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{"created":"2022-01-31T12:52:47.093876+00:00","id":"lit16740","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salomon, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 187-195","fulltext":[{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Die physiologischen Wirkungen des Paraxanthins.\nVoll\nDr. Georg Salomon, Privatdocenten in Berlin.\n(Aus dom rheinischen Laboratorium dos pathologischen Institutes zu Berlin) (Der Redaction Entgangen atu 21. Juli 1BN8.)\nZu der toxikologischen Pr\u00fcfung des Paraxanthins wurde ich-durch Filehno's Mittheilungen\u2019) \u00fcber die giftigen Eigenschaften des Jheobromins veranlasst. F il ebne berichtet \u00fcber diesen vqn den feueren Forschern noch wenig beachteten K\u00f6rper, dass er huf den Organismus des Frosches \u00e4hnlich\nwirke wie das Gaffein,\nn\u00e4mlich die Functionen des \u2019 'Central-.\u2019\nnenonsj stems st\u00f6re und unabh\u00e4ngig davon durch periphere Einwirkung die Skelettnuisculatur starr und gebrauchsunf\u00e4hig mache. Die centrale L\u00e4sion, die sich beim Gaffein bekanntlich ' als Tetanus \u00e4ussert, erscheint beim Theobromin als prim\u00e4re, mit motorischen L\u00e4hmungen verbundene Herabsetzung der Reflexerregbarkeit ; die Muskelver\u00e4nderung, ist genau dieselbe wie beim Gaffein. Die gleichen Giftwirkurigen wie durch Theobroinin erzielt man durch Xanthin, und zwar kommen diesem bei gleicher Dosis noch st\u00e4rkere Effecte zu wie dem Theobromin, w\u00e4hrend das Gaffein in dieser Beziehung hinter beiden K\u00f6rpern zur\u00fccksteht. Da nun nach Emil Fischer\u2019s Untersuchungen*), an die Filehne\u2019s Arbeit sich ans\u00e7hliesst,\n1)\t\u00ab Ueber einige Wirkungen des Xanthins, des Cafle\u00efns und mehrerer mit ihnen verwandter K\u00f6rper. \u00bb Arch. f. Anat. u. Physiol., Phys Ahth. S. 72\u201491, 1880.\n2)\tAnnalen der Chemie, Bd. 215, H. 3. \u00abUeber Cafle\u00efn, Theobromin, Xanthin und Guanin. \u00bb\t*","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\n<las Theobromin als Dimethylxanthin, das Gaffern als Tri-methylxanthin aufzufassen ist, so glaubt F il ebne dem Eintritt der Methylgruppen in das Xanthinmolec\u00fcl eine entsprechende g seiner toxischen Eigenschaften zuschreiben zu m\u00fcssen. Dem widersprechen allerdings die Erfahrungen von Paschkis und Pal1 *), die den Ablauf der Zuekungscurve des Froschschenkels bei Weitem am st\u00e4rksten durch Caffe\u00efn, weniger durch Theobromin und noch weniger durch Xanthin beeinflusst fanden.\nIn erster Linie bestimmte mich die I s o m e r i e des 1 heobromins und Paraxanthins, letzteres am Organis- ; mus des Frosches zu versuchen. Nebenbei kam aber noch in Betracht, dass von gut charakterisirtcn basischen Producten dos normalen Stoffwechsels bisher nur zwei als giftig erkannt worden sind, n\u00e4mlich das Xanthin und das von A. Gautier5) im Rindfleiscli entdeckte Xanthokreatijiin. Auch von diesem Standpunkt aus schien das Paraxanthin, als ein krystalli-si rend er Bestandtheil des normalen menschlichen Urins, bez\u00fcglich seiner physiologischen Wirkung Beachtung zu verdienen.\nIn der Zahl und Mannichfaltigkeit der Experimente musste ich mir eine gewisse Beschr\u00e4nkung auferlegen, weil mein Vorrat h an Paraxanthin nur sp\u00e4rlich und eine neue Darstellung nicht ohne Weiteres zu erm\u00f6glichen war. Insbesondere musste ich es mir versagen, auf die Unterschiede im Verhalten der R. csculenta und R. temporaria einzugeben, die von Schmiedeberg3 *) zuerst bei der Gaffeln Vergiftung beobachtet und von Fi leb ne auch f\u00fcr das Theobromin best\u00e4tigt worden sind. Immerhin habe ich eine hinl\u00e4ngliche Anzahl von Versuchen angestellt, um wenigstens f\u00fcr die Esculenta das Bild der Paraxanthinvergiftung mit ziemlicher Sicherheit entwerfen zu k\u00f6nnen.\nl) Wiener mod. Jahrb\u00fccher. 1880.\n\u201d) Sur los alcalo\u00efdes d\u00e9riv\u00e9s de la destruction bact\u00e9rienne ou\nphysiologique des tissus animaux. Extrait du Bull, de lacad. de m\u00e9d.,\n1*2 et la janvier 1SS6.\n3) Arch. t. exp. Pathol., Bd. II, S. 02.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"'\t\u00ce80\nWie beim Xanthin, Theobromin und Caffc\u00efn kann man auch beim Paraxanthin eine centrale ^ind eine periphere (musculare) Wirkung unterscheiden. Beide gehen neben ein-ander her, gestalten sich aber je nach der Applicationsweise des Giftes verschieden. Kommt die Muskelsubstanz mit.dem Paraxanthm in unmittelbare Ber\u00fchrung, so erstarrt sie fast sofort zu bedeutender H\u00e4rte. Wenn man z. \u00df. 1\u2014a nigr, Para-xantbin, mit einer Spur Natronlauge in W\u00e4sser gel\u00f6st, in die Obcrschenkelmusculatur einer Esculenta einspritzt, so stellt sich das verletzte Bein je nach der Muskelgruppe, die getroffen ist, in Abduction, in Extension oder auch rechtwinklig'zur L\u00e4ngsaxe des K\u00f6rjiers. In solcher abnormen Stellung wjrd das Bein nachgeschleppt ; h\u00f6chstens betheiligt sich der Unterschenkel, der wenigstens anf\u00e4nglich ganz weich bleibt an der Fortbewegung. Fr\u00fchzeitig untersucht zeigen die getrof-ienen Muskeln ein tr\u00fcbes, weissliches Aussehen und eine stark verminderte Erregbarkeit, die sehr bald auf Null herabsinkt.\nHat man die Dosis des Paraxanthins gering gew\u00e4hlt, so sieht man bei kr\u00e4ftigen Thieren die Starre des Berns langsam' abnehmen und die K\u00f6rperhaltung, sowie die. Bewegungen'allm\u00e4hlich zur Norm zur\u00fcckkehren. Anders, wenn man gr\u00f6ssere Mengen (etwa G 8 mgr. bei einem Thier von 40 gr.) anwendet und diese, mit Natronlauge gel\u00f6st, unter Schonung der Musculatur in einen R\u00fcckenlymphsack injicirt. Ganr ohne locale Wirkungen auf die Extremit\u00e4ten der Injectionsseite geht es zwar auch dann nicht ab; aber unabh\u00e4ngig von fliesen entwickelt sich bald ein Bild allgemeiner, t\u00f6dtlicher Vergiftung.\t.\no\u2014lo Minuten nach der Einspritzung langt das bis dahin muntere Thier an kr\u00f6tenartig zu kriechen; alle Extremit\u00e4ten, auch die der gesunden Seite, scheinen nur mit M\u00fche, gleichsam unter Ueberwindung eines z\u00e4hen Widerstandes bewegt zu werden. Allm\u00e4hlich werden die spontanen Bewegungen seltener und h\u00f6ren schliesslich ganz auf. Das Thier l\u00e4sst sich m diesem Stadium, 30\u201440 Minuten nach der Injection, willenlos umherschieben und in jede beliebige Stellung, z. B. hr","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nR\u00fcckenlage, in Seitenlage bringen, ohne mehr als eine schwache Anstrengung zur Wiedergewinnung seiner Normalstellung zu machen. Wenn man das Hinterbein vorsichtig streckt oder die Vorderpfote unter den Rumpf schiebt, so l\u00e4sst der Frosch sie lange Zeit liegen, ehe er sich anschickt, sie langsam wieder in ihre gew\u00f6hnliche Lage zu bringen. Zwar gen\u00fcgt anfangs ein Stich, ein leichter Druck auf das Fussgelenk, um ein paar ienergische Bewegungen hervorzurufen. Aber sehr bald, s/4\u20141 Stunde nach der Einf\u00fchrung des Giftes, beginnt die Reflexerregbarkeit rapide zu sinken. Fast immer zeigt sich, abgesehen vom Cornealreflex, der sehr lange erhalten bleibt, die Abnahme fr\u00fcher am Vorderk\u00f6rper als an den Hinterbeinen. Zuletzt sinkt das Thier vorn\u00fcber, die Lider schliessen sich, jede Lebens\u00e4usserung h\u00f6rt auf. Nichtsdestoweniger findet man das freigelegte Herz noch kr\u00e4ftig, 40\u201450 mal in der Minute, pulsirend.\nEin vollst\u00e4ndiges Erstarren der gesammten Extremit\u00e4ten w\u00e4hrend des Lebens habe ich bei der Temporaria hie und da, bei der Esculenta nie gesehen. Vielmehr beschr\u00e4nkt sich die Starre auf die Vorderbeine, die man in den sp\u00e4teren Stadien der Vergiftung zuweilen holzhart, h\u00e4ufiger in einem Zustand wachsartiger Consistenz findet. Oft liegen sie, wohl in Folge passiver Verschiebungen, die willk\u00fcrlich nicht wieder ausgeglichen werden konnten, \u00fcber der Brust gekreuzt oder l\u00e4ngs des Rumpfes ausgestreckt und verharren in dieser Stellung auch, w\u00e4hrend der Frosch Spr\u00fcnge ausf\u00fchrt. Die Hintorextremit\u00e4ten bleiben trotz der unverkennbaren Schwerf\u00e4lligkeit ihrer Bewegungen weich und biegsam. Verl\u00e4uft die Vergiftung sehr rapide, so kann w\u00e4hrend des Lebens jed\u00e7 Spur von Starre fehlen; um so rascher und intensiver pfleg! sich aber dann die Todlenslarre einzustellen. Auch bei tagej* ang protrahirtem Verlauf, den man nach mittleren Dosen \u00f6fter beobachtet, macht sich die Wirkung des Paraxanthins weniger durch eine tastbare Muskelstarre, als durch die Tr\u00e4gheit der Bewegungen und Reflexe bemerkbar.\nDas Sinken der letzteren stellt sich ohne vorherige gr\u00f6bere Steigerung der Erregbarkeit ein. Nur ein einziges","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"191\nMal habe icli (bei der Esculenta) Tetanus als. Folge der Paraxanthinvergiftung gesehen.\t*\nEin auff\u00e4lliges Symptom, dessen ich bisher nicht Erw\u00e4hnung getlian habe, ist die fr\u00fchzeitig auftretende Dyspnoe, Fast unmittelbar! nach der Injection nimmt die Zahl der Athemz\u00fcge betr\u00e4chtlich zu und steigert sich auf das Doppelte, ja Dreifache der Anl\u00e4ngsziffer. Nachdem sie einige Zeit,, etwa bis zum Eintritt ausgesprochener Muskeltr\u00e4gheit, auf dieser H\u00f6he verblieben ist, sinkt sie ziemlich pl\u00f6tzlich bis weit unter die Norm herab, so dass nicht selten innerhalb'einer bis drei Minuten gar kein Athemzug erfolgt, w\u00e4hrend nur ab und zu schnappende Bewegungen mit dem Unterkiefer ausgef\u00fchrt werden. In allen F\u00e4llen vermisst man die Athmung lange vor Eintritt des Todes. H\u00e4ufig, aber durchaus nicht immer, findet man bei der Obducdion die Lungen enoidn aufgebl\u00e4ht, eine Erscheinung, die \u00fcbrigens schon von A. Mitscherlich') vor drei Jahrzehnten bei der Theobrominvergiftung beobachtet worden ist. Man kann sie nicht selten schon bid\nLebzeiten an der bedeutenden Zunahme de$ Leibesumfanges erkennen.\nBoi clor inneren Darreichung erweist sich das Para-xanthin, als trockenes Krystallpulver gegeben, in Folge seiner Schwerl\u00f6slichkeit wenig wirksam. Dosen, deren vierter Theil bei subcutaner Anwendung schon den Tod herbeif\u00fchrt, rufen h\u00f6chstens vor\u00fcbergehende Tr\u00e4gheit hervor, von der sich das Thier bis.zum folgenden Tage v\u00f6llig erholt. Doch giehf es\nwie die nachfolgende Beobachtung lehrt, auch Ausnahmen von der Regel.\nEine grosse Esculenta von 70 gr. hatte 40 mgr. reines Paraxanthin erhalten und die danach eingetretene . Muskeltr\u00e4gheit im Lauf von \u00f6 Stunden v\u00f6llig \u00fcberwunden; .die einzige noch sichtbare Spur der Vergiftung bestand in einer massigen Auftreibung des Leibes. 18 Stunden sp\u00e4ter aus dem Beh\u00e4lter genommen machte das Thier anfangs kr\u00e4ftige Abwehrversuche.. Schon nach 5 Minuten flng .es jedoch an\n*) Der Cacao und die Chocolade. Berlin 1859.\t; \u2018","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nmalt zu werden und mit sichtlicher Anstrengung herumzukriechen. (Die Lungenbl\u00e4hung hatte seit dem vorhergehenden Tage noch betr\u00e4chtlich zugenommen.) 15 Minuten nach Wiederaufnahme des Versuches waren die Vorderbeine ausgesprochen krummstarr, die Hinterbeine-bei m\u00e4ssiger Steifigkeit v\u00f6llig gel\u00e4hmt; wenige Minuten sp\u00e4ter erlosch, erst am Vorderk\u00f6rper, dann an den Hinterbeinen, die Reflexerregbarkeit, und nach weiteren 20 Minuten war kein Lebenszeichen mehr zu bemerken. Die sofort ausgef\u00fchrte Section ergab: Enorme Aufbl\u00e4hung der Lungen. Herz 50 mal in der Minute kr\u00e4ftig1 pulsirend. Vorderbeine holzhart, Schenkel wenig h\u00e4rter als normal ; Musculatur der letzteren nicht tr\u00fcbe. Im oberen Theil des sonst leeren Darms und im Rectum einige sp\u00e4rliche in Schleim eingebettete Paraxanthinkrystalle. Aus der zerhackten Musculatur der Beine konnte kein Paraxanthin wiedergewonnen werden.\nRascher und energischer scheint das innerlich gegebene Paraxanthin zu wirken, wenn man es mit Natronlauge in L\u00f6sung bringt; doch habe ich derartige Versuche bisher zu selt.en angestellt, um ein bestimmtes Urtheil abgeben zu k\u00f6nnen. Mittlerweile mag eine hierher geh\u00f6rige Beobachtung, wiewohl sie .nicht ganz eindeutig ist, Erw\u00e4hnung finden.\nEine 54 gr. schwere Esculenta erhielt 20 mgr. reines Paraxanthin. Die bekannten Wirkungen gingen so rasch vor\u00fcber, dass das Thier sich schon nach 40 Minuten wieder in normaler AV eise bewegte und w\u00e4hrend des folgenden Tages sogar ungew\u00f6hnlich lebhaft umhersprang. 23 Stunden nach der ersten F\u00fctterung wurden wiederum 20 mgr. Paraxanthin, diesmal mit Natronlauge gel\u00f6st, verabreicht, und sofort traten frappante Ver\u00e4nderungen ein. Bereits nach 10 Minuten war der Frosch v\u00f6llig apathisch und bewegungslos, gleich darauf erl\u00f6schen die Reflexe und mit ihnen alle \u00fcbrigen Zeichen des Lebens. Das Herz pulsirte noch lebhaft ; die Extremit\u00e4ten, die w\u00e4hrend dieses raschen Krankheitsverlaufes ganz weich geblieben waren, verfielen \u00e4usserst schnell der Todtenstarre (vgl. oben S. 190). Man kann in diesem Falle eine cumulative Wirkung des Giftes nicht mit Sicherheit ausschliessen;","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"m\n\u00e0.\nindessen schien mir die Acuit\u00e4t der Vergiftung auch abgesehen von der Deutung, die man ihr unterlegen .will, beachtenswerth.\nDie t\u00f6dtliche Dosis des Paraxanthins betr\u00e4gt f\u00fcr Escu\u00ab lenten von normalem Kr\u00e4ftezustande bei subcUtaner Anwendung 0,15\u20140,2 \u00b0/Q0 des K\u00f6rpergewichts. ^ F\u00fcr die Vergiftung per os l\u00e4sst sich vor der Hand eine Mittelzahl nicht aufsleUen.\nJedenfalls ist die letale Gabe des Paraxanthins etwas niedriger als die des Theobromins und Xanthins. 12 mgr. Theobromin subcutan applicirt f\u00fchrten nach F il eh n e1) bei einer 35 gr. schweren Esculenta erst nach 18 Stunden den lod herbei; die ersten 7 mgr. hatten nur verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig unbedeutende Erscheinungen zur Folge gehabt. Vom Xanthin \u00abgen\u00fcgen 15 mgr. (subcutan) bei Esculenten von 25-^30 gr zur Herbeif\u00fchrung des Todes,*). Von den einzelnen Symptomen ist es besonders das Verhalten der Musculatur, welches die Paraxanthinwirkung von der der beiden .anderen K\u00f6rper unterscheidet. Theobromin ruft bei Esculenten \u00abeine ziemlich schnell sich entwickelnde Starre der gesammten K\u00f6rpermuscu-Jatur unter allm\u00e4hlicher Streckung des ganzen Thieres\u00bb, Xanthin \u00abeine extreme Starre und Verk\u00fcrzung der gesammten vergifteten K\u00f6rpermusculatur \u00bb *) hervor. So starke und allgemeine Wirkungen auf die Musculatur \u00fcbt das Paraxanthin selbst in grosser Dosis nicht aus. Deswegen gelingt es bei diesem K\u00f6rper auch nicht so leicht wie bei den anderen, den peripheren Charakter der Muskelerstarrung nachzuweisen. Bei Theobromin- oder Xanthinvergiftung bleibt nach Unterbindung einer Uiaca die Starre in dem betreffenden Bein aus, und damit ist die Frage in befriedigender Weise gel\u00f6st. Beim Paraxanthin dagegen ist das Resultat meist zweifei- \\ haft, weil eine wirkliche Starre der Hinterbeine nicht zu Stande kommt, am wenigsten nach innerer Application, die nat\u00fcrlich f\u00fcr diesen Fall allein zul\u00e4ssig ist. Doch kann\n*)\tL. c.,\tS.\t17.\n2)\tIbid.,\tS.\t81.\ns)\tIbid.,\tS.\t77 u.\t81.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIII.","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"104\n(\nich wenigstens eine indirect beweisende Beobachtung mit-theilon. Eine Esculenta, die nach Ligatur einer lliaca innerlich Paraxanthin erhalten hatte, contrahirte bei leichten Nadelstichen in den Oberk\u00f6rper das ligirte Bein mit normaler Raschheit und Energie, das andere dagegen langsam und sehr unvollkommen. Dies berechtigt wohl dazu, f\u00fcr die Muskelstarre auch beim Paraxanthin eine locale Ursache anzunehmen.\nTrotzdem ist das Gesammtbild der Paraxanthinvergiftung dein der Theobromin- und Xanthinwirkung sehr \u00e4hnlich. Allen dreien gemeinsam sind die tr\u00e4gen, kriechenden Bewegungen, sp\u00e4terhin das Aufh\u00f6ren jeder spontanen Muskelth\u00e4tigkeit, die vollst\u00e4ndige Vernichtung der ltef\u00efexerregbarkeit ohne vorhergehende Steigerung, endlich das Intactbleiben der Herzaction bis zu den sp\u00e4testen Stadien der Vergiftung. Auch die Aufbl\u00e4hung der Lungen ist kein neues Symptom, sondern, wie oben bemerkt, bereits bei Theobrominvergiftungen beobachtet worden.\nUeber die Wirkungen des Paraxanthins bei Warmbl\u00fctern habe ich mehrere Versuche angestellt, von denen der folgende als Beispiel dienen m\u00f6ge:\nVersuch vom 28. Februar 1888.\nKleine weisse Maus von 15 gr. Gewicht.\n12 h. 58'. 10 mgr. Paraxanthin. mit Natronlauge gel\u00f6st, unter die R\u00f6cken baut gespritzt.\n1 h. 2'. L\u00e4uft unruhig umher.\n1 h. 4'. Unruhe zunehmend. Setzt die Hinterbeine ungeschickt, tappend auf.\n1 h. <\u00bb'. Reflexerregharkeit bei leisen Ger\u00e4uschen deutlich erh\u00f6ht.\n1 h. IO'. L\u00e4ult umher. Leichte Zuckungen an Humpf und Extremit\u00e4ten. Sehr erh\u00f6hte Reflexerregbarbeit.\n1 h. Id'. Breilheiniger, schwerf\u00e4lliger Gang, K\u00f6rper niedergeduckt. Zuckungen im rechten Hinterbein.\n1 h. 22'. Zuckungen.-die den ganzen K\u00f6rper ersch\u00fcttern.\n1 h. 30'. Linkes Hinterbein starr ausgestreckt, Musculatur vibrirend. Hie allgemeinen Zuckungen dauern fort.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"1.95\n1 h. 38'. Die Steigerung tier Reflexerregbarkeif ha\u00ef in den letzten* 15 Minuten den h\u00f6chsten Grad erreicht. .Schon heim blossen Anhauchen wird der ganze K\u00f6rper des Thieres in die H\u00f6he geschnellt,\t1. \"\n1\th. 50'. Derselbe Zustand.\t\u2022\t.\t\u2018\n2\th. 10'. Tod im Opisthotonus.\nParesen der Hinterbeine und bedeutende Steigerung der Reflexerregbarkeit bis zum Tetanus bilden die charakteristischen Z\u00fcge in diesem wie in den \u00fcbrigen Prolocollen. Die Dosis des Giftes \u25a0 muss 2\u20144 mal so hoch gew\u00e4hlt werden wie beim Frosch.","page":195}],"identifier":"lit16740","issued":"1889","language":"de","pages":"187-195","startpages":"187","title":"Die physiologischen Wirkungen des Paraxanthins","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:47.093882+00:00"}