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{"created":"2022-01-31T12:34:46.680131+00:00","id":"lit16601","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"E. Bosshard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 80-89","fulltext":[{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber einen neuen stickstoffhaltigen Pflanzenbestandtheil.\nVon\nE. Schulz\u00ab* mul E. Ilosshanl.\n(Aus \u00ablern ii'\u201e'rikultur-ilieniiM li'\u2018ii Laboratorium dos Polytechnikums in Z\u00fcrich.) \u2022Der Redaktion zug<-\u00aban\u00aben um 23. September 188.r>).\nIn einer vor Kurzem zur Publikation gelangten Abhandlung ') haben wir gezeigt, dass bei der Pr\u00fcfung von Pflanzen-saften und Pllanzenextraclen auf stickstoffhaltige Stoffwechsel-Produkte tlio Untersuchung der Niederschlage, welche durch salpetersaures Quecksilberoxyd in jenen Fl\u00fcssigkeiten hervor-gebracht werden, gute Dienste leisten kann, da in diese Niederschl\u00e4ge Asparagin, Glutamin, Allantoin und Xanthink\u00f6rper eingehen; wir haben ferner dort schon erw\u00e4hnt, dass wir mit H\u00fclfe des genannten F\u00e4llungsmittels aus jungen Pflanzen von Vricia saliva (Futterwicke) und Trifolinm pratense (Hothklee) einen neuen stiekstotfreichen K\u00f6rper zu gewinnen vermochten. Ueber diesen K\u00f6rper, welchem wir den Namen Vein in beilegen wollen, k\u00f6nnen wir jetzt ausf\u00fchrlichere Mittheilungen machen.\nDie Darstellung ties Verni ns geschah in folgender Weise: Dit* getrockneten und zerriebenen jungen Pflanzen wurden mit heissem Wasser extrahirt, die Extrade mit Bleiessig in schwachem Ueberschuss, sodann (nach Entfernung des Bleiniederschlags) mit salpetersaurem Quecksilberoxyd -) versetzt. Der durch dieses Reagens hervorgebrachte Niederschlag wurde\n* t Diese Zeitschrift, Ril. U. S. 443.\n-') Wie \u00ablie f\u00efir diesen Zweck verwendete L\u00f6sung von salpeter-1,1,11 %uttks\u00bbilbti\u00abxjd ht rtit\u00ab t w tii \u00ab le, ist in einer fr\u00fcheren A Idiaudlung in dieser Z\u00ab,ilschrifl (Bd. h, S. 4\u20192*2) angegeben.worden.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"81\nubfiltrirt, mit kaltem Wasser ausgewaschen, dann in Wasser aufger\u00fchrt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelquecksilber abfdtrirte Fl\u00fcssigkeit neutralisirten wir mit Ammoniak und dunsteten sie im Wasserbadc auf ein geringes Volumen ein. *) Einige Zeit nach dem Erkalten schied sich aus derselben eine amorphe Substanz von fast gallertartiger Beschaffenheit ab, gemengt mit kleinen Asparagin-krystallen, deren Anzahl sich bei l\u00e4ngerem Stehen noch vermehrte. Die amorphe Substanz zertheilte sich beim Dureh-r\u00fchren in Flocken; sie liess sich ohne Schwierigkeit durch Filtrationi) 2) von der Mutterlauge trennen und mit kaltem Wasser oder verd\u00fcnntem Weingeist auswaschen.\nMach dem Abpressen zwischen Fillrirpapier bildete der Filterinhalt eine grauweisse leicht zu trocknende Masse. Durch Aufr\u00fchren derselben in verd\u00fcnntem Weingeist und darauf folgendes Schlemmen liess sich der amorphe Theil des Filterinhalts ziemlich leicht von den beigemengten Asparaginkry-stallen trennen. Als djese amorphe Substanz sodann in heissem Wasser gel\u00f6st3), die filtrirte L\u00f6sung der Ruhe \u00fcberlassen wurde, schieden sich aus derselben schon wahrend des Erkaltens feine Krystalle in Menge ab.; Nochmals aus Wasser umkrystallisirt, dann abfiltrirt und getrocknet, bildeten sie eine weisse gl\u00e4nzende Masse. Dieselbe bestand aus dem\u2019 Vernin, noch verunreinigt durch eine geringe Menge eines Xanthink\u00f6rpers,4) welcher aber durch Wiederholung des Um-krystallisirens entfernt werden konnte.\nDie Trennung des Vernins vom Asparagin l\u00e4sst sich,, wie sp\u00e4tere Versuche zeigten, ausser aul dem beschriebenen Wege auch ohne Schwierigkeit durch fraktionirte Krystalli-\ni) Da die neutralisirte Fl\u00fcssigkeit w\u00e4hrend des Eindampfens wieder saure Reaction annimmt, so wurden w\u00e4hrend desselben noch einige Tropfen Ammoniakfl\u00fcssigknit oder Ammonium-Carbonat zugesetzt.\nWir verwendeten dazu ein Filter aus ziemlich grobmaschigem\nFiltrirzeug.\n3) Beim Aufl\u00f6sen in Wasser blieb etwas Guanin zur\u00fcck.\n*) Dass ein solcher noch vorhanden war, ging daraus hervor, dass die mit \u00fcbersch\u00fcssiger Ammoniakfl\u00fcssigkeit versetzte L\u00f6sung mit Silber-nitrat noch eine geringe F\u00e4llung gab.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, X.\t0","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"sution aus i Wasser erreichen, da das Vernin schwerer l\u00f6slich ist als Aspuragin und sich weit rascher aus den L\u00f6sungen ausscheidet; ferner aber kann man eine Trennung der beiden K\u00f6rper auch durch Silbernitrat erreichen, durch welches \\ernin gelallt wird, Asparagin dagegen nicht. Ein Verfahren zur Irennung des Vernins von Xanthink\u00f6rpern wurde sich, lall\u00bb man durch Umkrystallisiren nicht schon zum Ziel kommt, aut den L instand gr\u00fcnden lassen, dass die Silberverbindung des Vernins in Ammoniakfl\u00fcssigkeit l\u00f6slich ist, w\u00e4hrend von letzterer bekanntlich die Silberverbindungen der Xanthink\u00f6rper nicht aufgenommen werden.\nDas durch mehrmaliges Umkrystallisiren gereinigte Vernin zeigte folgende Eigenschaften : Es ist schwer l\u00f6slich in kaltem, leicht l\u00f6slich in kochendem Wasser, nicht l\u00f6slich in Alkohol. Aus der w\u00e4ssrigen L\u00f6sung scheidet es sich in feinen gl\u00e4nzenden Krystallen ab, welche unter dem Mikroskop als lange, schmale, \u00e4usserst d\u00fcnne Prismen erscheinen (\u00bbo dass sie dem unbewaffneten Auge meist den Anblick von Nadeln darbieten): in der Fl\u00fcssigkeit umherschwimmend, zeigen sie lebhaften Seidenglanz. Die Abscheidung dieser Krystalle erfolgt so schnell, dass eine heiss ges\u00e4ttigte L\u00f6sung beim Erkalten binnen wenigen Minuten zu einem Krystallbrei wird. Wenn man sie aufs Filter bringt, zwischen Fliesspapier abpresst und dann trocknet, so lassen sie sich nachher sehr leicht als eine atlasgl\u00e4nzende Masse vom Filter abl\u00f6sen.\nln der w\u00e4ssrigen L\u00f6sung ties Vernins erzeugt Silbernitrat eine gallertartige, durchsichtige F\u00e4llung, welche in Ammoniakfl\u00fcssigkeit l\u00f6slich ist (doch muss man ziemlich viel von letzterem Reagens anwenden). Mit salpetersaurem Quecksilberoxyd gibt die w\u00e4ssrige L\u00f6sung des Vernins einen weissen flockigen, mit Phosphor wolframs\u00e4ure unter Salzs\u00e4urezusatz einen gelblichen Niederschlag; durch Bleiessig wird sie nicht gef\u00e4llt, ebensowenig durch Kupferacetat (auch nicht beim Kochen). Aus der mit Pikrins\u00e4ure versetzten L\u00f6sung scheiden sich nach mehrst\u00fcndigem Stehen feine gelbe Krystalle aus welche unter dem Mikroskop ein moos\u00e4hnliches Aussehen zeigen. Tr\u00e4gt man in die heisse w\u00e4ssrige L\u00f6sung Kupferoxyd-","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"hydrat ein, so geht kein Kupfer in L\u00f6sung; in geringer Menge scheint sich eine unl\u00f6sliche Kupfer Verbindung zu bilden! ln verd\u00fcnnter Ammoniakfl\u00fcssigkeit sowie in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure und verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure ist das Yernin leicht l\u00f6slich. L\u00f6st man eine geringe Menge in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure und verdunstet die L\u00f6sung im Wasserbade zur Trockne, o bleibt ein hellgelber Fleck, welcher beim Befeuchten niit Ammoniakfl\u00fcssigkeit intensiv rothgelb wird.\n\\\\ ir haben das \\ ernin zuerst, wie oben erw\u00e4hnt wurde, in jungen Wicken- und Kleepflanzen gefunden; sein Vorkommen beschr\u00e4nkt sich aber durchaus nicht auf diese Pflanzen. So fanden wir den genannten Stoff z. B. in d\u00ab n Cotyledon\u00e8n .1er K\u00fcrbiskeimlinge. Die Darstellung aus denselben geschah in der gleichen \\\\ eise wie aus den zuvor genannten Pflanzen. Die getrockneten Cotyledonen wurden zerrieben und mit\u2019 Wasser extrahirt, die w\u00e4ssrigen Extrakte zuerst mit Bleiessig, dann mit salpetersaurem Quecksilberoxyd versetzt; die durch letzteres Reagens hervorgebrachten Niederschlage in Wasser auf ger\u00fchrt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Aus den \u2022'O erhaltenen F l\u00fcssigkeiten schied sich das Yernin in amorphein Zustand aus, gemengt mit einer geringen Menge von Asparagin ; von letzterem liess es sich leicht durch Umkrystallisiren be-iieieii. Es zeigte nun alle Eigenschaften des aus, den Wicken-und Kleepflanzen gewonnenen Yernins und stimmte mit\nletzterem auch in dem Aussehen unterm Mikroskop voll-\n-t\u00e4ndig \u00fcberein ; einen weitern Beweis\nf\u00fcr die Identit\u00e4t beider\nSubstanzen lieferten noch eine weiter unten zu erw\u00e4hnende analytische Bestimmung sowie die Beobachtung, dass beide K\u00f6rper bei der Zersetzung durch Salzs\u00e4ure das gleiche Produkt gaben (man vergl. die weiter unten gemachten Angaben),\nEinige unter Mitwirkung von Herrn J. H ung erb \u00fcbler ausgef\u00fchrte \\ersuche zeigten ferner, dass auch.im Mutterkorn (Secale cornutum) Yernin sich findet: aus dem Q\u00fceck-'ilberniederschlag, welcher in den aus Mutterkorn dargestellten w\u00e4ssrigen Extrakten (nach vorheriger Behandlung der letztem mit Bleiessig) durch salpetersaures Quecksilberoxyd hervor-","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\ngebracht wurde, liess sich dasselbe leicht gewinnen. Es schied sich anfangs in grau-weissen Flocken aus, welche in heissein Wasser sich leicht l\u00f6sten; aus der L\u00f6sung schieden sich Krystalle aus, welche im Aussehen mit den aus den andern Materialien gewonnenen Verninpr\u00e4paraten vollst\u00e4ndig \u00fcbereinstimmten und alle oben angegebenen Reaktionen gaben. Eine Best\u00e4tigung der Identit\u00e4t lieferte eine weiter unten mit-getheilte analytische Bestimmung.\nAus einer Mutteikornsorte erhielten wir das Vernin in nicht ganz unbetr\u00e4chtlicher Menge (aus 1 kg. lufttrockener Substanz ungef\u00e4hr 1 gr. Vernin); eine andere Sorte, von welcher wir einige kg. verarbeiteten, lieferte aber leider eine viel geringere Ausbeute. Aehnlich war es mit den K\u00fcrbis-keimUngen; aus den Cotyledonen einiger Vegetationen solcher Keimlinge liess sich Vernin ziemlieh leicht gewinnen; andere Cotyledonen (von etwas \u00e4lteren Keimlingen) lieferten nur \u00e4usserst wenig Vernin. Die letzteren enthielten ziemlich viel Tyrosin, dessen Vorhandensein die Isolirung des Vernins erschwerte.\nF\u00fcr die Eiemenlar-Analyse des Vernins benutzten wir haupts\u00e4chlich ein aus Wickenpflanzen gewonnenes, wiederholt aus Wasser umkrystallisirtes Pr\u00e4parat. Wir erhielten f\u00fcr die bei 100\u00b0 getrocknete Substanz folgende Zahlen:\n1.\t0,2008 gr. Substanz gaben 0,3084 gr. C.O2 und 0,0872 gr. H20.\n2.\t0,2010 gr. Substanz gaben 0,1}lit gr. CO2 und 0,0010 gr. H20.\n3,0,1830 gr. Substanz gaben nach der Methode von Kjeld ab I\n0,0448245 gr. X in Anunoniakform (\u2014 11,5 ebem. Barytwasser)1).\n4.\t0,2052 gr. Substanz gabeiij nach derselben Methode 0,040802 gr. X in Auuuouiaktbrin (\u2014 12,8 ebem. Baryt\\yasser).\n5.\t0,2705 gr. Substanz (von dein aus Mutterkorn dargestellten Pr\u00e4parat) gaben bei der volumetrischen Stickstoff-Bestimmung 05,0 ebem. X bei 724 nun. Bar. und 21\u00b0 = 0,009218 gr. X. *)\nEin Gehalt an Schwefel konnte im Vernin nicht nacli-gewiescn werden. Zu bemerken ist noch, dass die f\u00fcr die Analyse benutzten Pr\u00e4parate nicht absolut aschenfrei waren.\n1)\tTitre des Barytwassers: 1 ebem. = 0.0038978 gr. X.\n2)\tHerr E. Steiger hatte die Gef\u00e4lligkeit, diese StickstofTbestim-mung auszuf\u00fchren. I","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"85\nC\nH\nN\n0\n1.\n41.80\u00b0 o 4.82\u00bb\nGefunden:\n*\"\t3.\no\t3.\t4.\t5.\n42,53\u00b0; o\t-\t-\n5.01 \u00bb\t\u2014\t**\n24.41\u00b0jo\t24,37\u00b0!\u00ab\t24,77\u00b0,\u00ab.\nDie Mittel aus diesen Zahlen entsprechen recht gut den von der Formel C16II2\u00b0N808 geforderten Werlhen1), wie die folgende Zusammenstellung zeigt:\nBerechnet f\u00fcr C1CH20Ns0H:\tGefunden im Mittel:\nC\t42,47\u00b0io\t42,21\u00b0;\u00ab\nH\t4,42\u00bb\tM2\u00bb\nX\t24,78 \u00bb\t- V>2 *\n0\n28,33\nDen oben aufgef\u00fchrten Ergebnissen der Analyse w\u00fcrde auch die Formel C10Hl3NBO5 (welche 42,40> C, 4,59\u00b0/o H, 24,73\u00b0/\u00ab N und 28,28\u00b0/\u00ab 0 verlangt) entsprechen; doch l\u00e4sst sich der Silbergehalt, welcher in der Siibcrvcrbindurig des Vernins gefunden wurde, mit dieser Formel nicht in Einklang bringen.\nDas lufttrockene Vernin verlor, bei 100\u00b0 im Luftbade getrocknet, 10,80\u00b0/\u00ab an Gewicht (0,2903 gr. lufttrockene Substanz erlitten eine Gewichtsabnahme von 0,0320 gr.). Diese Gewichtsabnahme entspricht der Annahme, dass im lufttrockenen Vernin 3 Mol. Kry st all wasser enthalten sind (die Formel C16II20N8O8 + 3 II20 verlangt 10,67% Wasser).\nDas bei 100\u00b0 getrocknete Vernin erwies sich als \u00e4\u00fcsserst hygroskopisch \u2014 ein Umstand, durch welchen vermufhlich die Analysen-Fehler, insbesondere bei der Wasserstoffbestim-mung, vergr\u00fcssert worden sind.\nEs wurden ferner noch Silberbestimmungen in der Silberverbindung des Vernins ausgef\u00fchrt. Diese Verbindung schied sich beim Vermischen einer noch etwas warmen ges\u00e4ttigten\n0 Diese Formel dart nicht halhirt werden, weil bei der Zersetzung d\u00abs Vernins eint* ihrem Verhalten nach l\u00fcr Guanin \u2014 Cdl^'U zn erkl\u00e4rende Substanz entsteht \u2014 wie weiter unten nachgewiesen werden wird.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nVorninl\u00f6sung mit Silbernitratsolution als eine durchsichtige Gallerte aus. Dieselbe wurde auf ein Filter gebracht, mit kaltem Wasser anhaltend ausgewaschen, auf Filtrirpapior gelegt, bis die Fl\u00fcssigkeit m\u00f6glichst abgesogen war, dann \u00fcber Schwefels\u00e4ure langsam ausgetrocknet. Sie bildete nur eine durchscheinende, etwas br\u00e4unlich gef\u00e4rbte Masse, welche beim Trocknen im Luftbade nicht mehr an Gewicht abnahm. Die Silberbestimmung lieferte folgende Resultate:\nI. 0.11. \u00bb5 5?r. Substanz (dargestollt aus dem aus Wicken pflanzen \"\u00bb\u2022-wonnenen Vernin-Praparat) g\u00e4ben' heim Gl\u00fchen 0,0400 gr. rnetaliiscln s Silber.\n1. 0,2'>0 gr. Substanz (dargestellt aus dem aus Kfirbiskeimlingen gewonnenen Vernin-Pr\u00e4parat i gaben brim (H\u00fcben 0,0930 *r metallische Silber.\nDiese Ergebnisse entsprechen der Formel C ,6II18 Ag2N808, wie folgende Zusammenstellung zeigt:\nAg\nBerechnet:\n32,43\u00b0\u00ab\nGefunden\n32.07\u00b0 o\nDie Vernin-Quantit\u00e4t, welche wir zur Zeit zur Verf\u00fcgung halten, war nicht gross genug, um die\u00bb Zersetzungen dieses K\u00f6rpers hei Einwirkung verschiedener Reagcntien eingehend studiren zu k\u00f6nnen; wir haben aber doch wenigstens die I hat sache zu constat iren vermocht, dass lieini Erhitzen des Vernins mit Salzsaure ein Spaltungsprodukt entsteht, welches nach seinen Reaktionen f\u00fcr Guanin erkl\u00e4rt werden muss.\nDie Versuche, welche zu diesem Ergebniss f\u00fchrten, wurden in folgender Weise ausgef\u00fchrt: Das Vernin wurde mit v et d\u00fcnn 1er Salzs\u00e4ure einige Stunden lang am R\u00fcckfluss-k\u00fchler gekocht, die Fl\u00fcssigkeit durch Eindampfen im Wasserbade concentrirt und sodann mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigt. Es schied sich eine gelbliche, dem unbewaffneten Auge amorph erscheinende Substanz aus, welche sich nicht in Wasser und in Ammoniakfl\u00fcssigkrif, dagegen leicht in warmer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure l\u00f6ste. Reim Verdampfen derselben mit concent rirter Salpeters\u00e4ure im Wasserbade blieb ein gelber R\u00fcckstand,","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"87\nwelcher durch Natronlauge roth gef\u00e4rbt wurde. Aus der Aufl\u00f6sung der Substanz in Salzsaure krystallisirtc das salz-<aure Salz in feinen Nadeln. Als der L\u00f6sung dieses Salzes (hergestellt unter Zusatz einiger Tropfen verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure) Pikrins\u00e4ure-Solution zugef\u00fcgt wurde, seined sieh nach kurzer Zeit das pikrinsaure Salz in gelben, zu Kugeln .ver-einigten Krystallflittern aus, im Aussehen vollst\u00e4ndig mit dem Pikrins\u00e4uren Guanin \u00fcbereinstimmend und den von Cap rani ca1) gemachten Angaben entsprechend. Mit ammoniakalischer Silbersolution gab die L\u00f6sung des salzsauren Salzes eine in Ammoniak unl\u00f6sliche F\u00e4llung, welche sich in beisser verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure (vom specifischen Gewicht 1,1) aull\u00f6ste; aus der L\u00f6sung schieden sich w\u00e4hrend des Erkaltens feine nadelf\u00f6rmige Krystalle aus.\nDas aus dem Yernin erhaltene Spaltungsprodukt stimmte also in seinem Verhalten vollkommen mit Guanin \u00fcberein: und da bis jetzt ausser letzterem keine Substanz bekannt ist, welche alle oben aufgef\u00fchrten Reaktionen giebt, so muss jones Spaltungsprodukt f\u00fcr Guanin erkl\u00e4rt werden. Eine Idcntificirung durch Elementaranalyse vermochten wir bis jetzt nicht auszuf\u00fchren, da wir nur Wenig Verum f\u00fcr die Zersetzung verwenden konnten und demnach das beschriebene Spaltungsprodukt nur in geringer Menge erhielten.\nSowohl das aus den Wicken, wie das aus den anderen Materialien (K\u00fcrbiskeime und Mutterkorn) dargestcllle Vornin lieferte bei der Zersetzung die dem Guanin gleichende Substanz. Die Ausbeute daran betrug ungef\u00e4hr Va vom Gewicht des angewendeten Vernins. Welche Produkte daneben bei der Zersetzung des Vernins noch entstanden, verm\u00f6gen wir zur Zeit nicht anzugeben (auf Zucker wurde die Zersetzungs-ll\u00fcssigkeit mit negativem Resultat gepr\u00fcft).\nDass in den Vcrnin-Pr\u00e4paraten das Guanin nicht als solches enthalten gewesen sein kann, sondern sich erst bei\nl) Diese Zeitschrift, D\u00fc. f, S. 2.33.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nder Zersetzung des Vernins gebildet haben muss, braucht kaum hervorgelloben zu werden. Der Beweis daf\u00fcr liegt ja schon in dem Umstande, dass die in der Vcrninl\u00f6sung durch\nSilbernitrat erzeugte F\u00fcllung in Ammoniakfl\u00fcssigkeit l\u00f6slich ist. Eine Beimengung von Guanin m\u00fcsste sich durch Entstehung eines in Ammoniak unl\u00f6slichen Silberniederschlages zu erkennen geben.\nDas Vernin, dessen Eigenschaften wir im Vorigen beschrieben haben, ist ohne Zweifel eine in den Pflanzen ziemlich verbreitete Substanz. Wir haben cs, wie im Vorstehenden mitgetheilt wurde, in Wicken- und Rothkleepflanzen, in K\u00fcrbiskeimlingen und im Mutterkorn mit Sicherheit nachweisen k\u00f6nnen. Aber auch aus junger Luzerne (Medicago sativa) erhielten wir (in geringer Menge) eine dem Vernin gleichende Substanz. Ferner scheint Vernin auch in dem von Herrn Dr. A. von Planta im hiesigen Laboratorium untersuchten Bl\u00fcthenstaube von Pinus silvestris enthalten zu sein. Weitere Mittheilungen dar\u00fcber behalten wir uns vor.\nDie Quantit\u00e4t , in welcher das Vernin in den bis jetzt untersuchten Objekten sich findet, ist nicht bedeutend und allem Anschein nach sehr schwankend. Schon oben wurde erw\u00e4hnt, dass wir aus einer Mutterkorn-Sorte pro Kilogramm lufttrockener Substanz ungef\u00e4hr 1 gr. Vernin, aus einer zweiten viel weniger erhielten, dass auch der Vernin-Gehalt der K\u00fcrbiskeimlinge grossen Schwankungen unterworfen war. Aehnlich war es mit den Wickenpflanzen. Aus einer Sorte derselben erhielten wir pro Kilo der lufttrockenen Substanz ca. V'a gr. Vernin, aus einer zweiten viel weniger. Das sind Schwankungen, welche begreiflicher Weise die Aufgabe, eine gr\u00f6ssere Vernin-Quantitat darzusteilen, sehr erschweren.\nMan kann fragen, ob nicht vielleicht die Schwankungen in der Ausbeute darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, dass wahrend der Darstellung ein mehr oder weniger grosser Theil des","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\nf\u00fcr cine solche Annahme bis jetzt nicht vor1). Auch haben wir bislang keine Modifikation des oben beschriebenen Abscheidungsverfahrens auffinden k\u00f6nnen, welche eine bessere Ausbeute geliefert h\u00e4tte.\ni) In den w\u00e4sserigen Extrakten aus Wirkenpflanzen und Kfirbis-keinilingen findet sich neben Vernin auch Guanin vor. Man k\u00f6nnte sich \u2022 denken., dass dasselbe w\u00e4hrend der Darstellung und der Verarbeitung der Extrakte durch Zersetzung von Vernin entstanden sei. Wir wissen aber andererseits, dass Guanin und andere Xanthink\u00f6rper in den l\u2019flanzen-extrakten verbreitet sind und dass sie nach den Untersuchungen von A. Kossel aus den Xucleinen entstehen k\u00f6nnen. Wenn es demnach auch nicht als unwahrscheinlich bezeichnet werden kann, d:iss ein Theil jenes Guanins sich durch Zersetzung von Vernin gebildet hat, so kann man dies doch nicht als sicher hinstellen.","page":89}],"identifier":"lit16601","issued":"1886","language":"de","pages":"80-89","startpages":"80","title":"Ueber einen neuen stickstoffhaltigen Pflanzenbestandtheil","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:46.680137+00:00"}