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{"created":"2022-01-31T13:32:49.196567+00:00","id":"lit16655","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"E. N\u00e4geli","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 11: 201-206","fulltext":[{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntniss der beim Eiweisszerfall entstehenden Phenyl-\namidopropions\u00e4ure.\nVon\nE. Schulz\u00ab und E. S\u00e4geli.\n,A,,M d\u00b0lU aKri\u00ab-nltnr-choiPlm-hen Laboratorium des Polytoohuikmns in Z\u00fcri\u00ab.-h.) . (I\u00bbcr KotlavUuu zug.puigon am au. November lhh\u00ab.)\n\\ oi einigen Jahren hat der Eine von juns durch Untersuchungen , Welche unter Mitwirkung von J. Har hier] aus-gef\u00fchrt wurden, den Nachweis gelietert, dass unter den-bei Zei>etzung \\on Eiweissstoflen mittelst Salzs\u00e4ure erhaltenen l\u2019mductcn eine Amidosiiure sich findet, welche man nach ilnen Eigenschaften und ihrer Zusammensetzung ats eine I lien y 1 amidopropions\u00e4ure unsch\u00f6n muss1), und dass \u00ab1er gleiche K\u00f6rper, wahrscheinlich ebenfalls als Product der\nEi Weisszersetzung, in etiolirten Lupinenkeimlingen enthalten ist 2).\t\u2022\t\u2022\nIn den Abhandlungen, in welchen die Resultate dieser Untersuchungen mitgetheilt wurden, ist es f\u00fcr sehr wahrscheinlich. erkl\u00e4rt worden3), dass jene Aniidos\u00e4ure mit der von E. Erlenmeyer und A. Lipp<) synthetisch dargestellten\nH Berichte dor D. ehein. Gesellschaft, Bd. 1\u00ab, S. 1711.\n2) Ebendaselbst, Bd. 14, S. 17S:>, sowie Journal f\u00fcr praktische Mienne |2]. Bd. 27, S. 337.\t,\ns) Berichte der 1). ehern. Gesellschaft, Bd. Id, S. 1711 ; Journal-f\u00fcr praktische Chemie |2J, Bd. 27, S. 348. Beim Niedersehreiben dieser Ab-nand hingen war es dem Verfasser derselben (E. S.j noch nicht bekannt, <lass die betreffende Amidosiiure optisch acliv sei.\n4) Berichte der D. ehern. Gesellschaft, Bd. 15, S. 1006; Annalen \u00ab1er Chemie, Bd. 219, S. 194,","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"P he n y 1 - * - A m id o p r o p i on s il u re (Phenylalanin) sei: ebendahin haben auch die eben Genannten Forscher siel, ausgesprochen *). Diese Annahme gr\u00fcndet sich' haupts\u00e4chlich auf die Wahrnehmung, dass beide Amidosauren bei der trockenen Destillation die gleichen Zersetzungsprodiiclc liefern, n\u00e4ndich Kohlens\u00e4ure, Phenyllaclimid und eine Hase C81IU.\\ welche nach den IjiliTsuclumgen von Erlenmeyer und Eipp Phenyl\u00e4thylamin ist. Doch stimmen die bidden K\u00f6rper in ihren Eigenschaften nicht vollst\u00e4ndig \u00fcberein: und zw.,,-bestehen die Verschiedenheiten in Folgendem: Die aus Lupin,.,,, keimlingon und aus Eiw.-isssloflVn dargestellte Amidos\u00e4iire krystaHisirt aus conceiitiirtcn noch wannen w\u00e4ssrigen L\u00f6sungen in gl\u00e4nzenden Pl\u00e4ttchen, aus verd\u00fcnnten L\u00f6sungen mit Krv-stallwasser in feinen weissen Nadeln, das Phenylalanin dag.-vn aus heissem Wasser beim Ei kalten in k1u7.cn si endormie verwachsenen wasserfreien Prismen, aus w\u00e4ssrigem Alkohol in gl\u00e4nzenden Pl\u00e4ttchen. Peim Erhitzen in Capillarr\u00f6hrclum zersetzt sich nach den von Erlenmeyer und Lipp ausgef Versuchen das Phenylalanin unter Zusammenschmelzeu\ndie aus Liipiuonkeimlingen dargestellte Amidos\u00e4iire Jiei -7o \u2014 2N()\u00b0. Das Kupfersalz der letzteren Amidos\u00e4iire ist wasserfrei, w\u00e4hrend die Kupferverbindung des Phenylalanins zwei Molek\u00fcle Kryslallwasser enth\u00e4lt (wei he jede\u00ab h schon beim trocknen des Salzes \u00fcber Schwefels\u00e4ure eidweichen ).\nDie Verschiedenheit im Aussehen der beiden K\u00f6rper k\u00f6nnte man vielleicht durch die Annahme erkl\u00e4ren, dass die aus Keimpflanzen und aus Eiweissstofl'en erhaltene Amido-s\u00e4ure nicht in so reinem Zustande gewonnen sei wie die synthetisch dargestellte. Man weiss ja, dass den aus den Organismen abgeschiedenen Stollen zuweilen schwer zu entfernende Pnroinigkeiten anhallen, welche die Art der Kry-staltisation jener Sto\u00dfe und ihr Aussehen beeinflussen. Oh aber die \u00fcbrigen Verschiedenheiten in den Eigenschaften der beiden Amidos\u00e4uren sich in solcher Weise erkl\u00e4ren lassen,\n\u2019) Annalen der (.heniie, Bd. 21t), S. lt)7, Anicerkuiig.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"i\u2019o:\u00ee\n]A doch fraglich, Insbesondere pilf dies fur dm IliftVrenz in dm W\u00e4rmegraden, hoi denen die Zersetzung mid das Ztn simmensclmmly.cn der genannten SI olio erfolgt. Iha der aus L \" 1 j i ! u \u2018 11 k t i 1111 i 11 LT \u00ab * I i abgeschiedenen Amidos\u00e4ure ; wurde dieser W\u00e4rmegrad li\u00f6lier gefunden als brim Phenylalanin, fahrend (Iftcb Verunreinigungen rjnes K\u00f6rpers in der liege! die Tem-j'.ralur, bei welcher derselbe /aisammeiisclmulz!, erniedrigen.\nKme andere Erkl\u00e4rung f\u00fcr jme Verschiedenheiten' Hisst -idi aber auf den sp\u00e4ter gef\u00fchrten .Nachweis *) gr\u00fcnden, dass ui\u00ab* aus Lupinenkeimliiigen und aus Kiwrisssbdlen erhaltene l\u2019lie.iiylainiilopropioiis\u00e4iire optisch aeliv ist. w\u00e4hrend. das l'lieiiylalanin von Er len me y er und Kipp als ein synthetisch dargeslelller K\u00f6rper, keine opliselie Wirksamkeit yeigl. \\>m 1 nlersurlumpf der im optischen Verhalten von einander ab-\\\\ei( liendeii Modifient innen chemise'lier Verbindungen bal man \u00eenedn facli die Peobaehlimg grmaelil , dass die dliveu und maeliven Isomeren nield nur im optischen Verhalten. sondern \u2022'ueh noeh in anderen Eigenschaften diferiren. So dial z.\u2019li. bewkowi I seb-) geiunden, dass active und inactive MandeH ^ur\u00bb1 iliebt denselben Schmelzpunkt besitzen : -das (Ylejelio beobachtete Udenburg3) f\u00fcr die flblorbydrale des activen nud iuactiven Cumins. Ansch\u00fctz4) f\u00fcr die WVinsaur\u00e8-Aother. ,)|V ;,( ,iv(\u2018\tIdsl sieb bekannt lieb leichter in Wasser\nals die Traubens\u00e4ure. Nach A. Michael und J. Wing6) unterscheidet. sich die inactive' Asparagins\u00e4ure, in welche-sieb die gew\u00f6hnliche Asparagins\u00e4ure beim Erhitzen mit Salzs\u00e4ure aul 1 <0 ISO\" verwandelt, nicht nur im optischen Verhalten, sondern auch in anderem Punkten von der arliven Modification.\nH Der erste Versuch, in welchem eine L\u00f6sung d.-r Amidos\u00e4ure in \\erdiinnter Salzs\u00e4ure im l\u2019olarisatmnsappnrat untersucht vvurde, gab ein negatives Resultat; sp\u00e4tere Versuche, welche der Line von-uns unter Mitwirkung von E. Bosshard aiisf\u00fchrte (diese Zeitschrift. ltd. h, S. 8*\u00bb;, \u25a0'\u2022rgatien. dass sowohl eine L\u00f6sung der Amidos\u00e4ure in Wasser, als auch <i,ie s0,c,,e in verd\u00fcnnter Arnmoniakl1\u00fcssigke*it Circularpolari&ation zeigt.\n2) Berichte \u00ab1er I). ehern. Gesellschaft, Bd. lti. S. lr,GS;\n3| Berichte der I). ehern Gesellschaft, Bd. 19, S. 207$. -,\n4)\tEbendaselbst, Bd. 18, S. 1:597.\n5)\tEbendaselbst, Bd. 17, S. 2984.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nDor Emo von uns und E. Bossharn1) haben gezeigt, da-* .man das active Leucin durch Erhitzen mit Barytwasser ;'Uf 1^>\u2014!\u00ab\u00ab\u25a0* in eine inactive Modification verwandeln kann, welche ein viel geringeres L\u00f6sungsverm\u00f6gen in Wasser hcsilzl, als jenes. |,n Hinblick auf diese Beobachtungen ami cs nicht aiiflallcn, dass die beiden Phenylamidopropioii. .sauren, von denen die eine optisch wirksam, die andere m-activ ist, ln Bezug auf mehrere 1\u2018iuikte in den Eigenschaften diflcrire\", und man kann das Vorhandensein dieser Differenzen nicht als ein Hinderniss f\u00fcr die Annahme betrachten, dass die aus Lupinenkeimlingen und Eiweissstolfeii erhaltene Amido-\nsauro wirklich Plieiiyl-*-A.midoprupions\u00e4ure (Phenyl-alaninj sej.\nKs (Tsdiirn aber doch w\u00fcnschenswerth, f\u00fcr letztere Annahme weitere St\u00fctzen zu gewinnen. Ein zur Erreichung\nim S< S Z,^S fO\u00ce*Uok\u2018r W(- leicht aufzufinden. Das henylalamn l\u00e4sst sich nach den Untersuchungen von Erlen-\nnieyer und Lipp in Tyrosin \u00fcberf\u00fchren, indem man es mtrirt, das so erhaltene Product mittelst Zinn und Salzs\u00e4ure zu Amidopheri) lalanin reducirt und das Sulfat oder Chlor\u00ab hyfrat des letzteren mit Natriumnitrit oder mit Salpetrigs\u00e4ureanhydrid zusammenbringt. War die oben besprochene Amido-saure wirklich Phenylalanin, so musste sie sich auf dem gleichen Wege in Tyrosin \u00fcherf\u00fchren lassen. Das Experiment hat gezeigt, dass dies in der That der Fall ist.\nWir hielten uns hei Ausf\u00fchrung unserer Versuche fast gauz an die von Erlenmeyer und Lipp in der Abhand-ung \u00fcber die Synthese des Tyrosins -) gegebenen Vorschriften. D,c ans (Aiprnenkoimlmgen erhaltene Amidos\u00e4ure wurde in eoneentrirter Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st, der L\u00f6sung unter Um-ndiren und best\u00e4ndigem K\u00fchlen langsam concentrirte Salpeter-sAuu zugeselzt (aut 1,- gr. der Amidos\u00e4ure verwendeten wir 7 ebem. Schwefels\u00e4ure und (\u00bb,{) ebem. Salpeters\u00e4ure). Das Itcaclionsprodiict wurde in 600\u2014700 ebem. Wasser gegossen, die Losung zum Kochen erhitzt; dann wurde zur Entfernung\nV Liese Zeitschrift, Bd. 10, S. 135.\n2) Annalen der Chemie. Bd. 2111, S. 101.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"205\n'\u25a0\u2018T Schwefels\u00e4ure Blcicarbomit eingetragen. Das Filtrat vom\nKleisulfat befreiten wir durch Einleilen von Scliwcfelwasscr-\n.lolV vom gel\u00f6sten Blei und dunsteten es sodann im Wasser-\nbade aut ein geringes Volumen ein. Es schieden sieb bald\nl.arle Krystalle aus, welche einmal aus Wasser umkryslailisirt\nwurden. Das Verhalten derselben entsprach den von Erlen-\nmeyer und Lipp f\u00fcr das Nitrophenylalanin gemachten Angaben.\nDieses Product wurde nun mit Zinn und Salzs\u00e4ure zusaminengebracht (auf 1 Th. Substanz nahmen wir 2 Tb. Zitinlulie und 5 Tb. coneenlrirte Salzs\u00e4ure; da jedoch diese\nZ.... uml_ Salzs\u00e4ure-Mengen nicht auszureiclien schienen, so\n\u00abmde sp\u00e4ter noch etwas mehr davon zugesetzt) W|r erw\u00e4rmten auf dem Wasserbade, bis das Nifroproduct sich vollslamhg gel\u00f6st halle; .lie L\u00f6sung, welche saizsaures Amido-l'henylalanm enthalten musste, verd\u00fcnnten wir stark mit Wasser, befreiten sie durch Emlciten von Schwelelwusserstblf /m\" un<1 dunsteten sie sodann ein. Es blieb eine lirauidich gef\u00e4rbte Masse, welche nicht zum KrysIaUisiren zu laingen war. Wir l\u00f6sten dieselbe iu Wasser und (heilten die Losung in zwei H\u00e4lften, von denen die eine direct, die zw. ile nach Entfernung der Salzs\u00e4ure weiter verarbeitet wurde Nach Er len meyer und Lipp kann man n\u00e4mlich zwar zur Darstellung des Tyrosins auch das Chlorhvdral des Amido-, phenyhdanins benutzen, indem man die L\u00f6sung desselben aut der berechneten Menge von Xalriummtrit (oder von Sal-pelrigsaure-Anliydrid) zusammenbringl; die L\u00f6sung f\u00e4rbt sich dabei aber dunkel und liefert slack gel\u00e4rhles Tviosin,' w\u00e4li-i' iid man ein nur wenig gef\u00e4rbtes Tyrosin-Pr\u00e4parat erh\u00e4lt, nia\" vom Sulfat des Amidophenylalanins ausgelit Wir befreiten daher die eine H\u00e4lfte der oben erw\u00e4hnten L\u00f6sung durch Eintr\u00e4gen von feuchtem Silberoxyd') von der Salzs\u00e4ure, leiteten in das Filtrat vom Chlorsilber zur Beseitigung gelosten Silbers Schwefelwasserstoff ein und verdunsteten es sodannjm Wasserbade. Es blieb eine kryslallinisehe Masse.\na urden ^ ^ Ui\"\"8\tTropfen Essigs\u00e4ure gesetzt '","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"Wir l\u00f6s!cri dieselbe in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, stellten die Eiisung in Eis und setzten Nntriumnitrit (letzteres sowie di.-Schwefels\u00e4ure in den von Erlenmeyer und Ei pp angc-\"ebenen (lewichtsverh\u00e4ltmssen) zu. Wir Messen die Fl\u00fcssL-keit li Sluinle lang im Eis, dann einige Zeit lad gew\u00f6lin-liclier Temperatur stehen; hierauf wurde sie langsam zum Sieden erhitzt und Stunde darin erhallen. Als sie na< I, dem Erkalten mit Ammoniak neutralisirt wurde, schied'sich ein niir wenig gef\u00e4rbtes Product aus, welches das Arische-,\n*\t\\ 1 o. dus zeigte; es gab sowohl dm\nHolt man nasche wie die Piria\u2019sche Ponction.\nHie zweite ! lallte der oben naher bezeichnet en Eosum brachten wir direct mit Natriumnitrit zusammen; wir ver-lui nt \u25a0 11 im I einigen ebenso, wie oben angegeben wanden id Hie Fl\u00fcssigkeit f\u00e4rbte sich schon in der K\u00e4lte dunkel : b, im Erhitzen schieden sich braune Klocken aus. Dieselben wurden duich Kill ration beseitigt. Das Filtrat neutralisirlen wir i,di Ammoniak. E< erfolgte Anfangs keine Ausscheidung; als wir aber die El\u00fcssigkeil \u00fcber Schwefels\u00e4ure der VerdimstmiLr iihi i-\u25a0Hessen, schieden sich bald feine Krystalle al), welche' uni- r dein Mikroskop das Aussehen des Tyrosins zeigten. Dieselben1 waren stark gef\u00e4rbt : wir reinigten sie durch riukrystaUHiivu aus ammoniakhaltigem verd\u00fcnntem Weingeist. Sit\u00bb gab-n sowohl, die Hoffmann sehe wie die Piria\u2019sche Pieactimi. Also auch in diesem Versuch war Tyrosin .entstanden : doch war dasselbe weniger rein, als das im ersten Versuch erhaltene (was nach den von Erlenmeyer und Eipp .gemachten Angaben von vornherein, zu erwarten war).\nDie Ergebnisse dieser Versuche liefern eine Best\u00e4tigung der von dem Einen von uns fr\u00fcher ausgesprochenen Annahme 1 ), dass die aus Eupinonkeimlingon und aus Eiweiss-stoffen erhaltene Amidos\u00e4uro eine optisch active Modification der Phenyl-\u00ab - A midopropion s\u00e4ure (des Phenylalanins) ist.\nH Diese ZeitsclmP. ltd. il, S. HC\u00bb.","page":206}],"identifier":"lit16655","issued":"1887","language":"de","pages":"201-206","startpages":"201","title":"Zur Kenntniss der beim Eiweisszerfall entstehenden Phenylamidopropions\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:32:49.196572+00:00"}