Open Access
{"created":"2022-01-31T12:51:04.603924+00:00","id":"lit16741","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Limbourg, Ph.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 196-201","fulltext":[{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"i '0SJ:\nUeber die antiseptische- Wirkung der Gallensauren.\nVon\nDr* Ph. Limboarg.\n(Aus der cheiuiuchen Abtheilung de* physiologischen Institut* in Berlin.) (Der Redaction zugegangen au 28. Juli 1888.)\nDie Frage, ob die Galle eine Wirkung auf die F\u00e4ulniss im Darmkanal aus\u00fcbt, ist schon von den verschiedensten Autoren einer Pr\u00fcfung unterzogen worden. Es ist bekannt dass die Unterbindung des Ductus choledochus neben St\u00f6rungen er Fettresorption eine Vermehrung der F\u00e4ulniss im Darm bewirkt. Diese abnorme Darmf\u00f6ulniss tritt jedoch nur dann ein, wenn die Nahrung gewisse Anforderungen an die Th\u00e4tig-kcit des Darmkanals stellt. Enth\u00e4lt die Nahrung nur Eiweiss und Kohlehydrate, so macht sich nach Abschluss der Galle vom Darm keine St\u00f6rung geltend. Besteht hingegen die Nahrung zum grossen Theil aus Fett, so treten Symptome einer Erkrankung der Darmschleimhaut ein, die unter Behinderung der Fettresorption und abnormer F\u00e4ulniss des armmhaltcs verl\u00e4uft und zu Inanitionserscheinungen, ja zum Tode des Thicres f\u00fchren kann. Bidder und Schmidt') sind zu der Ansicht gekommen, dass diese Erscheinungen icdingt sind durch den Fortfall einer in normalen Verh\u00e4ltnissen vorhandenen antiseptischen Wirkung der Galle,\nI- i. dcr Galle oder den Gallens\u00e4uren wirklich antisep-tische Eigenschaften zukommen, ist bisher hoch nicht gen\u00fcgend\ni !\u2019\t0I\"1 Sthlni<lt, Die Verdauungss\u00e4lte und der Stoff-\nWechsel. Mitau und Leipzig 186a.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"197\nuntersucht worden. Maly und Emich'), ebenso wie Lind-\ndemgAnn ^ben \"S mikroskoPischen Untersuchungen und Auftreten von Faulmssgeruch Schl\u00fcsse \u00fcber die Beein-\ngZcbt.\tiSS dUr\u20ach Galle U\"d Ual*ens\u00e4uren zu ziehen\nBei der Pr\u00fcfung einer derartigen faulnisswidrigen Wirkung kommt es nicht darauf an, zu entscheiden, ob die Galle in irgend einer Concentration die F\u00e4ulniss v\u00f6llig aufhebt oder nicht, sondern man hat festzustellcn, ob dieselbe den dienlichen Process der F\u00e4ulniss in irgend einer Weise modificirt,\nin e nerT 7 'JT ** Spaltun* def Nahrungsstoff\u00e8 einer besonderen Richtung verl\u00e4uft, und ob sie dieselbe\nverlangsamt oder theilweise verhindert. F\u00fcr die Beurteilung\n\"Ur qUan\u00dcta\u00dcTe\tgen mas*\nIch ging daher sehr gern auf den Vorschlag des Herrn Professor Kossel ein, die f\u00e4ulnisshemmende Wirkung der\nGalle\u201eV0\" Ne\u201ccm nach einer bereits von Hirschler\u00bb) ver\u00f6ffentlichten Methode zu untersuchen, welche es erm\u00f6glicht gerade die ersten Zersetzungsproducte der Ewreissstotfe die Ami\u00fcosauren mit hinreichender Genauigkeit festzustd.en\nframt-\tberuht darauf, dass durch die Phosphorwol-\nmnsaure eine Trennung geschieht zwischen zwei Gruppen von Faulmssproductcn, deren ersterer die Propeptone ^d Peptone, deren letzterer 4je Amidos\u00e4uren angeh\u00f6ren Wir wollen im Folgenden die durch Phosphorwolframs\u00e4ure nicht f\u00e4llbaren Substanzen kurzweg als \u00abGruppe^! bezeichnen\u2022\nzu denselben geh\u00f6ren ausser den Amidos\u00e4uren vielleicht noch andere nicht bekannte Producte.\t\\ > noch ^\nUm in einwandfreier Weise die gesetzte Aufgabe zu losen war es nothwendig, dem Darmkanal \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse herzustellen. Ich verwendete mit w\u00e4ssrigen Pancreas-auszugen vermischte Peptonl\u00f6sungen und brachte Darmbac-\n) Sitzungsber (1. kais. Akademie d. Wissensch., Bd. 87. Wien 1883 ) Jahresher. d. Thierchentie, Bd. XIV, S. 334\t-\n3) Diese Zeitschrift, Bd. XI, 1887, S. 25.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nterien hinzu, indem ich mit Hundefuces inficirte. Die Temperatur war der des Blutes ann\u00e4hernd gleich.\nDa von den Bestandtheilen der Galle wohl nur die Gallens\u00e4uren zu ber\u00fccksichtigen waren, so studirte ich, um m\u00f6glichst einfache Verh\u00e4ltnisse zu haben und eine genaue Dosirung zu erlangen, die Wirkung der Cholals\u00e4ure. Ich stellte diese aus Rindergalle dar. Sie war gut krystallisirt und ziemlich rein. Da bereits ein geringer S\u00e4uregrad die F\u00e4ulniss sehr einschr\u00e4nkt (Lindberger), so suchte ich neutrale Reaction herzustellen. Abschluss der Luft wurde durch eine Oelschichterzielt.\nF\u00fcr die Anstellung der Versuche w\u00e4hlte ich folgende Verh\u00e4ltnisse. 4 gr. Wjitte\u2019sches Pepton wurden mit Wasser erw\u00e4rmt, vom Ungel\u00f6sten ab(iltrirt, das Filtrat mit Pancreas-auszug versetzt und cholalsa\u00fcres Natron hinzugef\u00fcgt. Die Menge des zugesetzen Pancreasinfuses war \u00fcberall die gleiche, der Zusatz des cholalsauren Salzes unterblieb in den Controlportionen. S\u00e4mmtliche einer Versuchsreihe angeh\u00f6rigen Portionen wurden in kleinen K\u00f6lbchen, die in einem grossen auf Brutw\u00e4rme erhitzten Wasserbad standen, gleichm\u00e4ssig erw\u00e4rmt.\nZur Analyse verarbeitete ich von dem Versuchsquantum 10 cbcm. zur Feststellung des Gesammtstickstoffs. In 40 cj)\u00e7m. wurde der durch Phosphor wolframs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare Stickstoff ermittelt. Der Rest von 50 cbcm. diente der Ammoniakbestimmung.\nDie Stickstoffbestimmung geschah nach der Kjeldahl-schen Methode in der von Hirse h l er beschriebenen Weise. Vor Beginn des Versuchs wurde die L\u00f6sung analysirt. Nach 24 resp. 48 Stunden wurde die F\u00e4ulniss in den einzelnen Portionen durch Zusatz von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure unterbrochen. Bei der Stickstoffbestimmung erwies es sich als zweckm\u00e4ssig, durch die siedende Schwefels\u00e4ure einen Luftstrom 1 hindurchzuleiten, um das Stossen zu verhindern. In denjenigen F\u00e4llen, in welchen die F\u00e4llung mit Pliosphor-vvolframs\u00e4ure der Stickstoffbestimmung vorausging, wurde die zu untersuchende L\u00f6sung in folgender Weise verarbeitet :","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"199\nnicht genau bestimmten Menge einer verd\u00fcnnten Schwefel-, s\u00e4ure, die 10 ebcm. conc. Schwefels\u00e4ure enthielt, f\u00fcgte 40 cbcm. einer L\u00f6sung von phosphorwolframsaurem Natron hinzu, verd\u00fcnnte mit Wasser auf 250 cbcni. und filterte. 50 cbcm. des Filtrats wurden nach Kjeld ah l\u2019s Verfahren analysirt. .\nTrotzdem bereits Hirsch 1er dargethan hat, dass dies Verfahren zur Bestimmung der Amidos\u00e4uren neben Propepton\nund Pepton anwendbar ist, \u00fcberzeugte ich mich noch durch einen eigenen Versuch von der Genauigkeit der Methode. Von einer 2procentigen Asparaginl\u00f6sung werden 10 cbcm. nach der Kjeld ah F sehen Methode untersucht.. In der Vorlage waren 53,15 cbcni. \u2019/jo-Normalschwefels\u00e4ure ges\u00e4ttigt, berechnet waren 53,33 cbcm. Von derselben Asparaginl\u00f6sung werden 20 cbcm. mit 20 cbcm. einer 2procentigen L\u00f6sung von Propepton (dargestellt aus Witte\u2019s Pepton) versetzt und nach dem oben angegebenon Verfahren mit Phosphorwolframs\u00e4ure behandelt. Bei der Titration wurden von der vorgelegten N.\u2014IIiSOt 21,01 cbcm. (statt 21,3) neutralisirt gefunden.\nVersuch 1.\nln der folgenden Zusammenstellung ist das Resultat auf die ganze 100 cbcm. betragende Fl\u00fcssigkeitsmenge berechnet.\nT a helle 1.\n\tGosammt-Stickstoff.\t\tStickstoff der Gruppe 2. !} Stickstoff d.\t\tAmmoniaks,\nZeit. .\tBO Gegen-wart von ; i% cholals. Na.\tOlllie Zusatz-\t! Bei Gegenwart von 1 \u00b0\u201e 1 1 0 cholals. Na.\tTT\t\u25a0\u25a0 j Bei Gegen-; ohne ; v>'prt von Zusatz, f\" \u2022 1 0 ti 1 cholals. Na. li\t. \u201c | Ohne Zusatz.\nivoirin des Versuchs\t! j' 0,0171 i\t0,0187\t1 . ' : \u25a0 \u2022 0,1275 1! .1'\t!i -,\t... h . ' \u25a0 0,1121 \u2018 - ! \u25a0 :\t*. \u00ab\nNach 24 Stund,\t0,5695\t0,5801\t0,2771\t- - \u2022 - - . . 0.3G94\t0(0347 jl\t* \t\t\u2022\u2014 0,0728\nNach 4S Stund.\t0.5G8G Ij \u25a0\u25a0\t0,0090 .\t0,3300 *\t0.4188 ji 0,0030 !! . \u2022\t0,2010 , v-:\nDie erste Colonne gicbt eine Vorstellung von der Gr\u00f6sse der Versuchsfelder, welche zum Theil durch den Verlust an Stickstoff in Form von Ammoniak, zum Theil durch die un-","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nregelm\u00e4ssige Verdunstung von Wasser hervorgerufen waren. Da es sich in der zweiten Colonne um Bruchthcile der Stickstoffmengen der ersten handelt, so sind hier die Fehler entsprechend geringer.\nSetzen wir das Mittel aus den 6 Gesammt-Stickstoffbestimmungen 0,594 gleich 100, so ergeben sich f\u00fcr die Stickstoff -Werthe der drei Gruppen folgende Zahlen:\nTabelle 2.\n\tStickstoff in Gruppe 1.\t\tStickstoff in Gruppe 2.\t\tStickstoff in Ammoniak.\t\nZeit.\tBei Gegen* wart von . l\u00b0o cholala. Na\tOhne Zusatz.\tBei Gegen* wart von l\u00b0o cholals. Na.\tOhne Zusatz.\tBei Gegenwart von 1 0/a cholala. Na.\tOhne Zusatz.\nbeginn des Versuchs\t79,8*) i\t\t20,2*)\t\t\ti\nNach 24 Stund.\t47,8\t25,5\t46,7\t62,2\t5,8\t12,3\nNach 48 Stund.\t33,7\t0\t55,6\t70,5\t10,7\t33,9\n*) aus den zwei gefundenen Zahlen.\nVersuch 2. Tabelle 3.\t\t\t\t\t\t\t\t\nZeit.\tj Gesammt-Stickstoff.\t\tStickstoff der Gruppe 2.\t\t\tStickstofl des Ammoniaks.\t\t\n\tBei Gegenwart von V\u00ab\u00b0/o cholals. Na.\tOhne Zusatz.\tBei Gegenwart von\t\tOhne Zusatz\tBei Gegenwart von\t\tOhne Zusatz.\n\t\t\tV/o cholals. Na.\tl '.O A 14 ,0 cholals. Na.\t\t/2,0 cholals. Na\tV40/o choisis. Na.\t\nBeginn des Versuchs\t0,6317\t0,6290\t\u2014\t0,2613\t0,2514\t\u2014\t0\t0\nNach 24 Stund.\t\u2014\t\u2014\t0,3098\t0,3472\t0,4162\t0,0010\t0,0016\t0,0070\nIn diesem Versuch wurde der Gesammt-Stickstoff nur in 2 Portionen bestimmt. Nehmen wir aus beiden Angaben das Mittel und berechnen die anderen Zahlen als Procente wie im ersten Versuch:","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"201\nTabelle 4.\nZeit.\tStickstoff in Gruppe 1.\t\t\tStickstoff in Gruppe 2.\t\tStickstoff ih Ammoniak.\t\t\n\tBei Gegenwart von\t\tOhne Zusatz.\tBei Gegenwart von\tOhne Zusatz.\tBei Gegenwart von\t\t* \u2666 Ohne -Zusatz.\n\ti/J. i2 iO choisis. Na.\t\u2018/4\u00b0/0 choisis. Na.\t\t*/*\u00b0/o\t'>4\u00b0!o choisis, choisis. Na.\tNa.\t\t>\u00b0o choisis. Na.\t'!<%. choisis. Na, -\t\nBeginn des Versuch?:\t! 59,3\t\t\t\u2022 40,7\t\t\u00bb \u00bb 0 .\t\t\nNach 24 Std. 1\t50,7\t44,6\t32,9\t! 49,1 ! 55,1 ! : I\t. i\t66,0 : '\t0,16 ! - . 1 '\t0,26 *\t1,10 %\nWenn diese Zahlen wegen der oben er\u00f6rterten Versuchsfehler auch keinen Anspruch auf grosse4 Genauigkeit machen k\u00f6nnen, so sind sie doch f\u00fcr den vorliegenden Fall hinreichend beweisend. Es l\u00e4sst sich eine \u00bbEinschr\u00e4nkung der F\u00e4ulniss durch cholalsaures Natron in den angewandten Goncentrationen von 1, 7f und f/4 Procent nicht verkennen. Zun\u00e4chst ist die Bildung der ersten Zersetzungsproducte, welche aus dem durch Phosphorwolframs\u00e4ure nicht gef\u00e4llten Stickstoff erkannt wird, verlangsamt. In noch h\u00f6herem Masse wurde die weitere Spaltung der Gruppe 2 unter Bildung von Ammoniak verz\u00f6gert, wie aus den Zahlen ersichtlich ist.\nNach den vorhandenen Angaben1) \u00fcber die Ausscheidungsverh\u00e4ltnisse der Gallens\u00e4uren muss man annehmen, dass, im Darmkanal \u00e4hnliche Concentrationen Vorkommen, wie ich sie verwendete. Meine Versuche gestatten daher wohl eine Anwendung auf die Vorg\u00e4nge im lebenden . Organismus. Ich glaube folgern zu m\u00fcssen, dass die Gallens\u00e4uren eine antiseptische Wirkung im Darin# entfalten und hierdurch den Zerfall der stickstoffhaltigen Nahrungsstoffe zu einfachen f\u00fcr die Ern\u00e4hrung wenig vortheilhaften oder direct sch\u00e4dlichen Verbindungen verlangsamen.\n*) s. Hoppe - Sey 1er, Physiologische Chemie. Berlin 1881. S. 298-310.","page":201}],"identifier":"lit16741","issued":"1889","language":"de","pages":"196-201","startpages":"196","title":"Ueber die antiseptische Wirkung der Gallens\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:51:04.603930+00:00"}