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{"created":"2022-01-31T12:39:35.994028+00:00","id":"lit16687","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kellner, O.","role":"author"},{"name":"T. Yoshii","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 12: 95-112","fulltext":[{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"\nUeber die Entbindung freien Stickstoffs bei der F\u00e4ulniss und\nNitrification.\nV\u00ab .11\nDr. 0. Kellner (Deferent) und T. Yosliii.\n(D'-r R. ilaction Zug\u00e4ngen am lt>. August lss7.)\n__\"\nBoi Untersuchung!\u00bb!! \u00fcber die Ver\u00e4nderungen wasserhaltiger Futtermittel beim Eins\u00e4uern in Mieten unter Anwendung von Gelassen mit luftdichtem Verschluss hatte ich tiiiher beobachtet\u2019), dass neben einer tiefeingreifenden Zersetzung der Eiweissstoffe sehr bedeutende Verluste an gebundenem Stickstoff aultreten, und auch bei sp\u00e4teren Arbeiten - von M\u00e4rckcr1), J. K\u00f6nig3), A. Stutzer4), Ad. Mayer5), \u20221. 1' ittbogen \u2019), II. Meiske) u. A. war dasselbe Ergehn iss zu I age getreten. Als ich dann vor 3 Jahren in Gemein->(halt mit J. Sawano das Zustandekommen dieser befromd-ikli hoben Verluste, welche Ins zu 25\u00b0/0 des angewandten Stickstoffs betrugen, n\u00e4her studirte8), stellte sich heraus, dass dieselben nur scheinbare waren: beim Trocknen des geklierten Materials zum Zweck der chemischen Analyse wird trotz der Gegenwart eines grossen Ueberschusses freier, nicht fl\u00fcchtiger organischer S\u00e4uren Ammoniak durch Dissociation in Freiheit gesetzt und an die Luft abgegeben. Das beim\nLandw. Versuchsstationen,- 25. IM. <1S80i, S. 447.\n-> Journal f. Landwirtliscbaft, 30. IM.. S. 41.4.\n:i| Riederniann's Centralhl. f. Agricidturcheniie. 1:3. Jahr-.. S. r,77.\n1 \u00bb Ebendaselbst, S. 071\u00bb.\nJournal f. Lamhv., 32. IM.. S. 357.\nLamhv. Jahrbficber. 13. FM., S. 21\u00bb1.\n\u2018I Journal f. Landw., 32. IM.. S. M.\nV| Lamhv. Vers.-St.it., 32. IM. 11885k S. 57.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"Trocknen entweichende Ammoniak deckte sich vollkommen mit dem vermeintlichen Stickstoflfdeficit. Es liess sich also unseren Untersuchungen der Schluss entnehmen, dass bei der durch Milchs\u00e4ure-Ferment hervorgerufenen G\u00e4hrung wasserreicher organischer Substanzen unter Luftabschluss eine Entbindung freien Stickstoffs nicht stattfindet.\nBei der Ausf\u00fchrung dieser Arbeiten hatten wir bemerkt, dass zugleich mit dem Ammoniak aus den gegoltenen Substanzen fl\u00fcchtige S\u00e4uren an die Luft abgegeben werden und man deshalb das entweichende Ammoniak nicht einfach durch Auffangen in S\u00e4uren und Titration bestimmen kann. Da letztere Methode jedoch thats\u00e4ehlich bei einer Anzahl von F\u00e4ulnissversuchen in Anwendung gekommen ist und somit zu kleinen Fehlern, die dann als Stickstoffverlust gedeutet werden, Veranlassung gegeben haben kann, \u2014 da ferner die bei Beginn unserer Arbeiten vorliegenden Untersuchungen \u00fcber die Entbindung freien Stickstoffs bei der F\u00e4ulniss nicht einwurfsfrei waren, wie ja die k\u00fcrzlich erschienene Arbeit von A. Ehrenberg\u2019) in ihrem historischen Theil zur Gen\u00fcge nachweist, so habe ich in Gemeinschaft mit T. Yoshii es versucht, einige Beitr\u00e4ge zur L\u00f6sung dieser wichtigen Fra-\u00bb* zu liefern. Wir haben dabei uns\u00e9re Aufmerksamkeit insbesondere auch auf die Nitrification gerichtet.\nZu den ersten Versuchen wurden feingemahlene Sojabohnen, Milch und Fischmehl verwendet und die F\u00e4ulnD' durch Zusatz von 10 ebem. gefaultem Ilarn eingeleitet: di.* Bohnen und das Fischmehl, 20 gr. f\u00fcr je einen Versuch, wurden ausserdem mit je 32 ebem. Wasser angefeuchb I. Zu einigen dieser Gemische war Gips als ammoniakbindemi\u00bb-Mittel in geringen Mengen zugesetzt worden. Die Misclnm-der Substanzen wurde in kleinen weithalsigen Fl\u00e4schchen v*\u00bbr-genommen und letztere mit paraffinirten Kautschukstop:' u verschlossen, welche je 2 gekr\u00fcmmte Glasr\u00f6hren trugen, durch\nderen\ns\u00e4ure\neine das Innere des Gelasses mit einer titrirte Schwel\u00bb* enthaltenden Vorlage in Verbindung stand; die and\u00bb'\n\u00bb\nf '\n\u2018i iMc<e Zoits' lirit't. 11. Bd. 118S7 >, S. 11\")- I V*.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"M\u00f6hre, das Gaszuleitungsrolir, sowie die Vorlage waren mil kleinen Gaswaschnaschen verbunden, welche mit Schwefel-Minre t?cfiillt, den Eintritt atmosph\u00e4rischer StickstolTvcrbjn-' \"nf! '\u2022\u00ab''inerten. In 3 t\u00e4gigen Zwischenr\u00e4umen wurden durch jedes (lofass und die damit verbundenen Apparate langsam 2 Liter Luft getrieben. F\u00fcr qualitative Pr\u00fcfungen wurde eine Anzahl gleicher Mischungen zur selben Zeit an-esetzt und mit Baumwolle lose verschlossen gehalten; dieselben dienten zur Beobachtung \u00fcber die Ver\u00e4nderung der Reaction und \u00fcber das etwaige Auftreten von salpetriger oder Salpeters\u00e4ure. Die Versuche begannen am 4. M\u00e4rz 1885 und wurden beendet in der Zeit vom 5.\u2014Jl. Mai.\nVersuchsreihe I.\naj Sojabohnen.\nAngewandte Substanzen:\n1. 20 gr. Bohnen. 10 cbcin. Harn und 55 ebem. Wasser.\n-\u2022 Dieselbe Mischung -+- \u00bb_>.5 <.rr. qjpS.\n\u2022!. Dieselbe Mischung wie No. 2.\nStickstoffgehalt :\n20 gr. Bohnen - 10,154 gr. wasserfreie Substanz\nmit 1.255\u00b0;o N......................... . v\ntu ebem. gefaulter Harn..................... __\t^ /\nBesainmt-N vor \u00ab1er Faulniss - 0.8558 gr.\nNach der F\u00e4ulniss hatten die Mischungen eine schwach ii!\"re Reactlon und einen h\u00f6chst unangenehmen . Geruch Ne waren mit einem dicken Myccl von Schimmelpilzen \u00dcberz\u00fcgen und in eine breiige Masse verwandelt. Nitrification \u00abar nicht cingetreten. Nach dem Befeuchten mit starker Salzsaure wurde die Substanz eingetrocknet, pulverisirt und der Stickstoffbestimmung (durch Verbrennen mit Natronkalk) unterworfen, wobei folgende Ergebnisse erhalten wurden:\nhinter der F\u00e4ulnis\u00ab, Tage lufttrockene Substanz in gr.\nDarin Stickstoff in O'o .\n*\t\u2019\t\u00bb gr. .\t.\nStickstoff in der Vorlage\nM* lir(-f-J oder weniger t ) als angewandt\nZ-ii-thrift f\u00fcr physiologische Chemie. XII\n1.\tO\t5. .\n02\t05\t08' \u2022\n15.1555\tIn. 2:525\t17.0S-J0\n5,5 Pi\t1.7:55\t4,740\nO.M05\tO.viij!\u00bb\t0,8551\nO\t0\tfr\n\u25a0+\u2022 o.oo {7\tH- 0.0271\t-t-0.0170","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"\nb) Milch.\nZu jedem Versuch wurden 50 cbcm. fettarme Milch mit einem Stickstoflgehalt von 0,494\u00b0/0 abgewogen und No. 1 nur mit 10 cbcm. gefaultem Ilarn, No. 2 und 3 noch mit je 1 gr. Clips versetzt. Nachdem No. 1 69, No. 2 71 und No. 3 74 Tage gefault hatten, war die Mischung ganz missfarbig geworden, zeigte jedoch keine Mycelbildung auf der Oberfl\u00e4che und hatte eine schwach saure Reaction angenommen. Salpetrige oder Salpeters\u00e4ure war weder w\u00e4hrend des Verlaufs, noch am Schluss des Versuchs nachweisbar. Die gefaulte Milch wurde unter Zusatz von Salzs\u00e4ure auf ausgegl\u00fchtem Gips zur Trockne gebracht und mit Natronkalk verbrannt. Die Resultate sind in Nachstehendem verzeichnet:\n1. 2.\nAngewandt frische Milch in gr. ....\t51,01-2\t51,158\t51,802\nDarin Stickstoff in gr. . .\t.\t...\t0.2553\t0,2537\t0,2502\nIn 10 ehern. Harn Stickstoff in gr. . .\t0.0208\t0.0208\tn.<\u00bb2n\u2018\nGesainrnt X vor \u00bb1er F\u00e4ulniss\t0.2701\t0,2715\t0.2770\nNach der F\u00e4ulniss:\t1.\t2\t*>\nLufttrockene Substanz inch Gips in gr. .\t11,823\t20,1175\t10.58!\u00bb\nDarin Stickstoff in \u00b0o\t\t2,353\t1,301\t1.H3\nStickstoff in der Vorlage\t\tO\t0\t0\nGesammt-X nach der F\u00e4ulniss ....\t0,2781\t012738\t0.2827\nMehr ( -f-) oder weniger l \u2014 ) als angewandt\t-f- 0,0020\t\u2014 0.\u00dbO07\t-f-o.i hi:. :\ne) Fischmehl.\nF\u00fcr jeden der beiden Versuche wurden je 20 gr. Fischmehl (fein gemahlene getrocknete Sardinen), 10 cbcm. gefaulter Harn und 33 cbcm. Wasser verwendet; zu der Mischung No. 2 wurden noch 2,5 gr. Gips zugesetzt. Nach 79t\u00e4gigom Faulen hatte die Mischung eine alkalische Reaction angenommen und war sehr stark zersetzt.\nDie Lutt, welche durch den Apparat getrieben wurde, hatte trotz ihres Durchganges durch die Vorlage und Wa- h-llasche bei ihrem Austritt noch einen starken fauligen Germ h. Die Pr\u00fcfungen auf Salpeter- und salpetrige S\u00e4ure ergaben auch hier nur negative Resultate.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"00\nDer Stickstoffgehalt dor angewandten Substanzen war folgender:\nIn 2<> gr. lufttrockenem Fischmehl (10,419 gr. Trockensubstanz mit\n13,570 \u00b0,o N )11.......................... 2,2321 gr.\nIn 10 ebem. gefaultem Harn.............................. 0.020S *\nGesamml-X vor der F\u00e4ulniss . . 2.2529 gr.\nDit' gefaulte Substanz wurde zun\u00e4chst mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, mit salzs\u00e4urehaltigem Wasser extrahirt, das Filtrat auf 500 cbem. gebracht, je 100 ebem. in Hoffnioistcr\u2019schen tilassch\u00e4lchen eingedampft und der Stickstoff nach KjeldahDs Methode bestimmt. Der gesammte R\u00fcckstand mitsammt dem Filter wurde getrocknet, ebenfalls nach Kjeldahl's Verfahren oxydirt, die dabei erhaltene L\u00f6sung auf 500 ebem. verd\u00fcnnt und der Stickstoff in je 100 ebem. durch Destillation bestimmt. Hierbei wurde gefunden:\nX itn ungel\u00f6sten R\u00fcckstand...............\nX im Filtrat.............................\nX in der Vorlage .\t...........\nGesammt-N nach der F\u00e4ulniss . Weniger als vor der F\u00e4ulniss .\n0,1441\u00bb\tgr.\t0,1337\tgr.\n2,07X2\tv\t2.0952\t\u00bb\n0,0078\tv\t0.0031\t\u00bb\n2.2300\tgr.\t2,2320\tgr.\n0.0223\t\u00bb\t0,0209\t>\nIn keinem der angef\u00fchrten 8 F\u00e4lle hatte sich ein irgendwie erheblicher Stickstoffverlust bemerkbar gemacht, obwohl \u00fcberall die F\u00e4ulniss sehr weit vorgeschritten, zum Theil unter Srhiinmelbildung, zum Theil ohne solche, und offenbar in *Iir verschiedener Richtung erfolgt war, indem die End-n-action in einigen Mischungen (Rohnen, Milch) schwach 'itucr, in anderen (Fischguano) alkalisch war. Die gr\u00f6ssten biflerenzen, welche auf der Verlustseite liegen, betragen weniger als ein Procent: in einigen F\u00e4llen (Bohnen, No. \u00a3 nml :l> macht sich eine kleine Zunahme (bis zu 3\u00b0J bomerk-\n\"eiche ich jedoch keineswegs im Sinne Deh\u00e9raiiUs U(l\u00abr Bert helot\u2019s deuten m\u00f6chte. \u2014 Nitrification war in hinein der Versuclie beobachtet worden, ein Umstand, der 'UiiMsichts der I\u00bb. Diet zcll\u2019schen Hypothesen \u00fcber den Uro-\" - der Entbindung freien Stickstoffs bei der F\u00e4ulniss von\nDichtigkeit ist.\n') Nach Kjeldahl\u2019s Methode bestimmt.","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"inn\nEine zweite Versuchsreihe hatte den Zweck, feslzustellen, oh hei der Fiiulniss mit nachfolgender Nitrification ein Verlust an gebundenem Stickstoff eintritt. Da die salpetrige S\u00e4ure am leichtesten mit Amidos\u00e4uren freien Stickstoff entwickelt, so ben\u00fctzten wir f\u00fcr einen Tlieil dieser Versuche Asparagin. Ein anderer Theil derselben wurde wiederum mit Sojabohnen ausgef\u00fchrt. Zur Einleitung der F\u00e4ulniss wurde auch diesmal gefaulter Harn ben\u00fctzt, und um nilri-ficirendes Ferment in die Mischung einzuf\u00fchren, wurde einem Theil der Versuche an der Luft getrockneter, fein gesiebter Ackerboden aus der obersten Schicht der Krume zugesetzt. Im reinigen war die Ausf\u00fchrung der Versuche dieselbe wie fr\u00fcher, nur wurden diesmal die Gefasse zur Abhaltung des Lichtes, welches der Nitrification ung\u00fcnstig ist, in schwarzes Glanzpapier geh\u00fcllt und s\u00e4mmtliche Bestimmungen nach der K jeIdahEschen Methode ausgef\u00fchrt.\nFolgende Grundmischungen wurden am 5. October 1*85 in die oben beschriebenen Apparate gef\u00fcllt:\nVersuchsreihe II.\nii) 2 gr. Asparagin -f-, 20 gr. Wasser 2 ehern, gefaulter Harn, h i 20 \u00bb Sojabohnen -4- 20 \u00bb\t\u00bb -j- 2\t\u00ab\t\u2022\u00bb\t\u00bb\nHierzu kamen die nachstehenden Zus\u00e4tze:\nA. A spa ra g i n.\tH. Hoh n en.\n1. ohne Zusatz.\tNo. 1. ohne Zusatz.\n2. 1 gr. Oips.\t\u00bb\t2. 2,5 gr. Gips.\n.*\u00bb. 1 \u00bb Calciumcarbonat.\t\u00bb o. 2,5 \u00bb Calciumcarbonat.\n4. 1 \u00bb flips 1 gr. Hoden.\t-\t4. 2,5 v> Gips 4- 1 gr. Hoden.\n5. 1 \u00bb Calciumcarbonat -b\t\u00bb 5. 2.5 \u00bb Calciumcarbonat \u2014\n1 gr. Hoden.\t1 gr. Hoden.\nAusserdem erhielt noch jede Mischung der Reihe a 0,004 gr. Monocalciumphosphat, 0,2 gr. pr\u00e4cipitirtes Tri-calciumphosphat und 0,004 gr. Magnesiumsulfat, um die Eni* Wicklung der organisirten Fermente sicher zu stellen1).\nD Vergl. H. Warington, On nitrification. Journal of tin* < t \u2022 \u00fc . Society, London, 45. I\u2019d . S. I>d7.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Eino Anzahl gleicher Mischungen diente, wie fr\u00fcher* zu Pr\u00fcfungen auf die Reaction und den Eintritt der Nitrification.\nDas Asparagin l\u00f6ste sich durch die F\u00fculniss alhn\u00e4lig Hilf und wurde zersetzt, die L\u00f6sungen f\u00e4rbten sieh schnell dunkelbraun mit Ausnahme derjenigen, welche Gips erhalten hatten ; letztere nahmen zun\u00e4chst nur einen gelblichen Farbenfun an, der nur alhn\u00e4lig in Braun \u00fcberging. Nach ungef\u00e4hr - Monaten hatte sich eine schleimige Decke auf den L\u00f6sungen gebildet, aber auch hier wirkte der Gips verz\u00f6gernd. Die Ucaction wurde in allen F\u00e4llen sehr bald schwach alkalisch und blieb so bis zum Schluss der Versuche. Bei den Bohnen machte sich der F\u00e4ulnissprocess ebenfalls sehr rasch bemerkbar, doch traten diesmal Schimmelpilze nicht besonders hervor. Es bildete sich langsam eine schwach saure Reaction aus, welche bis zum Schluss des Versuchs bestellen blieb.\nNach mehrfachen Beobachtungen Anderer1) war eine Bildung von Salpeter- oder salpetriger S\u00e4ure in den an organischer Substanz so reichen Sojabohnen nicht zu erwarten. Dagegen hatten wir gehofft, durch Zusatz nitrificirenden Fermentes (Boden) in den Asparaginl\u00f6sungen eine rasche Nitrification hervorzurufen. Als aber nach 5 Monaten \u2014 vielleicht in Folge ungeeigneter Beschaffenheit unseres Bodens, wahrscheinlicher aber in Folge der zu starken Concentration der entstandenen Ammoniaksalze \u2014 die Readionen mit Diphenylamin und Metaphenylendiamin noch immer negative Resultate ergaben, so entschlossen wir uns, die Versuche abzubrechen und eine neue Reihe unter besseren Bedingungen f\u00fcr die Nitrification zu beginnen. Die gefaulten Substanzen der Versuchsreihe II wurden in folgender Weise analysirt:\nDer Inhalt der mit Asparagin beschickten Gef\u00e4sse wurde zun\u00e4chst innerhalb der letzteren mit Kalkmilch vermischt und \u00bblas entweichende Ammoniak nach Schl\u00f6sing bestimmt. Der R\u00fcckstand wurde mit Schwefels\u00e4ure versetzt, in Glas-Sch\u00e4lchen getrocknet und der Stickstoffbestimmung unter-\nl) Z* B. J. K\u00f6nig, Landw. Versuchsstationen, 30. Bd. (1884), s- *;5L und A. Morgen, ebendaselbst, S. 203.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"Worten. \u2014 Die gefaulten Dohnen wurden sofort mit Schwefels\u00e4ure und darauf mit einer grossen Menge gebranntem Gips versetzt, in Sch\u00e4lchen eingetrocknet, pulverisirt und muh Kjeldahl behandelt. In die Vorlagen war kein Ammoniak \u00fcbergegangen.\nDie Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in Nachstehendem verzeichnet :\nA. As para g in1).\nStickstoff vor der F\u00e4ulniss:\n\tXo. 1.\to\t\u2022> O.\t4.\nIn 2 gr. Asparagin\t0.3744 gr.\t0,37 44 gr.\t0.3744 irr.\t0,31 i 4 gr.\nIn 2 ehern. Harn . .\t0.0104 \u00bb\t0,0164 \u00bb\t0,0104 -\t0,0104\nIn 1 gr. Boden . . .\t\u2014 >\t\t \u00bb\t\to.ui Mit:\n(icsamml-X .\t0,3908 gr.\t0,3908 g r.\t0,3908 gr.\t0.3974 gr.\nStickstoff nach der F\u00e4ulniss:\t\t\t\t\nDurch Ael/kalk ausge-\t\t\t\t\nt riehen\t\t0,0447 gr.\t0,0370 gr.\t0,0254 gr.\tO.180S gr.\nIm B\u00fcckslande .\t.\t.\t0.3446\t0.3548 \u00bb\t0.3047 \u00bb\t0.2127\n(iesammt-X . Mehr l +- ) oder weniger\t0,3893 gr.\t0,3918 gr.\t0.3899 gr.\t0.3993 gr.\n(\u2014) als angewandt-\t-0,0015 \u00bb\t-+0,0010 \u00bb\t0,0009 \u00bb\t+- 0.< m \u00bb21\n\tB. Bohnen.\t\t\t\nStickstoff vor\tder F\u00e4ulniss:\t\t\t\nl.\t2.\t3.\t4.\t5.\nIn 20 gr. Bolmen\t0,8291 gr.\t0,8291 gr.\t0,8291 gr.\t0,8291 gr,\t0.8291 gr.\nIn 2 ebem. llarn\t0,0104\u00bb\t0,0104\u00bb\t0,0104\u00bb\t0,0104\u00bb\t0,0101\nIn 1 gr. Boden.\t\u2014 \u00bb\t\u2014 \u00bb\t\u2014 \u00bb\t0,0006 \u00bb\t0,0006 -\n(\u00eeesammt-X .\t0,8450 gr.\t0,8455 gr.\t0,8455 gr.\t0,8521 gr.\t0,8521 gr.\nStickstoff nach\nder F\u00e4ulniss .\t0,8459 \u00bb\t0,8426 \u00bb\t0,8431 \u00bb\t0,8531 \u00bb\t0,8331 \u00bb\nMehr (-)-) \u00bb\u00bbder weniger(-)als\nangewandt -+0.0004 \u00bb -0,0029 \u00bb -0,0024 \u00bb +0,0010 \u00bb +0,0010\nS\u00e4mmtliche vorgef\u00fchrte Versuche beweisen in Ueberein-stimmung mit den Arbeiten von J. K\u00f6nig*) und A. Morgen ),\n_\ti\t[\n11 Xo. 5 dieser Beihe verungl\u00fcckte hei dei Bestimmung.\n2)\tJ. K\u00f6nig, Der Kreislauf des Stickstoffs, (M\u00fcnster) 1878. S. 19.\n3)\tLandw. Versuchsstationen, 30. Bd., S. 213.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"(lass bei der F\u00e4ulniss nitrat- und nitritfreier Medien in ficgen-wart voii reichlichen Wassemicngen eine Entbindung -freien Stickstoffs nicht stattfindet. Die Fraye, ob elomenlarorStick-stotl aus faulenden wasserarmen Gemischen entbunden werden kann, ist bekanntlich zuerst von J. K\u00f6nig aul'ye-worfen und bejaht worden: er fand'in einem Gemisch von -;,\u00fc &r- Knochenmehl und 500 gr. Boden bei einer Wasser-ziifulir von 000 cbcrn., d. i. bei einem Wassergehalt der ganzen Mischung von ca. 50%, keinen StickstofTverlusf, hei Zusatz v;m 300 cbcrn.. d. i. ca. 30\"/o Wasser im Gemisch, jedoch ein Deficit von 5,48\u201d/0 des angewandten Stickstoffe nach smonatlichem Faulen. Im gleichen Sinne, wie K\u00f6nig, und unabh\u00e4ngig von demselben ausserte sich auch sp\u00e4ter Morgen auf Grund eigener Versuche. Beide nehmen an, dass bei unzureichender Feuchtigkeit der faulenden Medien dem Sauerstoff Zutritt zu der por\u00f6sen stickstoffhaltigen Substanz gestattet und das Ammoniak oxydirt w\u00fcrde, wobei Wasser und freier Stickstoff entstehen. Diese Auflassung erhielt k\u00fcrzlich') eine wesentliche St\u00fctze in einer Angabe J. K\u00f6niges, nach welcher in ganz verd\u00fcnnten Ammoniakl\u00f6sungen (0,7 pro Mille) Oxy-'lation stattl\u00e4mle, wenn dieselben auf grosse Fl\u00e4chen (Asbest, Filtrirpapier) vertheilt werden.\nFine Oxydation des Ammoniaks wird nun bekanntlich auch noch durch einen niederen Organismus vermittelt, namentlich in solchen F\u00e4llen, in denen die gleichzeitig anwesenden Kohlcnstoffverbindungen den Sauerstoff nicht mehr ausschliesslich f\u00fcr sich in Anspruch nehmen. In faulenden <nganischen Substanzen k\u00f6nnen daher diese Organismen gew\u00f6hnlich erst dann nitrificirend wirken, wenn die organische Substanz gr\u00f6sstentheils zerst\u00f6rt ist, wie aus den Arbeiten von Alex. M\u00fcller2) und R. Warington8) hervorgeht. Viel-loicht k\u00f6nnte die Nitrification jedoch schon nahe an der Oberfl\u00e4che faulender Medien einsetzen, wo in Folge unbe->\u2022 lir\u00e4nkterer Sauerstoffzufuhr die Zersetzung rasch voran-\nl| Landw. Versuchsstationen, 33. Bd., S. 107.\n2.) Ebendaselbst, 32. Bd. (1884), S. 285.\nD Journal of the Chem. Society, (London), 1881, 35. Bd.. S. 0(i7.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"10t\nschreitet, w\u00e4hrend in tieferen Schichten noch reichliche Meilen laulnissffthiger Substanzen vorhanden sein k\u00f6nnen. Ein solcher Process k\u00f6nnte aber sehr wohl Platz greifen in Gemischen fester oder schwer l\u00f6slicher Stolle bei beschr\u00e4nktem Wasserzusatz, z. B. im nat\u00fcrlichen Ackerboden, in welchem ja in drr That die Luft der tieferen Schichten zumeist \u00e4rmer an \u00bbSauerstoff ist als nahe der Oberfl\u00e4che.\nAuf welchem Wege die Oxydation des Ammoniaks auch immer erfolgen mag. eine Grundbedingung derselben wird immer die Abwesenheit solcher organischer Substanzen sein, die eine st\u00e4rkere Affinit\u00e4t zum Sauerstoff haben als das Ammoniak oder das nitriffeirende Ferment. Faulende organische Stoffe bed\u00fcrfen daher zumeist einer betr\u00e4chtlichen Zeit, bevor in ihnen eine Oxydation des Ammoniaks ein treten kann. Diese Verh\u00e4ltnisse scheinen mir der Grund daf\u00fcr zu sein, dass A. E hr en b erg in seinen mit so r\u00fchmlicher Sorgfalt ausgef\u00fchrten Untersuchungen auch bei Anwendung sehr por\u00f6ser wasserarmer Medien in einer Sauerstoffatmosph\u00e4re keine Entwicklung elementaren Stickstoffs beobachten konnte, wogegen B. Di et zell mit denselben Gemischen, aber nach einer F\u00e4ul-liissdauer von etwa 12 Monaten, Verluste fand, die unter Umst\u00e4nden 15\u00b0/w des angewandten Stickstoffs betrugen. Eh reu -berg's Versuche dauerten eben h\u00f6chstens etwa G Wochen. Zwar giebt der letztgenannte Forscher in der Beschreibung der mit automatischer Nachf\u00fcllung von Sauerstoff ausgef\u00fchrten Versuche (No, VII, VIII und IX) an, dass am Schluss derselben der Sauerstoffverbrauch fast Null war, bozw. g\u00e4nzlich aut h\u00f6rte, doch bezieht ;sich dies offenbar nur auf den Ueber-tritt von Sauerstoff aus dem Gasometer in das mit dem F\u00e4ulnissgemisch beschickte Gef\u00e4ss und nicht auf die wirkliche Sauerstoffaufnahme durch die faulende Substanz. Ih r Eintritt von Sauerstoff in die sich zersetzenden Stoffe um 1\ndie Ausgabe von Kohlens\u00e4ure k\u00f6nnen sich ja nach einer gewissen Frist so compensiren, dass das Gasvolumen in dem Zersetzungsgef\u00e4ss nicht ge\u00e4ndert wird, trotzdem der F\u00e4ulniss-process noch lebhaft vor sich geht. Es besteht sonach ein fundamentaler Unterschied zwischen den Versuchen DietzclF'","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"und Andern* und den Ehrenberg\u2019s; w\u00e4hrend .-der Elftere .-eine Mischungen >o\\\\cit faulen lies.'', dass die Zersetzung die Crnize des M\u00f6glichen wohl erreicht haben kann, schloss der Letztere seine Untersuchungen weit vor diesem Zeitpunkte ah. Aus den Dietzel Eschen Gesammtvorlusten berechnete Ehrenberg\u2019), dass er hei Anwendung gleicher Gemische -ehr bedeutende Gasvolumina pro Woche zu erwarten hatte, welche bei seiner gasanalytischen Behandlung der Frage unm\u00f6glich zu \u00fcbersehen waren. Aus meinen obigen Auseinandersetzungen d\u00fcrtle indessen hervorgehen, dass .-eine solche Rechnung auf nicht zutreffenden Annahmen beruht. Wollte man die Dietzel Eschen Resultate auf ihre Richtigkeit pr\u00fcfen, w\u00fcrde es sich bei Anwendung gasanalytischer Methoden empfehlen, die I* \u00e4ulnissgeniische w\u00e4hrend des Beobachtungs-jahres nur periodenweise auf die Entwicklung freien Stickstoffs zu untersuchen.\nDie Beobachtungen Ehren!)erg\u2019s, sowie auch die von uns ausgef\u00fchrten oben beschriebenen Versuche beweisen .sicherlich, dass die Tr\u00e4ger der echten F\u00e4ulniss dein entai en Stickstoff nicht in Freiheit zu setzen verm\u00f6gen. Man w\u00fcrde sich aber auf Unrechtem Wege befinden, wollte man auf Grund dieses Resultates s\u00e4mmtliclie filteren Versuche, die ein Stickstoffdeficit ergaben, verworfen \"dei gegen dieselben den \\orwurt erheben, sie seien nach unzul\u00e4nglichen analytischen Methoden ausgef\u00fchrt worden. Nicht die echte F\u00e4ulniss, sondern Vorg\u00e4nge se\u00e7un-d\u00e0rer Natur, zu denen die Bedingungen nicht immer gegeben, sind nach Lage der bisherigen Forschungsergebnisse als die Ursachen der Entbindung freien Stickstoffs aufzufassen.\nVon diesem Gesichtspunkte aus sind folgende Processe 7111 Erkl\u00e4rung beobachteter Stickstoffverluste heranzuziehen, iosp. theilweise bereits herangezogen worden:\n1. Die Oxydation des Ammoniaks durch den Sauerstoff der Luft, welche von J. K\u00f6nig\u2019) als die\nB A. a. O.. S. 155.\n-) J: K\u00f6nig, Der Kreislauf des Stickstoffs, M\u00fcnster 11S78), S. 19.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"Ursache der von ihm gefundenen Stickstoffverluste anjfe-sprochen, jedoch bereits fr\u00fcher schon von Th. Schl\u00f6sing1 2) in demselben Sinne gedeutet worden ist. Letzterer nahm an, dass .\u00abdie Verbrennung organischer Substanzen begleitet ist von einem Verlust an Stickstoff, mag derselbe erfolgen auf Kosten der Luft, wie in den Versuchen von Boussingault, oder auf Kosten der Nitrate, des Eisenoxyds oder des Sauerstoffs der Substanz selbst\u00bb. Wie bereits bemerkt, kann diese Oxydation des Ammoniaks nat\u00fcrlich nur staltfmden, wenn organische, mit st\u00e4rkerer Affinit\u00e4t zum Sauerstoff begabte Substanzen nicht mehr anwesend sind.\n2.\tDie Nitrification durch organisirte Fermente kann vielleicht in derselben Weise, wie die Oxydation des Ammoniaks durch den Sauerstoff der Luft, direct von einer Entbindung freien Stickstoffs begleitet sein. Es d\u00fcrft\u00ab\u00bb indessen schwierig sein, diesen Process von dem sub 3 erw\u00e4hnten experimentell auseinander zu halten.\n3.\tDie Einwirkung freier salpetriger S\u00e4ure auf stickstoffhalt ige organische Verbindungen, ein Vorgang, den 13. Diet zell1\u2019) annimmt. Nitrite sollen nach ihm bereits durch Kohlens\u00e4ure unter Bildung freier salpetriger S\u00e4ure zerlegt werden.\n4.\tDie Deduction von Nitrate n u n d Nitriten durch organische Substanzen liefert nach Th. Sch l\u00f6s in g und \u00e4lteren Autoren3 *) je nach der Natur des Mediums ein variables Genlisch von Stickstoff, Stickoxydul und Stickoxyd: Deh\u00e9rain und Maquenne*) erhielten bei Versuchen mit Boden unter Luftabschluss Stickstoff und Stickoxydul, Tacke5) bei g\u00e4hrenden organischen Stoffen unter Salpeterzusatz freien Stickst oll'und Stickoxyd; Ehren ber g beobachtete bei Sauer-stoffabschluss und Zusatz von Salpeter jedoch weder eine\n1 ) Jahresbericht f. Agriculturchemie, I\u00df. u. 17. Jahrg. 11873). S. I !\u2022>.\n2) Biedermann\u2019* dentralbl. f. Agriculturchemie (1882\u00bb, 11. .1.4.i-gang, S. 417.\n3> Jahresbericht f. Agriculturchemie (1873), l\u00df. Bd. 8. 115.\n4I Der Naturforscher, 15. Jahrg. (1882), S. 473.\n\u2022\u2019) Tagebl. d. Naturf.-Vers. zu Berlin (1880), 8. 290.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Entwicklung von Stickstoff, noch gasf\u00f6rmiger Oxyde desselben, sondern konnte nur eine Reduction der Nitrate zu Ammon-salzen nacliweisen.\n\u2022>. Eine spontane Zersetzung von Ammonium-nitrit in verd\u00fcnnten L\u00f6sungen, \u00e4hnlich derjenigen, welche das feste Salz beim Erw\u00e4rmen erf\u00e4hrt.\nDa eine Anzahl dieser Vorg\u00e4nge selbst, sowohl als ihre Betheiligung an dem Zustandekommen eines Stiekstoffdelicits duichaus hypothetischen Charakters sind, so haben wir einige-derselben in den Bereich unserer Untersuchungen gezogen.\nOb der Ni t rifi cations process als solcher mit einem Verlust an gebundenem Stickstoff verkn\u00fcpft ist, l\u00e4sst sich aus den Angaben dei Liteiatur \u00fcber diesen Gegenstand*nicht\nmit Sicherheit schliessen. Boussingault'), der mit Boden opeihte, land eine Ackererde, die 11 Jahre in eiiiem grossen Volumen Luft eingeschlossen war, das man nicht erneuerte, stark salpeterhaltig geworden. \u00ab Die Gesammt-Menge an Stick-\nstoff jedoch, welche am Anlang und am Ende der Beobachtung bestimmt wurde, hatte sich nicht merkbar ver\u00e4ndert; die Analysen schienen sogar anzuzeigen, dass dieselbe in der salpeterhaltigen Erde um ein Geringes vermindert war.\u00bb ln \u2022 inern Gemisch (100 gr. Erde und 300 gr. Sand) waren von o,47\u00b12 gr. N nach den 11 Jahren 0,020:! gr. verschwunden, in einem anderen (100 gr. Erde, 300 gr. Sand und 5 gr. Cellulose) betrug der Verlust nur 0,0082 gr. von der gleichen Menge (0,4722 gr.) angewandten Stickstoffs; dabei hatte sich\ndie Salpeters\u00e4ure von 0,0029 gr. auf 0,017S bezw. 0,0020 gr. vermehrt. - Einige quantitative Bestimmungen in Fl\u00fcssigkeiten (Salmiakl\u00f6sungen), welche, der Nitrification unterworfen, zuerst starke Reaction auf salpetrige S\u00e4ure gaben und am Schluss kein Ammoniak und als Oxydationsproduct nur Salpeters\u00e4ure erkennen liessen, erhielt R. Waringt'on*) von dem in Form von Ammoniak angewandten Stickstoff 96,7 \u2014 \u2022\u2666\u00bb),!\t94,9 \u2014 92,9 Procent in der Form von Salpeters\u00e4ure\nR Compt. rend., 82. Bd. (187G), S. 417. 2) A. a. O., 35. Bd. (1879), S. 449.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nwieder. Was aus dem \u00fcbrigen Tlieil des Stickstoffs geworden war, l\u00e4sst der genannte Forscher unentschieden und weist nur darauf hin, dass wenigstens eine geringe Menge der stickstoffhaltigen Substanz in die Constitution der Mikroorganismen eingetreten sein musste. \u2014 Eine fast vollst\u00e4ndige Umwandlung von verd\u00fcnntem Ammoniak, das mit Holzasche und Essigs\u00e4ure versetzt und mit niirificirendem Ferment in-ticirt war, in Salpeters\u00e4ure ohne Stickstoffverlust beobachtete Alex. M\u00fcller'), der wohl \u00fcberhaupt als der Erste die Be-tHeiligung der kleinsten Organismen an den Xitrifications-process erkannt hat2). Er legt jedoch seihst ausdr\u00fccklich seinem Versuch eine absolute Beweiskraft nicht hei.\nUnsere Versuche wurden mit verd\u00fcnntem filtrirtem frischem Menschenharn (20 cbcm. 4- 480 cbcm. Wasser) ausgef\u00fchrt und das nitriticirende Ferment in der Form an der Luft getrockneter fein gesiebter Ackererde (10 gr. pro Versuch) zugesetzt. Die Mischung wurde in cylindrischen Flaschen vorgenommen, die mit Korken und Paraffin verschlossen und mit Vorlagen zur Abhaltung atmosph\u00e4rischer Stickst offver-bindungen, sowie zum Auffangen etwa entweichenden Ammoniaks verbunden waren. Jede Woche wurden etwa 3 Liter Luft durch den Apparat und die Fl\u00fcssigkeit getrieben. Nach \u00fc Monaten, Anfang April 1887, wurden in einem zur Con-trolle aufgcstellten gleichen Gef\u00e4ss die ersten Spuren von salpetriger und sehr bald auch Salpeters\u00e4ure nachgewiesen. Die Nitrification ging darnach mit grosser Intensit\u00e4t von Statten. Nach 6 Monaten wurde der Stickstoffgehalt in einem der Gelasse bestimmt. Bei der Beschreibung der dabei befolgten Methoden muss ich etwas weiter ausholen.\nBei Untersuchungen \u00fcber den Gehalt verschiedener Pflanzen an stickstoffhaltigen, nicht-eiweissartigen Substanzen hatte ich gefunden3), dass die Gegenwart von Salpeters\u00e4ure beim Eindampfen an sich saurer oder anges\u00e4uerter Pfianzen-s\u00e4fte zu Stickstoffverlusten Veranlassung geben kann, indem\n1)\tLandw. Vers.-Stat., 3-2. Bd. (1884), S. 285.\n2)\tEbendaselbst, 16. Bd. (1873), S. 263.\n3)\tEbendaselbst, -24. Bd. (1879), S. 447.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"100\nhierbei leicht salpetrige S\u00e4ure entsteht, welche alsdann mit <h\u2018n stets vorhandenen Amidosubstanzen in Wechselwirkung tritt, \u2014 eine Beobachtung, die auch sp\u00e4ter von U. Kreusler') bei Anwendung von Gemischen von Asparagins\u00fcure, Kalisalpeter und Essigs\u00e4ure etc. best\u00e4tigt wurde. Der st\u00f6rende Einfluss; den Nitrate und Nitrite auch bei der Bestimmung dos Stickstoffs nach Wil 1-Varren trapp und Kjehlahl hervorrufen, l\u00e4sst sich, wie ich damals nachwies, unigeh\u00e7n durch reichlichen Zusatz von Eisenchlor\u00fcr, darauffolgendes Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure und Eindampfen der L\u00f6sung, bezw. Irocknen der Substanz; in dem R\u00fcckst\u00e4nde kann man alsdann den Stickstoff*, excl. des in der Salpeters\u00e4ure enthaltenen Betrages, nach einfachen Methoden bestimmen. Bei einer Pr\u00fcfung dieses Verfahrens an Mischungen von Asparagins\u00fcure und Salpeter erhielt Kreusler2) indessen vor einiger Zeit unbefriedigende Resultate. Es ist um so befremdender, als der genannte Forscher in einem anderen Theil seiner Arbeit den Nachweis f\u00fchrt, dass Amidosubstanzen, selbst wenn in erheblicher Menge vorhanden und von sonstigen organischen Stoffen (Zucker) begleitet, die Genauigkeit der Salpeters\u00e4urebestimmung nach dem Schl\u00f6sing-Tiomann\u2019schen Verfahren kaum merklich beeinflussen. Auch nacliE. Bosshard\u2019) bedingt die Anwesenheit von Amiden keinen Fehler bei der Ermittlung des Salpeters\u00e4ure-Stickstoffs. Nun beruht aber mein Vorschlag zur Entfernung der Salpeters\u00e4ure aus amidhaltigen Fl\u00fcssigkeiten auf genau demselben Princip, wie die Schl\u00f6-sing-Tiemann\u2019sche Methode, n\u00e4mlich auf der Reduction der Salpeters\u00e4ure zu Stickoxyd durch Eisenchlor\u00fcr. W\u00fcrden bei\n*) Lantlw. Yers.-Stat., \u2018M. IM. flSSt), S.\n2)\tEbendaselbst, S. 2'jd. Nach \u00ab1er Entfernung der Salpeters\u00e4ure durch Eisenchlor\u00fcr und Salzs\u00e4ure bediente sieh Kreusler der Sachsse-K or ma nn scheu Methode zur Hcstimmung des in organischer Verbindung (Asparagins\u00fcure) vorhandenen Stickstoffs. has von mir in Vorschlag gebrachte Verfahren hatte nach meinen Angaben ta. a. U, S. M7j haupt--\u00e4chhcli den Zweck, pflanzliche Extrade so vorzuhereiten. dass man die-\n' ihen unter Zusatz einer starken S\u00e4ure durch Eindampfen zur Verhrennung mit Natronkalk tauglich machen honnte.\n3)\tEamlw. Vers.-Stiit.. 3:5. Hd, (l**d), S. Ht.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nmeinem Verfahren Oie Amidverbindungen in Mitleidenschaft gezogen, so dass Stickstoff in Freiheit gesetzt w\u00fcrde, dann m\u00fcssten auch die Salpetersfiurebestimmungen beeinflusst werden oder das zu messende Gas m\u00fcsste \u2014 falls es mit dem nach der Theorie zu erwartenden Volumen Stickoxyd zuf\u00e4llig \u00fchereinstimmt \u2014 Beimengungen (Stickstoff) enthalten, die von Eisenvitriol-L\u00f6sungen nicht absorbirt werden. Nach Kreuslcr\u2019s Zahlenreihen war aber dieser nicht absorbirbare Gasrest hei Anwendung von Amiden und Kalisalpeter durchaus nicht gr\u00f6sser, als bei Bestimmungen mit reinem Salpeter.\nObgleich somit der Ein wand Kreusler\u2019s gegen die fr\u00fcher von mir ge\u00fcbte Methode kaum zutreffend sein konnte, so haben wir es dennoch nicht unterlassen, dieselbe nochmals zu pr\u00fcfen. In eine Reihe von Iloffmeister\u2019schen Glassch\u00e4lchen wurden je 3 gr. Eisenchlor\u00fcr gebracht, mit starker Salzs\u00e4ure versetzt, auf dem Wasserbade erhitzt und 5 ehern, menschlicher Harn, welcher mit etwas Natronlauge alkalisch gemacht und darnach mit verschiedenen Mengen Kalinmnifrat und -Nitrit versetzt worden war, tropfenweise in die heisse Mischung des Sch\u00e4lchens gebracht. Nach dem Eindampfen und gelindem Trocknen wurde der Stick-doff-gehalt in dem R\u00fcckst\u00e4nde nacli Kjeld ah l\u2019s Methode ermittelt und folgende Zahlen erhalten:\n\tZusatz\t\tN-tJelialt in 5 ebem\t\n1.\t0. .\t\t. . . 0,000:18\t\n<.)\t\t\t. . . 0,00091\ty>\n\u2022> \u2022 >\u2022\to.l gr.\tKX()3 . .\t. . . 0.00025\tV\nt.\t0,-2 \u00bb\t>' . #\t.\t.\t. 0.05997\t\u00bb\n5.\t0.1 v\tK\\n-> . .\t. . . o.ooioo\t\n\u00bb\u00bb.\t0.2 \u00bb\t\u2022 \u2022\t. . . 0.05997\tV\nDa diese Resultate ein*' recht befriedigende Ueberein-stimmung unter einander zeigen und auch R. Warington o ohne, wie es scheint, meinen fr\u00fcheren Vorschlag zu kennen, b'*i Befolgung derselben Methode zu brauchbaren Ergebnissen gekommen ist, so haben wir das in Rede stehende Verfahren b\u00ab i der rnlersuclmng \u00ables Harns nach der Nitrification heiheluilt\u00ab e.\ni) r.lii'iiiical News. 5*2. 1>J. 118S5). S.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Ill\nJe loo cbcm. des Filtrates (s. w. o. S. 108) wurden in .lor angegebenen Weise von salpetriger und Salpeters\u00e4ure befreit, eingedampft und nach Kjeldahl weiter behandelt. Zur Bestimmung der Nitrificationsproducte wurden je 1O0 ehern dos Filtrats mit verd\u00fcnnter Kalilauge stark alkalisch gemacht und eine Losung von \u00fcbermangansaurem Kali so lange zugesetzt, bis Lntt\u00e4rbung auch bei l\u00e4ngerem Stehen nicht mehr < intrat: alsdann wurde die Mischung auf ein kleines Volumen ^bracht und die Salpeters\u00e4ure nach dem Schl\u00f6sing-Tie-mann'sehen Verfahren bestimmt. Der ausgewaschene R\u00fcck-dand, haupts\u00e4chlich aus Boden bestehend, wurde mit Natronkalk verbrannt.\nln den angewandten Substanzen fand sieh vor der l\u00e4ulniss und Nitrification:\nin 2u fhem. Harn..............0,-2701 gr. X\nin 10 gr. Hoden ...... 0.000*2 \u00bb \u00bb ;\n0,3300 gr. X.\nI.\tNach G monatlicher Versuchsdauer wurde wiedergefunden :\nIm Filtrat\t'\t1,1\tForm von\tXH3\tu.\torgan. Verbindungen\t0.1201\tgr.\tX\n,\tI\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\tX2O3\tu.\tX,>05\t.....\t0,1158\tv\t\u25a0>,\nIm ausgewaschenen\tHoden.................. 0 0001\nv\t,\t<>.3053\tg,-.\tX\nNerlust durch die Xitrification. . . 0.0323 \u00bb\nII.\tNach 8 Monaten wurde in dem nitrifieirten Harn wiedergefunden :\nIm Filtrat ' ln Form von NH3 u. organ. Verbindungen 0,1*231 gr. X\nI \u2022\t>\t' X203 u. x20,..........\u201c 0.1119 v v\nIm ausgewaschenen Ho.Ien.......................... 0 0077 *\n0,3027 gr. X\n\\erlust bei der Xitrification . . . O.0339 v \u00bb\nDa in die Vorlagen nur unbestimmbare Spuren von Ammoniak \u00fcborgegangen waren, so ergiebt sich aus voi-debenden Bestimmungen, dass unter den von uns- einge-oaltenen Bedingungen der. Nitrifieationsprocess von ' 1 nL*m erheblichen Stickstoffverlust begleitet war. b' t/.terer betrug nach Gmonatliclier \\Vrsuch<dauer 9 6\"' \u2019\u00bbwh 8 Monaten 10.1\" .","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"\\\u00fc\nWir m\u00fcssen uns damit begn\u00fcgen, obiges Factum fe<l-gestellt zu haben, und k\u00f6nnen \u00fcber den chemischen Vorgang, durch welchen bei der Nitrification StickstofY in gasf\u00f6rmiger (testait entweicht \u2014 ob durch directe oder indirecte Oxydation des Ammoniaks, Wechselwirkung zwischen Nitriten und organischen Stickstoffverbindungen oder Reduction zur Zeit nur Vermuthungen anstellen. \u2014 Das Ammonium-nitrat scheint sich nicht spontan zu zersetzen, sondern ist in verd\u00fcnnten sterilisirten L\u00f6sungen sehr constant. Wir haben einprocentigo L\u00f6sungen des reinen Sal/m l\u00e4ngere Zeit hindurch aufbewahrt und den Animoniakgelndf wiederholt bestimmt, ohne eine Verminderung desselben zu beobachten. Eine Wechselwirkung zwischen den Nitrilen und anderen Stickstoffverbindungen d\u00fcrfte ebenfalls in unseren Versuchen ausgeschlossen gewesen sein, da vor dem Eintritt der Nitrification die saure Reaction des verd\u00fcnnten Harm in eine alkalische \u00fcbergegangen war, sp\u00e4ter neutral'wurde und sich im weiteren Verlauf dos Versuchs nicht mehr \u00e4nderte. Es scheint indessen sehr wohl m\u00f6glich zu sein, dass in den tieferen Fl\u00fcssigkeitsschichten oder in dem sehr humusreichen Ackerboden, dessen wir uns bedient hallen, ein Tlieil der Nitrite oder Nitrate wieder reducirt worden ist und hierin vielleicht \u2014 in Lebereinstimmung mit den Ergebnissen Sc hl using\u2019s, Rcli\u00e9rain\u2019s und Maqucnne's. sowie TackeV) \u2014 die Erkl\u00e4rung f\u00fcr den StickstofTverlmt liegt. Unter nat\u00fcrlichen Verh\u00e4ltnissen d\u00fcrfte \u00fcberhaupt, wie bereits hervorgehoben, der Nitrification h\u00e4ufig eine Reduction in den tieferen Lagen der dem Zerfall unterliegenden organischen Stoffe folgen und diese Ansicht in Anbetracht der grossen L\u00f6slichkeit und der leichten Beweglichkeit der Nitrate und Nitrite in erdi^n (Jemischen auf keine Schwierigkeiten stossen. Wir Iml:'. n. \u00fcber die Ergebnisse hierauf gerichteter Arbeiten sp\u00e4ter 1 -richten zu k\u00f6nnen.\ni ) S. w. o. loG. X<\u00bb. 4.","page":112}],"identifier":"lit16687","issued":"1888","language":"de","pages":"95-112","startpages":"95","title":"Ueber die Entbindung freien Stickstoffs bei der F\u00e4ulniss und Nitrification","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:39:35.994034+00:00"}