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{"created":"2022-01-31T15:01:39.977935+00:00","id":"lit16708","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Tammann, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 12: 322-326","fulltext":[{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"lieber das Vorkommen des Fluors in Organismen.\nVon\n<>. Tummaini.\n!>\u00bb*>\u2022 Uoilaction zu^'-sangon am 26. Februar 18**.)\nCm ilas Fluor in einem Organ nachzuweisen, \u00e4schert man gew\u00f6hnlich dieses ein, \u00fcbergiesst' die Asche mit Schwefels\u00e4ure und l\u00e4sst die sich entwickelnden Gase auf eine mit Wachs \u00fcberzogene, gravirte Glasplatte wirken. Nach Ni ekles'i verwendet man an Stelle der Glasplatte mit Vortheil eine solche von Bergkrystall. Dieses Verfahren kann nur bei der Abwesenheit von Kiesels\u00e4ure eindeutige Resultate ergeben. Bei Anwesenheit von Kiesels\u00e4ure beweist ein negativer Befund durchaus nicht die Abwesenheit des Fluors.\nBequemer in der Ausf\u00fchrung und eindeutige Resultat\u00ab* ergebend erscheint folgendes Verfahren. Man bringt die zu untersuchende Substanz innig mit Quarzpulver gemengt in einen Ballon mit dreifach durchbohrtem Stopfen, f\u00fcgt mittelst eines Scheidetrichters Schwefels\u00e4ure in den Ballon und erhitzt diesen. Ein Strom trockner Luft f\u00fchrt das etwa gebildete Fluorsilicium durch ein\u00ab* enge R\u00f6hre in ein Gelass mit Wasser. Dicht \u00fcber dem benetzten Theile der R\u00f6hre wird das Fluor-silicium durch den Wasserdampf zersetzt, und die gebildet\u00ab* Ki\u00ab*sels\u00e4ure schl\u00e4gt sich an der R\u00f6hren wand nieder. Die Gegenwart von 0,0001 gr. Fluor gen\u00fcgt, um den Kiesels\u00e4urering deutlich sichtbar zu machen.\nDie Anwendbarkeit des folgenden Verfahrens zur quantitativen Bestimmung \u00ables Fluors beweisen die fr\u00fcher2) mit*\n') Xickl\u00e9s, (tonipt. rend., T. XLIV, p. \u00ab\u00bb79. 1857.\n2) Tarn inan n, Anal. Zeitschrift, IM. XXIV\u2019, S. 928. 1885.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"getheilten Beleganalyscn. Unter den beschriebenen Umst\u00fcnden bildet sieh bei der Reaction von Fluorsilicium auf Wasser kieselflusss\u00e4ure und Siliciumoxyfluorhydrin. Um letzteres in L\u00f6sung zu bringen,-sp\u00fclt man \u00ablie Vorlage mit Kalilauge aus und dampft die alles Fluor enthaltende L\u00f6sung zur Trockne. Alsdann nimmt man den R\u00fcckstand mit Salzs\u00e4ure auf, f\u00e4llt \u2022 las gebildete Kieselfluorkalium mit Alkohol, filtrirl, w\u00e4scht den Niederschlag und titrirt das Kieselfluorkalium mil Kalilauge.\nBekanntlich entweicht das Fluor beim Ein\u00e4scherii der organischen Stolle. Auch bei einem Zusatz der flOfachen Menge von kohlensaurem Natron ist ein Verlust von IO0/., der vorhandenen Fluormenge zu erwarten. Man hal demnach die folgenden Angaben als Minimalquantit\u00e4len zu.befrachten.\nEs ist bekannt, dass das Fluor ein nie fehlender, wesentlicher Bestandtheil der Knochen ist. Das verbreitete Vorkommen des Fluors in Ackerb\u00f6den und Quellen macht das ganz allgemeine Auftreten desselben in den Organen wahrscheinlich. In der That haben di\u00ab* Untersuchungen von Nie kl es1) \u00ablie allgemeine Verbreitung des Fluors in \u00ablen Organen erwiesen. Aber zur L\u00f6sung der Frage, <>b dem Fluor in anderen Organen als d\u00ab*n Knochen nicht auch \u00ab in\u00ab; wichtige physiologische Bedeutung zukommt, liegen meines Wissens nur zwei Beobachtungen vor. Di\u00ab* Pr\u00fcfung des menschlichen Gehirns ergab Hors ford*) eine w\u00e4gbare Quantit\u00e4t Fluor, und Salm-Horstmar') konnte ohne Fluord\u00fcnger Erbsen- und Gersten pflanzen nicht zur vollen Entwicklung bringen.\nVor mehreren Jahren habe ich einige Organe auf Fluor gepr\u00fcft und theile im Folgenden meine Resultate mit.\nDie Untersuchung des H\u00fchnereis ergiebf \u00ab*ine ungleich-massige Vertheilung des Fluors im Ei. Die Eischale enth\u00e4lt nur eine sehr geringe Spur Fluor, \u00ab1er (Jehalt \u00abl\u00ab*s Eiweiss ist\nL Nickl\u00e9s, Comp\u00bb, rend., T. XLIII, p 885. 1850.\n2) Horsford, Liebig\u2019s Ann., Bd. H9, S. 202. 1809. s) salm-Horstmar, Pogg. Aim., B\u00abI. 1H. S. 510. ISO\u00bb.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"schon ein wenig gr\u00f6sser, und am fluorreichsten ist der phos-phorreh he Dotter. Wie in den Apatiten das Fluor als Begleiter der Phosphorsaure gefunden wird, so enthalten die an Phosphorverbindungen reichen Organe w\u00e4gbare Mengen von Fluor. Die Anh\u00e4ufung des Fluors in.phosphorreichen Organen scheint mir darauf hinzuweisen, dass auch dem Fluor eine wichtige physiologische Rolle in den Organismen zukommt.\nAnkmiplend an die Beobachtung von Salm-Horstmar, dass Erbsen, die auf lluorfreiem Boden wachsen, sich nicht vollst\u00e4ndig entwickeln, habe ich einige Culturversuche mit Erbsen und Gerste ausgef\u00fchrt. In einer N\u00e4hrstoffl\u00f6sung wurden zwei Monate lang Erbsen- und Gerstenkeimlinge gezogen. Die winterliche Witterung verhinderte die freudige Entwicklung der am S\u00fcdfenster wachsenden Pflanzen in dem Maasse, dass nach zwei Monaten die L\u00e4nge der wenig ver\u00e4stelten Erbsenpflanzen nur 30 cm., die L\u00e4nge der mit 7\u20140 gut entwickelten Bl\u00e4ttern versehenen Gerstenpflanzen nur 4o cm. betrug. Brachte man diese Pflanzen in eine N\u00e4hrl\u00f6sung1), die im Liter ausser den Vorschriftsm\u00e4ssigen Salzen noch 0,1 gr. Fluorkalium enthielt, so gingen sowohl die Gersten- als auch die Erbsenpflanzen schnell zu Grunde. Nach 12 Stunden waren die Pflanzen vollkommen verwelkt und schon theilweise vertrocknet. Ebenso schnell welkten \u2022tie Pflanzen in einer N\u00e4hrl\u00f6sung, zu der man 0,425 gr. Kiesel-fluorkalium pro Liter gef\u00fcgt hatte. Einen Tag lang hielten sich die Pflanzen in ('iner im Liter 0,008 gr. Kieselfluorkalium enthaltenden N\u00e4hrl\u00f6sung, am zweiten Tage welkten die Pflanzen auch in dieser L\u00f6sung und gingen trotz mehrfacher Rettungsversuche regelm\u00e4ssig zu Grunde.\nEidotter.\nlo gr., 30 gr. und 40 gr. frischer Eischalen ergaben nach schwachem Gl\u00fchen bei der beschriebenen Pr\u00fcfung auf Fluor einen an der R\u00f6hrenwand nur als Hauch bemerkbaren Kiesels\u00e4urering.\n0 Nobbe. Schr\u00f6der und Erdmann, L\u00f6sung I. Landwiitli^ch. Versuchest., IM. XIII. S. *31. 1871.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022\u00bbO' \u2022 >_0\ngr. \u00bbSoda einge-\n114 gr. frisches Eiweiss wurden mit \u00e4schert. Bei der Pr\u00fcfung- der Asche erschien ein deutlich sichtbarer Kiesels\u00e4urering, doch ergab eine Bestimmung des zersetzten Fluorsilieiums kein Resultat.\nP>2 gr. frischer Eidotter von f> H\u00fchnereiern, mit s Soda einge\u00e4schert, ergab O,0Ol>3 gr. Kieselfluorkalium, sprechend 0,001:2 gr. Fluor. 84 gr. Irischer- Eidotter\ngr.\nent-\nvon\n'* Eiern, mit 8 gr. Soda ein ge\u00e4schert, ergab 0,0t \u00bb10.gr. Kiesel-lluorkalium, entsprechend 0,0000 gr. Fluor.\nSind im Knochen nach Zaleski1) 0,^:5\u00b0/ti Fluor, .und sind im ausgebr\u00fcteten K\u00fcchel nach Voit 0,0317 gr. Kalk, so w\u00e4ren, wenn aller Kalk in den Knochen des K\u00fcchels enthalten ist, zum Aufbau der Knochen nur 0,08 mgr. Fluor noting. Gefunden wurde im Ei ungef\u00e4hr die doppelte Menge, 0,2 mgr. Fluor.\t.\t.\nFerner wurde das frische Gehirn (180 gr.) eines 30 Tage alten Kalbes mit lo gr. Soda einge\u00e4schert. Die Analyse ergab 0,0027 gr. Kieselfluorkalium, entsprechend 0,0014 gr. Fluor.\nAuch in der Milch und im Blut einer Kuh fand sich das Fluor in w\u00e4gbaren Mengen.\nI Eiter Kuhmilch, mit 5 gr. Soda einge\u00e4schert, ergab einmal 0,0008 gr. Kieselfluorkalium, entsprechend 0,0004 gr. Fluor, das andere Mal 0,0000 gr. Kieselfluorkalium, entsprechend 0,0003 gr. Fluor.\nSchliesslich konnte in 300 ebem. Kuhblut, einge\u00e4schert mii 3 gr. Soda, deutlich die Anwesenheit von Fluor nachgewiesen werden.\nSowohl die Salze der Fluorwasserstoffs\u00e4ure, als auch die der Kieselfluorwasserstoffs\u00e4ure wirken giftig auf die Pflanzen.\nIn den Ackerb\u00f6den ist das fluor wohl in den h\u00e4ufig-vor-kommenden Apatitnadeln enthalten, und da die Wurzeln der Pflanze ein saures Secret absondern, so muss in der N\u00e4he der Wurzeln eine Apatitl\u00f6sung mit der immer im .Feberschuss vorhandenen Kiesels\u00e4ure kiesel fluor wasserst offsaure Salze\u2018bilden. Die zu den Culturversuchen benutzte verd\u00fcnnte L\u00f6sung\n]) Zaleski, Med.-ehern. Unteisuelumgcn von Hoppe-Sevler, J. S. p).","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"\\<>n Kieselfluorkalium ist gewiss sehr viel concentrirter als die in der Natur der Pflanze gebotene L\u00f6sung. Auch die Cultur-versuclic sprechen daf\u00fcr, dass sich das Fluor, wenn auch ausserordentlich verbreitet, doch immer in sehr geringen Mengen in den Culturb\u00f6den findet.\n*\n/um Schluss seien mir einige Bemerkungen \u00fcber die Bildung des lluorreichsten Organes, der Knochensubstanz, gestattet. Bekanntlich enth\u00e4lt auch der gut gereinigte Knochen neben organischen Stollen eine Verbindung von f\u00fcnf Salzen: phosphorsauren Kalk, kohlensauren Kalk, Fluorcalcium, Chlor-ealeiuin und schwefelsauren Kalk. Eine Verbindung dieser hint Salze l\u00e4sst sich k\u00fcnstlich darstellen. Saurer phosphor-saurer Kalk und. kohlensaurer Kalk bilden bei 100\u00b0 eine undeutlich k installierende Verbindung, die die Eigenschaften des Matlelits zeigt. Die Verbindung l\u00f6st sich nicht in Essigs\u00e4ure, wohl aber in Salzs\u00e4ure unter Kohlens\u00e4hreentWicklung. Behandelt man bei 100\" den nat\u00fcrlich vorkommenden oder den\nk\u00fcnstlichen Slatfelil mit L\u00f6sungen von Chlornatrium, Natrium-<ul!at oder Fluornatrium, so kann man nach Verlauf von\n12 Stunden deutliche Mengen von Chlor, Fluor oder Schwefels\u00e4ure in dem Staffelit nachweisen. Ebenso setzt sich Fluorapatit mit L\u00f6sungen von Chlornatrium und Xalriumsulfat um.\nDa im Blute \u00ablie genannten Salze Vorkommen, so w\u00e4re, wenn auch der jugendliche Knochen nur aus organischen Stollen, phosphorsaurem Kalk und kohlensaurem Kalk best\u00e4nde, doch eine allm\u00e4hlich\u00bb; Anreicherung derselben an Calciumsulfat, Chlorcalcium und Fluorcalcium zu erwarten.\nBor put, im Mai 18s:i.","page":326}],"identifier":"lit16708","issued":"1888","language":"de","pages":"322-326","startpages":"322","title":"Ueber das Vorkommen des Fluors in Organismen","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:39.977940+00:00"}