verdunstet. Der R\u00fcckstand direkt mit Salzs\u00e4urt\u00bb \u00fcbergossen und der entstandene Brei mit Aether extrahirt. Der Aetlierauszug verdunstet, mit heissem Wasser extrahirt, nach dem Abk\u00fchlen filtrirt, nochmals verdunstet nnd wieder mit Wasser aufgenommen: die so erhaltene klare L\u00f6sung wurde zu den Reactionen benutzt. Das Vorkommen von Skatolcarbons\u00e4ure als normaler Harnbestandtheil wird dadurch sehr wahrscheinlich, indessen ist die Beweiskraft der Reactionen offenbar nicht dieselbe, wie f\u00fcr faulende Fl\u00fcssigkeiten oder nach Einf\u00fchrung der Substanz in den Magen: in diesem Fall bleibt f\u00fcr den bestimmten Nachweis doch die Darstellung der Skatolcarbons\u00e4ure in Substanz sehr w\u00fcnschenswerth. Diesen Nachweis zu erbringen, muss sp\u00e4teren Untersuchungen Vorbehalten bleiben. Die Aus-\n1J Ich will nicht vers\u00e4umen zu erw\u00e4hnen, dass Baumann bereits \u00bb ine vielleicht hierher geh\u00f6rige Angabe gemacht hat. Nach ihm werden die Oxysauren des Harns von \u00f6ligen, in Wasser sehr schwer l\u00f6slichen, stickstoffhaltigen Sauren begleitet, welche hei der F\u00e4ulniss mil Cloaken* schl\u00e4mm Skatol liefern \u2014 dieses wurde freilich mit Skatolcarbons\u00e4ure nicht fihereinstimmen \u2014 und eine dem Indol \u00e4hnliche Reaction mit rauchender Salpeters\u00e4ure zeigen. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. XIII, S. 2SL","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"sichten sind nicht eben g\u00fcnstig, wenn man. sich erinnert, wie ausserordentlich empfindlich die Reactionen auf Skatol-carbons\u00e4ure sind. Ist die fragliche Substanz in der That Skatolcarbonsfiure, so lasst sich auch ein vermehrter Gehalt des Harns von der Silure im Falle von Ileus, Peritonitis etc. mit grosser Wahrscheinlichkeit Vorhersagen. Auch die \u00dcnter-. Buchungen des Darminhaltes, der FsecesJ \u00bbzersetzter pathologischer Fl\u00fcssigkeiten etc. auf Skatolcarbonsaure muss sp\u00e4teren, l\u2019ntersuchungen Vorbehalten bleiben.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie IX","page":33}],"identifier":"lit16552","issued":"1885","language":"de","pages":"23-33","startpages":"23","title":"Ueber das Verhalten der Skatolcarbons\u00e4ure im Organismus","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:48.148597+00:00"}