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{"created":"2022-01-31T14:26:31.458748+00:00","id":"lit16713","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 12: 405-415","fulltext":[{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber einige stickstoffhaltige Bestandtheile der Keimlinge\nvon Soja hispida.\nVon\nK. Schulze.\n(Aus \u00ablern agricnltur-chemischon Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaction zugegangen am '-'8. M\u00e4rz 18*8.)\nDie nachfolgende kleine Arbeit schliesst sieh den Untersuchungen \u00fcber die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Lupinen* und K\u00fcrbiskcindinge an, welche von mir und meinen Mitarbeitern ausgef\u00fchrt worden sind. Aus diesen Untersuchungen hat sich ergeben, dass zwischen den genannten Keimlingen in Bezug auf den Gehalt an denjenigen Stickstoffverbindungen, welche man als Uroducte der regressiven Stoffmetamorphose betrachten kann, gewisse Unterschiede sich finden. Die ctio-lirten Keimlinge von Lupinus luteus enthalten neben einer ausserordentlich grossen Asparagin-Mengc Am i do valerian -.s\u00e4ure1) und Phenylamidopropions\u00e4ure (und zwar eitle optisch active Modification der Phenyl-a-amidopropions\u00e4ure) *)* ferner Arginin (eine stickstoffreiche Base) \u2019), Cholin4), sowie. K \u00f6rper der II y p o x a n t h i n - und X a n t h i n - G ru ppen5); Leucin\nD Journal f. praet, Chemie, N. F.. Bd 27. S. 337.\n2> Ebendaselbst ; ferner diese Zeitschrift, Bd. 11. S. '\u25a0Jul.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. 11, S. 43.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. 11, S. 305.\n;>) Ich habe diese Stoffe nach dem Vorgang Anderer fr\u00fcher gew\u00f6hnlich unter dem Namen \u00ab Xanthin-K\u00f6rper * zusammengefasst ; da jedoch '\u2022ach dem chemischen Verhalten einerseits Hypoxanthin und Adenin. andererseits Xanthin und Cuaniu zusammengeh\u00f6ren (m. vgl. die Abhandlungen KosseFs), so ist es wohl richtiger, von einer Hypoxanthin- und '\u2022iner Xanthin-Cruppe zu sprechen. Diese K\u00f6rper wurden zuerst durch O. Salomon (Verhandlungen der physiologischen Ceselbchaft in Berlin, 1 -'SOS1, No. 2 und 3). sp\u00e4ter auch von J. Barbi\u00e9ri und mir .in d* n liUpinenkeimlingen nachgewiesen.\nr","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"400\nund Tyrosin sind wahrscheinlich in geringer Menge ^vorhanden, konnten aber bis jetzt nicht mit aller Sicherheit nachgewiesen worden. Die etiolirlen K\u00fcrbiskeimlinge enthalten dagegen neben einer geringen Asparaginmenge ziemlich viel (Hut am in, ferner Leucin, Tyrosin, Argin in, Cholin, Vorn in, sowie K\u00f6rper der Hypoxanthin- und Xanthi n-Gruppen\u2019). Von den in den K\u00fcrbiskeimlingen aufgefundenen Stoffen fehlen also zwei, n\u00e4mlich Glutamin und Vernin, dem Anschein nach in don Lupinenkeimlingen ; zwei andere, n\u00e4mlich Leucin und Tyrosin, sind in letzteren noch nicht ganz bestimmt nachgewiesen und finden sich darin, falls sie vorhanden sind, zweifellos in viel geringerer Menge vor, als in den K\u00fcrbiskeimlingen. Andererseits sind zwei Bestandtheile der Lupinenkeimlinge, n\u00e4mlich Amidovalerian-s\u00e4nre und Phenylamidopropions\u00e4ure, aus den K\u00fcrbiskeim-lingon noch nicht isolirt worden\u201c).\nJ Ausser den genannten Keimlingen sind bekanntlich auch die Wickenkeimlingo genauer auf ihre stickstoffhaltigen Be-standfheile untersucht worden, und zwar durch v. Gorup-Besanez ). Derselbe fand darin neben Asparagin eine nicht unbetr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t Leucin: auch Glutamin und eine\n') Journal f. pract. Chemie, X. F., Bd. 3\u00b1 S. 433. Angaben i'ibei \u00ablas Vorkommen von Arginin und Cholin in den K\u00fcrbiskeimlingen linden >ich in dieser Zeitschrift, Bd. 11, S. 43 und 3(>5.\n-I Es sei an dieser Stelle noch ein Versuchsergebniss erw\u00e4hnt, welches f\u00fcr die Beurtheilung des Werthes der hei unseren Untersuchungen erhaltenen Hesultate wohl nicht unwesentlich ist. Um zu pr\u00fcfen, oh nicht vielleicht einige der in den Keimlingen von uns aufgefundenen stickstolThaltigen Stolle Producte von secund\u00e4ren, nach dem Auf h\u00f6ren der Lebensvorg\u00e4nge in den untersuchten Keimlingen stattgefundenen Zersetzungsprocessen seien, habe ich noch 14\u201415t\u00e4gige Lupinenkeim-linge untersucht, welche frisch in absoluten Alkohol geworfen und nach monatelangem Verweilen unter letzterem fiber Schwefels\u00e4ure getroeknel worden waren. Auch in den so behandelten Keimlingen fand ich neben Asparagin Amidos\u00e4uren (Phenylamidoprnpions\u00e4ure. Amidovalerians\u00e4ur* ). Arginin und Cholin. l)as N\u00e4here \u00fcber diesen Versuch soll sp\u00e4ter nod an anderer Stelle mitgetheilt werden.\n3) Berichte der l>. Cliem. Gesellschaft. Bd. 7. S. 14<\u00bb und Bd. H). S. 7H).","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"h\u00f6chst geringe f y r o s i n - Menge sind sehr wahrscheinlich vorhanden. Ferner sei erw\u00e4hnt, dass nach Clifford R i chard-'Oii und (.. A. Cram |>t on ') in den Weizenkeimlingen AI-lantoin sich findet \u2014 eine Substanz,'welche ich weder in Lupinen- noch in K\u00fcrbiskeimlingen nachzuweisen vermochte.\nDa zwischen den bis jetzt untersuchten Keimpflanzen*' in Bezug auf die sticksloflhaltigen Bestand!heile Unterschiede dcii gezeigt haben, so darf man sich nicht auf die Untersuchung weniger Arten von Keimpflanzen beschr\u00e4nken, wenn man alle w\u00e4hrend des Keimungsvorgangs auftretenden stickstoffhaltigen Uroducle der regressiven Stoffmetamorphose-kennen lernen will. Ls erschien mir daher w\u00fcnschenswerth, diejenigen Methoden, welche hei Untersuchung der Lupinen\u00ab und K\u00fcrbiskeimlinge gute Resultate gegeben hatten, noch auf eine dritte Sorte von Keimlingen anzuwenden. Ich w\u00e4hlte dazu die Keimlinge der stickstoflroichen chinesischen Oel-bohne (Soja hispida). Dieselben wurden in grossen, mit Husssand gef\u00fcllten K\u00e4sten bei sehr schwachem Lichtzutritt\n(in einem verdunkelten Zimmer) gezogen und nach 2_____________3-\nw\u00f6chentlicher Vegetationsdauer geerntet: vor der Untersuchung wurden sie getrocknet2).\nWie in den etiolirten Keimlingen von Lupinus Intens, so findet sich auch in denjenigen der Soja hispida Asparagin in sehr grosser Menge vor. Dasselbe l\u00e4sst sich leicht gewinnen, indem man die getrockneten Keimlinge mit heissem M asser extrahirt und die Extrade bis zum Syrup eindunstet; aus letzterem beginnen bald Asparaginkrystalle sich auszu-scheiden. Nach ein- bis zweimaligem Umkrystalliren aus Wasser sind dieselben vollkommen farblos und rein Eine Analyse f\u00fchrte zu folgendem Ergebniss:\nre . Die Formel C*HSX*0\u00bb -f H*0\nverlangt:\nKryetalhvasser . . . 11,0t\tDJ,000fo.\nSlicksloft.........18.57\t18,07 \u00bb\n*) Berichte \u00ab1er I). Llieni. Gesellschaft, IM. 19. S. 1180..\n2) Einige der hei Untersuchung dieser Keimlinge''erhaltenen Besul-hilf sind von mir schon fr\u00fcher in den Luudwirthsvhaftl. Jahrb\u00fcchern. IM. 9. S. 089. erw\u00e4hnt worden.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"m\nDio Keimlinge lieferten 7\u20148\u00b0/\u00bb Asparagin (berechnet auf die Keimpflanzon-Trockensubstanz).\nNeben Asparagin finden sich in geringer Menge stickstoffhaltige Stoffe vor, welche den in den Lupinenkeimlingen enthaltenen Amidos\u00e4uren \u00e4hnlich sind. Zur Gewinnung derselben wurden di\u00ab* getrockneten Keimlinge in der W\u00e4rme mit Weingeist von ca. 00 Vol.-Procent extrahirt, die Extract\u00ab eingedunstet, der R\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen, di\u00ab* tr\u00fcbe L\u00f6sung mit Bleiessig versetzt, die vom Bleiniederschlag abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit mittelst Schwefelwasserstoff vom Blei befreit und sodann im Wasserbade bis zum Syrup eingedunstet. Nach einiger Zeit schied sich neben einigen Asparaginkrystallen eine im Aoussern dem ganz unreinen Leucin gleichende Substanz in H\u00e4uten und kugeligen Aggregaten aus. Die Ausscheidung wurde durch Abfdtriren auf einem Leinwandfilter und darauf folgendes Abpressen zwischen Fliesspapier von der Mutterlauge m\u00f6glichst, befreit, dann in ammoniakhaltigem W eingeist gel\u00f6st (wobei Asparagin zur\u00fcckblieb); das beim Verdunsten dieser L\u00f6sung sich Ausscheidende wurde dann noch <*in- oder zweimal aus dem eben genannten L\u00f6sungsmittel umkrystallisirt. Die so gewonnene Substanz bildet\u00ab* eine .weisse, im Aussehen dem Leucin \u00e4hnliche Masse; beim Erhitzen im Proberohr lieferte sie ein weisses Sublimat, was das Vorhandensein von Leucin oder Amidovalerians\u00e4ure wahrscheinlich macht. Daneben aber fand sich allem Anschein nach P h en y 1 a m i d o p r o p i o n s\u00e4 u r e vor. Als n\u00e4mlich daim Vorig\u00ab*n beschriebene Substanzgemenge in Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung in der W\u00e4rme mit Kupferoxydhydrat ges\u00e4ttigt wurde, entstand eine tiefblaue L\u00f6sung, aus welcher sich ein\u00ab* krystallinische Kupferverbindung ausschied; letztere lieferte bei der Zerlegung mittelst Schwefelwasserstoff eine Substanz, di\u00ab* das Verhalten der Phenylamidopropions\u00e4ure zeigte. Beim Erhitzen im Prober\u00f6hrchen gab dieselbe einen braunen geschmolzenen R\u00fcckstand und einen fl\u00fcchtigen K\u00f6rper, welcher sich im oberen Tlieile des R\u00f6hrchens in \u00f6ligen Tropfen abselzte: animier Aufl\u00f6sung der letzteren in Salzs\u00e4ure schied sich nach\ndem Zusatz von Platinchlorid \u00bb*ine schwer l\u00f6>liche krvst.\u00ab!-\n\u00ab","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"409\nlinische Doppelverbindung aus. Als die beschriebene Substanz mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure und Kaliumbichromat am R\u00fcck-flussk\u00f6hler erhitzt wurde, trat der Geruch des Benzaldehyds auf; beim Erkalten lieferte die Fl\u00fcssigkeit eine krvstal-linische Ausscheidung, welche Aussehen und Verhalten der Benzoes\u00e4ure zeigte. Riese Thatsachen machen es h\u00f6chst wahrscheinlich, dass hier Ph en y 1 am i d o pr o p i o n's\u00e4urc (identisch mit der in den Lupinenkeimlingen von mir aulgefundenen Verbindung gleichen Namens) sich Vorland. Um diesen K\u00f6rper mit v\u00f6lliger Sicherheit nachzuweisen und um entscheiden zu k\u00f6nnen, ob derselbe von Leucin oder von Amidovalerians\u00e4ure begleitet wird, w\u00fcrde eine gr\u00f6ssere Subr stanzmenge erforderlich gewesen sein; zur Gewinnung dei-letzteren h\u00e4tte aber ein sehr grosses Quantum von Soja-Keimlingen verarbeitet werden m\u00fcssen. Denn diese Keimlinge gaben ' nur eine sehr geringe Ausbeute an Amidos\u00e4uren *).\nIch gehe zur Mittheilung der Resultate \u00fcber, welche ich bei Untersuchung der Sojakehnlinge auf organische Stiekstof!-Verbindungen basischer Natur erhielt. Da in einem von den Eiweissstoflen befreiten w\u00e4ssrigen Extract aus den genannten Keimlingen durch Phosphorwolframs\u00e4ure ein starker Niederschlag hervorgebracht wurde, so vermuthete ich das Vorhandensein von Argin in. Ich suchte diese Rase ans den Kotyledonen der Sojakeimlinge zu gewinnen, weil bei Untersuchung der Lupinenkeimlinge nur diese Theile.mir Aiginin geliefert hatten. Die getrockneten Gotyledonen wurden zuerst mit 95procentigem Weingeist, dann mit heissetn Wasser extrahirt, der durch letzteres L\u00f6sungsmittel erhalten\u00ab*\nExtract mit Gerbs\u00e4ure, dann (ohne vorher zu liltriren) mit Bleizucker versetzt. Das Filtrat von dem so hervorgebrachten Niederschlage s\u00e4uerte ich mit Schwefels\u00e4ure an, beseitigte das 'ich ausscheidende Bleisulfat durch Filtration und setzte dann '\u25a0ine w\u00e4ssrige L\u00f6sung von Phosphorwolframs\u00e4ure zu. Der\nB tn\tFall\u00ab* vermochte i\u00abli aus solchen FC * *i m 1 i i i gar keine\nAmitlosiuren zu gewinnen. Allerdings \u2022wurde in dem hetrelTer.len V.*r-'iicli nur eine relativ geringe Menge von Material (**a. 2oo gr.. lufttrocken\u2019! angewemlet.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XII.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"41 o\nd\u00fcrrh dieses Heavens hervorgebrachte weisse Niederschlag wurde ahfiltrirt, kurze Zeit mit kaltem Wasser gewaschen, hierauf mit dem Filter auf Fliesspapier gebracht, um die aufgesogene Fl\u00fcssigkeit m\u00f6glichst zu entfernen. Dann zerlegte ich diesen Niederschlag mittelst Kalkmilch. Die von den unl\u00f6slichen Kalkverbindungen abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit wurde zur Entfernung des gel\u00f6sten Kalkes mit Kohlens\u00e4ure behandelt, dann mit Salpeters\u00e4ure ncutralisirt, im Wasserbade auf ein geringes Volumen oingedunstet, hierauf in einem Exsiccator \u00fcber Schwefels\u00e4ure gestellt. Sie lieferte beim langsamen Verdunsten Krystalle von Kaliumnitrat; eine dem Salpeters\u00e4uren Arginin gleichende Ausscheidung vermochte ich nicht zu erhalten. Ich l\u00f6ste hierauf die Krystalle und die Mutterlaug\u00bb in Wasser und Versetzte die L\u00f6sung mit salpetersaurem Quecksilberoxyd. Der durch dieses Reagens erzeugte Niederschlag wurde nach dem Abliltriren und Auswaschen in Wasser aufger\u00fchrt und mittelst Schwefelwasserstoff zersetzt. Eine Probe der vom Schwefelquecksilber abfillrirten und durch gelindes Erw\u00e4rmen vom absorbirten Schwefelwasserstoff befreiten Fl\u00fcssigkeit gab die Reactionen, welche einer Arginin-L\u00f6sung zukommen. Rhosphorwolframs\u00e4ure gab darin einen weissen. Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure einen gelblichen Niederschlag; durch Kaliumwismuthjodid wurde ein rother, durch Kaliumqueck-silberjodid unter Zusatz von Kalilauge ein weisser Niederschlag erzeugt : auf Zusatz von Pikrins\u00e4ure schieden sich am der Fl\u00fcssigkeit nach 12st\u00fcndigein Stehen gelbe Krystalle au> Ich ueutralisirte nun den Rest der Fl\u00fcssighcit mit Ammoniak und dunstete sodann im Wasserbade auf ein geringes Volumen (\u2018in. Krystalle von salpetersaurem Arginin vermochte ich auch aus dieser Fl\u00fcssigkeit nicht zu erhalten. Reim Erw\u00e4rmen der Fl\u00fcssigkeit mit Kupferoxydhydrat entstand eine tiefblau\u00bb L\u00f6sung: letztere lieferte aber beim Verdunsten nicht die schwer l\u00f6slichen Krystalle des Argininkupfernitrats.\nDass die von mir untersuchte Fl\u00fcssigkeit eine\u00bb organisch' Rase enthielt, ist aus den milgetheilten Reactionen zu schlossen. Diese Reactionen stimmen mit denjenigen des Arginins \u00fcberein. Ob aber die letztere Rase vorhanden war, ist doch frae-","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"411\nlieh, da ich weder ihr salpetersaures Salz, noch ihre Verbindung mit Kupfernitral zur Abscheidung zu bringen vermochte. Allerdings w\u00fcrde sich das negative Resultat der bez\u00fcglichen Versuche vielleicht durch die Annahme erkl\u00e4ren lassen, dass die untersuchte Fl\u00fcssigkeit neben wenig Arginin andere Lostandtheile enthielt, welche die oben genannten Arginin-Verbindungen am Auskrystallisiren verhinderten. -\nW\u00e4hrend ich Arginin nicht aus den Soja-Keimlingen gewinnen konnte, gelang dagegen leicht die Abscheidung einer Hase, welche nach ihren Eigenschaften f\u00fcr Cholin erkl\u00e4rt werden muss. Dieselbe fand sich sowohl in den Cotyledonen a,s in tlon Axenorganen vor. Ich will zun\u00e4chst die bei letzteren erhaltenen Resultate mittheilen. Die getrockneten Axen-organe wurden mit Alkohol von circa 9(1 Volum-1\u2018rocenl extrahirt, der Extract eingedunstet, der R\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen, die tr\u00fcbe L\u00f6sung durch Versetzen mit Gerbs\u00e4ure und Rleizucker gereinigt, dann mittelst Schwefel Wasserstoff vom \u00fcbersch\u00fcssigen Blei befreit, hierauf bis zum Syrup eingedunstet. Eine aus diesem Syrup erfolgende Ausscheidung,' welche u. a. etwas Asparagin enthielt, wurde durch Filtration beseitigt. Die Mutterlauge l\u00f6ste ich in salzs\u00e4urehal tigern Alkohol und versetzte. sie mit einer alkoholischen Qnecksilber-chloiidl\u00f6sung. Der durch dieses Reagens hervorgebrachte krystallinische Niederschlag wurde nach Verlauf von einigen Tagen abfiltrirt, dann mit kochendem Wasser behandelt/die L\u00f6sung durch Eindunsten concentrirt. Beim Erkalten erfolgte (\u2018ine starke krystallinische Ausscheidung. Die Krystalle wurden zerrieben, in Wasser aufger\u00fchrt und mittelst Schwefelwasserstoff zersetzt. Ich dunstete die vom Schwefelqueek-silber abfiltrirfe Fl\u00fcssigkeit, nachdem sie durch Natronlauge ann\u00e4hernd nculralisirt worden war, im Wasserbade zur Trockne ein und extrahirle den R\u00fcckstand mit starkem Alkohol. Die alkoholische L\u00f6sung lieferte beim Vermischen mit alkoholischer Flatinchlorid-Solution einen gelblichen Niederschlag, welcher nach dem Abfiltriren und Auswaschen in heissem Wasser gel\u00f6st ^ urde. Die L\u00f6sung lieferte sch\u00f6ne orangerothe Kry-sstallo, meist sechsseitige Tafeln (bekanntlich krystallisirt das","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"41:2\n< Khloroplatinat des Cholins in orangerothon sechsseitigen Tafeln). Ich l\u00f6ste das Platindoppelsalz wieder in Wasser, befreite\tdie\tL\u00f6sung\tmittelst\tSchwefelwasserstoff\tvom\tPlatin,\ndunstete sie dann auf ein geringes Volumen ein und versetzte mit Goldchlorid. Es entstand ein gelber Niederschlag, welchen ich aus Wasser umkrystallisirte. Das so gewonnene Salz stimmte sowohl im Aussehen wie im Goldgehalt mit dem\tGolddoppelsalz\tdes Cholins\t\u00fcberein. Die Analyse\tgab\nfolgende Zahlen:\nu.:;<i<io gr. der zuerst fiber Schwefels\u00e4ure, dann bei 950 getrockneten Substanz hinterliesseu beim Gl\u00fchen 0.15\u00ee\u00bb5 gr. Au.\nn ,\tBerechnet\nG'\"\"U,en:\tf\u00fcr OHiiHOAuCH:\nAu =\t44,31\t44,430|0i).\nDas Chlorhydrat der Base, erhalten durch Zerlegung des FMatindoppelsalzes mittelst Schwefelwasserstoff, gab die folgenden, mit denen des Cholins \u00fcbereinstimmenden Reactionen: Mit Phosphorwolfrarns\u00e4ure starker weisser Niederschlag1,\nstarker gelblicher Niederschlag, rot her Niederschlag, gelber krystallinischer Niederschlag, brauner Niederschlag,\n0.\nAuch ein aus den (Kotyledonen der Sojakeimlinge dargestellter\talkoholischer Extract,\tverarbeitet in der gleichen\nWeise wie der alkoholische Extract aus den Axenorganen, lieferte eine dem Cholin gleichende Base. Das Chloroplatinat derselben krvstallisirte aus Wasser in orangerothon, meist sechsseitigen Tafeln; das Chloraurat war schwer l\u00f6slich in Wasser. Nachdem das letztere Salz aus Wasser umkrystallisirt worden war, wurde sein Goldgehalt bestimmt; dabei wurde ein auf Cholingoldchlorid stimmendes Resultat erhalten;\n0.3000 gr. der zuerst fiber Schwefels\u00e4ure, dann bei !\u00bb5\u00b0 getrockneten Substanz\thinterliessen\tbeim\tGl\u00fchen 0.13:20 gr. Au.\nf ,\tBerechnet\nGefunden;\t... ~lIIJV\u201e.\nfur OH14NOAuU4:\nAu _\u25a0\t44,00\t44-.430 o.\n> Bhosphorinolybd\u00e4ns\u00e4ure \u00bb Kaliuiuwismuthjodid \u00bb Kaliuuiquccksilberjodid >\u25a0 .lod-.lodkalium \u00bb Gerbs\u00e4ure\n\u2022) Au - 190.01. nach G. Krfiss, Berichte d. D.T.hein. Gesellscb., Bd. go. S. 210.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"In allen Punkten, aut* welche die Untersuchung sich erstreckte, stimmte die aus den Sojakeimlingen erhaltene Base mit derjenigen \u00fcberein, welche ich auf dem gleichen Wege aus Lupinen- und K\u00fcrbiskeimlingen abgeschieden und f\u00fcr Cholin erkl\u00e4rt habe, f\u00fcr die Identit\u00e4t der letzteren mit Cholin kann ich aber zur Zeit noch einen weiteren Beweis beibringen. Aus einer von Herrn Dr. C. Schall in Z\u00fcrich auf meine Bitte ausgef\u00fchrten Untersuchung ergab sich n\u00e4mlich, dass das Chlofoplatinat dieser Base auch in krystallo-graphischer Hinsicht mit Cholinplatinchlorid \u00fcbereinstimmte. Der Genannte' theilte mir \u00fcber die Resultate dieser Untersuchung f olgendes mit : \u00abDie Krystalle geh\u00f6ren dem nionosym-metrischen System an und weisen die in der Abhandlung H. B\u00f6hm s1 * * * * * *) f\u00fcr Cholinplatinchlorid angegebenen Formen auf.\nDie aus dem Axenverh\u00e4ltniss und dem Neigungswinkel8) sich berechnenden M inkel sind im Folgenden angegeben und den Resultaten der Messungen gegen\u00fcber gestellt:\n\t\tBert\tebnet:\tGefunden: \u00ab\t\nKM)\t210\t2!)'\t\u2019 45,5'\t29\t0 45'\t.\n210\t010\tGO\t14,5\tGO\t20\n111\till\t59\t2.2\t58\t14\n111\tin\tG1\t58,G\tG2\t10\n111\t010\tGO\t28,9\tGO\t55 ;\n111\tOlo\t59\t0,7\t59\t1\n111\tin\t52\t27,2\t52\tIk! '\n111\tloo\tGO\t48,7\tGo\t50\n111\tKM)\tGG\t44,1\tGG\t3G,5\nDiese Uebereinstimmung\t\t\tgen\u00fcgt,\turn\tdie zweifellose\nIdentit\u00e4t der Krystalle mit Cholinplatinchlorid auszuprechen.\u00bb\nMas die aus den etiolirten Sojakeimlingen gewonnene Cholin-Quantit\u00e4t betrifft, so sei erw\u00e4hnt, dass ich bei Ver-\nl) Archiv f. experimentelle Pathologie u. Pharmakologie, Bd. 19.\n^ u* ^7. Die Messungen der Krystalle wurden im mineralogischen\nInstitut zu G\u00f6ttingen ausgef\u00fchrt. Ebendaselbst wurde mit gleichem H\u00e9-\nsnltat durch Rinne auch das Cholinplatinchlorid krystallographisch unter-\nsucht, welches E. Jahns hei Untersuchung \u00ab1er organischen Basen des\nBockshornsamens dargestellt hat. M. vgl. Berichte d. D. Chem. Gesell-\nschaft, Bd. 18, S. 2520.\n\u201c)\t\u00e4ie in der Abhandlung B\u00f6hm\u2019s gemachten Angaben.'","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"114\narb\u00abitung des alkoholischen Extracts aus 20o gr. der luft-trocknen Cotyledonen ungef\u00e4hr \u2019/, gr. des Golddoppelsalzes, hei Verarbeitung der gleichen Menge von Axenorganon ungef\u00e4hr das doppelte Quantum erhielt.\nDas Cholin, welches ich in otiolirtcn Lupinen-, K\u00fcrhis-uml Sojakeimlingen nachgewiesen habe, ist in neuerer Zeit mehrfach in den Pflanzen aufgefunden worden. XachP. Griess und G. Harrow1) findet cs sich im Hopfen, nach E. Jahns2 3 4 5 6 7) im Dockshornsamen (Samen von Trigonella faenum graecum) und im indischen Hanf, nach II. Kunz\"j in Atropa belladonna und in Hyascyamus, sowie in der Ipecacuanha-Wurzel. B\u00f6hm*) fand es in Baumwollsamenkuchen, ferner auch in Bucheckernk'uchen, sowie in verschiedenen Pilzen (Boletus luridus, Amanita pantherina und Helvella esculenta)\u2019). Nach Brieger0) enth\u00e4lt das Mutterkorn Cholin. Nach 0. E. v. Lipp-mann ) findet sich diese Base wahrscheinlich auch in der Piiihenmelasse vor.\nAuf Grund unserer gegenw\u00e4rtigen Kenntnisse muss daher this Cholin f\u00fcr eine im Pflanzenreich sehr verbreitete Substanz erkl\u00e4rt werden.\nDen im Vorigen \u00fcber den Stoflgehalt der etiolirten Sojakeimlinge gemachten Angaben habe ich schliesslich noch hinzu-zuf\u00fcgen, dass diese Keimlinge auch Basen der Hypoxanthin-und Xanthin-Gruppen enthielten. Als die vom Cholin-Queck-silber-Xiederschlag (m. vgl. w. o.) abflltrirte alkoholische Mutterlauge eingedunstet, der R\u00fcckstand in Wasser aufgenommen, die Fl\u00fcssigkeit mittelst Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit, durch Eindunsten concentrirt und hierauf mit am-\n') Berichte d. \u00dc. Chem. Gesellschaft. Bd. 18, S. 717.\n2)\tEbendaselbst, Bd. 18, S. 2520; Chem. Centralblatt, 1887, S. 1082.\n3)\tArchiv f. Pharmacie, Bd. 23, S. 701, Bd. 25, Heft 11.\n4)\tArchiv f. experimentelle Pathologie u. Pharmakologie, Bd. 10, S. 60 u. 87.\n5)\tEbendaselbst.\n6)\tDiese Zeitschrift, Bd. 11, S, 184.\n7)\tBerichte d. D. Chem. Gesellschaft, Bd. 20, S. 3208.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\niiioiiiakalischor Silbersolution vermischt wurde, entstand ein gallertig-flockiger Niederschlag. Derselbe wurde ahlillrirt, ausgewaschen und sodann in heisser Salpeters\u00e4ure vom specif. Dew. 1,1 gel\u00f6st. Die tiltrirte L\u00f6sung lieferte beim Erkalten 1 \u2022 ine krystallinische Ausscheidung, deren Entstehen auf die Anwesenheit von Basen der oben genannten (Luppen bin-dfutet. Die Quantit\u00e4t derselben war nicht bedeutend. Welche einzelnen Basen vorhanden waren, habe ich nicht untersucht.\nAus den im Vorigen gemachten Mittheilungen ist zu entnehmen, dass die etiolirten Sojakeimliuge in Bezug auf den Gehalt an denjenigen StickstofVverbindungen, weiche als Producte der regressiven St oll metamorphose zu betrachten 'ind, mit den etiolirten Lupinenkeimlingen so ziemlich liber-einstiinmen. Ein rnterschied scheint haupts\u00e4chlich darin zu liegen, dass die Lupinenkeimlinge viel Arginin enthalten, w\u00e4hrend solches in den Sojakeimlingen entweder gar nicht oder doch \u2014 falls es etwa vorhandey ist \u2014 nur in sehr geringer Menge sich findet.\n","page":415}],"identifier":"lit16713","issued":"1888","language":"de","pages":"405-415","startpages":"405","title":"Ueber einige stickstoffhaltige Bestandtheile der Keimlinge von Soja hispida","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:31.458754+00:00"}