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{"created":"2022-01-31T12:34:22.313947+00:00","id":"lit16596","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ott, Ad.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 1-10","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"lieber einige die Phosphate des Harnes betreffende Verh\u00e4ltnisse.\nVon\nProf. Dr. Adolf Ott.\n(Aus dom mcdicinisch-chemischen Laboratorium dor deutschen Universit\u00e4t in Prag.)\n(Ucr Redaktion /.\u00bbgegangen am 2\u00bb\u2018>. Juli 1H85.)\n!\nI. Bas V erh\u00e4ltniss des sauren zum neutralen Phosphat.\nNach dem Vorgang von J. Vogel dr\u00fcckt man bekanntlich die St\u00e4rke der sauren Reaktion des Harnes in derjenigen Menge Oxals\u00e4ure aus, welche die zum Neutralismen des li\u00e2mes verbrauchte Menge Alkali s\u00e4ttigen w\u00fcrde. Man ist nun aber dahin \u00fcbereingekommen, die saure Reaktion des Harnes dem in ihm vorhandenen sauren Phosphat zuzuschreiben, und es erscheint daher nat\u00fcrlicher und praktischer, worin man den\u2019 Grad der sauren Reaktion des Harnes ausdr\u00fcckt in Mengeh des vorhandenen sauren Phosphats.\nDie Bestimmung der Acidit\u00e4t des Harnes hat man bisher vorgenommen durch ein einfaches Neutralismen desselben. Phosphalhaltige Fl\u00fcssigkeiten gestatten aber auf diese Weise bekanntlich eine genaue Neutralisation nicht, da schon, bevor die saure Reaktion vollst\u00e4ndig verschwindet, die Fl\u00fcssigkeit alkalisch reagirt. Diese amphotere Reaktion macht also das Auffinden der genauen Neutralisationsgrenze unsicher, und wenn der durch sie bedingte Fehler auch gering sein mag, so ist er doch vorhanden. Zu sch\u00e4rferen Resultaten gelangt man dagegen, wenn man aus dem Harn die Phosphors\u00e4ure vor der Neutralisation entfernt. Nach der von Huppert \u25a0) be-\nl) Neubauer und Vogel, Analyse des Harnes, 8. Aull.. S. Hifi.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. X.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"0\nschriebenen Moth ode vorlalirt man im Princip dabei so, dass man den Harn mit Natronlauge von bekanntem Gehalt \u00fcbers\u00e4ttigt, den nun blos als basisches Phosphat in L\u00f6sung befindlichen Rest Phosphors\u00e4ure mit Ghlorbaryum ausf\u00e4llt und das Filtrat mit Salzs\u00e4ure von bekanntem Gehalt bis zur neutralen Reaktion zur\u00fccktitrirl. Man erf\u00e4hrt so diejenige Menge Natron, welche erforderlich war, das vorhandene saure und neutrale Phosphat in basisches \u00fcberzuf\u00fchren, und ist ausserdem die Menge der gesummten Phosphors\u00e4ure bekannt, so l\u00e4sst sich aus den gegebenen Zahlen nicht blos di.e Menge der tin sauren Phosphat, sondern auch die Menge* der im neutralen Phosphat enthaltenen Phosphors\u00e4ure berechnen.\nIn den Versuchen, deren Resultate nachstehend mit\u2014 gctheilt werden, wurde mit Viertelnormal-Natron und mit Viertelnormal-Salzs\u00e4ure titrirl. Statt der a. a. 0. angef\u00fchrten Formel zur Berechnung der beiden Phosphate habe ich mich einer anderen mir von Herrn Prof. Huppert vorgeschlagenen bedient, welche sofort die im sauren Phosphat enthaltene Phosphors\u00e4ure in mg. angiebt. Sie lautet: S= 17,70 n \u2014 g. In derselben bedeutet S die Menge der im sauren Phosphat enthaltenen P2O6 in mg., n die Anzahl ebem. der zum Neu-tralisiren verbrauchten Viertelnormal-Lauge, und g die Menge des gesummten Pa O0 in mg.\nAuf diese Weise habe ich eine Reihe von Harnen untersucht. Der Harn wurde in 3 Abschnitten gesammelt, n\u00e4mlich von 2\u201410 Uhr Nachmittags (Nachmittagsharn), 10 lThr Abends bis 8 Uhr fr\u00fch (Nachtharn) und 8 Uhr fr\u00fch bis 2. Uhr Nachmittags (Vormittagsharn). Die Mahlzeiten wurden zu Beginn jedes Abschnittes eingenommen und bestanden Mittags und Abends aus Fleisch mit Zuspeise (Amylaceen), Morgens aus Kaffee und Brod.\nJede Bestimmung wurde doppelt ausgef\u00fchrt und aus den Resultaten das Mittel berechnet, ln der folgenden Tabelle bedeutet s die im sauren Phosphat enthaltene Phosphors\u00e4ure Pi \u00dc5, n die im neutralen Phosphat enthaltene und g die gesamm tc Phosphors\u00e4ure.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\nt\u00bb\u2014\nll \u25a0 ! 1\t:\tHarn.\tGrm. 1*2 0;,\t1*2 o5 in ibo\\ Harn.\t\u00ab\u2022Item. 1 \u2022 . \" 'i t n\tII. s\n\t\tcbcm.\tS. 1\t11\t1 tr\tS ; n |;\t.\t\t\n9.1.; 1 .\tX.-M. X. V.-M. 1 24 Std.\t\u00ab00 730 470 I8O0\t0,2130 0.9978 1.2114 0,0356 0,1003 0.7032 0,3051 1,1280 0.014\u00ab 0,050\u00ab' 0,5811 0,0075 0,018\u00ab 0.123\u00ab 0.0114 1.5579 1.4307 2,9880 0.0805 0 0795\t\t0,2019 0,1540 0,1 SSO' 0.1000\t4.07 0.48 U.43 \u00b0\u20199)\nln. 1.\tN.-M N. V.-M. 24 Std.\t' 630 430 480 1540\t0.0808 0,3451 10319 0,1090 0,054s 0.1638 0,7583 0.2255. 0.983.8 0,1763 0,0525 0,2288 0,4107 0.(1371 0,4541 0,0808 0,0078 0,0940 1,8618 0,6080 2,1098 0,1209 0,0395 0,1624\t\t\t0,5o 0.29 0.09 1 0.33\n11.1. X.-M. X.\n550 0,6021 0,8101 1.4212 0.1095 o.l is'i 0,2584 1,30 710 0.8015 0,1700. 1.0705 0,121<\u00bb' 0,02:58 0.1448; 0,2<V\ni; v.-M.\t830\t0,3027\t0,2704 0,0391 0,0437 ; 0,0333 0,0770}\t0,7 <\u2022\u00bb\n24 Std.\t2120\t1,8593\t1,2715 3,1308 0.0877; 0,0000 0,1177 }\t0,08\n13.1.\tX.-M.\t080\t0.3920\t0,8551 1,2471 0,0570 (\u00bb.1258 0,1834. 0,1<H0! 1,1947 0.0041 0,0404 0,1018\t2,18\nX.\t1140\t0,7337\t\t\u20220,03\n|. V.-M. ;\t070\t0.3,770 0,0933 0,4703 (\u00bb,<\u00bb503 0,0139 0,0702'\t\t0,25\n24 Std.\t2490\t1,5027\t; 1 t10f\u00bb4 2.9121 0,0003 0,0560 0,1109,\t0.94\n14.1.\tX.-M.\nX.\nV.-M. 24- Std.\n1030\t1,0080 0,0520 1,0009 <\u00bb,<>980 0,0050\n101O 0.7214 0.3957! 1,1171 0,0714* U.0392 500 0,0982 0,3098 0,4680 0,0190 0,0710\n0,1030\n0.1100\n0,0930\u00bb\n0,05\n0,55\n3.70\n2510 1.8285 0.8175'2.0100 0,0720j 0,0322 0,1 <\u00bb42 0.15\n15.1.\tX.-M.\nX.\n430\nH\n22.26\nV.-M. j; 24 Std.\t\t480 1850\t0.0290 0,5278 0,5508 0.0060 '\ti\t\"\t1\t\"\t\t0.1100 \u00d6. 1160 19,23 . -\t\n1\u00ab. 1. Y:\t; ji ; i\tX.-M. X. V.-M. 24 Std.\t730 710 300 1740\t0,2520 0,9978 1.2498 0,0345! K).\\ 'Xu <\u00bb, 1427 ; 0,858 4 1,0011 0,< \u00bb201 < \u00bb. 1209 0,0594 0,4470 0.5004 0,0198 0,1490 0,4541 2,3032 2,7573 \u00dc.0201 0.1323\t\t\t0.1712 ; 3.9\u00ab 0,1410 0,0t 0,1688 7.53 <\u00bb.1584 5,07\n23.1.\tV.-M.\t240\t0,0750 0.33,53,\t0,4109 <\u00bb.03IX\t0,139V 0,1712 4,43,\t\n24.1.\tX.-M. X. V.-M. 24 Std.\t040 080 390 1710\t0,8890 0.2056 1,151\u00ab. 0,1389 0,0115.0.1804 b,30 t 0.8445 0,2039 1,1084 0,1242} 0,0388 0,1030 0,31 0,4707; 0,0982 0,5749 0,1222 0,0252 0,1474 0,20 2,2102. 0,0277 2,8379 0,1292 0,0367; 0,1659 0,29 1\ti\t; 1\t' \"1:\t\t\t\n\u25a05","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"1\nFortsetzung il er Tabelle auf Seite 3.\n\t, ! Harn.\t\u2022\tII \t\t p n\tPa'Oj in 1U0 cbcui. Harn.\tn\n'\t\u2022 ,t ;v \u2022\u2022 ;i.\t!\tobcin.\ts ', Il\tg\tS- ! U I r\t\n20.1.\tX.-M.\t070\t! 1 . '! 0.4512 0,1301 0,5810 0,0073 0,0105 0,0808\t0,20\nX.\tloo\t0 0822 0,2737j 0.0550 0.1483 0.0505 0,2078;\t0.10 !\nY.-M.\t215\t0,3270 0,1192 0,1408 0.1521 0,0551 0,2078\t0,30\n21 Stil.\t1345\t1,1010 0,5233 1,0813 0.1087 0,03.88 0.1175\tJ 0,30\n27. 1.\tX.-M.\t020\t0,8209 0,3827 1.2120 0,1330 0,0017 0,1050\t0,40\nX.\t780\t0.0088 0,1081 1.1372 0,0858 0,0r*0() 0.1158\t0,70\nV.-M.\t580\t0.1028 O i 0 1011 0,0091 O 11,0092\tO\n21 Stil.\t1080\t1,9015 0.8511 2,7512 0.0900 0.013O 0,1300 * ! \u2022 ! 1\t0,45\nAus der Tabelle ist ersichtlich, dass der Harn bei saurer Reaktion keineswegs blos saures Phosphat enth\u00e4lt; es besessen aller alle analysirten Harne saure Reaktion und waren klar. Nur in einem einzigen Harn, im Vormiltagsharn vom 27., war nur saures Phosphat enthalten, und in einem zweiten Harn, dem Nachmittagsharn vom 14., last blos saures. Aut 1 1*2 Ob im sauren Phosphat kommen da nur 0,05 Pa Os im neutralen Phosphat. L\u00e4sst man die stark abweichenden Zahlen vom 15. unber\u00fccksichtigt* so gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse der Phosphatausseheidung nach den einzelnen Tagesabschnitten im Mittel tblgendermasscn :\nS\t)l\n<1\nO\nNachniitUg\nXiK'lll . * Vormittag . 21 Stunden\n0..V.U7\n0.0809\n0,3178\n1,5094\n0.3870\n0,1811\n1,1101\n1.1301\n1,0775\n0,5021\n2,7007\nn\ns\n0,01\n0,50\n0,58\n0,09\nIn der Tagesmenge Harn sind demnach 0,0 der ge-sammten Phosphors\u00e4ure im sauren und 0,1 im neutralen Phosphat enthalten ; im Nachmittagsharn ist der Gehalt an neutralem Phosphat, dem sauren gegen\u00fcber, gr\u00f6sser als in der Tagesmenge, und im Nacht- und \\ ormittagsluirn gelinget. Dieses Ergehniss steht vollkommen in Einklang mit den Erfahrungen, welche man \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Acidit\u00e4t des Harnes von der Nahrungsaufnahme gemacht haf, und ist","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"O\nnur als ein anderer Ausdruck dieser Erfahrungen zu betrachten. Eine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel macht der Harn vom 15., wo im Nacht- und im Vormil tagsharn das neutrale-Phosphat bedeutend vorwaltet. Diese Abweichung erkl\u00e4rt sich aber hinreichend aus dem Umstande, dass am Abend des 15. eine ausnahmsweise starke Mahlzeit eingenommen wurde. Das geringe Vorherrschen des neutralen Phosphats am darauf folgenden Tage d\u00fcrfte sich wohl als Nachwirkung, dieser Di\u00e4t\u00e4nderung betrachten lassen. Die erw\u00e4hnte Aus-, n\u00e4hme best\u00e4tigt also nur die Regel,\nII. Die L\u00f6slichkeit des Calciumphosphats im Harn.\nIn der Tagesmenge Ilarn sind etwa 0,25 gr. Kalk enthalten. W\u00e4ren die Phosphate des Harns nur saure und w\u00e4re aller Kalk an die Phosphors\u00e4ure gebunden, so betr\u00fcge der Rehalt des Harns an saurem Calciumphosphat in '.der Tagesmenge'Harn 1,015 gr. Diese w\u00e4ren in ungef\u00e4hr 1,5 Liter gel\u00f6st. Nach Erlen me y er1) l\u00f6st sich aber saures Calci tim-phosphat vollkommen schon in 700 Thcilen Wasser und es w\u00fcrde demnach wohl das Harnwasser allein ausreichen, um die im Maximum im Harn vorhandene Menge von saurem Calciumphosphat in L\u00f6sung zu erhalten. In Wirklichkeit sind aber die L\u00f6sungsbedingungen f\u00fcr das saure Calcium-phosphat-im Harn noch viel g\u00fcnstiger, weil die Salze des Harnes die L\u00f6sung dieses Phosphats wesentlich bef\u00f6rdern. Mischt man Viertelnormall\u00f6sungen von saurem Calciumphosphat und von Chlorcalcium nach gleichen Volumen zusammen, so erh\u00e4lt man eine v\u00f6llig klare L\u00f6sung, wiewohl hier das saure \u2022Calciumphosphat in nur 31,2 Thcilen Wasser enthalten ist; die ihm \u00e4quivalente Menge Chlorcalcium reicht also aus, seine L\u00f6slichkeit so erheblich zu erh\u00f6hen.\nNicht ganz so einfach gestalten sich die L\u00f6sungsverh\u00e4ltnisse des neutralen Calciumphosphats. Mischt man 2 Vol. Viertelnormal-Chlorcalciuml\u00f6sung mit 1 Vot. Vief.tei-\nlt E rl c n ui e y e r, Berichte der chemischen- (e'sHLchnfl, IM. 0,! S. 1SP>9, 187C.\t-\t;","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nnormall\u00f6sung von neutralem Natriumphosphat in steigenden Mengen Wasser, so gelangt man endlich zu einer Verd\u00fcnnung, hei welcher die L\u00f6sung unmittelbar nach der Darstellung opalin ist, sich aber beim Stehen kl\u00e4rt. Nimmt man diesen Punkt als die L\u00f6slichkeitsgrenze des neutralen Calciumphos-phuts an, so h\u00e4tte sich in den vorliegenden Versuchen ermitteln lassen, dass im Liter Wasser 0,10:2 gr. CallP\u00d6\u00ab oder 0,200 GaIIPC>4, 2 II2O (bei Gegenwart der \u00e4quivalenten Menge Chlornatrium) l\u00f6slich sind. Nach Birnbaum l\u00f6sen sich bis 0,152 gr. des krystallisirten Phosphats im Liter Wasfcer, nach Dus art und Pel ouzo 0,28 gr. Nimmt man die Tagesmenge Harn wieder zu 1,5 Liter an und setzt ferner voraus, dass s\u00e4mmtlicher Kalk als neutrales Phosphat in ihm enthalten sei, so k\u00e4men auf l Liter Harn 0,4 gr. CaIIPCL, also viel mehr, als Wasser allein aufzul\u00f6sen im Stande ist. W\u00e4re bei der L\u00f6sung des Calciumphosphats nur das Wasser betheiligt, so k\u00f6nnte klarer Harn nur 0,4 des Kalks als neutrales Phosphat enthalten und es k\u00e4men dann auf 0,0 P2O5 im sauren Phosphat nicht ganz 0,35 Pad\u00ab' im neutralen Phosphat, w\u00e4hrend nach meinen Bestimmungen der normale Harn im Mittel noch etwas reicher an neutralem Phosphat ist. Er kann aber im Verh\u00e4lt Hiss zum sauren Phosphat auch noch viel mehr neutrales enthalten, ohne eine Phosphattr\u00fcbung zu zeigen, weil gewisse Ilarnsalze ein grosses L\u00f6sungs-Verm\u00f6gen f\u00fcr neutrales Calciumphosphat besitzen. So gen\u00fcgt rin Zusatz von 2 ebem. Viextel normall\u00f6sung von saurem Kaliumphosphat (= 0,008 gr.) oder von 1,5 gr. Na CI zu 1 Liter Wasser, um 0,4 CalrPCL in L\u00f6sung zu erhalten. Das sind aber Verh\u00e4ltnisse, wie sie beim Harn zutreffen; denn der Harn enth\u00e4lt viel mehr Chlornatrium als 1,5 gr. im Liter und neben dem Calciumphosphat immer noch Alkaliphosphate; sind diese sauer, so m\u00fcssen sie neutrales Calciumphosphat in L\u00f6sung halten.\nDie neutralen Alkaliphosphate dagegen sind keine L\u00f6sungsmittel f\u00fcr das neutrale Calciumphosphat. Sie f\u00e4llen es im Gegontheil. Bereitet man sich durch Mischen \u00e4quivalenter Mengen Chlorcalcium und neutralem Natriumphos-","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"7\nphat in viel Wasser eine ges\u00e4ttigte oder schon schwach \u00fcbers\u00e4ttigte L\u00f6sung von neutralem Calciumphosphat und setzt noch neutrales Natriumphosphat hinzu, so entsteht ein Niederschlag, der bis zu einer gewissen Grenze um so st\u00e4rker wird* je mehr man Natriumphosphat hinzuf\u00fcgt.\t,\nBeide Calciumphosphate zersetzen sich heim Erhitzen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung. Das saure Phosphat giebt dabei einen Niederschlag von neutralem Phosphat, w\u00e4hrend Phosphors\u00e4ure neben einem Rest des sauren Phosphats in L\u00f6sung bleibt '). Das neutrale Phosphat giebt gleichfalls feinen Niederschlag und zwar von basischem Phosphat und die Fl\u00fcssigkeit nimmt saure Reaktion an. Von dieser letzterw\u00e4hnten Erscheinung kann man sich leicht \u00fcberzeugen, wenn man eine verd\u00fcnnte Chlorcalciuml\u00f6sung m i t nicht mehr als der \u00e4quivalenten Menge neutralem Natriumphosphat mischt und kocht; ein Ue ber schuss von neutralem\nPhosphat verdeckt dagegen die saure Reaktion..\t-\nEs fragt sich nun, wie diese Zersetzlichkeit der beiden Calciumphosphate zu dem Verhalten des Harnes beim Kochen in Beziehung gebracht werden kann. Der Harn giebtbeim Kochen selten einen deutlich flockigen Niederschlag und dieser besteht dann nur aus Calciumphosphat, ln den bei Weitem meisten F\u00e4llen giebt der Ilarn beim Kochen nur eine sein-geringe, in S\u00e4uren verschwindende Tr\u00fcbung oder das Reagenzglas beschl\u00e4gt sich mit einem sehr zarten U eher zu g, den man leicht \u00fcbersieht, wenn man auf die Erscheinung nicht gefasst ist, oder endlich der Harn bleibt klar. Es ist ferner bekannt dass man aus jedem normalen sauren Harn beim Kochen einen Niederschlag von basischem Calciumphosphat erhalten kann, wenn man ihn vor dem Kochen vorsichtig , mit Alkalihydrat oder Carbonat oder mit neutralem Phosphat versetzt hat.\nDas Verhalten des sauren Calciumphosphats beim Kochen l\u00e4sst sich leicht mit dem Verhalten des li\u00e2mes beim Kochen\n\u00bb) Erlenmeyer. Jahresbericht dor Chemie, 1*57, S. 147, und\n1S73 S. 274. _ (J. Vorbringen, Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie,\nBd. 9,\tt57. 1*70. \u2014 K. Birnbaum. Zeitschrift tuV Chemie, N\\ K.\nBd; 7. S. 140. 1*71.\t\u2019\t. \u2022","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"ft\nin Einklang bringen. Wie die Gegenwart anderer Salze die L\u00f6slichkeit dieses Phosphates in der K\u00e4lte erh\u00f6ht, so verhindert sie auch die Zersetzung des sauren Calciumphosphates oder vielleicht richtiger die Abscheidung seines Zersetzungs-produktes beim Kochen. Es ist oben gezeigt worden, dass sich bei Gegenwart der \u00e4quivalenten Menge Chlorcalcium l Thcil saures Calciumphosphat schon in 31,2 Theilen kaltem Wasser l\u00f6st, w\u00e4hrend das reine Salz dazu 700 Theile kaltes Wasser braucht. Nun giebt zwar eine L\u00f6sung von 1 Theil saurem Calciumphosphat in 500 Theilen Wasser bei Gegenwart der \u00e4quivalenten Menge Chlorcalcium beim Kochen noch eine schwache Tr\u00fcbung, bei noch st\u00e4rkerer Verd\u00fcnnung aber nur einen Beschlag des Reagenzglases, so dass man, wenn der Harn allen Kalk als Calciumphosphat enthielte (also 1 Theil in ungef\u00e4hr 1500 Theilen), was jedoch nie eintriffl, gleichfalls nicht mehr als einen Beschlag zu erwarten h\u00e4tte. Auch andere Salze verhindern, wie das Chlorkalium, die F\u00e4llung des Calciumphosphats beim Kochen. So giebt Birnbaum \u2018) an, dass bei Gegenwart von 2 Mol. Gyps auf 1 Mol. Ca(lLP04)2 in der Siedehitze mehr Phosphors\u00e4ure in L\u00f6sung bleibt als bei Abwesenheit von Gyps, und dass gar kein Phosphat auslallt, wenn ausser dem Gyps noch 0,5 Mol. Kaliumphosphat oder 1 Mol. Natriumphosphat (oder, was t\u00fcr den Harn kaum in Betracht kommt, noch 4 Mol. Salmiak) zugegen sind. Nach meinen Erfahrungen kann bei einem Gehalt der L\u00f6sung von 1 Theil saurem Calciumphosphat (und dem Aequivalent Chlorkalium) in 1,5 Liter Wasser die Fl\u00fcssigkeit bei gleichzeitiger Anwesenheit von 4 Mol. KalLPOi auf 1 Mol. saures Calciumphosphat beim Kochen klar bleiben.\nN iel leichter als das saure Calciumphosphat giebt das neutrale beim Kochen Niederschl\u00e4ge. So erh\u00e4lt man (bei Gegenwart der \u00e4quivalenten Menge Na CI) beim Kochen noch einen geringen Niederschlag mit der noch schwach tr\u00fcben L\u00f6sung von 1 Theil Ca II PCL in 1,5 Liter, dem Verh\u00e4ltniss, wenn aller Kalk einer Tagesmenge Harn in 1.5 Liter gel\u00f6st\n]) Birnltaum. a. a. O. S. Hl.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"0\nw\u00e4re, und noch eine starke Tr\u00fcbung, wenn die L\u00f6sung nur 0,4 des Calciums als neutrales Phosphat enth\u00e4lt, soviel, als der normale Harn im Mittel, nach seinem Gehalt an neutralem Phosphat im g\u00fcnstigen Fall enthalten kann. Man sollte daher recht h\u00e4ufig gut wahrnehmbare Niederschl\u00e4ge von Calciumphosphat erwarten d\u00fcrfen, wenn nichts weiter in Betracht k\u00e4me, als die L\u00f6slichkeit des neutralen Calciumphosphates f\u00fcr sich. Allein gerade hier \u00fcben die Harnsalze eine merkbar l\u00f6sende Wirkung aus. Der Harnstoff ist allerdings ohne allen Belang, das Natriumphosphat hat gleichfalls eine sehr untergeordnete Bedeutung in Mengen, wie sie im g\u00fcnstigsten Fall im Harn Vorkommen k\u00f6nnen, das heisst, wenn man alle Schwefels\u00e4ure des Harnes als Natriunisulplnit annimmt; das neutrale Natriumphosphat verst\u00e4rkt sogar den Niederschlag. Aber in auff\u00e4lliger Weise wird die Bildung des Niederschlages beeintr\u00e4chtigt durch das saure (Kalium-) Phosphat, noch mehr durch Chlornatrium und am ausgiebigsten durch Magnesiumsulphat. Bereitet man sich aus Chlorcalcium und den entsprechenden Alkaliphosphaten eine L\u00f6sung von neutralem und saurem Calciumphosphat in der Weise, dass sich in 1,5 Liter 0,25 gr. CaO befinden und die Phosphor-s\u00e4ure der beiden Phosphate sich wie 4 : 6 verh\u00e4lt, und f\u00fcgt ausserdem noch Chlornatrium, Schwefels\u00e4ure Magnesia und saures Phosphat in dem Verh\u00e4ltnisse zu, wie sie im Harn Vorkommen, so erh\u00e4lt man eine Mischung, welche sich kochen l\u00e4sst, ohne einen Niederschlag zu geben. Ung\u00fcnstiger sind die Resultate, wenn man der L\u00f6sung noch neutrales Alkaliphosphat hinzuf\u00fcgt, so dass die Mischung ausser den beiden Calciumphosphaten auch die Alkaliphosphate in dem angegebenen Verh\u00e4ltnisse enth\u00e4lt; solche Mischungen geben beim Kochen schwache Niederschl\u00e4ge. Durch massige Verminderung der Chlorcalciummenge kann man es aber dahin bringen, dass die Niederschl\u00e4ge ausbleiben; treten sic dann noch schwach auf, so bieten sie die Eigent\u00fcmlichkeit dar, dass sie beim Erkalten wieder verschwinden.\nNach den vorliegenden Erfahrungen kann cs daher keinem Zweifel unterliegen, dass es durch eine passende","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nConibinirung der im Harn m\u00f6glichen Salze gelingen wird, Mischungen mit Calci um phosphat herzustellen, welche sich heim Kochen ganz wie der Harn verhalten.\nAlle Erscheinungen, welche der Harn heim Kochen dar-hictel, lassen sich in einfacher Weise erkl\u00e4ren. Wenn verschiedene Salze neben einander in L\u00f6sung gebracht werden, 'so zersetzen sie sich gegenseitig so weil, bis sich die neu entstandenen Salze und die Reste der alten unter einander das Gleichgewicht halten. Das Gleichgewicht ist also die Resultante der zwischen allen Salzen im gegebenen Fall ein-I r\u00f6tenden Grenzreaktionen. Eine solche Salzmischung ist der Harn Beim Erhitzen desselben zerlegen sich die Phosphate, die sauren in neutrale und Phosphors\u00e4urc und die neutralen in basische und saure. Das alte Gleichgewicht zwischen den Salzen ist gest\u00f6rt und es stellt sich ein neues her. Das neu entstandene basische Phosphat setzt sich mit den \u00fcbrigen Salzen um, es entsteht auch unter Anderem basisches Calciumphosphat, und da dieses von den m\u00f6glichen basischen Phosphaten das am schwersten l\u00f6sliche ist, so fallt es aus. Deshalb besteht der sich beim Kochen mancher Harne bildende Niederschlag aus diesem Salz. Weiter setzt , sich aber die frei werdende Phosphors\u00e4ure, wie schon von Birnbaum hervorgehoben worden ist, und ferner auch das saure Phosphat mit den vorhandenen Neutralsalzen um. Es werden andere S\u00e4uren frei, welche ihrerseits neutrales oder basisches Calciumphosphat in L\u00f6sung erhalten. Wenn die verschiedenen Neutralsalze in dieser Hinsicht nicht gleichwerthig sind, so liegt das daran, dass nicht alle Neutralsalze durch die Phosphors\u00e4ure oder das saure Phosphat in gleichem Grade zersetzt werden. Mit einem Wort, alle diese \\ org\u00fcnge lallen unter die Kategorie der Massenwirkung. Als eine solche ist auch die Thalsache aulzulassen, dass Chlorcalcium mit einem Peberschussc von neutralem Alkaliphosphat einen st\u00e4rkeren Niederschlag giebt als mit der \u00e4quivalenten Menge.","page":10}],"identifier":"lit16596","issued":"1886","language":"de","pages":"1-10","startpages":"1","title":"Ueber einige die Phosphate des Harnes betreff. Verh\u00e4ltnisse","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:22.313953+00:00"}