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{"created":"2022-01-31T12:26:27.991252+00:00","id":"lit16591","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Munk, Immanuel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 9: 568-576","fulltext":[{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Fettresorption.\nVon\nIiiuiiAiinel Munk in Berlin.\n(Der Redaktion z\u00fcgegaugcn am 1C. Juni 1885.)\nVor Kurzem hat Landwehr in dieser Zeitschrift1) einige, die Lehre von der Fettresorption betreffende Miltheilungen gemacht, die mir zu wenigen thats\u00e4chlichen Bemerkungen \u00fcber den augenblicklichen Stand dieser gelegentlich auch von mir behandelten Frage2 3 * * * *) Anlass geben. Landwehr hat thierisches Gummi, das Fette schnell und gut emulgirt, in Pankreas8) gefunden , wenigstens konnte er aus einzelnen \u00abguten Pankreas\u00bb 1 gr. Gummi gewinnen, ebenso im Magensaft; weiter konnte er feststellen, dass beim Zusammentreffen von Galle und Mucin Gallenmuciri gebildet und thierisches Gummi frei wird, welches sogleich vorz\u00fcglich cmulgirende Eigenschaften entwickelt. W\u00e4hrend nach ihm bei Galle, Mucin, Soda- und Seifenl\u00f6sung es stets einer mechanischen Unterst\u00fctzung f\u00fcr die Emulsionsbildung durch Sch\u00fctteln etc. bedarf, erzielt man beim thierischen Gummi\n>) Bd. IX. S. 301.\n2)\tVirchow's Archiv, Bd. 95, S. 407.\n3)\tBeil\u00e4ufig beweist der Fund einer Substanz in einer Druse noch\nnicht eo ipso auch das Vorkommen derselben im Dr\u00fcsensekret, und\nnormalen Pankreassaft hat Landwehr nicht untersucht. Ich erinnere\nmir daran, dass dieselbe Druse, das Pankreas, in ihrer frischen Substanz\nnur das Zymogen, \u00ablie Vorstufe des eiweissspallenden Fermentes (Trypsin) enth\u00e4lt, w\u00e4hrend sich im Bauchspeichel kein Zymogen, somlern nur <l;i>\nFerment findet; zudem braucht nicht jeder Bestandtheil der Dr\u00fcse auch Bestandtheil des Sekretes zu sein.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"569\ndagegen stets eine reichliche Emulsion, die in nichts, einer mit gutem pflanzlichen Gummi erzeugten nachstellt. Der erste Theil dieser Erfahrung steht in offenbarem Widersprach zu der sch\u00f6nen Beobachtung von J. Gad1), nach der schon bei blosser Ber\u00fchrung von (auch nur eine Spur ranzigem) Oet z. B. Leberthran mit einer 1,4\u2014V2 proccntigen Sodal\u00f6s\u00fcng, ohne weitere mechanische Kr\u00e4fte, sich die sch\u00f6nste milch-artige Emulsion bildet und zwar in solcher Menge, als man unter Anwendung \u00e4usserer mechanischer Kr\u00e4fte erhalten w \u00fcrde. Von der Richtigkeit der Beobachtung von G a<1 kann man sich leicht \u00fcberzeugen. Es ist zum Mindesten einseitig, das gute Emulgirverm\u00f6gen des Dannchymus und Bauch-sju ichels nur dem thierischen Gummi zuzuschreiben2 3 * * * *), \u00fcber dessen Gehalt im Safte und im Chymus und somit \u00fcber den l uifang des Emulgirverm\u00f6gens bisher keine quantitativen Angaben gemacht werden, und dabei die anderen drei Morhfnte,. welche anerkanntermassen die Emulsionsbildung beg\u00fcnstigen und deren G\u00fcte bedingen, ausser Acht zu lassen, einmal die Viskosit\u00e4t des Bauchspeichels in Folge des reichlichen Gehaltes desselben an Eiweiss8), sodann den Gehalt in Alkalikarbonaten und -Phosphaten, und endlich den Gehalt an Seifen.\nIch hatte aus der Beobachtung, dass bei Verdauung von Neutralfett 10 12\u00b0/o der gesannnten im D\u00fcnndarmchymus enthaltenen Fettk\u00f6rper (Aetherextrakt) aus freien S\u00e4uren besteht, welche denselben Bedingungen der Emulgirung unterliegen wie die Fette, w\u00e4hrend der auf die betreffende Fett-t\u00fctterung ent fallende Koth an freien Fetts\u00e4uren und Seifen nur sehr wenig enth\u00e4lt, an beiden zusammen nur etwa . 1 w/\u00b0 der gef\u00fctterten Feltmenge, geschlossen, dass ein Theil des\n1)\tArchiv f\u00fcr (Anatomie und) Physiologie, 1878; S. 181.\n2)\tIn dieser Hinsicht sagt Landwehr (a. a. O.; S. 379): \u00abWir Hiu.-soii vielmehr annehmen, dass durch die regulatorischl\u00bb Th\u00e4tigkeit des Magens immer nur so viel Fett in den Darm tritt, als durch das vorhandene thierische Gummi emulgirt und schnell resorhirt werden kann.\u00bb\n3)\tDas Verdauungssekret des Hundes enthalt nach Heiden ha in\n(An hiv f\u00fcr die gesammte Physiologie, Dd. X. S. 557) U\u2014l\u00dc\u00b0:o feste Stoffe,\ndarunter 5\u20149ft/o organische, welch\u2019 letztere vornehmlich aus Eiweiss\nbestehen.\nZeitschrift f\u00fcr philologische Chemie. IX.\t37","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nNahrungsfettes im D\u00fcnndarm in Fetts\u00e4uren und Glycerin gespalten wird und dass von den so abgespaltenen Fetts\u00e4uren eine bis den achten Theil des Fettes betragende Quantit\u00e4t in Form freier Fetts\u00e4uren zur Resorption gelangt (weldf letztere, wie fr\u00fchere Versuche von mir gezeigt haben, weiterhin zu Neutralfett regenerirt werden). Landwehr gibt di. Thatsache des Vorkommens freier Fetts\u00e4uren im D\u00fcnndarm zu, meint aber, man \u00abk\u00f6nne ganz ungezwungen diese Fetts\u00e4uren als durch F\u00e4ulniss aus nicht zur Resorption gelangt, tu Fett abgespalten annehmen\u00bb ; diese Fetts\u00e4uren \u00abblieben liegen und w\u00fcrden als solche oder wohl zumeist in Form von Seiten mit dem Koth ausgestossen.\u00bb Er hat aber dabei \u00fcbersehen, dass, wenn die Fetts\u00e4uren nur unresorbirt liegen bleiben und mit dem Koth ausgestossen werden, man dann doch di\nie\ngesammte im D\u00fcnndarm angetroffene Menge von Fetts\u00e4uren auch im Dickdarm und im Koth vorfinden m\u00fcsste, w\u00e4hrend, wie meine Bestimmungen, die \u00fcbrigens in denen von Roilman n1) und Friedrich M\u00fcller2) Best\u00e4tigung finden, ergeben haben, nur kleine Antheilc von Fetts\u00e4uren und Seifen, an beiden zusammen etwa nur 1 \u00b0/o des verf\u00fctterten Fettes mit dem Koth heraustreten, somit also \u00b0,io \u2014 n/i2 der im D\u00fcnndarm vorfindlichen freien Fetts\u00e4uren zur Resorption gelangt sein m\u00fcssen. Angesichts dieser Erfahrungen ist di Resorption des gr\u00f6ssten Theils der freien Fetts\u00e4uren d.-D\u00fcnndarmchymus unm\u00f6glich zu l\u00e4ugnen. Darin stimme Ich allerdings auf Grund meiner Befunde mit Landwehr \u00fcberein, dass nicht alles Fett vor der Resorption gespalten wird, wie ich dies bereits klar und deutlich ausgesprochen habe3!; nach meinen Feststellungen d\u00fcrfte die Fcttspaltung im Dann f\u00fcr mindestens den 10. bis 8. Theil des Nahrungsfettes zu* trellen, aber f\u00fcr diesen unbedingt, da anders die Befund-relativ betr\u00e4chtlicher Mengen freier Fetts\u00e4uren im D\u00fcnndarm und nur geringer Mengen Fetts\u00e4uren und Seifen in dem nach Fettf\u00fctterung entleerten Koth nicht zu deuten sind.\nG Archiv fur the gesammte Physiologie, lhl. XIX. S, 5ft0. *) Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Btl. XX. S. .\u2018*01.\n3) Virchow's Archiv, Btl. \u2018.*5,\t45'2.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"571\nGegen die von mir wiederholt festgestpllte Thatsache der guten Resorbirbarkeit fester Fetts\u00e4uren beim Hunde vermag der Versuch von Landwehr an sich selbst nur einen,, so zu sagen, individuellen Werth in Anspruch zu nehmen, insofern er zeigt, dass gr\u00f6ssere Mengen fester Fetts\u00e4uren vom Menschen gelegentlich nur massig vertragen und ausgenutzt werden. Landwehr hat Gemenge von Oel,- Palmitin- und Stearins\u00e4ure genommen und immer \u00abetwas Darmkatarrh\u00bb danach bekommen; stets konnte er einen grossen Theil der S\u00e4uren im Koth wiederfinden. Einmal kann diese Erfahrung eine rein individuelle sein; jedenfalls w\u00e4re es wcrlhvoll gewesen, die Ausscheidung der Fetts\u00e4uren durch den Kolli, dessen auf eine bestimmte Nahrung treffender Antheil, wie bekannt, sich nicht allzu schwer abgrenzen l\u00e4sst, quantitativ zu verfolgen; Landwehr wurde sich dann \u00fcberzeugt haben, dass selbst sein, offenbar empfindlicher, Darm erhebliche Mengen von Fetts\u00e4uren resorbirt. Aus einer so unzul\u00e4nglichen Beobachtung an einem einzigen Individuum sofort den Schluss zu ziehen, \u00abdass beim Menschen die Verh\u00e4ltnisse der Resorption der Fetts\u00e4uren anders liegen als beim Hunde\u00bb, ist zum Mindesten gewagt. Aber selbst wenn Landwehr durch ausgedehntere und die quantitative Seite der Frage ber\u00fccksichtigende Versuche gezeigt h\u00e4tte, dass, im Gegensatz zu den Feststellungen beim Hunde, feste Fetts\u00e4uren vom Menschen innerlich genommen weder gut vertragen, noch gut resorbirt werden, w\u00fcrde sich daraus noch kein bindender Schluss f\u00fcr die Frage der Fettresorption ergeben. Denn es ist etwas ganz Anderes, wenn gr\u00f6ssere Mengen einer Substanz auf einmal aufgenommen werden, als wenn im D\u00fcnndarm von dem in dasselbe nach und nach in kleinen Portionen aus dem Magen hineingelangenden Fett Bruchtheile gespalten werden, so dass sich immer nur geringe Quantit\u00e4ten freier Fetts\u00e4uren darin befinden, deren Resorption so umfangreich erfolgt, dass nur V12 bis h\u00f6chstens Vi\u00ab der \u00fcberhaupt gebildeten ' Fetts\u00e4uren sich der Resorption entzieht.\nIn meiner mehrfach angezogenen Arbeit habe ich immer nur von der theil weisen Spaltung der Fette gesprochen und","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"bin geflissentlich, aus Mangel diesbez\u00fcglicher stringenter beweise, der Frage aus dem Wege gegangen, ob diese nachweisbar erfolgende Spaltung dem fettspaltenden Fermenl dos Pankreassaftes oder den im Darm sich abspielenden F\u00e4ulnis.** prozessen zu verdanken ist. Landwehr entscheidet sich, kurzer Hand dabin, dass er sich (gegen eine normale Fellspallung und wohl auch) gegen ein eigentliches fettspaltendes Ferment im Pankreas aussprechen m\u00fcsse und dass im Dann vorfindliche freie Fetts\u00e4uren den F\u00e4ulnissprozessen ihre Entstehung verdanken. Der zumeist hierf\u00fcr angef\u00fchrte Grund, dass n\u00e4mlich in Gemischen von Bauchspeichel mit organischi n Stoffen, zumal bei alkalischer Reaktion, so leicht F\u00e4ulniss-prozesse auftreten, erscheint allein nicht stichhaltig. Denn wie Gr\u00fctzner1) gezeigt hat, erfolgt die Fettspallung auch in schwach alkalischen Glycerinausz\u00fcgen des Pankreas, die ca. 90% reines Glycerin enthalten, in so kurzer Zeit, dass, zumal bei der Concentration des Glycerin, eine F\u00e4ulniss nicht wohl auftreten kann. Ebenso d\u00fcrften, soweit im D\u00fcnndarm die Reaktion sauer ist \u2014 und beim Hunde ist dies nicht selten durch den ganzen, sicher durch drei Viertel des D\u00fcnndarms der Fall \u2014 wohl kaum F\u00e4ulnissprozesso sich geltend machen. Ein Theil dieser im D\u00fcnndarm .vorbildlichen, bis % der Gesammtmenge an Fettk\u00f6rpern (Fett, Cholesterin; Lecithin) betragenden freien Fetts\u00e4uren mag der Fettspal hing durch den Bauchspeichel seine Entstehung verdanken, ein kleiner Theil mag schon als solcher aus dem Magen hineingelangt sein, hat doch Cash2) (inC. Ludwig\u2019s Laboratorium) gezeigt, dass bei F\u00fctterung mit Neutralfett sich schon im Magen des Hundes Fetts\u00e4uren finden, demnach also die Fettspaltung bereits im Magen beginnt und im D\u00fcnndarm einen gr\u00f6sseren Umtang erreicht.\nAuch bez\u00fcglich der tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse der Reaktion des Darnichymus kann ich mich, nach meinen Beobachtungen am Hunde, mit Landwehr nicht einvei-\nM Archiv f\u00fcr die gesummte Physiologie. Bd. XII, S. 285.\n2) Archiv f\u00fcr ( Anatomie und) Physiologie, 18b0. S. 32:5.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"573\nstanden erkl\u00e4ren. Soweit aus dessen Darstellung zu erschlossen , ist, scheint Landwehr der Meinung zu sein, dass nicht weit unterhalb der Einm\u00fcndung des Gallenganges in den D\u00fcnndarm die Reaktion neutral wird. \u00abBald\u00bb, sagt er1), \u00abwird die Reaktion neutral, der Darmchymus bekommt ein milchiges Aussehen und wird, wie die mit Chylus gef\u00fcllten Lymphgef\u00e4sse zeigen, resorbirt.\u00bb Nun habe ich aber bereits vor 5 Jahren2) und unabh\u00e4ngig von mir und ziemlich gleichzeitig Cash darauf aufmerksam gemacht, dass bei Fleisch--lind Fettf\u00fctterung der D\u00fcnndarmchymus oder besser der Wandbelag der D\u00fcnndarmschleimhaut (einen eigentlichen lliissigen oder breiigen D\u00fcnndarminhalt findet- man in der Norm nicht) stets saure Reaktion zeigt und fr\u00fchestens etwa 10 Zoll unterhalb des Pylorus neutral wird und bis zum ..Blinddarm auch neutral bleibt und nur in Ausnahmetallen im untersten Theile des Ileum ganz schwach alkalisch wird. Cash hat sogar den gesammten D\u00fcnndarmchymus von saurer Reaktion gefunden. Dass im gr\u00f6ssten Theil des D\u00fcnndarms beim Hunde noch saure Reaktion besteht, ist leicht verst\u00e4ndlich. Wie Bidder und Schmidt8) zuerst festgestellt haben lind seitdem wiederholt best\u00e4tigt worden ist, enth\u00e4lt der reine (speichelfreie) Magensaft des Hundes bei Fleischf\u00fctterung im Mittel 3,70 HCl, der speichelhaltige Magensaft 2,3 HCl pro mille, ist also von sehr erheblicher Acidit\u00e4t,, somit muss auch der aus dem Magensaft in das Duodenum \u00fcbertretende Cliymus einen betr\u00e4chtlichen S\u00e4uregehalt besitzen. Nun ist die Reaktion des aus Gallenfisteln frisch aufgef\u00e4ngenen Lebersekrets fast immer neutral und nur die der in der Gallenblase stagnirten Galle alkalisch gefunden worden; also -wird durch die in den Darm ergossene Galle die Acidit\u00e4t des Lbymus nur wenig abnehmen k\u00f6nnen, etwa in dem Vcrh\u00e4lt-niss, als durch die Galle eine Verd\u00fcnnung des Chymus\nbewirkt wird, nur dass beim Zusammentreffen der Galle mit\n1\t\u25a0 <\nD A a. O., 8. 37G.\n2)\tVirchow\u2019s Archiv. lid. SO, 8. \u2018,H.\n3)\tYerdauungssifte und StplTwcchsd, 18*>2, 8. 17.","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"dom Cliymus die Salzs\u00e4ure dos letzteren vom Alkali il.i gallensauren Salze gebunden und so die Gallens\u00e4uren frei werden, so dass der Dunndarmchymus statt der Salzs\u00e4ure freie Gallens\u00e4ure enth\u00e4lt. Nun besitzt der Bauclispeichel allerdings eine, durch kohlensaure und phosphorsaure Alkalien bedingte, stark alkalische Reaktion, allein nach allen zuverl\u00e4ssigen Beobachtern, insbesondere Bidder und Schmidt1 \u00bb, N. O. Bernstein2), sowie Heidenhain3), betr\u00e4gt die Au>-scheidungsgr\u00f6sse dieses Verdauungssaftes, selbst auf der H\u00f6he der Verdauung und bei grossen Hunden, nur etwa l1/-\u2019 his 2*/i gr. pro Stunde, so dass bei der absoluten und relativen Kleinheit dieser Abscheidung es begreiflich wird, dass die Acidit\u00e4t des Dunndarmchymus nur ganz allm\u00e4lig bis auf Null, bis zur neutralen Reaktion absinkt, und es somit durchaus nicht wunderbar ist, wenn in Folge der durch Fleischnahrung angeregten reichlichen Sekretion von Magensaft und der dadurch bedingten starken Acidit\u00e4t des Chymus derselbe noch bis an's \u2018 Ende des D\u00fcnndarms schwach sauer oder h\u00f6chstens neutral reagirt. In Folge der sauren Reaktion des Chymus sind in demselben die Fette nicht emulgirt; bei mikroskopischer Untersuchung des Belage* der. D\u00fcnndarmschleimhaut findet man, zum Mindesten in den oberen zwei Dritteln des D\u00fcnndarms, im Chymus, wie die-auch Cash beobachtet hat, noch grosse Fett tropfen, die um das Vielfache gr\u00f6sser sind als die in einer Fettemulsion. Und doch sieht man von den Partien des D\u00fcnndarms, deren Chymus sauer reagirt und in denen das Fett in grossen Tropfen, nicht emulgirt umherschwimmt, mit weissem Chylus gef\u00fcllte Lymph-gef\u00e4sse durch das Mesenterium ziehen, zum Beweise, dass die Resorption nicht emulgirten Fettes bezw. Fetts\u00e4uren zu Stande kommt, auch bei saurer Reaktion des Chynins. Da also fast ausnahmslos sich die Fette des D\u00fcnndann-\n1)\tA. a. ().. S. 211.\n2)\tP\u00e9riclit\u00e9 der sfielis. Gesellsch. d. Wiss.. Math-physik. Classe. 1860, S. 07.\n9) Handbuch der Physiologie. Bd. V, I. TheiJ, S. 182.","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"575\ndivinus im nicht emulghten Zustande linden, so luat der Befund des an sich gut emulgirenden thicrisehcn Du mini im Magen- und Danninhalt keine wesentliche Bedeutung, ist doch die von Landwehr als so vorz\u00fcglich hingestellte\nEimilgirungsffdiigkeit des Gummi hier, offenbar in Folge der\nsauren Reaktion des Chymus, nicht realisirt. F\u00fcr das Yor-sl\u00e4ndniss der unzweifelhaft erfolgenden Resorption von Fetten |,t>zw. Fetts\u00e4uren bei saurer Reaktion des Chymus bleibt nur\n\u00fcbrig, auf Zellen, welche die Resorption besorgen, zu recurriren, wie ich dies auch f\u00fcr die schwer schmelzbaren Fette (Ilammel-|,tt und deren Sauren), welche bei K\u00f6rpertemperatur nur von salben\u00e4hnlicher Consistcnz sind, angedeutet habe. W\u00e4hlend man bis vor Kurzem nach Iloppe-Seyier die Cytind\u00e8r-opilhelien des D\u00fcnndarms die emulgirten Fette aufnehmen liess, haben die interessanten und leicht zu best\u00e4tigenden Beobachtungen von Zawarykin1), sowie von Wiedors-lieiin2) den Vorgang dahin aufgekl\u00e4rt, dass die fettfreieu hymphzellen aus dem adenoiden Gewebe der Darmschlcim-haut sich nach dem Epithel zu bewogen, um dort Fett auf-\n/.unehmen und dann mit Fett erf\u00fcllt durch die .L\u00fccken zwischen den Basals\u00e4umen des Cylindercpithels in das Zelt\u00e9n-parcnchym zur\u00fcckzukehren und in die Chyluskan\u00e4le z\u00f9 gelangen. F\u00fcr die mit am\u00f6boider Bewegung begabten uni) f\u00fcr aktive Stoffaufnahme bef\u00e4higten Lymphzellcn d\u00fcrfte es, so iiusserte ich mich bereits3), keinen wesentlichen Unterschied\nbedingen, ob das Fett bezvv, die Fetts\u00e4uren' fl\u00fcssig oder nur von butterweicher Consistenz sind. Auf Grund des Befundes von chyl\u00f6sen Darmlymphgefiissen bei saurer Reaktion des Darmchymus m\u00fcsste man annehmen, dass die am\u00f6boiden hymphzellen Fett bezw. Fetts\u00e4ure aufnehmen k\u00f6nnen, auch wenn dasselbe nicht emulgirt ist.\n1)\tArchiv f\u00fcr die gesummte Physiologie, Bd. XXXI, S, 231; best\u00e4tigt von Preu sse,\u2018Archiv f\u00fcr wissenschaftliche iind praktische-Thier-lji'ilkuiide, Bd. XI, Heft 3.\n2)\tFestschrift der 50. Versammlung deutscher Naturforscher und Amte in Freiburg, .1883, 18 S.\n3)\tVirchow.\u2019s Archiv, Bd. \u2018Jo, S. 136.","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"Soweit dus Ihatsachliche zur Frage* der Fettresorp\u00fcofi Alles in Allem kann gegen\u00fcber den thats\u00e4cldich vorliegend* i, Verh\u00e4ltnissen, wie sie im Vorstehenden kurz dargelegt sind nicht zugegeben werden, dass der Befund von thieriscli.i\u201e Gummi im Magen- und Darminhalt, so interessant er an sich ist, f\u00fcr. die Frage der Fettresorption als ein wesentlicher Faktor sich verwerthen lasst, ist er doch, wie gezeigt, nicht im Stande, die f\u00fcr das Yorstandniss dieses Vorganges bei den Garni von *n (und vermuthlich auch beim Menschen) noch\nbestehenden,Schwierigkeiten zu heben oder auch nur sichl-lich zu vermindern.","page":576}],"identifier":"lit16591","issued":"1885","language":"de","pages":"568-576","startpages":"568","title":"Zur Frage der Fettresorption","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:26:27.991258+00:00"}