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{"created":"2022-01-31T12:29:21.211921+00:00","id":"lit16626","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hirschler, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 306-317","fulltext":[{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"lieber den Einfluss der Kohlehydrate und einiger anderer K\u00f6rper der Fetts\u00e4urereihe auf die Eiweissf\u00e4ulniss.\nVon\nDr. August Hirschlcr.\n(Aus dem physiologisch - chcmincho\u00bb LuWaloiiuni in Strasslnng.) (Der Redaktion zergangen ain *. M\u00e4rz Isst;.)\nDie bei der F\u00e4ulniss von Ei weissstoffen entstehenden aromatisclien Producte: Indol, Scatol, Phenol, Oxysiuir\u00ab m, bilden seit den letzten Jahren den Gegenstand eingehendst\u00ab r Untersuchungen, sowohl was ihre Darstellung und chctmsrln* Zusammensetzung, als auch ihr Verhalten im Thierk\u00fci per betrifft.\nIndol und Scatol entstehen bekanntlich bei der F\u00e4ulnis* <les Eiweissos, ohne dass bisher ein n\u00e4herer Einblick in dm Chemismus ihrer Bildung gewonnen w\u00e4re; es ist sicher n uli-gewiesen, dass sie weder bei der Pancreasverdauung, noch bei der Magenverdauung gebildet werden. Nach der herrschenden Ansicht wird in dem Organismus Indol lediglich durch F\u00e4nlniss gebildet. Ein Beweis hief\u00fcr ist nicht erbne hl. Insbesondere hisst sich hiermit die reichliche Ausscheidung der Indoxylschwefelsaure bei andauerndem Ilungerznsl.ind nicht in Einklang bringen.' Die Bildung der Ilydroparacu\u00efiui-s\u00e4ure, ebenso der Phenylessigs\u00e4lire, des Kresol und Phenol \u00ablurch F\u00e4nlniss des Tyrosins ist nach Baumann\u2019s Untersuchungen als eine erwiesene Thatsache zu betrachten.\nDie practische Erfahrung im gew\u00f6biilichen Leben zeigt, dass die Gegenwart von Stoffen, wie Zucker, Milch u. deigl., modilicirend auf die F\u00e4ulnissvorg\u00e4nge einwirkt, ohne\nu;i *","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"307\nman sich bisher dar\u00fcber Rechenschaft h\u00e4tte geben k\u00f6nnen. Pie Yermuthung lag hier nahe, dass die durch F\u00e4ulniss schnell tint retende Bildung freier Milchs\u00e4ure die Ursache der Behinderung der F\u00e4ulniss sei, aber wir suchen bisher den Beweis daf\u00fcr vergeblich, dass die S\u00e4ure allein das behindernde Moment. abgebe. Es musste von vorneherein sehr m\u00f6glich erscheinen, . dass die Gegenwart von Stoffen, die noch leichter als die Eiweissstoffe durch F\u00e4ulniss ver\u00e4ndert worden, die Eiweissf\u00e4ulniss beeintr\u00e4chtigen. Es war ferner m\u00f6glich, dass diese besonders leicht ver\u00e4nderlichen Stoffe, wie die Zuckerarten, Glycerin u. s. w., eine besonders bl\u00fchende Entwicklung von solchen Spaltpilzen her vorrufen, welche diese Stoffe besonders zersetzen, w\u00e4hrend sie die Ei weissk\u00f6rper weniger angreifen. Diese bei Gegenwart von Zucker u. dergl. kr\u00e4ftig sich entwickelnden Spaltpilzarten k\u00f6nnten weiters die die Ei weissstoffe zersetzenden Spaltpilze direct nachtheilig beeinflussen. Alle diese Fragen zu entscheiden, fehlt bisher das gen\u00fcgende Material. In Folgendem habe ich auf Veranlassung des Herrn Prof. Hoppe-Scy 1er versucht, zur Entscheidung dieser Fragen Beitr\u00e4ge zu liefern, indem ich vorerst ausserhalb des Organismus unter den Bedingungen Versuche anstellte, 1. wo die Ei weissf\u00e4ulniss sich kr\u00e4ftig entwickeln musste, nach der bekannten Erfahrung mit l\u2019ancreas; 2. wo eine S\u00e4urewirkung m\u00f6glichst ausgeschlossen war. Dann musste auch ferner im Darmkanale des Thieres untersucht werden, ob das Verhalten hier mit den k\u00fcnstlichen K\u00e4ii Iniss versuchen in Uebereinstimmung steht oder ob die im Hanne th\u00e4tige Resorption die Verh\u00e4ltnisse \u00e4nderte und die Verschiedenheit vielleicht ganz verwischte.\nDie Versuchsanordnung war in allen Untersuchungen dieselbe, aus welchem Grunde ich sie behufs Vermeidung von Wiederholungen hier anf\u00fchre:\n250 gr. fein zerhacktes Fleisch und ein halbes Rinds-pancreas mit je 400 ebem. Wasser \u00fcbergossen, wurden jedes t\u00fcr sich unter \u00f6fterem Umr\u00fchren 1 Stunde stehen gelassen, d\u00fcnn jedes f\u00fcr sich durch Leinwand liltrirt und ausgepresst.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nNun wurden in vorher mit ausgekochtem Wasser ausgesp\u00fclten Kolben zwei Mischungen bereitet (I, ft), deren jede\n100 cbcni. Fleischauszug,\n100 v Pancreasausziig,\n200\tfrisch ausgekochtes Wasser,\n10 gr. erhitzten kohlensauren Kalk\nenthielt. Zu der Mischung 1 wurde nun jene Substanz hinzugesetzt, deren Einfluss auf die Bildung der aromatischen I* \u00e4ulnissproductc untersucht werden sollte. Der Zusatz von (.a(\u00abC)3 geschah, um die entstehenden freien S\u00e4uren zu binden, die die F\u00fculniss hindern wurden. Beide Kolben wurden im Wasserbade von 30\" C. 3 bis 0 Tage bei Wattcverscldnss unter \u00f6fterem Um sch\u00fctteln erhalten und dann von beiden Mischungen ein Drittel der Fl\u00fcssigkeit abdeslillirf. Das Destillat und der Best wurden auf folgende Weise-behandelt: Das Destillat wurde mit Natronlauge stark alkalisch gemacht und abermals destillirt, in dem hierbei erhaltenen Destillate mit Salpeters\u00e4ure, die salpetrige S\u00e4ure enthielt, Indolreaction, mit conccntrirter Salzs\u00e4ure Scatolreaction aus-gef\u00fchrt.\nDer nach dieser Destillation zur\u00fcckgebliebene Rest wurde mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und destillirt. Im Destillat mit Mil Ion\u2019s Reagens und Bromwasscr auf Phenol und Krisele gepr\u00fcft. Von beiden Mischungen wurden stets die gleichen Mengen abdeslillirf.\nDer bei der ersten Destillation im Kolben verbliebene R\u00fcckstand wurde fdtrirt, das Filtrat auf dem Wasserbado stark eingeengt, dann mil Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uort, mit mehreren nicht zu kleinen Aetherportionen gesch\u00fcttelt, von der gesammelten Aetherl\u00f6sung der Aether abdestillirt, der Rest des Aethers durch freiwillige Verdunstung in offener Sehaale entfernt, mit Wasser ausgezogen, die w\u00e4sserige L\u00f6sung fdtrirt, eingeengt und in derselben mit Millon\u2019s Reagens hei Erhitzung auf aromatische Oxys\u00e4uren (Hydroparacuniars\u00e4ui e und Paroxyphenylessigs\u00e4ure) gepr\u00fcft.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"309\nZur Untersuchung gelangten folgende Stoffe:-\nRohrzucker.\t.\n1.\tVersuch. Der Mischung I werden IG gr. Rohrzucker zihreselzt. Nach >> Tagen Untersuchung beider Mischungen:\nIn \u00bb1er Mischung luit Zueker.\nMischung ohne Zucker.\nImlul .... S\u00bbal\u00ab \u00bb1\t.\t.\nIMienol. Kresol\u00e9 IKvs\u00fcureu .\t.\nfehlt, fehlt.. fehlen. f\u00bbahlen.\nreichlich.\nwenig.\nwenig.\nwenig.\nII.\tVersuch. Derselbe Versuch wiederholt; die unter\u00ab suchten Fl\u00fcssigkeiten zeigten das obige Verhalten.\n\u00ab\nIII.\tVersuch. Der Mischung I wieder 16 gr. Rohrzucker zugesetzt. Untersuchung der Mischungen nach 0 Tagen.\n\tIn der Mischung mit Zucker.\tMischung ohne. Zucker.\n1 liofoi .......\tfehlt.\treichlich.\nSca l\u00bb \u00bbI . \u2022\t|\tfehlt.\treichlich.\nl\u2019lu'iml, Kresoh1 .\t. .\tfehlen.\treichlich.\nOxvsfuireii\t * 1\tfehlen.\treichlich vorhanden, \u25a0*\nFs geht also aus diesen Versuchen hervor* dass Zusatz von Rohrzucker das Auftreten von aromatischen F\u00fciiJnissproducten der Ei Weissstoffe vollkommen a u ssc h 1 ie ss t. Deshalb hat sich derselbe in der chirurgischen tTiixis einer gewissen W\u00fcrdigung zu erfreuen. Fischer1) -\u00ablang es, Hydrocetefl\u00fcssigkeit, Eiter, Fleischinfus durch Zu-satz von 25 \u00b0 o Zucker des Gewichtes der Fl\u00fcssigkeit l\u00e4ngere /\u2022\u2022it vollkommen klar und geruchlos zu erhalten, ohne die \u2014 bedeckt gehaltenen Gl\u00e4ser vorher sterilisirt zu haben, brachte er zu den Fl\u00fcssigkeiten die gleiche Gewichtsmenge\nl) O. Zeitschr. f. Chirurgie, Bd. XXII, S. 'ii5.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"Zucker zu, so Hessen sich die Gemische \u00fcber einen Monat aufbewahren, ohne dass sich Bact\u00e9rien oder Schimmelpilz,' entwickelt h\u00e4tten. In den nach einigen Tagen schon sauer werdenden Fl\u00fcssigkeiten wies er Milchs\u00e4ure nach.\nDie beobachtete hindernde Wirkung des Rohrzucker.* auf die Bildung der aromatischen Eiweissf\u00e4ulnissproduet. ben\u00fctzte ich auf Prof. Iloppe-Sey ler\u2019s Veranlassung zur Darstellung von Tyrosin. In den bisherigen Methoden war dieselbe durch die rasche Umwandlung desselben in Hydro-paracumars\u00e4ure sehr erschwert. Ich Hess zu diesem Zweck. 50 gr. Fibrin mit :2(X> ebem. Pancreasauszug und Zusatz von 10 gr. Zucker und 10 gr. CaC03 durcit 0 Tage bei einer constanten Temperatur von 32\u00b0 C. digeriren. V on der Verdauungsfl\u00fcssigkeit wurde ein Drittel abdestillirt, der R\u00fcckstand filtrirt, in dem Filtrat die Peptone mit Phosphor-wolframs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure ausgef\u00e4llt, die Fl\u00fcssigkeit filtrirt , die filtrirte L\u00f6sung bis zur alkalischen Reaction mit Barytwasser versetzt, durch Kohlens\u00e4ure der Baryt\u00fcbersdmss entfernt, filtrirt, das Filtrat zur Krystallisation abgedampft. Die d\u00fcnnsyrup\u00f6se L\u00f6sung li\u00ab*f\u00ab*rte beim Stellen reichlich Kry-stalle von Tyrosin neben dem Leucin.\nGlycerin.\nDurch die Einwirkung des Pancreasfermentes wird bekanntlich aus den mit der Nahrung eingef\u00fchrten Fetten im Darme Glycerin abgespalten; ausserdem f\u00fchren wir mit gegoltenen Getr\u00e4nken stets Glycerin in den Verdauungskamil ein. Dies die Veranlassung , seine Wirkung auf den Verlauf der Eiweisst\u00e4ulniss zu untersuchen.\nIV. Versuch. Der Mischung I 8 gr. Glycerin hinzugef\u00fcgt. Beide Mischungen nach 3 Tagen untersucht. In der Mischung mit Glycerin weder Indol, noch Scatol, Phenol und Kresole, Oxys\u00e4uren nachweisbar, in jener ohne Glycerin Indol reichlich, Scatol, Phenol und Kresole, Oxys\u00e4uien in geringer Menge nachweisbar.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"311\nV. Versuch. Wiederholung des Versuches, Untersuchung der Mischungen nach 6 Tagen. In der Mischung mit Glycerin fehlen die aromatischen F\u00e4ulnissproducte, in ji'iitT ohne Glycerin alle reichlich vorhanden. Das Glycerin schliesst demnach das Auftreten der aromatischen . F\u00e4ulnissproducte der Albuminsubstanzen ebenfalls aus.\nDextrin.\nDas hierzu verwendete Pr\u00e4parat wurde mir von Herrn * Dr. v. Mer in g g\u00fctigst zur Verf\u00fcgung gestellt , der dasselbe auf folgende Weise dargestellt hatte: Der St\u00e4rkesyrup des Handels, welcher durch Erw\u00e4rmen von St\u00e4rkekleistcr mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure und nachheriger Neutralisation vermin eist Ca CO3 erhalten wird, wurde mehrfach mit Hefe vergolden, alsdann auf geringes Volumen cingedampft, mit Alcohol gelallt, in Wasser gel\u00f6st und nochmals mit Alcohol gef\u00e4llt. Dasselbe erwies sich als vollst\u00e4ndig zuckerfrei (keine reduction von Kupfersulfat in alkalischer L\u00f6sung).\nIm VI. Versuch wurden der Mischung I 8 gr. Dextrin hinzugesetzt, beide Mischungen nach 3 Tagen untersucht. In der Mischung mit Dextrin fehlen alle aromatischen F\u00e4ulnissproducte, w\u00e4hrend in jener ohne Dextrin dieselben reichlich vorhanden waren. Dasselbe Resultat ergab sich im VII. Versuche mit 8 gr. Dextrin bei Untersuchung der Mischungen nach G Tagen. Dextrin verh\u00e4lt sich also bei der F\u00e4ulniss von Eiweissstoffen gleich dem Zucker und dem Glycerin.\nSt\u00e4rke.\nDa dasselbe durch die Diastase des Pancreasfennentes in Dextrin und Zucker umgewandelt wird, war schon a priori di* gleiche Wirkung desselben auf den Verlauf der Eiweiss-t\u00fculuiss zu erwarten. Die diesbez\u00fcglichen Versuche (V\u00dcI.f IX. V ersuch) mit je 8 gr. Amylum bewiesen die Richtigkeit dieser Voraussetzung, da in der mit St\u00e4rke versetzten F\u00e4ulnissmischung sowohl nach 3t\u00e4gig.er, als auch","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nnach 0t\u00e4giger F\u00e4ulniss die aromatischen F\u00e4ulnissproducte des Eiweisses vollkommen fehlten, w\u00e4hrend in der Mischung ohne St\u00e4rke dieselben reichlich vorhanden waren.\nFett.\nX. Versuch. 10 gr. Oliven\u00f6l zu der Mischung I. F\u00fcr die feine Emulsion des Fettes war durch das zugesetzte Pan-creasextract gesorgt. Beide Mischungen nach 3t\u00e4giger F\u00e4ulniss untersucht; in beiden waren Indol reichlich, Scatol, Phenol. Kresole und Oxys\u00e4uren weniger reichlich vorhanden, so dass angenommen werden muss, dass Fett als solches die Eiweissf\u00e4ulniss nicht behindert, eine um so auffallendere Thatsache, als wir von einem seiner Spaltungs-producte, dem Glycerin , eine behindernde Wirkung auf die Eiweissf\u00e4ulniss nachgewiesen haben; freilich sind die bei der Spaltung des Fettes auftretenden Glycerinmengen sehr gering.\nMilchsaurer Kalk.\nMilchs\u00e4ure wird theils mit der Nahrung (sauere Milch, sauere Gurken, Sauerkraut u. s. w.) in den Magen cingef\u00fclut. theils entsteht sie hier und im Darme durch G\u00e4hrung von Zucker, Gummi, St\u00e4rke. Um ihre Wirkung auf die Eiweiss-taulniss zu untersuchen, wurden im XI. Versuche der Mischung I 8 gr. milchsaurer Kalk zugef\u00fcgt. Bei der Untersuchung nach 3 Tagen waren in der Mischung mit milch-saurem Kalke aromatische F\u00e4ulnissproducte in kaum nachweisbarer Menge, in jener ohne denselben sehr reichlich vorhanden. Die behindernde Wirkung des Salzes zeigte sich im XII. Versuche bei Anwendung derselben Menge milchsauren Kalkes nach 6t\u00e4giger F\u00e4ulniss viel evidenter, da in der Mischung mit dem milchsauren Kalke aromatische F\u00e4ulnissproducte vollkommen fehlten, in der anderen aber sehr reichlich auftraten.\nDie weiteren Versuche beziehen sich auf \u00e4p fei sauren Kalk, weinsauren Kalk, citronensaurcn Kalk, wein-","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"313\nsau-res Kalinatron, die, in einer Quantit\u00e4t von je 8 gr.\nzugef\u00fcgt, bei 3 \u2014 Gt\u00fcgiger Dauer der F\u00e4uIniss die\n*\nBildung der aromatischen F\u00e4ulnissproducte keineswegs behinderten.\nBei diesem so auffallenden Unterschiede im Verlaufe der Eiweissf\u00e4ulniss bei Zusatz der erw\u00e4hnten Substanzen ergab sieh die Frage, auf welche Ursache derselbe zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. In der versuchten Beantwortung derselben geben uns die Untersuchungen von Prof. II o p p e - S e y 1 e r bei G\u00fchrungs-processen (Zeitschrift f. physiol. Chemie, Bd. Ill, S. 351) einige Anhaltspunkte. Er wies nach, dass bei der F\u00e4uIniss sowohl, als auch bei Einwirkung von Aetzalkalien, aus gewissen Kohlehydraten, so Zucker, St\u00e4rke, weiters aus Glycerin sich Milchs\u00e4ure bildet; aus der Milchs\u00e4ure wird eine Reihe fetter S\u00e4uren: Essigs\u00e4ure, Butters\u00e4ure, Caprons\u00e4ure, gebildet, daneben stets Ui und CO2. Der milchsaure Kalk liefert bei der F\u00e4uIniss butter->uuren und kohlensauren Kalk, Kohlens\u00e4ure und Wasserstoff, durch den Wasserstoff im Entstehungszustande leicht Re-ductionsproducte, wie Propions\u00e4ure1). Dem Zucker, der .St\u00e4rke, als auch dem Glycerin ist also die Bildung von Wasserstoff bei der F\u00e4uIniss gemeinsam.\nDa dieselben die aromatischen F\u00e4ulnissproducte, des Eiweisses ganz gleich ausschliessen, k\u00f6nnten vielleicht die durch den Wasserstoff in statu nascenti gebildeten Reductions-producte als das behindernde Moment der Eiweissf\u00e4ulniss in Betracht gezogen werden, ohne dass wir in diesen Vorgang durch unsere bisherigen Kenntnisse n\u00e4heren Einblick h\u00e4tten. Weinsaurer und citronensaurer Kalk liefern nach Zusatz von faulendem Fibrin und viel Wasser ebenfalls Kohlens\u00e4ure und Wasserstoff als Zersetzungsproducte2). AepfelsaurerKalk liefert bei der F\u00e4uIniss kohlensauren und milchsauren Kalk; der letztere /.erf\u00fcllt in essigsauren oder buttersauren und kohlensauren Kalk; durch den Wasserstoff im Entstehungsmomente wird ein Theil\nJ) Hoppe-Seyler: Physiol. Chemie, Bd. 1. S. 123.\n2) Hoppe-Seyler: Zeitschrift f. physiol. Chemie, Bd. 11, S. 1\u201428.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. X.\t22","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nder Aepfels\u00e4ure in Bernsteins\u00e4ure reducirt. Der in den diesbez\u00fcglichen Versuchen mit 8 gr. \u00e4pfelsaurem Kalk beobachtete Mangel einer Behinderung der Eiweissf\u00e4ulniss m\u00fcsste entweder auf den Umstand zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, dass durch di<-theilweise Reduction nicht die gen\u00fcgende Menge der ArpfH-sikne zur Geltung kam, oder dass die Unwirksamkeit demselben und der benannten Salze auf die Eiweisst\u00e4ulniss l*ei d\u20140 t\u00e4giger Dauer der F\u00e4ulniss durch deren langsame Umsetzung bedingt ist. M\u00f6glich, dass bei Anwesenheit gewisser Spaltpilze die Umsetzung schneller vor sich geht.\nDa \u00fcber die F\u00e4ulnissproducte des Dextrin bisher gar nichts bekannt ist, unternahm ich einen Versuch, um \u00fcber dieselben Aufschluss zu bekommen. Zu diesem Zwecke habe ich von dem erw\u00e4hnten Dextrinpr\u00e4parat 12,5 gr. mit \u00d6O gr. Pancreaswasserauszug (trockener R\u00fcckstand 1,82) und 20u cbcni. Wasser bei conslanter Temperatur von 32\u00b0 G. diircb 8 Tage der F\u00e4ulniss \u00fcberlassen. Von der Fl\u00fcssigkeit wurden\" nun 2/3 abdestillirt, das mit kohlensaurem Natron \u00fcbers\u00e4ttigte und eingedampfte Destillat wurde nach Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssiger verd\u00fcnnter II3SO4 abermals destil\u00fcrt. Fluchtbo leite S\u00e4uren waren nicht nachzuweisen, da die Neutralisation der entstehenden S\u00e4uren durch GaC\u00d6s verabs\u00e4umte. In dem R\u00fcckstand wurde nun mittelst der bekannten Methode der Darstellung des Zinksalzes der Milchs\u00e4uren ein Zinksalz tlar-gestellt, das bei Bestimmung seines Krystallwassers sich als Zinksalz der G\u00e4hrungsmilchs\u00e4ure erwies. Die aus demselben berechnete Menge der G\u00e4hrungsmilchs\u00e4ure betrug 0,184 gr. Es ist also hiermit nachgewiesen, dass sich Dextrin bei der F\u00e4ulniss dem Zucker, der St\u00e4rke entsprechend verh\u00e4lt, offenbar aber langsamer umgewandelt wird, ab dies bei der Dextrose der Fall ist.\nUm nun zu entscheiden, inwieferne die Resultate dm Versuche, wie sie f\u00fcr k\u00fcnstliche F\u00e4ulnissmischungen beschrieben worden, auf die F\u00e4ulniss im Organismus Anwendung linden d\u00fcrfen, habe ich Thierversuche unternommen, in welchen ich bisher den Einfluss ties Rohrzuckers, der St\u00e4rke, des Glycerins auf die Darmf\u00e4ulniss feststellte. Selbst-","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"verst\u00e4ndlich haben wir in diesen Versuchen mit der bereits im Magen beginnenden und im Dannkanal noch mehr zur 'Geltung kommenden Resorption der erw\u00e4hnten Substanzen\nals mit einem besonderen Factor zu rechnen. Es wird deshalb sehr schwer zu beurtheilen sein, wie viel von der ein-vnlfibten Substanz noch in den Darm gelangte und wie lange der Zeitraum dauerte, w\u00e4hrend welchen dieser Rest seinen- Einfluss aut den Darminhalt aus\u00fcben konnte.\nWegen der st\u00f6renden Nebenwirkungen, welche Zucker und Glycerin verursachen, wenn sie in zu grosser Menge in den Verdauungsschlauch eingeluhrt werden, mussten wir uns in den Versuchen mit den weiter unten angegebenen, nicht zu grossen und von den Thieren noch gut vertragenen Dosen begn\u00fcgen, was wir um so mehr thun konnten, da sich dieselben als gen\u00fcgend erwiesen, um einen nachweisbaren Ein-fluss auf die Eiweisst\u00e4ulniss im Darme erkennen zu lassen. \u2019\nDie Versuche waren die folgenden:\n1. M i t R o h r z u c k e r. Zwei mittelgrosse Hunde wurden \u2014 behuts Vorbereitung \u2014 durch eine Woche gleichm\u00e4ssjg, t\u00e4glich mit je 250 gr. Fleisch zu gleicher Zeit gef\u00fcttert. Indem\n\u00ab m\u00f6glichst gleiche Versuchsbedingungen borgest eilt waren, wurden bei einem Thiere vom achten l\u00e4ge an, durch eine Woche zu dem obigen Fleischquantum t\u00e4glich 50 gr. Rohrzucker zugesetzt, w\u00e4hrend das andere bei loiner Fleischf\u00fctterung verblieb. W\u00e4hrend der Z\u00fcckerf\u00fctterung untersuchte ich t\u00e4glich den Indol-, Scatol- und Phenol-gehalt der vollst\u00e4ndig aufgesammelten F\u00e4ces der Thiere, die bei Beiden in 24 Stunden dieselbe Quantit\u00e4t betrug. Dieselben wurden mit gleicher Menge Wasser zu einem d\u00fcnnen Brei verarbeitet und nach der bei den k\u00fcnstlichen F\u00e4ulniss-mischungen angewendeten Methode untersucht. Am 14. Ver-'Ucbstage (7. Tag der combinirten F\u00fctterung) Wurden die lbieie get\u00f6dtet, D\u00fcnndarm und Dickdarm gesondert unterbunden und deren Inhalt auf aromatische Producte unter-'Uclit, wodurch mir Gelegenheit geboten ward, zu bestimmen, \u00b0b sich bei Hunden die einzelnen Darmabschnitte.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":":ug\nin der Production der aromatischen Producte verschieden verhalten.\nDie Resultate der Untersuchungen sind die folgenden:\n1.\tIn den Faces des mit Rohrzucker und Fleisch go f\u00fctterten Thieres waren Indol und Phenol constant in auffallend geringerer Menge vorhanden, als in jenen des mit Fleisch allein gef\u00fctterten.\n2.\tScatol wurde in den Faces beider Thiere vermisst.\n3.\tIm D\u00fcnndarminhalte fehlten aromatische Fitulniss-producte bei beiden Thieren.\n4.\tDer Dickdarminhalt des mit Zucker und Fleisch gef\u00fctterten Thieres war viel \u00e4rmer an Indol- und Phenolgelmlt. als jener des ausschliesslich mit Fleisch gef\u00fctterten. Scatol fehlte bei Beiden.\nII.\tMit St\u00e4rke. Nach dem gleichen vorbereitenden Verfahren, wie oben, habe ich von zwei mittelgrossen Hunden durch 7 Tage bei dem einen t\u00e4glich 250 gr. Fleisch und 250 gr. gekochte Kartoffel, bei dem anderen 250 gr. Fleisch verf\u00fcttert. Die t\u00e4glich vorgenommenen Untersuchungen der F\u00e4ces und die ebenfalls am 14. Tage erfolgte Pr\u00fcfung des D\u00fcnn- und Dickdarminhaltes der get\u00f6dteten Thiere wiesen f\u00fcr die Kartoffel, resp. f\u00fcr die in denselben enthaltene St\u00e4rke die gleiche Wirkung auf die Dann-f\u00e4uliiiss nach, wie sie vom Rohrzucker beschrieben wurden: bei der F\u00fctterung mit Fleisch und Kartoffel fanden sich in den F\u00e4ces und in dem Dickdarminhalt Indol und besonders Phenol in viel geringerer Menge, als bei reiner Fleischf\u00fctterung ; Scatol fehlte bei Beiden, so auch aromatische Producte im D\u00fcnndarminhalte beider Thiere.\nIII.\tMit Glycerin. Nach 7 t\u00e4giger gleichm\u00e4ssiger Klitterung mit je 250 gr. Fleisch wurden bei einem Hunde durch 4 Tage nebst dem obigen Fleischquantuni t\u00e4glich 5 gr., durch 3 Tage t\u00e4glich 10 gr. Glycerin verf\u00fcttert, w\u00e4hrend der andere Versuchshund bei der Fleischkost verblieb.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\nBereits nach der schw\u00e4cheren Glycerindosis zeigte, sich }ici dem Ersteren ein geringerer Indol- und auffallend verminderter Phenolgehalt der Faces im Vergleiche mit denen des mit Fleisch Gef\u00fctterten, welcher Interscbied sich bei der gesteigerten Zufuhr von Glycerin noch evidenter zeigte. T\u00f6dtung der Thiere am 14. Tage, ln dem D\u00fcnndarminhalt fehlten bei Beiden aromatische F\u00e4ul-nissproducte. Im Dickdarminhalte bei dem mit Flefsch und Glycerin gef\u00fctterten Thiere sehr wenig Indol, kein Pli en \u00f6l nachzuweisen, bei jenem mit Fleisch allein gef\u00fctterten reichlich vorhanden. Scatol fehlte bei Beiden.\nDie gesammten Versuche beweisen:\n1.\tdass ausserhalb, des Organismus unter Verh\u00e4ltnissen, wo f\u00fcr die Eiweissfiiulniss im Uebrigen die g\u00fcnstigsten Bedingungen vorhanden sind, die Bildung der entschiedensten Fiiulnissproducte der Eiweissstoffe, wie Indol, Phenol, Oxy-sfuiren, ausbleibt, wenn Rohrzucker, St\u00e4rke, Dextrin, Glycerin, Milchs\u00e4ure zugegen sind und f\u00fcr die Neutralisation vorhandener oder gebildeter S\u00e4uren Sorge getragen ist.\n2.\tDie weiteren Versuche im Organismus erg\u00e4ben, dass, wenn auch nicht in der gleichen Entschiedenheit , dieselben Resultate erzielt werden durch die F\u00fctterung mit diesen Stoffen. Dass die Eiweissf\u00e4ulniss nicht so bedeutende Behinderung findet, wie ausserhalb des Organismus, wird seinen Grund in der Resorption finden.\nVon Interesse ist 3., dass die Fette eine \u00e4hnliche Wirkung nicht gezeigt haben.\nDie Resultate dieser Versuche sind nicht ohne practisohes Interesse, insoferne sie die M\u00f6glichkeit bieten, einer zu heftigen F\u00e4ulniss im Darmkanale durch Beigabe von Kohlehydraten zur . Nahrung zu begegnen.\nZum Schl\u00fcsse sei mir gestattet, Herrn Prof. Hoppe-Seylor f\u00fcr die g\u00fctige Unterst\u00fctzung bei der Ausf\u00fchrung dieser Arbeiten meinen verbindlichsten Dank abz\u00fcstatten.","page":317}],"identifier":"lit16626","issued":"1886","language":"de","pages":"306-317","startpages":"306","title":"Ueber den Einfluss der Kohlehydrate und einiger anderer K\u00f6rper der Fetts\u00e4urereihe auf die Eiweissf\u00e4ulnis","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:21.211926+00:00"}