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{"created":"2022-01-31T12:42:09.695778+00:00","id":"lit16755","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Baginsky, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 352-364","fulltext":[{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der normalen Milchkothbacterien.\nTT. Mittheilun.\".\nVon\nBr. Adolf Babinsky.\n(Aus di-r clit'inischcii A'otlifilim^ des physiologischen Instituts in \u00cbciiiii.)\n<Dor Redacti<\u00bbn zugegangcn am 1U. December 1888.)\nBacterium coli commune ist in den Faces von Kindern, welche an der Frauonbrust gen\u00e4hrt werden, ausserordentlich verbreitet. Seine morphologischen und theihveise auch biologischen Eigenschaften siml von Esc her ich1) studirt. Dit-ersteren haben uns hier nicht zu besch\u00e4ftigen, bez\u00fcglich der letzteren betont Es eher ich das Verm\u00f6gen, die Milch unter S\u00e4urebildung zwar zur Gerinnung zu bringen, indess langsamer, als das von ihm als B. lactis a\u00ebrogenes bezeichnet\u00ab Bacterium, dessen biologisches Verhalten Gegenstand meiner ersten Mittheilung gewesen ist*). Das Bacterium coli soll eine specifische G\u00e4hrwirkung auf Milchzucker nicht \u00e4ussern, dagegen u. z. selbst in der Ana\u00f6robiose Traubenzuckerl\u00f6sungen verg\u00e4hren, in Summa sollen indess die g\u00e4hrungserregenden\nEigenschaften des Colonbacterium hinter denen des B. lactis zur\u00fcckstehen.\nDie Versuchsanordnungen sind in der nachfolgenden Studie genau dieselben geblieben, wie fr\u00fcher, auch da, wo es sich um die Pr\u00fcfung dos biologischen Verhaltens gegen\u00fcber den N\u00e4hrl\u00f6sungen in der Ana\u00f6robiose handelt. Es kann deshalb auf die erste Mittheilung verwiesen werden. Gr\u00f6sste\n') Die Darin bade rien des S\u00e4uglings.\ns) Diese Zeitschrift Bd. XII, S. 434.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"353\nSorgfalt wurde, wie bei derartigen Versuchen selbst verst\u00e4nd-' lieh, dem Nachweis gewidmet, dass in dem Verlauft' des Versuches die Reincultur erhalten blieb, ein Nachweis, der jedes Mal unter Anwendung des Koch\u2019sehen Plattenverfalrtcns gef\u00fchrt wurde.\nBringt man B. coli in sterilisirte Milehzuckerl\u00f6sung, welcher ein stickstoffhaltiger K\u00f6rper nicht hinzugesetzt worden ist, so bleibt eine Vergahrung des Milchzuckersi v\u00f6llig aus. Weder S\u00e4urebildung noch (Gasbildung findet statt; dem \u00ab utsprechend scheint eine Vermehrung des Bacterium v\u00f6llig auszubleiben. In sterilisirter Milch sieht man selbst bei Br\u00fct-\nolenfemperatur von 3G\u00b0 C. erst nach mehreren Tagen Gerinnung eintreten und dies\u00ab* Gerinnung entspricht nicht v\u00f6llig der unter Ein Wirkung von B. lactis s. aceticum statt findenden. Das Gerinnsel ist weniger massig und dicht, mehr locker und\nkleinflockiger.\nSoweit decken sich meine Beobachtungen mit den schon erw\u00e4hnten.\nWird B. coli in sterilisirte Milehzuckerl\u00f6sung, der \u00ab\u2018ine geringe Quantit\u00e4t (\u00e2nes Eiweissk\u00f6rpers, \u2022 am besten Pepton, i hinzugesetzt worden ist, eingebracht, so erfolgt bei Br\u00fctofen- ' temperatur von 36\u00b0 G. schon innerhalb der ersten 24 Stunden \u2019 Tr\u00fcbung, massige Gasbildung, und cs ist durch Pr\u00fcfung an Lacmuspapier intensive S\u00e4urebildung nachweisbar. Es ist augenscheinlich eine Vergahrung des Milchzuckers erfolgt unter gleichzeitiger intensiver Vermehrung des Bacterium, welches auf den Gelatineplatten schon ohne eingehende Zahlung der aufgegangenen Colonien aus dem blossen Augenschein zu \u2022 onstatiren war. Es ist sonach zur Entwickelung der G\u00e4hr-wirkung des Bacterium auf Milchzucker die Anwesenheit, eines stickstoffhaltigen N\u00e4hrmittels nothwendig. Die G\u00e4hrwirkung erfolgt bei Gegenwart desselben ebenso unter Sauerstoffzutritt, wie unter v\u00f6lligem Abschluss desselben.\t;\nDie vielfach angestelllen Versuche erwiesen sich. nach der angegebenen Richtung stets eindeutig.\t\u25a0\nAus Amylum bildete B. coli weder unter Luftzutritt, . noch in der Ariaerobiose Zucker, selbst dann nichtwenn\nv","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\ndorn sterilisirlen St\u00e4rkekleistor eine stickstoffhaltige Substanz, wie Bouillon oder Pepton, hinzugef\u00fcgt worden ist.\nGegenstand besonderer Untersuchung war die Feststellung der bei Gegenwart von Pepton und der zweckentsprechenden N\u00e4hrsalze von B. coli aus Milchzucker gebildeten S\u00e4ure. Die N\u00e4hrl\u00f6sung war hier, \u00e4hnlich wie in den fr\u00fcheren Untersuchungen, folgendermasscn zusammengesetzt:\nWasser....................... 750 cbcm.,\nMilchzucker ......................25\u201435\tgr..\nPepton . . .................. 5\nKaliumphosphat. .\t. .\t1,5 gr.,\nCalciumchlorid.................... 0,15\tgr.,\nSchwefels. Magnesia ....\t0,3 gr.,\neine entsprechende Menge Calciumcarbonat.\nDas Gemisch wurde in 3 auf einander folgenden Tagen je 3 Stunden im Dampfstrom sterilisirt, abgek\u00fchlt, mit B coli geimpft und bei 30\u00b0 C. im Br\u00fclofen belassen. \u2014 Die Untersuchung der hei der G\u00e4hrung entstandenen Producte geschah wie fr\u00fcher (S. 441 Bd. XII dieser Zeitschrift) angegeben wurde. \u2014 Die eingetretene G\u00e4hrung konnte in der Regel schon nach 24 Stunden durch Tr\u00fcbung der urspr\u00fcnglich klar durchsichtigen r\u00f6thlichen Fl\u00fcssigkeit, durch Auftreten vereinzelter Gasblasen an die Oberfl\u00e4che constatirt werden. Die Gasbildung pflegte allerdings in den n\u00e4chstfolgenden Tagen zu sistiren, so dass eine weitere Ver\u00e4nderung der Fl\u00fcssigkeit in dem \u00e4usseren Ansehen nicht wahrnehmbar war.\nVersuch I. Dauer der G\u00e4jhrung 24 Tage.\nDas ohne Zusatz von S\u00e4ure gewonnene Destillat ergibt mit Natronlauge und Jodjodkaliuml\u00f6sung geringe Mengen von Jodoform. Zu weiteren Pr\u00fcfungen reicht die gewonnene Meng\u00ab1 nicht aus.\nDas nach Zusatz von Salzs\u00e4ure gewonnene S\u00e4uredeslillat ergab als Barytsalz folgende Zahlen:\n0,1700 Barytsalz als BaCOs bestimmt ergab 0,3611 BaCOs = 53,79^ B;>.\nEssigs\u00e4ure verlangt \u2014 53,72\u00b0/0.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"355\nEs war sonach eine S\u00e4ure gebildet .worden, welche in ihrem Bindungsverm\u00f6gen der Essigs\u00e4ure entsprach.\nn,218\u00df des Salzes wurde zur C-, H-Bestimmuug genommen. Ks wurde gefunden:\tGO., = 0,12id = 15,48 \u00b0|(,C.\nHjjO \u2014 0,0559 -= 2,83\u00b0lo H.\nEssigs\u00e4ure verlangt im Bariumsalz Ba((!\u00e4H.tOa), :\t*'\nC - 18,82\u00b0 o, '\t\u201e \u2018\nh - 2,53 \u00b0|0.\t/\u2022;\t. .\t\u25a0\nDie Zahlen der Elementaranalyse decken sich sonach nicht mit denjenigen der Essigs\u00e4ure. Wir werden sp\u00e4ter auf diesen Umstand zur\u00fcckkommen.\t.\t: -\nVersuch II. Wesentlich dieselbe Anordnung.. Dauer der G\u00e4hrung 10 Tage.\nWiederum geht in das erste Destillat eine mit Jodjod-kaliuni und Natronlauge Jodoform bildende Substanz \u00fcber.\nVon der \u00fcbergehenden S\u00e4ure bei der zweiten Destillation wurde das Baryumsalz gewonnen.\t.\t'\n0.4032 desselben ergaben bei der Bestimmung als Bat.O, \u2014 o30% = 53,39'% Ba.\t.\t. .\t..... \u2019\t-\nEssigs\u00e4ure verlangt 53,72\nDas Salz gibt mit Eisenchlorid die f\u00fcr Essigs\u00e4ure charakteristische Reaction ; mit Alkohol und coocentrirter. .Schwefels\u00e4ure tritt der Geruch nach Essig\u00e4ther auf ^ endlich l\u00e4sst sich auch mit AgNO, das charakteristische Silbersalz darstellen, nur stellt sich dabei heraus, dass das Salz rapid reducirl \\vird und sich schwarz f\u00e4rbt. Es ist also dem cssigsaucn-Salz eine intensiv reducirende Substanz noch beigemischt.\nVersuch III. Dieselbe Anordnung. Dauer der G\u00e4hrumr 12 tage.\t*\nDie G\u00e4hrung geht in den ersteh Tagen unter reichlicher Gasbildung vor sich.\nDas erste Destillat ergibt wieder die Jodoform bildende Substanz. Dasselbe hat indess auch cjtio Eigenschaften,* geringe Mengen frisch gelallten Quecksilbers rapid zu l\u00f6sen und ergibt mit Nitroprussidnatrium und Na OH eine sehr fl\u00fcchtige vergehende Bothfurbung. Danach ist die gebildete Substanz als Aceton anzusprechen, welches in kleinen Mengen gebildet worden ist.","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"Weiterhin unter S\u00e4urezusatz destillirt gehen in das Destillat geringe Spuren einer auf der Oberfl\u00e4che schwimmenden und weisse H\u00e4utchen bildenden Substanz \u00fcber (Fett-\niurenV).\nabfiltrirt und das Destillat mit dein geringen Uebersehuss von Schwefels\u00e4ure nochmals der Destillation unterworfen. Aus \u00ab1er \u00fcbergehenden S\u00e4ure wird neuerdings* das Bariumsalz gebildet, das so sehr rein weiss gewonnen wird.\ns\u00ab'lbe augenblicklich: also auch hier wieder die schon im vorigen Versuch gekennzeichnete Eigenschaft, die dieses Mal zusammenf\u00e4llt mit einer h\u00f6heren Ziffer des Bariumgehaltes in \u00ablern Sal/e, als der Essigs\u00e4ure entspricht.\nDie Elementaranalyse des stark reducirten Silbersalzes \u00abTgab Folgendes:\nO.U000 ih'selben ergaben:\nC02 -H2 \u00fc -\nEssigs\u00e4ure verlangt im Silbersalz:\nSonach war klar, dass dem essigsauren Salz das Salz einer stark reducirenden S\u00e4ure beigemischt war, welche einen h\u00f6heren Barium- und Silbergehalt beansprucht, als die Essigs\u00e4ure. Die energisch reducirende Eigenschaft dieser vermut heten S\u00e4ure liess von vornherein den Verdacht aufkonnnen. dass es sich i um Ameisens\u00e4ure handelte. Es war abel* nicht m\u00f6glich, noch in diesem Falle dies festzustellen.\nDer nach der Destillation im Kolben zur\u00fcckgebliebene Best wurde nach dem fr\u00fcher beschriebenen Verfahren (s. 1. Mit-","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"357\t'I\ntheilung, S. 442) auf den Gehalt an Milchs\u00e4ure untersucht. Es wurde ein Zinksalz gewonnen, welches sich in seinem krystallinischen Aussehen durchaus wie milchsaures Zinkoxyd verhielt. Es waren nadelf\u00f6rmige S\u00e4ulehen mit schr\u00e4gen Endfl\u00e4chen. Dieselben verloren bei 115\u00b0 getrocknet = 17 82*/ Krystall wasser.\t\u2022\t\u2019\t^\nDie Elementaranalyse des Salzes ergab'Folgendes :\no.2t6 gr. des Zinksalzes ergaben:\t1\n0,2673 CO, ~ 29,59% 0,\n0.0986 H20 = 4,43% H,\nMi eh saures Zinkoxyd verlangt:\nC = 29.50 \u00b0|0.\t\u2022; ' '\nH- 4,10%.\t;\tv\nSonach kann es keinem Zweifel unterlie\u00dfen, dass die\naus dem R\u00fcckst\u00e4nde des Destillates gewonnene S\u00e4ure Milchs\u00e4ure war.\nVersuch IV. Dieselbe Anordnung d\u00e9s Versuchs.\nDie G\u00e4hrung verlief unter geringer Gasbildung ; die G\u00e4hr-flussigkoit tr\u00fcbte sich indess sehr intensiv. Die G\u00e4hrung wurde 22 Tage unterhalten.\nWiederum trat in dem ersten Destillat die Jodoform bildende Substanz in geringen Spuren auf. Bpi der Destillation unter Zusatz von H,SOt ging wiederum eine ganz geringe Menge einer auf der Oberfl\u00e4che schwimmenden, ein Weisses H\u00e4utchen bildenden S\u00e4ure \u00fcber.\nDas dargestellte Bariumsalz wurde durch H;S04 nochmals zerlegt; von Neuem die S\u00e4uren der Destillation unterworfen und das Bariumsalz gebildet.\nDie Bariumbestimmung ergab folgende Zahlen :\n1.0.14.1 de\u00ab. Bariumsalzes als Ba.C\u00f6, bestimmt ergab0,8739 -=55,53% Ba.\nNach mehrmaligem Umkryslallisiren ergab die Wiederholung der Bestimmung:\n0.64.12 des Bariumsalzes an Ba.C03\n0,5166 .=\u2022\nBa 55,85\no;\no*\nDas Mittel aus beiden Bestimmungen w\u00e4re = 55 69. Diese Zahl \u00fchertrifft aber den dem essigsauren Salz zukommenden Bariumgehalt um nahezu 2\u00b0/0.\nZeiUchrlft f\u00fcr pLysiologig. he Chrmie. XIII.\t-","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nDas Bariumsalz gab alle der Essigs\u00e4ure zukommendcn Reactionen, nur stellte sich beim Versuch der Darstellung des Silbersalzes eine fast augenblickliche intensive Reduction des Silbersalzes heraus, so dass diese Thatsache zusammengehalten mit dem h\u00f6heren Bariumgehalt wiederum den Verdacht einer Beimischung des ameisensauren Bariumsalzes zu dem essigsauren erweckte. Es wurde versucht, das vermuthete amoiscnsaure Salz zu gewinnen oder besser die vermuthete Ameisens\u00e4ure in einem zweckentsprechenden Salze nachzuweisen. Dazu eignet sich nun, wegen der besonderen L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse gegen\u00fcber den essigsauren Salzen Vorzugs-weise das Bleisalz. \u2014 Der Rest des Bariumsalzes wurde durch Schwefels\u00e4ure zerlegt, der schwefelsaure Baryt abfiltrirt. Da< Eilt rat im verschlossenen Kolben langsam mit hinzugesetztem Bleioxyd erw\u00e4rmt; das Ganze zur Trockne eingedampft und mit Alkohol sorgf\u00e4ltig extrahirt. Das essigsaure Salz ist in Alkohol l\u00f6slich, nicht so das ameisensa\u00fcre Bleioxyd, welches im R\u00fcckst\u00e4nde bleibt. Der R\u00fcckstand wurde mit Wasser aufgenommen, filtrirt. Das Filtrat musste das ameisensaure Bleioxyd enthalten. Dies im Wasser gel\u00f6ste Bleisalz wurde mit II,S zerlegt* Schwefelblei entfernt und durch Zusatz von Bariumhydrat neuerdings das Bariumsalz dargestellt. Es wurde nur eben so viel genommen, um einige Reactionen zu machen.\nDas gewonnene Bariumsalz gab mit Eisenchlorid eine rothbraune Farbe.\nEin Tropfen des gel\u00f6sten Salzes reducirte hinzugef\u00fcgtes salpetersaures Silber augenblicklich.\nDamit war mit ziemlicher Sicherheit fest gestellt, dass \u00ablas in Ag. \u00fcbergegangene Salz Ameisens\u00e4ure enthielt.\nMit dem anderen, als essigsaures Bleioxyd angesprocheneu Salz war in der gleichen Weise verfahren worden. Das so gewonnene Barytsalz gab alle fr\u00fcher erw\u00e4hnten, der Essigs\u00e4ure zuk\u00f6mmcnden Reactionen, so dass die Anwesenheit der Essigs\u00e4ure damit ebenfalls festgestellt war.\nIn dem von der Destillation verbliebenen Rest wurde nach Milchs\u00e4ure gesucht. Es wurde auf dem schon bekannten","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Wogo ein Zinksalz dargestellt mit folgenden . Eigenschaften; Di<* Krystallform entsprach dem Zinksalz der Milchs\u00e4ure.\nDer Gehalt an Krystallwasser betrug 17,93\u00b0/0., Von dem* seihen ergab die Elementaranalyse Folgendes;\n0.2580 des Salzes ergaben : C(\\,\t- 0,2749.\nH ,0 - 0,0985.\nDies entspricht:\tC - 29.05\u00b0/,,.\t*\nH\t4,24%.\t\u2022\t, ! V\nMilchsaures Zinkoxyd verlangt :\nV 29,50\";,,.\t. '\n\u00bb - 4.10\" ,,.\t;\t; :\tv\nEs kann sonach wohl keinem Zweifel unterliegen, dass man es mit Milchs\u00e4ure in dem G\u00e4hrungsruckstande nach der Destillation zu thun gehabt habe. Sonach sind als Producte der Verg\u00e4lirung des Milchzuckers unter der Einwirkung des I*. coli mit Sicherheit erwiesen:\nEssigs\u00e4ure,\nAmeisens\u00e4ure,\nMilchs\u00e4ure.\nVersuch V. Der folgende Versuch wurde unter Ausschluss von Sauerstoffzutritt (Anaerobiose) durchgef\u00fchrt. Die Anordnung war genau die in meiner ersten Mittheilung an- ' gegebene (s. 1. c., S. 444). Die der G\u00e4hrung unterworfene Mischung, wie oben. Man beobachtet im G\u00e4hrkolben am zweiten Tage des Versuches reichlich Gasblasen auf der Oberfl\u00e4che, die sp\u00e4ter in sp\u00e4rlicherer Weise sich sehen Hessen, und im weiteren Verlaufe wurde schliesslich nur noch die Tr\u00fcbung\ndes Gemisches, ohne dass Gasblasen sich bemerkbar machten . beobachtet.\t\u2019 .\nDie G\u00e4hrung wurde 20 Tage unterhalten.\nDas Destillat, welches ohne S\u00e4urezusatz gewonnen wurde,\n\u2018 nthielt nur geringe Spuren der Jodoform bildenden Substanz.\nDas nach Zusatz von HCl gewonnene Destillat wurde wie fr\u00fcher mit Bariumhydrat versetzt, eingedampft, sodann durch Schwefels\u00e4ure zerlegt und nach Entfernung des schwefelsauren Baryt nochmals destillirt und in das Bariumsalz verwandelt \u2018Jgab sich schliesslich ein weisses Salz, welches bei -thr 'orbrennung folgende Zahlen gab:\nl","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"1\n360\n, .\n0.2254 des Bariumsalzes gaben 0,17% Bu.C03 \u2014 Ba 55,41%.\nEssigs\u00e4ure verlangt 53,72 \u00b0/0.\nAmeisens\u00e4ure verlangt 60,35%.\u00b0\nDanach war zu erwarten, dass das gefundene Salz wieder eine Mischung von den Salzen beider S\u00e4uren darstellt. Das Salz verhielt sich wie die fr\u00fcheren, gab deutlich die Essig-saurereactionen, reducirte auch Silberoxyd rapid.\nTrotz der gewonnenen Kenntniss, dass eine Mischung zweier Salze in dem gewonnenen Pr\u00e4parat vorlag, wurde ein Theil derselben der Elementaranalyse unterworfen.\nDieselbe ergab Folgendes:\n0.2581 der Substanz ergaben :\nC02 si 0,1278 - C - 13,50%,.\nH20 = 0,0550 - H 2,36 \u00b0/0.\nEs verlangen : essigsaures Barium \u2014 R \u25a0>.- 18,82%.\n- H- 2,53%, ameisensaures Barium -= C \u2014 10,5.7 %.\n~ H ~ 0,87 %. '\nSonach ging auch aus der Elementaranalyse mit einiger Wahrscheinlichkeit hervor, dass die Substanz ein Gemisch aus ameisensaurem und essigsaurem Barium war.\nAuf dem schon oben angef\u00fchrten Wege wurde versucht, das ameisensaure Bleisalz rein zu gewinnen. Es wurde in geringer Menge eine in durchsichtigen sch\u00f6nen S\u00e4ulehen krystallisirte Substanz gewonnen, welche folgende' Eigenschaften hatte:\n1.\tMit Eisenchlorid gaben die Krystalle eine braunrotho Farbe;\n2.\tDie Kryst\u00e4llchen reducirten intensiv und rapid .salpetersaures Silberoxyd.\nSonach war auch hier mit einiger Sicherheist festgestellt, dass es sich um ameisensanres Bleioxyd handelte.\nEs gelang aber \u00fcberdies, die Form der gebildeten Krystalle krystallographisch festzustellen. Die krystallographische Untersuchung wurde von Herrn Dr. Scheibe, Docent und Assistent an der Kgl. Bergakademie zu Berlin, ausgef\u00fchrt, dem ich hierf\u00fcr den besten Dank abzustatten Gelegenheit nehme. Das Gutachten des Herrn Dr. Scheibe lautet wortgetreu folgendermassen:","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"361\nBleisalz des Herrn Dr. Baginsky.\n\u00abFarblos, d\u00fcnns\u00e4ulig, meist Iseilig, selten \u2666 Gseitig von Umriss, dann 2 Seiten sehr schmal (s. Querschnitt). Optisch als rhombisch kry* stallisirend charakterisirt.\tgK //i\n\u00ab Messungen von S\u00e4ulenwinkeln :\t.\nKrystal le 1: 107\u00b0 26' - j\u00bb .: g.\n2: 10t\u00bb\u00b0 1-2'\tg.>: g,\n:i: 107\" 15' - g : g.\n4: 107\" \u2014'ca. - g : g.\n\u00abDiese Krystalle hatten keine Endfl\u00e4chen und waren alle zum Theil von einer z\u00e4hen schleimigen Substanz, wohl einer Art Mutterlauge, bedeckt. Deshalb sind\n<\tdie Messungen nicht gut \u00fcbereinstimmend. Es \u00abgelang dann, einen glatten, mit einer Endfl\u00e4che-,\n\u00abversehenen Krystall zu finden und zu messen.\n\u00abOptisch auch als dem rhombischen Kristallsystem angeh\u00f6rend charakterisirt, weil die\n<\tSchwingungsrichtungen des polarisirton Lichtes \u00ab parallel zu den Kanten g : g verlaufen (auf allen\nS\u00e4ulenfl\u00e4chen g). Gemessen wurde (wobei sich die Reflexe des Signals vom Goniometer als klar und einfach ergaben):\ng\u2018\t: f\t\t112\u00b0\t43'\ng\u00ff\t: r\t\u2014\t113\"\tr\ng\u2019\t: g\u2018-\t\u2014 \u25a0\t72\u00b0\t43'\n\t\tund\t72\u00b0\t44'\ng1\t. g 3\t; \u2014\t107\u00b0\t26'\n\t\tund\t107\"\t38'\ng\u2018\t: 1)\t\u2014\t126\u00b0\t30'\nb\t: g -'\t\u25a0 \u2014-\t126?\t13'\n\u00ab Daraus folgt, dass Fl\u00e4che f ein Brachydoma (oo a : b : c) = kt* Fl\u00e4che g\\ g*, gs sind aufrechte S\u00e4ulen (a : b : oo c) ooP und b ein Brachypinakoid (\u00bba : b : ooc) == ooPoo.\nAls Mittelwerthe ergibt sich aus den Messungen : g :\u2022 f \u00ab 112\u00b0 52'\t\u2022 \u2022\ng : g = 107\u00b0 24'\nvorn*\t'\ng : g -\t72\u00b0 36'\t.\t- =\n\u00fcber b.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022Dir entsprechenden Werthe nach Heuser f\u00fcr a moi sen -\u00absaures Blei sind :\n11-2\" 35' 35\" loo\" 32'\nT*\u00bb0 t #>\nDie Ergebnisse der Messungen und der optischen Unter-* SU(bung best\u00e4tigen, dass das vorliegende Salz krystullo-< graphisch von ameisensaurem Blei nicht verschieden ist. und demnach wohl solches sein wird.\nBerlin, 7. August 1888.\tDr. Scheibe.\u00bb\nDamit war also die Anwesenheil der Ameisens\u00e4ure sicher-j gestellt, ein Behind, den Bri'cger auch als Product der Verg\u00e4ll rung der Kohlenhydrate durch den Pneumonicum erw\u00e4hnt1). Es wurde nunmehr noch versucht, das essigsaure Bariumsalz m\u00f6glichst rein zu gewinnen. Es wurde das gewonnene essigsaure Bleisalz nochmals mittelst H4S zerlegt, das Schweleiblei entfernt und das Bariumsalz der S\u00e4ure dargestellt. Dasselbe wurde im Schiffchen der Elementaranalyse unterworfen. 0.2434 d*>r Substanz ergaben:\nBa CO., - 0,198:\u00bb\t53,81%\tBa,\nCQ2 - 0.1650 - 18,55\u00b0(0 C,\nH.,0\t- 0,0517 - 2.35% H.\nKssijfsauivs Barium verlangt': Ba\t53,72%,\n0-18 82\"\n\u2022\tJo*\nH\n.) ?\nEs ist sonach ahsser allem Zweifel, dass Essigs\u00e4ure gebildet worden war und das zuerst gewonnene Salzgemisch zum grossen Theilc essigsaures Barium enthielt.\nEs er\u00fcbrigt, mit wenigen Worten auf das Verh\u00e4ltniss dei beiden, in den normalen F\u00e4ces gefundenen, auch an der Mutterbrust ern\u00e4hrter Kinder von Escherich beschriebenen Baeterienformen zur\u00fcckzukommen.\nEin wesentlicher Unterschied der Wirkungsweise der beiden Bacterientormen gegen\u00fcber den Kohlenhydraten und specie\u00bb gegen\u00fcber dem in der Milch vorhandenen Milchzukcer liegt wohl nur darin, das B. lactis (Escherich) oder B. aceti-\n') Brieger, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, Bd. 8, S. 310.","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"mm, wie icli es lieber nennen m\u00f6chte, vorzugsweise Essjg-s\u00e4ure bildet, w\u00e4hrend B. coli neben der Essigs\u00e4ure erhebliche Mengen von Milchs\u00e4ure und Ameisens\u00e4ure bei der Verg\u00e4hrung entstehen l\u00e4sst. Bei der Wirkung des B. coli scheinen auch \u00fcberdies geringe Mengen anderer Fetts\u00e4uren (Propions\u00e4ure/ Butters\u00e4ure) zu entstehen, und dies erkl\u00e4rt uns den oben erw\u00e4hnten (S. 355) auffallenden Befund, dass trotz der f\u00fcr essigsaures Barium sprechenden Zahl des gefundenen Barium \u00ablie hlenicntaranalysc damit nicht \u00fcbereinstimmende Zahlen ergab..\nIm Wesentlichen schliessen sich so die unter der Einwirkung der Bact\u00e9rien im Darmkanal vor sich gehenden Spaltungsvorg\u00e4nge, soweit wenigstens Kohlenhydrate in Frage kommen, nach den vorliegenden Ergebnissen den bekannten, neuerdings von Hoppe-Sey 1er so eingehend studirten F\u00e4ul-nissvorg\u00e4ngen an.\nEs ist hier der Ort nicht, die Bedeutung der Bildung\u00bb von Ameisens\u00e4ure im kindlichen Darmkanal f\u00fcr die Patho-I genese gewisser Verdauungsst\u00f6rungen genauer zu er\u00f6rtern.*' Ich habe aut die, durch die Anwesenheit der Essigs\u00e4ure he-dingten, physiologischen und pathologischen Vorg\u00e4nge im kindlichen Darmtractus schon ausf\u00fchrlich1) hingewiesen. Was von \u00ab1er Essigs\u00e4ure gesagt ist, gilt f\u00fcr die Ameisens\u00e4ure wohl noch in h\u00f6herem Maasse. Nach den Untersuchungen von Bokai*) kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Ameisens\u00e4ure eine intensive Reizwirkung auf die Darmwand aus\u00fcbt\u2019 die Peristaltik anregt und zu katarrhalischen Ver\u00e4nderungen der\nSchleimhaut Anlass gibt. Man wir\u00ab\nBeihe von Diarrh\u00f6en, welche bei Kindern 7,ur Beobachtung\nkommen, nicht noting haben\nnach\n?omit f\u00fcr eine gewiss\u00ab'\nspocifischen Kranklmits-\nerregern zu suchen; es kann vielmehr als sicher vorausgesetzt werden, dass die in der Norm dauernd anwesenden Bact\u00e9rien ; im Stande sind, als Krankheitserreger bei gewissen Diarrhoeen dei Kinder zu functioniren. Ueber die', auf der anderen Seite, durch dieselben Bact\u00e9rien bis zu einem .gewissen Grade\n*) Vortrag in der Berliner medic. Gesellschaft.. Deutsche med.-\nWochenschrift, 1888, Nr. 20, 21.\n0 Archiv f. experimentelle Pathologie, 1888, Bd. 24. S. 158.V-","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nausge\u00fcbte Prophylaxe gegen\u00fcber den Bact\u00e9rien der alkalischen, fauligen G\u00e4hrung habe ich in dem oben citirten Vortrage ausf\u00fchrlich gesprochen.\nDie Entstehung der genannten S\u00e4uren, insbesondere der Ameisens\u00e4ure und Essigs\u00e4ure durch die Verg\u00e4hrung des Milchzuckers im Darm hat \u00fcberdies noch eine besondere physiologische Bedeutung. Schon seit langer Zeit kennt man die Anwesenheit von fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren, insbesondere Essigs\u00e4ure und Ameisens\u00e4ure im frischen Harn; genauer studirt ist I dieselbe in der j\u00fcngeren Zeit von v. Jaksch1). Schotten*) hat nun den Nachweis gef\u00fchrt, dass bei Verbitterung von Essigs\u00e4ure und Ameisens\u00e4ure dieselben durch den Harn wieder zum grossen Theile ausgeschieden werden, und zu den gleichen Resultaten sind Gr\u00e9hant und Quinquaud3) g\u00e8langt. Damit ist die Thatsache h\u00f6chst wahrscheinlich gemacht, dass auch im Daimkana) entstehende fl\u00fcchtige Fetts\u00e4uren resorbirt und \u2022m Harn wieder erscheinen werden. Man wird sonach nicht fohl gelien, eine Quelle der im normalen Harne auftretenden Ameisens\u00e4ure, Essigs\u00e4ure und wahrscheinlich auch der anderen beobachteten Fetts\u00e4uren in der nachgewiesenen, durch die nor-\nmalen Milchkothbacterien eingeleiteten Verg\u00e4hrung der Kohlenhydrate und bei Milchnahrung des Milchzuckers zu suchen.\nEinige Versuche, welche ich schliesslich in der Absicht \u00bb angestellt habe, zu ermitteln, ob B. coli aus N-haltigen Sub-I stanzen 1 oxine zu bilden im Stunde sei, haben zu negativen Resultaten gef\u00fchrt. Weder aus 10\u00b0/o Bouillon-Gelatine, noch aus der Milch konnten nach l\u00e4ngerdauernder Einwirkung des B. coli in der Reineultur Substanzen gewonnen werden, welche auf Thiere giftige Wirkungen auszu\u00fcben vermochten. Audi die einfachsten. Producte der Eiweisszersetzung, wie Phenol oder Indol, waren in den inficirten N\u00e4hrl\u00f6sungen nach tagelangem Aufenthalt im Br\u00fctofen nicht nachweisbar.\n) 8. diese Zeitschrift, Bd. 10, S, o37. Daselbst auch die genaueren Literat urangaben.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 7, S. 383.\nn) Compt. rend., Bd. 104, S.437, u. Cheni. Berichte, Ref., Bd. 20, S. 174.\n\\","page":364}],"identifier":"lit16755","issued":"1889","language":"de","pages":"352-364","startpages":"352","title":"Zur Biologie der normalen Milchkothbacterien. II. Mittheilung","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:42:09.695784+00:00"}