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{"created":"2022-01-31T12:33:46.127650+00:00","id":"lit16571","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Johansson, J. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 9: 310-318","fulltext":[{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Verhalten des Serumalbumins zu S\u00e4uren\nund Neutralsalzen.\nVon\nJ. E. Johansson.\n(Auk dem Laboratorium f\u00fcr medicinische Chemie in Upsala.) (Der Redaction zugegangen am 3. Januar 1885.)\nIm seinem Aufsatze \u00abUeber die Anwendbarkeit des Magnesiumsulfates zur Trennung und quantitativen. Bestimmung von Serumalbumin und Globulinen\u00bb (diese Zeitschrift. Bd. VIII) hat Prof. Ham mars ten der grossen Resistenz des Serumalbumins gegen die Einwirkung von S\u00e4uren bei gleichzeitiger Gegenwart von Salzen Erw\u00e4hnung gethan, und ei* hat daselbst auch die Mittheilung gemacht, dass dieses Verhalten des Serumalbumins als Ausgangspunkt f\u00fcr eine neue Methode zur Reindarstellung von diesem Eiweissstoffe benutzt werden k\u00f6nne. Durch Arbeiten anderer Art verhindert, selbst diese Frage weiter zu verfolgen, forderte er mich aut, das Verhalten des Serumalbumins zu S\u00e4uren und Neutralsalzen etwas eingehender zu studiren.\nMit dieser Aufgabe besch\u00e4ftigt, hatte ich die Arbeit >chon am Ende Mai d. v. J. so weit gebracht, dass ich meine\nVersuchsergebnisse der hiesigen medicinischen Gesellschaft vorlegen konnte. Bevor ich aber zur Ver\u00f6ffentlichung meiner Arbeit ging, war es doch n\u00f6thig, die einschl\u00e4gige Litteratur durchzuforschen, und ich wurde dabei von Prof. Hammarsten auf eine vor mehreren Jahren erschienene Arbeit von Eich wald aufmerksam gemacht. In dieser Arbeit1) theilt der genannte Forscher mehrere Beobachtungen mit, welche\nl) Beitr\u00e4ge zur Chemie der gewebbildenden Substanzen und ihrer Abk\u00f6mmlinge, H. I, Berlin 1873.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"die Resistenz des Serumalbumins gegen S\u00e4uren bei gleichzeitiger Anwesenheit von Neutral salzen zeigen sollen. Es ist allerdings wahr, dass Eichwaid, welcher mit noch para-globulinhaltigem, mit Na CI nur halbges\u00e4ttigtem Zehntelserum gearbeitet hat, die Resistenz des Serumalbumins gegen S\u00e4uren und Salzen nicht in ganz exakter Weise beweisen konnte: aber die Versuche sind trotzdem doch so \u00fcberzeugend, dass \u00fcber die Richtigkeit seiner Angaben kein Zweifel bestehen kann. Eichw aid spricht sogar die Vermuthung aus, dass die Neutralsalze, indem sie das Albumin ausfallen, die Umwandlung desselben in Acidalbumin verz\u00f6gern oder verhindern, und er hat auf seinen Beobachtungen eine neue Methode zur Ueindarstellung des Seruinalbumins gegr\u00fcndet. Diese Methode, welche wesentlich von der von Prof. Hahimarsteir ange- , gebenen abweicht, d\u00fcrfte doch zur Gewinnung von einem reinen Serumalbumin nicht geeignet sein.\nDie Resistenz des Serumalbumins gegen S\u00e4uren und Neutralsalzen ist also, wie es scheint, zuerst von LiehwaId beobachtet und demonstrirt worden. Ausser diesen Beobachtungen Eichwald\u2019s sind doch einige Beobachtungen \u00fcbei denselben Gegenstand auch von einem anderen Forschei ver\u00f6ffentlicht worden. Im Jahre 1881 hat n\u00e4mlich K Hofmeister in der Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie, Bd 20, S. 319, in einem Referate \u00fcber die Arbeit Hammars.t\u00e7n s \u00abUeber das Paraglobulin\u00bb auch einige eigene Beobachtungen in allergr\u00f6sster K\u00fcrze mitgetheilt. Diese Beobachtungen fallen\nim Wesentlichen mit denjenigen, welche Uammarsten in seiner letzten Arbeit ver\u00f6ffentlicht hat, zusammen- Hofmeister hatte n\u00e4mlich gefunden, dass der aus einer mit\nMg SO4 ges\u00e4ttigten Serumalbuminl\u00f6sung durch S\u00e4urezusatz erzeugte Niederschlag nach nicht zu langem Stehen noch aus unver\u00e4ndertem Albumin besteht, und er hat dieses Verhaltens zur Darstellung globulinfreier Serumalbuininlosungcn mit Vortheil sich bedient. Dass diese Angaben Hofmeister s von Hammarsten \u00fcbersehen worden sind, liegt daran, dass\nsie nur beil\u00e4ufig in einem Referate mitgetheilt und nicht in einer Originalabhandlung ver\u00f6ffentlicht w\u00fcrden.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nDie Resistenz des Serumalbumins gegen S\u00e4uren und Neutralsalzen ist also schon fr\u00fcher von anderen Forschern, erst von Eichwald und dann auch von Hofmeister, beobachtet worden. Dagegen sind meines Wissens bisher keine Versuche, welche diese Resistenz in exakter Weise zeigen, ver\u00f6ffentlicht worden, denn die Versuche von Eich Wald lassen in dieser Hinsicht noch viel zu w\u00fcnschen \u00fcbrig, und Hohne ist er hat in dem obenerw\u00e4hnten Referate nur die riialsache selbst in allergr\u00f6sster K\u00fcrze, ohne irgend welche \\ ersuche anzuf\u00fchren, mitgetheilt. Die Angaben dieser Forscher scheinen \u00fcbrigens auch von anderen \u00fcbersehen worden zu sein, und so findet man z. B. noch in der letzten Auflage von Hoppe-Seyler\u2019s Handbuch der physiologisch- und pathologisch-chemischen Analyse (vom Jahre 1883) die bisher allgemein verbreitete Angabe, dass das Serumalbumin bei (\u00bbegenwart von Salzen schon von sehr kleinen S\u00fcuremengen in Aridalbumin \u00fcbergef\u00fchrt wird. Bei dieser Sachlage d\u00fcrfte es wohl berechtigt sein, einige der von mir \u00fcber diesen Gegenstand ausgef\u00fchrten Versuche hier mitzutheilen.\nEine Umwandlung des Serumalbumins in Acidalbumin macht sich bekanntlich dadurch kund, dass die L\u00f6sung nun-mehr bei Zusatz von Alkali zu neutraler Reaction gef\u00e4llt wird. Ebenso wird aus einer solchen, neutralisirten L\u00f6sung durch S\u00e4ttigung mit einem Neutralsalze (z. B. MgSOi) dabei der Neutralisation vielleicht in L\u00f6sung gebliebene Albu-minat vollst\u00e4ndig gelallt, w\u00e4hrend die unver\u00e4nderte Serumalbuminl\u00f6sung bekanntlich dadurch nicht im Geringsten gef\u00e4llt wird. Dasselbe Reagens ist auch bekanntlich ebenso gut anwendbar, wenn es um den Nachweis von etwa neu-gebildetem Globulin sich handelt, w\u00e4hrend bei dem ersten Verfahren \u2014 dem Neutralismen \u2014 das neugebildete Globulin von dem bei der Neutralisation entstandenen Neutralsalz\u00e7 in L\u00f6sung gehalten werden kann.\nUm eine etwaige Umwandlung des Serumalbumins in Acidalbuminat, resp. Globulin, nachweisen zu k\u00f6nnen, verfuhr ich aus diesem Grunde in der Weise, dass ich die L\u00f6sung des mit S\u00e4ure allein, resp. mit S\u00e4ure und Salz be-","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"handelten Serunialbumins theils neutralisirte, theils nach erfolgter Neutralisation mit MgS\u00dc4 s\u00e4ttigte. Dabei pr\u00fcfte ich nat\u00fcrlich auf dieselbe Weise zuerst die urspr\u00fcngliche Serumalbuminl\u00f6sung, welche bei richtiger Darstellung von den genannten Reagentien gar nicht gef\u00e4llt wurde.\nIch lasse hier zuerst drei Versuche folgen, weiche das Verhalten des Serumalbumins zu S\u00e4uren verschiedener St\u00e4rke zeigen.\t.\u00bb\nVersuch 1. Eine L\u00f6sung von Serumalbumin von Rindsblut wurde theils mit Essigs\u00e4ure, theils mit Salzs\u00e4ure in den folgenden Verh\u00e4ltnissen versetzt. Die Serunnalbuniin-l\u00f6sung enthielt urspr\u00fcnglich 1,62% Albumin, und die St\u00e4rke der zugesetzten S\u00e4ure wurde stets so gew\u00e4hlt, dass die Verd\u00fcnnung \u00fcberall dieselbe war. Die f\u00fcnf ersten Proben wurden alle bei Zimmertemperatur aufbewahrt.\nNr. 1. Mit l\u00b0,o Essigs\u00e4ure blieb w\u00e4hrend mehr als 1 Monat imvcr-\n4\t'\n\u00e4ndert.\t\u2022 .\nNr. 2. Mit 2\u00b0 o Essigs\u00e4ure ebenso.\nNr. 3. Mit 0,25% HCl ebenso.\nNr. 4. Mit 0,5\u00b0o HCl. Eine theihveise Umwandlung in Acidalhuiniiiat fand nach Verlauf von 10 Tagen statt.\nNr. \u00d4. Mit l\u00b0o HCl. Dieselbe Umwandlung fand nach 8 Tagen statt.\nNr. 0. Mit 0,25\u00b0 o HCl. Diese Probe wurde hei 40\u00b0 C. digerirt, wobei die Digestion t\u00e4glich etwa 10 Stunden fortgesetzt wurde. Erst nach 14 Tagen war ein theihveiser Uebergang des Serum \u2022 albumins in Acidalhuminut bemerkbar.\nDos Vergleichens halber wurde auch eine 7. Probe genommen, welche nicht mit S\u00e4ure, sondern statt, dessen mit Natronlauge bis zu 0,2% Na OH versetzt wurde. Hier war das Resultat ein ganz anderes, denn schon nach 2 J/2 Stunden hatte in dieser Probe eine deutliche Umwandlung in Alkatialbuminai stattgefunden.\nW\u00e4hrend also das Serumalbumin bei Zimmertemperatur eine bedeutende Widerstandsf\u00e4higkeit gegen verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure zeigt, wird es dagegen sehr rascli von selbst sehr verd\u00fcnnter Natronlauge in Alkalialbuminat \u00fcbergef\u00fchrt. Bemerkenswerth ist es auch, dass seihst bei der Einwirkung von so kleinen Alkalimengen eine Abspaltung","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nnicht nur von Schwefel sondern auch von Stickstoff, und zwar als Ammoniak, stattfindet. Bei Einwirkung von st\u00e4rkerer Alkalilauge, z. B. von 2 7\u00ae Na OH, findet eine noch reichlichere Ammoniakentwickelung bei Zimmertemperatur statt, und diese gleichzeitige Abspaltung von Schwefel und Stickstoff bei der Entstehung des Alkalialbuminats, zeigt also, dass das Serumalbumin dabei einer tiefgreifenden Ver\u00e4nderung unterliegt.\nVersuch II. Von einer L\u00f6sung, welche 1,4567o aus Rindsblutserum dargestelltes Serumalbumin enthielt, wurden folgende drei Proben genommen und mit Salzs\u00e4ure versetzt. Alle drei Proben wurden bei Zimmertemperatur aufbewahrt.\nNr. 1. Mit l\u00b0;o HCl. Theilweise Umwandlung in Acidalbuminat erst nach Verlauf von 8 Tagen.\nNr. 2. Mit 27o HCl. Theilweise Umwandlung in Acidalbuminat uaeh Verlauf von 24 Stunden.\nXr. 3. Mit 3\u00b0loH Cl. Acidalbuminatbildung schon innerhalb 5 Stunden.\nVersuch III. Die L\u00f6sung enthielt 1,634\u00b0/\u00b0 Serumalbumin (aus Rindsblutserum). Der Versuch wurde bei einer Temperatur, welche nur wenig um + 40\u00b0 G. schwankte, angef\u00fchrt, und im Allgemeinen wurden die Proben etwa 10 Stunden t\u00e4glich bei dieser Temperatur erw\u00e4rmt.\nNr. 1.\tMit\t0,25\u00aefo HCl wurde innerhalb 1\tMonat nicht ver\u00e4ndert.\nNr. 2.\tMit\t0,5^0 H Cl wurde nach 9 Tagen\ttheilweise in Acidalbuminat\numgewandelt.\nXr. 3\tMit\tl,0\u00b0/o HC11 u _ ,\nNr. 4.\tMit\t2,0\u00b0,!o HCl) Bei, e Prol)en wurden erst nach Verlauf\tvon\n3 Stunden beobachtet und es enthielten beide dann ziemlich grosse Mengen von Acidalbuminat.\nWie man aus dem Obigen ersieht, geht also, wie zu erwarten war, die Umwandlung in Acidalbuminat mit wachsenden S\u00e4uremengen, wie auch mit steigender Tem-\nperatur rascher von Statten. Bei Zimmertemperatur und bei einem Gehalte von 1\u201427* Essigs\u00e4ure, resp. 0,257o Chlor-wasserstoffs\u00e4ure, kann doch das Serumalbumin w\u00e4hrend mehr als einen Monat unver\u00e4ndert bleiben, was wohl als eine grosse Widerstandsf\u00e4higkeit gegen die Einwirkung von S\u00e4uren betrachtet werden kann.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Die bisher mitgetheilten Versuche beziehen sich nur aut* solche Serumalbuminl\u00f6sungen, welche durch anhaltende Dialyse von Salzen oder Mineralbestandtheilen im Allgemeinen m\u00f6glichst sorgf\u00e4ltig befreit worden waren, und ich werde nun auch ein paar Versuche mittheilen, welche die Resistenz des Serumalbumins gegen die combinirte Wirkung von S\u00e4uren und Salzen zeigen werden.\n's-\t\u25a0\nVersuch IV. Rindsblut serum wurde mit MgSO* bei etwa + 30* G. ges\u00e4ttigt und bei dieser Temperatur filtrirt. Beim Erkalten schied sich eine reichliche Menge des Magricsium-sulfats wieder aus, und das davon getrennte Filtrat wurde zum Versuche angewendet. Von dem Filtrate wurden vier gleich grosse Proben abgemessen, von denen zwei, a und a' mit 0,5% und zwei andere, b und b', mit l\u00b0/o Essigs\u00e4ure versetzt wurden. Es traten dabei in allen Proben sogleich reichliche Niederschl\u00e4ge auf. Von diesen Proben wurden nun zwei, a und b, sogleich filtrirt, w\u00e4hrend die zwei anderen, a' und IV, erst nachdem sie 2 mal 24 Stunden bei Zimmertemperatur gestanden hatten, filtrirt wurden. Die Niederschl\u00e4ge aus den zwei Proben wurden alle auf dieselbe Weise behandelt. Sie wurden erst mit den Filtern zwischen Fliesspapier ausgepresst, dann von dem Papiere getrennt, in Wasser mit Alkali genau neutralisirt, wenn n\u00f6thig filtrirt, und das so gewonnene Filtrat durch energische Dialyse in k\u00fcnstlichen Wursth\u00fclsen von den Salzen befreit. Es schied sich dabei w\u00e4hrend der Dialyse keine Spur von Eiweiss aus, und du die L\u00f6sungen dann mit Mg SO4 ges\u00e4ttigt wurden, trat in keiner der vier Proben eine F\u00e4llung auf. Nur die Probe b\\ welche 48 Stunden mit 1% Essigs\u00e4ure und dem Neutralsalze gestanden hatte, zeigte eine schwache Opalescenz, welche vielleicht als eine Andeutung einer beginnenden Ver\u00e4nderung aufzufassen war.\nVersuch V. Zu diesem Versuche wurde ebenfalls mit MgSO\u00ab bei + 30\u00b0 C. ges\u00e4ttigtes und bei derselben Temperatur tiltrirtes Rindsblutserum verwendet. Aus dem Filtrate schied sich wie gew\u00f6hnlich beim Erkalten eine reichliche Menge","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"310\nMagnesiumsulfat aus, und erst das hiervon getrennte neue Filtrat wurde zum Versuche benutzt. Dieses Filtrat wurde nun zu zwei Versuchsreihen, A mit Salzs\u00e4ure und B mit Essigs\u00e4ure, verwendet. Die salzs\u00e4urehaltigen Proben enthielten resp. 0,2'\u00bb, 0,\u00f6 und 1% HCl. Die Proben mit Essigs\u00e4ure enthielten resp. 0,5 und 1% Essigs\u00e4ure. Jede Probe von einem bestimmten S\u00e4uregehalte wurde in vier gleich grosse Portionen getheilt, so dass die Einwirkung der S\u00e4ure bei Zimmertemperatur nach Verlauf von resp. 3, 6, 10 und 14 Tagen beobachtet werden konnte. Die Niederschl\u00e4ge wurden wie in dem vorigen Versuche behandelt, nur mit dem Unterschiede, dass die abfiltrirten, ausgepressten, von dem Filtrum getrennten und in Wasser gel\u00f6sten Niederschl\u00e4ge nach der sorgf\u00e4ltigen Neutralisation der L\u00f6sungen einer Dialyse nicht unterworfen, sondern direkt mit \u00fcbersch\u00fcssigem MgSO* behandelt wurden.\nDas Ergebnis* dieses Versuches war folgendes: ln der Versuchsreihe B, welche die Proben mit Essigs\u00e4ure und Magnesiumsulfat enthielt, konnte selbst nach 14 t\u00e4giger Einwirkung von 1 % S\u00e4ure keine Umwandlung des Serumalbumins in Acidalbuminat oder Globulin nachgewiesen werden; es trat weder bei der Neutralisation der L\u00f6sung, noch bei ihrer S\u00e4ttigung mit Mg SO* eine Tr\u00fcbung auf. Dagegen war die L\u00f6sung, selbst wenn die S\u00e4ure nur drei Tage eingewirkt hatte, nicht ganz wasserhell, sondern sehr schwach opalisirend.\nIn den Salzs\u00e4ure enthaltenden Proben konnte nach V erlauf von zehn Tagen noch nicht die geringste Umwandlung des Serumalbumins in Acidalbuminat nachgewiesen werden. Nach Verlauf von vierzehn Tagen war doch in derjenigen Probe, welche 1 % HCl enthalten hatte, eine theilweise, wenn auch sehr geringf\u00fcgige, Umwandlung in Acidalbuminat nicht zu verkennen. Der abfiltrirte und ausgepresste, in Wasser fein zertheilte Niederschlag l\u00f6ste sich bei der Neutralisation nicht vollst\u00e4ndig auf, sondern es blieb ein kleiner, ungel\u00f6ster R\u00fcckstand auf dem Boden des Gefasses liegend. Die hiervon durch Filtration getrennte Fl\u00fcssigkeit wurde doch von \u00fcbersch\u00fcssigem Magnesiumsulfat nicht gefallt, und es","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"\nhatte also jedenfalls nur eine sehr unbedeutende Umwandlung des Serumalbumins stattgefunden. Dagegen lieferten auch in dieser Versuchsreihe die mit S\u00e4uren behandelten Proben nach der Neutralisation keine ganz klare, Sondern stets etwas (wenn auch sehr schwach) opalisirende L\u00f6sungen.\nDie nun mitgetheilten Versuche zeigen also, dass das Serumalbumin lange nicht so rasch, wie man glauben sollte, in Acidalbumin \u00fcbergef\u00fchrt wird. Selbst nach 10 t\u00e4giger Einwirkung von einer 1-procentigen Salzs\u00e4ure auf die mit Mg SO* ges\u00e4ttigte Serumalbuminl\u00f6sung hatte noch keine bemerkbare Umwandlung in Acidalbuminat statt gefunden. Erst nach vierzehn Tagen war eine solche \u2014 wenn auch sehr geringf\u00fcgige \u2014 Umwandlung bemerkbar, und wenn man sich vergegenw\u00e4rtigt, dass in den oben mitgetheilten Versuchen I und II die Salzs\u00e4ure (von 1 \u00b0/<*) allein bei Abwesenheit von Mg SO* eine Umwandlung in Acidalbuminat schon nach acht Tagen bewirkt hatte, so scheint es, als w\u00e4re die Angabe von Eichwald, dass das Salz die Umwandlung in Achl-albmninat verz\u00f6gert, eine richtige und begr\u00fcndete.\nUm das Serumalbumin auf Grundlage der nun mit* get heilten Beobachtungen darzustellen, kann man auf folgende Weise verfahren: Das Blutserum wird erst bei 4- :10# 0. mit Mg SO* ges\u00e4ttigt und bei derselben Temperatur filtrirt. Nach dem Erkalten wird von dem auskrystallisirten Salze abfiltrirt, das Filtrat mit 0,5\u2014l\u00b0/o Essigs\u00e4ure versetzt (von 0,5% wird das Serumalbumin doch nur ziemlich unvollst\u00e4ndig gefallt) und der Niederschlag nach einigen Stunden abfiltrirt. Der Niederschlag wird ausgepresst, in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung nentralisirt und von Neuem mit MgSO* ges\u00e4ttigt, wobei die hei der ersten Ausf\u00fcllung in dem Serum vielleicht zur\u00fcckgebliebenen Spuren von Globulin ausgef\u00e4llt und entfernt werden k\u00f6nnen. Das Filtrat wird von Neuem mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt, der Niederschlag ausgepresst, in wenig Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung neutralist und einer energischen Dialyse unterworfen. Wenn die L\u00f6sung dabei sehr verd\u00fcnnt wird, con-eentrirt man sie bei etwa +\u25a0 40\u00b0 C. und dialysirt dann wieder. Aus der auf diese Weise gewonnenen L\u00f6sung kann das","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"\nSerumalbumin zuletzt, wie dies in der Abhandlung von Starke1) angegeben worden ist, mit Alkohol ausgefallt und in festem Zustande erhalten werden. Das so gewonnene Serumalbumin verh\u00e4lt sich, so weit ich gefunden habe, wie das nach der Methode von Starke dargestellte. Die L\u00f6sungen scheinen doch bisweilen etwas weniger klar zu sein, und es ist also doch nicht ganz unm\u00f6glich, dass das Serumalbumin durch die combinirte Wirkung von S\u00e4ure und Salz eine Ver\u00e4nderung erlitten hat, wenn auch diese Ver\u00e4nderung nicht so weit geht, dass eine Umwandlung in Acidalbumin stattfindet. Vielleicht k\u00f6nnte die Untersuchung der speclfischen Drehung Aufschluss hier\u00fcber geben. Eine solche Untersuchung hat doch bisher nur Zahlen gegeben, welche von dem vorher gefundenen Werthe der specifischen Drehung des Serumalbumins so wenig abweichen, dass die Differenz auf die Rechnung der unvermeidlichen Obseryationsfehler geschrieben werden kann. Unter solchen Verh\u00e4ltnissen d\u00fcrfte wohl auch der obenerw\u00e4hnten Opalescenz keine zu grosse Bedeutung beigemessen werden k\u00f6nnen.\nGegen die Brauchbarkeit der neuen Methode zur Reindarstellung des Serumalbumins kann \u00fcbrigens theoretisch die Einwendung gemacht werden, dass durch das MgSOi bei Gegenwart von S\u00e4ure nach der Erfahrung von Hofmeister auch die Peptone gefallt werden sollen. Die Spuren von Peptonen, die im Serum Vorkommen, d\u00fcrften doch wohl von so untergeordneter Bedeutung sein, dass sie die Anwendbarkeit der Methode wohl kaum beeintr\u00e4chtigen k\u00f6nnen.\n*) Vergl. Mal y's Jahresberichte, Bd. 11.\ni","page":318}],"identifier":"lit16571","issued":"1885","language":"de","pages":"310-318","startpages":"310","title":"Ueber das Verhalten des Serumalbumins zu S\u00e4uren und Neutralsalzen","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:46.127656+00:00"}