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{"created":"2022-01-31T12:46:26.903985+00:00","id":"lit16711","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Udr\u00e1nszky, L. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 12: 377-395","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Furfurolreactionen.\nVoll\t\u2022 '\nDi*. Ladislaus v. Udninszky.\nII. Mittli\u00ab*ilung-.\nliier Redaction zutteuangen am 1. M\u00e4rz 1M88.)\n%\nIV. Ueber den Nachweis von Kohlehydraten im Menschenharn durch Furfurolbildung.\nI. Enth\u00e4lt der normale Harn stets Kohlehydrate?;'\nDie Frage, ob der normale Menschenharn Traubenzucker enth\u00e4lt, hat bisher, trotz der grossen Zahl der Forscher, welche sich an der Ermittelung dieser Verh\u00e4ltnisse betheiligt haben, noch keine endg\u00fcltige Entscheidung gewonnen. Es ist noch Niemandem gegl\u00fcckt, selbst aus sehr grossen Mengen normalen Harns den Traubenzucker in Substanz darzustellen. Andererseits sind aber die gel\u00e4ufigen Zuckerreactionen keineswegs gen\u00fcgend scharf, um Spuren von Traubenzucker im; Harn mit Sicherheit erkennen zu lassen.\nManche Angaben der neueren Litteratur machen es aber immer mehr wahrscheinlich, dass der physiologische Harn geringe Mengen von Kohlehydraten stets enth\u00e4lt. Abgesehen davon, dass nach Einfuhr gr\u00f6sserer Fl\u00fcssigkeitsmengen in den Organismus Inosit im Harn erscheint, welcher von manchen Autoren sogar als normaler Harnhesfandtheil angesehen wird, dass bei W\u00f6chnerinnen und S\u00e4ugenden Milchzucker im Harn gefunden wurde, sei hier darauf hingewiesen, dass Landwehr1) das sogenannte thicrische (iummi als normalen llarn-\nb l*\u00ab,ntrall>latt f. <1. iiu-il. \\Yi><.. ls8.j, No. 21.\nZeitschrift lur physiologische Chemie, XII.\t2-U","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"lw.-tiimllli.oil beschrieben hat, und dass e- durch meine. au> einem \u00e4nderen (le-ichtspimkle angestcllten Dnlersmlnmgen1) bewiesen wurde, dass aus jedem normalen Harn durch gewisse l\u2019roceduren Iluminsubstanzon abgeschieden und als deren Duelle nur Kohlehydratboslandlheilo dos normalen Harns angesehen werden k\u00f6nnen.\nDer l instand, dass nach unseren hislierigen Kenntnisson Furfurol aus allen Kohlehydraten und nur aus solchen gewonnen werden kann, brachte den Hedanken nahe, ob man die Del ten ko fei* sehe Drohe auf (lallens\u00e4uren, welche wir seit Mylius \u2014 Intersuchungen ebenfalls al> eine Furfuroi-rcaetion kennen gelernt haben, nicht gewissormassen um-<lia heu. d. h. die (lallens\u00e4uren dazu ben\u00fctzen k\u00f6nnte, um geringe Mengen von Kohlehydraten im Harn nachzuweisen. Die Sch\u00e4rfe der Dot I enkofor'schen Dioaction leidet aber wesentlich, wenn man nicht reine L\u00f6sungen, sondern etwa Harn zur Dntersuclmng verwendet. Meine Versuche scheiterten eben an der l\u2019ndeiitlickeit der F\u00e4rbung von einer Furfurol-reaction der (lallens\u00e4uren im Harir). Ich war deshalb ge-n\u00f6thigt. andere, noch sch\u00e4rfere und durch st\u00f6rende Agentien weniger beeinflussbare Fiirlurolreactionen zum Nachweise von Kohlehydraten im Harn zu verwenden.\nEs erschien Dir solche Zwecke ganz geeignet eine Furfurol-\nreadion, welche schon fr\u00fcher II. Schiff1) f\u00fcr die Erkennung\ngeringer Mengen von Kohlehydraten im Allgemeinen empfohlen\nhat. Man vermischt nach seiner Vorschrift Xvlidin mit dem\n*\ngleichen Volum Eisessig, versetzt die L\u00f6sung mit etwas Alkohol und taucht dann in die Fl\u00fcssigkeit Filtrirpapierstreifen ein. Wenn diese getrocknet, so sind sie zur Verwendung geeignet, welche darauf beruht, dass die Papiere mit geringsten Mengen Furfurol benetzt, durch die Bildung des Salzes vom Furoxylidin (C4H,0 . CII. -(G, II, NH,),) prachtvoll rothgef\u00e4rbt erscheinen. Dm Kohlehydrate in irgend einer Substanz oder Fl\u00fcssigkeit\nD Pie\u00ab\u00ab- Zeitschrift. IM. XI. No. (I. mul IM. XII. No. 1 n. g.\nVgl. tlie-o Zeitschrift, dies. Band. S. :>7d.\n*\u2019i Berichte d. deutsch, ehern. Grs.. Jahrg. XX. S. \u00f6tO.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":":i7b\nuachzuw eben. braucht man nur dies\u00bb\u00bb mit einem geringe.\u00bb\nI eberseliuss von concentrator Schwefels\u00e4ure im Rcagensroln \\ ersieht ig zu erhitzen und die aussi rinnenden D\u00e4mpfe durch cinon in di** M\u00fcndung des Reageusrofirs \u00bb*ingeschobcnen Xylidin* acetatpapierslreifen streichen zu lassen.\nzeigte sich nun, dass durch Erhitzen mit der S\u00e4ure aus jedem physiologischen Harn Furlurol gewonnen werden kann, und dass die Reaction in vielen F\u00e4llen gelingt, wenn man auch nur einen I rupfen des Harns dazu verwendet. Die von Baumann1) f\u00fcr die Abtrennung und lsolirung der Kohlehydrate in Vorschlag gebrachte Method*' gab mir ferner die M\u00f6glichkeit, (>s noch stricter zu beweisen, dass die R\u00f6thung der Schiff sehen Reagenspapiere bei diesen Versuchen wirklich nur auf eine Abspaltung von Furfurol aus Kohlohydral-bestandtheilen des normalen Harns zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Ich habe al\u00bbo den Harn mit Benzoylclilorid und lOprocentiger Natronlauge wiederholt kr\u00e4ftig durchgesch\u00fcttelt und den Niederschlag daun von der Fl\u00fcssigkeit abgetrennt. Das mit Phosphaten des Harns verunreinigte \u00dfenzo\u00fcs\u00e4ureestergemenge gab die Sch iff sehe Furfurolreaction in einer sehr \u00e9clatante\u00bb Weise, w\u00e4hrend aus der Fl\u00fcssigkeit nur dann z\u00fcrn Gelingen der Reaction gen\u00fcgende Mengen von Furfurol herausdost il lirt werden konnten, wenn mehrere Cubikcentimeter mit der \u00ab onc. Schwefels\u00e4ure erhitzt wurden. Der Umstand, dass der Harn, wenn auch in viel abgeschw\u00e4chterem Maasse, selbst nach Abtrennung der Kohlehydrate in Form von Benzoe-, s\u00e4ureestern, die Furfurolreaction noch zeigte, kann nicht so gedeutet werden, dass durch Zersetzungsproducte anderer Harnbestandtheile die Schiff sehen Reagenspapiere ebenfalls ger\u00f6thet werden k\u00f6nnen. Die Erkl\u00e4rung ist vielmehr dadurch gegeben, dass ein Tlieil von den Kohlehydraten der Benzoyl i rung gew\u00f6hnlich entgeht. Diese geringen Mengen k\u00f6nnen aber angesichts der grossen Empfindlichkeit der Furfurolreaction schon zur Nachweisbarkeit gen\u00fcgen.\nR R'-riclit*' \u00ab1er <leut~ol.en cle*mi~cli*ai CJe-etlsdiaft. Jaln- \\1X * 3218.\n","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":":380\nEs war also durch diese V'<*r.<uch\u00ab* ermittelt, dass in jedem physiologischen Harn bei in Erhitzen mit concentrirter Schwefels\u00e4ure Furfurol gebildet\nwird, somit ein weiterer Beweis daf\u00fcr geliefert worden, dass im normalen Men sch en harn Kohlehydrate stets Vorkommen.\nEs sei hier zugleich einer Beziehung der Furfurolbildung zu gewissen Farbenerscheinungen im Harn Erw\u00e4hnung get hau. Das Furfurol gibt bekanntlich mit Leichtigkeit Veranlassung zu F\u00e4rbungen verschiedenster Art. Es ist daher leicht denkbar, dass das im Harne unter dem Einfluss der S\u00e4ure gebildete Furfurol mit manchen Bestandteilen des Harns solche F\u00e4rbungen bedingen kann. Dies w\u00e4re somit eine einfach\u00bb Erg\u00e4nzung der Erkl\u00e4rung, welche ich fr\u00fcher f\u00fcr das Zustandekommen der Dunkelf\u00e4rbung in mit S\u00e4uren erhitzten Harnen gegeben habe, n\u00e4mlich dass diese Verdunkelung durch Zer-setzungsproducte der Kohlehydratbestandtheile des Harns \u2014 lluminsubstanzen \u2014 bedingt ist').\nF\u00fcr den Nachweis von Kohlehydraten im Harn ist bei Weitem noch geeigneter wie die Schiff\u2019sehe Reaction di\u00ab-Furfurolreaction mit a-Xaphthol und Schwefels\u00e4ure, welche bereits im I. Capitol dieser Mittheilungen besprochen wurde. Moli sch') hat f\u00fcr die Zwecke klinischer Harnuntersuchungen vor nicht sehr langer Zeit zwei Zuckerreactionen angegeben. Nach seinen Angaben tritt in mit Thymol oder a-Xaphtlml versetzten Harnen aut Zusatz von eoncentrirter Schwefels\u00e4ur\u00bb eine characteristische sherry- bis rubinrothe, respective violett\u00ab F\u00e4rbung ein, welche nach Molisch\u2019s Ansicht durch das Vorhandensein von Traubenzucker im Harn bedingt ist. Nach meinen Untersuchungen unterliegt es nun keinem Zweifel, dass diese beiden Iteactionen Molisch\u2019s in Wahrheit Furfurol-reactionen sind, sie im Harn nur durch die Bildung von Fm -\nDA. a. n.\n*) Sitzungsberichte \u00ab1er math*unalisclmiatur\\vissenschdttliehen Uas--\u2022h-r lai<. Akademie \u00ab1er Wis^eii-chatk-n in Wien. Haiul, II. Akt hl.\nS. '.\u00bb1*2.","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"I'iirol Zustandekommen und das Vorhandensein von- Kohlehydraten \u00fcberhaupt \u2014 und nicht des Traubenzuckers allein \u2014 mit Sicherheit anzeigen.\nDie F\u00e4rbung der Furfurolreaction mit Thymol und\nSchwefels\u00e4ure kann unter Imst\u00e4nden schwer zu unterscheiden\n'\u00ab\u2022in von der Verf\u00e4rbung des Harnes, welche schon nach\nZusatz von Schwefels\u00e4ure allein (intritt. Die Violet tfarbumg\nhei der a-Xaphthol-Reaction ist hingegen sicher und scharf\nzu erkennen. Diese Reaction ist auch \u00e4usserst empfindlich,\n'O dass man mit ihr in einem einzigen Tropfen eines jeden\nnormalen Harnes eine intensive Violettl\u00e4rhung bekommt und\nhei passender N ersiichsanordnung auch noch die spectro-\n-eopische Untersuchung vornehmen kann. F\u00fcr die a-X\u00e4phthol-\nReaction wurde mittelst der Baum ann'schen Methode eben-\n!;dls nachgewiesen, dass sie im Harn nur durch Kohlehydrate\n\u00bb\nbedingt wird, welche in Form von Benzoes\u00e4ureestern abge-1 rennt werden k\u00f6nnen.\nDie Reaction von Moli sch, welche ihr Autor keineswegs als Furturolreaction erkannt hat, ebenso wie die Sch if f-'Che Furfurolreaction, geben somit ein sicheres Mittel an die Hand, um zu zeigen, dass der normale Menschenharn Kohlehydrat stets enth\u00e4lt. Stellt man diese Reactionen mit der von mir angegebenen Vorschrift und Bedingungen an (welche 'Puter noch ausf\u00fchrlicher besprochen werden), so gelingt es mit der Schiff\u2019sehen Reaction in vielen F\u00e4llen \u2014 mit der 7-Xaph-diol-Reaction aber immer \u2014, schon mit einem Tropfen \u00ab ines jeden normalen Harnes, diesen Xachweis mit positivem Lrlolge zu t\u00fchren. Dieser Umstand scheint mir besonders deshalb bemerkenswerth zu sein, weil fr\u00fcher, um einen solchen Nachweis auf eine andere Weise zu gewinnen, oft viele Liter vom Harn verarbeitet worden sind, ohne dass sich dabei immer ein positives Resultat ergeben h\u00e4tte.\nM enn somit das \\ orhandonsein von Kohlehydrat im\n\u00bb\nnormalen Menschenharn ausser Frage steht, so fehlt es doch noch an .einem directen Xachweis dar\u00fcber, ob das Kohlehydrat des Harns aus Traubenzucker \u2014 wie es auch Moli sch \u00abinzunehmen scheint \u2014, oder noch aus einem anderen, oder","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"mehreren Kohlehydraten besteht. Inwieweit besomI* i s das von Landwehr beschriebene tliierische (\u00eeunmii bei diesen l!<*actioiieii befhriligt ist, dar\u00fcber liefen noch keine Erfahrungen vor.\nDie Verwendbarkeit der En rfurol r*ac I innen zu einer ann\u00e4hernden quan t i tat i ven Bestimmung von K ohloh yd raten im Main.\nDa selbst \u00e4nsser.-t geringe Mengen eines jeden normalen Maines beim Erhitzen mit coiieentr. Schwefels\u00e4ure Furfnrol lietern, '0 ist es verst\u00e4ndlich, dass keine Fm fnrolreaclion dazu dienen kann, ohne Weiteres anzuzeigen, ob irgend ein Harn bez\u00fcglich seines Mehaltes an Kohlehydraten als normal oder als pathologisch betrachtet werden muss.\nMoliseh hat schon bei der von ihm empfohlenen Zucker-reaction gefunden, dass man den Harn verd\u00fcnnen muss, wenn man mit H\u00fclfe dieser Ileaclion die l nterscheidiing normalen Harns vom pathologischen durchf\u00fchren will. Seine Angaben sind aller viel zu wenig pr\u00e4cis, um seine Methode als eine nur ann\u00e4hernd quantitative betrachten zu lassen.\nEs erschien aber wahrscheinlich, dass man die Eurfurol-reactionen. da wir nun \u00fcber ihr Zustandekommen im Harn aufgekl\u00e4rt sind, bei einer passenden Versuchsanordnung doch zu einer ann\u00e4hernden quantitativen Bestimmung der Kohlehydrate im Harn ben\u00fctzen k\u00f6nnte.\nEine bedeutende Schwierigkeit war dadurch gegeben, dass die (\u00abrenze zwischen physiologischer und pathologischer Kohlehydratausscheidung noch nicht sicher festgestellt ist. Man nennt im Allgemeinen einen Harn diabetisch, wenn irgend eine von den \u00fcblichen Zuckerreactionen positiv ausfallt und wenn dieser nachgewiesene Zuckergehalt nicht etwa auf (iine, noch als physiologisch zu betrachtende, vor\u00fcbergehende Zuckerausscheidung \u2014 z. B. auf eine \u00abglycosurie alimentaire\u00bb \u2014 zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann.\nDie Methoden, welche zur quantitativen Bestimmung de> Traubenzuckers in diabetischen Harnen dienen und welch\u201c","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":":\u00bbS:;\n:iacli dm neueren \\ eil \u00bbessen iiijrni von Wo rin-M\u00fcl 1er und >oxhlel ii. A. Iiir diesen Zweck einen bedeutenden (irad von (\u00eeenauigkeit erreicht haben, sind nicht verl\u00e4sslich oder -iii' nicht anwendbar in denjenigen K\u00e4lten, wo es sich um lleslinmmng von Zuckei werthen im Harn handelt, wel. he nur Zehntel Proem h\u00bb betragen.\nPie frage, ob ein Harn als diabetisch zu betrachten '\u25a0\u25a0i, wird daher in vielen F\u00e4llen nur durch eine qualitative 1 h\u00f6be entschieden. Deshalb d\u00fcrfte .-ine Reaction, .welche ' icht ausf\u00fchrbar eine ann\u00e4hernd genaue Absch\u00e4tzung des 1''\u2018halles an Kohlehydraten im Harn erm\u00f6glicht, nicht ohne Interesse sein.\nI\u2019.ei den im Folgenden beschriebenen Versuchen -teilte \u2022 I1 mir zur Aufgabe. die Furl'urolreaclioneii dem Zwecke md den Lrlordernisseii einer klinischen I lariiiiiihTsuelniMg .mziipasstm.\nAus der grossen Zahl der bekannt gewordenen Furfurol-\neactionen w\u00e4hlte ich zweie, die Schiffs mit Xvlidinacetat.\n\u2022/\nmd dit* 1* urluroli'eaction des a-Xaphthols aus, da von diesen Mehrfach erwiesen wurde, dass sie neben grosser Sch\u00e4rfe, Empfindlichkeit und Sicherheit, auch eine gewisse Detjuem. \u25a0ichkeit tiir die pradische Ausl\u00fchrim.g mit sich bringen.\nIch suchte zun\u00e4chst mit Kohlehydrall\u00f6snngcn von bekanntem Procentgehalt bei einer bestimmten Versuchsanord-\u201cung testzustellen, wie weit die Empfindlichkeit dieser Furfurol-i'eactionen reicht. Es wurde zu diesen Vergleichsvershchcn amnt*r je ein Impfen') von Traubenzuckerl\u00f6sungen ver-\nD wendete zu diesen Yergleichsversuehen ebenso, wie auch -l'iitcr zu den Harnreactionen darum nur je einen Tropfen und nicht gr\u00f6ssere Quantit\u00e4ten an. weil es bequemer ist, einen Tropfen aus einer Fl\u00fcssigkeit zu nehmen, als etwa davon 1 oder mehrere flubikcentimeter \u2019\u2018uian abzumessen. Ich \u00fcberzeugte mich \u00fcbrigens durch zahlreiche Ver--ih he. dass die Grosso und das Gewicht des'lropfeus sehr wenig variirt. wenn man aus einer und derselben Fl\u00fcssigkeit den Tropfen auf vor, chiedene Weise nimmt. F\u00fcr die Furfurolreaetionen hat aber die Anwendung nur eines Tropfens noch weitere Vortheile. Je kleiner die Menge der Fl\u00fcssigkeit, um so leichter ist es, das gebildete Furfurol dar-","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"-cliiiMhiifT Concentration verwendet. Dmchschnittgewichts-I \u00bbcst i mm u ngon von 20 \u2014 30 Tropfen sind den Berechnungen zu Grunde gelegt.\nI\u2019 id\u2019 die Sell i I f sehe Furfurolreaction zeigte es sich nun. dass wenn man einen Tropfen einer 0,2procentigen Trauben-znckerl\u00f6simg mil 1 ebem. concentrirter .Schwefels\u00e4ure erhitzt, die Keaclioii noch gut gelingt. Wendet man dagegen einen I ropfeii einer o, | (*\u00bbprocenligen Traiihenzuckerl\u00f6sung an, so wird die B\u00f6thung der Ueagenspapicre schon schw\u00e4cher und mit einem I ropten einer 0, t dprocenligen Traubenzuckerl\u00f6sung tritt die I inaction nicht mehr deutlich ein. Die Mepge des hei dieser Versuchsanordnung mil H\u00fclfe der Schi Vf-sehen Fmfmohvaetion noch nachweisbaren Traubenzuckers variirt nach der Berechnung zwischen 0,00007 gr. und 0,0000,ss gr.'j.\nNach der grossen Empfindlichkeit, welche f\u00fcr die a-Napli-thol-Beaclion hei dem Nachweise des Furfurols gefunden wurde ), war es schon a priori anzunehmen, dass diese I Inaction auch hei der Untersuchung von Traubenzuckerl\u00f6sungen die Schi fl* sehe Furfurolreaction an Empfindlichkeit \u00fcbertrefleii wird. Diese Vermuthung hat sich auch wirklich best\u00e4tigt.\nt'ild man zu einem Tropfen einer 0,00procenligen 1 rauhenzuckerl\u00f6sung zwei Tropfen einer 1 \u00f6procentigen alko-\n\u25a0*u> ganz hcrauszudeslilliren. \"i'1 cs hoi der Sc hi ff\u2019sehen Furl'urolreaction geschehen muss. Hei Furfurolreactionen, wo man auch schon darum ein st\u00e4rkeres Erhitzen der Fl\u00fcssigkeit vermeiden muss, damit die F\u00fcrhmi-nicht darunter leide \u2014 wie z. H. auch hei der \u00ab-Xaphtliol-Reaction - . i*a es auch vom \\ortheil, nur geringe Mengen zu untersuchen. Mau braucht n\u00e4mlich dann um so weniger Schwefels\u00e4ure zuzusetzen, wodurch die Oefalir einer allzu starken Erw\u00e4rmung der Fl\u00fcssigkeit um ein Wesentliches herabgesetzt wird.\n1) Schilf f\u00fchrt in seiner citirten Arbeit an, dass er mit H\u00fclle seiner Y urturolreaction noch 0,00005 gr. Zucker nachweisen k\u00f6nnt*'. Oer geringe Unterschied in unseren Resultaten r\u00fchrt vielleicht daher, dass Schiff mit trockner Substanz, ich aber mit einer Fl\u00fcssigkeit di* Bestimmung ausgef\u00fchrt habe.\n-) Vgl. diese Zeitschrift, dies. Hand, S. :>6t\u00bb.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"I\n:\u00ee85\nliolisclicMi L\u00f6sung' von a-Naphthol, so tr\u00fcbt sich zun\u00e4chst die Fl\u00fcssigkeit. (iiesst man nun vorsichtig unter das Remisch. etwa \u2019/j <*bcin. concentrirter Schwefels\u00e4ure in dasReagens-rohr, so stellt sieh \u00fcber dem gr\u00fcnen Saum (hervorgerufen durch die Einwirkung der Minerals\u00e4ure auf das a-Xaphthol) nach kurzer Zeit ein dunkelvioleller Farhenring ein. Vermischt man die Fl\u00fcssigkeiten durch Umsch\u00fcttelung (bei Abk\u00fchlung.) zu dei Zeit, wo diese I* arbenerscheinung eben zu bemerken ist, so r\u00e9sultat eine carmoisinrothe F\u00e4rbung, mit \u00bb\u2022iiiem Stich ins Liane. Es sind dann in der Fl\u00fcssigkeit zu-gbicli die, im I. (\u00abapitel dieser Miltheilungen beschriebenen Spectralerscheinungeil wahrzunehmen. Die Reaction ist bei Anwendung eines Tropfens einer O.OSproconligon Trauben-zuckeil\u00f6r^ung^>_ehon etwas undeutlich. Nimmt man einen I ropfen eider n,o:| procentigen Traubenzuckerl\u00f6sung zur Reaction, ^o sind keine? characterislischeu Erscheinungen nit-lii zu bcifreckcn. Die Menge des bei dieser Versuchsanordnung mit H\u00fclfe der a-Naphthol-Reaction noch nachweisbaren Zuckers variirt sonach zwischen 0,000028 gr. und 0,0000:;:; gr.\nNebenbei sei hier noch erw\u00e4hnt, dass diese beiden Fur-lurolreactinnen selbst fiir den Nachweis des Traubenzuckers alle bisher \u00fcblichen Methoden d<>r Zuckerbestimmung an Empfindlichkeit \u00fcbertretten. Ich \u00fcberzeugte mich durch wieder-holte Untersuchungen, dass bei der gr\u00f6ssten Vorsicht, und Anwendung von ganz Irisch bereiteter Fehling\u2019scher L\u00f6sung, \u2018\u2022s nie m\u00f6glich war, durch die Trommer\u2019sche Probe den Zucker (in reiner w\u00e4sseriger L\u00f6sung) nachzuweisen, wenn dessen Menge unterhalb 0,O0ol2 gr. bis 0,00014 gr. zu 'tehen kam. Die geringsten Mengen des mit der Tr omni er sehen Probe, mit der Sch iff\u2019sehen Furfurolreaction und der Reaction mit a-Naphthol und Schwefels\u00e4ure, in reinen L\u00f6sungen noch nachweisbaren Zuckers verhalten sich also wie 0,00012 gr. : 0,00007 gr. : 0,000028 gr.\nDie Differenz ist nat\u00fcrlich noch gr\u00f6sser, wenn es sieb darum handelt, die Untersuchung im Ilarn auszuf\u00fchren. Das im Harn gebildete Furfurol wird zwar zum Theil durch einige","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"Boslandthcile (It's Harns gebunden, und somit der Reaction entzogen. Diese Roeintr\u00e4chligung der KuiTurolrcaetioncn Dt aber viel geringer, \\vi** die Hindernisse, welche dem guten <\u00abeinigen einer Tromm er\u2019sehen Drohe im Harn entgegen-treten.\nDie meisten Kliniker werden wohl einen Harn f\u00fcr dia-I\u00bbetisch erkl\u00e4ren, wenn derselbe dauernd circa 0,.V'u oder noch mehr Zucker enth\u00e4lt. Auf Grund der fr\u00fcheren Erfahrungen mit reinen Traubenzuokerl\u00f6simgen habe ich zahlreiche Versuche mit normalen und diabetischen !) Hamen ausgef\u00fchrt. Alle diese \\ ersuche Hessen die Anwendbarkeit der Methode und der Berechnung tiir den vorliegenden Zweck aN sichere erkennen.\nHill es also zu ermitteln, obein Harn mehr oder weniger als u,.V 0 Zucker odtM* Kohlehydrat enth\u00e4lt, so id in folgender Weise zu verfahren:\naj Hei der Schiff schon Furfurolreacl ion.\nMan verd\u00fcnnt, den zu untersuchenden Harn, mit Wasser, auf das \\ ierfacho seines Volums. Es wird dann ein Tropfen des verd\u00fcnnten Harns mit etwa 1 ebem. concentrirterSchwefels\u00e4ure im Reagensrohr erhitzt und in die M\u00fcndung dieses ein mit Xylidiuacetal getr\u00e4nkter Papiers!reiten eingeschoben. Erzeugen die ausstr\u00f6menden D\u00e4mpfe eine kr\u00e4ftige4 R\u00f6lhung des Reagenspapiers, so ist der Harn bez\u00fcglich seines (Jehaltes an Kohlehydraten pathologisch, d. h. er ist im Stande, ebenso viel Eurfurol zu liefern, wie eine Traubenzuckerl\u00f6sung, welche wenigstens o,\u00d6proeentig ist. Bleibt die R\u00f6thung der Papiere aus, so ist der Harn bez\u00fcglich seines Gehaltes an Kohlehydraten normal.\nEs wurde der Zuckergehalt diabetischer Harne von mehreren K\u00e4lten durch Titrirung genau ermittelt. Die Harne wurden alsdann so weit verd\u00fcnnt, dass ihr Zuckergehalt auf 0,5% zu stehen kam. Mit so verd\u00fcnnten Harnen wurden dann dont roll versuche ausgef\u00fchrt, und diese ergaben eine vollkommene Uehereinstiminung mit den Versuchen, zu welchen reine Traubenzuckerl\u00f6sungen von 0.50,o verwendet wurden.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"i>) l\u00bb*\u2018i d\u00f4r 7. - N ;i p lit li u I -11 r a \u00ab\u25a0 I ion.\nM;iii vml\u00fcnnt don zu untersueheiidon Harn, mit Wasser, auf dus Zehnfache seines Volums. Es wird dann ein Tropfen\ndes verd\u00fcnnten Harnes im Kengonsrohr mil zwei Tropfen einer 1oj\u00bbroc\u00ab*ntijj\u00bb*11 alkoholischen L\u00f6sung von a* Xaplithol versetzt. Man l\u00e4sst mm etwa 1 , ehem. concentrirldr Schwefel-, sfmre vorsichtig' unter das R\u00f6misch lliesson. Tritt an der Henihrungstl\u00e4che der Miissigkeiten \u00fcber einem gr\u00fcnen Saunt ein violetter I* arheuriug in der Fl\u00fcssigkeit ein, so ist der Harn bez\u00fcglich seines (Jehaltes an Kohlehydraten pathologisch, d. h. er ist im Stand\u00ab*, so viel FiuTnrol zu liefern, wie eine Traubenzuckerl\u00f6sung, welche wenigstens (),:>prucentig ist. Ist der violette Farbenring nicht zu beobachten, so kann man den Harn bez\u00fcglich seines (Jehaltes an Kohlehydraten als normal betrachten 1 ).\nFinige Bemerkungen, die Anstellung der ileadionen betreffend, solh*n hier noch angef\u00fchrt werden.\nDie Furfurolreactionen d\u00fcrfen nur mit eiweissfreien oder 'olclien Harnen vorgeii(mim<*n \u2022 werden, welche mir Spuren \\on Eiweiss enthalten'). Lnbedeutende Mengen von Eiweiss iiu Harn k\u00f6nnen vernachl\u00e4ssigt werden, weil bei der \u00e4usserst geringen Mengt* des Harns, welche ich zu den Heact.ionen verwende, die St\u00f6rung durch das Fiweiss beinahe gleich Null wird. Erheblichere Mengen von Eiweiss st\u00f6ren aber die. Be-urtheilung der Reaction. Seegen1) hat schon gefunden, dass die Mo lisch\u2019sehe Zuckerreaction mit a-Xaphthol und Schwefels\u00e4ure auch von solchen Ei weissk\u00f6rpern get heilt wird, gegen deren Reinheit nichts einzuwenden ist. Meine im folgenden\nD Mo lisch hat hei seiner \u00abZuckorreactinn \u00bb mit a-Xaphthnl im Harn gef\u00e4rbte Ausscheidungen beschrieben, welche eintreten. wenn das Reactionsgemisch nui Wasser verd\u00fcnnt wird. Nach meinen Erfahrungen '>t diese Erscheinung hei der ausserst geringen Menge des Harns,-welche ch zur Furfurolreaction mit %-Xaphthol benutzte, gar nicht characteristiscb.\n\u201ci Enth\u00e4lt der Harn mehr Eiweiss, so muss man ebenso verfahren, als wenn man einen eiweisshaltigen Harn zur polarimetrischen Bestimmung \u25a0les Traubenzuckers vorbereiten will.\n3) Centralhl. f. d, med. Wiss.. XXIV. Jalirg., Is8\u00bbi, Xo. 44 u. 4.V","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"Kapitel di\u00ab*ser Mitlheilung\u00ab*ii zu beschreibend\u00ab*\u00bb Wrsuche g<*b\u00ab*n ,m<* einfach\u00ab* Erkl\u00e4rung <l\u00ab*r Beobachtung Soegen\u2019s.\nDie R<*agc\u00bbsndirrli<*n, welcho zu den Readionen gebraucht werden, m\u00fcssen absolut rein sein. Schilt' hat schon ang\u00ab*g\u00ab*b\u00ab*ii, dass wenn Pupicrlaserclien, klein\u00ab* Bauniwoll-hiden etc. im R\u00ab\u2018ag<*iisrohr hoi der Reinigung desselben zur\u00fcck-hleiheu, oder die Reagensr\u00fchrchon einige Zeit in einer staubigen Atmosph\u00e4re unbedeckt stehen bleiben, so k\u00f6nnen durch das\nErhitzen des Rohrs allein aus \u00ablessen Wruinviniguiigen schon\ng<'ii\u00fcg(*inle Mengen von Furfurol \u00abntwickdl werden, damit\n\u2022\u2022m an die M\u00fcmlung gehalten<*s Xyli\u00ablinac\u00ab*tatpapier r\u00f6thli\u00abh gef\u00e4rbt erscheine.\nl>ei der Rereitung \u00ablei1 S<*hi ff\u2019schen Reag\u00ab*nspapiero muss Sorge g\u00ab,lrag(*n w\u00ab*r<lon, dass \u00ab1er Eisessig ganz frei von Furfurol sei. Na\u00ab*h V. Meyer\u2019s1.) Mittln*ilihng\u00ab n ist der k\u00e4uflich\u00ab* Eisessig n\u00e4mlich ott mit Furfurol verunreinigt; \u00ablies\u00ab* \\<*iuni\u00ab*inigung kann nach <*olorim\u00ab*tris\u00ab*h\u00ab*ii R\u00ab*stimmung\u00ab*n (mit Anilin) selbst 0,108 gr. pro Li t \u00ab *r bet rag\u00ab *n.\nt lir die Empfindlichkeit und Haltbarkeit \u00ab1er Rcngens-papiere ist es von Vortheil, w\u00ab*nn das (Jemisch gl\u00ab*i\u00abher Volumina Xylidin und Eisessig, nur mit ganz wenig Alkohol v\u00ab*r-s\u00ab*tzt, zur Tr\u00e4nkung \u00ab1er l\u2019apicrstreifon dient. Die Reagens-papiere m\u00fcssen an \u00ab1er Luft an einem nicht zu warmen Ort\u00ab* g\u00ab\u2018trocknet w\u00ab*rd\u00ab*n. Die Rapier\u00ab* k\u00f6nn\u00ab*n erst dann zu den\nReaction\u00ab*!! v\u00ab*rwemlet w\u00ab*rd\u00ab*n, wenn sie bereits ganz trocken sind. Es ist fernerhin rathsam, die Papiere bei der Auf-bewaluung \\or Lull und Licht einigermass\u00ab*u zu sch\u00fctzen. L> hat sich aber g\u00ab*z\u00ab*igt, \u00ablass solche Schiff'sche Reag\u00ab*ns-papiere, \u00abli\u00ab* ich vor etwa \u00abhei Monaten anlertigto und welch\u00ab*\nseitdem in einem offenen Sch\u00e4lchen frei an \u00ab1er Luft standen, von ihrer Emptindlichk\u00ab*it nur wenig einb\u00fcssten.\nIch will schliesslich noch besonders hervorheben, dass die von mir gescliild\u00ab*rten V\u00ab*rsuche einer quantitativen B\u00ab*-stimmung d\u00ab*r Kohlehydrate im Harn keinen Anspruch auf\n*) Berichte \u00ab1. deutsch, chem. (l\u00ab*s., XI. Jahrg., S. 1870.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":":)S9\nabsolute Genauigkeit machen k\u00f6nnen. Sie werden insbesondere die bisher \u00fcblichen Methoden der quantitativen Bestimmung des Traubenzuckers in diabetischen Harnen nicht verdr\u00e4ngen. Sie werden aber \u2014 dar\u00fcber liegen mir zahlreiche Erfahrungen vor \u2014 mit wesentlichem Nutzen zu verwenden sein da, wo es gilt, durch einen einfachen Versuch zu entscheiden' ob der Harn nur wenige Zehntel Procento, oder einen bedeutenden Gehalt an Kohlehydraten besitzt. Um es kurz zu sagen, sind also diese Reactionen besonders dazu geeignet, zu ermitteln, ob ein Harn bez\u00fcglich seines Kohlehydratgehaltes als ein normaler oder als ein pathologischer zu betrachten sei.\nEndlich ist bei den beschriebenen Iteactionen in Betracht zu ziehen, dass die Furfurolroactionen auf alle im Harn vorhandenen Kohlehydrate zu beziehen sind. Es ist vorauszu-sehen, dass das {hierische Gummi die Furfurolreaction geben wird. Ich habe ferner festgestellt, dass die Glyeuronsaure') ebenso Furfurol liefert, wie die Kohlehydrate.\nUeber das Vorkommen dieser Substanzen im normalen Harn ist indessen mit Sicherheit nur das nachgewiesen, dass dei Gehalt des Harns an thierischom Gummi ein sehr geringer ist. Dagegen ist es festgestellt, dass die pathologische Vermehrung der Kohlehydrate im Harn wesentlich nur auf einer Vermehrung des Traubenzuckers beruht. Aus diesem Grunde sind auch bei den fr\u00fcheren Gontroll- und Vergleichsbestimmungen die Furfurolroactionen stets auf L\u00f6sungen vo)i reinem Traubenzucker bezogen worden.\nV. Ueber die Bildung von Furfurol aus Eiweiss.\nDie Beziehung der Kohlehydrate zum Eiweiss, d. h. die Bildung von Kohlehydraten aus Eiweiss, ist bis jetzt mir auf physiologischem Wege nachgewiesen worden.\nGlaude Bernard2) konnte bei Versuchen an Thieren, welche andauernd mit Fleisch gef\u00fcttert worden sind, eine\nr) Ich verdanke \u2666\u25a0in Specimen von filycnron \u00fcelikeif des Herrn Dr. H. Thier fehler in S ~) Dl. Bernard: Nouvelle fonction du !'\u2022 physiologie exp\u00e9rimentale. Paris 18\u00e0\u00f4.\ns\u00fbureatil)ydrid der Fremel*\ntrasshur^.\nfoie, Daris\tI.eeons","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"reichliche Zuckerhildung in der Leher constatiren. Gegen die Erkl\u00e4rung clie.sfi* Beobachtung Bernard's wurden verschiedene Einwendungen erhoben. lis wurde vorgehalten, dass diese reichliche Zuckerhildung in der Leber von dem Dextrin-resp. Glycogengehalte des Fleisches, welches zur F\u00fctterung der Yersuclislliiere diente, abh\u00e4ngig sein k\u00f6nnte. F\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Glycogenanh\u00e4ufung in der Leber wurde dann mu h die < Ersparnisslheorie\u00bb zur H\u00fclfe genommen.\nEs ist hier nicht am Platze, auf die reichhaltige Lit-leratur, welche sich mit diesem Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigt, sowie auf die Er\u00f6iterung dessen, wie weit die gegen die Bernard-sehe Ileobachtung gemachten Einwendungen berechtigt sind, n\u00e4her einzugehen. Es soll nur hervorgehoben werden, dass nach den Ergebnissen der neueren Forschung die Beobachtung Bernard's Ihats\u00e4chlicb nicht anders gedeutet werden kann, als dass der Ihierische Organismus die F\u00e4lligkeit besitzt, aus Eiweissk\u00f6rpern Kohlehydrate zu bilden.\nZun\u00e4chst hat Seegen1) die Bern a r(Eschen Versuche wiederholt, indem er Pepton anwendete. Er fand, dass bei Peptonf\u00fctterung der Tliiere, oder nach Injectionen von Pepton, der Cdycogengehalt der Leber steigt. Aus Versuchen mit der \u00fcberlebenden Leber hat Secgen weiterhin geschlossen, dass im Organismus das Pepton haupts\u00e4chlich in der Leber zersetzt wird \u2019), und dass der Leherzucker auch zu den Producten dieser Umwandlung geh\u00f6rt.\nThierfelder*) hat dann gezeigt, dass durch langes Hungern kohlehydratfrei gemachte Tliiere nach Eingabe von Chlorulhydrat oder terti\u00e4rem Amylalkohol gepaarte Glycuron-' sauren produciren. Die Glycurons\u00e4ure kann in diesen F\u00e4llen nur aus dem Eiweissbestande der Tliiere entstanden sein.\nDer weitaus wichtigste Nachweis \u00fcber die F\u00e4higkeit de^ Organismus, aus Eiweiss Kohlehydrate zu bilden, wurde durch\nL Biolog. Leut ralblatt, It. No. 19. S. 59a.\n-) Dass ilie Leber im Stande ist, in's Blut gebrachtes Pepton zur\u00fcckzuhalten. gebt schon aus fr\u00fcheren Versuchen Pl\u00f4sz\u2019s un' (\u00efyergyai's (Arcli. f. d. ges. Physiol., Bd. IX, 1*74. S. a-J5) hervor.\n:l) Diese Zeit sehr.. Bd. X. S. Di:\u00bb.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"31M\ndir Intersuehungon v. M(Mine\u2019s1 ) geliefert. v. Mering er-' kaiinlo im 1 hloridzin ein Mittel, mit welchem mau ausser?! leicht und sicher vor\u00fcbergehenden, hochgradigen Diabetes mellitii> hei\\oiiuteu kann. Wurde kohlehydratlrri gemachten llundcn etwa 20 gr. Phloridzin dargereicht, so trat eine, auf olmg'et\u00e4hr ts Stunden sich erstreckende Zuckerharnruhr ein. Aus den parallel mit den Zuckerbestimmungen ausgef\u00fchrten Bestim-mimjron der Stiekstoffauss\u00ab hriduug sehliesst v. Mering, dass der stickst oll freie Theil des Eiweisses zum gr\u00f6sseren .Theil, mindestens zu -/:1, aus Kohlehydrat besteht; dieser Werth ist aber wahrscheinlich noch gr\u00f6sser, da wohl anzunehmen ist, dass durch das Phloridzin nicht alles Kohlehydrat, welches aus Eiweiss entstanden ist, vor Verbrennung gesch\u00fctzt, im l rin ausgeschieden wird.\nMan hat in der neueren Zeit die Krage, oh Kohlehydrate aus d\u00b0ln Kiweiss direct, oder auf indirecte Weise gebildet werden, d. h. oh das Kiweissmolekiil Kohlehydratrestcenthalt oder nicht, vielfach discutirt. W\u00e4hrend v. Mering seine \\ ei suche mit der ersteren Auffassung in Einklang bringt, hat sich Pfl\u00fcger\") f\u00fcr die indirecte Bildung der Kohlehydrate aus Eiweiss ausgesprochen.\nDer chemische Nachweis der Bildung von Kohlehydraten aus Eiweiss ausserhalb des Organismus ist bis jetzt noch nicht gegl\u00fcckt. Bei keiner Spaltung des Eiweisses hat man Kohlehydrate erhalten. Dass beim Kochen des Eiweisses mit Alkalien leicht oxydable Substanzen gebildet werden, darauf kann man wohl kaum \u2014 wie Krukenberg') es thut \u2014 ' auf die Pr\u00e4existenz von Kohlehydraten im Eiweissmolek\u00fcl schlicssen.\n) J. \\. Mei ing, \u00abl eher exp. Diabetes.\u00bb \u00abt eher Dial*, mellitus.\u00bb X'paratahdnicke aus den Verhandlungen des V. und VI. Kongresses f\u00fcr innere Medicin in Wiesbaden. ISSU u. !Ss7.\n2) Arrh. f. d. ges. l'hysiol., Hd. Xb!I, S. 111.\nS.-,\\. aus den Sitzungsberichten der Jenaischen kesellschalt f. Medie. Naturwiss. Is85. lief, in Maly\u2019s .lahresber. \u00fcb. d, Forlsehr.\u2019 d. 'J bieretuMnie. Hd. XV, S. 17.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"Woh m e l* und To 11 ens \u2018) verneinen die Pr\u00e4existenz von Kohlehydraten im Eiweissmolek\u00fcl auf Grund ihrer Versuche, welche zeigten, dass man beim Kochen der Eiweiss-k\u00f6rper mit Salzs\u00e4ure keine L\u00e4vulins\u00e4ure erh\u00e4lt, w\u00e4hrend alle echten Kohlehydrate hei dieser Behandlung L\u00e4vulins\u00e4ure lielern.\nEs gelingt leicht, zu zeigen, dass beim Erhitzen des Eiweisses mit concentrirter Schwefels\u00e4ure Furfurol entsteht. Schon geringe Mengen k\u00e4uflichen Peptons gaben eine sehr deutliche Reaction mit Xylidinacetat. Um aber jede Beimengung von Kohlehydraten bei den zu den Versuchen verwendeten Eiweissk\u00f6rpern mit Sicherheit ausschliessen zu k\u00f6nnen, wurde frisch geschlagenes Fibrin vollst\u00e4ndig gewaschen und nachher zu der Untersuchung ben\u00fctzt.\nEs wurden 1 7 gr. lufttrocknen Fibrins mit 40 gr. concentrirter Schwefels\u00e4ure und 20 gr. Wasser in einem Kolben \u00fcber freier Flamme erhitzt. Das Destillat in der Vorlage rief auf den Schiff\u2019schen Reagenspapieren eine intensive Roth-l\u00e4rbung hervor. Ein Theil des Destillates, mit Xatriumcar-honat neutralisirt und im Reagensrohr gekocht, gab D\u00e4mpfe ab, welche das Xylidinacetatpapier ebenfalls stark r\u00f6tbeten. Etwa 1 ebem. des Destillates mit in Essigs\u00e4ure gel\u00f6stem Phenylhydrazin versetzt, zeigte eine \u00f6lige Tr\u00fcbung, welche nach einigen Stunden einem schwachen krystallinischen Niederschlage Platz gab*). Von weiteren Furfurolreactionen wurden im Destillate ausgef\u00fchrt: die mit a-N'aphthol, Ghols\u00e4ure, Aethylenglycol, Godein und concentrirter Schwefels\u00e4ure. In allen diesen Portionen waren die charactcristische F\u00e4rbung, sowie auch die fr\u00fcher beschriebenen Spectralerscheinungen wahrzunehmen.\nAuf einen weiteren Nachweis des Furfurols, mit H\u00fclfe seiner Oxydation zu Brenzschleims\u00e4ure, musste wegen der geringen Menge des zu Gebote stehenden Materials verzichtet werden, um so mehr, da die leichte Zersetzlichkeit der brenz-\ni) Aim. (1. Chemie. IM. CCXL1II Heft :t. S. Mi.\n-I Vgl. K. F i sc h e r-^l eher die Einwirkung de> Phenylhydrazin auf Aldehyde und Ketone, Her. d. deutsch.,ehem. (les.. Jahrg. XVII.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":">chleimsauicn Salze dor Erkennung selbst gr\u00f6sserer Mengen von F urfurol auf diesem Wege bedeutende Schwierigkeiten entgegenbi ingt. Ebenso wurde eine quantitative Bestimmung des gebildeten Furfurols nicht vorgenommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das F urfurol bei diesem \\ organge nur zum Theil.in das Destillat \u00fcbergeht, sonst aber zur Bildung verschiedener gef\u00e4rbter Verbindungen zur\u00fcckgehalten wird. Andererseits k\u00f6nnte man aus dem gebildeten Furfurol nur dann auf die Menge des Kohlehydrats Schl\u00fcsse ziehen, wenn-man w\u00fcsste, welcher Natur dieses sei.\nAusser dem Fibrin wurde noch aus Erbsenk\u00f6rnern dargestelltes Globulin bez\u00fcglich seines Verhaltens beim Erhitzen mit concentrirter Schwefels\u00e4ure untersucht. Die Darstellung und| Reinigung des Globulins geschah durch oft wiederholtes b\u00f6sen desselben in Salzl\u00f6sung und F\u00e4llung aus letzterer mit Wasser, so dass jede Spur einer Beimengung von Kohlehydraten vollkommen auszuschliessen war. Die Bildung des Furfurols wurde liier genau eben so wie bei dem Fibrin bei der Einwirkung starker Schwefels\u00e4ure constatirt.\nHiermit ist festgestellt, dass kohlehydratfreie, reinste Eiweisssubstanzen bei der Einwirkung starker S\u00e4ure Furfurol liefern. Ich habe auch verschiedene andere Eiweissk\u00f6rper: Albumine, Pepton, Propepton, Casein \u2014 untersucht, und stet-reichliche Furfurolbildung constatirt. Da es aber mit besonderen Schwierigkeiten verkn\u00fcpft ist, die letztgenannten Eiweiss-k\u00f6rper frei von den geringsten Spuren von Kohlehydraten zu erhalten, m\u00f6chte ich nur die beiden erstgenannten Versuche als absolut beweisend f\u00fcr die Bildung von Furfurol aus Eiweis.-bezeichnen.\nDurch die geschilderten Versuche ist eine Reaction,' welche den Ei weissk\u00f6rpern und den Kohlehydraten gemeinsam ist, mit Sicherheit erwiesen. Die Bildung des Fur-iiirols aus den Ei weissk\u00f6rpern zeigt zum (ersten Male auf chemischem Wege nahe Beziehungen '.wischen Kohlehydraten und Eiweissk\u00f6rpern an.\nDass der Nachweis solcher Beziehungen durch das physiologische Experiment als vollst\u00e4ndig erbrach! anztisehen ist\nZ^itsrlirift f\u00fcr physiol\u00bb'fische \u00bb hemif. XII.\t*","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"(besonders durch die Versuche v. Mering's), ist schon fr\u00fcher er\u00f6rtert worden. Der Nachweis dieser Beziehungen w\u00fcrde nat\u00fcrlich an Bedeutung wesentlich verlieren, wenn es gel\u00e4nge, die Fm\u00efurolbildung \u2014 caoteiis paribus \u2014 auch hei solchen Substanzen zu erzielen, welche mit den Kohlehydraten thal-s\u00e4chlich in keiner Beziehung stehen. Ich seihst habe viel** Experimente in dieser Beziehung gemacht, \u2014 s\u00fcmmtlich mit negativem Erfolg. Hierbei sind besonders zu erw\u00e4hnen \u00ablie Versuche mit den verschiedenen Amidos\u00e4uren, welche bei der Ei-w\u00e9isszersetzung gebildet werden. Diese luderten kein Furfurol.\nNoch interessanter in dieser Beziehung d\u00fcrfte die That-sache sein, dass auch der reinste Leim keine Furfnrolreactioii gibt, zumal der Leim \u2014 wie es schon (11. Bernard gezeigt hat zu der grossen Zahl der Substanzen geh\u00f6rt, welche, in den Organismus eingef\u00fchrt, eine Steigerung der Glyeogen-hildung in der Leber bedingen k\u00f6nnen. Dieser Umstand k\u00f6nnt** darauf hinweisen, dass die Glycogenvermchrung nach Leiml\u00fctterung im Sinne der Ersparnisstheorie aufzufassen sei. Weitere Versuche, insbesondere unter Anwendung der Erzeugung von k\u00fcnstlichem Diabetes mellitus mit H\u00fclfe de* v. M \u00ab\u2018ring\u2019schon Experimentes, werden hier\u00fcber eine bestimmtere Entscheidung bringen k\u00f6nnen.\nDie Bildung von Furfurol aus den Eiweissk\u00f6rpern erkl\u00e4rt auch die von Seegen') als Einwendung gegen die Ein-schl\u00e4gigkeit der Moli sch\u2019sehen Zuckerreaction mit a-Naph-t hol und concentrirter Schwefels\u00e4ure erbrachte Beobachtung, dass absolut reine Eiweissk\u00f6rper diese Zuckerreactionen ebenfalls theilen. Ohne Frage beruht diese Erscheinung auf der Bildung von Furfurol, welches dann mit a-Naphthol und Schwefels\u00e4ure die beschriebene Violettf\u00e4rbung bedingt. E\u00bb ist jetzt aber ebenso leicht verst\u00e4ndlich, warum der Harn eiweissfrei sein soll, wenn man in ihm eine Furfurolreaction zur Bestimmung der Kohlehydrate ausf\u00fchren will.\nDer Nachweis der Furfurolabspaltung aus den Eiwei\u00df -k\u00f6rpern unter dem Einfl\u00fcsse von S\u00e4uren ergibt endlich auch\ni) Ontralhlatt !\u2019. il. me\u00abt. Wiss., XXIV. \u00bblalirj:.. 1880. Xo. 4\u00f4, S. SO.-.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0eine einfache Erkl\u00e4rung clor schon seit langer Zeit bekannten\nFarbenerscheinungen, welche bei der Behandlung von 'Eiweis* mit S\u00e4uren hervorgerufen werden k\u00f6nnen. 1 lieber geh\u00f6rt die Blau- bis \\ iolettfarbung, welche mit ooncenlrirter Salzs\u00e4ure bei den meisten Eiweissk\u00f6rpern vor\u00fcbergehend hervor-gorufen werden kann'), ferner die von Adamkiewicz*) beschriebenen Farbenreactionen des Ei wo iss, welche mit Essigs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure erzeugt werden.\nBelange es nachzuweisen, dass das Furfurol auch inner-halb des Organismus abgespalten wird, so w\u00e4re damit wahrscheinlich der Schl\u00fcssel gegeben f\u00fcr ein Verst\u00fcndniss der Bildung zahlloser Farbstoffe im Pflanzen- und Thiel-reiche. Es w\u00fcrde dann die von A. Bacyer8) schon vor Jahren ver-muthete Beziehung dos Chlorophyllfarbstoffes zu gewissen Verbindungen des Furfurols mit Phenolen \u00bb\u00bbim\u00bb thats\u00e4cbliche Begr\u00fcndung gewinnen k\u00f6nnen.\nZum Schl\u00fcsse erf\u00fclle ich eine angenehme Pflicht, indem ich Herrn Prof. Baumann f\u00fcr die freundliche Unterst\u00fctzung bei diesen Untersuchungen meinen verbindlichsten Dank abstatte.\n1)\tVgl. ii. A. L. Li chenu hu ii, Centralhlatt I. <1. jned. Wiss.. XXV. Jahrg.. 1887, No. 18.\n2)\tI*fliiger\u2019s Archiv f. \u00ab1. ges. Physiol., B<l. IX. S. ir,7.\n3)\tBerichte d. deutsch, ehern, ties., Jahrg. X. S. 2fj.","page":395}],"identifier":"lit16711","issued":"1888","language":"de","pages":"377-395","startpages":"377","title":"Ueber Furfurolreactionen. II. Mittheilung","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:46:26.903990+00:00"}