Open Access
{"created":"2022-01-31T12:41:24.056506+00:00","id":"lit16639","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cahn, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 10: 517-521","fulltext":[{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"Der Magensaft bei acuter Phosphorvergiftung.\nVon\nDr. Arnold ( ahn,\nl. Assistenten \u00bb!\u00ab>r meUicinisehen Klinik in Strasshnig.. y-\u00c7W.v\"\t<D\u00bbir Redaktion znj'pj\u2019aiif'cn am 22. Juli iss*;., .*\nDurch die Untersuchung einer Reihe von Magens\u00e4ften, .lie von Kranken verschiedenster Art stammten, waren von Mering und ich zu dem Schl\u00fcsse gekommen, dass seihst die schwersten Erkrankungen des Magens nicht im Stande siml, die Salzs\u00e4ure aus dem Magensaft verschwinden zu lassen\u00bb. Es hat den Anschein, als sei die Salzs\u00e4urebildung \u2022ine der haltbarsten Funktionen des Organismus, die selbst \u2022latin nicht erl\u00f6scht, wenn die erheblichsten St\u00f6rungen denselben gleichzeitig betreffen.\nMan musste sich desshatb die Frage vorlegen, ob \u00e9s \u00fcberhaupt eine Erkrankung des Magens gebe, bei der die Salzsaure nicht mehr secernirt werden k\u00f6nne.\nAm ehesten schien mir dies noch zu erwarten bei der acuten Phosphor Vergiftung : treten doch bei dieser in oxqui-sitem Maasse degenerative Zust\u00e4nde an den Magendrusen auf, an deren Th\u00e4tigkeit, der herrschenden Ansicht nach, die Bildung und Abscheidung der Salzs\u00e4ure gebunden ist. Mein \u2022 rstei Versuch schien auch diese Annahme zu best\u00e4tigen.\nVersuch 1.\t:\nEin mittelgrosser Hund wurde, um Milchs\u00e4ufobildung W Sicherheit auszuschliessen, l\u00e4ngere Zeit nui* mit Fleisch Mutiert. Es wurde ihm Phosphor in kleinen St\u00fcckchen in \u2018kn /Magen gebracht, und das Thier starb nach f\u00fcnf Tagen bei der sofort nach dem l ode vorgenonunenea Sektion landen, -kh die gew\u00f6hnlichen Ver\u00e4nderungen \u00bb1er acuten Phospli\u00f6r-^rgiftung. Der Magen war leer : an seinen Wandungen haftete tin dicker z\u00e4her Schleim, von dem ich 30 ehern aulsammeln","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":".,!,s\nkoimk*. Ich sch\u00fcttelte denselben mit der gleichen M\u00ab 1^, \"Wasser gut durch und erhielt durch Filtration 30 cbcni. klai< stark saure Fl\u00fcssigkeit. Dieselbe lieferte bei der Destillat km. Spuren einer fl\u00fcchtigen S\u00e4ure. Beim Behandeln des geengten R\u00fcckstandes mit grossen Mengen Aether gitvj all. S\u00e4ure in diesen, so dass eine neutrale w\u00e4sserige L\u00f6suigT zur\u00fcckblieb. Die \u00e4therische L\u00f6sung wurde verdunstet und liinterliess einen R\u00fcckstand, der durch 20 cbcni. V10 Normal-natron neutralisirt wurde, was 0,201 gr. Milchs\u00e4ure um] auf die urspr\u00fcnglichen 30 ehern. Schleim berechnet \u2014 0,>7 ausmachen w\u00fcrde. In den Aether war keine Spur fijilui gegangen.\tr\nNach diesem Experiment h\u00e4tte man nun schfies* i k\u00f6nnen, \u00ablass die Gastritis glaudularis, welche der Phosphor bedingte, eine Sistirung der Salzs\u00e4urebildung herbeif\u00fchre 1111,1 . dass die Salzs\u00e4ure durch eine andere nicht fl\u00fcchtige, in Act ln 1 l\u00f6sliche S\u00e4ure ersetzt w\u00fcrde. Doch war der Versuch liichi v\u00f6llig beweiskr\u00e4ftig, da \u00ablas Thier vor dem Tode die Nahrung verweigert hatte und ihm nichts mehr in den Magen gebnickt war, was zu einer gen\u00fcgenden Magensaftsecretion h\u00e4tte tvizen k\u00f6nnen. Es verhielt sich wie ein n\u00fcchternes Individuum, dessen.Mageninhalt bekanntlich frei von Salzs\u00e4ure ist. Deswegen erhielt in\nVersuch 2\t\u2022\t^\nein grosser, kr\u00e4ftiger, ebenfalls l\u00e4ngere Z\u00ab*it nur mit Fleetk gef\u00fctterter Hund vier Tage nach der Darreichung des 'Pli\u00e9**' phors, als er im Coma lag, durch die Schlundsonde in Wa^n suspeiidirten Pfeiler. Nach 3/4 Stunden wurde das Tlii-T durch \\ erbluten gel\u00f6dtet. Man fand bei der sofort Voigc-nonnnenen Sekt ion verbreitete iderische Verf\u00e4rbungen, TI\u00e4iib*r*\u2019 rhagien und hochgradige fettige Degeneration der verschieden' ii dr\u00fcsigen Organe. Speziell der Magen zeigte Ijei der miknr* \u25a0kopiseh.cn Untersuchung des frischen Oigans die Dr\u00fcsenzcIkH \"lark fettig entartet. Er enthmlt ausser dem gereichten lVt:v: noch einige Floisehbr\u00fcekchen, die in einer sauren Fl\u00fcssigkeit-. s\u00ab liwamnieii. Der in einzelnen Abschnitten untersuchte D nu:*","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"\nda mi war frei von Inhalt, seine Wandung war mit blutigem.\u2019 neutral reagirendeni Schleim bedeckt.\nDer Magensaft ergab bei der successiven Behandlung durch Abdestilliren, Aetherextraction u. s. w. .\nFl\u00fcchtige Siiure\t... 0,00 pro Milte\u00bb \u2022\nMilclisiinre................2,07 \u00bb\t>\nSalzs\u00e4ure...................2.12 >\t;\nEr enthielt deutlich nachweisbar Pepton und ein alls' der Schleimhaut bereitetes Infus verdaute Fibrin ziemlich gut.,\n\\>rsuch 3.\t\u2022\t'\nAuch der dritte Hund war durch eine l\u00e4ngere Periode\u2019 reiner Fleischf\u00fctterung zu dem Versuche vorbereitet. Er wurde mit Phosphor vergiftet, bekam am 5. Tage Ikterus, schien, aber dabei noch ganz munter und nahm die Vorgesetzte Nahrung; trotzdem starb er unerwartet schon am Morgen des sechsten Tages, ehe ich Zeit gehabt hatte, ihm, wie beabsichtigt, Fleischpulver in den Magen zu bringen. Bei der Sektion fanden sich reichliche H\u00fcmorrhagien und sehr ausgesprochene Fettdegeneration von Leber und Nieren. Der Magen war ungew\u00f6hnlich stark ver\u00e4ndert, seine Schleimhaut woisslich-gelb und tr\u00fcbe; er enthielt eine leicht blutig gcl\u00fcrbte, stark saure Fl\u00fcssigkeit, die klar filtrirte, Peptonreaktion gab Und\n0.\t03 pro Mille fl\u00fcchtige Saure und\n1,\ttJ \u00bb\t\u00bb Salzs\u00e4ure\t'\nenthielt. Der saure R\u00fcckstand des Aetherextrakts wurde mjt frisch gef\u00e4lltem Silberoxyd behandelt, das l\u00f6sliche Silbersalz durch Schwefelwasserstoff zerlegt, die freie S\u00e4ure mit Zink-Carbonat ges\u00e4ttigt und so aus den 72 ebem. Mageninhalt \".u920 gr. eines Zinksalzes gewonnen, das seinem mikroskopischen Verhalten nach als milchsaures Ziijk zu betrachten war. Der Wasserstoffgehall desselben beim? 0,0000 = 0.8% \u2018berechnet f\u00fcr fleischmilchsaures Zink 12,0\"-.). Es d\u00fcrfte\n0 Bez\u00fcglich der Md linde dar S\u00e4iirdtedimiiimiyen v\u00ab;r^rl. ;jti n von Morinm 1\u00bb. Ardi. I. kliii. Mediein. i'S\u00bb;,\t233 II.","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"\nsich also, wenn ein Schluss hei so kleinen Mengen gestatt.! isf, um Flcischinilchs\u00e4ure handeln.\nDas Auftreten freier Fleischmilchs\u00e4ure im Magen U etwas sehr Ungew\u00f6hnliches, da man sonst immer nur (ffih-rungsmilelis\u00e4ure (Zinksalz mit 18,1s0',, Wasser) findet, die am die Zersetzung eingef\u00fchrter Kohlehydrate zur\u00fcckzuf\u00fchren ist \u00ab,. In obigen Versuchen war die Dildung dieser S\u00e4ure ausgeschlossen, da die Thiere Wochen lang nur mit Fleisch Ern\u00e4hrt waren.\nEs liegt nahe, diesen Befund mit der oft constat irhn Thatsache in Beziehung zu bringen, dass bei der PhOsphni-vergiftung das Blut mit abnormen sauren Produkten \u00fcJm-laden ist, die, wie. wicderliolt nac)[gewiesen, in den Urin ak freie S\u00e4uren \u00fcbergehen und als solche auch in nicht unbetr\u00e4chtlichen Mengen in den sauren Magensaft abgeschieden werden. Es ist dies, so weit bis jetzt bekannt, der einzige Fall, dass in den Magen eine andre S\u00e4ure als Salzs\u00e4ure secii-nirt wird.\t^ \u2022\nDie Produktion der Salzs\u00e4ure selbst, wie die eines wirksamen Pepsins ist aber, wie aus Versuch 2 und 3 mit Sicherheit hervorgeht, durchaus nicht behindert. Erfolgt eine Beizung, so antwortet auch die durch Phosphor so schwer gesch\u00e4digte Magenschleimhaut mit einer ganz erheblichen Abscheidung von Salzs\u00e4ure.\nF\u00fcr die Pathologie dos Menschen ergeben sich aus diesen\nBefunden einige Fingerzeige. Bekanntlich war man vielfach nicht abgeneigt, f\u00fcr den Mangel oder die Verminderung der Salzs\u00e4ure im Fieber die tr\u00fcbe Schwellung und fettige Degeneration der Magendr\u00fcsen mit verantwortlich zu machen, Aach Klebs2) ist \u00abdie Magenschleimhaut eines derjenigen Organe.\ni hie Angabe h w\u00e4hl s bo/uglich \u00ables Auftretens freier Klei.'1 le luilrli-.iure nach Fleischtlarreielning isf von ihm selbst, gelegentlich eu/r. h-cUssiou auf \u00ab1er Stra-sburger Nafurlor.scher-\\ersaiiunlung, zur\"\u00ab k.-genommen wurden,\n-J lath. Anat. 1. S. 171.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"welche am leichtesten in dieser Weise reagirb ___________ und es\nerkl\u00e4rt sich nach ihm hieraus \u00abdie fr\u00fchzeitige und intensive Digestionsst\u00f6rung, welche alle fieberhaften Processe begleitet\u00bb. Ich glaube, man wird \u2014 die Allgemeingiltigkeit des Satzes vorausgesetzt, dass im Fieber die Salzs\u00e4ure mangele \u2014 auf diese Erkl\u00e4rung verzichten m\u00fcssen. Denn wenn die hochgradige Degeneration bei der Phosphorvergiftung die Salzr s\u00e4ure nicht zum Schwinden bringt, ist die graduell 'immerhin geringere bei acut fieberhaften Processen dazu an sich wohl auch nicht im Stande.\nZeitschrift l\u00fcr jihysioloftis h\" ( hemic. X*.\n","page":521}],"identifier":"lit16639","issued":"1886","language":"de","pages":"517-521","startpages":"517","title":"Der Magensaft bei acuter Phosphorvergiftung","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:41:24.056515+00:00"}