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{"created":"2022-01-31T12:29:36.931106+00:00","id":"lit16615","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 248-264","fulltext":[{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Beitr\u00e4ge zur Chemie des Zellkerns.\nVon\nA. Kossel.\n(Aus der rhemUchen Abtheilung den physiologischen Instituts in Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 20. Februar 1886.)\nI. Ueber das Nucle\u00efn im Dotter des H\u00fchnerei\u2019sl).\nIm Dotter des H\u00fchnereis findet sich, wie Mies eher2 3) gezeigt hat, eine Substanz, welche von ihm als Nucle\u00efn be-zeichnet wurde. Bunge8) stellte sp\u00e4ter denselben K\u00f6rper aus Eidotter dar und wies nach, dass derselbe ausser den von Miesch er aufgef\u00fchrten Bestandtheilen noch Eisen enth\u00e4lt. Bunge bezeichnete diesen K\u00f6rper als \u00abH\u00e4matogen\u00bb, da er wegen des Eisengehaltes vermutete, dass aus diesem Nucle\u00efn der Blutfarbstoff gebildet werde4 S).\nBereits fr\u00fcher war von einzelnen Embryologen die Frage er\u00f6rtert worden, ob die bekannten Formelemente des weissbn Dotters als Zellkerne zu betrachten seien, ob man annelinicn d\u00fcrfe, dass diese als fertige morphologische Bestandteile aus dem Nahrungsdotter in den sich entwickelnden Embryo hinein* transporta w\u00fcrden. Diese Fragen schienen durch die Kut-\ni) Vorl\u00e4ufige Mittheilung in den Verhandlungen der physiologischen Gesellschaft zu Berlin, Jahrgang 1884j85, Nr. 0 und 10, S. 27.\n*) Medicinisch-chemische Untersuchungen, herausgegeben von\nHoppe-Seyler, S. 502.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. 9, S. 49.\n4)\tDie Analysen Bunge's ergaben einen niedern P und S und\neinen h\u00f6heren N-Gehalt als die Miescher s.\nMiescher:\tBunge:\nP\t6,9\t5,19\nN\t13,46\t14,73\nS\t0,9\u00ab\t0,55\ni","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"249\nilockun? Mieschers entschieden, denn es war gezeigt wor-\n(iass die erw\u00e4hnten k\u00f6rperlichen Elemente aus einem Stu\u00fc bestehn, welcher mit dem characterischen Bestandtheil ,1,1- Zellkerne \u00fcbereinstimmt, dass ferner dieselbe Substanz in hfl r\u00e4chtlicher Menge im gelben Dotter erhalten^ ist; .Wenn man selbst nicht annehmen wollte, dass die Zellkerne mor-j.h\u00fclegisch pr\u00e4formirt im Nahrungsdotter vorhanden seien, so musste'man nach dem Befund Mieschers dennoch zu der 'Ansicht gelangen, dass eine fertige Kernmasse im Nahrungs-dotl.r daliege, bereit, in den Leib des H\u00fchnchens angenommen und hier geformt zu werden.\nDiese physiologischen Gesichtspunkte veranlassten. mich, Nucle'in des Dotters mit dem des Zellkerns hinsichtlich! -einer Spaltungsprodukte zu vergleichen. Mehrfache Ver->u ein * f\u00fchrten mich zu dem Resultat, dass das Nuclein des IVotters in chemischer Hinsicht nicht mit dem Nuclein der Zellkerne\u00fcbereinstimmt.' Bei der Zersetzung des Dotter-Nucle'ms durch siedende verd\u00fcnnte S\u00e4uren bilden sich die -tirkst offreichen Basen nicht, die aus dem Kern-Nuclein stets ^\n. iitslclin. Durch diesen Befund wird das Nucle'in des Dolters als eine Substanz charakterisirt, welche dem aus der Milch i \u00fcDtehenden Nucle'in sehr \u00e4hnlich ist, denn auch aus* diesem werden Guanin, Hypoxanthin u. s. w. nicht erhalten. Die Zusammengeh\u00f6rigkeit dieser beiden Nucleine, die beide als Nahrung- f\u00fcr einen wachsenden Organismus dienen, \\vird .ferner durch ihren Eisengehalt dargethan.\nDa dem Nucle'in des Dotters jene Atomcomplexc fehlen, wflfhe f\u00fcr das echte Kern-Nuclein characteristisch sind, so um\u00ab man annehmen, dass in dem Masse, wie die Zellkern\u00e8 uohildet werden, auch eine Bildung oder Anf\u00fcgung dieser 'iif kdollieichen Atomgruppe stattfindet. Der folgende Vermeil zeigt, dass dies in der That der Fall ist.\nEbensowenig wie aus dem isolirten Dotter-Nuclein, ge-, king es mir, aus dem gesammten Dotter des unbebr\u00fcteten II1 i 11nereis die genannten stickstoffreichen Basen zu erhalten. l> wurden nun eine Anzahl H\u00fchnereier durch lot\u00e4gige Be-hnituiig zur Entwicklung gebracht und aus sieben derselben","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\ndie Embryonen herausgenommen. Das Gewicht der Embryonen betrug 30 gr. und entsprach 2,967 gr. Trockensubstanz. Dieselben wurden mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure gekocht und in der bekannten Weise auf die Basen untersucht. Es fanden sich 0,0084 gr. Guanin und 0,0195 gr. Hypoxanthin (vielleicht auch Adenin). Auf trockne Substanz bezogen, ergeben diese Zahlen 0,28 % Guanin und 0,66 \u00b0/o Hypoxanthin;\nDass w\u00e4hrend der Entwicklung der Embryonen eine Neubildung der stickstoffreichen Basen stattfindet, geht ferner aus den im hiesigen Laboratorium angestellten Untersuchungen Tichomiroff\u2019s *) hervor. Tichomiroff fand, dass die Menge des Guanins, Hypoxanthins u. s. w. w\u00e4hrend der Bebr\u00fctung der Eier von Bombyx mori betr\u00e4chtlich zunimmt. Beide Thatsachen m\u00fcssen mit der Entstehung der Zellkerne in Zusammenhang gebracht werden.\nDie Eigent\u00fcmlichkeiten der Nucleine rechtfertigen e>, dass man sie im chemischen System als eine Gruppe zusammenstellt; aber innerhalb dieser Gruppe sind zwei chemisch und physiologisch verschiedene Abtheilungen zu unterscheiden : das Nuclein des Zellkerns, welches die stickstoffreichen Basen enth\u00e4lt, das Nuclein des Dotters und der Milch, dem sie fehlen.\nn. Ueber das Adenin 2).\nBei der Verarbeitung einer gr\u00f6sseren Menge von Pankreasdr\u00fcsen auf Hypoxanthin und Guanin fand ich neben diesen Substanzen eine bisher unbekannte Base, welche ich sp\u00e4ter als Spaltungsprodukt des Nucleins erkannte und f\u00fcr die ich den Namen \u00abAdenin\u00bb 3) vorschlage.\n'\t- \u2022\t\u2019 ..\ty.\nDarstellung des Adenins.\nHerr Dr. Ban now hatte die G\u00fcte in der Fabrik von G. A. F. Kahlbaum eine sehr betr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t von\n*) Diese Zeitschrift Bd. IX, S. 518.\n2)\tVorl\u00e4ufige Mittheilung in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft. Jahrgang 18, S. 79 und 1928.\n3)\tVon afrrjv, Dr\u00fcse.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"251\nPankreasdr\u00fcsen des Rindes in folgender Weise verarbeiten zu lassen. 75 Pfund zerhackte Pankreasdr\u00fcse wurden mit \u2022xiO Litern einer verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure, welche in je pm Theilen 0,5 Volumtheile conc. Schwefels\u00e4ure enthielt, bis 4 Stunden im Sieden erhalten, die Schwefels\u00e4ure so- . dann mit heissem, concentirten Barytwasscr unter Vermeidung eines Ueberschusses vollst\u00e4ndig entfernt, die Fl\u00fcssigkeit tiltriit. Das eingedampfte Filtrat erhielt ich zur weiteren Verarbeitung. Dasselbe wurde zun\u00e4chst in der bekannten Weise mit ammoniakalischer Silbeil\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Den entstehenden, sehr volumin\u00f6sen Niederschlag befreite ich durch Aufstreichen auf por\u00f6se Thonplatten von der gr\u00f6sseren Menge d,\u00bbs Wassers, wodurch die folgende Operation bedeutend erleichtert wird. Man l\u00f6st ihn unter Zusatz von wenig Harnstoff in Salpeters\u00e4ure vom spec. Gewicht 1,1 und erw\u00e4rmt die L\u00f6sung auf dem Wasserbade. Hierbei geht das Adenin mit dem Guanin u. s. w. in L\u00f6sung, beim Erkalten der fil\u201d trirten salpetersauren L\u00f6sung f\u00e4llt es zugleich mit dem Guanin und Hypoxanthin als Silberdoppelsalz aus. Die . ausgeschiedenen weissen Silberverbindungen werden auf dem Filter gesammelt, ausgewaschen und mit Schwefelwasserstoff unter Druck zersetzt.\nMan filtrirt vom Schwefelsilber ab, dampft das Filtrat ein und versetzt die r\u00fcckst\u00e4ndige Fl\u00fcssigkeit mit einem nicht zu grossen Ueberschuss von Ammoniak. Dieselbe bleibt 24 Stunden im Becherglas offen stehn, so dass ein Iheil des Ammoniaks verdunstet. Es scheidet sich das Guanin und die llauptmenge des Adenins aus, w\u00e4hrend das Hypoxanthin und ein kleiner Theil des Adenins in L\u00f6sung bleibt. Diesel Theil fallt zuweilen nach l\u00e4ngerem Stehn der Fl\u00fcssigkeit aus, zur vollst\u00e4ndigen Gewinnung der letzten Antheile ist .es n\u00f6thig, die ammoniakalische L\u00f6sung einzudampfen und den R\u00fcckstand mit verd\u00fcnntem Ammoniak zu extrahiren, welcher das Hypo-xanlliin aufnimmt, das Adenin zum gr\u00f6ssten Theil ungel\u00f6st l\u00e4sst.\nDie durch Ammoniak erhaltenen Niederschl\u00e4ge wurden in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure unter Erw\u00e4rmen gel\u00f6st. Beim Er-","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"kalten krystallisirten zun\u00e4chst die langen radial gestellten Nadeln des salzsauren Guanins aus, dieselben wurden abfil-trirt. Beim weiteren Eindampfen des Filtrats erschienen knollige Appregate aus k\u00fcrzeren und dickeren, mit Endfl\u00e4chen versehenen Nadeln zusammengesetzt, dieselben bestehn aus salzsaurem Adenin. Sie wurden mechanisch von den letzten Antheilen des salzsaurem Guanins befreit. Das salzsaure Salz wurde mehrmals umkrystallisirt, dann durch F\u00e4llung mit Ammoniak die freie Base dargestellt. Dieselbe wurde noch weiter gereinigt durch Ueberf\u00fchrung in das schwei-l\u00f6sliche schwefelsaure Salz, welches aus Wasser umkrystallisirt und aus dessen L\u00f6sung die Base durch Ammoniak gefallt wurde.\nSp\u00e4ter fand ich es zweckm\u00e4ssiger, die Abtrennung des Guanins in folgender Weise vorzunehmen. Man digerirt das eingedampfte und mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigte Filtrat des Schwefelwasserstoff-Niederschlages auf dem Wasserbade. Hierbei gehn Adenin und Hypoxanthin v\u00f6llig in L\u00f6sung, w\u00e4hrend das Guanin ungel\u00f6st bleibt. Beim Abk\u00fchlen (eventuell nach weiterem Verdunsten der ammoniakalischen L\u00f6sung) scheidet sich zun\u00e4chst das Adenin aus.\nEigenschaften und Zusammensetzung des\nA de ni ns.\nBei schneller Abscheidung, zumal aus warmen oder unreinen L\u00f6sungen, zeigt sich die Base amorph oder in sehr kleinen, nur mikroskopisch sichtbaren Krystallen, aus verd\u00fcnnter, kalter L\u00f6sung erh\u00e4lt man lange nadelf\u00f6rmige Kry-stalle, die zuweilen das ganze Gef\u00e4ss durchsetzen. Dieselben zeigen nach g\u00fctiger Mittheilung des Herrn Dr. Bobeil Scheibe folgende Eigenschaften:\n\u00abDie gew\u00f6hnlich 1 mm. breiten, kaum lU mm. dicken und \u00fcber 100 mm. langen S\u00e4ulen, in denen das Adenin aut-tritt, scheinen einen rhombischen Querschnitt zu haben. Aber bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass die S\u00e4ulen seele-seitige sind mit zwei breiten (a und a'), zwei mittleren","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"253\ni b und b') und zwei schmalen (c und c4) Seitenfl\u00e4chen. Die Winkel unter denen die Fl\u00e4chen aufeinanderstossen sind im\nMittel:\na ; b \u2014 a' : b' - 1*27\u00ab 45' b : c = b' : e' 135\u00ab 8' c:a'=c':a= 97\u00b0 8'\nAuf den breiten S\u00e4ulenfl\u00e4chen a und a' liegt das Maximum der c,\nAusl\u00f6schung des polarisirten Lichts \\ parallel der S\u00e4ulenkante. Da End- b (Hieben, welche die S\u00e4ulen oben oder unten abschliessen, noch nicht naclizuweisen waren, ist eine Angabe \u00fcber das Krystallsystem\nzur Zeit noch nicht m\u00f6glich.\u00bb\nDie Krystalle werden schon beim Liegen an der Luft bald undurchsichtig, schneller beim Erw\u00e4rmen. Bringt man einige Krystalle in eine zur L\u00f6sung ungen\u00fcgende Menge Wasser und erhitzt langsam, so sieht man bei 53\u00b0 pl\u00f6tzlich eine Tr\u00fcbung der Krystalle eintreten. Dieses eige.nth\u00fcmliche \u2022 Verhalten kann zur.Erkennung krystallisirten Adenins benutzt werden. Uebergiesst man die Krystalle mit Sauren, so werden sie sofort undurchsichtig.\nZu den folgenden Analysen wurde tlieils amorphe, theils kry\u00e7taK (isirtp bei 110\u00b0 getrocknete Substanz benutzt.\n\u2022\t*\ti\n1.\t0.2593\tgr.\tSubstanz\tgeben\t0.4197\tgr.\tC\u00d62\tund\t0,0937\tH2O.\n2.\t1 1.2057\tgr.\tSubstanz\tgeben\t0,3290\tgr.\tCO2\tund\t0,0700\tH2O.\n0.1895 gr. Substanz geben 0,3045 gr. COa und 0,0750 H2O.\n4.\t0.2013\tgr.\tSubstanz\tgeben\t0,3-259\tgr.\tCO2\tund\t0,0739\tH*,0.\n5.\t0.2143\tgr.\tSubstanz\tgeben\t0,3434\tgr.\tCO*\tund\t0,0777\t1!*0.\n0. 0.1524 gr. Substanz geben 02,00 ebem. N (reduc. V\u00f6lum.).\n7. 0.1029 gr. Substanz geben 42,33 cbem. X (reducirtes Volumen), s. (ijiOO gr. Substanz geben 45,3 ebem. X (reducirtes Volumen).\n1.\t\u20221 II.\tIII. ! .\t: IV.\tV. 1\tVI.\tVtl,\tVIII.\nC\t4-4,14 11\t4,01 X\t4\t-\t43,02 4,10 \u2022\t4,40 1\t44,15 j 43,70 4.08\t4.03\t51,02\t\\ \u201c \u2022 ! 51,05\t* 51,75","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\n\tRererhnet f\u00fcr. CHX:\tBerechnet f\u00fcr CioHisXio:\nV.\t41M\t44,12\nH\t3,71\t4,40\nX\t51,85\t51,50\nDie Substanz zeigt nach diesen Analysen dieselbe pro-centische Zusammensetzung, wie die Blaus\u00e4ure. Aus den Bestimmungen des Krystallwassers, aus den Analysen der Salze, sowie aus der Umwandlung in Hypoxanthin (vergl. unten) entnehme ich die Formel Cs Hs Ns. Die Formel Cio HnNio ergiebt einen zu hohen WasserstofTgehalt.\nBeim Erhitzen auf 110\u00b0 erleiden die Krystalle einen Gewichtsverlust, der 3 Molek\u00fclen Krystallwasser entspricht.\n1.\t0,8775 gr. krystall. Adenin hei 110\u00b0 getr. geben 0,6302 gr. R\u00fcck-stand.\n2.\t0,8957 gr. krystall. Adenin gehen 0,6382 gr. R\u00fcckstand.\n3.\t1,7042 gr. krystall. Adenin hei 110\u00b0 getr. gehen 1,2202 gr. R\u00fco.k-stand.\n\tGefunden:\t\tBerechnet f\u00fcr\n\" 1. \"U~\tfl.\tIII.\tC5H5X5 + 3 H20:\n28,2 \u00b0io\t28,7 \u00b0'o\t28.4 \u00b0|o\t28,57 \u00b0,'o.\nDas Adenin ist in heissem Wasser leicht, in kaltem schwer l\u00f6slich und scheidet sich beim Erkalten der L\u00f6sung krystallisirt aus. Es l\u00f6st sich bei Zimmertemperatur in 1086 Theilen W rasser. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung reagirt neutral. Ls ist unl\u00f6slich in Aether, Chloroform, l\u00f6slich in Eisessig, etwas l\u00f6slich in heissem Alkohol. In unreinem Zustand ist es auch in kaltem Alkohol l\u00f6slich. In Minerals\u00e4uren l\u00f6st es sich leicht und bildet gut krystallisirende Salze, es l\u00f6st sich in w\u00e4sseriger Essigs\u00e4ure schon in der K\u00e4lte. Von Kali- und Natronlauge wird es mit Leichtigkeit gel\u00f6st, beim Neutralismen f\u00e4llt es wieder aus. ln w\u00e4sserigem Ammoniak ist es leichter l\u00f6slich als Guanin, doch schwerer l\u00f6slich als Hypoxanthin. Digerirt man das Adenin mit sehr verd\u00fcnnter Ammoniakl\u00f6sung aut dem Wasserbade, so geht es v\u00f6llig in L\u00f6sung; dies Verhalten ist, wie bereits erw\u00e4hnt, zur Trennung von Guanin zu be-","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"255\niiulzen. In kohlensaurem Natron ist es nur wenig l\u00f6slich, fallt jedoch beim Uebers\u00e4ttigen der sauren L\u00f6sung mit kohlen-saurem Natron nur sehr langsam (zuweilen nach 48 Stunden) aus.\nDas Adenin kann bis 278 \u2022 erhitzt werden, ohne zu schmelzen. Bei dieser Temperatur tritt eine schwache Gelbf\u00e4rbung ein, zugleich bildet sich ein weisses Sublimat. Erhitzt man h\u00f6her, so kann tpan fast die ganze 'Masse subli-\u201eiircn, das Sublimat ist in heissem Wasser l\u00f6slich und wird durch ammoniakalische Silberl\u00f6sung gallertig gef\u00fcllt. Dampft niiin Adenin mit verd\u00fcnnter oder rauchender Salpeters\u00e4ure auf dem Wasserbad ein, so bleibt ein weisser R\u00fcckstand, der mit Natronlauge keinerlei F\u00e4rbung ergiebt. Ebensowenig 'picht das Adenin die Reaktion, welche Weidel f\u00fcr das-Hypoxanthin angegeben hat, die aber, wie ich bereits fr\u00fcher \u2018)\ndargethan habe, nicht dem Hypoxanthin, sondern dem Xanthin zugeh\u00f6rt.\t.\t\u2022 '\nVerbindungen des Adenins.\nDas Adenin bildet Verbindungen mit Basen, S\u00e4uren mul Salzen. Die Salze des Adenins mit Schwefels\u00e4ure und Salzs\u00e4ure k\u00f6nnen aus Wasser umkrystallisirt werden, ohne, wie die entsprechenden Salze des Guanins und Hypoxanthins, ihre S\u00e4ure sofort zu verlieren. Indess reagirt die L\u00f6sung dieser Salze sauer.\nSchwefelsaures Adenin. Dasselbe, durch Aufl\u00f6sen der freien Base in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure erhalten, wurde aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung in zwei verschiedenen Formen krystal-lisirt erhalten. Die Beschreibung der Krystalle wird in einer sp\u00e4teren Abhandlung folgen.\nDie Analyse der bei 110\u00ae getrockneten Krystalle ergab\nFolgendes:\n1. 0.2291 gr. Substanz geben 0,2710 gr. CO2 und 0,0717 gr. H*0, i. 0.1133 gr. Substanz geben 36,9 cbctn. Xa bei 16,5\u00b0 und 761. mm. Bar. i. 0,4122 gr. Substanz geben 0,2606 gr. BaSO-i.\n4. 0,-2525 gr. Substanz geben 0,1602 gr. BaSO*.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 6, S. 426.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"25C\nGefunden:\nBerechnet f\u00fcr (C\u00e2H\u00f4X\u00e0k Ht SO i :\nC\t32,26\nH\t3,48\nN\nH2SO4\n38,14\n26,60\t26,70\n32,61\n3,26\n38.04\n26,60.\nF\u00fcr den Gehalt an Krystallwasser ergaben sich folgende Zahlen:\n1.\t0,4523 irr. Substanz bei 110\u00b0 getrocknet binterbess 0,4145 gr. R\u00fcck* stand.\n2.\t0,2808 gr. Substanz bei 110\u2014115\u00b0 getrocknet gab 0.2553 gr. R\u00fcckstand.\nGefunden :\nBerechnet f\u00fcr,'\n(G5H5 Ni)2 H2 SO4 + 2 HaO: 8,9.\nII.\n9,10\n8.4\nDas schwefelsaure Salz l\u00f6st sich leicht in heissem Wasser und krystallisirt bei gen\u00fcgender S\u00e4ttigung nach dem Erkalten aus. Bei Zimmertemperatur l\u00f6st sich ein Theil Adeninsulfat in 153 Theilen Wasser.\nDas salzsaure A den in wird beim Eindampfen der L\u00f6sung des Adenins in Salzs\u00e4ure in farblosen, stark lichtbrechenden Krystallen erhalten.\nDas. salpetersaure Salz krystallisirt in sternf\u00f6rmig gruppirten Nadeln aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung. In unreinem Zustand zeigte es die Neigung, grosse knollige Aggregate zu bilden.\nBeachtenswert sind die Eigenschaften des oxalsauren Salzes. L\u00f6st man Adenin in heisser, verd\u00fcnnter, w\u00e4sseriger Oxals\u00e4ure, so scheidet sich heim Erkalten das schwer l\u00f6sliche Oxalat in volumin\u00f6sen rundlichen Massen ab, die aus langen, feinen Nadeln zusammengesetzt sind. Aus verd\u00fcnnten L\u00f6sungen erfolgt diese Abscheidung bisweilen erst nach 8 bis 14 Tagen. Die oxalsauren Salze des Guanins, Xanthins und Hypoxanthins sind leichter l\u00f6slich, als das des Adenins, und haben ein anderes Aussehen. Die beschriebene Verbindung kann somit zur Erkennung des Adenins benutzt werden. Die Analysen verschiedener Pr\u00e4parate des Adeninoxalats gaben keine Ueber-","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"257\neinst inimung unter einander, demnach ist anzunehmen, dass die Zusammensetzung der ausgeschmdenen Verbindung wechselt, ln einem Falle fand ich 28,9'% N-, ein Slickstoffgehalt, welcher der Formel Cs Hb Nb , Ca Ha Oi + Ha 0 entspricht (berechnet: 28,8% N).\nMit Pikrins\u00e4ure bildet Adenin eine leicht l\u00f6sliche Verbindung. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung des Adenins giebt .mit B a r y t w a s s e r einen Niederschlag. A1 k o h o 1 i s c h e Chlorzinkl\u00f6sung ruft in L\u00f6sungen des Adenins einen Nieder-. M-blag hervor, der sich auf Zusatz eines Ueberschusses von Ammoniak leicht aufl\u00f6st. Mit Quecksilberchlorid bildet Adenin einen Niederschlag, welcher sich auch in heissein Wasser nicht auf l\u00f6st, aber in Salzs\u00e4ure leicht l\u00f6blich ist. (hi ecksilbern it rat f\u00e4llt das Adenin aus seinen L\u00f6sungen heraus. Basisches Bleiacetat erzeugt keinen Niederschlag. Cadmiumchlorid ruft einen Niederschlag hervor, der sich beim Erw\u00e4rmen aufl\u00f6st und beim Erkalten der L\u00f6sung wiedererscheint. Derselbe ist in Ammoniak leicht l\u00f6slich. Besonders wichtig sind die Verbindungen des Adenins mit Silber, die in Wasser und w\u00e4sserigem Ammoniak sehr wenig l\u00f6slich sind. Eine solche Verbindung entsteht als volumin\u00f6ser, gallertiger Niederschlag, wenn man eine am-* iiioniakalische L\u00f6sung des Adenins in der K\u00e4lte mit am-nioniakalischer Silberl\u00f6sung lallt; nimmt man diese F\u00e4llung in la isser L\u00f6sung vor, so ist der Niederschlag nicht volumin\u00f6s und l\u00e4sst sich gut auswaschen. Heiss gef\u00e4llt zeigt derselbe, folgende Zusammensetzung:\nI. u,i\u00abr>8 gr. Substanz geben 0,2083 gr. metallisches Silber.\n\u25a02. 0,1742 gr Substanz geben 42.7 cbcrn. N bei 19,4\u00b0 und 702,5 mm. Barometerstand. \u2022\t...\nGefunden :\n\u2014\u2014\n44,7\t\u2014\n-\t28.2\n. Berechnet f\u00fcr Cf, lUN.vAg: 44,0 28,9.\nNach der Untersuchung der in \u00ab1er K\u00e4lte bereiteten Silberverbindung des Adenins vermuthe ich, dass derselben \u2022 ine Formel zukommt, welche der entsprechenden Verbindung","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\ndes Hypoxanthins analog ist, dass diese Verbindung von Adenin mit Silberoxyd sich in der K\u00e4lte langsam, in der Hitze sofort umsetzt, indem Silberoxyd und Wasser frei werden und Ag an Stelle von H in das Molek\u00fcl eintritt. Die Analyse der in der K\u00e4lte bereiteten Verbindung ergab 56,2\u00b0/\u00ab Ag, die Formel Cs Hs Ns, Ag2 0 verlangt 58,9%.\nEine andere Verbindung des Adenins mit Silber entstellt in \u00e4hnlicher Weise wie beim .Hypoxanthin und Guanin, wenn man das eben beschriebene Adeninsilber in heisser Salpeters\u00e4ure l\u00f6st. Es scheiden sich beim Erkalten der L\u00f6sung nadelf\u00f6rmige Krystalle aus, deren L\u00e4nge 2 Millimeter erreicht. Die Krystalle ver\u00e4ndern ihre Zusammensetzung leicht, anscheinend unter Verlust von Salpeters\u00e4ure. W\u00e4scht man sie mit Wasser aus und erhitzt sie dann im Trockenschrank l\u00e4ngere Zeit bei 100\u00b0, so findet man keine \u00fcbereinstimmenden Zahlen f\u00fcr den Silbergehalt, und zwar mehr Silber, als der Formel CbHbNb, AgNCto entspricht (z. B. 42,0%, 38,8% Ag). Einen viel niedrigeren Silbergehalt fand ich in solchen Kry-stallen, welche mit Salpeters\u00e4ure ausgewaschen und bei gew\u00f6hnlicher Temperatur im Vacuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet waren. Dieselben enthielten 27,99% Ag.\nF\u00fcgt man zu einer verd\u00fcnnten w\u00e4sserigen L\u00f6sung des salzsauren Adenins eine L\u00f6sung von Platinchlorid, so entsteht das krystallische gelbe Platinchlorhydrat.\nBildung von Hypoxanthin aus Adenin.\nDie Hauptmenge des zu Gebote stehenden Materials wurde dazu benutzt, die Einwirkung der salpetrigen S\u00e4urtauf Adenin zu studiren.\n3,45 gr. Adenin }) wurden in 100 cbcm. Wasser, welches 7 gr. concentrirter Schwefels\u00e4ure enthielt, gel\u00f6st und zu der auf dem Wasserbade erw\u00e4rmten L\u00f6sung langsam und unter fortw\u00e4hrendem Umsch\u00fctteln ungef\u00e4hr G gr. salpetrigsaures\nI) Das zu diesem Versuch benutzte Pr\u00e4parat war durch eine Stick-stoffbestimmung als rein erkannt.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"259\nKali1), welches in Wasser gel\u00f6st war, hinzugef\u00fcgt. Dann wurde die L\u00f6sung zum Sieden erhitzt und eine kurze Zeit im Sieden erhalten. Die L\u00f6sung wurde mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigt und mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung gef\u00e4llt, der Niederschlag aus lieisser Salpeters\u00e4ure umkrystallisirt, dreaus-\u25a0 geschiedenen Silberverbindungen mit Schwefelwasserstoff zerlegt, die vom Schwefelsilber abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit \u00e9ingedampfl. Ks schied sich zun\u00e4chst eine schwer l\u00f6sliche, undeutlich krystallisirte, sehr schwach gelbliche Substanz aus, die nach mehrmaligem Umkrystallisiren eine rein weisse Farbe erhielt. Hei weiterem Einengen begann an den R\u00e4ndern die Ausscheidung eines an der Luft sich roth f\u00e4rbenden K\u00f6rpers und zuletzt krystallisirten aus der Fl\u00fcssigkeit zierliche Nadeln, die anscheinend aus unzersetztem salpetersauren Adenin bestanden.\nDie zuerst abgeschiedene Substanz erwies sich durch ihre Eigenschaften und ihre Zusammensetzung als Hypoxanthin. Die Analyse ergab:\t\u25a0\t'\n1.\t0,2150 gr. Substanz gaben 0,3437 gr. CO-j und 0,0609 gr. H2O.\n2.\t0,1265 gr. Substanz gaben 46,6 cbcin. N bei 24,1 \u00ae und 759,5 mm.\nllarometersiand.\nC\nH\nN\nGefunden :\n43^60^\n3,46\t-\n-\t41,2\nBerechnet f\u00fcr C5H4N4O: 44,1!\n2,99 41,2.\nDie Ausbeute an Hypoxanthin betrug ungef\u00e4hr 2,5 gr.\nEin zweiter Versuch wurde in analoger Weise mit 1,6 gr. Adenin angestellt. Hierbei erhielt ich 0,74 gr. Hypoxanthin, welches durch eine Stickstoffbestimmung als solches erkannt wurde.\n0.11*22 gr. Substanz gaben 38,8 cbcm. N bei 17,8\u00b0 und 780 mm. Bar.\nGefunden :\tBerechnet :\n41,10(0 N\t41,2\u00b0|o N.\nDie Bildung des Hypoxanthins aus Adenin findet eine Analogie in der von Strecker im Jahre 1858 gefundenen\n-1) Dasselbe enthielt 93\u00b0|o Kaliumnitrit.\nZ' itBchrift f\u00fcr physiologische Chemie. X.\t18\n* \"","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nUmwandlung des Guanins in Xanthin durch salpetrige S\u00e4ure1). Bei diesem Process ist bekanntlich ein Ueberschuss salpetriger S\u00e4ure sorgf\u00e4ltig zu vermeiden, da sehr leicht eine Bildung von Nitroproduden stattfindet, die nach Strecker erst durch Reduction mit Eisenoxydul zersetzt werden m\u00fcssen. Erst E. Fischer hat in neuerer Zeit die Bedingungen genauer pr\u00e4eisirt, unter denen eine quantitative Umwandlung des Guanins in Xanthin erfolgt2). Bei der von mir ausgef\u00fchrten Reaction ist ein Ueberschuss salpetriger S\u00e4ure sogar noth-wendig3), eine Bildung von Nitroproduden habe ich nicht bemerkt. Ebenso wenig konnte ich Xanthin unter den Zer* selzungsproducten nachweisen.\nUm eine Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Constitution des Atleriins zu erhalten, wird man zun\u00e4chst versuchen m\u00fcssen, die Einwirkung einer Reihe von Oxydations* und Spaltungsmitteln zu studiren; ich bin mit dieser Untersuchung besch\u00e4ftigt.\nDie Analogie des Adenins geht aus folgender Zusammenstellung hervor:\nAdenin:\tC5H4N4NH.\tGuanin: C5H4N4O.XH.\nHypoxanthin: G5H4N1.0.\tXanthin: C5H4N4O.O.\nij Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 108; N. F., Bd. 32,8. Hl. *) Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 215, S. 309.\n3) Die ersten Versuche, in denen ich ann\u00e4hernd die bereclmctv Menge salpetrigsaures Kali einwirkeu liess, f\u00fchrten nicht zu einem H*-sultat, weil eine betr\u00e4chtliche Menge Adenin unzersetzt blieb. Freilich arbeitete ich mit geringeren Substanz-Mengen und versuchte zur Trennung von Hypoxanthin und unzersetztem Adenin die verschiedene L\u00f6slichkeit in Ammoniak zu benutzen. Die gewonnenen in Ammoniak leicht l\u00f6slichen Substanzen bestanden nachweislich aus einer Mischung von Adenin und Hypoxanthin, hei weiterer Reinigung sank der Stickstoffgehalt zwar von 14,30 o auf 42,t\u00bb und 42,4 \u00b0|0, iudess reines Hypoxanthin f 41,2 J 0 N) erhielt ich nicht, ln dem sp\u00e4ter benutzten Verfahren beruht die 'll filming des Hypoxanthins von den geringen Mengen des unzersetzten Adenins darauf , dass Hypoxanthin aus der eingedampften w\u00e4sserigen L\u00f6sung zuerst ausgeschieden wird, weil salpetersaures Hypoxanthin duuli Wasser zersetzt wird, w\u00e4hrend das Adenin als st\u00e4rkere Base mit der Salpeters\u00e4ure verbunden und als Salz gel\u00f6st bleibt.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"261\nDer Uebergang des stickstoffreicheren K\u00f6rpers' in den ^offfirmeren beruht in beiden Fidlen darauf, dass eine Nil-Gruppe durch 0 ersetzt wird. Bei der Bildung des Xanthins aus Guanin geht ein Guanidinrest in einen Harnst \u00f6fTrest \u00fcber.\nDer Zusammenhang des Adenins mit den Cyanverbin-dungcn wird nicht allein durch die Formel angezeigt, welche f\u00fcr das Adenin dieselbe procentische Zusammensetzung er-.fiebt, wie f\u00fcr Blausaure, sondern auch dadurch, dass das Adi tiin leicht in Blaus\u00e4ure * \u00fcbergeht. Wenn man Adenin mit Kalihydrat im Oelbad auf 200\u00b0 erhitzt, so bildet sich ( \u2019mp reichliche Menge Cyankalium, w\u00e4hrend eine grosse Zahl stickstoffhaltiger Verbindungen unter diesen Verh\u00e4ltnissen-nur; geringe Spuren oder gar keine Blaus\u00e4ure liefern *).\nBildung des Adenins aus Xuclern.\nDie Verwandtschaft des Adenins mit dem Hypoxanthin machte es wahrscheinlich, dass das Adenin ebenfalls bei der Zersitzung des Nucleins entstehe und als Zwischonproduct bei der Bildung des Hypoxanthins aus Nuclein auftrete. Um diese Vermuthung zu best\u00e4tigen, wurden 60 gr. Nuclein in bekannter Weise durch Extraction von Presshefe mit verd\u00fcnnter Natronlauge und F\u00e4llung des Filtrats mit Salzs\u00e4ure dargestellt. Das Nuclein wurde sodann mit 500 ebem. Wasser, welches 2,5 ebem. concentrirter Schwefels\u00e4ure enthielt, erhitzt und der gel\u00f6ste Theil in der oben beschriebenen Weise auf Adenin verarbeitet. Verluste w\u00e4ren bei dieser Darstellung unumg\u00e4nglich, die Ausbeute betrug 0,3123 gr. d. i. 0,52 % des lufttrockenen Nucleins. Eine Stickstoffbestimmung ergab:\n0.1015 gr. Substanz gab 46,7 ebem. Stickstoff bei 20,6\u00b0 und 754 mm.\nBarometerstand.\nGefunden :\tBerechnet :\n51,99\t51,85.\n11 Diese Zeitschrift, Bd. 6, S. 429.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologische Beziehungen des Adenins.\nDie Entstehung des Adenins aus Nuclein f\u00fchrt zu der Schlussfolgerung, dass diese Base in jeder entwicklungsf\u00e4higen Zelle enthalten sei. Ich habe dieselbe aus verschiedenen zellenreichen Thier- und Pflanzengeweben dargestellt. Auch in h\u00f6heren Pflanzen konnte ich das Vorkommen des Admins nachweisen. Ich verarbeitete eine gr\u00f6ssere Quantit\u00e4t des Extrades von Theebl\u00e4ttern, welches ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. Fr. Witte in Rostock verdanke. Dasselbe wurde zun\u00e4chst durch Bleiessig gef\u00e4llt, das Filtrat von dein reichlich entstehenden Niederschlage durch Schwefels\u00e4ure vom \u00dceberschuss des Bleis befreit, mit Ammoniak alkalisch gemacht und mit ampioniakalischer Silberl\u00f6sung gef\u00e4llt. Im Uebrigen war die Darstellung der oben beschriebenen gleich.\nDie Analyse ergab Folgendes:\n1.\t0,2078 gr. Substanz gaben 0.&H7 gr. CO2 und 0,0800 H2O.\n2.\t0,1015 gr. Substanz gaben 40,2 cbein. N bei 18,4\u00b0 und 747.5 min. I\u2019.o.\nBerechnet f\u00fcr C5H5N5: 44,44\nGefunden :\nMan k\u00f6nnte vielleicht zu der Vermut hung gelangen, da>s das Adenin in den zur Analyse verwandten Extracten nicht in Form eines pr\u00e4formirten Bestaudtheils enthalten sei, sondern dass es erst bei der Darstellung, insbesondere durch die Einwirkung der siedenden Salpeters\u00e4ure aus einem noch unbekannten Stoff, etwa einem prim\u00e4ren Spaltungsproduct des Nucleins entstehe. F\u00fcr das Thoe-Extract muss ich diese \\ er-muthung zur\u00fcckweisen, denn es gelang mir, aus diesem Holi-material die Base auch ohne Anwendung der Salpeters\u00e4ure zu isoliren. Es wurde eine betr\u00e4chtliche Menge des durch Alkohol gewonnenen Extracts mit Bleiessig ausgef\u00e4llt, und das vom Blei betreite Filtrat mit Quecksilberchlorid gef\u00e4llt. Es entstand ein reichlicher Niederschlag, der, mit Schwefelwasserstoff zersetzt, eine bereits ziemlich reine Krystallisation","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"fa salzsauren Adenins lieferte. Die Base wurde aus diesem Salz isolirt und gab bei der Verbrennung folgende Zahlen :\n\u25a04\t\u2019\n0,10-27 gr. Substanz gaben 40,0 cbcm. N bei 21,0\u00b0 und 755 mm. Rar.\nGefunden;\tBereehnet:\n51,63\t51,85.\nIm Fleischexi ract findet sieh das Adenin entweder gar nicht oder nur in geringer Menge. Wie ich fr\u00fcher nach-gewiesen habe *), ist auch das Guanin im Fletschextract nur in Spuren enthalten. Man muss die Thalsache dadurch erkl\u00e4ren, dass das Muskelgewebe sehr arm an Zellkernen und an Nudeln ist. Ebenso wie die Muskelzelle die morphologischen Eigenth\u00fcmlichkeiten einer Zelle zum Theil eingeb\u00fcsst hat, so hat sie auch die chemischen verloren, ln denjenigen Geweben, deren Zellen ihre urspr\u00fcngliche Beschaffenheit bewahrt haben, findet man Hypoxanthin und Xanthin nicht als Individuen, sondern in Vereinigung mit andern Atomgruppen, insbesondere mit Phosphors\u00e4ure und Eiweiss als Theile einer h\u00f6heren Verbindung, des Nucleins. In den Muskeln finden wir zwar die Zersetzungsprodukte des Nucleins wieder, aber die chemische Verbindung zwischen denselben ist gel\u00f6st.. Die Phcsphors\u00e4ure ist nicht in organischer Verbindung, sondern als Salz vorhanden, ebenso sind Hypoxanthin und Xanthin in Indem Zustande da, durch Wasser extrahirbar. Man k\u00f6nnte versucht sein, das Wort \u00abDifferenzirung\u00bb, welches heute nur eine morphologische Ver\u00e4nderung bedeutet hier auf die rheinischen Verh\u00e4ltnisse zu \u00fcbertragen.\nHoi der Zersetzung der Organe mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren erh\u00e4lt man niemals Adenin oder Guanin allein, sondern dale heu stets Hypoxanthin und eine oft geringe Quantit\u00e4t Xanthin. Aus der Milz z. B. erhielt ich Hypoxanthin neben dem Adenin in gen\u00fcgender Reinheit, um es analysiren zu k\u00f6nnen. \"117-2 jrr.' Substanzen gaben 42,3 cbcin. X bei 15,9\u00b0 und 753,0 mm. Bar,\n\u2019\u2022\t1 I\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr CiH4NtO:\n41,7\t41,2.\t.\n*) Diese Zeitschrift Bd. 8, S. 404.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nIn den meisten der fr\u00fcher von mir mitgetheilten quantitativen Untersuchungen \u00fcber die stickstoffreichen Basen d\u00fcrfte das Adenin als Hypoxanthin bestimmt sein, eine Erneuerung dieser Untersuchungen ist nothwendig. Die von mir angef\u00fchrten Eigenschaften des Adenins geben die M\u00f6glichkeit einer quantitativen Trennung dieser Base von Hypoxanthin, Guanin und Xanthin auf verschiedenen Wegen. Die Auffindung einer geeigneten Methode wird ein Ziel meiner weiteren Untersuchungen sein.\nDer Erforschung der quantitativen Verh\u00e4ltnisse der vier stickstoffreichen Basen, der Abh\u00e4ngigkeit ihrer Menge von den physiologischen Zust\u00e4nden der Zelle, verspricht wichtig\u00bb.* Aufschl\u00fcsse \u00fcber die elementaren physiologisch-chemischen Vorg\u00e4nge. Es zeigt sich in diesen K\u00f6rpern eine eigent\u00fcmliche Zusammenf\u00fcgung von C, H und N, wie wir sie in den Eiweissk\u00f6rpern nicht kennen. Die Umwandlung von Adenin und Guanin in Hypoxanthin und Xanthin unter Abspaltung von NH und Eintritt von 0 geht auch in den Geweben, vielleicht in jedem Zellkern vor sich. Diese Umwandlung ist auch wegen der Frage nach der Wanderung der Amidgruppe vom Eiweiss zum Harnstoff sehr beachtenswert.\nDie Existenz von Cyanverbindungen im Thierk\u00f6rper ist mehrfach nach theoretischen Erw\u00e4gungen vermutet worden. Durch die Auffindung des Adenins, eines Polymeren der Blaus\u00e4ure, gewinnen diese Vermuthungen eine tats\u00e4chliche Grundlage, zugleich ist der Zellkern als Sitz dieser Cy\u00e4n-verbindungen erkannt.","page":264}],"identifier":"lit16615","issued":"1886","language":"de","pages":"248-264","startpages":"248","title":"Weitere Beitr\u00e4ge zur Chemie des Zellkerns","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:36.931111+00:00"}