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{"created":"2022-01-31T12:38:54.120236+00:00","id":"lit16558","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Stadthagen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 9: 129-137","fulltext":[{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"I\nIst anzunehmen, dass der normale menschliche' Harn Cystin oder diesem nahestehende Verbindungen enthalte?\nVoll\t\u2022\nl)r. Studthagcn, j\u00bbr. Arzt.\nr *.\n(Aus der chemischen Abtheihiug des physiologischen Instituts zu B. rlin.Ji (1) r Redaction zugenungen am 3, November 1*34.)\nGelegentlich der [Analyse eines Cystinharns, \u00fcbe*..welche ich demn\u00e4chst berichten werde, versuchte ich es, mich dar\u00fcber zu informiren, ob auch im normalen Harn Cystin oder ihm nahestehende Verbindungen enthalten seien, und welcher Antheil an dem Schwefelgehalt des Harns ihnen eventuell zukommen m\u00f6chte. Es ist ja bekannt, dass der Harn neben \u00ab1er pr\u00e4forinirten und gebundenen Schwefels\u00e4ure \u2014 dem sauren Schwefel \u2014 noch schwefelhaltige organische K\u00f6rper in nicht unbetr\u00e4chtlicher Monge enthalte. Nach einer von\nS a I k o w s k i angestellten Versuchsreihe bet r\u00e4gt dieser \u2014 von ihm neutral genannte Schwefel \u2014 durchsclinilllich 0,158 gr. pro die \u2014 etwa Vs der Cesammtschwefels\u00e4ure, die ihm als Mittel 0,8o7 gr. ergab1). (Eine Anzahl eigener Bestimmungen haben mir etwas geringere Wer the f\u00fcr den neutralen\u2018Schwefel ergeben.) Munk -) und (\u00absehe i d 1 e ns) haben mm Rhodan-Verbindungen im menschlichen Harn nachgewiesen, \u2014 welche Munk auf 0,11, Cschei.dl.cn zu 0,0514 XaGNS in 1 Liter\nl) Salkowski und Leu Im*: Die holire vom Harn, S. K>2. -) Virchow's Archiv, Bd. O\u00d9, S. 354.\n\u25a0y) P fl fi g er\u2019s Archiv, Bd. 14, S. 4ul.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. IX.\tII","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"Hain berechnet.\u2014 Di<\u2018 Monge de\u00bb darin enthaltenen Seiiwv-\nt\nleis rr|M\u00e4\u00bbei|liit jedoch, wenn wir auch M unk*\u00bb Zahlen unserer Berechnung zu Grunde legen, nur etwas \u00fcber ein Driltllieil des neutralen Schwefels. Weiler liegt eine Angabe\ni _\t1\tn\nvon Salkowski1 *) vor, dass er aus normalem Harn geringe Mengen einer schwelel- und stickstoffhaltigen S\u00e4ure isolirl babe, welche die IL> S-Beaktion nicht liefere. Salkowski vemnitbet, dass sie* mit der Tauroearbainins\u00e4ure identisch sei; doeli war die Ausbeute f\u00fcr eine Analyse zu gering. Immerhin bleibt ein grosser Tbeil des neutralen Schwefel-noch unerkl\u00e4rt. Der Gedanke liegt, jedenfalls sehr nahe, dieses Delieit mit dem durch Schwefelreichthum ausgezeichneten Cystin in Zusammenhang zu bringen. In der Thal wird auch von verschiedenen Autoren, so z. II. Salkowski-). an dieser VermnUiung festgehalton. Ich will die Gr\u00fcnde, ^welche (\u00fcr die Dichtigkeit derselben sprechen, nicht weiter er\u00f6rtern,, und nur erw\u00e4hnen, dass u. A. Maritimer auch f\u00fcr die von Haas entdeckte Eigenschaft des normalen Hains, die Polarisai ionsebene links zu drehen, auf das stark links-droheude Cystin seine Vermulhung lenkt3). Auf der anderen Seite wird von K\u00fclz auf Grund seiner Untersuchungen das Vorkommen von Cystin im normalen Menschen- (und Hinder-) Harn direkt geleugnet4). Dass Cystin selbst in irgend gr\u00f6sserer Menge im menschlichen Harn enthalten sein k\u00f6nne, ist bei seiner ausserordentlich geringen L\u00f6slichkeit, in diesem wohl von vornherein als ausgeschlossen zu betrachten. Sicher w\u00fcrden wir sonst h\u00e4ufiger im Sedimente dem Cystin begegnen. Dagegen w\u00e4re es ja denkbar, dass dem Cystin nahestehende Verbindungen, welche eine gr\u00f6ssere L\u00f6slichkeit im Harn besitzen, in diesem vork\u00e4men.\nEhe ich hierauf eingehe, sei es mir gestaltet, ein paar Bemerkungen vorauszuschiokeu :\nWie allgemein bekannt, wird heim Kochen des Cystins\nl) Virchow\u2019s Archiv, Bd. .\">8, S. 50t.\n-) Salkowski und Leu he: Die Lehre vom Harn. S. 161.\n3) Diese Zeitschrift. Bd. VII, S. 225.\n4I Marhurger Sitzungsberichte, 1875, S. 77.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"i:n\nmit wfissfi-ifri*n_ fixen Alkalien ScWofelmotall gebildet. liiere Abspaltung das Schwefels geschieht schon nach kurzer, /aut \u2022JaIt und vollst\u00e4ndig. Hat man vor dein Kochen mit K;11 i-lauge einen Tropfen' essigsauren F^loi< zugesetzt, so kann mau sich leicht \u00fcberzeugen, \u2014 wenn man das Filtrat vom Scliwefelblei eindampfl und mit Soda und Salpeter schmilzt, - dass aller Schwefel in Schwefohnetalidinig\u00fcwandelt sei. Wie das Cvslin selbst , so werden auch viele dem Cvslin nahestehenden K\u00f6rper dieselbe Reaktion liefern, d. b. solche Verbindungen, in welchen der Cyslinschwefol.'eine wesentliche Ver\u00e4nderung, sei es Oxydation, sei es \u00dcmlagerung im Molek\u00fcl nicht erfahren hat. Nach Baumann ist die Con-slitutioiisformel des Cystins:\nClh.C\n.MR\n00-01 i\nC^T\u2019MR - 0.(M)ll\u2018).\nEs w\u00fcrde also z. B. von dem ent sprechenden Mono-\nsultid und Mercaptan (Gysle\u00efn dlaiima il io), ebenso von\nder Thiomilch-\u00e4ure, \u2014 deren Formel aus der des Cvstci'ns\n%\ndurch Ersetzung der NHs-Gruppe durch lU-Atom. erhalten wird \u2014 u. s. w., das gleiche Verhalten zu erwarten sein. Wohlgemerkt ist hier, wie im Folgenden, nur von freien, nicht in Verbindungen enthaltenen Cystink\u00f6rpern die Rede. Substituirte Cystine werden wahrscheinlich je nach der Art der Verbindung sich verschieden verhalten. Bisher liegt nur die Angabe von Baumann und Preusse2) vor, dass das Bromphenyleyste'in bei der erw\u00e4hnten Behandlung Brom-phenylmcrcaptan in ann\u00e4hernd theoretischen Verh\u00e4ltnissen liefere.\t.\t.\nBei der Aufsuchung des (freien) Cystins oder ihm nahestehender Verbindungen, liegt es nahe, sich jenes obenerw\u00e4hnten Verhaltens, der Bildung von Schwefelblei, heim Kochen mit Kalilauge und Bleil\u00f6sungen zur Orient irung zu bedienen.\n*) Diese Zeitschrift, \u00dftl. VIII, S. 302. 2) Diese Zeitschrift. Bd. 5, S. 322.","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"Ich habe nun Niederschlage aus sehr grossen Mengen normalen Harns mit den verschiedensten Reagontien, \u2014 als Bleiacetat, basisches \u2018Bleiacetat, \u2014 allein oder mit Ammoniak, \u2014 Phosphorwolframs\u00e4ure, Sublimat, Argent, nitric, etc. her-gestellt, ich habe, mit dem erw\u00e4hnten Leitfaden an der Hand, diese Niederschlage, sowie ihre Filtrate, ebenso di\u00ab* verschiedensten Ausz\u00fcge mit Alkohol, Aether, Amylalkohol, Chloroform etc. von sauer und alkalisch gemachten Harn-rfickst\u00e4uden untersucht, ohne zu einem positiven Ergebnis-zu gelangen.\nBeil\u00e4ufig sei bemerkt, dass ich auch in einem Cystinharne nach einer schwefelhaltigen S\u00e4ure gesucht habe, dir zu dem Cystin in \u00e4hnlichen Beziehungen stehen m\u00f6chte wm die von Jaffe und Baumann dargestellte Phenylmercaptur-silure zum Phenylcyste\u00efn. (Beim Kochen der S\u00e4ure mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure wird Phenylcyste\u00efn und Essigs\u00e4ure gebildet.)\nIch w\u00e4hlte zur Aufsuchung das Verfahren, welches lal le zur Darstellung der Bromphenyhnercapturs\u00e4ure benutzt hatte1),\u2014 habe aber keinen solchen K\u00f6rper gefunden. Angesichts dieser Misserfolge versuchte ich es, mir auf indirektem\nWege Aufkl\u00e4rung zu verschaffen.\nWie oben erw\u00e4hnt, wird der Schwefel des Cystins beim Kochen mit Kalilauge quantitativ als Schwefelalkali erhalten. Sind also Cystin oder solche K\u00f6rper, welche wir oben als ihm nahestehende bezeichnet haben, im normalen Harn enthalten, so muss beim Kochen desselben mit lixen Alkalien \u00ablie entsprechende Menge Schwefelmetall gebildet werden. E~ war also die Aufgabe, dieses Letztere zu bestimmen. War das Resultat ganz negativ, so war damit auch erwiesen, das-die uns interessirenden K\u00f6rper nicht vorhanden seien: im anderen Falle konnte das neugebildete Schwefelmetall -irgend anderen K\u00f6rpern seine Entstehung verdanken, doch lies-\nl) Der einj\u00efedampfte Harn wird mit Alkohol extrahirt, die ein-i/eeujde alkoholisch\u00ab\u00ab Losung mit Schwefels\u00e4ure stark angesiiuert tun!, mit Aether ansgeschfitmlt (Haumann mul Preusse; Diese Zeitschrift 15.1. V, S. 312).","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"13;\u00ef\nsich wenigstens durch quantitative Bestimmung des dariu enthaltenen Schwefels angeben, welchen A nth eil die Cystink\u00f6rper in maximo an dem Schwefelgehalt des Harns 'haben k\u00f6nnen.\nDa der menschliche Harn sowohl Sulfate als Rhodanverbindungen und Taurinderivate enth\u00e4lt, so kommen f\u00fcr das gleich zu er\u00f6rternde Verfahren folgende Thatsachen in Betracht.\n\u2022 Verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure entwickelt mit metallischem Zink weder in der K\u00e4lte, noch beim Erw\u00e4rmen HsS (auch nicht bei Gegenwart organischer Substanz).\nBlei- und Zinksalze f\u00e4llen Rhodan aus seinen L\u00f6sungen : die Niederschl\u00e4ge l\u00f6sen sich schon in der K\u00e4lte, schneller noch heim Erw\u00e4rmen in \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure oder Natronlauge (besonders leicht in ersterer). Der Schwefel des Rhodan wird beim Kochen mit Kalilauge nicht angegriffen; (erst bei' h\u00f6heren Temperaturen wird Schwefelalkali gebildet). Dagegen entwickelt, wie bekannt, Rhodan beim Digeriren mit Zink und Salzs\u00e4ure IL S.\t,\nTaurin gibt weder die HaS-Reaction, noch wird sein Schwefel durch Kochen mit Natronlauge abgespalten.\nF\u00fcr die Bestimmung verfuhr ich in folgender Weise: 1\u20142 Liter Harn werden mit Kalilauge stark alkalisch gemacht, auf dem Wasserbade zur Syrupconsistenz gedampft: nach Zusatz einiger Tropfen einer alkalischen Bleihydratl\u00f6sung durch etwa lj* Stunde auf freiem Feuer gekocht. Von Zeit zu Zeit wird zweckm\u00e4ssig das verdampfende Wasser ersetzt, um ein Gl\u00fchen an den R\u00e4ndern zu vermeiden (damit nicht auch Rhodan zerlegt werde). Dann wird, um das, etwa neugebildete Schwefelblei vom Rhodanblei zu trennen, di\u00bb* alkalische L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure \u00fcbers\u00e4ttigt, erw\u00e4rmt, die Essigs\u00e4ure ohne Aufr\u00fchren des Niederschlages von diesem durch ein Filter abgegossen und .diese Decantation nochmals wiederholt. Jetzt wird der Niederschlag auf das Filter gebracht und auf diesem mit Essigs\u00e4ure gewaschen, bis diese nicht mehr bleihaltig abfliesst. Der Niederschlag ist dann frei von Rhodanverbindungen. Nun wird er mit-sammt dem Filter und etwas metallischem Zink in einen\ni","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"1\n' I > t\ngro>sm Kolben getlian, der mit einem dreifach durchbohrten Stopfen verschlossen ist, und in Wasser suspendu t. 1 Ii,,t< r dem Kolben befinden sich 1 oder zweckm\u00e4ssiger 2 kleine K\u00f6lbchen mit gel\u00f6stem .Silbernitrat, w\u00e4hrend vor ihm ein mit verd\u00fcnnf(T Natronlauge gef\u00fclltes Gelass liegt (mn (jj(. dur< lislivicbendt* Luft vor ihrem Eintritt in den Kolben vom ILS zu befreien). Die dritte Durchbohrung des Stopfens LI zur Aufnahme eines kleinen mit Salzs\u00e4ure gefallen Seheide-tricblers bestimmt. Im Moment, wo die Operation beginnen '<>11, hisst man die Salzs\u00e4ure in den Kolbe n zu dem Nieder-schla-e \u00ab\u2022imiiesseii. Zweckm\u00e4ssig ist es, W\u00e4hrend der ganzen Dauer der 1L S-EntWickelung den Kolben auf dem Wassw-bade zu erw\u00e4rmen. Zum Schl\u00fcsse der Operation wird Luft in massig starkem Strome durch \u00ablen ganzen Apparat gesaugt.\nEin grosser Lebelstand ist hierb\u00abii, dass es selir schwierig Lt, vollkommen schwefelfreies Zink zu erhalten. Jedenfalls muss man durch sorgf\u00e4ltige Vorversuche sich von der Reinheit d\u00bb*s Metalls \u00fcberzeugen. Ich habe es desshalb sp\u00e4ter \\ orgezogeii, statt der Dleit\u00f6suug eine L\u00f6sung von Zinkhydrat in Xatiunlaugc zu verwenden. Nach dem Kochen des Harns mit dieser L\u00f6sung wird etwas Sabniakl\u00fcsiing hinzugef\u00fcgt, 21 .Stunden stelieu g\u00ab lassen. Zur Entfernung des Rhodaii-\nzinks aus dem gebildet\u00ab\u201c!\u00bb Niederschlage wird lctzteivr mit\nNatronlauge und etwas Salmiakl\u00f6sung gewaschen, sonst wie oben \\erfahren. Da \u00ablas Auswascbcm des Schwefelzinks aber in dieser W eise etwas schwierig g\u00ab\u2018lingt, habe ich schliess-li\u00ab b auch zum Aull\u00f6sen d\u00bb*s Rhodanzinks verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure verwendet. Sehwehlzink ist in verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure ja nahezu unl\u00f6slich. Zur H* S-Entwickelung aus den Zink-nmdersch l\u00e4gen wird statt der Salzs\u00e4ure zweckm\u00e4ssig Schwefels\u00e4ure genommen.\nRegelm\u00e4ssig bil\u00abl\u00abd sich in der Salpeters\u00e4uren Silberl\u00f6sung ein dunkler Niederschlag. Dieser wird auf asclu -treicm filter gesammelt, mit Soda und Salpeter geschmolzen,\n*Ii\u00ab\u2018 'Schmelze in Wasser gel\u00f6st, filtrirt und im Filtrat mit Baryumehlorid auf Schwefels\u00e4ure gepr\u00fcft. Das Resultat der -erw\u00e4hnten Methoden war ein durchaus \u00fcbereinstimmendes.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"I \u25a0 ;>\nW\u00e4lit\u00ab inl in zwei F\u00e4llen das Hm.hTgobniss \u00bb in ganz negatives war. erliielt ich in zehn anderen l \u2014 l mllgr. im Durchschnitt ans aH\u00ab*u zw\u00f6lf Proben 2 mllgr. -RnSO* pro Filer. Die hieraus berechnete Menge Schwefels w\u00fcrde also weniger als 0,d mllgr. pro Liier betragen. Fs ist liiclit'atis-ge.scblossen, dass diese Spuren Schwefel von Albumin dollen h\u00bb rr\u00fchreii. Wie dem aller auch sein mag, Cystin oder ihm nahestehende K\u00f6rper sind nach obigem Frgebniss im normalen Harn entweder gar nicht vorhanden, oder doch hur \u2019ii \u00e4usserst minimaler Menge. Keinesfalls ist ihre Anwesenheit ausreichend, das neben dem Rhodan (und-Taurin-) node, vorhandene Delicil des neutralen Sehw\u00ab leis zu \u00ablecken1 *).\nAuch der folgende Versuch spricht, wie mir scheint, gegen die Anwesenheit von cystinartigen K\u00f6rpern im normalen Harn.\t[\nWie Sertoli, ,Sch\u00f6ubein n. A. beobachtet haben, entwickelt der Harn mit Zink und Salzs\u00e4ure neben Wasser-doff Schwefelwassersloll'. Munk und Hsehei\u00abHeu haben mad (gewiesen, dass an dieser Reaktion das Rhodan helheiligt sei.\nNach Dewar und Hamgee gibt auch Cystin die 1DS-Rcaktiou. K\u00fc 1 z*) hat diese Angabe best\u00e4tigt, Raumann si<\u2018 aber dabin berichtigt, dass nur ein'sehr kleiner Tlieil des Gystinschwefds durch den nasciremhm Wasserstoff in ILS verwandelt, werde, der gr\u00f6ssere Theil des. Cystins dagegen in einen \u00eeuMien basischen K\u00f6rper . Cb Hm Na Sa (V (Cystein) umgewandelt werde, dessen w\u00e4sserige L\u00f6sung wieder in Cystin \u00fcbergebt3). Immerhin bl\u00ab*il>t die Entwickelung von Schwefel Wasserstoff deutlich nachweisbar, auch wenn man\n1)\tWie bekannt, tritt beim Kochen \u00ables Harns mit. Natronlauge nml basisch salpeteivaurem Wismnthoxyil in jedem normalen Harn, wofern man nur lange genug erhitzt, Schw\u00e4rzung ein, \u00abIm in.einzelnen Harnen s\u00ab*hr intensiv sein kann. Diese Schw\u00e4rzung beruht muh\u2019 dem Besagten nicht auf Bildung von Sehw\u00ab*f\u00ab*lwisninth. Ein Tlieil gheser schwarzen Masse scheint aus organischen Verbindungen zu bestehen.\n2)\tKfilz: 1. cit., S. 74.\t\u25a0 \u2022\n3)\tDiese Zeitschrift. Bd. VIII, S. .\u2018*00.\t..\t.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"nur ganz minimale Mengen Cystin verwendet. Jedenfalls m\u00fcsste also, wenn (freies) Cystin oder die oben erw\u00e4hnten ihm analog zusammengesetzt en K\u00f6rper vorhanden w\u00e4ren, der Harn auch nach Entfernung des Rhodans noch die II2S-Reaktion geben. Zur Trennung des Cystins vom Rhodan kann man sich des salpetersauren Silbers bedienen. Dieses fallt, wie bekannt, Rhodan aus salpetersaurer L\u00f6sung, w\u00e4hrend Cystin zwar gef\u00e4llt, sofort aber wieder aufgel\u00f6st wird. Ich verfuhr also in folgender Weise:\nEtwa zwei Liter Harn werden zur dicken Syrupc\u00f6n-sistenz eingedampft, mit Salpeters\u00e4ure anges\u00e4uert, Chloride und Rhodan durch salpetersaure Silberl\u00f6sung gef\u00e4llt, vom Niederschlage abfiltrirt.\nDas Hltrat wird in einen grossen Kolben gebracht, durch kohlensaures Natron neutralism!, mit Wasser auf ca. 4 Liter verd\u00fcnnt und (reines) Zink und Salzs\u00e4ure hinzuge-t\u00fcgt. Um zu starkes Erw\u00e4rmen beim Zusatz von II Gl zu vermeiden, wird w\u00e4hrend desselben der Kolben durch Eis-wassser gek\u00fchlt. Die sich in dem Kolben entwickelnden Case streichen durch eine enge Oeffnung des Halses, in welcher ein mit essigsaurem Blei getr\u00e4nkter Streifen Fliess-papier liegt. Die stark verd\u00fcnnte Salpeters\u00e4ure st\u00f6rt durch ihre Anwesenheit die HaS-Reaktion in keiner Weise; wohl aber misslingt diese bei Gegenwart eoncentrirter Salpeters\u00e4ure. Es ist \u00ablesshalb n\u00f6thig, wie erw\u00e4hnt, die S\u00e4ure abzu-slumpfen und zu verd\u00fcnnen.\nWeder sofort noch nach drei Stunden hat sich eine Spur von Schwefelblei gebildet. Der Kolben wird jetzt auf \u00abloin Wasserbade leicht erw\u00e4rmt ; nach weiteren drei Stunden zeigt sich dasselbe negative Resultat.\nZur Gontrolle wird jetzt etwas unver\u00e4nderter Harn zugesetzt und sofort entwickelt sich HaS.\nEs scheint also, dass neben dem Rhodan kein anderer K\u00f6rper im Harn vorhanden sei. welcher die Ha S-Reaktion liefert, also \u2014glaube ich folgern zu d\u00fcrfen\u2014auch kein (nicht substituirte?) Cystin.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\nNach dein Gesagten ist es auch nicht wahrscheinlich, dass der noch unbekannte linksdrehende K\u00f6rper von Haas mit dem Cystin in Zusammenh\u00e4nge stehe1).\nZum Schluss erf\u00fclle ich die angenehme Pflicht, Herrn l\u00fc\\ Kossel. dem Leiter der chemischen Abtheilung des physiologischen Instituts, sowie Herrn Dr. Her ter, in dessen Privat-Moratorium ich einen Theil der Versuche.gemacht habe; meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.\nl) Beil\u00e4ufig sei bemerkt, dass dieser K\u00f6rper alkoholischen Harnauszug \u00fcbergeht, w\u00e4hrend Cystin lieh ist.\nvollst\u00e4ndig in den in Alkohol unl\u00fcs*","page":137}],"identifier":"lit16558","issued":"1885","language":"de","pages":"129-137","startpages":"129","title":"Ist anzunehmen, dass der normale menschliche Harn Cystin oder diesem nahestehende Verbindungen enthalte?","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:38:54.120241+00:00"}