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{"created":"2022-01-31T14:57:15.892482+00:00","id":"lit16724","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bunge, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 12: 565-567","fulltext":[{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"Lieber das Sauersioffbed\u00fcrfniss der Schlammbewohner.\nVfn\n<\u00ab. Hundts\nlVoft*\u00abor <l**r |iliy>iolojrisclu*n C.lieunV in Bas\u00bb*!.\n'D' \u00ab- Kedai tiou zugfgangen am 2*5. April lfcss.)\t\u2018 .\nIn einer fr\u00fcheren Arbeit1) habe ich gezeigt, dass gewissen parasitisch im Darme lebenden W\u00fcrmern die F\u00e4higkeit zu-kommt, lange Zeit ohne Sauerstoff zu exist iron und Jebh\u00e4fte Bewegungen auszuf\u00fchren.\nI nter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen wie diese Parasiten im Darme leben andere W\u00fcrmer im Schlamme der Gew\u00e4sser. Wie im Darminhalte* so werden auch im Schlamme durch die F\u00e4ulnissprocesse reducirende Substanzen gebildet, welche den Sauerstoff binden, und die sich entwickelnden Gase \u2014 Sumpfgas und Kohlens\u00e4ure \u2014 verdr\u00e4ngen die atmosph\u00e4rische Luft. Wir m\u00fcssen daher a priori erwarten, dass die im Wasser lebenden Thiere, welche sich in den Schlamm hineingraben und bisweilen l\u00e4ngere Zeit unter der Oberfl\u00e4che des Schlammes aufhalten, ein lebhaftes Sauerstoffbed\u00fcrfniss nicht haben, vielleicht sogar l\u00e4ngere Zeit g\u00a7nz ohne Sauerstoff leben k\u00f6nnen. Die folgenden Versuche best\u00e4tigen die Richtigkeit-dieser Deduction.\nMeinen ersten Versuch machte ich an dem gew\u00f6hnlichen medieinisehen Blutegel, von dem es bekannt ist. dass er oft lange Zeit unter der Oberfl\u00e4che des Schlammes am Grunde der Teiche sich aufh\u00e4lt. In ein Reagensglas wird\n*) Diese. Zeitschrift, Bd. 8. S. 48. 1883.","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"Quecksilber gebracht und ausgekocht, hieraul Brunnenwasser und gleichfalls ausgekocht. Sobald das Glas abgek\u00fchlt ist. wird ein Blutegel hinein gebracht, das Glas luftdicht geschlossen und in eine Quecksilberwanne umgest\u00fclpt. Ein Luftbl\u00e4schen ist nicht hinein gelangt. Die H\u00f6he des sperrenden Quecksilbers betr\u00e4gt aussen und innen am Glase 3.G cm., das K\u00f6rpergewicht des Thieres 1.4 gr., das Volumen des Wassers 34 cbcm. Die Bewegungen des Thieres sind w\u00e4hrend der ersten halben Stunde sehr lebhaft, werden dann schw\u00e4cher, sind aber noch am Ende des dritten Tages deutlich. Erst am vierten Tage wird das Thier todt gefunden.\nIch stellte nun noch Versuche mit drei anderen Hiru-dinecn an, welche in der Umgebung Dorpat\u2019s h\u00e4ufig in Gr\u00e4ben und Pf\u00fctzen im Schlamme und unter Steinen angetrollen werden. Ein Pferdeegel (Haemopis), 1.3 gr. schwer, wird in 15 cbcm. ausgekochten Teichwassers \u00fcber Quecksilber abgesperrt. Die Bewegungen sind eine volle Stunde lang sehr lebhaft, werden dann tr\u00e4ger. Um die Mitte des zweiten Tages noch Bewegungen. Am dritten Tage todt gefunden. Von zwei Clepsinen, die zusammen in 3 cbcm. ausgekochten Teichwassers \u00fcber Quecksilber abgesperrt wurden, war die eine schon am zweiten Tage todt, die andere dagegen kroch noch am Anf\u00e4nge des sechsten Tages an der Wand des Reagensglases umher und wurde erst am Ende des sechsten Tages todt gefunden. Eine Nephilis lebte unter denselben Bedingungen 45 Stunden.\nGenau in derselben Weise machte ich noch einen Versuch an einer Turbellarie: Plan er i a tor va. Von 4 Exemplaren lebten 3 einen Tag, das 4. zwei Tage.\nDen folgenden Versuch stellte ich an einer Species der Gattung Lumbriculus an, welche durch ihren H\u00e4moglobingehalt lebhaft roth gef\u00e4rbt ist. Dieser Umstand l\u00e4sst ver-muthen, dass diese Thiere ein lebhafteres Sauerstoffbed\u00fcrfniss haben, als andere W\u00fcrmer. Auch beobachtet man, dass sie immer nur auf kurze Zeit in den Schlamm am Ufer sich verkriechen, f\u00fcr gew\u00f6hnlich aber frei im Wasser spielen. In der That starben sie in Teichwasser \u00fcber Quecksilber abgesperrt","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"507\nschon am Anf\u00e4nge <fcs zweiten Tages, obgleich das Wasser bei diesem Versuche nicht ausgekocht worden war.\nNoch rascher gingen alle diejenigen Wasserlhicrc nach aiftentziehung zu Grunde, welche diflerenzirtc Respirationsorgane haben. Schnecken (Limnaeus stagnalis,\u25a0 Physa acuta) starben nach 10 bis 15 Studen. Gliedert!,iere : kleine Crustacean, Wasserk\u00e4fer (Dytiscus), Asseln (Asellus aquaticus).\nassernnlben (Ilydrachna) waren schon nach 1 bis 5 Stun-den todt.\nEs scheint also, dass von den ana\u00ebrobiotischen einzelligen A\\esen bis zu den h\u00f6clistorganisirten Thieren mit lebhaftestem Sauerstoft'bed\u00fcrfniss alle Ueberg\u00e4nge in der Thier-reihe Vorkommen. Mit einer weiteren Verfolgung dieser Frage hin ich besch\u00e4ftigt.\t\u00b0","page":567}],"identifier":"lit16724","issued":"1888","language":"de","pages":"565-567","startpages":"565","title":"Ueber das Sauerstoffbed\u00fcrfniss der Schlammbewohner","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:15.892488+00:00"}