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{"created":"2022-01-31T12:50:51.421738+00:00","id":"lit16737","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Keller, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 128-134","fulltext":[{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Einfluss des Aethylalkohols auf den Stoffwechsel des\nMenschen.\nVon\nDr. H. Keller, Rheinfelden.\n(Aus \u00ablom Laboratorium des Professor Blinde in Basel.) (Der Redaction angegangen am 24. Juni 1888.)\nDie vielfachen Untersuchungen, welche \u00fcber den Einfluss des Alkohols auf den Stoffwechsel, insbesondere auf den Eiweisszerfall, ausgef\u00fchrt worden sind, haben keine \u00fcbereinstimmenden Resultate ergeben.\nDie genauesten sind die von Munk1) am Hunde ausgef\u00fchrten Untersuchungen. Die bisherigen Versuche am Menschen konnten keine unzweideutigen Resultate ergeben, weil bei denselben die Nahrung keine ganz gleichm\u00e4ssige war.\nDeshalb erschien es mir w\u00fcnschenswert, auch am Menschen einen Stoffwechselversuch bei vollkommen gleicher Nahrung durchzuf\u00fchren.\nInsbesondere war es mir darum zu thun, die neueren Angaben \u00fcber * die Vermehrung der Phosphors\u00e4ureausscheidung4) nach Alkoholzufuhr zu controlliren. Zugleich richtete ich meine Aufmerksamkeit aut die Chlorausscheidung und stellte mir die trage, ob das gesteigerte Kochsalzbed\u00fcrfniss in Folge von Alkoholgenuss vielleicht durch eine Kochsalz entziehende Wirkung des Alkohols erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte.\nIch habe den Versuch an mir selbst vorgenommen. Die Versuchszeit dauerte 7 Tage. Die Lebensweise wurde in folgender Weise geregelt.\nD Munk, Arch, f Physiol., Jahrg. 1879, S, 103.\n2) K oineyn, Onderzoekingen over den invloed van alkohol on den menseh, Amsterdam 1887.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\nDie t\u00e4gliche Nahrung bestand in:\n500 gr. gehacktem Fleisch,\n500 gr. Schrotbrod,\n100 gr. Butter,\n1500 cbcm. Quellwasser,\n2 gr. Kochsalz.\nZu Beginn der Versuchszeit wurden ca. 3750 gr. Ochsenfleisch vom Muse, ileopsoas abgewogen,* fein zerhackt und gleichmfissig durchgemischt. Dann wurden f\u00fcr jedem Versuchstag 500 gr. Fleisch genau \"abgewogen und in die K\u00e4lte gestellt bis zum Verbrauche. Ebenso wurde ein grosses Brod von ca. 3700 gr. gebacken, dasselbe an k\u00fchlem Orte auf bewahrt und davon die t\u00e4gliche Portion von 500 gr. abgewogen.\nEin Versuchstag dauerte von Morgens 9h bis zum andern Morgen 9 h.\t*\n\u2022 \u2022\nSchlags 9 h wurde der letzte Harn gelassen und dann die erste Mahlzeit genommen.\nDie t\u00e4gliche Fleischration wurde am Morgen in 3 Portionen getheilt; ebenso die Butter; das Brod Wurde zu den Mahlzeiten genossen je nach Bed\u00fcrfniss. 9>h Morgens wurde das Fr\u00fchst\u00fcck, lh das Mittagessen und 7 h das Nachtessen eingenommen. Das Salz wurde gleichm\u00e4ssig mit dem Fleisch gemischt; die Butter war ungesalzen. Das Wasser der constant bleibenden Quelle wurde in einer Tagesration . geholt und in circa 3 gleichen Theilen zu den Mahlzeiten getrunken.\nDer Ilarn wurde von jedem Versuchstag in gut verschlossenen Flaschen gesammelt und aufbewahrt und nach Durchmischung die Menge genau bestimmt. .\nDie Bestimmung des K\u00f6rpergewichtes geschah zu Ende eines Versuchstages.\t*\nJeweilen vor dem Mittagessen und Abendessen wurde ein Spaziergang von je l'/t Stunde gemacht. W\u00e4hrend-der ganzen Versuchszeit herrschte eine Temperatur von S\u201412\u00b0 C. unter dem Eispunkt.\n! ' . . \u2022\nBei der Analyse des Harnes wurden alle Bestimmungen mehrfach ausgef\u00fchrt und von 2\u20143 gut \u00fcbereinstimmenden\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIII.\t-\u2018J","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nResultaten das arithmetische Mittel genommen. Einige Bestimmungen wurden von Herrn Professor Bunge zur Gontrolle ausgef\u00fchrt.\nDas Kochsalz stammt aus der Rheinfeldner Saline und ist relativ rein; es enth\u00e4lt 08,8 \u00b0/0 Na CI.- Es wurde in einer kleinen Dosis genommen, um die event. Zunahme der NaCl-Ausscheidung in Folge des Alkoholgenusses m\u00f6glichst deutlich hervortreten zu lassen. Am 4. Versuchstage wurden 150 cbcm. reinen OGprocentigen Aethylalkohols mit den 1500 cbcm. Wasser gemischt zu den 3 Mahlzeiten getrunken.\nDas Ergebniss des Versuches \u00fcberblickt man auf den folgenden Tabellen.\nDie Harnanalysen wurden nach folgenden Methoden ausgef\u00fchrt :\n1. Chlorbestimmung.\n100 cbcm. des Harnes werden mit kohlensaurem Natron in der Platinschale eingedampft, dann zuerst langsam, hierauf st\u00e4rker bis zur Dunkelrothgluth erhitzt, mit heissem Wasser ausgezogen und filtrirt. Das Filter wird hierauf in die Platin-schale zur\u00fcckgebracht, verkohlt und gegl\u00fcht, um event, vom ersten Gl\u00fchen noch vorhandene Kohlenbestandtheile zu verbrennen und die daran haftenden Chloride zu gewinnen. Die Filterasche wird mit heissem Wasser unter Zusatz von etwas UNO, ausgezogen, nochmals filtrirt und mit dem ersten Wasserauszug vereinigt.\nUm das \u00fcbersch\u00fcssige Na, CO, zu neutraiisiren, wird noch HNO, hinzugef\u00fcgt und darauf mit AgNO, gef\u00e4llt.\nDabei wurden folgende Resultate gefunden:\nTag\t:\tVolumen cbcm.\t100 cbcm. Urin\t\tTotalm [: \u2022\tenge\n\t\tAgCl\tCl\tci\t1\tCl\nI. Tag\tj; \u25a0 '\u25a0 1746\t1 i 0,9064\t0,22423\t3,9150 t\t\n\t\t\\ 0,<M)81\t0.22463\t3,9220 i\t3,919\nII. *\t1317\t'< 0,5680\t0.14051\t1,8505 1 1\t\n\t\t' 0,5667\t0,14019\t1,8463 ) 1\t1,848\nIII. \u00bb\t1246\ti 0,4769\t0,11797\t1,4699 i\t\n.\t\t' 0.4700\t0,11627\t1,4487 i\t1,459","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"i3i\nFortsetzung der Tabelle auf Seite 130. \u2022\t.\nTag\tVolumen\t100 cbcm. Urin\t\t1\tTotal menge\t\n\tcbcm.\tAgCl\tCl\t1:\tci\t\\\tci .\t\nIV. Tag\ti 1720\t1 0,4525 ( 0,4549\t0,11194 0,11253\t1,9248 \\ 1,9355 )\t1,930\nV. \u00bb\t880\t( 0,6385 I 0,6528\t0,15795 0,16149\t1,3900 i 1,4211 \\\t; U16\nVI. \u00bb\t987\t( 0,4831 ( 0,5000\t0,11951 0,12369\t1,1796 \\ 1,2208 1\t\u20191,200\nVII. \u00bb\t1080 i\ti 0,5537 1 0,5250\t0,13698 0,12986\t1,4795 \\ 1,4025 )\t1,441\n2. Schwefels\u00e4urebestimmung.\nBei d\u00e7r Bestimmung derselben wurde die Gesammtmenge der gepaarten und einfachen H8S04 durch Kochen von lOOcbcm. Harn mit HCl und F\u00e4llen mit BaCl, etc. ausgemittelt und als S03 berechnet mit folgenden Resultaten:\nTag\tVolumen\t100 cbcm. Urin BaSO\u00ab\t\t100 cbcm. S03\tTotal . 8O3\nI* Tag\t. 1746\t! ( 0,56983 i > 0,56423 )\t0,56703\t: . \u2022 \\\t..1 0,19469 \u25a0\t1 ' 3,399\nII. \u00bb\t1317 .\t( 0,72342 ( \\ 0,71646 1\t0,71994\t0,24719\t-\t3,256\nIII. \u00bb\t! 1246\t; 10.77443 { t 0,77366 )\t\u2022 0,77404\tj 0,26576\ti \u2022 ,\t3,311\nIV. \u00bb\t1720 i \u25a0\ti i 0,57053 \\ [ 1 0,56993 )\t\u2022 ; ' \u2022 0,57023 \u25a0\t: , - ! 0,19579\t1 3,368\nV. \u00bb\t! 880 J\t! \\ 1,16066 \\ 1 \\ 1,15226 i\t0,15646 \u25a0\t0,39706 B \u25a0 ' \u2022 0,33670 .\u25a0\t! . . \u2022 ; 3,494\nVI. V\t987\tl 0.98546 i 1 0,97586 1\t0,98066\t\t1\t3,323\nvii. \u00bb\t1080 1\tl 0,93183 ) : I 0,93323 (\t0,93253\t0,32018\t!, 3,457\n3. Die Phosphors\u00e4urebestimmung.\nZur Bestimmung der Phosphors\u00e4ure wurden 100 cbcm. Drin mit Na,CO, in der Platinschale eingedampft und einge\u00e4schert. Die HCl-L\u00f6sung der gesammten Asche wurde mit essigs. Ammon, und oxals. Ammon, zur Ausf\u00fcllung des Kalkes verhetzt. Aus dem mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigten Filtrat wird mit Magnesiamixtur die H3P04 gefallt etc. und als P,05 berechnet.\n1\t*\t\u2022\t. ;\t? .\t1\n1","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nHierbei wurden folgende Resultate gewonnen:\n' Tag . | t\t24 st\u00e4ndiges Harn- Volumen\t100 ebem. Harn gaben:\t\t\tTotal P2O5\n\t\t!\t:>';f ; MgjP.O;\tP20\u00e4\tBestimmung von i Prof. Bunge Mg> Pj Or\t\nI. Tag\t1746\t\t( 0,26243 \\ 0,26823\t0,16795 / 0,17067 (\tI 1 1\tj 2,9324 |[\tV ! 2,9799 f 2\u20199\u00b06\nii.\nui.\nIV.\nv.\nvi.\nVII.\n1317\n1246\n\u00bb 0.38394 / 0,38773\n0.41253\nI70j,\t(0,30233\ni 0,3063\n* 0,50886 ;\t\u25a0\t} 0,51824\n,)K7\t* 0,42686\n' 0,42716\n1080 ' 0,44824 1 '\t* 0,45266\n0,24567 ,\\\n0,24800 j -\n0 963S7 11 0,4167 \u25a0 \u00e0 0 0,4158\n0,19338 I\u2019 . On-o 0,1951(2 ) (>\u201930'2\n0,32545 , :\n0,33148 j* ~\n0,27303 ,\n0,27322 V \u201c 0,28671 /\n0,28954 )\\ ' \u2014\n3,2947 i. 3,2662 I\n!\u2018i 3,2878 i\nH\n(\n3,3261 t! 3,3698 i 2,8640 1 2,9170 f\n2,6948 r 2,6967 I 3,0965 \\ 3,1270 \\\n3,280\n3,288\n3,348\n2,891\n2,696\n3,112\n4. Die Stickstoffbestimmung.\nSie wurde nach Schneider-Seegen .ausgef\u00fchrt. Zu jeder Bestimmung wurden 5 ebem. Harn verwendet und folgende Resultate gefunden vermittelst Normalschwefels\u00e4ure und tifrirter Natronl\u00f6sung:\nTa\u00ab\nVolumen\nGes\u00e4ttigt\tX\nI\t_\t! h\ncbciu.\tin 5 ebem.\nX\nTotal\nMittel\nI. Tag\t1746\t\t1 4,3 1 4.25\nII. >\t1317\t( 5,95 / 6,0\t\nIII. >\t1246\t\t6.35 6.4\nIV. V\t1720\t\t4,35 4.3\nV. \u00bb\t880\ti\t9.35 M\nVI. \u00bb\t9S7\ti 1\t8.35 8.35\nVII. >\t10$0\t1\t7.1\u00bb 7,65\n0.0602 0.0395\t21,02 20,78\tj\t20,9\n0,0833 0,0840 1 \u2022-\t21,94 22,13 1\t! 22,0\n0.0889 0,0896\t22.15 j 22,33 1\t22 2\n0,0609 0.0602\t\u2022 20,95 J 20,71 1\t;| 20,8\n0,1309 0,1316\t23.04 1 23 ,16 |\t23,1\n0,1169 0,1169\t23.08\tt 23.08\ti\t23,1\n0.1071 .0,1064\t23.13 1 22.98 (\t23,1","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\nDas G'esammtresultat \u00fcb\u00e9rblickt man auf der folgenden Tabelle:\nVersuchs- tag\tDatum\tHarn* Volu- men\tK\u00f6rper- gewicht\tCl .\t1*2 Oi\tSOa\t\u2022 ' X -\t1 Bemerkungen. s\nI.Tag\t24.25. Dec.\t1746\t02800\t3,919\t2,956\ti 3,399! 20.9\t\t\nII. \u00bb\t25.(26. v\t1317\t\u2014\t1,848\t3,280\t3.255\t22,0\tr '\t...\nIII. v.\t26.(27. \u00bb\t1246\t62250\t1,459\t3,288\t3,311\t\t\u2022 \u2019 \u25a0 ( -\nIV. \u00bb\t27.(28. \u00bb\t1720\t02250\t1,930\t3.34S\t3,368\t20,8\tl.'o ebem. Alkohol\nV. \u00bb\t28.(29. *\t880 | 61400\t\t1,410\t2,891\t3,494\t23,1\t\nVI. \u00bb\t29.'30. \u00bb\t987\t61850\t1,200\t2,696\t3,323\t23.1\t\u25a0!\u2019 .\nVII. \u00bb\t30.(31. \u00bb\t1080\t61905\t1.441\t3,112\t3,458\t23,1\tr.\nEs ist daraus Folgendes ersichtlich:\n1. Eine erhebliche diuretische Wirkung am Alkoholtage, \u00fcbereinstimmend mit allen Autoren, besonders 'mit Dr. K. B. Lehmann1 *).\n>.\n-\u2022 Eine geringe Verminderung der Stickstoffausscheidung am Alkoholtage, was mit Munk\u2019s Beobachtung an Hunden bei Verabreichung von kleineren Gaben \u00fcbereinstimmL \u201d\nDiese Verminderung der N-Ausseheidung w\u00e4re vielieiclit aus einer durch den Alkohol bewirkten St\u00f6rung der Verdauung ,und Resorption zu erkl\u00e4ren, was mit den Versuchen von Kretschy*), Willi. Buchner3 4) und anderen. Autoren im Einklang stehen w\u00fcrde.\nAn dem dem Alkoholtage folgenden Tage zeigt sich eine leichte Vermehrung der N-Ausscheidung, was aus einer nachtr\u00e4glichen Resorption erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte.\n3. Die Angabe \u00fcber vermehrte H, PO,-Ausscheidung*) kann ich nicht mit Sicherheit best\u00e4tigen, wenn auch eine leichte Schwankung der Werthe vorhanden ist. Es ist jedoch\n'*) M\u00fcnchner tnedicin. Wochenschrift, No. 51y Jahn?. 1886, .und No. 23, Jahrg. 1887.\n2)\tDeutsches Archiv f. klin. Med., Bd. XVIII, S. 527, Jahrg. 1876.\n3)\tWilh. Buchner, ebendaselbst, Bd. XXIX, S. 537, Jahr*?. 1881\u2019.\n4)\tRomeyn, 1. c.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"I\n134\n\u2022zu ber\u00fccksichtigen, dass die Versuche Romeyn\u2019s unter ganz anderen Bedingungen angestellt worden sind, n\u00e4mlich an hungernden Menschen. Die Resultate dieser Versuche verlieren dadurch sehr an Werth, dass die Versuchsdauer eine sehr\u2018kurze war.\n4. Die Chlorausscheidung ist nicht unbedeutend vermehrt. Diese Vermehrung h\u00e4ngt vielleicht mit der diure-tischen Wirkung des Alkohols zusammen.","page":134}],"identifier":"lit16737","issued":"1889","language":"de","pages":"128-134","startpages":"128","title":"Ueber den Einfluss des Aethylalkohols auf den Stoffwechsel des Menschen","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:50:51.421744+00:00"}