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{"created":"2022-01-31T12:54:54.924184+00:00","id":"lit16658","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ehrenberg, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 11: 239-256","fulltext":[{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber einige in einem Falle von sogenannter ..Wurstvergiftung' aus dem sch\u00e4dlichen Materiale dargestellte F\u00e4ulmssbasen. sowie \u00fcber einige, durch die Th\u00e4tigkeit eines besonderen, im gleichen Materiale aufgefundenen. Bacillus gebildete Zersetzungs-Producte.\nVeil\nAlex. KhreiiUen;.\niMittli' iluii^ ans il. ra i'li>n Institut)' \u00abI*-r l'iiui rsil\u00e2t (l>\"r lii (lai-tiuii /ut*i)},'aii}.\u00ab'ii am 20. mW lssi^)\nI. Uober einigo in der giftigen Wurst aufgefundono Basen.\nRokaiiidlieh treten zur Sommerszeit nach dem Gen\u00fcsse V\u201cii W dr.-len \u2014 besonders I.eberw\u00fcrslen \u2014 bisweilen V\u00ab>r-giflungserschehmngen aul*, \\v\u00ab*leli\u00ab\u2018 mau auf dir AliWesenheit mid Wirkung eines besonderen, einheitlichen, mildem Namen W urslgilt > belegten, Stolles znr\u00fcckl\u00efihreii zu d\u00fcrfen glaubte.-\" Derartig\u00ab' \\ ergiltimgsersoheiiuuigcu kommen im S\u00fcdenDeutsch-lauds h\u00e4ufiger vor, als im Norden: am hantigsten'\u2019jedoch im K\u00f6nigreich W'\u00fcrltemberg. Hier wurde ich denn aiicli vor \u00abIw.i. einem 'fahre von Gerichtswegen mit der chemischen \u2022 Untersuchung des Restes einiger W\u00fcrste betraut, deren Genuss kmz zuvor zur Vergiftung mehrerer Personen gef\u00fchrt hatte. Die Vergiftungserscheinungen waren in diesem Palle Jmsonders \u2018 intensive gewesen: zwei der Prkrankien waren sogar bald nach dem Gen\u00fcsse gestorben. Nach den Mittbeihmgen des behandelnden Arztes, Herrn Dr. Commerell, hatten die W\u00fcrste bereits einen faulen (Jeruch gezeigt, als sie ihm zuerst vorgelegt wurden; als ich selbst sie zur Untersuchung, erhielt, belassen sie einen ausgepr\u00e4gten Indolgeruch. \u2014,I)a die chemische Analyse die Abwesenheit metallischer Gifte ergeben hatte, ging ich sofort daran, die Isolirimg etwaiger","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\naulmssbasen - und zwar nach den damals eben bekannt gegebenen Methoden von % B r l ege r *) - z\u201e versuchen\u2022 zun\u00e4chst aber wurde ein kleiner TI,eil der fraglichen Wurd-Uiasse, muh Alkalisirung mit wenig liarylhydral, der Destil-lai,on m,t \\\\ asserdampf unterworfen. In der That zeigte liest,Hat deutlich den Geruch nach Indol und mit sahielrj..-s\u00e4urehaltiger Salpeters\u00e4ure gab es die f\u00fcr Indol characteristh, he >olhl\u00e4rhung in aUllallender Weise, w\u00e4hrend allerdings die fur Skatol clmraeleristische Violetll\u00e4rbuug auf Zusatz von Salzsaure nur \u00e4ussersl schwach cintr\u00e2t.\nNun wurden 15(10 gr. der giftigen Wurst l\u00e4ngere Zeit i\u201e zerkleinerte,h. Zustande mit salzs\u00e4urehalligem Wasser digerirl ,he breiige Masse alsdann auf vorher angele,,clitetc Eitler gebracht, der K\u00fcrksland abermals exlrahirl und das zweite l'illrat mit dem ersten vereinigt auf dem Wasserbade cin-r. 'laniptl. - Her schwach sauer reagironde Verdau,pl\u00fcngsr\u00fcck-stan.l wurde mit Alkohol exlrahirl, die Extraclio,isthissigkeil\n1 *r'r* \u00bb\"<1 eingedampll. nochmals mit Wasser aufgenon............\n'erdampfl und wiederum mil Alkohol ersch\u00f6pft, die klare alkoholische E\u00f6sung wurde mit alkoholischer Ouecksilber-chloridl\u00f6suug gef\u00e4llt, (1er nach 21 Stunden gewonnene Nieder-s< hlag abtiltrirt und in viel heissen, Wasser gel\u00f6st. Schon \" \"\" Klkalten ^ystallisirte ein Theil eines Quecksilherdopnel-salzes aus, nach Zerlegung dessen mittels Schwefelwasserslolf no filtrate vom .Sehwcl'oh|uecksilber ein zerlliessliches Chlorid Uhr,g blieb, welches in Alkohol gel\u00f6st und mit alkoholischem I I''1'\u201echloral gef\u00e4llt werden konnte. Dieses Blalinsalz erwies siel, \u201each \u201eein l\u2019mkrystallisire\u00fc aus Wasser als das l'lalin->lo.|,|,eisalz des Cholins. Es zeigte n\u00e4mlich die f\u00fcr jenes Malz character,sl isclien \u00fcber einander geschobenen Tafeln und bej -1er rial,,,bestimm,mg lieferte es folgenden f\u00fcr dasselbe zu-hollemlen lMatingrlialt :\n0,21:i.) jii*. Substanz hintor\u00fcessen 0,0075 gr. Platin.\nGefilmten \u2022\tHeivclmet f \u00fcr\nI GjH,4 XO)2 Pt Cl6:\n3,^\\ l\u2019t.\t;.51,S7% PI.\nlj L* ,lrit>8er- Ptomaine. Uerlin 1885 n. lsSO.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"211\nDor Dost dos Platinsalzes wurdo mittels Scliivefelwasseiv xdll /.oilegt und das nach (loin Lindampfon dos Fi\u00eetratos vom S( liuofolplatin oihalteno ( \u00abhlorhydrat zu verschiedenen lle-;h lioueii benutzt.\t.\nriiusphonmlirunnsiiiMv einen weissen Ni\u00ab\u00bbilorsclil;\u00bb\u00abrv J\nI\u2019lie\u00bbsplioi iii\u00ab.|yl\u00bb(h\u2018i\u00ab \u25a0 sam \u00ab I *1 los | \u00bb lit >r\\v< * 11 l i 11N s;\u00ee \u00bb i rt \u00bb Kaliiunqiieeksilhei joilul (vliie\u00e9ksilheirhlori<l (itiltlcl11 <rid Tuiiiiiiil\u00f4siiiiir\n'm\nstarken irelhliclien Xieilerselila;?, weissen k\u00fcn.jgcn XiederscLIat:. {\u00eeoIIumi Xieitersehlag,\nWeissen Nie IrrsclihiL'. ein kristallinisches Product, keim* Itoaetiou.\nAls ( a. 0,1 gr. dos sal/sauroii Salzes (\u2018inou\u00ef ausgewachsenen Kaiiiricli. ii per os, einem anderen ca. 0,00 gr. subculan ver-alnciclil wurden, konnteeine St\u00f6rung dos llelindens dersolhen mMil walirgenommon worden, lu dur Tha\u00ef gicht II ri og or ;m, dass ersl 0,.> gr. salzsauron (lliolins die letale Dosis t\u00efk ein Kaninchen von 1 kgr. K\u00f6rpergewicht soi. Audi dio Priai innigen , welche (\u00ee acht guns'1), sowie Il Doolini \u00efihor di<\u2018 g\u00fctige Wirkung dos Cholins maddon, sfimmen mil diesem lld'inde \u00fchoroin. Pebrigens berichtet 11. Doch n\u00ef *), dass or hoi \\ ersuchen an S\u00e4ugethioron \u2014 specicll an Katzen und Kaninchon \u2014 eine sehr auffallende Verschiedenheit der Em-plauglichkoit f\u00fcr dieses (Jilt eoiislaJiron konnte. -\nAus di\u2018in in \\\\ assor leicht l\u00f6slichen Tlioilo der- Oiiock-sUherdoppelsalze liess sich nach Entfernung des Oiiocksilhers mittels ScliwetelwasserstolV eine nicht unbetr\u00e4chtliche Ouan-lilid (Va. *\u2018l gr.) salzsaurer Salze gewinnen. Durch Darstellung 'k r Piatindoppelsalze und durch lleinigimg dieser .letzteren''\" gelang es, weitere Hasen zu isoliren. Zun\u00e4chst wurden noch guinge Onaiilil\u00e2ten des Cholinplatiusalzcs erhallen; allein in zur Analyse nicht ausreichender Menge, so dass dessen Identihit nur durch die mikroskopische Vergleichung der < liaraciorislischen KrysIalUdrni fpsl gestellt werden konnte. Aus der L\u00f6sung der Diatindoppelsalzo schossen aber ferner\nh Porp. nH\u2018<l. /eil set uv, til. I (ps70).\t\u2019\t'\n-) Archiv f\u00fcr experim.' Pathol. nml Pliaimakol., IM. MX. S. *)\u00a3.","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"warzig', aus kleinen Nadeln bestehende Aggregate an, wel.-h,. mechanisch ausgelesen und iiinkrystallisirt wurden. Zwar war aueh ihre Menge zur Analyse nicht hinreichend, unless gelahg e> doch, die Kryslalle durch Vergleich mil der Kryslallform des Platindoppdsalzes vom Neuridin, welches ich mir fr\u00fcher einmal dargestellt hatte, als solche des letzteren zu erkennen.\nDas I-Ialin wurde hierauf durch Schwefelwasserstoff ent-fernl und nun konnten mit der L\u00f6sung des salzsauren Salzes einige Meactionen angesteilt werden, welche in der That die Identit\u00e4t dieses Salzes mil Neuridin bezeugten; besonders . waien es das krystalliuischo Goldsalz und das schwer l\u00f6sliche pr\u00e4chtig krystallisiremle Pikrat, welche f\u00fcr dasselhe sprachen\u2019 - Nach by,,oder.indischer Injection des salzsauren Salzes\nmachten sich an einem Kaninchen keinerlei St\u00f6rungen he-merkbar.\nAus der Lauge der Platinsalze wurden ferner noch grossere nadclf\u00f6rmige Kryslalle erhalten, welche sich nach item Lmkrystallisiren als Platindoppelsalz des Dimethylamins darstclllcn. Auch das aus diesem gewonnene einfache salzsaure Salz erwies sieh durch seine Reactionen und durch den\nLerne h der durch Natronlauge in Freiheit gesetzten Base ab Jhniethylaininverbindung.\nDie Analyse des Platindoppelsalzes gab folgendes Resultat : gr. Substanz liinterliesson (1,0081 gr. Platin.\nGefunden :\tf,ir\nhf:Hj)s.\\H Hci|2m:i4;\n3S.0I \u00bb, P|.\t3fl,3\u00df\u00ab|o Pt.\nNach l\u00e4ngerem Stehen im Exsiccator setzten sich endlich aus der Platinsalzmutterlaugc noch kleinere Kryst\u00e4llchen alt, welche Octaederform besassen. Da dieselben sehr leicht l\u00f6slich waren und aus der Lauge nicht isolirt werden konnten, so wurde der ganze Rest in Wasser gel\u00f6st und aus dieser Losung mittels Schwefelwasserstoff das Platin entfernt. -Nun erhielt ich beim Verdampfen der L\u00f6sung eine zerfliess-hche Salzmasse welche bei Zusatz von Natronlauge den \u00aberueh nach Trimethylamin entwickelte, und durch Zusatz. '0n Doldchlond zur gleichen L\u00f6sung wurde ein Golddoppel-","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"iM\u00f6\n>.ilz gewonnen, welches die eharacterislisclien ,Formen des Trimethylamingolddoppelsalzes zeigle und sich auch bei der Analyse als solches zu erkennen gab. \u2014 Ein Theil des Coldsalzes -al\u00bb, durch Sch w efel wassers ( o IV vom (Johle hei Veil, nach dem Eindampfen und nach Zusalz von Plalinchlorid die leicht l\u00f6slichen \u00d6ctacder des Trinudhylaminplatiudoppelsalzes, nunmehr in reinem Zustande.\nPas Goldsalz lieferte bei der Analyse folgende Zahlen :\n\u00bb,3010 r1'- Substanz liinterli\u00ab*ss\u00ab-n 0.14<M) irr. An. '\nf, .. ,\tPeivclmet 1\u2018fir\n\u00abH-lunden :\t.....\t.\n(t<H;jI3 Ml An ('.I4:\n49,01 \u00abjo Au.\t4!).:!7% Au.\nA\\ 111 de endlich die goldsalzhaltige Mutterlauge durch S< hwelelwasserstoH vom Golde befreit und eingedampfl, ferner die hinterbleibende Salzmasse mit Natronlauge destillirt, das Destillat in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure aufgel\u00e4ngen und wieder (oiicentiirt, so erhielt ich zun\u00e4chst auf Zusatz von Platin-' chlorid einen Niederschlag von gew\u00f6hnlichem Platinsalmiak, im eingeengten 4ilfrate aber noch eine geringe Menge von Pl\u00e4ttchen, welche wahrscheinlich das Platindoppelsalz des salz^auren Methylamins vorstellten. Zu einer genauen Untersuchung war ihre Menge leider unzureichend, ein der Urspr\u00fcnglichen quecksilberchloridhaltigen alkoholischen Mutterlauge wurde nach dem Verdampfen des Alkohols, Wiederaufl\u00fcsen des R\u00fcckstandes in Wasser und Entfernen des Quecksilbers durch Schwefelwasserstoff neben viel Salmiak haupts\u00e4chlich nur noch Trimethylamin gefunden.\nSo wurden also aus der zur Untersuchung verwendeten Wurst neben Ammoniak die Basen: Cholin, Neuridin, Dimethylamin und Trimethylamin \u2014 wahrscheinlich auch etwas1 Methylamin \u2014 iso\u00fcri und nachgewiesen.\nDie Gesammimengc der salzsauren Salze Mer letzteren betrug etwas \u00fcber 3 gr. auf 1500 gr. Wurst.\nWenn man bedenkt, dass die Extraction der grossen Massen schwerlich eine ganz vollst\u00e4ndige war und dass ferner bei dem Reinigungsverfahren jedesmal grosse Antheile der","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"emzdnon Suhsianzmcngen verschwinden, so wird man die in \u00ab1er Wurst urspr\u00fcnglich enthalten gewesene Quantit\u00e4t die<tr Salze wohl auf das Doppelte veranschlagen d\u00fcrfen; und sn '\u2022rg\u00e4he sieh dann f\u00fcr je eine Wanst von der hier \u00fcblichen Gr\u00f6sse (d. h. von ca. SlMVgr. Gewicht) ein durchschnittlicher Dehall von \u00fcber 1 gr. an derartigen F\u00e4ulnissprodueten.\nDas Haupt product, welches isotirt.werden konnte, war dei Menge nach das Trimethylamin; dann erst kamen dn< Dimelhylamin und das Cholin. Basen von ausgesprochem,-\u2022 Oder besonders hervorragender Giftigkeit konnten in unserem Falle nicht isotirt werden; denn auch das Cholin soll ja, wie schon ohen hervorgehoben, erst in gr\u00f6sseren Dosen ein,* g\u00fctige Wirkung \u00fcben.\nAllerdings konnte man hei der;mikroskopischen Unler-suchung des ersten Kohprodi.ictos, welches dit* Ulatindoppel-salz(* allil* eventuell vorhandenen Hasen'enthalten musste. '\u2018' kennen, dass ausser den angef\u00fchrten, in gr\u00f6sserer Vfemm gefuiideno.il, Substanzen auch noch andere in geringer Md me zugegen waren; allein als einem Kaninchen eine L\u00f6sung dej-sulzsauren Salze \u00abdieses Hohprodudes suheutan injicirF wurde, konnten an demselben durchaus keinerlei \\ orgiflnngserschei-mmgen wahrgenommen werden. Da nun auch Hunde von der gleichen W ursl ohne Zeichen irgend welcher Beschwerden gefressen halten, so muss man annehinen, dass entweder gewisse Stolle nur auf (len menschlichen Organismus giftig wirken, oder \u2014 was wohf wahrscheinlicher \u2014 dass die Dauer der Giftigkeit der faulenden Warnst nur eine vor\u00fcbergehende\u2019 und dass die giftigen Drodu.de bereits wieder zerst\u00f6r! gewesen, als ich die Wurst zur chemischen Untersuchung erhielt. Dagegen erinnere ich mich allerdings auch eines fr\u00fcheren Falles, wo Hunde von der gleichen Wurst, deren Genuss hei Menschen heftiges Ueltelhetiiiden hervorgerufen, zur gleichen Zeit ohne nachfolgende' St\u00f6rung ihres Boiindens gefressen halten.\nBekanntlich hat Brieger (loc. eit.) bei seinen Untersuchungen \u00fcber die Ptomaine neben Cholin und anderen Ba>eii auch Neurin, das schon zu den .ausgesprochenen OilV-n geh\u00f6rt, aus faulem Fleische zu isoliren vermocht; und so ist","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"IS\ndenn nicht unwahrscheinlich, dass die giftige Wirkun\u00ab-verdorbener W\u00fcrste in der That von der Anwesenheit des Neurins in denselben herr\u00fchrt, einer Base, welche sich ja .lurch Wasserabspaltung aus dem Cholin zu bilden vermag. Ilie Gegenwart des Cholins sowohl, wie diejenige des Di- und trimethylamins, welch\u2019 letztere man mit gleichem Rechte als /Cersetzungsproductc des Neurins, wie als solche des, Cholins\nhol r\u00e4chten kann, lassen dies als nicht unwahrscheinlich \u00ebr--uhei non.\nVielleicht war gerade das Neurin in Folge seiner grossen Zor.sotzlichkeit zur Zeit meiner Untersuchung bereits w ieder verschwunden und deshalb in dem vorliegenden Materiale niehl mehr nachweisbar.\nSo viel ist indessen jedenfalls durch die vorstehende I ulersuchung mit Bestimmtheit nachgewiesen, dass in W\u00fcrsten, .Irren Genuss alle Symptome der sogenannten Wurstvergiftung ')\n- St\u00f6rungen im Magcndarmkaual und functioneile St\u00fcrun-en un Gebiete einzelner Augenm rven : Pupillenerweiterung, Accommod\u00e2t,onsl\u00e4hmung etc. - zur Folge hatte, leicht eine Anzahl von Basen geturnten werden, die schon anderweitig als Faul-Missalkaloidoorkaunt sind.\nII. Ueber einige durch die Th\u00e4tigkeit des aus dem Untersuchungsmateriale isolirten Bacillus aus N\u00e4hrstoffen\nerzeugte Basen.\nDie baetcriologisch-mikroskopische' Untersuchung der verd\u00e4chtigen W\u00fcrste hatte Herr Professor Nauwerck'\u00fcbei-noinmen. Es gelang demselben alsbald, darin die Anwesenheit eines Gelatine schnell verfl\u00fcssigenden Bacillus, sbwie diejenige zweier verschiedener Mikrokokken nachzuweisen.\nW\u00e4hrend nun die letzteren auf N\u00e4hrgohitihe nur eine misserst langsame Entwicklung zeigten, wuchs dagegen dei-. Bacillus sein- rasch unter vollst\u00e4ndiger Verfl\u00fcssigung seines N\u00e4hrbodens. Wir hielten cs daher niehl f\u00fcr unm\u00f6glich, dass'\n, \u201e Mei1- CoiTcsp.-lilatt 'les wiltUembergigrlL \u00e4rzli. banclmerrii.s, S. 15*1.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XI.\t17","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"goftide die Anwesenheit dieses besonderen Bacillus mit dem Aullrelen giftig wirkender Stoffe in urs\u00e4chlichen Zusammenhang zu bringen sei.\nHerr Professor Nauwerck hatte die Freundlichkeit, mir Reinculturen seines Bacillus zur Verf\u00fcgung zu stellen, so dass ich nun auch noch Gelegenheit erhielt, die basischen Stoffwochselproducte di(\u2018ses aus der Wurst stammenden Mikroorganismus unter verschiedenen Bedingungen etwas n\u00e4her zu studiren.\nB(>i der histologischen Untersuchung der W\u00fcrste halt*.* sich herausgestellt, dass Fleisch, Blut, Leber, Lunge und Speck deren wesentliche Bestandlheile waren, und diese Mass** war in Dick- und D\u00fcnnd\u00e4rme, sowie in M\u00e4gen eingef\u00fcllt. Um zu entscheiden, welche Bestandtheile derselben f\u00fcr ein** Intection der W\u00fcrste besonders g\u00fcnstig seien, wurden getrennte Uulturen des Bacillus auf Blut, Leber, Lunge und Herz, sowie auf D\u00e4rmen hergestellt, und sp\u00e4ter der chemischen Untersuchung auf F\u00e4ulnissbasen unterworfen. Ausserdem wurden auch Culturen auf Gelatine und auf einer L\u00f6sung von Fleischpopton in verschiedenen Stadien der Zersetzung untersucht.\n1. Einwirkung des Bacillus auf Blut.\nDefibrinirtes Blut wurde durch zehnst\u00fcndiges Erhitzen im Kochsalzbade in drei gr\u00f6sseren Kolben (je 2 Kilo) sterilisirt und die Kolben mit sterilisirtem Baumwollenverschluss versehen. Diese Kolben wurden sodann in bekannter Weise mit einer Beincultur des Bacillus inficirt und 10 Tage lang der Einwirkung desselben bei ca. 20\u00b0 \u00fcberlassen. Nach Ablauf dieser Zeit wurde zun\u00e4chst ein kleiner Theil der Masse der Destillation mit Wasserd\u00e4mpfen unterworfen und das Destillat auf Indol, Skatol und Phenol, aut die ersteren beiden mit positivem, auf letzteres mit negativem Erfolge gepr\u00fcft : alsdann aber wurde die Hauptmenge des F\u00e4ulniss-gemisches mit schwach salzs\u00e4urehaltigem Wasser auf dem Wasserbade digerirt und das Extract nach dem Verdampfen mehrmals mit Alkohol ausgezogen. Die R\u00fcckst\u00e4nde von","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"247\n\u25a0 !\u201e\u25a0 Verdampfung der alkoholische\u00bb Ausz\u00fcge wurde\u00bb \u00bbach l.rioger s Angaben durch Behandlung mit Quecksilberchlorid Zersetzung der Quecksilberdoppelsalze, Herstellung von Platin-doppelsalzen etc. zur Isolirung von eventuell gebildeten Basen verwendet. Die Reimlarstellung der gebildeten Produite wurde hierbei sehr durch das Vorhandensein einer indifferenten amorphen \u2014 vielleicht eiweissartigen \u2014 Substanz erschwert, (he in alle L\u00f6sungsmittel \u00fcberging und sich nur durch oft wiederholtes F\u00e4llen mit Aether nach und nach aus der alkoholischen L\u00f6sung entfernen liess. \u2014 Auch Brieger giebt an, einer derartigen Substanz bei seinen Untersuchungen begegnet zu sein. Amine konnten als Producte der F\u00e4ulniss nicht nachgewiesen werden; Ammoniak war nur in geringer Menge gebildet worden, i- Dagegen wurde ein K\u00f6rper brr. lallen, welcher in seinem Verhalten dem des Leucins sehr nahe kam. Beim Erhitzen im Reagensglas zeigte er den characterislischen Geruch und das lockere Sublimat; er entwickelte mit salpetriger S\u00e4ure Stickstoff, besass jedoch eine grossere L\u00f6slichkeit im Alkohol, als reines Leucin, eine Erscheinung, die indessen durch geringe Verunreinigungen des' K\u00f6rpers wohl bedingt sein konnte. Bei der Reinigung war die Menge desselben sehr zusammengeschwunden, reichte indessen eben noch zur Ausf\u00fchrung der Stickstoff-Bestimmung\nmi, welche allerdings einen f\u00fcr Leucin ann\u00e4hernd stimmenden Werth ergab.\t\u2018V\n0,2230 gr. Substanz ergaben 20,0 eben. Stickstoff bei 9\u201d und 739 ,\u201ero\nBarometerstand, entsprechend 10,50\u00b0/o N, n\u00e4hrend Lenrin 10 71 \u00bbn\nverlangt.\tu\nAls Producte der Einwirkung des Bacillus auf Blut\nkonnten demnach nur Indol, Skatol und Leucin nachgewiesen\nwerden, Stoffe, die als F\u00e4ulnissproductc schon l\u00e4ngst be-kannt sind.\n-\u2022 Einwirkung des Bacillus auf Leber und andere\nOrganthcile.\n.Mehrere Kilogramme Lunge, Herz und Leiter wurden i\" kleine, etwa nussgrosse St\u00fccke zerschnitten und in Kolben","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"218\nmit so vi\u00f6l Wasser, dass die Masse gerade davon bedeck) war, an drei Tagen je (> Stunden im Kochsalzbade erhitzt. Die Kolben wurden am Ende mit sterilisirter Watte verschlossen und nach dem Erkalten mit dem Bacillus infieirt, welcher darauf sogleich vortrefflich gedieh. Nachdem die F\u00e4ulniss 10 Tage gedauert, wurde\u00ab die Masse in den Kolben mit Wasser gekocht und das gewonnene w\u00e4ssrige Extract unter Zuf\u00fcgung von Salzs\u00e4ure, zur Wahrung der sauren Reaction, auf dem Wasserbade eingedampft. Beim Oeffnou der Kolben war der Geruch nach Indol nur ganz schwach bemerklieh, w\u00e4hrend der Geruch nach fetten S\u00e4uren \u2014 vorz\u00fcglich Butlers\u00e4ure \u2014 entschieden vorherrschte.\nDer beim Eindampfen der vorerw\u00e4hnten Extractionsfl\u00fcssigkeit resiiltireude R\u00fcckstand wurde wieder nach Briefer-Methode\u2014 Ersch\u00f6pfen mit Alkohol, F\u00e4llung mit alkoholisch, r L\u00f6sung von Quecksilberchlorid, Zerlegung der Quecksilbcr-doppclsaize mittels Schwefel wasserst otV \u2014 zur Darstellung der chlor'wasserstoffsauren Salze eventuell gebildeter F\u00e4ulniss-baseu verarbeitet.\nBeim Umkrystallisiren der Quecksilberdoppelverbindiingen, respective hei der Trennung der in Wasser l\u00f6slichen Oueck-\nsilherdoppelsalze der salzsauren Basen von den unl\u00f6slichen Peptonverbindungen, wurde eine kleine Quantit\u00e4t eines schwer l\u00f6slichen Doppelsalzes erhallen, welches nach dem Zerlegen mittels Schwefel wasserst off und nach Verwandlung in die Platinverbindung als Doppelsalz des Cholins erkannt wurde.\n0,1210 gr. Platinsair Inntcriicsscn 0.0)18:1 gr. Platin, entsprechen.I 31,US\u00b0f0 Pt. Oliolinplalinchlorid verlangt 31,87 \u00b0j0 Pt.\nAus dem in Wasser leichter l\u00f6slichen- Antheile der Quecksilberverbindungen result ni en nach Entfernung des Queck-\nsilbers mittels Schwefelwasserstoff die\nsalzsauren Salze meiner\u00ab r\nBasen, von denen Brieger\u2019s Xeuridin, ferner Dimethylamin und Trimethylamin isolirl werden konnten. Du\u00ab Isolirmig wurde durch t'mkrvstallisiren der abwechselnd dargest eitlen chlorwasserstoffsauren Salze und der Platindoppelsalze bewerkstelligt.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"249\nDas Platindoppelsalz des Ncuridins gab bei der Analyse felgende Zahlen:\n\"1930 gr. Substanz hinterliesson 0.0741 gr. Pt, entsprechend 3s.393n0 Pt. Neiiridinplatinchl.rid |C\u00e4Hi6N2PtClc) verlangt 3S,4!>0 \".0 Pt*\nDie Identit\u00e4t der vorliegenden Verbindung mit Brieger\u2019s Ncuridin wurde noch durch Darstellung des schwer l\u00f6slichen 1 ikiates, durch die Reactionen gegeti die gebr\u00e4uchlichen Alkaloidreagentien und durch die Darstellung des in leinen Nadeln krystallisirenden Goldsalzes erh\u00e4rtet.\nDas Goldsalz gab bei der Analyse folgende Zahlen: \u2018\n0.1520 gr. Goldsalz hinterliessen 0,0700 gr. Au, entsprechend 50,41 % Au. Neuridingoldchlorid verlangt 50,38 \u00b0/0 Au.\nDas Platindoppelsalz des Dimethylamins krystallisirtc zuerst in Nadeln, w\u00e4hrend langsamer Verdunstung der L\u00f6sungen unter dem Exsiccator aber in gr\u00f6sseren, sargdeckel-artigen Formen.\nBei der Analyse lieferte es folgende Zahlen :\n0,4205 gr. Platindoppelsalz liinterliessen 0,10N5 gr. Pt, .entsprechend 39,507 % Pt.\nDimethylammonplatinchlorid verlangt 39,30,\u00b0| Pt.\nAus den letzten Mutterlaugen der Platindoppelsalze schieden sich kleine \u00d6ctaeder aus, welche nach mehrmaligem Emkrystallisiren und Absaugen analysenrein erhalten wurden.\nDieselben stellten das Platindoppelsalz des Trimethylamins dar; denn bei Zerlegung des salzsauren Salzes mit Natronlauge machte sich sofort der characteristischc Geruch des\nTrimethylamins bemerklich. Ferner gaben:\n0,3290 gr. Platinsalz 0,1240 gr. Platin, entsprechend 37,02 Triinethylaminonplatinchlorid 37,28 \u00b0|0 Pt verlangt.\nPt, w\u00e4hrend\nAus der alkoholischen, Quecksilberchlorid enthaltenden Lauge, welche nach Ausf\u00e4llung der unl\u00f6slichen Q\u00fcecksilber-doppelsalze erhalten wird, wurde nach dein Entfernen des Quecksilbers nur Salmiak gewonnen.\nWie Versuche an Thieren (subcutane Injection der Salzl\u00f6sungen oder Application per os an Meerschweinchen und","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"Kaninchon) \u00abtiglon, waren prifli-o Substanzen nicht erhalte, worden. Die Versuche wurden mit einer w\u00e4ssrigen L\u00f6sun-des Verdampfungsr\u00fcckslandes von einem Theile des urspr\u00fcn .-IiHm-ii \u2014 nod, alle Stoffe enthaltenden \u2014 alkoholischen Auszuges, .sowie mit L\u00f6sungen der reinen .salzsauren Salze anges teilt.\na- Eil,wirkung des Bacillus auf Darme.\nLm zu entscheiden, oh vielleicht die den W\u00fcrsten a l mluillung dienenden D\u00e4rme zur Lieferung giftiger Substanzen besonders geeignet seien, wurden D\u00e4rme durch mehrt\u00e4giges Kochen not wenig Wasser (unter Entfernung des zuerst ah-ge>chiedeiien fettes) sterilisirt und hierauf mit dem Bacillus mhen-l. \u2014 Zu dem Versuche wurden 1 Kilo D\u00e4rme verwendet, welche ich auf mehrere Kolben vertheilte; die Kolben selbst waren mit Stopfen von stenlisirter Walte geschlossen. -/Wiederum nach 10 Tilgen wurden dieselben ge\u00f6ffnet, der Inhalt nach dem Extrahiren mit salzs\u00fcurehaltigem Wasser lillrirt und nach Brieger's Bange weiter verarbeitet. So-glcicji beim Oeffnen der Kolben machten sich die \u00fcbelriechenden Fetts\u00e4uren bomerklich.\nDie weitere Untersuchung der gebildeten Produde luderte zun\u00e4chst den Beweis f\u00fcr die Abwesenheit des Cholins, in-solem ein schwer l\u00f6sliches Quecksilberdoppelsalz nicht erhalten wurde. Neben viel Salmiak (aus den Resten der quecksilberchloridhaltigen alkoholischen Mutterlaugen) wurde dalur eine ansehnliche Menge von Salzen erhalten, aus denen sich Methyl-, Dimethyl-, Dj\u00e4thyl- und Trimethyl-Amin iso-liren liessen.\nfeinei landen sich, wie aus der Betrachtung der bei Darstellung der Platinsalze auftretenden Zwischenprod\u00fccte cisichtlich war, neben diesen Salzen noch einige andere Producte, deren Menge indess zu einer Isolirung und Reindarstellung nicht ausreichte. \u2014 Neuridin hatte sich in diesem Falle in bemerkbarer Menge nicht gebildet; daf\u00fcr sollte]\u00ab Methylamin und Dimethylamin bedeutend vorherrschen.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"a)\tAnalyse des Methylammonplatinclilorids:\nI10;)5 gr. Substanz hintprlnsson 0.107\"\u00bb prr. Pt, oiitsprerlii'iitl 41,307% Pt-X HC1)2p| Cl, verlangt 41,08% Pt.\n*\tI '\nb)\tAnalyse des DimeUiylammonplatinclilorids:\n.i2bu gr. Sulislanz liintorlivsson 0.1085 \u00abrr. p|. e.nlspnidif*ii\u00ab,| 30.507% Pf.\nI -j nx ll(*.l I2 Pt r.l4 v\u00bb*rlaii*rt\nc)\tAnalyse des 1 > i \u00e4 111 y 1 a \u00bb 111 n 0 n | \u00bbli 11 i 1 \u00bb c 111 \u00ab \u00bb r i < 1 s. :\nt>;.,iilO <rr. Substanz liintvrliessni n. 1 205 gr. pf, pnts|in*c|ipn\u00bbl35,04% I'l. H.-,)_* HN HCI |_. PtCIf verlangt 35.053% Pt.\nAuch bei diesem Versuche konnten Stolle, die eine giftige-Wirkung auf den Organismus \u00fcben* nicht beul \u00bbachtet werden.\nKs wurden deshalb zum Vergleiche- einige D\u00e4rme der gew\u00f6hnlichen F\u00e4ulniss \u00fcberlassen und die gefaulte Masse hinterdrein chemisch untersueM. \u2014 Indessen, mit Ausnahme des Diilthy latnin, wurden im Wisent liehen dieselben Stolle geturnten, wie im \\ ersuche mit\tdem reinen Bacillus; nur\nzeigte die Masse einen ausgepr\u00e4gten Faultlissgerudi (nach Indol und Skatol).\nAnalysen der .gewonnenen Producle:\na) 0,:;2tr\u00bb\tgr,\tSubstanz\tliinterlipsspn\t0.1350\tgr.\tPt,\tentmin\u00eacli\u00eafi\u00abl '\n41.07 \u00ab\u00bb0 Pt.\t\u2019\t:\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0\u2022\u25a0\t\u25a0\nF GHa 1 II-\u00bb X HCl I> Pt CU * verlangt\" 41.01%\nI') 0.311(1\tgr.\tSubstanz\thinterlinsen\t0.1 Hm\tgr.\tPt,\tMits.,rprl,<\u2018lnl\n37.402% Pt.\t1\t-\n[(CHj.foN IKI1 |gPt CU verlangt 37,28%.\t:\nd O.lbir.\tgr.\tSubstanz\tbinterliessen\t0,0637\u00bb\tgr.\tPt.\tent<preeheinl\n30,320 n Pt.\tV\n[ (CHaU HM ICI U Pt 134 verlangt 30,30%.\nt. Einwirkung des Bacillus auf Eleischpopion-:\nN\u00e4hrl\u00f6sung.\t.\nDa die Abscheidung und Reinigung der lVodude bei Culture\u00bb des Bacillus auf N\u00e4hrgelatine, wegen der Schwierigkeit einer vollst\u00e4ndigen Entfernung der leimartigen Substanzen, grosse Umst\u00e4nde machte, so wurden Reinculturen des Bacillus auf Fleischinfusum selbst gez\u00fcchtet. Der Bacillus gedieh auf","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\n<lie=en L\u00f6sungen sehr gut. Zun\u00e4chst bildete sich eine kahmi-c Oberschicht, welche nach einiger Zeit zu Boden sank; hierauf kam eine neue Schicht und das fr\u00fchere Spiel wiederholl,.\nsich im Laufe mehrerer Tage \u00f6ftere Male. Die N\u00e4hrll\u00fcssig-keit hatte folgende Zusammensetzung;\nlooo cbcni. Fleischinfusum (aus 250 gr. Fleisch)\n10 gr. Pepton sicc.,\n5 gr. Kochsalz\nund Natriumcarbonat bis zur schwach alkalischen Reaction der Fl\u00fcssigkeit.\n7a\\ den eigentlichen Versuchen wurden 5 Kolben mit ie 1o00 gr. dieser Mischung verwendet. Die Filulnissdauer betrug, wie in den fr\u00fcheren Versuchen, allemal 10 Tage. Am Ende dieser Zeit gab der Kolbeninhalt noch immer einen schwachen Geruch nach Fleischbr\u00fche, w\u00e4hrend derjenige des Indols und Skatols durchaus nicht zu bemerken war. Bei der Verarbeitung der Massen nach Brieger\u2019s Gange aber wurden wohl gi\u00f6ssere Quantit\u00e4ten von Salmiak, dagegen nur geringere Mengen organischer Basen erhalten. Nachdem die Fl\u00fcssigkeit nach Zusatz einiger Tropfen Salzs\u00e4ure bis zur sauren Reaction \u2014 zur Trockne verdampft und der R\u00fcckstand mit absolutem Alkohol extrahirt worden war, wurde ein Theil dieses alkoholischen Extrades abermals eingetrocknet, von Neuem in Wasser gel\u00f6st und auf sein Verhalten gegen den Organismus (Meerschweinchen und Kaninchen) gepr\u00fcft, dabei zeigte sich aber keinerlei Giftwirkung. Bei du Einhaltung des Brieg er\u2019sehen Isolirungsverfahrens wur-den erhalten: Trimethylamin, Di\u00e4thylamin und eine Base \\on der Zusammensetzung des Xcuridins. Allerdings waren auch noch die Salze anderer Basen vorhanden, allein nur in so geringer Menge, dass eine Darstellung derselben in analysenreinem Zustande ganz unm\u00f6glich war. Vornehmlich schienen noch geringe Mengen Kreatinins zugegen zu sein, die von dem Kreatin des Fleischinfuses herr\u00fchren mochten-\nDie I rohe mit Nilroprussidnatrium liess sich wenigstens in diesem Sinne deuten.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"i\u00f6 3\nAnalysen :\n, <\na) 0.1.\u2018?70\tgr.\tSubstanz\thinterliessen\t0,0505\tgr.\tPt,\tentsprechend\n30,801 \u00b0/o Pt.\n[(C:Hs)3 X HCI]2 Pt Cl4 verlangt 37,28\nI.) 0.1950\tgr.\tSubstanz\thinterliessen\t0.0750\tgr.\tPt,\tentsprechend\n38,401 \u00b0jo Pt.\tv\nXouridinplatinehlorid verlangt 38,49 \u00b0/0.\n<\u2022) \u00b0,18t7\tgr.\tSubstanz\thinterliessen\t0,0047\tgr.\tPt,\tentsprechend\n35,018 \u00b0 0 Pt.\nDi\u00e4lhylammonplatinchlorid verlangt 35,05*1\nd) 0,5130\tgr.\tSubstanz\tbintcrliessen\t0/2210\tgr.\tPt,\tentsprechend\n43,00 > Pt.\nPlatinsalmiak verlangt 43,900 \u00b0;c.\n01) das bez\u00fcglich seiner Zusammensetzung mit dem Xcmidinplatindoppelsalze \u00fcbereinstimmende Product wirklich als dieses anzusprechen sei, konnte der geringen Quantit\u00e4t gewonnener Substanz wegen nicht mit Sicherheit er\u00f6rtert werden. Das nach dem Entfernen des Platins mit Schwefelwasserstoff gewonnene salzsaure Salz gab allerdings mit Pikrins\u00e4ure einen dein Neuridinpikrat gleichenden Niederschlag, jedoch schien das Golddoppelsalz der Verbindung leichter l\u00f6slich zu sein, als das Neuridingolddoppelsalz, ein Umstand\u00bb du fl ei lieh vielleicht, wie heim Leucin, durch, eine geringe \\ orunreinigung der Substanz erkl\u00e4rlich werden k\u00f6nnte.\nAusser den eben angef\u00fchrten Producten wurde noch tine gelinge Menge eines Platindoppelsalzes gewonnen, das bei der Analyse t\u00fcr das lri\u00e4thylainmonplatinclilorid stimmende Zahlen lieferte.\n0.14;>0 gr. Substanz hinterliessen 0.0480 gr. Pt, entsprechend 33,104Qjo Pt.\nTri\u00e4thylaminonplalinchlorid verlangt 33,37 \u00b0|o.\nDieses Platinsalz bildete nadelt\u00f6rmige Krysfalle, welche jin \\\\ asser ausserst leicht, in Alkohol schwerer l\u00f6slich waren.\nBei der Abscheidung der Produete, welche durch die ' Gultur des Bacillus auf Fleisch-Pepton-Gela tine entstanden waren, habe ich mich eines vom bisherigen etwas abweichenden \\ erl\u00e4lirens bedient. Es hatte dies seinen Grund darin,,","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"dass ersh-ns die bei der Verarbeitung der .F\u00fculnissnmsson mit ui L\u00f6sung gehenden Antheile der leimartigen Substanzen Ihm Anwendung des B ri eg er\u2019sehen Bohrverfahrens sei,,-sebw.er zu entfernen waren, und dass mir zweitens wahrend d\u00abT bisher beschriebenen Versuche \u00f6fter der Verdacht auf-gestlegen war, dass di\u00ab\u2018 schliesslich isolirten Stoffe gar niclil die urspr\u00fcnglichen Stolfweehselproductc der F\u00e4ulnissbacillen sein iiiocldeii, sundern nur Zersotzungsproducte coinplieirtor., Lasen, welche in Folge des angewandten Isolirungsverialireie \u2014 iianienllicb des \u00f6fteren Eindampfens mit Salzs\u00e4ure \u2014 zerst\u00f6rt worden seien. Fm einiger m\u00fcssen dar\u00fcber \\n\\ Mare zu kommen, habe ich die alkoholischen Ausz\u00fcge des schwach sauren Vrrdampfungsr\u00fcckstandes eingedampft, mit wenig Wasser aufgenomnien, mit Natronlauge alkalisch gemacht und die alkalische Mischung mit Aether ausgezogen .Der Aether nimmt dann aber nur sehr wenig von dm basischen Droducten auf; die Mischung muss wiederholt mit Aether ausgesch\u00fcltelt werden, so oft, dass - falls man nicht mit continuirlich wirkenden Extractionsvorrichtungen arbeite! ~~ st*,,r vid\tverbraucht wird. Ich kann daher der\nAngabe Bneger\u2019s, dass man mit Aether den alkalisch gemachten Fl\u00fcssigkeiten nur wenig Stoffe eidziehen kann und-dass sich daher diese Methode zur Abscheidung von 1*1 omainen wenig eignet, nur beipflichten.\t^\u00b0\nIch habe den Aether, welcher die eventuell gel\u00f6sten basischen Stoffe enthielt , nun wieder \u00fcber Kalk getrocknet und alsdann durch Einleifen von trocknem Chlorwasserstoff die salzsauren Salze der gel\u00f6sten Lasen zur Abscheidung gebracht. Diese stellten nach dem Absaugen und Trocknen em reines, weisses Krystallpulver vor, ans welchem durch Platinchlorid reine Doppelsalze gewonnen werden konnten. Ich erhielt bei dieser Art der Behandlung nur Chlorammonium und chlorwasserstoffsaures Methylamin. Es scheint somit, als ob mit der Zunahme der subsUtuirenden Alkylgruppen im Ammoniak die L\u00f6slichkeit der Basen in Aether \u2014 resp. die M\u00f6glichkeit einer Aussch\u00fctt \u00e9lung derselben mit Aether abn\u00e4hme. Daf\u00fcr wurde allerdings das chlorwasserstottsaure","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Methylamin nach diesem Verfahren int Zustande der gr\u00f6ssten Reinheit gewonnen.\n\"\tSn,\u2018<lanz liinterliessen o,Cf,7r>gr. Pt, entsprecht\u00bb\u00bb! t!.53s\u00f6j0 l't.\nMethyl, rnMionplatincIilorid verlangt 41 .<\u00bb8\u00b0(o.\nDurch Aussch\u00fctteln der alkalischen Fl\u00fcssigkeit mit Petrol\u00e4ther konnte derselben nichts Erhebliches mehr entzogen werden.\n%\nBei der Untersuchung der Rchiculluren des von Prof. Xauwefck isolirlen Bacillus wurden demnach im Grossen mal Ganzen dieselben basischen Product\u00ab- erhalten, wie hei der Untersuchung der Wurst selbst.\nNach den vorliegenden Erfahrungen scheint es mir nun nicht berechtigt, f\u00fcr die Vergiftung \u00ablurch verdorbene: Wurst nur einen einzigen, in allen solchen F\u00e4llen wiederkehrenden, specitischen Stoff verantwortlich machen zu wollen; vielmehr Wird man die Gesanimtheit der hei der F\u00fculniss von Gewebs-thfiRoi auftretenden F\u00e4ulnissbasm\u00bb als Ursache der. eigent\u00fcmlichen Vergilt11ngseischei11un'gen ansehen m\u00fcssen. \u2022 \u00b0\t.\nOh endlich dem von Prof. Nauwerck isolirlen Bacillus eine directe Beziehung zur Wurstvergiftung zuzuschreiben ist, muss die Beobachtung weiterer \u00e4hnlicher F\u00e4lle ergeben. Ein hervorragender specifischer Einfluss auf die .Entstehung giftiger Stolle, gegen\u00fcber anderen F\u00e4ulnissbacilten, kennte im vorliegenden Falle noch nicht beobachtet werden.\nIm Anschluss an die vorstehende Untersuchung m\u00f6chte ich doch der Bemerkung noch Raum geben, dass die Meinungen dar\u00fcber wohl sehr gelheilt sein k\u00f6nnen, oh nun alle diese isolirten Stoffe bereits von dem betreffenden Mikroorganismus gebildet worden, oder ob sie nicht vielmehr nur als Zer-setzungsproducte - erzeugt durch die zur Isolirung benutzten Reagenticn -- complicirterer Verbindungen, welche der Bacillus geliefert, gedeutet werden m\u00fcssen. F\u00fcr die letztere Ansicht d\u00fcrfte indessen doch sehr der Umstand sprechen, dass Basen von sch\u00e4dlicher Wirkung .auf den Organismus in unserem Falle nicht isolirt werden konnten.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"Der Ansicht, dass die subsliluirten Ammoniakc, die ich gewonnen, vielleicht lediglich Zersetzungsproducte waren, wie sie durch die chemischen Operationsniethoden zu entstehen pflegen, m\u00f6chte ich auf Grund von Erfahrungen, die ich gelegentlich der Darstellung von substituirten Diaminen des Methylens (\u00fcber welche ich an anderer Stelle berichten werde i gemacht habe, am liebsten zuneigen.\nW\u00e4hrend n\u00e4mlich diese Basen im freien Zustande grosse Best\u00e4ndigkeit zeigen, sich namentlich v\u00f6llig unzersetzt destilliren lassen, werden sie durch Minerals\u00e4urcn sofort unter Bildung von Salzen der substituirten Ammoniakc zerlegt. Da nun manche der von Brieger aufgefundenen Basen aller Wahrscheinlichkeit nach in die Kategorie der substituirten Diamine geh\u00f6ren, so d\u00fcrfte wohl das Auftreten von Salzen der sub-stituirlcn. Ammoniakc der zersetzenden Wirkung der Salzs\u00e4ure (welche ja jedes Mal bei der Zerlegung der Queck-silbcroder Mal indoppelsalze in Freiheit gesetzt wird) aut der-artige Verbindungen zuzuschreiben sein.\nDagegen k\u00f6nnte man allerdings auch mit Brieger dir Vorstellung hegen, dass giftige Stotfe nur in einer bestimmten Periode des F\u00e4ulnissprocesses auftreten, um sp\u00e4ter von den Mikroorganismen selbst wieder in einfachere und ungiftige zerlegt zu werden.","page":256}],"identifier":"lit16658","issued":"1887","language":"de","pages":"239-256","startpages":"239","title":"Ueber einige in einem Falle von sogenannter \u00abWurstvergiftung\u00bb aus dem sch\u00e4dlichen Materiale dargestellte F\u00e4ulnissbasen, sowie \u00fcber einige, durch die Th\u00e4tigkeit eines besonderen, im gleichen Materiale aufgefundenen, Bacillus gebildete Zersetzungs-Producte","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:54:54.924190+00:00"}