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{"created":"2022-01-31T13:27:22.913794+00:00","id":"lit16757","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jaksch, R. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 385-394","fulltext":[{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntniss des Verhaltens des Harnes bei der M\u00e8lanurie.\nVon\nProf. Dr. R. v. Jaksch (Graz).\n\u2019 \u00bb\n(Uor Redaction ztigpgangon am 5. Februar 188\u00bb4\nUnsere Kenntnisse \u00fcber die Eigenschatten des Harnes bei Anwesenheit von Mclanogen oder Melanin sind noch immer recht d\u00fcrftig. Die nachfolgenden Beobachtungen sollen versuchen, diese L\u00fccken etwas auszuf\u00fcllen.\nDas zu diesen Untersuchungen verwendete Material erhielt ich aus der Klinik des Prof. Nothnagel, Es stammte von /.\u00abei Fallen, welche im Verlaufe des letzten Jahres daselbst beobachtet wurden. In beiden F\u00e4llen handelte es sich um melanotischc Tumoren'). Im ersten Falle wurden in dem etwas tr\u00fcben und dunkelgel\u00e4rbten'Harne, welcher eine Dichte von 1,0184 aufwies, geringe Mengen von Eiweiss nachgewiesen. Beim Behandeln mit dem Ny la n de r\u2019schen Reagens wurde der Harn schwarz gef\u00e4rbt; doch konnte ich mit anderen I roben keinen Zucker nachweisen. Beim Kochen d\u00e9s Harnes mit Natronlauge (Hel 1er\"sehe Blutprobe) bildeten sich beim Erkalten braune Flocken. Er enthielt kein Aceton und keine Acetessigs\u00e4ure. Mit Chroms\u00e4ure (5*/# L\u00f6sung) lieferte der Harn einen schwarzen Niederschlag, Schwefels\u00e4ure gab eine intensive, schwarzbraunc F\u00e4rbung, Salzs\u00e4ure eine allm\u00e4hlig ein-Iretende Rothf\u00e4rbung, Phosphors\u00e4urc und Essigs\u00e4ure zeigten\n, , . lch da\"kc Herrn Prof. .Nothnagel, als auch seinen Herren \u2022ISIS enteil Dr. Bamberger und Dr. Lorenz bestens f\u00fcr die lieber-\nii\u00ab\u00absung des ITntersuchungsmateriales.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":":m\nkoine deutliche Reaction. Das Verhalten gegen Salpeters\u00e4ure ist leider in meinen Notizen nicht erw\u00e4hnt, desgleichen auch nicht, ob der Harn reich war an indigoliefernder Substanz. Mit Bromwasser [gab er eine erst nllmnhlig eintretende Dunkelf\u00e4rbung, \u00e4hnlich verhielt er sich auch gegen Chlor-wasser und unterchlorigsaures Natron. Bei Behandlung mit Eisenchloridl\u00f6sungen von verschiedener Concentration trat auch bei Verwendung verd\u00fcnnter L\u00f6sungen ein intensiver, schwarzer Niederschlag auf; wurde sehr verd\u00fcnnte Eisenchloridl\u00f6sung verwendet, so bildete sich zuerst ein grauer, aus Phosphaten bestehender Niederschlag, und nachdem man denselben durch Filtration entfernt hatte, trat im Filtrate auf Zusatz von concentrirteren Eisenchloridl\u00f6sungen ein intensiver, schwarzer Niederschlag auf. Wurde der Harn mit Bariumchlorid ausgefiillt, so zeigte der Niederschlag eine leicht graue Farbe, das Filtrat gab mit Eisenchlorid versetzt einen tief-' schwarzen Niederschlag. Der Barytniederschlag selbst wurde durch Eisenchloridl\u00f6sung allm\u00e4hlig schwarz gef\u00e4rbt.\nSehr interessant war das Verhalten dieses Harnes zu Nitroprussidsalzen. Ich wurde auf dasselbe von Dr. Lorenz. Assistenten der I. med. Klinik in Wien, aufmerksam gemacht. Erst nachtr\u00e4glich habe ich mich in der vorliegenden Literatur orienlirt und gefunden, dass einschl\u00e4gige Beobachtungen bei dieser Affection von Thorm\u00e4hlen1), bei anderen Erkrankungen von Dreschfeld*), weiter \u00e4hnliche von Krukenberg8) und Salkowski4) vorliegen. Der Harn verhielt sich in diesem Fall\u00ab* folgendermasscn : Beim Versetzen mit einer verd\u00fcnnten Natrium-nitroprussidl\u00f6sung und Kalilauge entstand eine rosarothe, bei Verwendung concentrirter L\u00f6sungen eine tiefrothe F\u00e4rbung. Auf Zusatz von organischen S\u00e4uren (als Ameisens\u00e4ure, Essigs\u00e4ure) und anorganischen S\u00e4uren (als Salpeter-, Schwefel-, Salzs\u00e4ure) trat eine tiefblaue Farbe auf. Bez\u00fcglich der Ameisens\u00e4ure ist\nJ) Thorm\u00e4hlen, Virchow's Archiv, Bil. 108, S. 317, 1887.\n*) Dreschfeld. Brit. tned. Journal [Schmidt's Jahrb\u00fccher, Bd. 21 S. 213 (Referat), 1887j.\n3)\tKrukenberg, Maly s Jahresbericht, Bd. H, S. fiO (Referat), 1884.\n4)\tSalkowski. Zeitschrift f\u00fcr physiol. Chemie. Bd. 0, S. 127, 1884.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"ZU bemerken, dass die blaue Farbe rasch in einen schmutzig 'reiben Farbenton \u00fcberging. Wurde statt Natron- oder Kalilauge Ammoniak zu der Probe verwendet, so trat die Reaction (Rotlifarbung) erst aHm\u00fchlig ein. Wurde sehr verd\u00fcnnter Ham verwendet, so zeigte sich auf Zusatz von Natrium-nitroprussid und Kalilauge ein leichter, rasch schwindender, schwarzer Niederschlag, dann nahm die Probe einen Lilafarbenton an und ging auf Zusatz von Essigs\u00e4ure in Preu\u00dfischblau \u00fcber.\nDies sind die Beobachtungen, welche ich mir \u00fcber die Untersuchung des ersten, derartigen Falles notirt habe. Wenn sie nicht so vollst\u00e4ndg sind, wie es der Zweck meiner heutigen Mittheilung erfordert, so m\u00f6ge man die Entschuldigung darin finden, dass ich zur Zeit, als ich die Beobachtungen anstelltc \u2014 wie es ja im Drange der klinischen Untersuchungen sich oft ereignet - nicht voraussah, dass dieselben f\u00fcr mich auch bald klinisches Interesse gewinnen w\u00fcrden.\nLeber die Untersuchung des zweiten Falles habe ich Folgendes zu berichten.\nDer Harn war ziemlich dunkel gef\u00e4rbt,.etwas tr\u00fcb und gab mit Eisenchloridl\u00f6sung einen intensiv schwarzen Niederschlag. Mit Natriumnitroprussid, Kalilauge und anorganischen S\u00e4uren aller Art nahm er eine gr\u00fcn-blaue F\u00e4rbung an, welche nach il Stunden bereits einem braun-gr\u00fcnen Farbentone des Fl\u00fcssigkeitsgemenges Platz gemacht hatte, w\u00e4hrend am Boden des Refasses sich ein blauer Niederschlag abgesetzt hatte. Bez\u00fcglich der Reaction mit Natriumnitroprussid, Kali- oder Natronlauge ist noch Folgendes zu bemerken: Dieselbe tritt mit allen weiter unten erw\u00e4hnten, organischen und anorganischen S\u00e4uren ein. Mit Salpeters\u00e4ure, Salzs\u00e4ure (concentrirt) entstand \u2014 wie erw\u00e4hnt \u2014 nach 24 Stunden ein blauer Niederschlag, desgleichen mit Essigs\u00e4ure. Die Reaction mit Butters\u00e4ure zeigte eine gr\u00fcne Farbe, die Probe mit Milchs\u00e4ure war fleischfarben, mit verd\u00fcnnter Schwefel- und Ameisens\u00e4ure roth gef\u00e4rbt. F\u00fchrt man die Probe statt mit Natron- oder Kahlauge mit Ammoniak aus, so tritt erst allm\u00e4hlig eine leichte Rothfarbung ein, die auf Zusatz von S\u00e4uren in Gr\u00fcn \u00fcbergeht. Diese Farbe schwindet","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":":J88\nrasch i nach 24 Stunden findet man in der Ammoniakprobe \u00ab inen leichten, weisslichen Niederschlag. Bei Verwendung von Bariumhydroxid \u2014 statt Natron- oder Kalilauge \u2014 tritt ein leicht roth gef\u00e4rbter Niederschlag auf, der auf S\u00e4urezusatz in\nKr\u00fcn \u00fcbergeht, nach 24 Stunden hat sich ein leichter, violett gef\u00e4rbter Niederschlag abgesetzt.\nEs wurden dann nochmals 100 ebem. llarn mit Natrium-nitroprussid und Kalilauge versetzt; auf Zusatz von Essigs\u00e4ure trat eine prachtvolle blaue Farbe, allm\u00e4hlig ein Niederschlag auf. Derselbe wurde abfiltrirt und mit grossen Mengen Wassers ausgewaschen. Das gr\u00fcnlich gef\u00e4rbte Filtrat nahm auf Zusatz von Natronlauge einen leicht gelben Farbenton an, wurde auf Zusatz von Salzs\u00e4ure wieder gr\u00fcnlich gef\u00e4rbt und auf Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssiger Salzs\u00e4ure entf\u00e4rbt. Dieses klare, stark salzs\u00e4urehaltigc Filtrat liefert mit Eisenchlorid eine gr\u00fcne Farbe, welche sp\u00e4ter einem blauen Farbstoffniederschlage Platz macht. Es spricht also dieses Verhalten daf\u00fcr, dass das Hitrat eine l\u00f6sliche Modification von Berlinerblau enthalten hat. Der intensiv blaue, am Filter gebliebene, sorgf\u00e4ltig ausgewaschene Niederschlag wird in wenig warmer, 'Verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st; es geht dann ein violetter Farbstoff in das alkalische Filtrat \u00fcber. Diese L\u00f6sung zeigt ein ziemlich breites, aber wenig intensives Absorptionsband zwischen den Farben Gelb und Gr\u00fcn des Sonnenspectrums. Die alkalische, violette L\u00f6sung geht auf Zusatz von Salzs\u00e4ure in Blau \u00fcber, auf Zusatz von gr\u00f6sseren Mengen Salzs\u00e4ure wird sie farblos und etwas getr\u00fcbt, das klare Filtrat liefert mil Eisenchloridl\u00f6sung einen allm\u00e4hlig eintretenden, blauen Niederschlag. Am Filler ist nunmehr ein nur geringer Niederschlag verblieben, der auf weiteren Zusatz von Kalilauge sich mit leicht r\u00f6thlichei Farbe l\u00f6st, auf Zusatz von Salzs\u00e4ure sich so verh\u00e4lt, wie die violette L\u00f6sung. Beim Behandeln mit Salz->\u00e4uie und Eisenchlorid gibt er einen allm\u00e4hlig eintretenden, blauen Niederschlag. Wird ein Theil des mit Wasser sorgfal-ligst ausgewaschenen \u2014 wie die mikroskopische Untersuchung zeigte - aus blauen Schollen bestehenden Niederschlages mit Natronkalk erhitzt, so liefert er ammoniakalische D\u00e4mpfe. Er","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"38D\nenthalt also Stickstoff. Dieser Versuch wurde wiederholt ausgef\u00fchrt und stets das gleiche, oben beschriebene Resultat erhalten. Es kann nach alldem wohl keinem Zweifel unterliegen, dass der aus Natriumnitroprussid. Kalilauge und S\u00e4uren in solchen Harnen sich bildende Farbstoff Berlinerblau ist, welches zum Theile in einer in Wasser l\u00f6slichen, zum Theile unl\u00f6slichen Modification aufgetreten ist.\nEine weitere Portion, circa 1 tjt Liier, des mir \u00fcbersandten, melaninhaltigen Harnes verhielt sich folgender-massen: Der Harn reagirte sauer, seine Dichte betrug 1,028, er enthielt kein Eiweiss [I., II., III. Probe negativ1)]/ Bei Ausf\u00fchrung der Tromm ersehen Probe entf\u00e4rbte si\u00e7h der Harn etwas, mit dem Nylander\u2019schen Reagens gab er einen leichten, schwarzen Niederschlag, die Phenylhydrazinprobe ergab ein negatives Resultat. Beim Kochen, mit Kalilauge trat ein leicht dunkel gef\u00e4rbter Phosphatniederschlag auf; Indican war in massigen Mengen vorhanden. Der. Harn enthielt kein Aceton (Lieben\u2019sche Jodoformprobe mit dem Destillate ergab ein negatives Resultat). Hegen S\u00e4uren verhielt sich der Harn wie folgt :\nConcentrirte Salpetersaure: Rothsehwarze F\u00e4rbung, nach 16 Stunden ist die Probe braunschwarz gef\u00e4rbt, etwas h\u00fcb, eigenth\u00fcmlich aromatisch riechend.\t\u2019\nConcentrirte Schwefels\u00e4ure: Rothsehwarze F\u00e4rbung, dann Tr\u00fcbung und etwas Niederschlag; nach 1\u00ab Stunden ist eme schwarze F\u00e4rbung entstanden, am Roden des Reagensglases befand sich ein lichter Niederschlag.\nVerd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure : Leichte Rothfarhung.\nSchwarxbraune F\u00e4rbung.\nSchwache rothbraune F\u00e4rbung.\nSch\u00f6ne, rothe Farbe.\nLeichte Rothfarhung.\t,\nPhosphormolybd\u00e4ns\u00e4urc und I Schwarzgr\u00fcner Niederschlag , der nach\u201910 Verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure: j Stunden intensiv .gr\u00fcn gef\u00e4rbt ist. Phosphorwolframs\u00e4ure:\tViolettrother Niederschlag.\nPhosphorw\u2019olframs\u00e4ure und I\nVerd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure: ) E,was sc,lwa\u00bb*zvioleUer Xjedersehiag.\nChroms\u00e4ure : Phosphors\u00e4ure : Essigs\u00e4ure: Butters\u00e4ure :\n\u2018) Siehe: v. Jakseh, Klinische Diagnostik, 2. Auf!.. S. *265 u. 2(\nFrban und Schwarzenberg, 1889.\nZHtwhrift f\u00fcr ]>)idicmir. XIII.\t-Jt;","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nOie durch Einwirkung der oben erw\u00e4hnten S\u00e4uren, dergleichen auch mit Eisenchlorid entstandene F\u00e4rbung eines solchen Harns schwindet nicht bei Anwendung rcducirender Mittel. (Siehe unten.)\tj\ni\nGeg\u00e8n Salzl\u00f6sungen und alkalische Erden verhielt sich der Harn folgendermassen :\n10\",, Bleizuckerl\u00f6sting: Intensiver, leicht grauer Niederschlag. der aut Zusatz von Eisenchlorid sich schwarz f\u00e4rbte. Wurde \u00ab1er mit dieser L\u00f6sung erhaltene Niederschlag mit Alkohol behandelt . so resultirtc ein beinahe farbloses Filtrat. Bei Behandeln mit saurem (mit etwas verd\u00fcnnter Schwefelsfmr\u00bb\nversetztem) Alkohol ging ein rolher Farbstoff in das Filtrat, der im Speetralapparate ein breites, im rothen Tlieile des Spectrums beginnendes Absorptionsbnml zeigte. Eine Probe desselben lieferte im Wasserbade eingedampft einen eigen-thfimlich riechenden, schwarzen, schwierigen Klickst amh Chlorharium : Grauer Niederschlag, der sich auf Zusatz von Eisenchlorid-\u25a0 l\u00f6sung dunkler f\u00e4rbt. Das Filtrat mit Eisenchloridi\u00f6suoy versetzt nimmt eine schwarze Farbe an.\nKalkmilch: Gelblicher Niederschlag, der auf Zusatz\nvon Eisenchloridl\u00f6sunc\nmehr hrauugelh gef\u00e4rbt wurde.\nMit Eiscnchloridl\u00f6sung versetzt zeigte der Harn folgendes Verhalten: Durch eine 10%. Eisenchloridl\u00f6sung wurde nur ein 1 heil des Farbstoffes gef\u00e4llt; das klar\u00ab*, schwarzbraune t iltrat zeigte im Spectralapparatc ein breites Absorptionsband, welches bei Roth beginnend gegen das violette Ende des Spectrums an Intensit\u00e4t zunaluu. Auch ganz verd\u00fcnnte, kaum gelb gef\u00e4rbte Eisenehloridl\u00f6sungen gaben mit solchen Harnen eine leichte, schwarzbraune Tr\u00fcbung, mittelstarke gaben einen weissgrauen Niederschlag; das Filtrat wiederum mit Eisenchloridl\u00f6sung versetzt , zeigte dann neuerdings ein.* dunkle F\u00e4rbung und einen leichten Niederschlag. Setzt man Eisenchloridl\u00f6sung im Ueberschusse zu, so schwindet der graue Niederschlag, der schwarze jedoch bleibt bestehen und kann abfiltrirt und gereinigt worden. Wird Eisenchloridl\u00f6sung in sehr grosser Menge zugesetzt, so l\u00f6st sich der entstandene, schwarze Niederschlag wieder auf. Aus alldem ergibt >icli, dass wir in der Eisenchloridl\u00f6sung ein sehr bequemes und empfindliches Reagens auf Metallogen oder Melanin besitzen.\nt","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Bez\u00fcglich des mittels F\u00e4llung durch Eisenchloridl\u00f6sung erhaltenen Farbstoffes bin ich in folgender Weise Vorgegangen: Der Niederschlag wurde mit viel kallem, destillirtem Wasser gewaschen und dann wiederholt mit heissem Wasser ausgekocht. Er ist unl\u00f6slich in Alkohol, l\u00f6st sich in Kalilauge und Salzs\u00e4ure mit r\u00f6thlicher Farbe. Die alkalische L\u00f6sung des Farbstoffes gibt keine Reaction mit Kalilauge, Natriumnitroprussid und Essigs\u00e4ure. Der schwarze Farbstoff l\u00f6st sich weiter noch in folgenden Substanzen: In Salpeters\u00e4ure in der K\u00e4lte mit roth-brauner Farbe, beim Kochen tritt dann nach und nach eine gelbe F\u00e4rbung ein; fast ebenso verh\u00e4lt er steh gegen con-centiirte Salzs\u00e4ure. In concenjrirter Schwefels\u00e4ure l\u00f6st er sich in der K\u00e4lte mit etwas gr\u00fcribrauner Farbe, beim Kochen mit Schwefels\u00e4ure tritt ein schwarzer Niederschlag auf; auch in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure ist er l\u00f6slich. : Der Farbstoff l\u00f6st sich ferner in m\u00e4ssig coneentrirter Fluorwasserstoffs\u00e4ure, wird dabei jedoch etwas entf\u00e4rbt. Er ist l\u00f6slich in heisser Ameisen-\nund Milchs\u00e4ure, und zwar liefert er eine schwarzbraune L\u00f6sung: wenig l\u00f6slich ist er in kalter Ameisen- und Milchs\u00e4ure. Fast unl\u00f6slich ist er in heisser Butter- und Essigs\u00e4ure, ferner unl\u00f6slich in Chloroform. Glycerin, Terebinthen\u00f6l, Benzol, Petroleum\u00ab \u00abither, Methylalkohol. Der Farbstoff wird durch reducirendc Mittel (Natriumamalgam) nicht zerst\u00f6rt. Der schwarze Niederschlag verbrennt beim Gl\u00fchen am Platinbleche unter Hinterlassung einer r\u00f6thlichen Asche, welche aus Eisenoxyd besteht, wie durch die Riiodankaliumreactioh nachgewiesen wurde. Dieselbe Reaction beobachtet man, wenn man den mit 10% Bleizuckerl\u00f6sung erhaltenen, grauen Niederschlag gl\u00fcht. Es r\u00fchrt also sein Eisengehalt nicht von den ihm etwa noch anhaftenden Mengen von Eisenchlorid her, durch welches er aus dem Harne isolirt wurde. Mit etwas Natronkalk erhitzt st\u00f6sst der-schwarze Farbstoff Ammoniakd\u00e4mpfe aus, er enth\u00e4lt, also Stickstoff. Ferner enth\u00e4lt er Schwefel, was sich aus folgendem Verhalten ergibt : Der schwarze K\u00f6rper wird mit reinem, kohlensaurem Natron eingedampft, dann etwas Salpeter zu-gcsotzt, geschmolzen, wiederholt mit Salzs\u00e4ure eingedampft, endlich in Wasser gel\u00f6st, mit Salzs\u00e4ure versetzt und fUtrirt.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nDas klare Filtrat liefert auf Zusatz von Chlorbarium schwefel-sauren Baryt. Nach den hier aufgef\u00fchrten Eigenschaften des Farbstoffes d\u00fcrfte es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass er identisch ist oder sich sehr \u00e4hnlich verh\u00e4lt, wie jenes schwarze Pigment, das M\u00f6rner1) aus dem Harne eines an melanotischen Tumoren leidenden Individuums gewann, und zwar mit jenen Portionen des.Farbstoffe, welche in Essig s\u00e4ure ) unl\u00f6slich waren. Mit R\u00fccksicht auf die ausf\u00fchrlichen und ersch\u00f6pfenden Angaben von M\u00f6rner habe ich Abstand genommen, weitere Untersuchungen \u00fcber das chemische Verhallen des Farbstoffes auszuf\u00fchren. Auch schien es mir deshalb unn\u00f6thig, quantitative Bestimmungen des Eisen-, Schwefeloder Stickstoff-Gehaltes zu machen, um so mehr, als es mir trotz mancher Versuche nicht gelang, diesen Farbstoff in krystallinischcr Form zu erhalten, und als ich weiter die Ueberzeugung gewann, dass es sich nicht um einen Farbstoff, sondern um ein Gemenge verschiedener Farbstoffe handelt! Die ersch\u00f6pfenden Literaturangaben, welche M\u00f6rner5) in seiner Arbeit aufgef\u00fchrt hat, und denen ich nichts hinzuzuf\u00fcgen habe, entheben mich der M\u00fche, dieselben hier aufzuf\u00fchren. Ich habe aber das Vorhalten des Haines in solchen F\u00e4llen deshalb so detaillirt geschildert, weil cs allenfalls f\u00fcr sp\u00e4tere Bearbeiter dieser Frage von Interesse sein kann, \u00fcber diese Dinge orientirt zu sein.\nIch will weiter an der Hand der hier niedergelegten Thatsachen die Frage er\u00f6rtern, in wieweit die Berlinerblau-reaction - so d\u00fcrften wir wohl jetzt die von Thorm\u00e4hlen und H. Lorenz in solchen Harnen aufgefundene Reaction mit Natriumnitroprussid, Kalilauge und Saure nennen \u2014 klinische Bedeutung hat. Kann man sie f\u00fcr die Diagnose der Melanurie verwerthen?\nDass sie dem pathologischen Farbstoffe, dem Melanin, als solchem nicht zukommt, ist aus den hier mitgetheilten\n) M\u00f6rner, Zeitschrift f. physiologische Chemie, Bd. 11, S. 66, 1887\n') M\u00f6rner, 1. c., S. 9o u. 109.\nj M\u00f6rner, l.c.,S. 141; siehe auch v. Jak sch, Klinische Diagnostik.\n\u00b1 Auflage, 1. c., 8. 316.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"393\nBeobachtungen ersichtlich, denn der Farbstoff als solcher in Kalilauge gel\u00f6st gibt mit Natriumnitroprussid, Kalilauge und S\u00e4ure keine derartige Reaction.\t\u2022\t'\nEs w\u00e4re nun naheliegend anzunehmen, dass ausser dem aus solchen Harnen isolirten Farbstoffe, dem Melanin oder den Melaninen, vielleicht noch ein anderer f\u00fcr die Melanurie charakteristischer Farbstoff ausgeschieden wird, dessen Anwesenheit durch dieses oben geschilderte Verhalten des Harnes angezeigt wird \u2014 aber auch diese Ansicht h\u00e4lt einer kritischen Beleuchtung nicht Stand. Dreschfeld (I. c.) hat das gleiche Verhallen des Harnes gefunden in einem diabetischen Harne. Ich fand j\u00fcngst die gleiche Reaction bei einem dreij\u00e4hrigen Kind\u00bb welches an Coprostase und leichten Verdauungsst\u00f6rungen litt und bei dem jeder Verdacht auf das Vorhandensein einer Melanurie ausgeschlossen war. Der mit Natriumnitroprussid, Kalilauge und Essigs\u00e4ure in der oben wiederholt beschriebenen Weise behandelte Harn lieferte Berlinorblau. Bei Untersuchung des Niederschlages bin ich so vorgegangen, wie ich es oben beschrieben habe. In diesem Falle zeigte die Reaction mit Eisenchlorid kein Vorhandensein von Melanin, wphl aber von Acetessigs\u00e4ure an, und die weitere Untersuchung ergab dass der Harn enorm reich an indigolieferndeh Substanzen war.\u2019 Die Diaceturie, Indicanurie, sowie die wiederholt erw\u00e4hnte Berlinerblau-Reaction verschwand sofort, als die bei dem Kinde bestehende Coprostase behoben wurdet Es kann deshalb diese Reaction f\u00fcr die Diagnose einer bestehenden Melanurie nur mit Reserve verwerthet werden, und zwar nur dann, wenn durch andere Reactionen (Eisenchloridl\u00f6sung) Melanin mit Sicher-heit nachgewiesen wurde.\nIch m\u00f6chte hier nochmals darauf, aufmerksam machen, dass die durch meine Untersuchungen in allen Punkten be-st\u00e4tigten Beobachtungen von Krukenberg (I. c.) und Sal-kowski (1. c.) bereits gezeigt haben, dass man bei Einwirkung von Essigs\u00e4ure in der W\u00e4rme auf die mit Harn erhaltene Reaction mit Natriumnitroprussid und Kalilauge blaue F\u00e4rbungen erh\u00e4lt, welche - wie bereits erw\u00e4hnt - die genannten","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nAutoren als Berlinerblau ansprachen. Es scheint also, dass bei der Melanurie sowohl, als in allen anderen Fallen, wo man diese Reaction findet, es sich um eine vermehrte Ausscheidung eines auch im normalen Harne vorkommenden, unter diesen Umst\u00e4nden Berlinerblau liefernden K\u00f6rpers handelt. Allerdings verh\u00e4lt sich im normalen Harne dieser K\u00f6rper etwas anders, es tritt erst nach dem Kochen der Probe die\n^Bildung von Berlinerblau ein, w\u00e4hrend in den oben erw\u00e4hnten pathologischen F\u00e4llen die Probe bereits in der K\u00e4lte eintritt ')*).\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich noch die in diesen Beobachtungen enthaltenen Thatsachen in wenigen Worten kurz zusammenfassen.\n1.\tDas empfindlichste Reagens zum Nachweise einer bestehenden Melanurie haben wir in einer Eisenchloridl\u00f6sung, welche auch in grosser Verd\u00fcnnung melanogen- oder melaninhaltige Harne schwarz f\u00e4rbt.\n2.\tDer in solchen und \u00e4hnlichen Harnen mil Nitroprussidsalzen, Laugen und S\u00e4uren entstehende Farbstoff ist Berlinerblau.\n3.\tDiese Berlinerblau-Reaction h\u00e4ngt jedoch mit der Ausscheidung von Melanogen und Melanin nicht zu sa m men. Sie findet sich auch in anderen \u2014 wie es scheint \u2014 vor allem an indigoliefernder' Substanz reichen Harnen.\n') Faces geben in der Wanne mit Xalriumuitroprussid die gleiche Reaction.\n*) Vielleicht beruhen sulche Keactionen auf dem Auftreten von Indol (?) im Harne, und w\u00fcrde dadurch das Auftreten einer solchen Reaction in an indigoliefernden Substanzen reichem Harne erkl\u00e4rt werden, indem ein Theil dieses K\u00f6rpers der Oxydation im Oiganismus entgeh!. Fine Bemerkung von Salkowski, 1. e., S. 128, zeigt, dass n\u00e4mlich Indol unter solchen Verh\u00e4ltnissen Berlinerblau liefern kann. Damit w\u00e4re aber noch immer nicht das Auftreten einer solchen Reaction in dem nur massig imlicanreichen Harne (Fall 2 meiner Beobachtungen) erkl\u00e4rt.","page":394},{"file":"p0394s0001.txt","language":"de","ocr_de":"1) ni ckfphl or\nvorigen Heft, Hand XIII, .Seite 308, isl folgende Correctin' anzubrinpfm.\nStatt\nCO\nmus* es heissen :\nCO\nCH,\nX\tCH\nC - N\nx\tc - c\nTheobromin\nCH,\nCO\nCH.\nN\nCH\nC N.\nNH - C = N fheobromin,\nCM.\nCU","page":0}],"identifier":"lit16757","issued":"1889","language":"de","pages":"385-394","startpages":"385","title":"Beitrag zur Kenntniss des Verhaltens des Harnes bei der Melanurie","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:27:22.913799+00:00"}