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{"created":"2022-01-31T12:49:24.203855+00:00","id":"lit16677","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kast, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 11: 501-507","fulltext":[{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber aromatische F\u00e4ulnissproducte im menschlichen Schweisse.\nVoll\nA. K\u00e4st.\n(Der Redaction zuRepangen am 10. Juni 1887.\u00bb\nDie Analyse des Schweisses hat nie zu den dankbaren und \\ielbearbeiteten Gebieten der physiologischen Chemie geholt. Eine Reihe niclit leicht zu beseitigender Fehlerquellen* die sich vornehmlich schon bei der Gewinnung des Materials f\u00fchlbar machen, sind geeignet, das Ergebniss der ziemlich, umst\u00e4ndlichen Untersuchung \u2014 besonders f\u00fcr quantitative Bestimmungen \u2014 zu beeintr\u00e4chtigen und dadurch die Besch\u00e4ftigung mit dem Gegenst\u00e4nde wenig erquicklich zu machen.\nAus diesem Grunde wohl fehlt es gerade bei der Chemie* dos Schweisses heute noch an manchen thats\u00e4chlichcn Feststellungen selbst \u00fcber solche Fragen, welche als ziemlich, nahe liegend wiederholt aufgeworfen und zum Gegenst\u00e4nde theoretischer Er\u00f6rterungen gemacht worden sind.\nZu diesen geh\u00f6rt die Frage nach der Ausscheidung vor F\u00e4ulnissproducten durch den Schweiss. Das Interesse ar ihrer Beantwortung liegt offenbar nicht nur darin, dass \u00dcbei die Betheiligung der Haut secretion an der Ausscheidung dei Stoflwechselproducte auch nach dieser Richtung eine Vorstellung gewonnen wird; vielmehr war von dem eventuellen Nachweise gepaarter aromatischer Verbindungen, speciell von Aetherschwefels\u00e4uren im Schweisse f\u00fcr die fmjctionelle Arialogk\nZeitschrift f\u00fcr i-hysiolopische Chemie. XI.\nM","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"der Haut und der Nieren ein weiterer interessanter Bete-' zu erwarten.1)\nAus den bisher vorliegenden Untersuchungen l\u00e4sst sieh ein Urtheil dar\u00fcber, ob aromatische F\u00e4ulnissproducte in, Schweisse Vorkommen, nicht gewinnen. Sie beschr\u00e4nken sich lediglich auf Mittheilungen \u00fcber F\u00e4lle von gef\u00e4rbtem, specie] 1 von blauem Schweisse (Ghroinhidrosis resp. Cyanhidrosis), in welchen angeblich ein Indigogehalt dbs Secretes der Blauf\u00e4rbung zu Grunde gelegen haben soll.\nBrno*) und H. 13. Hofmann1) erkl\u00e4ren ihre Beobachtungen in diesem Sinne4).\nIn neuester Zeit hat dann Buis ine5) in dem Woll-schwciss australischer Schate u. A. Phenolschwefels\u00e4urc nach-gewiesen. Eine Verunreinigung mit Harnbestandtheilen erscheint bei diesem Material von vornherein keineswegs ausgeschlosseii.\nUm unserseits f\u00fcr Untersuchungen \u00fcber den vorliegenden Gegenstand gr\u00f6ssere Mengen von m\u00f6glichst reinem Schweisse zu sammeln, wurden junge gesunde M\u00e4nner - Reconvales-centcn von geheilten chirurgischen Verletzungen \u2014 zun\u00e4chst wiederholt im warmen Bade sorgf\u00f6ltigst gereinigt, in ein liasses Luftbad von 40-45\u00ab R. verbracht, hier nochmals mit grossen Mengen destillirton Wassers abgesp\u00fclt, dann in eine grosse, aufs Genaueste gereinigte polirte flache Zinkwanne gestellt und so der Einwirkung der heissen Luft w\u00e4h-rend .30\u201440 Minuten unterworfen.\n>) cf. Hoppe-Sey 1er, Physiol. Chemie. S. 769.\n\u00ab \u00ab.* !l\"/ner akad\u2019 Sitzungsberichte, Math.-naturw, Klasse. Bd. XXXIX\n\u00bbI Wiener medicin. Wochenschrift, 1873, S, 291.\n\\) Der Nachweis des Indigos geschah (K. B. Hof mann 1 c i\n4uM, die Entf\u00e4rbung ,1er mit Traubenzucker und Alkohol versetzten a\\ asset igen alkalischen L\u00f6sung.\nDas nach einigem Sieben in der entf\u00e4rbten Ptpbc gebildete schwarz-ulvei wurde nach Abgiessen der Fl\u00fcssigkeit mit einem Tropfen Schwel,4-\nsaun; znsamiuengebracbl, welch letztere nunmehr eine bl\u00e4uliehe F\u00e4rbun-annahm.\n\u2022\u2019) Comptes rendus. T. 103. p. 06\u201468.","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"Dei in grossen Tropfen zusammenfliesse-nde Schweiss sammelte sich bald in ziemlich erheblicher Menge in dem Becken an, wurde in Kolben abgegossen und \u2014 nach Iloppe-Seyler\u2019s Rath \u2014 sofort mit einem erheblichen Ueberschuss von absolutem Alkohol versetzt. Die deutlich sauer reagirende Fl\u00fcssigkeit wurde nunmehr mit Natriumcarbonat schwach alkalisch gemacht und auf dem Wasserbade auf jtin sehr kleines Volum eingedampft.\nVon einer directen Bestimmung der gewonnenen Schweiss-mengen glaubten wir \u2014 wegen der kaum zu vermeidenden Ingenauigkeiten durch Wasserverdunstung u. dgl. \u2014 um so mehr absehen zu d\u00fcrfen, als es uns in quantitativer Be-Ziehung zun\u00e4chst nur um die Feststellung relativer Z\u00e4hlen zu thun war. Im Ganzen kamen circa IS\u201420 Liter Schweiss in unsern Versuchen zur Bearbeitung.\nZur Bestimmung gepaarter Schwefels\u00e4uren wurden zun\u00e4chst 200 ebem. des concentrirten Schweisses \u2019) mit Essigs\u00e4ure bis zur schwach sauren Reaction versetzt1), dann Chlorbarium zugegeben und das niederfallende Bary umsul fat in bekannter Weise gegl\u00fcht und gewogen.\nEs enthielten 200 ebem. dieser L\u00f6sung:\npr\u00e4formirte Schwefels\u00e4ure als Bariumsulfat\n(A)\t-o,2i22\nDas Filtrat wurde, wenn es nach 24 st\u00fcndigem Stehen klai blieb, mit Salzs\u00e4ure l\u00e4ngere Zeit ' erw\u00e4rmt (wobei eine Verf\u00e4rbung nicht eintrat) und enthielt:\n*) Wil1 man uuter Zugrundlegung \u00e4lterer Analysen (F\u00e0vre \u00ab. A.) \u00fcber die Concentration des zu dieser Bestimmung verwendeten Schweisses eine ann\u00e4hernde Vorstellung gewinnen, so kann man aus der Vergleichung des in demselben Extraite bestimmten Gehaltes an Salzen 100 gr. desselben circa 5-6 Liter unverd\u00fcnnten Schweisses gleichet*..,,,\u2022\n\u00bb Hierbei entstand durch \u00ablie reichlichen Fetts\u00e4uren des Sehweisses eine diffuse molkige Tr\u00fcbung, welche durch \u00ablas Filter ging. \u2022 Dieselbe wurde hei sp\u00e4teren Bestimmungen, durch vorhergehendes Aussch\u00fctteln mit Aether nahezu vollst\u00e4ndig vermieden.","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\ngebundene Schwefels\u00e4ure (B)\nBA\t= _L_\n1 af.OUi\u00bb.\nIn dom zu gleichen Theilen gemischten \u2014 Harne der beiden zu den Schweissversuchen verwandten Individuen (Tagesmengen 1000 rosp. 1200 cbcm.) fanden sich am Ta\".-des letzten Versuchs in 50 cbcm.:\nA 0,1795 B ^ 0.1120\n1\nRA -\n10.02\nEs erschien von Interesse, den Einfluss einer reichlichen Zufuh r von Schwefels\u00e4ure bindenden aromatischen Substanzen auf die Aetherschwefels\u00e4urc-Ausscheidung im Sclnveisse an sich und* in ihrem Verh\u00e4ltnisse zur gepaarten Schwefels\u00e4ure \u00eeles Harns zu untersuchen.\nLei drei M\u00e4nnern wurde in dem \u2014 ann\u00e4hernd gleich\nconcentrirten - Harne das Verh\u00e4ltniss der Schwefels\u00e4ure bestimmt:\nA ~ 0,1570 B 0,0062\n1\nBA\n25.no\nNun erhielten die Versuchsobjecte \u2014 auf 3 Tage vor-(heilt \u2014 pro Kopf 10 gr. Salol. Am Endo des zweitel resp di Uten Tages mussten sie mehrfach schwitzen lind Harn lassen\nIn dem \u2014 wie oben gemischten \u2014 Harne hatte sic! das Verh\u00e4ltniss der gepaarten zur pr\u00e4formirten Schwefels\u00e4ure nunmehr umgekehrt:\nA *==' ( 1,0611 B - 0.0907\nBA \u00bb \u00dc\u2122\n1 '\nIm Srhweis>c:\nA - 0.1057 B 0,0111\nR A -= \u2014\n0.501","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"Von zweien der Versuchsobjecte konnte circa 12 Tage spater auf\u2019s Neue Schweiss gesammelt werden. Er enthielt:\nA \u2014 0,0078\t.\t\u25a0\nB -= 0.005*2\t: .\n1\nHA =\nF;ios:\nAus den angef\u00fchrten Bestimmungen ergibt sich, dass im Schweisse aromatische Producte in Form von Aether-schwefels\u00e4uren \u2014 wenn auch nur in geringer absoluter Menge \u2014 den K\u00f6rper verlassen, sowie dass das Verh\u00e4ltniss dieser gebundenen Schwefels\u00e4ure zu den Schwefels\u00e4uren Salzen im Schweisse sich mit dem im Ilarne bestehenden normaler Weise ann\u00e4hernd deckt. Wird durch Einf\u00fchrung aromatischer K\u00f6rper eine k\u00fcnstliche Production von Aethers\u00e7hwofel-s\u00e4uren erzeugt, so betheiligen sich die Schweissdr\u00fcsen in ungleich geringerem Brade an der Ausscheidung derselben als der Harn. Nach Analogie anderer Secrete (Milch) erh\u00e4lt also der Schweiss mit weit gr\u00f6sserer Hartn\u00e4ckigkeit seine constante Zusammensetzung als der Harn.\nDie Thatsache, dass das \\ erh\u00e4ltniss der Aetherschwefel-s\u00e4uren im Schweisse demjenigen im Harne conform ist, erscheint um so bemerkenswerther, als eine Reihe anderer K\u00f6rper im Schweisse in durchaus verschiedenem Verli\u00e4ltnisse zu ihrem Auftreten im Harne enthalten sind.\nSchon Favre1) hat f\u00fcr die anorganischen Salze im Schweisse und Harn dieses diff\u00e9rente Verhalten durch vergleichende Bestimmungen nachgewiesen und t\u00eeervorg\u00eahobeii.\nZu den in bedeutend \u00fcberwiegender Menge im Schweisse, enthaltenen Chloriden stellten sich die \u00fcbrigen Salze wie folgt:\nChloride: Phosphate: ' Sulfate:\nSchweiss\t.\t. .................. 1\t.\tSpuren\nIn\u00bb Harn\tder\tVersuchsohjecte . .\t1\t:\t0.0059\nWir selbst landen das Verh\u00e4ltniss in:\nSchweiss\t ..................... 1\t:\t0,0015\nHa\u2122.............................. 1\t;\to, 1:3-2\n0,0\u00ab.\n0,:JS0.\n0,00'.*.\n037,\n*) Comptes rendus, T. XXXV. p. 7*21. \u2014 Arch, g\u00e9n\u00e9r. de 1852 (S\u00e9r. Vj, vol. 2, Juillet.","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"Phenol wurde durch Destillation des - nicht ein\u00abe-dampften Schweisses leicht erhalten und mit Milions Iteagens nachgewiesen; doch war in 300 cbem. die Menge\nso gering, dass eine Bestimmung von Tribromphenol nicht gemacht wurde.\nEin Theil des filtrirlen,. nicht eingedampften Schweisses wurde mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, mit Aether ausgesch\u00fcttelt der Aether verdunstet und der R\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung zeigte beim Kochen mit Mt il on s Reagens eine ziemlich ges\u00e4ttigte rolhe F\u00e4rbuiw. Damit war auch f\u00fcr das Vorkommen aromatischer Oxy-sauren im menschlichen Schweisse der Beweis erbracht.\nZum.Aaehwcis der Indoxylschwefels\u00e4ure, welcher \u2122nblick auf die angef\u00fchrten Beobachtungen von blauem Schweisse - besonderes Interesse bot, wurde der Eindampfungsruckstand einer grossen Portion (5-G Liter) Schwefes mit Alcohol aufgenommen, dieser wieder verjagt und mit der w\u00e4sserigen L\u00f6sung des R\u00fcckstandes die J a ff \u00e9'sehe Probe angestellt. Es trat keine Blauf\u00e4rbung, wohl aber eine deutliche Rothffirbung der Probe auf, so wie sie bei der Probe ftuf Scatoxyl gefunden wird.\nAngesichts der Thatsache, dass wir aus dem Eindampfungsruckstande von mehreren Litern keine Jndoxylreaction, wohl aber eine deutliche Reaction auf Scatoxyl erhalten haben, und angesichts der geringen absoluten Mengen von Aether-schwefelsauren, welche der Schwefes enth\u00e4lt, erscheint die Wahrscheinlichkeit, dass es sich in den in der Literatur nieder-gclegten f allen von blauem Schwefes um eine Wirkung des\nIndoxylgehaltes in dem Secrete gehandelt habe, u. E. in weite Ferne ger\u00fcckt.\nWeil n\u00e4her liegt es wohl, die Chromhidrose \u2014 wie es Bergmann') in seinem Falle tliun konnte \u2014 zur\u00fcckzuf\u00fchren auf eine Wucherung von chromogenen Pilzen - eine Annahme mit welcher der Umstand in guten Einklang zu bringen w\u00e4re!\nl) $t. Petersburger nied. Zeitschrift, Bd. XIV, 8.\t1868.","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"dass der farbige Schweiss mit Vorliebe an solchen Stellen gefunden wurde, welche der Ansiedelung von Filzen aller Art g\u00fcnstig sind (Achselh\u00f6hle, Scrotum). In welch\u2019 nahen chemischen Beziehungen aber manche von Pilzen producirte Chromogene zu den Derivaten des Indols und Scatols stehen, lehren uns u. A. die neuesten Studien von Br reger1) und A. P\u00f6lil2) \u00fcber das sogenannte \u00ab Choleraroth >.\nFrei b\u00fcrg, im Juni 18S7.\nLaboratorium des Prof. Bau mann.\n1) Deutsche medicin. Wochenschrift, 1sm7. Xo. 2*2.\nl\t*\t.. v\n\u201c) Ber. (1: Deutsch, client. Gesellsch., Bd. 11\u00bb, S. 11(12: 188G.","page":507}],"identifier":"lit16677","issued":"1887","language":"de","pages":"501-507","startpages":"501","title":"Ueber aromatische F\u00e4ulnissproducte im menschlichen Schweisse","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:49:24.203861+00:00"}