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Notiz über die Darstellung und die Zusammensetzung der Cholsäure

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{"created":"2022-01-31T12:45:41.904638+00:00","id":"lit16703","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Mylius, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 12: 262-266","fulltext":[{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"i\nL\nNotiz Uber die Darstellung und die Zusammensetzung der Chol-\ns\u00e4ure.\nVon\nP. Mylins.\n(Dor Redaction /\u00abnoj'am\u00eecn am 14. Januar 18*8.)\nDie Chols\u00e4ure w\u00fcrde gewiss \u00f6fters Gegenstand chemischer Untersuchungen geworden sein, wenn nicht die Meinung verbreitet w\u00e4re, ihre Darstellung sei eine besonders schwierige. Und doch gieht es wenige Producte des thierischen Stoffwechsels, welche mit einer solchen Leichtigkeit im Zustande der Reinheit und in beliebig grossen Mengen gewonnen werden k\u00f6nnen, wie die Chols\u00e4ure. Es sind eine ganze Anzahl von Vorschriften zu ihrer Darstellung vorhanden. Das Material zu meinen Untersuchungen ist nach einer combinirten Methode gewonnen worden, welche nichts Originelles enth\u00e4lt und gewiss auch von manchen anderen Chemikern ausge\u00fcbt worden ist. Gleichwohl erscheint es mir n\u00fctzlich, das Verfahren mit einigen Worten zu kennzeichnen, da seit der Auffindung der Cho-Ieins\u00e4ure durch Latschinoff eine Auswahl unter den vorhandenen Vorschriften geboten ist. Im Folgenden ist die Darstellung der Chols\u00e4ure beschrieben, wie sie sich mir nach einer l\u00e4ngeren Besch\u00e4ftigung mit dem Gegenst\u00e4nde als tauglich erwiesen hat:\nFrische Rindergalle wird mit dem f\u00fcnften Theil ihres Gewichtes an 30procentiger Natronlauge *24 Stunden lang in eisernem Gelasse gekocht, wobei das verdampfende Wasser zu erneuern ist. Man kann dann sicher sein, dass die gepaarten Gallens\u00e4uren vollst\u00e4ndig zersetzt sind. Die alkalische","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"f l\u00fcssigkeit wird darauf mit Kohlens\u00e4ure ges\u00e4ttigt und fast bis zur Trockne verdampft. Die zur\u00fcckbleibende Masse behandelt man mit starkem Alkohol. Hierbei geht das chol-saure Natrium in die L\u00f6sung, w\u00e4hrend der Uebersclniss des Natrons als Carbonat zur\u00fcckbleibt. Zugleich findet auch eine Trennung von dem in der Galle stets enthaltenen Schleim statt, welcher ebenfalls in Alkohol unl\u00f6slich ist. Das alkoholische Filtrat enth\u00e4lt jedoch ausser der Chols\u00fcure noch die C h o 1 e\u00ef n s \u00e4u r c, sowie t etts\u00e4uren, von denen namentlich Stearins\u00e4ure in Betracht kommt. Die Abscheidung dieser Stoffe geschieht am zweckm\u00e4ssigsten durch Ueberf\u00fchrung in die Baryumsalze. Chole'insaures und stearinsaures Baryum sind in Wasser unl\u00f6slich, w\u00e4hrend sich das Baryumsalz der Chols\u00e4ure schon in 30 Theilen kalten Wassers l\u00f6st. Zur Ausf\u00fchrung der Trennung wird die alkoholische, L\u00f6sung so weit mit Wasser verd\u00fcnnt, dass die Mischung h\u00f6chstens 20\u00b0/,, Alkohol enth\u00e4lt ); daraul versetzt man sie mit einer verd\u00fcnnten Chlorbaryuml\u00f6sung, so lange noch die Abscheid\u00fcng eines Niederschlages bemerkbar ist. Es erfolgt nun eine Filtration, welche schnell von Statten geht, denn die unl\u00f6slichen Baryumsalze senken sich leicht zu Boden. Das Filtrat darf durch weiteren Zusatz von Ghlorbaryuml\u00f6sung nicht getr\u00fcbt werden. Durch Zut\u00fcgen von Salzs\u00e4ure wird nun die Chols\u00e4ure im gereinigten Zustande gef\u00e4llt. Die z\u00e4he Masse nimmt gew\u00f6hnlich nach wenigen Stunden krystallisches Gef\u00fcge an, enth\u00e4lt jedoch noch amorphe, gef\u00e4rbte und riechende Bestandteile und bedarf darum noch weiterer Reinigung. Dieselbe geschieht am besten durch Umkrystallisiren aus Alkohol. Man hat sich zu erinnern, dass hierbei die Chols\u00e4ure in die Verbindung C4tHt0O5, C2H60 \u00fcbergef\u00fchrt wird, deren Schwerl\u00f6slichkeit und Krystallisationsf\u00e4higkeit die Rein-\n*) Bier sollten eigentlich absolute Mengen angegeben werden: es kommt aber wenig in Betracht, ob die Menge des zugefiigten Wassers gross oder klein ist, wenn nur das chols\u00e4ure Baryum gel\u00f6st bleibt. Man kann auch aus der mit Natronlauge gekochten Galle die Chols\u00e4ure mit Salzs\u00e4ure f\u00e4llen und sie behufs der Ueberl\u00fchrung in das Baryumsalz in verd\u00fcnntem Ammoniak l\u00f6sen; die F\u00e4llung erfolgt dann ebenfalls mit Chlorbaryuml\u00f6sung; ich ziehe jedoch das oben beschriebene Verfahren vor.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"darstellung der Chols\u00e4ure erm\u00f6glicht. Da die Verbindung sich jedoch mit Wasser zersetzt, so kommt es darauf an, die Gegenwart von Wasser zu vermeiden und als L\u00f6sungsmittel wom\u00f6glich absoluten Alkohol zu ben\u00fctzen; im anderen Falle wird die Ausbeute an Krystallen stark beeintr\u00e4chtigt.\nUm die ausgefallte Chols\u00e4ure von dem anhaftenden Wasser zu befreien, empfiehlt es sich, dieselbe in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade mit ein wenig Alkohol zu durchkneten. Der Alkohol wird dabei sogleich gebunden. An seiner Stelle erscheint in der z\u00e4hen Masse eine Wasserlache, welche man leicht durch Abgiessen entfernen kann. Man wiederholt die Operation mit neuen Mengen Alkohol, bis keine Abscheidung von Wasser mehr erfolgt. Gew\u00f6hnlich hat die Massse inzwischen krystallisch-br\u00f6ekelige Beschaffenheit angenommen; man l\u00f6st sie jetzt im Kolben in einer m\u00f6glichst geringen Menge absoluten Alkohols und l\u00e4sst di\u00ab* liltrirte L\u00f6sung im Becherglase erkalten. Aus dem entstandenen Krystallbrei wird mit Hilfe der S\u00e4ugpumpe die Mutterlauge entfernt; sie ist immer braun und viscos und enth\u00e4lt noch grosse Mengen von Chols\u00e4ure; ich habe jedoch nie versucht, sie darauf weiter zu verarbeiten. Ob ausser der gew\u00f6hnlichen Chols\u00e4ure vielleicht noch eine andere Chols\u00e4ure, welche kein krystallisirbares Alkoholat liefert, darin vorhanden ist, habe ich nicht feststellen k\u00f6nnen; unm\u00f6glich erscheint es mir nicht. Man erh\u00e4lt gew\u00f6hnlich etwa ebenso viel krystal-iisirtes Alkoholat als feste Substanz in der Mutterlauge, bisweilen auch noch mehr. Das abfdtrirte und durch Auswaschen mit Alkohol gereinigte Chols\u00e4ure-Alkoholat muss, obwohl schon nahezu farblos, f\u00fcr die meisten Zwecke noch ein- oder zweimal umkrystallisirt werden. Es ist dazu immer eine gr\u00f6ssere Menge Alkohol erforderlich, als zur L\u00f6sung der rohen Chols\u00e4ure noting war. Je verd\u00fcnnter die ges\u00e4ttigt\u00ab' L\u00f6sung ist (also je reiner die Chols\u00e4ure), um so gr\u00f6ssere Tetraeder \u00e8rhalt man bei langsamem Erkalten.\nAus reineren Mutterlaugen l\u00e4sst sich leicht die darin enthaltene Chols\u00e4ure durch Eindampfen in krystallischer Beschaffenheit wiedergewinnen.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Die Meinungsverschiedenheit der Chemiker \u00fcber die Zusammensetzung der Chols\u00e4ure ist seit kurzer Zeit in eine neue Phase getreten. Die Formel C\u00ee5IIi(,Os, welche hier und da anstatt der bew\u00e4hrten Formel von Strecker, C II () , gebraucht worden ist, hat man aufgegeben. An ihrer Stelle ist von Latschinoff1 2 3) der Ausdruck C,. IltJ0 vor geschlagen und gegen die von Strecker angenommene Zusammensetzung der Cholsaure vertheidigt worden.\nDei den Untersuchungen, welche ich \u00fcber die Chols\u00e4ure mitgetheilt habe, ist die Strecker\u2019sche Schreibweise zur Anwendung gelangt. Ich habe auch nicht vers\u00e4umt, eine Dei he von Analysen aufzuf\u00fchren*), welche diese Schreibweise begr\u00fcndet erscheinen lassen. Indessen ist die Feststellung der empirischen Zusammensetzung der Chols\u00e4ure doch zu schwierig, als dass ich glauben sollte, sie sei durch die von mir ausgef\u00fchrten Analysen endgiltig herbeigef\u00fchrt. Voraussichtlich wird sich der Streit um die Zusammensetzung der Chols\u00e4ure noch Jahre lang hinziehen; dies ist um so wahrscheinlicher, als Latsch in off in einer j\u00fcngst erschienenen Abhandlung') di\u00ab? Formel mit 25 Kohlenstoffatomen aufs Neue zu begr\u00fcnden sucht. Meine gegenw\u00e4rtigen Aufgaben \u00abrlauben mir nicht, mich ferner experimentell mit \u00ab1er Chols\u00e4ure zu besch\u00e4ftigen und das bisher mitgetheilte analytische Material zu vervollst\u00e4ndigen. Ich m\u00f6chte jedoch bemerken, dass die Arbeit von Latsch in off mich keineswegs von der Unrichtigkeit der Strecker\u2019schen Formel \u00fcberzeugt. In voller W\u00fcrdigung der Schwierigkeit, welche mit-der Entscheidung \u00fcber das Mehr oder Weniger einer Methylengruppe bei einer so hoch gegliederten Substanz wie die Chols\u00e4ure verkn\u00fcpft ist, erkenne ich im Sinne meiner fr\u00fcher go\u00e4usserten Anschauung die M\u00f6glichkeit an, dass trotz vieler entgegenstehender Analysen die Chols\u00e4ure 25 Kohlenstoffatome enth\u00e4lt. Allein diese M\u00f6glichkeit scheint mir dadurch sehr verringert, dass Latschinoff nunmehr f\u00fcr noting h\u00e4lt, f\u00fcr die\n1)\tP. Latschinoff, Ber. d. D. Chem. Gesellsch.. Bd. XX, S. 1043.\n2)\tF. Mylius, Ber. d. D. Chem. Gesellsch., Bd. XX, S. 190X.\n3)\tP. Latschinoff, Ber. d. D. Chem. Gesellsch., Bd XX. S. 3274.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"m\nChols\u00e4ure zwei verschiedene Typen anzunelimen, deren einer durch die Formel CMIIMOs -f '/\u201e 11,0 ausgedr\u00fcckt wird, w\u00e4hrend der andere die Formel Ci3Ht30; -f */, 11,0 erh\u00e4lt. Latschinoff f\u00fchlt sich veranlasst, dem Alkoholat der Chol* s\u00e4ure die Zusammensetzung Ci5II,,0.. + 7KHS0 4- 7/M Cs H6 O und dem Phenolat die Formel Cs;. I lt, 0:. 4~\t11,0 -j- 7/M C\u2019 II,. ( )\nzuzuschreiben. Eine thats\u00e4chliche Begr\u00fcndung dieser Formeln, bei deren Aufstellung man sich auf keine Analogie (etwa mit basischen Salzen oder dergl.) beziehen kann, ist von hatschi no ff nicht erbracht worden.\nIch glaube mit der Ansicht nicht allein zu stehen, dass die Annahme einer partiellen Vertretung von Alkohol oder l\u2019henol durch Wasser im Verh\u00e4ltnis von '/\u201e bezw. 7/8 Moleculen nach dem, was man bis jetzt \u00fcber Krystallwasser resp. Krystall-alkohol weiss, nicht zul\u00e4ssig ist. Man k\u00f6nnte geneigt sein zu glauben, dass diese Annahme in dem vorliegenden.Falle lediglich dazu dient, die f\u00fcr die Chols\u00e4ure gew\u00e4hlte Eormel mit dein Ausfall der Analyse in Uebereinstimmung zu setzen.\nDie Analyse des Anilin- und des Toluidinsalzes der Chols\u00e4ure ist, glaube ich, f\u00fcr die Feststellung der Formel wenig beweiskr\u00e4ftig, da man umgekehrt bei derartigen Verbindungen der Analyse bedarf, ihre Einheitlichkeit zu erweisen.\nGegen\u00fcber den Anschauungen von Latschinoff m\u00f6chte ich noch bemerken, dass ich das krystallisirte Chols\u00e4ure-alkoholat ebenso wie die daraus gewonnene Chols\u00e4ure f\u00fcr eine einheitliche Substanz halte und niemals eine Andeutung dar\u00fcber bemerkt habe, dass die krystallisirte Chols\u00e4ure in mehreren Modificationen aultritt.\nChariot ten b\u00fcrg, den 10. Januar 188S.\nPhysik.-Techn. Reichsanstalt.","page":266}],"identifier":"lit16703","issued":"1888","language":"de","pages":"262-266","startpages":"262","title":"Notiz \u00fcber die Darstellung und die Zusammensetzung der Chols\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:45:41.904644+00:00"}

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