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{"created":"2022-01-31T12:52:20.632152+00:00","id":"lit16663","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hasebroek, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 11: 348-360","fulltext":[{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber erste Produkte der Magenverdauung.\nVon\nDr. iiumI. Karl Ilnscbruek,\nAssist**nioir hui {\u00bbliysiolog..ehern. Institut in Strassbiii\u2019gi. E.\n<l\u00bbi r Hi'dartion zug\"--aiincu am il. F, bruai 18sT.)\nObgleich last genau ein halbes Jahrhundert verfl\u00f6sset] \u2022st, seitdem Schwann seine elassischen Studien \u00fcber die Materneldarning ver\u00f6ffentlicht luit, bei denen er zum ersten Mal in so timlassender Weise den k\u00fcnstlichen Magensaft t\u2019iii seine Versuche verwandte, so ist die Kenntniss der Ver-dauungsprodukte ivsj). Durchgangsprodukte der Magenverdauung noch* immer kein\u00f6 befriedigende: sie entbehrt noch der Einheitlichkeit, und eine ganze Leihe von Widerspr\u00fcchen ist noch zu beseitigen.\nIm hohen Masse ist dies der tall bei den eigentlichen Propeptonen und Peptonen, deren Studium in neuerer Zeit, unter Zuluilfonahme neu aufgefundener F\u00e4llungsmittel, eine gtosse Anzahl \\on Diirchgangsprodukten mit ebensovielen Namen ermittelt hat. Es ist diesen Untersuchungen der Propeptone und Peptone gegen\u00fcber das Studium der K\u00f6rper, welche unmittelbar bei der Aufl\u00f6sung der Eiweissk\u00f6rper entstehen, vollst\u00e4ndig in den Hintergrund getreten lind seit Meis>nei und Prli cke nicht wieder hervorgcholt worden : es ist das um so merkw\u00fcrdiger, als auch diese im Magen des Lebenden in Frage kommen, da die Zeit nicht aus-leichen kann, um die Peptonbildung im Magen zu vollenden.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"m\u00e2\t*\t\u2022\t.\n^onn auc^ nat\u2018h \u2018Ion Untersuchungen ein os Dr\u00fccke ilie Sache ziemlich abgeschlossen erscheint, so mussten doch die Untersuchungen von den neuen Gesichtspunkten aus, die man jetzt durch eine weitere Diflerenzirung der Eiweissk\u00f6rper erlangt hat, wiederholt werden. Br\u00fccke\u2019 sagt von den erstell Produkten der Verdauung schliesslich nur:- \u2019\u00abAltes bisher Gesagte zeigt,\tdass uns die Einwirkung des sauren\nMagensaftes zun\u00e4chst Produkte giebt, denen thcilwoiso der Stempel der Muttersubstanzen noch deutlich aufgepr\u00e4gt ist. Ja, wir erkennen einzelne dieser K\u00f6rper geradezu als Produkte des mechanischen Zerfalls1).\u00bb\nDie n\u00e4here \\ eranlassung zu den folgenden Versuchen war, dass in einer Portion k\u00fcnstlich verdauten Fibrins, die ich f\u00fcr einen anderen Zweck angefertigt hatte, sich reichlich Globulinsubstanzen vorfanden und durch ihr charakteristisches \\ ei halten, Unl\u00f6slichkeit in \"Wasser, L\u00f6slichkeit in verd\u00fcnnten Salzl\u00f6sungen etc., nachgewiesen werden konnten. Eine Probe der neutralisirten und vom Acidalbumin abtiltrirten : Ver-dauungstl\u00fcssigkeit gab, mit vielem destillirten Wasser versetzt, einen reichlichen, flockigen Amderschlag, der sich bei Zusatz von Chlorammonium wieder l\u00f6ste. Es konnte diese Globulinsubstanz schwerlich in solcher Menge dem Fibrin als solchem angeh\u00f6ren \u2014 Fibrin enth\u00e4lt stets aus dem Blute anhaftendes unver\u00e4ndertes Globulin in Spuren \u2014, sondern sie musste hei dem Verdauungsprocess sich gebildet haben, Die Verdauung war tr\u00fcge erfolgt, und in \u00b1X Stunden bei Zimmertemperatur war die freilich relativ grosse Menge des\nfibrins nur unvollkommen verdaut worden.\nE.s lag nahe anzunehmen, dass die langsame Verdauung in Verbindung mit der grossen Menge Fibrin dir Gelrgen-heitsursache der Bildung resp. der Erhaltung der Globidln-'Ub.-tanz gewesen war, und musste man deshalb hierauf bei den Versuchen B\u00fccksicht nehmen.\n> l'-W.\nD Si|y.uM?>hi*ridilp \u00abI. k;ii<. Ak.u|.\u00bbini.* \u00ab|. \\\\ is<\u00bb*iiscli;. XXXVII. j}.'.","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nMan kann nach Br\u00fccke\u2019s Angaben die Verdauung verlangsamen, indem man die Acidit\u00e4t des k\u00fcnstlichen Magensaftes herabsetzt: es musste dieses H\u00fclfsmittel hier um so erw\u00fcnschter sein, als Globulinsubstanzen bei Gegenwart von st\u00e4rkeren S\u00e4uren \u2014 schon bei l\u00b0/oo HCl \u2014 in Acidalbumin \u00fcbergehen, mithin nicht mehr als Globuline angetrotten werden k\u00f6nnen.\nIch verfuhr nun folgendermassen : Durch Ausziehen der Magenschleimhaut mit \\'* p. M. HCl-L\u00f6sung stellte ich eine k\u00fcnstliche Verdauungsfl\u00fcssigkeit her und f\u00fcgte zu verschiedenen gleichen, abgemessenen Portionen dieser Fl\u00fcssigkeit so viel HCl von bekanntem Gehalt, dass in den einzelnen Portionen die Acidit\u00e4t von V* \u2014l* 1* p. M. HCl variirt wurde. Die Acidit\u00e4t wurde in don einzelnen Portionen mitteist */i \u00ab Normal-Na OH vor dem Versuch festgestellt, um sp\u00e4ter genauer neutralisiren zu k\u00f6nnen, als wie es hei Gegenwart der \\ erdauungsprodukte, zumal bei den schw\u00e4cheren S\u00e4uregraden, sonst m\u00f6glich ist. Nach der Bestimmung der Acidit\u00e4t wurde dann das Fibrin zugesetzt, und die Verdauung begann. Den Nachweis der Globuline f\u00fchrte ich anfangs durch F\u00e4llung mit A\\asset* nach der Neutralisation, sp\u00e4ter auch, wie angegeben wird, durch F\u00e4llung mittelst schwefelsaurer Magnesia, und durch n\u00e4here Bestimmung des Coagulationspunktes.\nA. Versuche mit frischem Fibrin.\nVersuch 1.\nJo 300 ebem. Magensaft mit 80 gr. Fibrin. (Das Fibrin wurde stets nach dom Auspressen feucht gewogen.)\nDauer der Einwirkung: 18 Stunden.\nDie folgende Tabelle giebt f\u00fcr die verschiedenen S\u00e4uregrade die Globulinf\u00e4llungen durch Wasser nach der Neutralisation in den Filtraten:\nHCl in |>. M.\nll*\n1\nI1'\u00bb\nil ,-\t,\t\\ Scheinbar I>er Rr/insto Der gr\u00f6sste I Bis auf Bisam\nOlUUMtTA muunmg ganz timer- Theil unver- Theil unver- Spure\u00bb ver- Spure\u00bb v r-f (laut. j daut.\tdaut, I daut. ! daut.\n(Uohiilinf\u00e4llung duirli Wasser\nStarke\nI jTr\u00fcbung. j Sehwa.be Sietb-rsebhig Tr\u00fcbuug.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Die diu eh Leberschuss von Wasser hervorgebrachten Niederschl\u00e4ge resp. Tr\u00fcbungen l\u00f6sten sicli sofort' nach Zusatz von Chlorammonium und die L\u00f6sungen gerannen beim Erhitzen: es war also kein Zweifel, dass es sieb ,um (llobulin-Hibstanz handelt er Ls war bei dieser 18 st\u00fcndigen Einwirkung der Magenverdauung nur bei p. M. IICI die (ilobulinsub-stanz in nennenswerthen Mengen vorhanden: bei j/4 p. M. 11 (:i war die Verdauung \u00fcberhaupt so gut wie ausgeblieben, so dass kaum ein Produkt zu verlangen war. Anders stand es mit den h\u00f6heren S\u00e4uregraden: hier konnten die Globuline j entstanden sein, aber bei Gegenwart der st\u00e4rkeren S\u00e4ure und dem schnellen - Vorgeben der Verdauung, vielleicht schon zu Peptonen umgewandelt sein. Es musste dies durch Untersuchung der Verdauungsfl\u00fcssigkeiten in den ersten Stadien der Verdauung zu erfahren sein. In dem folgenden Versuch pr\u00fcfte ich successive von Zeit zu Zeit die Fl\u00fcssigkeiten auf den Gebalt an Globulinsubstanz und stellte dadurch auch zugleich ihr zeitliches Aut treten dem des Acidalbumines, ihres voraussichtlichen Umwandlungsproduktes, gegen\u00fcber fest. Es wurde immer eine Portion von 20 ebem. von der Verdauungs-fl\u00fc>Hgkeit abtiltrirt, neutratisirt und nach einer, eventuellen weiteren Filtration auf Globulin gepr\u00fcft :\nVersuch II,\nJe 300 ebem. Magensaft mit 30 gr. Fibrin. Angesetzt: 0 Uhr 30 M. V.\n1. Entnahme: 0 Uhr 50 M. V.\nH(\u2019,l in p. M.\n3'\n,4\n1\nXcutralisationspiiicipitat .\t__ _\nOlolnilinfalliing durch Was- , Sehr schwach. Schwache Starke / Starke ser.......................... Tr\u00fcbung. Tr\u00fcbung. Tr\u00fcbung Tr\u00fchuii-\nK\u00ab* Zusatz von Chlorammonium \u00fcberall Aufhellung\n(\tin ilci Tliat bei s.*ininillicli*sn Sauregradon dir\n'\u25a0iobulinsubstanz entstanden, bei ! und 1 M. UC! sogar","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"entschieden mehr wie bei den anderen Portionen; Acid-albumin fand sich bei dieser kurzen Einwirkung von 20 Minuten noch nirgends.\n\tEntnahme: 11 Uhr. V.\nH OI in p. M.\n3f.\nHU\n\\'<Milrali>-ations- j\t_ Gering flock. Starker flockjStarker Hook.\npranpitat . . I\t| Niederschlag. Niederschlag. .Viederschlii.'\nOlnbulinf\u00e4dung j\tFlockig Flockige j Starke\tStarke\n\u00ab.lurch Wasser | 'F\u00e4llung, j F\u00fcllung. Tr\u00fcbung. . Tr\u00fcbung.\nDer Gehalt an Globulin war, umgekeiirt wie bei der \u00ab rsten Entnahme, jetzt gr\u00f6sser bei ,/a und \u00ae/4 p. M. HCl wie hei 1 und I */4 p. M. HCl. Acidalbumin war ausser bei 1 - P- HCl \u00fcberall gebildet worden.\nHie Globulin-Xiedersclil\u00e4ge konnten dekanlirt werden, loslen sich in Chlorammonium und fielen bei S\u00e4ttigung mit Steinsalz wieder aus: ein weiteres Charakteristikum der Glo-bulinsubstanzen mit Ausnahme des Vitellin.\n\u2022\u00bb. Entnahme: :1 Uhr X.\nHOI in p. M.\ti-2\t*4\t1\tl\u00bb,\nNeutralisations- 1 pr\u00e4cipitat. . )\tStarke F\u00e4llung.\tF\u00e4llung.\tF\u00e4llung.\nttbibnlinl\u00e4lhmg j \u2018 t'Ukt1\t, 1 Niederschlag.]\tTr\u00fcbung.\t\u2014\t\nGlobulinsubstanz war b\u00e9i 1 und P'4 p. M. HCl nicht mehr nachzuweisen, am reichlichsten hingegen vorhanden bei\n'* P* ^\u2022 HCl, wo es noch immer nicht zur Bildung von Acidalbumin gekommen war.\n1. Entnahme; 10 Uhr V. des folgenden Tages.\nHOI in p. M.\t1\t3\u00bb\t1\t0 1\nNentralisatious-pr\u00e4eipitat. .\t1\tStarke 1 F\u00e4llung. 1\tF\u00e4llung.\t\u2018 ... \u2022\t\u2014\nOlnhidinfullung. 1\tFlockiger Niederschlag.\tTr\u00fcbung.\t\u2014\t\u2014","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"353\nGlobulinsubstanz wieder am reichlichsten bei. 1'2 p. M. IICI, bei 3/4 p. M. HCl hist gar nicht vorhanden. Achl-albumin jetzt auch reichlich bei 12 p. M. HCl, w\u00e4hrend es bei 1 und 1*4 p. M. HCl jedenfalls schon weiter in Propepton uingewandelt war; hier war auch die Verdauung vollkommen ei folgt, bei den andern beiden Portionen waren noch Spuren von unverdautem Fibrin.\nEin leberblick dieser 4 Tabellen ergiebt deutlich das successive Auftreten und Verschwinden der C.lobuline bei der Verdauung: sie entstehen bei jedem S\u00e4uregrad, verschwinden abei verschieden rasch, indem sie wcilergef\u00fchrt werden in Acidalbumin, je nach dem S\u00e4uregrad und jedenfalls auch nach der Schnelligkeit der Verdauung \u00fcberhaupt, zwei Faktoren, die Hand in Hand gehen. Endlich ersieht man aus den Tabellen, dass die Globulinsubstanz das erste \u00fcmwandlungs-produkt des Fibrins ist, denn Acidalbumin wurde erst bei\nder. \u00b1 Entnahme gefunden, nachdem die Globulinsubstanz schon vorhanden gewesen war.\nIch stellte nun zun\u00e4chst fest, dass das erste Produkt der Verdauung durch Magnesiumsulfat vollst\u00e4ndig ausgelullt uerden konnte, ein weiterer Beweis f\u00fcr die Globulinsubstanz; ich verwandte diesmal Fibrin, das mehrere Male mit 12 .*/o Chlorammoniuml\u00f6sung extrahirt war, um ganz sicher zu sein, dass die Globulinsubstanz nicht doch von einer Verunreinigung des Fibrins herr\u00fchrte. Das Filtrat der ges\u00e4ttigten Magnesiumsulfatl\u00f6sung coagulirtc beim Erw\u00e4rmen nicht mehr w\u00e4hrend die w\u00e4sserige L\u00f6sung des Magnesiumniederschlages auf dein Filter beim Erhitzen sofort gerann\nC\t\u2022\ta\nEs musste sieh jetzt die Frage aufwerfen: Haben wir eine einzige Globulinsubstanz vor uns, l\u00e4sst sie sich weiter cliarakterisiren und stimmt sie mit einer bekannten Globuliii-\nsubslanz \u00fcberein? Es konnte da nur die Bestimmung des loagulationspunktes entscheiden.\nIm m\u00f6glichst reichlich den K\u00f6rper darzustellen, verehre ich so, dass ich stets einen Magensaft von Va p. M. HG1\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XI.\n21\n\u2022 \u2022 .*","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nverwende und nach einigen Stunden, wenn noch gr\u00f6sser\u00ab* Fibrinmengen unverdaut sind, abfiltrire, in der angegebenen Weise genau neutralisme und vom Acidalbumin eventuell abfiltrire. Durcli weiteres, mehrmaliges Filtriren durch ein und dasselbe Filter bekommt man den K\u00f6rper dann in wasserklarer L\u00f6sung, so dass man die Coagulationspunkte mit grosser Sch\u00e4rfe bestimmen kann. Zur Controlle f\u00e4llte ich einen Theil der klaren L\u00f6sung durch S\u00e4ttigen mit Magnesiumsulfat und bestimmte in dem wieder aufgel\u00f6sten Niederschlag ebenfalls die Coagulationspunkte: eine geringe Erh\u00f6hung derselben durch die mehr oder weniger concentrate Magnesiumsulfatl\u00f6sung war zu erwarten.\nVersuch IU.\n20Q ehern. Magensaft mit 20 gr. Fibrin.\nAngesetzt: 11 Uhr 15 M. V. '\nAbfiltrirt : 4 Uhr N.\nNeutralisirt, vom Acidalbumin abfiltrirt.\na)\tDie klare L\u00f6sung coagulirte bei :\nI. 55\u00b0, II. 5G\u00b0, III. 50\u00b0.\nEs wurde nach l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen bis zu G0\u00b0 vom gebildeten flockigen Coagulum abfiltrirt, das Filtrat coagulirle bei:\tI. 72\u00b0, II. 74\u00b0.\nb)\tDer gr\u00f6sste Theil der L\u00f6sung wurde mit Magnesinm-sulfat gefallt, der Niederschlag wieder in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung coagulirte bei :\n\u00cf 58\u00b0, II. 60ft. l\nDas Filtrat tr\u00fcbte sich bei \u00fcbi*r 70\u00b0 nochmals.\nVersu\u00e8h IV.\n300 cbcm. Magensaft mit 50 gr, Fibrin.\nAngesetzt : 11 Uhr 45 M. V.\nAbfiltrirt: 3 Uhr 30 M. N.\nWenig Acidalbumin. Filtrat coagulirte bei 54\u00b0 und nach dem Abfiltriren des reichlichen Coagulions bei \u00fcber 7o\u00b0 nochmals.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Es gehl aus diesen beiden Versuchen \u2014 die ich \u00fcbrigens aus einer grossen Zahl herausgegrifTen habe \u2014 mit Ent- ; schiedenheit hervor, dass es sich um zwei sieh gut unterscheidende Substanzen handelt, eine, die bei 50\u00b0 ca. gerinnt, eine andere, deren Coagulat ionspunkt \u00fcber 70\u00b0 liegt. Die ersterc stimmt demnach mit dem Fibrinogen und dem Myosin, die letztere mit dem Serumglobulin \u00fcberein.\nA\\ enn es sich bei diesem letzteren K\u00f6rper nun wohl um nichts Anderem handeln kann, wie um Serumglobulin selbst, so kommen bei dem ersteren 2 Globulinsubstanzen in Frage. Das Fibrinogen unterscheidet sich von dem Myosin nur durch die F\u00e4higkeit, mit H\u00fclfe des Fibrin fermentes und ein wenig Serumglobulin zu gerinnen. Lag also Fibrinogen vor, so musste ohne Weiteres Gerinnung ointreten, wenn man die vom Acidalbumin abfiltrirte, neutrale Verdauungs,-IhWigkeit mit ein wenig frischem Blutplasma zusammenbrachte: der Versuch gelang nicht, auch nach 24 Stunden langem Stehenlassen zeigte sich keine Gerinnung.. Es bleibt somit nur \u00fcbrig anzunehmen, dass der bei 55\u00b0 coaguliren.de'\nEi weissk\u00f6rper dem Myosin sehr \u00e4hnlich, wenn nicht identisch ist, da er sich in Nichts von den bis jetzt bekannten Eigenschalten des Myosins unterscheidet.\nWas das quantitative Auftreten der beiden Giobulinsub-stanzen anbelangt, so scheint die bei 5\u00f6\u00b0 gerinnende bedeutend reichlicher zu entstehen wie die andere. Die ersl\u00e9re schied 'ich stets in reichlichen Flocken ab, w\u00e4hrend die letztere meistens nur durch Tr\u00fcbung sich anzeigte.\nWenn man die auffallende Thatsache ber\u00fccksichtigt, dass bei der Aufl\u00f6sung des Fibrins zwei K\u00f6rper entstehen, welche \u2022 mit den beiden K\u00f6rpern, aus denen es sich mit H\u00fclfe eines fermentes zu bilden vermag, dem Fibrinogen und dem .Serumglobulin, in den Coagulationspunkten \u00fcbereinstimmen, so erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass die* entstandenen K\u00f6rper auch zu diesen beiden Componenten des Fibrins in ' naher Beziehung sieben. Es kommt noch hinzu, dass die Substanz, welche bei 55\u00b0 gerjnnt, also dem Fibrinogen erit-'prochen w\u00fcrde, auch in \u00fcberwiegender Menge vor dem","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nzweiten K\u00f6rper gebildet wird, ebenso wie bei der Entstellung des Fibrins das Fibrinogen den Hauptantheil an der Menge des Fibrins hat. Man k\u00f6nnte hiernach die Bildung des ersten Verdauungsproduktes des Fibrins auffassen als eine Spaltung in zwei K\u00f6rper, von denen der eine mit dem einen Componenten des Fibrins vollkommen \u00fcbereinstimmt, der andere sich nur durch den erlittenen Verlust seiner Ferment-Gerinnungsf\u00e4higkeit von dem zweiten Component en unterscheidet.\nB. Versuche mit coagulirtem Fibrin.\nDa bekanntlich coagulirte Eiweissstoffe ungemein viel schwerer verdaut werden wie ungeronnene, so musste noth-wendig darauf gesehen werden, stets einen an und f\u00fcr sich schon kr\u00e4ftig wirkenden Magensaft zu verwenden, denn erfolgte die Verdauung zu langsam, so konnten die hierbei nur zur Zeit entstehenden Spuren von Globulinen doch w\u00e4hrend der langen Einwirkung weiter ver\u00e4ndert werden. Die Acidit\u00e4t des Magensaftes sehr zu verst\u00e4rken, war andererseits auch nicht rathsarn. Ich benutzte stets einen Magensaft von 1 /2\u20143/i p. M. II CI und verdaute bei 3G\u00b0.\nI. Gekochtes Fibrin.\nTrotz vieler Versuche gelang es mir nie, die Globulinsubstanz zu erhalten, cs war stets nur Acidalbumin zu finden. Es ist demnach hier die Frage zu stellen, ob die Globuline \u00fcberhaupt nicht entstehen, oder ob sie nur durch die ung\u00fcnstigen Bedingungen nicht erhalten bleiben.\nDurch Hitze geronnenes Fibrin hat man noch nie in genuines Eiweiss zur\u00fcckf\u00fchren k\u00f6nnen, es liegt deshalb nahe anzunchmen, dass auch hier die Spaltung in die beiden Globuline, die beim uncoagulirten Fibrin erfolgt, entweder unm\u00f6glich oder mindestens sehr schwierig ist und nur in Spuren erfolgt : Sollte dieser Umstand nicht auch die Ursache sein, weshalb die Magen Verdauung bei dem in der Ilitze geronnenen Fibrin nicht mit der bekannten Leichtigkeit erfolgt, wie bei dem","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"357\niincoagulirten, und sollte die leichte Spaltung des rohen Fibrins in die zwei leicht weiter .ver\u00e4nderlichen Eiweissk\u00f6rper nicht der Grund sein,1 dass dieses so spielend von dem Magensaft verdaut wird? Verdaut man unter vollkommen gleichen Bedingungen frisches und gekochtes Fibrin, so schmilzt das erstcre olt in 1/2 Stunde, w\u00e4hrend das letztere Tage''gebraucht. Die Processe unterscheiden sich in nichts Anderem, als dass in dem einen Fall zun\u00e4chst die beiden Globuline entstehen, in dem andern nicht: ist es da nicht erlaubt, den einen Unterschied mit dem anderen Unterschied in urs\u00e4chlichen Zusammenhang zu bringen ?\nII. Durch Alkohol coagulirtes Fibrin.\nVersuch V.\nDas Fibrin war 2 Tage unter Alkohol aufbewahrt worden.\t\u2022;\n2S0 ebem. Magensaft mit 0 gr. Fibrin.\nAngesetzt : 3 Uhr 30 M. N.\nFiltrirt : 4 Uhr 10 M. X. (Gr\u00f6sster Theil des Fibrins verdaut.)\t.\t..\nNeutral is irt, filtrirt, mit Magnesiumsulfat ges\u00e4ttigt. Die\nL\u00f6sung des Magnesiumsulfatniederschlages tr\u00fcbte sich bei 58\u00b0 deutlich.\nLs war also Globulinsubstanz gebildet worden, aber in nur sehr geringer Menge, im Verh\u00fcltniss zu den fr\u00fcheren Versuchen. Das Fibrin hatte nur 2 Tage unter Alkohol gelegen, es konnte also vielleicht noch uncoagulirtes Fibrin \\orhanden sein. Der Versuch muss wiederholt werden mit Fibrin, das l\u00e4ngere Zeit unter Alkohol sich befunden fiat.\nC. Versuche mit Eieralbumin.\nEs ist unm\u00f6glich, mit frischem I l\u00fchnereiweiss zu operiren; es ist die genaue Neutralisation sehr erschwert, ausserdem der Fortgang der Verdauung nicht zu \u00fcbersehen und man id nie sicher, in der abfdtrirten Verdauungsfl\u00fcssigkeit nur Verdauungsprodukte und kein unver\u00e4ndertes Albumin zu l'aben. Ich benutzte durch Alkohol gef\u00e4lltes Eivvei-s und","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\ndurch Erhitzen coagulates ; das frische H\u00fchnereiweiss wurde \"durch Wassert all ung von den vorhandenen Globulinen befreit und vor dem Erhitzen genau neutralisirt.\nEs gelang bei keinem der zahlreichen Versuche, Globulin-Substanz aufzufinden, weder bei dem durch Alkohol, noch durch Erhitzen coagulirten Eieralbumin.\nWenn man die \u00e4lteren Versuche von Schwann, Br\u00fccke und Meissner \u00fcber die Produkte der Magenverdauung durchgeht, so findet man bei allen drei Beobachtern angegeben, dass nach Abfiltriren des Neutralisationspr\u00e4cipitates die Verdauungsfl\u00fcssigkeit beim Kochen reichliche Flocken geronnenen Eiweisses ausscheidet: dieses Coagulat kann von nichts Anderem herr\u00fchren, als wie von den Globulinsubstanzen, die sich nach meinen Versuchen als erstes Verdauungsprodukt herausgcstelll haben. Br\u00fccke dr\u00fcckt sich sehr vorsichtig und unbestimmt \u00fcber diesen K\u00f6rper so aus: \u00abNach allem diesen kann mau wohl nicht zweifeln, dass in dem Fibrin Albumin von derjenigen Modifikation vorhanden ist, die wir gew\u00f6hnlich als I \u00f6 s 1 i c h e s E i w e i s s bezeichnen *). \u00bb Meissner, der sich sonst mit grosser Vorliebe einer Differenzirung der Verdauungsprodukte beflissen hat, geht mit einer auffallenden Leichtigkeit \u00fcber diesen K\u00f6rper hinweg, indem er sagt: \u00abEs erscheint unn\u00f6thig, diesem K\u00f6rper eine besondere Bezeichnung zu geben, da derselbe durch weitere Verdauung ebenfalls in Peptone verwandelt wird8),\u00bb und einige Zeilen weiter, nachdem er einige Beamtinnen anget\u00fchrt hat: \u00abAndere Reaktionen haben wir f\u00fcr diesmal nicht notirt, was nicht von grossem Belang ist, da der K\u00f6rper kein definitives Verdauungsprodukt ist. \u00bb\nBr\u00fccke sagt vom gekochten Fibrin: \u00abDie nach erfolgter L\u00f6sung erhaltene Fl\u00fcssigkeit gab ein reichliches Neutralisationspr\u00e4cipitat, und das davon ahliltrirte gerann beim Kochen nicht1 * 3).\u00bb Ebenso negativ fielen seine Versuche\n1 ) I.oc. eit , Seile INI.\n-) Zeitschrift far rationelle Meilicin, flcilic, XII. FM., Seite t\u2018d.\n:*) hoc. eit., Seite 181.","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"mit coagulirtem Il\u00fchncreiweiss aus. Mo iss no r giebt noch n\u00e4her an, dass er seinen coagulirbaren K\u00f6rper bei der Verdauung anderer Ei weissk\u00f6rper nicht beobachtet habe; \u00abob er dem Fibrin eigenth\u00fcmlieh ist\u00bb, f\u00fcgt er hinzu, \u00abm\u00fcssen sp\u00e4tere Untersuchungen lehren.\u00bb\nMit der Erkenntniss der Bildung von, kurzgesagt, Glo-bulinsubstanz aus dem Fibrin bei der Magenverdauung liillt jetzt ein bisher aullallender Unterschied zwischen der Magen Verdauung und. Pankreas Verdauung und F\u00e4ulniss fort: Bei einer sonst (jualitaliven Bleichheit der Produkte unterschied man, dass beim Pankreas und der F\u00e4ulniss die Bildung der Globulin Substanz, bei der Magen Verdauung hingegen die des Acidalbumins die Verdauung einleite.\nEs war nun nothwendig, im Anschluss an die ans meinen Versuchen gewonnenen Resultate, auch die Globulin-mbjtanz n\u00e4her zu untersuchen, die bei der Pankreasver- \u2018 dauung entsteht , zumal in dieser Beziehung \u00e4ltere Angaben ganz \u00e4hnliche Unterschiede zwischen uncoagulirtem und coagulirtem Ei woiss notiren, wie sie sich bei der Magen Verdauung herausgestellt haben. Br\u00fccke sagt, dass nach Cor visa \u00e7t das \\ erdauungsprodukt, das aus durch Hitze coagulirtem Liw ciss erhalten wurde, nicht beim Erw\u00e4rmen gerann *), und er selbst giebt an2): \u00ab Ebensowenig konnte ich durch F\u00e4ulnis.'. oder Maceration in Salzl\u00f6sungen aus * gekochtem Fibrin eine in der Ilitze gerinnende Fl\u00fcssigkeit erhallen.\u00bb\nIch verwandte, um nicht zu verunreinigtes Trypsin zu haben, nicht den w\u00e4sserigen Pankreasauszug selbst, sondern aus diesem durch Alkohol gef\u00e4lltes Trypsin. Das Ferment f\u00e4llt bekanntlich sehr leicht aus, und ich f\u00e4llte deshalb mit m\u00f6glichst wenig Alkohol, um die meisten verunreinigenden Substanzen noch in L\u00f6sung zu halten. Der Niederschlag wurde abfdtrirt, abgepresst und wieder in Wasser gel\u00f6st ; ich erhielt nach der Filtration eine v\u00f6llig neutrale opatescirende L\u00f6sung des Trypsin, die keine Globuline enthielt.\nVl Loc. dt., Seite 17t. 2) Lor. cjt.. Seite 1X|.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\n5\nVersuch VI.\n- Portionen von je 100 cbcni. Trypsinl\u00f6sung mit je gr. frischem und gekochtem Fibrin.\nAngesetzt: 6 Uhr N.\nAbfiltrirt: 10 Uhr V.\nBeide Portionen waren gut verdaut.\nEs fanden sich in den neutralen Filtraten nur bei dem einon, welches mit uncoagulirtem Fibrin angesetzt war, Cliobulinsubstanzen, die Verdauungsfl\u00fcssigkeit des gekochten. Fibrins gab weder eine F\u00e4llung mit Wasser, noch gerann sie beim Erw\u00e4rmen. Das klare, gerinnbare Filtrat hingegen coagulirte bei:\t\u00a3 ^\tIK jjjfcj-\nund tr\u00fcbte sich nach dem Abflltriren vom reichlichen Coagulai nochmals bei:\tj 70\"\tj| 750\nDas Verhalten der Globulinsubstanzen war also in jeder Beziehung ebenso, wie bei der Magenverdauung: es handelt sich auch bei ihnen um 2 K\u00f6rper, und zwar um dieselben wie dort. Es ist somit das erste Umwandlungsprodukt des uncoagulirten Fibrins qualitativ ganz \u00fcbereinstimmend bei der Magen- und Pankreas-verdauung.\nEine weitere Frage ist: Wie verhalten sich die coagu-lirlen Ei weissk\u00f6rper? Gel\u00f6st m\u00fcssen sic zun\u00e4chst auf alle t alle werden ; es geschieht das aber jedenfalls so ungemein langsam, und es entsteht der l\u00f6sliche K\u00f6rper deshalb immer nur in solchen Spuren, dass er sofort weiter ver\u00e4ndert wird und bis jetzt nicht nachzuweisen gewesen ist. Die M\u00f6glichkeit des Nachweises dieses ersten Umwandlungsproduktes wird man aber nicht negiren d\u00fcrfen, und man wird nach dem ganzen nachgewiesenen Wrhalten des uncoagulirten Fibrins auch die Wahrscheinlichkeit nicht zur\u00fcckweisen k\u00f6nnen, dass die Globulinsubstanzen bei der Aufl\u00f6sung der coagulirten Eiweissk\u00f6rper eine Bolle spielen.","page":360}],"identifier":"lit16663","issued":"1887","language":"de","pages":"348-360","startpages":"348","title":"Ueber erste Produkte der Magenverdauung","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:20.632162+00:00"}