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{"created":"2022-01-31T12:30:54.410746+00:00","id":"lit16628","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"A. von Planta","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 326-330","fulltext":[{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Vorkommen von Vernin im BlUthenstaub von Corylus avellana und von Pinus sylvestris.\nVon\nE. Schulze und A. von Planta.\n(Aus dem agriailtui-chomiHchen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am '.\u00bb\u00fc. M\u00e4rz 1886.)\nIn einer Abhandlung, welche vor Kurzem in dieser Zeitschrift \u00bb) zur Publikation gelangte, hat der Eine von uns in Verbindung mit E. Bosshard einen stickstoffreichen K\u00f6rper beschrieben, welcher in jungen Wicken- und Rothkleepflanzen, in den Cotyledonen von K\u00fcrbiskeimlingen und im Mutterkorn sich vorfindet; derselbe wurde mit dem Namen Vernin belegt. Dieser K\u00f6rper ist auch im Bl\u00fcthenstaub (Pollen) der Haselstaude (Corylus avellana) und der gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris) enthalten.\nSolcher Bl\u00fcthenstaub, welchen der Eine von uns fr\u00fcher schon einer Untersuchung unterworfen hat2), lasst sich leicht in betr\u00e4chtlichen Quantit\u00e4ten erhalten, indem man die Hasel-und Kiefer-K\u00e4tzchen vor dem Aufbrechen der Bl\u00fcthen abpfl\u00fcckt, sie in einem warmen und trockenen Raume auf Papier legt und den ausfallenden Bl\u00fcthenstaub sammelt j dei* letztere l\u00e4sst sich unver\u00e4ndert auf bewahren, nachdem man ihn \u00fcber Schwefels\u00e4ure oder in einem Trockenschrank bei gelinder\n* > Bd. 10, s. 80\u201480.\nA. von Planta, ober di** chemische Zusammensetzung de\u00ab Bl\u00fcthenstaubs der Haselstaude, Landwirthsch. Versuchsstationen, 15.1. \u201cd, S. 97 ; sowie fiber die Zusammensetzung des Bl\u00fcthenstaubs der gemeinen Kiefer, ebendaselbst, Bd. 32, S. 215.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"327\nWarme ausgetrocknet hat. Der Haselpollen bildet eine pulverige Masse von schwefelgelber Farbe; der Kieferpollen ist weniger lebhaft gelb gef\u00e4rbt; der erstere enth\u00e4lt 4,8\u00b0/o, der letztere 2,i\u00bb % Stickstoff (berechnet auf den \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrockneten Pollen). Beide Pollenarlen sind sehr reich an \u00e4ickslofffreien K\u00f6rpern. Interessant ist, dass in denselben betr\u00e4chtliche Mengen von Rohrzucker sich finden, welcher aus den weingeistigen Extractcn leicht in Substanz zu gewinnen ist (nach den zur Ausf\u00fchrung gelangten analytischen Bestimmungen enth\u00e4lt der Haselpollen 14,70\u00b0/*, der Kiefer-(fullen ll,24\u00b0/o der genannten Zuckerart).\nZur Abscheidung ties Verni ns aus den Pollen verwendeten wir das gleiche Verfahren, wie es zur Gewinnung dieser Substanz aus den anderen obengenannten Materialien diente. Der Pollen wurde mit Wasser \u00fcbergossen und etwa eine halbe Stunde iang im Wasserbade erhitzt. Den filtrirten w\u00e4sserigen Extract versetzten wir zuerst mit Bleiessig in m\u00f6glichst geringem Uebcrschuss, sodann (nach- Entfernung des Bleiniederschlags) mit einer L\u00f6sung von salpetersaurem Oiu cksilbcroxyd. Den durch dieses Reagens hervorgebrachten Xiedcrschlag wuschen wir mit kaltem Wasser aus, r\u00fchrten ihn sodann in Wasser auf und zersetzten ihn durch Schwefelwasserstoff. Die vom Schwefelquecksilber abfiltrirte Fl\u00fcssige keit wurde mit Ammoniak neutralisirt und im Wasserbade auf ein geringes Volumen eingedunstet. Nach dein Erkalten schied sich aus derselben Vernin aus, hier wie in anderen F\u00e4llen zun\u00e4chst in amorphem Zustande.\nVom llaselpollen wurden 1300 gr. f\u00fcr die Extraction verwendet; der Extract lieferte ungef\u00e4hr 1 gr. Vernin. Das--elbe bildete als Rohproduct eine grauweisse Masse, welche sich in heissern Wasser unter Hinterlassung eines geringen IR\u00fcckstandes aufl\u00f6ste. Aus dieser L\u00f6sung schied es sich heim Erkalten gr\u00f6sstenthcils in amorphem Zustande wieder aus; doch waren der amorphen Substanz einige feine Kry-dalle beigemengt. Es war mehrmaliges Umkrystallisiren 'aithig, um es ganz in die krystallinische Form \u00fcberfcu-","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nf\u00fchren *). Es stimmte nun im Aussehen vollst\u00e4ndig mit dem aus anderem Material gewonnenen Vernin \u00fcberein. Unter dem Mikroskop erschien es in \u00e4usserst d\u00fcnnen Prismen ; nach dem Abfiltriren und Trocknen bildete es eine weisse, atlasgl\u00e4nzende Masse. Es gab diejenigen Reactionen, welche in der oben citirten Abhandlung f\u00fcr das Vernin angegeben worden sind. Als eine Probe in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st, die L\u00f6sung im Wasserbade eingedunstet wurde, blieb ein gelber Fleck, welcher beim Befeuchten mit Ammoniak-fl\u00fcssigkeit intensiv rothgelb wurde. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Substanz gab auf Zusatz von Pikrins\u00e4ure-Solution nach einigen Stunden eine krystallinische Ausscheidung, auf Zusatz von Phosphorwolframs\u00e4ure und Salzs\u00e4ure einen gelblichen Niederschlag, auf Zusatz von Silbernitrat eine gallertartige, durchsichtige F\u00e4llung, welche in Ammoniakfl\u00fcssigkeit l\u00f6slich war; die so erhaltene L\u00f6sung lieferte beim Verdunsten eine krystallinische Ausscheidung (letzteres wurde auch bei Vernin aus anderem Material beobachtet). In der Silberverbindung-) wurde eine Silberbestimmung ausgef\u00fchrt; das Resultat entsprach der von der Formel CicHis Aga Ns Os geforderten Zahl, wie folgende Angaben beweisen:\n0,304 gr. Substanz, im Exsiccator bis zur Constanz des Gewichts getrocknet, gaben beim Gl\u00fchen 0,0980 gr. Ag.\nBerechnet :\tGefunden :\nAg\t32,430/o.\t32,250/0.\nUm eine weitere Best\u00e4tigung der Identit\u00e4t der gewonnenen Substanz mit dem Vernin zu erhalten, wurde das Verhalten untersucht, welches sie beim Kochen mit Salzs\u00e4ure zeigte. Ihrer w\u00e4sserigen L\u00f6sung wurde etwas concentr\u00e9e Salzs\u00e4ure zugesetzt, die Fl\u00fcssigkeit etwa eine Stunde lang gekocht, dann im Wasserbade auf ein geringeres Volumen\n*) Offenbar wurde bei der Abscheidung aus dem Pullen das Verum zun\u00e4chst in unreinerem Zustande erhalten, als bei der Abscheidmig au: anderen Materialien.\n2) Die Silberverbindung wurde so dargestellt und behandelt, wie es in der oben citirten Abhandlung (diese Zeitschrift, Bd. 10, S. 86) beschrieben worden ist.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"320\neingedunstet. Aus der so erhaltenen L\u00f6sung schied sich auf Zusatz von Ammoniak eine gelbliche Substanz aus, welche die Reactionen des Guanins gab. Sie l\u00f6ste sich weder in kochendem Wasser, noch in Ammoniakfl\u00fcssigkeiL Als eine Probe derselben mit concentrirter Salpeters\u00e4ure im Wasserbade eingedunstet wurde, blieb ein gelber R\u00fcckstand, welcher durch Natronlauge roth gef\u00e4rbt wurde, ln verd\u00fcnnter warmer Salzs\u00e4ure l\u00f6ste sich die Substanz leicht auf; die Fl\u00fcssigkeit lieferte beim Verdunsten ein in Nadeln krystallisirendes salzsaures Salz. Die L\u00f6sung desselben gab mit Pikrins\u00e4ure die von Capranica beschriebene Guanin-Reaction; mit am-moiiiakalischer Silberl\u00f6sung lieferte sie eine in Ammoniak unl\u00f6sliche F\u00e4llung. Demnach gab der aus dem Haselpollen abgeschiedene K\u00f6rper, ebenso wie das Vernin, beim Kochen mit Salzs\u00e4ure ein Spaltungsproduct, welches nach seinen Reactionen nichts Anderes sein kann als Guanin; die Identit\u00e4t jenes K\u00f6rpers mit Vernin kann daher als zweifellos betrachtet werden.\nAuch aus dem Kieferpollen (von welchem wir C00 gr., sp\u00e4ter noch einmal ein Quantum von 350 gr. verarbeiteten) erhielten wir nach dem oben beschriebenen Verfahren eine dem Roh-Vernin gleichende Substanz, jedoch in geringerer Menge als aus dem Haselpollen. Aus der Aufl\u00f6sung in heissem Wasser schied sich dieselbe beim Erkalten theils in kristallinischem, theils in amorphem Zustand\u00e8 wieder aus. Wir haben diese Substanz nicht in ganz reinen Zustand \u00fcbergef\u00fchrt, aber wir haben constat\u00e2t, dass sie die f\u00fcr das Vernin oben angegebenen Reactionen gab, und dass sie heim Kochen mit Salzs\u00e4ure ein Spaltungsproduct lieferte, welches nach seinen Reactionen f\u00fcr Guanin erkl\u00e4rt werden muss. Demnach kann das Vorhandensein von Vernin auch im Kieferpollen als nachgewiesen betrachtet werden.\nDiese Ergebnisse liefern eine Best\u00e4tigung f\u00fcr die in der \u00fcben citirten Abhandlung ausgesprochene Anschauung, dass das Vernin ein in den Pflanzen verbreiteter Stoff ist.\nZum Schluss seien noch einige Angaben \u00fcber die Stoffe gemacht, welche im vorliegenden Falle in den bei Verarbeitung\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. X.\t23","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nder Quecksilberniederschl\u00e4ge erhaltenen Fl\u00fcssigkeiten neben Verniri sich vorfanden. Asparagin vermochten wir aus diesen Fl\u00fcssigkeiten nicht zur Abscheidung zu bringen, weder bei Untersuchung des Hasel-, noch des Kiefer-Pollens: dagegen waren Xanthink\u00f6rper *) vorhanden. Dieselben wurden aus den vom Vernin abfiltrirten Mutterlaugen durch stark mit Ammoniak versetzte Silberl\u00f6sung gef\u00fcllt. Die mit verd\u00fcnnter Ammoniakfl\u00fcssigkeit ausgewaschenen Niederschlag.' l\u00f6sten wir in heisser verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure vom specifischen Gewicht 1,1; aus den filtrirten L\u00f6sungen erfolgten beim Erkalten krystallinische Ausscheidungen, welche abfiltrirt, ausgewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet wurden. Die Quantit\u00e4t derselben betrug bei Verarbeitung von 130o gi. Haselpollen 0,GG7 gr., bei Verarbeitung von 350 gr. Kieferpollen 0,355 gr. Die im ersteren Falle erhaltenen Krysfalle wurden unter Zusatz von verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure durch Schwefelwasserstoff zersetzt, die vom Schwefelsilber abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit mit Ammoniak' \u00fcbers\u00e4ttigt und eingedunstet. Es schied sieb eine in Wasser und Ammoniakfl\u00fcssigkeit unl\u00f6sliche Substanz aus, welche nach ihrem Verhalten f\u00fcr Guanin erkl\u00e4rt werden konnte. Die von demselben abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit gab mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung einen starken, gallertartigen Niederschlag. Derselbe wurde abfiltrirt, ausgewaschen und durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefd-silber abfiltrirte L\u00f6sung lieferte beim Verdunsten eine in kaltem Wasser schwer, in heissem leicht l\u00f6sliche Substanz, welche beim Eindunsten der L\u00f6sung sich in Ringen an der Get\u00e4sswand absetzte. Dass diese Substanz Hypoxanthin war, darf wohl als wahrscheinlich bezeichnet werden; ducli kann demselben Ad en in beigemengt gewesen sein.\n0 Man m\u00f6ge uns gestatten, hier wie in fr\u00fcheren F\u00e4llen der Kfuzo halber diese Bezeichnung anzuwenden.","page":330}],"identifier":"lit16628","issued":"1886","language":"de","pages":"326-330","startpages":"326","title":"Ueber das Vorkommen von Vernin im Bl\u00fcthenstaub von Corylus avellana und von Pinus sylvestris","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:30:54.410752+00:00"}