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{"created":"2022-01-31T13:39:26.409532+00:00","id":"lit16567","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Frenzel, Joh.","role":"author"},{"name":"Th. Weyl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 9: 246-252","fulltext":[{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Bestimmung des Kuh-Caseins durch F\u00e4llung\nmit Schwefels\u00e4ure.\nVon\nJoli. Frenzei und Th. Weyl.\n(Aus dem Privat-Laboratorium von Th. Weyl.)\n(Der K' daktion zugegaugen am 1(J. Dezember Isst )\nIm Verlaufe einer Untersuchung von wesentlich technischem Interesse handelte es sich um Auffindung einer Methode zur quantitativen Bestimmung des Caseins der Kuhmilch, welche bei m\u00f6glichst schneller und leichter Ausf\u00fchrbarkeit gen\u00fcgend genaue Resultate garantirte.\nNachdem das Prineip derselben von dem einen (\\V.) von uns beiden gefunden war, haben wir die weitere Ausf\u00fchrung des Verfahrens gemeinsam unternommen.\nBekanntlich bestimmt man das Casein der Kuhmilch nach IIoppe-Sey 1er in der auf das 20fache verd\u00fcnnten Milch durch Zusatz verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und Durchleben\neines Kohlens\u00e4urestromes. Hierbei missgl\u00fcckt die Abscheidung sehr leicht, wenn man einen kleinen Ueberscliuss von Essigs\u00e4ure zugesetzt hat. Aus diesem Grunde schreibt Hoppe-Seyler vor, von derselben Milch drei Portionen anzusetzen und von diesen die bestgelungenste zu benutzen.\nNach unserem Verfahren scheidet man das Casein aus der nur auf das 4 fache verd\u00fcnnten Milch durch verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure ah. Man erh\u00e4lt nach kurzer Zeit \u2014 in der kalten Jahreszeit gen\u00fcgen wenige Stunden \u2014 eine leicht und klar filtrirende Fl\u00fcssigkeit \u00fcber einem feinflockigen Niederschlage, der sich sehr gut aus waschen l\u00e4sst.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"247\nAuf Grund einer grossen Reihe von Versuchen mit S\u00e4uren verschiedener Concentration, blieben wir zuletzt bei einer Schwefels\u00e4ure von 1 \u00b0/oo, d. h. bei einer S\u00e4ure, welche l cbcm. reiner eoncentrirter Schwefels\u00e4ure von 1,84 specit. Gewicht auf 1 Liter destillirtes Wasser enth\u00e4lt, Stehen. Diese S\u00e4ure wurde hei allen im Folgenden nvitgetheilten Analysen benutzt.\nMan verf\u00e4hrt im Einzelnen folgendermasseri :\t'\nIn einem Becherglase von 150 cbcm. Inhalt befinden sich GO cbcm. destillirtes Wasser.\tZu diesen f\u00e4\u00a7st man\n20 cbcm. einer gut umgeschCttelten Milch, die njit der Pipette1) abgemessen sind, fliessen. .Man r\u00fchrt um und \u2019 l\u00e4sst unter fortw\u00e4hrendem R\u00fchren zur verd\u00fcnnten Milch aus einer B\u00fcrette 30 cbcm. Schwefels\u00e4ure von 1\u00b0 \u2022\u00bb (s. o.) fliesen^ -Der R\u00fchrstab wird abgespritzt und das Glas f\u00fcr einige Stunden bedeckt in einen kalten Raum gestellt2).\nDie \u00fcber dem Niederschlage stehende L\u00f6sung wird bluic diesen aufzur\u00fchren, durch ein aschefreies gewogenes Filter gegossen. Zuletzt bringt man den Niederschlag auf dasselbe und w\u00e4scht 2 mal mit Wasser nach\u2019 Nachdem das Filter abgetropft ist, wird 2mal mit Alkohol ausgewaschen. Zun\u00e4chst mit Spiritus von etwa 00%, dann mit absolutem Alkohol. Zuletzt w\u00e4scht man das Filter mit Aether, und zwar bei abgesahnter Milch 10 mal, bei voller Milch Lj trial.\nDas bei ilO\u00b0 getrocknete Filter wird gewogen und event, unter Zusatz von frisch ausgegl\u00fchtem Eisenoxyd \u00abverascht\u00bb3).\n0 Mit den gew\u00f6hnlichen B\u00fcretten l\u00e4sst sich Milch kaum genau genug abmessen. H\u00f6chstens mit solchen von sehr geringem Querschnitt.\n2)\tBesondere Versuche zeigten, dass das Endresultat durch l\u00e4ngeres Stehen nicht vergr\u00f6ssert wird.\n3)\tDas beim Veraschen des Gaseins mit Eisenoxyd gefundene phosphorsaure Eisenoxyd als \u00abAsche\u00bb im gew\u00f6hnlichen Sinne zu. bezeichnen, halte ich f\u00fcr ungerechtfertigt. Die Phosphorsaure geh\u00f6rt zum Gase\u00efnmolek\u00fcl. Nur diejenigen unorganischen Bestandtheile des Gaseins, welche nicht Phosphors\u00e4ure sind, d\u00fcrfen als Asche betrachtet werden. Vergl. die ausgezeichneten Untersuchungen vo,n 0. Hammarsten*. Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, Bd. VII, S. 227 (1883).","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nZun\u00e4chst verglichen wir unser Verfahren mit Hoppe-Seyler's vorz\u00fcglicher Methode der Casein-Des t immun g in essigsaurer L\u00f6sung. Die benutzte Essigs\u00e4ure war der angewandten Schwefels\u00e4ure \u00e4quivalent.\n\u00bb 1 2\tl!?\ni *5 <\trs \u00a9 \u00f6\n. _ u <].=\t7 |\n\u2022 \u00ab 1\t\u00a3 \u00bbo \u00a9 e \u2022 cT cT\nj\t7 1\n\t\u00bb0 cM\nc >\tio \u00a9 c\" \u00a9\n<=|\tf 1\nj Vollo. i\t\u00bb0\tlO 00 ?. \u00a9 oc \u00a9 \u00a9\n<q.= l\t\u00a9 1 1\n\"c >\t\u00a9\t00 \u25a0 \u00a9\t** \u00bb0 \u00bb>\t* \u00a9\t\u00a9\n<].s i\t\nI Ab- gesahnte. :\t\u00a9\tOl \u00bbr \u00ab \u00a9 ~\n1 i ; I\tv 55\t06 C\tw\t~ S +8\u00fc \u00ef\u00a3+| i a \u00ab \u00ab1 0\t\u00a9 3 .\u2022 2,\t\u00a9 \u00ab\u00e4 jj X\t\u00ab\t\u00a3 . ce w \u00a7 +\u2018if jl.sui Z \u00ae* \u00a9 B \u00a9\tr:\t~ 01","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"240\nWenn wir also Hoppe-SeylerY Methode als \u00ablit* beste dem Vergleiche zu Grunde legen, so werden nach unserem Verfahren stets um ein Geringes zu kleine Werthe erhalten. Der gefundene Fehler betr\u00e4gt aus allen f\u00fcnf Analysen berechnet :\n\u2022'\t. \u2022\n0 + 1!\u00bb + 21 + 17 + 7\t70\n----------L-----'--= . -=14 tngr.\n|\nDies entspricht also 1 * *{ao\u2014*,50 der \u00fcberhaupt gewogenen Substanzmenge. Also pro Liter Milch ca. 0,7 Gasein ; : oder, da Casein nach Ham mar st eil (a. a. 0.) 15,\u00f65\u00b0/o Stickstoff enth\u00e4lt, 0,100 gr. N.\nDarnach ist die angegebene Modification der Case\u00efnbestimmung von durchaus gen\u00fcgender Genauigkeit1).\n\u2022\t'\t^\tt'\nWir haben dann ferner gepr\u00fcft, ob bei 20facher Verd\u00fcnnung der Milch, wie sie Hoppe-Seyler vorschreibt, aus dem gleichen Quantum der gleichen Milch durch Schwefels\u00e4ure mehr Casein gef\u00e4llt wird, als bei nur 4facher Verd\u00fcnnung.\nTabelle II.\n20 M + 60 H20 +\n30 SO*\n20 M + 400 H20 +\t}\n0,646:\u00bb + 12 0,7128\n30 SO5\n0.0345 \u2014\nI;-\n0,7037\n+ 0 0,6488+ 10\t, \u2014\n\u2014 0,6:185 \u2014\nDie Differenzen sprechen zu Gunsten der weniger stark verd\u00fcnnten Milch.\nDen Einfluss eines Ueberschusses an Schwefels\u00e4ure von l\u00b0/oo illustriren die folgenden Analysen.\ni) F\u00f6r unsere Bestimmungsmethoile des Caseins, welche tech-\nnischen Zwecken dient, kann die Menge des im Filtrat gel\u00f6sten Caseins\ndurchaus vernachl\u00e4ssigt werden.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nTabelle III.\nMilch.\t; Ab- gesaluife.\tA in mgr.\n20 M 4. 00 H-M ) 4- j 30 SO\u00bb\tJ\ti 0.520\u00bb)\ti! 4- 25 , i\n20 M 4- 00 H-0 + j 45 SO*\tj\t0,5614*) i\t1!\nA!\tI A \u2022\nin Volle. I in Asche. mgr*1\t' mgr\nt\nHiernach wird wegen der L\u00f6slichkeit des Caseins in einem \u00dcbersch\u00fcsse des F\u00fcllungsmittels weniger Casein gefunden hei Anwendung eines Ueberschusses der .Schwefels\u00e4ure von IV*.\nDie Proben, welche 45 cbcm. Schwefels\u00e4ure enthielten, setzten sich nicht klar ab und filtrirten \u00e4usserst langsam.\nDass ein Ueberschuss an Essigs\u00e4ure im gleichen Sinne wirkt, geht aus den folgenden Analysen hervor.\nDie Essigs\u00e4ure war valent.\tder Schwefels\u00e4ure von 1%\u00ab \u00e4qui-\t\t\nTabelle IV.\t\t\t\nMilch.\tA,\u2018* gesahnte. \u25a0 -\tA \u00bbII \\ olle, mgr. ii\t\u00ce mgr.\t! ,\tA ; VTollc. in\tAsclu*. i mgr. : \u2022 '\ni\tI\tj I\t1\t, ;\n0,0533\t4- 5 :0,0364, + 10 0.6123 4- 20 '\t\u2014\ni ' I ' . ,\nfi\tI\n0,3486\t\u2014 0,0462 \u2014 0.302\t\u2014\t\u2014\n20 M + 400 H20 +1\n36,6 Essigs. 4- CO2 }\n20 M 4- 400 H20 +i\\\n33,3 Essigs. 4- CO* [\nOie 36,0 cbcm. Essigs\u00e4ure entsprachen 15 cbcm. Schwefels\u00e4ure von l\u00ae,oo Die 53,5 cbcm. Essigs\u00e4ure entsprachen 45 ehern Schwefels\u00e4ure von 1\u00b0\nEs geht aber ferner aus Tabelle III und IV hervor, dass von \u00e4quivalenten Mengen verd\u00fcnnter Essig-und Schwefels\u00e4ure letztere in h\u00f6herem Masse l\u00f6send auf Casein einwirkt als erstere.\n!) und *-) vergl. unter Asche,","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Endlich haben uns Versuche gezeigt, dass eingeleitete Kohlens\u00e4ure die Case\u00efnmenge in keiner Weise beeinflusst.\nDurch Kohlens\u00e4ure wird vielmehr nur die Form der Ausscheidung modifient. Die Casemflocken sind bei Anwendung von Kohlens\u00e4ure -teinflockiger als ohne dieselbe.\nDas durch verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure (t#/oo) friscli gef\u00e4llte, dann in wenig Ammoniak gel\u00f6ste Casein verhielt sich, nachdem der angegebene Reinigungsprozess noch 2 mal wiederholt war, gegen die \u00fcblichen Reagentien wie das.durch verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure gef\u00e4llte.\nAmmoniak l\u00f6ste beide Pr\u00e4parate auf. S\u00e4uren f\u00e4llten ,uis der L\u00f6sung Casein, das durch einen Ueberschuss des\nF\u00e4llungsmittels gel\u00f6st wurde.\nEbenso verhielt sich Sodal\u00f6sung, Baryt- und Kalkw\u00e4sser.\nIn Salzs\u00e4ure von l\u00b0oo l\u00f6sten sich beide Pr\u00e4parate bei V0\u00b0 zu einer etwas tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit, welche die bekannten Eiweissreaktionen zeigte.\nIn der nachfolgenden Tabelle V haben wir die erhaltenen Casei'nwerthe auf Procente der frischen Milch berechnet.\nTabelle V (Casehi in Procenten \u00ab1er frisclien Milch).\ni\n&\ni\ni\nSv.\nMile h.\n\u00ab , v.\t|\tVer\u00ab1-\n! - = Volle. Volle. Volle. Volle. I Tabelle\n* J:\t\u2022 .\n\u25a0'!\nNr.\nII\"\nlila\nJ 20 M + 00 H<0 -l- \\ |\t30 SO8\t| i\t! 2,38 i\t2,407 1\t3,*43 i\t2,975 |\nI20M + 40011*0 + \\\\ \\ 30,0 Essigs. + CO* f|\t| 2,11 ! !\t2,590 ! I 1\t3,948 |\t3,00 1 \u2022\n120 M -h <10 H*o + \\:l \\\t30 SO\u00bb\t11\t- j\t3,23 !\t3,50 *\t3,34\nJ 20 M + 400 H*0 + 1 1\t30 SO8\tf\t\u2014\t3,17\t3.')2\t3,19\n) 20 M + 00 H20 + 1 \\\t30 SO\u00bb\tf\t2,03\t3,41\t3,44\t\u2022 ' * f\n1 20 M + 60 H*0 + I 1\t45 SO\u00bb . |\t2,51\t3,32\t3,24\t\n120M + 400H*0 + (; ) 30,6 Essigs. + CO*\t2,77 \u2022 ,\t3,28\t3,00\tt - \u2022 , l ' .\nI 20 M + 400 H20 + \\ 55,5 Essigs. + CO* <\t2,74 i - :\t. \u2022\t| 3.23\t3,90\t1 \u2022 \u2022 i\n-1\n\u25a0\u2022'I'\nI\n\u2022\t\u2022 ' p\n- )\n- )\n\u25a0 \", \u25ba\n- )\n11\n111.\nIV.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"Die mitgelheilten Analysen d\u00fcrften zu folgenden Schl\u00fc\u00dfen berechtigen :\n1 0hne die Genauigkeit der Caseinbestimmun-wesenthch zu beeintr\u00e4chtigen, gen\u00fcgt es, dir Alilch auf das 4fache zu verd\u00fcnnen.\n2. Die Anwendung der Kohlens\u00e4ure ist entbehrlich.\nDie ,lier mitgetheilteMethode der Caseinbestim-mung ist schneller als die bisher ge\u00fcbte aus-f\u00fchrbar, weil sie eine Operation weniger erfordert (Einleiten von Kohlens\u00e4ure), und weil die zu filtrirende Fl\u00fcssigkeitsmenge bedeutend geringer ist.\nBerlin, im Dezember 1884.\n(Privat-Laboratorimn )\t1","page":252}],"identifier":"lit16567","issued":"1885","language":"de","pages":"246-252","startpages":"246","title":"Ueber die Bestimmung des Kuh-Caseins durch F\u00e4llung mit Schwefels\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:39:26.409538+00:00"}