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{"created":"2022-01-31T14:02:11.436435+00:00","id":"lit16739","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lehmann, V.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 181-186","fulltext":[{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die Chin\u00e4thons\u00e4ure.\nVon\nI>r. Victor Lehmann. '\n(Mi t g et h eilt von A. Kossel.)\n(Aus der chemischen Abthoil,,*\u00ab des physiologischen Instituts zu Berlin.) (Der Redaction ziigeRangeu am 14. Juli 1888.)\nZu denjenigen Substanzen, welche beim Durchgang durch den tinerischen Organismus mit Giykurons\u00e4ure gepaart werden geh\u00f6rt auch das Phenethol. Nach Eingabe dieser Substanz ludet sich im Harn eine S\u00e4ure, die ich als Chin\u00e4thons\u00e4ure bezeichnet habe1). Herr Dr. Victor Lehmann hat es auf meine \\ eranlassung unternommen, die Untersuchung \u00fcber die Constitution dieser durch eigenlh\u00fcmlichc Doppelsalzbildung ausgezeichneten\u2019) Substanz fortzusetzen. \\\nAus der Neigung dieser S\u00e4ure zur Bildung schwer l\u00f6s-icher Doppelverbindungcn mit den Salzen gepaarter Schwefels\u00e4uren ergiebt sich folgende Darstellungsweise derselben, Welche zweckm\u00e4ssiger ist, als die fr\u00fcher angegebene: Der nach F\u00fctterung von Phenethol gelassene Harn der Versuclusthiere wird \u25a0 eingedampft, darauf mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit Essig\u00e4ther ausgesch\u00fcttelt. Der abgetrennte Essig\u00e4ther wird mit \u00fcbersch\u00fcssigem kohlensauren Baryt versetzt und abdestillirt, der R\u00fcckstand mit Wasser zum Sieden erhitzt heiss filtrirt und das Filtrat bis auf ein kleines Volumen ein-gedamptt. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen krystallisiren die Barytdoppelsalze heraus. Dieselben werden ahfiltiirt, aus Wasser\n*) Diese Zeitschrift, B.l. 4, S. 2%.\t;\n2) Zeitschrift, Bd. 7, S. 2D2.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\numkryslallisirt und in heissem Wasser gel\u00f6st. Zu der L\u00f6sung f\u00fcgt man vorsichtig eine L\u00f6sung von neutralem schwefelsauren Kali, so lange noch ein Niederschlag von schwefelsaurem Baryt entsteht. Die vom Bariumsulfat abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit dampft man zur Trockne ein und extrahirt den R\u00fcckstand mit siedendem starken Alkohol. Die Kalisalze gehen in den Alkohol \u00fcber. Das chin\u00e2t honsaure Kali krystallisirt aus der heiss liltrirten alkoholischen L\u00f6sung beim Erkalten aus, die Kalisalze der gepaarten Schwefels\u00e4uren bleiben in L\u00f6sung und werden nach dem Abdestilliren des Alkohols gewonnen. Dieselben stellen ein R\u00f6misch dar von solchen \u00e4therschwefelsauren Salzen, die normalerweise im Harn auftreten, mit solchen, die aus dem gef\u00fctterten Phenethol gebildet sind. Zu den ersteren geh\u00f6ren Phenolschwefels\u00e4ure und Indoxyl-sehwcfels\u00e4ure, welch' letztere in betr\u00e4chtlicher Menge aus dem Gemisch dargestellt wurde. Andererseits finden sich auch gepaarte Schwefels\u00e4uren vor, welche aus dem gef\u00fctterten Phenethol hervorgegangen sind.\nDass eine Vermehrung der gepaarten Schwefels\u00e4uren nach der F\u00fctterung mit Phenethol stattfindet, wird durch folgenden Versuch gezeigt. In dem Harn eines Hundes wurde das \\ erh\u00e4ltniss der Gesammtschwefels\u00e4ure zur gepaarten Schwefel-\n0,3408 0,0382\nwurden nun 12 gr. Phenethol einverleibt und die Schwefels\u00e4ure-Bestimmungen wiederholt. Das genannte Verh\u00e4ltniss\nbetrug in diesem Fall -\u2022\t~ = 2,74.\nDie im hiesigen Laboratorium ausgef\u00fchrten Untersuchungen des Herrn K\u00fchling1) haben dargethan, welches die aus dem Phenethol gebildete Aetherschwefels\u00e4ure ist. K\u00fchling fand in dem Harn eine S\u00e4ure von der Zusammensetzung CsII,0SO5, welche ihre Herkunft aus dem Phenethol C8H10O leicht erkennen l\u00e4sst. K\u00fchling vermuthet, dass diese S\u00e4ure aus dem Phenethol entstehe, indem ein Wasserstoffatom des\nM K\u00fchling, Feber Stoffwechselproducte aromatischer K\u00f6rper, Inaug.-Diss. Bvrlin 1887.\ns\u00e4ure festgestellt. Dasselbe betrug \u2019 = 8,92. Dem Thier","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"183\nBenzolringes durch die Gruppe \u20140 \u2014SO,II ersetzt, werde, duss derselben demgem\u00e4ss folgende Constitution zuk\u00f6mmei\nc6h4\nOC TI\noscyi.\nDiese Vermuthung findet in der Constitution\nder Chin\u00e4thons\u00e4ure, welche durch die nachfolgenden Untersuchungen des Herrn Lehmann klar gelegt ist, eine Stutze,\nda die Chin\u00e4thons\u00e4ure eine analoge Consitution besitzt.\n^ \u00bb\nDie Untersuchungen waren zun\u00e4chst darauf gerichtet, durch Analysen die Formel der Chin\u00e4thons\u00e4ure und ihrer Salze festzustellen.\nChin\u00e4thonsaures Silber. Herr V. Lehmann wiederholte zun\u00e4chst die Darstellung des chin\u00fcthonsauren Silbers in der von mir beschriebenen Weise. Die Analyse dieses Salzes f\u00fchrte zu folgenden, mit meinen fr\u00fcheren Angaben \u00fcbereinstimmenden Werthen:\t\u2022 ' . . - -\u2022\nGefunden\nLehmann:\tKossel:\nG 38,G 38.1\t38,GG\nH 4,0 ;\t4,03\t4,13\nBerechnet ffir Ci4Hi70j)rAg: Cm H19O? Ag: 38,44\t38,27\t*\n3,80\t4,33\nChin\u00e2thonsaures Kali. Das aus Wasser krystalli- \u2022 sirte Salz wurde von Herrn Dr. Scheibe krystallographisch untersucht, dessen g\u00fctiger Mittheilung ich die folgenden Angaben verdanke.\n\u00abDie wasserhellen, gl\u00e4nzenden Krystajle sind monoklin. \u00abDas Axenverh\u00e4ltniss ist:\na : h : c \u2014 1,8 : 1 : 1,0675 %\t= 74\u00b0 53' 45';\n\u00abDie Formen ocP6o) 0P, ooP, ocp J, \u2022\u2014Poo. -fP\u00f6/, \u00ab P oc P, + P, -j- 2 P2 treten auf. Die Krystalle sind tafel-\u00ab f\u00f6rmig nach xPx und zeigen deutlichen Bl\u00fctterbrucji nach \u00abdieser Fl\u00e4che.\u00bb\nDie Elementaranalyse f\u00fchrte\nGefunden:\nI.\tH.\tIII.\n45,1\t45,4\t\u2014\n5,4\t5,3\t-\n-\t-\t10,4\nzu folgendem Resultat :\nBerechnet f\u00fcr G14H19O9K: ' O14H17O9K 45,41.\t4.5,05\n5,13\t4,62\n10,54\t10, (X)\nC\nH\nK","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"J\n184\nEine genauere Untersuchung des Kalisalzes ergab, dass die angenommenen Formeln aufzul\u00f6sen sind, denn das Kalisalz verliert bei lange (ca. 8 Tage) fortgesetztem Trocknen\nbei 110\u00b0 so viel Wasser, wie einem Molek\u00fcl Krystallwasser entspricht.\nH20\nGefunden : 4,66\nBerechnet f\u00fcr GnHnOgK -(- H20: 4,87\nWenn man dieses Kalisalz aus absolutem Alkohol um-krystallisirt, so erh\u00e4lt man nadelf\u00f6rmige Krystalle, welche in ihrer Form der oberfl\u00e4chlichen Betrachtung nach v\u00f6llig verschieden sind von den vorhin beschriebenen, aus Wasser anschic \u2018ssenden Krystallen. Die ersteren sind sehr hygroskopisch, die letzteren nicht. Erstere entsprechen h\u00f6chst wahrscheinlich der wasserfreien Verbindung ChH1708K.\nGefunden : 10,89\nBerechnet f\u00fcr GiiHnO\u00e4K : 11,07\nNach diesen bei der Untersuchung des Kalisalzes gewonnenen Resultaten ist es wahrscheinlich, dass auch das analjsiite Silbersalz Krystall wasser enth\u00e4lt, dass die Zusammen* Setzung desselben entweder folgende sei: CuHls08Ag + H40 oder CuIJ1708Ag -f U\u00e40. ..Welche von diesen beiden Formeln die lichtige ist, l\u00e4sst sich aus den Analysen nicht erkennen, da der Unterschied der berechneten Zahlenwerthe ein sehr geringer und den Versuchsfeldern nahestehender ist.\nfreie Chin\u00e4thons\u00e4ure. Eine Aufkl\u00e4rung dieser Frage durfte von der Analyse der freien Chin\u00e4thons\u00fcure erwartet werden.\nZur Darstellung derselben wurde das Kalisalz in Wasser gel\u00f6st, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und die L\u00f6sung nut Essig\u00e4ther ausgesch\u00fcttelt, der Essig\u00e4ther unter Zusatz von kohlensaurem Baryt abdestillirt. Das zur\u00fcckbleibende Barytsalz wurde durch Schwefels\u00e4ure unter Vermeidung eines \u00dcberschusses vom Baryt befreit, aus dem eingedampften R\u00fcckstand ki)>tallisirte die S\u00e4ure heraus. Der Schmelzpunkt derselben liegt bei 140\u00b0.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"185\nDie Analysen der bei 110\u00b0 getrockneten Substanz f\u00fchrten zu folgendem Resultat:\nGefunden :\tBerechnet frtr\n^ ^\tB-\tGuHisO\u00ab: Oi4HieOg:\t1\nr>3\u2019r\u20193\tr,:U-\t53,50\t53,85\n\u00df\u201901\t5,81\t5.73\t. 5,13\nDie f\u00fcr den Wasserstoff gefundenen Zahlen lassen die ormel C14II1(t08 als die richtige erscheinen1).\nSpaltung der Chin\u00e4thons\u00e4ure. Die Versuche \u00dcber, die Spaltung der Chin\u00e4thons\u00e4ure durch Minerals\u00e4uren best\u00e4-tigen die angenommene Formel.\nMehrere Gramm der reinen S\u00e4ure wurden zwei Stunden mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure am R\u00fcckffusskuhler gekocht. Die Fl\u00fcssigkeit tr\u00fcbte sich beim Abk\u00fchlen; Dieselbe wurde mit Aether ausgesch\u00fcttek. der Aether nimmt ein gelbes Product auf, welches nach dem Abdestilliren desselben als Ocl zuruckbloibt. Nach kurzem Stehen wandelt sich dieses in eine krystallisirte Masse um. welche aus heissem Wasser leicht umkrystallisirt werden kann.\t?\nDie Analysen ergaben Folgendes:\t1\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr-\n*\u2022\t\u00bb.\tC8Hin02:\n03,0*2\t08,0*2\t09,57 .\n740\t7,51\t7.25\nDie gefundene Formel unterscheidet sich von der des Phenethols durch den Mehrgehalt von einem: Atom Sauerstoff Es ist ohne Weiteres ersichtlich, dass dieses Spaltungsproduct der Chin\u00e4thons\u00e4ure aus einer Umwandlung des Phenethols hervorgegangen ist. w\u00e4hrend das in Aether nicht l\u00f6sliche Product den beim Durchgang durch den Thierk\u00f6rper an<'e-f\u00fcgten Atomcomplex darstelll.\t;\t\u00b0\n') In meiner fr\u00fchere,, Publication (I. c.) \u00fcber die \u2022Chin\u00e4thons\u00e4ure habe ich eine Analyse mitgelheilt, aus der ich f\u00fcr die ri-eie S\u00e4ure die ' mmel CuHisO, aldeilete. Die Analyse stimmt auch mit der Formel C,,H\u00ab0, \u00fcberein. Dieser Befund l\u00fchrt mich zu der: Yermuthung, das,\neuch die freie S\u00e4ure unter gewissen Verh\u00e4ltnissen mit einem Molek\u00fcl Hasser krystallisirt.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nMan muss die Frage aufwerfen, ob der in das Phenethol eingetretene Sauerstoff sich am Benzolkern befindet, oder ob er zur Oxydation der Aethylgruppe verwandt ist. F\u00fcr diese Frage ist folgende von mir fr\u00fcher aufgefundene Thatsache entscheidend. Bei der Spaltung der Chin\u00e4thons\u00fcure durch Jodwasserstoff bildet sich Hydrochinon, bei der Einwirkung von Oxydationsmitteln sehr leicht und in grosser Menge Chi-non. Diese Reactionen beweisen, dass das aromatische Spal-tungsproduct ein Derivat des Hydrochinons ist, dass ihm dem-\ngem\u00e4ss folgende Constitution zukommt: C6II4\nn 4.\\\nOH 1 \u2019\nDiese Substanz: das Paraoxyphenethol oder der Aethyl\u00e4tlier des Hydrochinons, wurde bereits von Wichelhaus1) und von liantzsclr) dargestellt. Die Eigenschaften der von diesen Autoren beschriebenen Substanz stimmen, soweit ersichtlich, mit dem von uns erhaltenen K\u00f6rper \u00fcberein. Der Schmelzpunkt des Paraoxyphenethols liegt bei GG\u00b0, das aus Aether krystallisirte Spaltungsproduct der Chin\u00e4thons\u00fcure schmolz bei 02\u201463\u00b0.\nDie Constitution der Chin\u00e4thons\u00fcure ist demnach folgende: C6I14\nOCJL\nC.II.O,.\nM Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 12, S. 1501. -) Journal f\u00fcr practische Chemie, Bd. 22, S. 462.\n\\","page":186}],"identifier":"lit16739","issued":"1889","language":"de","pages":"181-186","startpages":"181","title":"Ueber die Chin\u00e4thons\u00e4ure. (Mitgetheilt von A. Kossel)","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:11.436441+00:00"}