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{"created":"2022-01-31T12:45:19.432836+00:00","id":"lit16770","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Udr\u00e1nszky, L. von","role":"author"},{"name":"E. Baumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 13: 562-594","fulltext":[{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Vorkommen von Diaminen, sogenannten Ptomainen.\nbei Cystinurie.\nVon\nX. t. Udr\u00e4nszky and E. Baumann.\n(Der Redaction zugegangen am 5. Mai 1889.)\nAm Ende des Jahres 1887 hatten wir Gelegenheit, den Harn eines Patienten zu untersuchen, welcher in Folge von Blasensteinbeschwerden und damit verbundenem Blasencatarrh Aufnahme in der chirurgischen Klinik gefunden hatte. Dieser Harn enthielt kleine gelblich gef\u00e4rbte Concremente, welche Herr Prof. Kraske als Cystinsteinchen erkannte. Bei der mit dem Patienten vorgenommenen Operation wurde eine Anzahl Cystinsteine von Erbsen- bis Bohnengr\u00f6sse entfernt. Von da ab zeigte der Harn nur noch ein geringes Sediment von Cystinkrystallen. Der anf\u00e4nglich von Eiterk\u00f6rperchen milchig getr\u00fcbte Harn wurde allm\u00e4lig wieder klar, besass aber w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeit noch alkalische Reaction, auch\nnachdem die \u00fcbrigen Anzeichen von Blasencatarrh verschwunden waren. .\nEin halbes Jahr nach der Operation war der frisch entleerte Harn beinahe klar, und reagirte entweder neutral oder\nschwach alkalisch; nur selten wurde schwach saure Reaction beobachtet.\nDie Cystinausscheidung war so oft wir den Harn untersuchten an ca. 50 lagen zu verschiedenen Zeiten w\u00e4hrend eines Jahres \u2014 immer vorhanden. Das Sediment von Cystin-","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"563\nkrystallen, welche beim Stehen des Harns sich regelm\u00e4ssig absonderten, war fast immer sehr gering..\nIm Interesse einer h\u00e4ufigeren chemischen Untersuchung der Harns dieses Patienten hat Herr Prof. Kraske die wiederholte Aufnahme desselben in seine Klinik im Fr\u00fchling, im Sommer und im Herbst des letzten Jahres erm\u00f6glicht, obwohl der fr\u00fchere Patient weder \u00fcber HarnbeschWerden, noch \u00fcber St\u00f6rungen in der Aus\u00fcbung seines Berufes \u2014 er ist Schneider in einem Dorfe am Kaiserstuhl \u2014 sich zu beklagen hatte. F\u00fcr die uns hierdurch zu Theil gewordene F\u00f6rderung unserer Untersuchungen sprechen wir Herrn Prof. Kraske auch an dieser Stelle unseren lebhaftesten Dank aus.\nDie Ausscheidung des Cystins und der anderen Schwefelverbindungen in dem Harn der genannten Person ist eingehend und in fortlaufenden Reihen von Herrn B* Mes ter untersucht worden, welcher seine auch nach anderen Richtungen ausgedehnten Beobachtungen in einer folgenden MittheHung in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlichen wird.\nDie folgenden Untersuchungen haben ausschliesslich das sehr bemerkenswerthe Vorkommen von Diaminen im Harn bei Cystinurie zum Gegenst\u00e4nde, \u00fcber welches wir einige vorl\u00e4ufige Mittheilungen an anderer Stelle gebracht haben1 * 3). Diese Diamine geh\u00f6ren zu den von L. Briefer entdeckten und rein dargestellten Ptomainen, welche von diesem Autor unter dem Namen Cadaverin und Putrescin beschrieben worden sind. Das Cadaverin C,H14Nt ist, wie Ladenburg*) und Brieger8) gezeigt haben, identisch mit Pentamethylendiamin. Dass B r i e g e r \u2019 s Putrescin C4 H1# N, nichts Anderes als Tetramethylendiamin ist, haben wir k\u00fcrzlich nachgewiesen4).\n. \u2019 '\t.\t; r \u00bb\nWir haben diese K\u00f6rper, welche wir in dem Harn des genannten Patienten zuerst im December 1887 beobachteten,\n') Rer. d. D. Chem. Ges., Bd. XXI, S. 2744 und 2038.\n-) Ber. d. D. Chem. Ges., Bd. XIX, S. 2585.\n3)\tL. Brieger, Untersuchungen \u00fcber die Ptomaine, Berlin 1886.\n4)\tBer. d. D. Chem. Ges., Bd. XXI, S. 2038.","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"seit dieser Zeit wiederholt aus dem Harn desselben dargestellt, und zwar zuletzt 10 Monate nach ihrer ersten Auffindung. Zu ihrer Isolirung diente uns eine Reaction, welche f\u00fcr die Abscheidung von mehrwertigen Alkoholen, und besonders der Kohlehydrate aus dem Harn sehr gute Dienste leistet. Diese besteht in der Ueberf\u00fchrung der genannten Substanzen in Benzoylverbindungen, welche in Wasser ganz unl\u00f6slich, und durch grosse Best\u00e4ndigkeit ausgezeichnet sind1). Aus einem Gemenge mehrerer Diamine k\u00f6nnen die Benzoylver-bindungen der einzelnen Basen durch ihre L\u00f6slichkeitsunterschiede in Aether und in Weingeist fast ohne Verluste getrennt werden.\n1. Darstellung der Benzoylverbindungen der Diamine aus\ndem Cystinharn.\nDie Tagesmenge des Harns (durchschnittlich ca. 1500 cbcm.) wurde mit 200 cbcm. Natronlauge von 10 Procent versetzt und hierauf mit 20 bis 25 cbcm. Benzoylchlorid so lange gesch\u00fcttelt, bis der Geruch des letzteren verschwunden war. Dabei entstand eine ziemlich reichliche Abscheidung eines gelblich weissen Niederschlages, welcher ausser den unl\u00f6slichen Phosphaten die Benzoylverbindungen der normalen Kohlehydrate des Harns und den gr\u00f6sseren Theil der Benzoylverbindungen der vorhandenen Diamine enthielt. Ein anderer Theil der letzteren bleibt in der vom Niederschlage abfiltrirten, etwas tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st; dieser meist geringere Antheil wird zugleich mit dem Benzoylcystin in folgender Weise gewonnen;\nDie abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit wird mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert, wobei eine reichliche Abscheidung von Benzoes\u00e4ure erfolgt, und mit dem gleichen Volum von gew\u00f6hnlichem Aether 3 mal ausgesch\u00fcttelt. Dadurch werden der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit die Benzoes\u00e4ure, das Benzoylcystin und die vor-\n*) Vergl. Das Benzoylchlorid als Reagens, Ber. d. D. Chem. Ges., Bd. XXI, S. 2744.","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"565\nhandenen Benzoyldiaininc entzogen1). Nachdem der Aether\nabdestillirt ist, wird der R\u00fcckstand, bevor er erstarrt ist, in\nungef\u00e4hr so viel 12procentige Natronlauge eingetragen, als\nzur Neutralisation erforderlich ist. Die sq erhaltene, mehr\noder weniger getr\u00fcbte braune Fl\u00fcssigkeit wird mit dem 3-bis\n4fachen Volum derselben Natronlauge vermischt und in die\nK\u00e4lte gestellt. Sehr oft erscheint diese schon nach kurzer\nZeit von langen Krystallnadeln und Bl\u00e4ttchen so durchsetzt,\n\u25a0 % \u00ab \u00bb\ndass sie eine breif\u00f6rmige Masse bildet. Nach \u00cf 2\u2014'24 st\u00e4ndigem Stehen werden die Krystalle mit der Pumpe abgesaugt, und mit wenig kalter Natronlauge gewaschen. Die Krystalle bestehen aus der Natriumverbindung d\u00e8s' Benzoylcystins,. welche in Wasser leicht, in Natronlauge-fast unl\u00f6slich ist, lind den Benzoylverbindungen der Diamine/ Die beiden K\u00f6rper werden durch kaltes Wasser, in welchem die zuletzt genannten. Stoffe unl\u00f6slich sind, getrennt. Zur weiteren. Reinigung werden die benzoylirten Diamine in wenig warmem Wein-geist gel\u00f6st und durch viel Wasser aus dieser L\u00f6sung in\nForm volumin\u00f6ser farbloser nadelf\u00f6rmiger Krystalle abgeschieden.\nEin gr\u00f6sserer Theil, das Doppelte bis Dreifache von den in oben beschriebener Weise erhaltenen Benzoyldiaminen, findet sich in dem Niederschlage, welcher beim Sch\u00fctteln des Harns mit Benzoylchlorid und Natronlauge unmittelbar sich abscheidet. Dieser Niederschlag wird mit Weingeist digerirt, die abfiltrirte br\u00e4unlich jgefarbte L\u00f6sung wird bis auPein kleines Volum eingedunstet und in etwa die 30 fache Menge kalten Wassers eingegossen. In der alsbald milchig getr\u00fcbten Fl\u00fcssigkeit bilden sich beim Stehen die nadelf\u00f6rmigen' Krystalle der Benzoyldiamine, welche nach einem oder mehreren Tagen abfiltrirt werden. Das Filtrat zeigt immer eine ziem-\n\u2019) Die Benzoyldiamine sind in Wasser so gut wie unl\u00f6slich, werden aber von grossen Mengen salzreicher Fl\u00fcssigkeiten merklich gel\u00f6st. Auch in reinem Aether sind sie last unl\u00f6slich ; die Gegenwart anderer in Aether leicht l\u00f6slicher Stoffe, wie Benzoes\u00e4ure, bewirkt, aber, dass sie durch Aether w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeiten vollkommen entzogen werden.","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nlieh starke milchige Opalescenz, welche von den durch Wasser gleichfalls gef\u00e4llten Benzoyl Verbindungen der Kohlehydrate1) des Harns herruhrt. Der Krystallbrei wird auf dem Filter mit Wasser so lange gewaschen, bis das Filtrat ganz klar abfliesst. Zur v\u00f6lligen Beseitigung der Benzoylverbindungen der Kohlehydrate werden die Krystalle nochmals in Weingeist gel\u00f6st und von Neuem mit Wasser gef\u00e4llt. Die so gewonnenen Benzoylverbindungen der Diamine stellen eine sehr volumin\u00f6se Masse kleiner blendend weisser nadelf\u00f6rmiger Krystalle dar, welche durchaus identisch sind mit den fr\u00fcher genannten, aus dem Aetherauszug des Harns erzielten Krystallen. Dieselben beginnen bei etwas \u00fcber 120\u00b0 zu sintern, schmelzen v\u00f6llig aber erst \u00fcber 140\u00b0. Hieraus, sowie aus den Ergebnissen einiger Analysen, welche keine f\u00fcr eine einfache Formel stimmenden Werthe lieferten, war zu schliessen, dass das sch\u00f6n krystallisirte Pr\u00e4parat aus einem Gemenge bestand. Dieser Schluss wurde durch weitere Versuche best\u00e4tigt, durch welche wir eine sehr einfache und fast quantitative Trennung dieses Gemenges kennen lernten. Letztere wird in folgende? W( *ise bewirkt: Man l\u00f6st die Krystalle in ebenso viel warmem Weingeist, als zur L\u00f6sung erforderlich ist, und giesst diese L\u00f6sung in das 20 fache Volum Aether; alsbald\u2014oder nach kurzer Zeit beginnt eine Krystallisation, welche man durch Abk\u00fchlen oder Umr\u00fchren beschleunigt. Die abfiltrirten Krystalle schmolzen bei 170\u2014173\u00b0. Durch 1\u20142maliges Um-krystallisiren aus Weingeist wird der Schmelzpunkt bei 175 bis 176\u00b0 constant. Die Untersuchung dieser Substanz liess sie als die Benzoylverbindung des Tetramethylendiamins erkennen.\nDie #ron den Krystallen abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit lieferte nach Verdunsten des Aethers und Alkohols eine farblose strahlige Krystallmasse, welche durch Umkrystallisiren aus\n') Diese Substanzen sind im Harn des Gystinpatienten nicht \u00fcber die Norm vermehrt, wie die Pr\u00fcfung des ganz frischen Harns mit Hilfe der Furfurolreaction (vergl. L. v. Udranszky, diese Zeitschrift, Bd. XII S. 377) ergab.","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"5C7\nWeingeist gleichfalls weiter gereinigt wurde. Man erhielt so. eine zweite Substanz, welche, wie die bei 175\u00ae schmelzende, seidenglanzende Nadeln und langgestreckte Bl\u00e4ttchen' bildet, deren Schmelzpunkt nach dem UmkrystalHsiren aus Weingeist bei 129\u2014130\u00b0 constant wurde. Diese Substanz,, welche den Hauptbestandteil des Gemenges bildete, erwies sich als Benzoylpentamethylendiamin.\n2. Pentamethylendiamin C , Hi 4 Ks (Cadaverin).\nDie Ausbeute an der bei 129\u2014130\u00b0 schmelzenden Sub-stanz war stets gr\u00f6sser als diejenige der h\u00f6her schmelzenden Benzoyl Verbindung; sie betrug durchschnittlich ca. 7, von dem Gemenge der Benzoylverbindungen, Beim vorsichtigen Erhitzen sublimiren beide K\u00f6rper unzersetzt.\nDie Analysen der ersten Substanz ergaben folgende Werthe, wobei noch zu bemerken ist, dass die Analysen 1\u20144 mit einem Pr\u00e4parate, dessen Schmelzpunkt bei 120\u2014127\u00b0 lag, ausgef\u00fchrt wurden, w\u00e4hrend zu den Analysen .5\u20148 eine durch wiederholtes Umkrystallisiren vollkommen gereinigte Substanz, welche genau bei 129,5\u00b0 schmolz, verwendet wurde.\n1. 0,1923 gr. Substanz gaben: 0,5215 gr. 00, % 73,90of(j C.\n\u20190,1230 \u00bb H,0 -\t7,10 \u00bb H.\n2\t0,1385\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,375 gr. CO, .= 73,8.9 V0-0,0908 \u00bb H,0 ;=\t7,29 \u00bb H.\n\u00bb> o.\t0,22G5\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t18,4 cbcm. Stickstoff bei 15\u00b0 und 741 B. = 9,27 % N.\t\u25a0 ,\u2022 \u25a0 v'\n4.\t0,1879\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t15,2 ehe in. N bei 16.59 und 739 B. . = 9,14 N; \u2022*\n\u00ab*\u25a0 0.\t0,2113\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,5665 gr. CO, = 73,12 % Cs 0,1367 \u00bb HgO \u2014 \u2022 7,18 \u00bb H.\n-6.\t0,2138\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,5743 gr. CO,\t73,26 \u00c7. 0,1375 \u00bb H,0 ^\t7,14 \u00bb. H..\n7.\t0,1008\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t7,9 cbcm. N bei 22\u00b0 und 735 B. = 8,578 % N.\n8.\t0,1869\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t16,1 cbcm. N bei 29,5\u00b0 und 738 B. = 9,08 \u00b0/0 n;; :\t: v","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"Zusammenstellung der Analysen:\nSubstanz y. Schmelzp. 120\u20141^7\u2019 : Substanz v. Sehmekp. 120,5\u00bb;\n2.\t3.\t4.\t&\tG.\t7.\t8.\n7:: so\t_\t73,12\t73.-JG\t_\t\t <\u00bb\n7,2s\t_ .\t_\t7.18\t7,14\t-\t\u2022 'Ji \u2014 \u00bb\n~\t9,27 O.U\t\u2014\t\u2014\t8,58\t0,08 i\nMittel\tBerechnet f\u00fcr\t\nder Analysen:\tC,V(H,,NVO,:\t\n\u00c7\t73.57\t73.55 \u2022%,\t\nH\t7,17\t7,00 \u00bb\t\nN\t\u2018>,01\t9,03 v\t\nI)a die Kohlenstoffbestimmungen unserer Analysen bei Pr\u00e4paraten verschiedener Darstellungen noch merklich von den ausgerechneten Mittelwerten abwichen, musste der Beweis, dass unserer Substanz die Zusammensetzung C1#H\u201eN,0, zukomme, noch aut anderem Wege geliefert werden. Dieser Nachweis w\u00fcrde dadurch gef\u00fchrt, dass die Substanz in Penta-methj Icndiamin und Benzoes\u00e4ure glatt gespalten wurde. Das Pentamethylendiamin liefert andererseits bei Behandlung mit Bejizoylchlorid und Natronlauge einen K\u00f6rper, welcher in jeder Hinsicht mit unserer Substanz \u00fcbereinstimmt. Die Constitution der letzteren ist deshalb die folgende:\nCH, - CH, - CH, - NH(COC6H5)\nCH, \u2014 CH* \u2014 NH(COCbH5).\nDie Dibenzoylverbindung ist ausserordentlich best\u00e4ndig gegen S\u00e4uren und gegjen Alkalien. Concentrirte Schwefels\u00e4ure l\u00f6st dieselbe leicli(t auf, durch Wasser wird aus dieser L\u00f6sung die unver\u00e4nderte Substanz wieder abgeschieden. Erst bei l\u00e4ngerem Erhitzen mit starken S\u00e4uren tritt eine Zersetzung ein. Zur v\u00f6lligen Abspaltung der Benzoes\u00e4ure ist tagelanges Erhitzen mit concentrirter Salzs\u00e4ure in alkoholischer L\u00f6sung erforderlich.\n13 gr. der aus dem Harn gewonnenen Benzoyl Verbindung wurden mit einer Mischung aus gleichen Theilen Alkohol und concentrirter Salzs\u00e4ure auf dem Wasserbade erhitzt, bis eine herausgenommene Probe von verd\u00fcnnter","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"509\nNatronlauge v\u00f6llig gel\u00f6st wurde. Nach 2 Tagen war die Spaltung beendigt; die beim Verd\u00fcnnen mit Wasser abgeschiedene Benzoes\u00e4ure wurde abfiltrirt; das Filtrat wurde durch Aussch\u00fctteln mit Aether von der Benzoes\u00e4ure befreit und zur Trockene verdunstet. Es hinterKcss eine strahlige Krystallmasse, welche in Wasser sehr leicht* in -Alkohol schwer sich l\u00f6ste. Eine Spur dieses R\u00fcckstandes, der Chlor--Wasserstoffverbindung einer starken Base, gab beim Erhitzen mit Aetzkali einen eigenartigen sehr penetranten Geruch, welcher sofort an die von Brieger entdeckten Ptomaine erinnerte. Brieger hat diesen an \u00abSperma erinnernden \u00bb Geruch zuerst beim Neuridin beobachtet, sp\u00e4ter als charakteristische Eigenschaft besonders des Cadaverins und in geringerem Maasse des Putrescins erkannt. Die folgenden Versuche Hessen die Natur der vorliegenden Base genau erkennen.\t^\t^\nAus der weingeistigen L\u00f6sung des salzsauren Salzes wurde durch alkoholisches Platinchlorid ein reichlicher, gelber, krystallinischer Niederschlag eines Platinchlorid-DoppeJsal/es gef\u00e4llt, welches durch Umkrystallisiren aus hersent Wasser gereinigt wurde. Beim langsamen Erkalten der L\u00f6sung ent-, standen vollkommen ausgebildete rothgelbe Krystalle von oktaeder\u00e4hnlichem Habitus, welche die gr\u00f6sste Aelinlichkeit zeigen mit Brieger\u2019s1) Abbildungen des Salzs\u00e4uren Cadaverin-Platinchlorids. Bei einer anderen Krystallisation .w\u00fcrde dasselbe Salz in b\u00fcschelf\u00f6rmig vereinigten langgestreckten S\u00e4ulen erhalten. Eine Platinbestimmung mit 0,3740 gr. Substanz lieferte 0,1425 gr. = 38,04 \u00b0/0 Pt. Das Doppelsalz CkHl0 (NH, HCl), + PtCl4 enth\u00e4lt 38,02 \u00b0/0 Pt. Zur weiteren Feststellung, der Base wurden 12 gr. des Platinsalzes zur Darstellung der freien Base mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Das .wiedergewonnene salzsaure Salz wurde mit Aetzkali destillirt, dafcei ging \u2019zuerst etwas Wasser, und \u00fcber 160\u00b0 ein farbloses Oel \u00fcber, dessen Siedepunkt bei erneuter Destillation bei 173\u00b0 (uncorr.) beobachtet wurde. Der Siedepunkt des Cadaverins* d. i. des Penta-\nl) L. Brieger, Ptomaine.","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nmethylendiamins liegt nach Ladenburg') bei 175\u2014178\u00b0. Die freie Base besitzt den schon erw\u00e4hnten Geruch, raucht an der Luft, und zieht mit grosser Begierde Kohlens\u00e4iire an, wobei sie sich in eine feste weisse Masse von kohlensaurem Salz verwandelt.\nNach dem Bisherigen erschien es sehr wahrscheinlich, dass unsere Base nichts Anderes als Pentamethylendiamin (Cadaverin) sei. Durch die folgenden Versuche wird jeder Zweifel an der Identit\u00e4t unserer Substanz mit der von Brieger und von Ladenburg beschriebenen Base beseitigt.\nBrieger beschreibt als eine sehr charakteristische Eigenschaft des Cadaverins seine Verbindung mit Pikrins\u00e4ure, welche in kaltem Wasser fast unl\u00f6slich ist, in d\u00fcnnen Nadeln und langgestreckten Tafeln krystallisirt, und bei ca. 221\u00b0 unter Zersetzung schmilzt. Wir erhielten aus ejer w\u00e4sserigen L\u00f6sung unserer Base ein Pikrat in grosser Menge, das die von Brieger angegebenen Eigenschaften besass. Dasselbe begann bei 220\u00b0 zu schmelzen und war bei 222\u00b0 v\u00f6llig zu einer schwarzen Fl\u00fcssigkeit geschmolzen, aus welcher reichlich Gasblasen sich entwickelten. Die Analyse des in Wasser fast unl\u00f6slichen Salzes ergab f\u00fcr das Pikrat des Pentamethylendiamins C5Hu Nt (C6 Hs N, 0.), gut stimmende Werthe:\n,1902\t\tSubstanz gaben:\t\t0,2630 gr.\tC02 =\t= 36,55\u00b0|0\n\t\t\t\t0,0703 \u00bb\th2o =\t=\t3,97 \u00bb\n,2318\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t40,4 ebem.\tK bei\t14,5\u00b0 und\n\t\t\t\t= 19,83\u00b0/,\t, N.\t\n\t\tBerechnet f\u00fcr\t\t\tGefunden :\t\n\tC5\tHuN*(C0H3N3O7);\t\t\u2022 i *\t1.\t2.\nf*17\t\u2022=\t204\t36,42\t\t36,55\t\u2014\nH*o\t\t20\t3,57\t\t3,97\t\u2014\nV\t. \u2014\t112\t20,00\t\t\u2014\t19,83\nOu\t\t224\t40,00\t\t\u2014\t\u2014\n\t\t560\t99,99\t\t\t\nDa Benzoylverbindungen des Pentamethylendiamins noch nicht beschrieben sind, haben wir uns nach Ladenburg\u2019s\n') D. Chem. Ges.. Bd. XVIII, S. 2957.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"Methode aus Trimethylenbromid eine kleine Menge der Base dargestellt, und diese in w\u00e4sseriger L\u00f6sung behz\u00f6ylirt. Nach\neinmaligem Umkrystallisiren .dieser Benzoyl verb indu ng aus Weingeist erhielten wir Krystalle, welche bei 130\u00b0 schmolzen, und in Nichts von der oben beschriebenen Benzoylvcrbindung diflerirten. Eine C- und H-Bestimmung ergab die von der\nTheorie geforderten Werthe:\n/\nA na 1 y so :\n0,1875 gr. Substanz gaben: 0,5075 gr. C0_, '\t73,81 \"jlt C.\n(>.1200 \u00bb H..O ~\t7*47) \u00bb . H.\nC\nH\nOlunden:\n73.81\n7,40\nlioroclinot f\u00fcr C, Hj.^NUCOO,. liv)s :\n73.55'V\t\u2022\n7,09'\t.\nHerr Prof. Brieger hatte die Freundlichkeit, uns eine kleine Menge der bei der F\u00e4ulniss gebildeten Base zu \u00fcberi\u00e4ssen. Wir erhielten auch aus diesem Product eine Bcnzovlyerbin-dung vom Schmp. 130\u00b0, welche in allen \u00caigenschaften mit der aus dem Harn gewonnenen und der aus synthetischem Pentamethylendiamin gebildeten Benzoyldiamin ubereinstimnjte,\nDurch alle im Vorstehenden genannten, und geschilderten Versuche wird bewiesen, dass der Harn des Cystinpatienten Pentamethylendiamin enthielt. Die Identit\u00e4t dieses K\u00f6rpeVs mit dem Cadaverin Brieger\u2019s ist vor Kurzem von Laden-burg (1. c.) nachgewiesen und von Brieger (1. c,)! best\u00e4tigt worden.\nDie Theorie l\u00e4sst die Existenz von nicht weniger als 12 K\u00f6rpern der Zusammensetzung C5H10(NHt)J voraussehen> in welchen die NH2-Gruppen an verschiedene Kohenstoffatome gebunden sind. Von den Isomeren des Pentamethylendiamins ist zwar noch keines hinsichtlich seiner Constitution bekannt,\n\u2022\t- \"\t\u2022\t\u2018\t* .7** \u25a0 ' >\t*\nindessen hat Brieger ausser dem Pentamethylendiamin noch 2 Ptomaine derselben Zusammensetzung, welche er Neuridin und Saprin benannt hat, dargestellt, und mehrere Salze dieser Basen beschrieben. Einige Beobachtungen machten'es. uns anf\u00e4nglich wahrscheinlich, dass neben dem Pentamethylendiamin eine isomere Base in dem von uns untersuchten. Harn","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"halten sei. Bei der Darstellung einer gr\u00f6sseren Menge des oben beschriebenen Plitinsalzes aus der noch nicht v\u00f6llig gereinigten Benzoylverbindung fanden wir, dass die Mutterlaugen , aus welchen der gr\u00f6sste Theil des Doppelsalzes aus-krystallisirt war, ein leichter l\u00f6sliches Salz enthielten, welches beim Verdunsten in gelben Krystallsch\u00fcppchen sich absetzte. Der Platingehalt dieses Salzes stimmte fast genau mit dem des fr\u00fcher beschriebenen Doppelsalzes \u00fcberein:\n1. 0,ltf\u00ab7 gr. \u00ables Salzes gaben: 0,003 gr. =; 37.70\" 0 Pt.\n0,100*) >' v\tV\t\u00bb\t0.0028 v \u2014 37.71 \u00bb v\n(iefuinlen :\n1. \u00b1\n37.70\t37,71\nBerechnet f\u00fcr\nC.H,,X,Pt\n38.0-2.\nDer Schluss, dass die Platinsalze -von 2 isomeren Basen vorliegen , schien durch die Beobachtung Brieger\u2019s, nach welcher die Platindoppelsalze sowohl des Xeuridins als auch (h's Saprins leicht l\u00f6slich sind, eine gewisse St\u00fctze zu gewinnen. Die genauere Untersuchung der Mutterlaugen \u00fcberzeugte uns indessen, dass in unserem Falle sicher nur Pentamethylendiamin ohne jede Beimengung einer isomeren Substanz vorlag. Wurde das aus den Mutterlaugen gewonnen\u00ab leicht l\u00f6sliche Platinsalz aus der concentrirten w\u00e4sserigen L\u00f6sung durch Weingeist gef\u00e4llt und dann aus heissem Wasser 1- bis 2 mal krystallisirt, so erhielt man wieder das schwer l\u00f6sliche Salz, welches in Krvstallform und L\u00f6slichkeit genau mit dem zuerst dargestellten Salze \u00fcbereinstimmte, ein Beweis, dass das scheinbar leicht l\u00f6sliche Salz diese Eigenschaft nur durch gewisse Verunreinigungen erhalten hatte.\nBei dieser Gelegenheit wurde die L\u00f6slichkeit des salz-sauren Pentamethylendiamin-Platinchlorids ermittelt ; dasselbe braucht 113 bis 114 Theile Wasser von 12\u00b0 zur L\u00f6sung.\nEinen weiteren Beweis daf\u00fcr, dass isomere Basen von der Formel G5HuN, in den aus dem Harn gewonnenen Benzoylverbindungen nicht enthalten sind, ergab die Ben-zoylirung der letzten Mutterlaugen des Platindoppelsalzes. Dieselben lieferten ausschliesslich das bei 129\u2014130\u00b0 schmelzende Dibenzoylpentamethylendiamin.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"573\n3. Tetramethylendiamin C^Hs (NH.)j (Putre\u00e4cin).\nDie bei 175\u2014176\u00b0 schmelzende Benzoylverbind\u00fcng, deren Darstellung fr\u00fcher beschrieben wurde, ist in Weingeist merklich schwerer l\u00f6slich, als das Benzoylpentamethylendiamin ; sonst ist sie letzterem durchaus fdinlich. Seine Analyse ergab Werthe, welche f\u00fcr die Benzoylverbindiing eines Diamins mit 4 Atomen Kohlenstoff sehr nahe stimmten.\nAnalysen:\n1.\t0,215 gr. Substanz gaben: 0,5722 gr. C0._,\t= 72,58'\u2019',, C.\n0,1350 \u00bb H.,U =s (j,95 \u00bb H. :\n2.\t0,2033 \u00bb\t\u00bb\t>\t17,2 ebcm. X. bei 12\u00b0 und 737 B,\n9,73% N.\n3.\t0.2G92 *\t\u00bb\t22,5 cl.cm. Xher 13\u00b0 und 737 B.\n= 9,50N.\nBerechnet f\u00fcr C4H8(XHCOC\u00f6H5)2:\nC18 = 210\t72,97%\nH20\t\u2014\t20\t0,75\t\u00bb\nS,\t-\t28\t9,40\t>\n\u00b0,\t=\t32\t10,81\t\u00bb\n290\t99,99\nEine kleine Quantit\u00e4t der Benzoylverbind\u00fcng (2,5 gr.) wurde durch 12st\u00fcndiges Erhitzen mit Alkohol und Salzs\u00e4ure gespalten. Nach Entfernung der Benzoes\u00e4ure wurde , beim Verdunsten der Fl\u00fcssigkeit ein in Alkohol schwer l\u00f6sliches salzsaures Salz erhalten, aus welchem durch Alkali die freie Base abgeschieden wurde. Diese besass' einen dem Pentamethylendiamin durchaus \u00e4hnlichen Geruch. Aus der con* centrirten w\u00e4sserigen L\u00f6sung des salzsauren Salzes wurde durch Platinchlorid und Alkohol das Platindoppelsalfc gef\u00e4llt. Dieses bildete nach dem Umkrystallisiren aus Wasser feine Prismen, welche meist zu Drusen verwachsen waren. Die Analyse desselben lieferte folgende Werthe:\nBef unden:\n1.\t2.\t3.\n72,58\n0,95 - \u2014\\\t\u2014\n-\t9,73 9*5.6\n1.\no\n0,1997 gr. Substanz gaben: 0,0710 \u00bb\t\u00bb\t*\nGefunden :\nl\u2019t 39,21\t39,43\n0.0783 gr. \u2014 39,21 \"/\u201e Pi. 0,0280 \u00bb . >>39,43 \u00bb ^\nBerechnet f\u00fcr\t\u2019\nG1lUXH,Hf:i)i;.+ Pt(;i1:\n39,15\"","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nUm die Constitution dieser zweiten Base zu ermitteln, musste wieder die Vergleichung derselben mit den K\u00f6rpern von der Zusammensetzung C.H^N, und von bekannter Constitution durchgef\u00fchrt werden. Es lag am n\u00e4chsten, mit dem Tetramethylendiamin zu beginnen. Letzteres stellten wir uns aus Aethylencyanid dar. Das Aethylencyanid wurde nach LadenburgV) Vorschrift in absolutem Alkohol bei Siedetemperatur mit metallischem Natrum reducirt.\nDas hierbei gebildete Tetramethylendiamin wurde mit \u00fcberhitztem Wasserdampf abdestillirt, und direct benzoylirt. Das Reactionsproduct wurde aus heissem Weingeist umkry-stallisirt, und bildete, so gereinigt, farblose langgestreckte Nadeln, welche bei 175\u2014176\u00b0 schmolzen und in jeder Hinsicht mit der aus dem Harn gewonnenen Benzoylverbindung vom gleichen Schmelzpunkt als identisch sich erwiesen.\nAnalysen:\n1.\t0,208 gr. Substanz gaben: 0.5572 gr. CO* \u2014 73,06 \u00b0|0 C.\n0,1225 \u00bb H*0 = 6,54 \u00bb H.\n2.\t0,1987 >\t\u00bb\t\u00bb\t17,1 cbcm. N bei 27\u00b0 und 740 B.\n= 9,24 \u00b0|0 N.\n\tGefunden:\t\tTheorie f\u00fcr\n\t1.\t2.\tC4H8(NHCOC*H5)2:\nc\t73,06\t\u2014\t72,97 V\nH\t6,54\t\u2014\t6,75 \u00bb\nN\t\u2014\t9,24\t9,46 \u00bb\nEs besteht somit kein Zweifel dar\u00fcber, das das zweite aus dem Cystinharn abgeschiedene Diamin mit dem Tetramethylendiamin identisch ist.\nBrieger hat unter den von ihm entdeckten Ptomainen einen K\u00f6rper von der Zusammensetzung C4Hlf N#, welchen er Putrescin nannte, genauer untersucht und beschrieben.\nEs war von nicht geringem Interesse, festzustellen, oh Brieger\u2019s Putrescin mit der aus dem Cystinharn gewonnenen Base identisch oder nur isomer ist. Wenn Ersteres der Fall.\n*) D. Chem. Ges., Bd. XVI, S. 360.","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"so war zugleich die Constitution einer weiteren Substanz aus der Reihe der von Brie g er entdeckten Ptomaine; ermittelt. Wir sind deshalb Herrn Prof. Br i eg er f\u00fcr die Ueberlassung einer Probe seines Putrescins zum Zwecke der Vergleichung dieses K\u00f6rpers mit unserer Base zu besonderem Danke verpflichtet.\t/'\nBei der Benzoylirung des Putrescins wurde die Ver-muthung, dass diese Base nichts Anderes als Tetramethylendiamin sei, welche Herr Prof. Brieger von vornherein jnit uns theilte, durchaus best\u00e4tigt. Der Schmelzpunkt der einmal aus Weingeist krystallisirten Benzoylverbindung lag bei 175\u00b0. L\u00f6slichkeit, Krystallform und Zusammensetzung derselben stimmten durchaus mit der aus dem Cystinharn und der aus dem Tetramethylendiamin erhaltenen Benzoylverbindung \u00fcberein.\nAnalysen:\n1. 0,1898 gr. Substanz gaben: 0,5037 gr. CO, == 72,37% C.\n0,1130 \u00bb H;\u00f6 =\t6,66 \u00bb H.\n2.0,2155\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,5720 gr. CO, \u00ab 72,39.%\n\u2018\t0,1340 \u00bb H, 0 =s 6,91 \u00bb ft.\n3. 0,2030 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t16,8 cbcm. N bei 17\u00b0 uAd 749 B.\n= 9,45% N: ' .\nBerechnet f\u00fcr C4 H, (NHCOCgHj),: *\n\u2022 72,97%.\t/\n6,75\u00bb\n9,46 \u00bb\n____Gefunden :\n1.\t2.\t3.\nC\t72,37\t72,39\t\u2014\nH\t6,66\t6,91\t\u2014\nN\t\u2014\t\u2014\t9,45\nBrieger ermitt\u00e8lte den Siedepunkt des Putrescins bei 156\u2014157\u00b0. Ladenburg1) fand denjenig\u00e9n des Tetramethylendiamins bei 158\u2014160\u00b0.\nWir beobachteten den Schmelzpunkt der Brieger\u2019schen Base bei 24\u00b0, das Tetramethylendiamin schmilzt nach Lacjen-burg\u2018) bei 23\u201424\u00b0.\n\u2666 *\nDie Identit\u00e4t von Putrescin mit dem Tetramethylendiamin ist somit nicht zu bezweifeln.\n') I). Chein. Ges., Bd. XIX, S. 781.","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\n: I\n4. Ueber die quantitative Bestimmung der Diamine in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen nnd im Harn.\nUm zu ermitteln, in wie weit die Abscheidung der Benzoylverbindungen der Diamine zur quantitativen Ermittelung dieser Stoffe im Harn verwerthet werden kann, haben wir mehrere Versuche angestellt, welche Folgendes ergaben.\nL\u00f6sungen von Pentamethylendiamin und von Tetramethylendiamin liefern bei einer Verd\u00fcnnung von 1 : 10,000 eine nahezu quantitative Ausbeute der entsprechenden Ben-zoylverbindungen. \u2019/* Liter Wasser, welchem 0,005 gr. der Basen zugesetzt wurden, gibt noch eine bemerkbare Abscheidung der krystallisirten Benzoylverbindungen. Bei dieser Verd\u00fcnnung von 1 :100,000 ist aber die Grenze der Anwendbarkeit schon \u00fcberschritten. Aus folgenden Beispielen wurden die Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr w\u00e4sserige L\u00f6sungen und beim Harn ersichtlich:\nVersuch 1. Eine L\u00f6sung von 0,00788 gr. Pentamethylendiamin in 100 cbcm. Wasser lieferte beim Sch\u00fctteln mit 5 cbcm. Benzoylchlorid und 45 cbcm. Natronlauge von 10\u00b0/0 0,0218 gr. der Benzoyl Verbindung vom Schmelzpunkt 120 bis 130\u00b0, somit eine Ausbeute von 92\u00b0/0 der theoretischen. Die Verd\u00fcnnung der L\u00f6sung, welche benzoylirt wurde, war 1 : 12600.\nVersuch 2. Als dieselbe Menge der Base (0,00788 gr.) in 175 cbcm. Wasser gel\u00f6st in sonst gleicher Weise benzoylirt wurde, erhielten wir nur 0,0142 gr. der Benzoylirung (Schmp. 129\u2014130\u00b0). In diesem Falle betrug die Verd\u00fcnnung der L\u00f6sung 1 : 22,200 und die Ausbeute 60,4 \u00b0/0 der theoretisch m\u00f6glichen.\nVersuch 3. 0,050 gr. Tetramethylendiamin wurden zu 500 cbcm. normalem Harn (welches frei von Diaminen war), hinzugef\u00fcgt. Dieser Harn wurde mit 10 cbcm. BenzoyIchlorM und 100 cbcm. Natronlauge (von 10\u00b0/0) gesch\u00fcttelt, und geiiai\u2019 in der S. 564 beschriebenen Weise verarbeitet. Wir erhielt?1*","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\n0,103 gr. farblose Krystalle von Benzoyl tetramethylendiamin, welche bei 172\u2014173\u00b0 (statt 175\u2014176\u00b0) schmolzen, Bei der Pr\u00fcfung dieser Krystalle mit a-Naphtol unij concentrirter Schwefels\u00e4ure wurde eine noch eben erkennbare Furfurol-reaction erhalten, welche auf eine minimale Verunreinigung der Krystalle mit benzoylirten Kohlehydraten hindeut et, deren Gewicht jedenfalls nicht in Betracht kommt.\nDie Harnl\u00f6sung des Tetramethylendiamins war hier auf 1 : 10,000 verd\u00fcnnt. 0,050 gr. der freien Base w\u00fcrden nach der Theorie 0,168 gr. der Benzoylverbindung liefern. Die Menge der aus dem Harn wieder isolirten Base betrug somit 60 \u00b0/0 des theoretischen Werthes.\nDiese Versuche zeigen, dass noch sehr geringe Mengen der Diamine mit Hilfe von Benzoylchlorid aus w\u00e4sserigen L\u00f6sungen und aus Harn abgeschieden werden k\u00f6nnen, und dass diese Abscheidung, unter Ber\u00fccksichtigung der in den obigen Versuchen geschilderten Verh\u00e4ltnisse,. ssii quantitativen Bestimmungen derselben wohl verwerthbar ist.\nDa die Pikrins\u00e4ureverbindungen der Diamine, wie. Brieger gefunden hat, in kaltem Wasser fast unl\u00f6slich sind,, versuchten wir auch auf diesem Wege dfe Abscheidung derselben aus verd\u00fcnnten L\u00f6sungen zu bewirken. Eine L\u00f6sung von Pentamethylendiamin oder Tetramethylendiamin von 1:1000 in Wasser gibt mit Pikrins\u00e4ure augenblicklich eine reichliche F\u00e4llung der Pikrate. Bei einer Verd\u00fcnnung von 1 : 10,000 tritt die Abscheidung nicht mehr sofort ein; aber beim Stehen der mit Pikrins\u00e4ure versetzten L\u00f6sungen scheiden sich nach einiger Zeit lange Nadeln der Pikrate aus. Bei einer Verd\u00fcnnung von 1 : 100,000 wird auch nach, l\u00e4ngerem Stehen nichts mehr abgeschieden. Ein Versuch, aus 500 ebem. Harn, welchem 0,050 gr. Pentamethylendiamin zugesetzt worden waren, die Base mittelst Pikrins\u00e4ure abzuscheiden, und dieses Pikrat wieder durch L\u00f6sen in Natronlauge und Sch\u00fctteln injt Benzoylchlorid in die Benzoylverbindung zu verwandeln, ergab eine so geringe Ausbeute an letzterer, dass diese Methode zu quantitativen Bestimmungen der Diamine im llarft nicht weiter befolgt wurde.\t,\t,\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIII.\t-\t'\t;*<)","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\n5. Ueber die Verh\u00e4ltnisse der Diaminausscheidung im Harn\nbei Cystinurie.\nWir haben in 4 verschiedenen Perioden zwischen December 1887 und December 1888 jeweils 8\u201418 Tage lang den Ilarn des Cystinpatienten auf Diamine gepr\u00fcft, und dabei diese K\u00f6rper regelm\u00e4ssig meist in Mengen von 0,2 bis 0,4 gr. der Benzoylverbindungen aus dem Tagesharn gewonnen. Wir haben von dem fast reinen Gemenge der beiden Benzoylverbindungen aus dem Harn mehr als 30 gr. in H\u00e4nden gehabt. Ungef\u00e4hr \u2018/, bis */t derselben bestand aus der Verbindung des Tetramethylendiamins, w\u00e4hrend der \u00fcbrige gr\u00f6ssere Tlieil der Benzoylverbindung des Pentamethylendiamins angeh\u00f6rte. Beispielsweise ergab die Trennung der Benzoylverbindungen, welche aus dem Harn von 2 Tagen im Gewichte von 0,6655 gr. dargestellt worden waren, folgendes Resultat: Das Gemenge, welches von 125\u2014145\u00b0 schmolz, wurde in m\u00f6glichst wenig Alkohol gel\u00f6st und diese L\u00f6sung in viel Aether gegossen. Hierbei krystallisirten 0,2433 gr. Benzoyltetramethylendiamin (36\u00b0/0), welches bei 173\u00b0 (statt 175\u2014176\u00b0) schmolz, somit noch nicht v\u00f6llig rein war, aus. Aus der alkohol-\u00e4therischen L\u00f6sung wurde nach Verdunsten des Aethers durch viel Wasserzusatz die Verbindung des Pentamethylendiamins gef\u00e4llt. Von letzterer wurden 0,41.78 gr. (63\u00b0/0) erhalten. Aus diesem Versuche ist ersichtlich, dass man die beiden Benzoylverbindungen fast ohne Verlust von einander trennen kann.\nAllein das Verh\u00e4ltnis der Diamine in dem Harn blieb so wenig constant, als die absolute Menge derselben, ln einzelnen F\u00e4llen beobachteten wir ein Ueberwiegen des Tetramethylendiamins \u00fcber die andere Base, namentlich wenn die absolute Menge der Basen relativ gering war.\nDer Harn des Cystinpatienten wurde, wie schon mit-getheilt, an ca. 50 Tagen mit positivem Erfolg in 4 Zeitr\u00e4umen, welche \u00fcber mehr als 1 Jahr vertheilt waren, untersucht : regelm\u00e4ssig wurden neben dem Cystin die beiden Diamine gefunden. Im December 1888 hatten wir zuletzt Gelegenheit, denselben Harn an 0 auf einander folgenden","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"579\nTagen zu pr\u00fcfen. Dabei zeigte sich eine betr\u00e4chtliche Abnahme der Diaminausscheidung, so zwar* dass wir an einem Tage nur 0,091 gr. Benzoylverbindung gewannen, Welche, nach ihrem Schmelzpunkte als fast reines Behzoyltetrametliylen-diamin sich erwies. An den \u00fcbrigen 8 Tagen konnten w\u00e4gbare Mengen der sonst regelm\u00e4ssig gefundenen Diamine nicht erhalten werden.\nW\u00e4hrend dieser Zeit bestand die Cystinausscheidurig fort, indem jeder Tagesharn ein geringes Cystinsediment gab. An 8 Tagen wurde die Cystinausscheidung durch Darstellung des Benzoylcystins ermittelt, wobei zu erinnern ist, dass diese Methode etwas zu niedere Werthe liefert. Am 1. Tag wurden 0,522 gr., am 2. Tage 0,485 gr. Benzoylcystin aus dem T\u00e0ges-harn erhalten. Aus dem Harn der folgenden 6 Tage wurden zusammen 3,030 gr. Benzoylcystin gewonnen, d. i. 0,505 gr. Benzoylcystin oder 0,207 gr. Cystin pro Tag.\nDer frische Harn reagirte w\u00e4hrend dieser Zeit an 2 Tagen alkalisch, 3mal neutral und an 2 Tagen schwach sauer. > Blasencatarrh bestand in dieser Zeit nicht;\nW\u00e4hrend dieser letzten Periode, wo an den meisten Tagen Diamine im Harn nicht wahrnehmbar waren, wurden di\u00e8se K\u00f6rper in den Darmentleerungen des Cystinpatienten in reichlichen Mengen gefunden, wor\u00fcber weiter unten berichtet wird.\n6. Ueber das Vorkommen von \u00abPtomainen\u00bb in normalem\nund pathologischem Harn. .\nDie beiden aus dem Cystinharri gewonnenen Diamine geh\u00f6ren zu den K\u00f6rpern, welche gegenw\u00e4rtig unter dem Namen \u00abPtomaine\u00bb zusammengefasst werden. Bevor weitere Schl\u00fcsse aus dem von uns beobachteten Vorkommen dieser Substanzen im Harn des Cystinpatienten gezogen werden, ist (lie Frage zu beantworten, ob und unter welchen .Umst\u00e4nden\nsolche oder verwandte K\u00f6rper bis jetzt im menschlichen Harn aufgefunden worden sind. Da die Bezeichnung Ptomaine neuerdings in verschiedenem Sinne gebraucht worden ist. ist auch auf die Bedeutung dieser Benennung hier einz\u00fcgehen.","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nSel mi'), welcher den Namen \u00abPtomaine\u00bb eingef\u00fchrt hat, verstand darunter diejenigen Substanzen, welche, bei der F\u00fculniss von Gewebssubstanzen gebildet, die allgemeinen Reactionen der Pflanzenalkaloide zeigen und mehr oder weniger stark wirkende Gifte sind. Die Untersuchungen Sei mi\u2019s und Anderer, welche ihm auf dieses schwierige Gebiet gefolgt sind, f\u00fchrten indessen nicht zu einer genaueren Erforschung dieser Producte, weil dieselben allen Versuchen zur Trennung einzelner bestimmter Stoffe widerstanden.\nErst Brieger gelang es, aus den unkrystallisirbaren Extracten und den syrupartigen Producten, welche seine Vorg\u00e4nger in H\u00e4nden hatten, bestimmte chemische Stoffe zu isoliren und zum Theil in pr\u00e4chtig krystallisirte Verbindungen \u00fcberzuf\u00fchren. Dadurch erst sind die Ptomaine einer allgemeinen chemischen Untersuchung zug\u00e4nglich geworden, welche seitdem haupts\u00e4chlich von Brieger selbst weiter gef\u00f6rdert worden ist.\nBrieger fand, dass die von ihm aus den F\u00e4ulniss-producten isolirten Basen meist verh\u00e4ltnissnmssig wenig giftig sind, w\u00e4hrend diese Eigenschaft den aus Culturen pathogener Bact\u00e9rien isolirten \u00ab Plomainen \u00bb wie Tetanin, Typhotoxin u. a. in hohem Maasse zukommt. Um hier zu unterscheiden, nannte Brieger diese giftigen Stoffe: \u00abToxine\u00bb, wodurch der Begriff der Giftigkeit von den Ptomainen losgel\u00f6st wurde. Unter letzteren versteht Brieger nunmehr alle basischen Producte, welche direct oder indirect durch die Lebensth\u00e4tigkeit der Mikroorganismen gebildet werden, ohne R\u00fccksicht daraut, ob diese Stoffe als Gifte anzusehen sind oder nicht.\nDurch diese Definition wird der Begriff der Ptomaine in demselben Maasse unsicherer, als er weiter wird. Da die Stoflwechselproducte der Bact\u00e9rien nicht generell verschieden sind von denjenigen der h\u00f6heren Organismen, werden nunmehr auch manche l\u00e4ngst bekannte Producte des Stoffwechsels von Pflanzen und Thieren den Ptomainen zugez\u00e4hlt. So werden z. B. das Cholin und seine Zerfallsproducte, deren Bildung auf einer Spaltung des in allen Organismen ver-\n') t). Chenu Ces., Bd. 'XI, S. 808.","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"581\nbreiteten Lecithins beruht, als Ptomaine bezeichnet. Hierzu treten nun noch die secund\u00e4ren Producte des Lebensth\u00e4tig-keit der Mikroorganismen, welche aus zuf\u00e4llig vorhandenen. Stoffen durch den F\u00e4ulnissprocess abgespalten oder gebildet werden, wie Methylamin, Dimethylamin etc.\nGautier1) gebraucht den Namen Ptomaine, mehr im. Sinne der urspr\u00fcnglichen Bedeutung desselben, f\u00fcr die Bezeichnung der mehr oder weniger spezifischen Producte des\n1 * \u2022. ; \u2022\nStoffwechsels der Bact\u00e9rien, und unterscheidet von diesen die in den Geweben lebender Thiere aus dem Eiweiss gebildeten : basischen Producte, als Leukomaine. Zu letzteren sind z. B. Kreatin und verwandte Stoffe zu rechnen. Manche Lcuko-T maine sind nach G au tier starke Gifte.\nDie genannten und noch andere Unsicherheiten bei der\n...\t\u25a0 -i I.1'\nDefinition der Ptomaine verlieren indessen in dem Maasse an Bedeutung, als die chemische Natur der in Betracht kom- ' menden K\u00f6rper besser erkannt wird. Ganz \u00e4hnliche Wandlungen, wie die Ptomaine, haben bekanntlich die Alkaloide hinsichtlich ihrer Definition im Laufe der Zeiten durchgemaht.\nHinweise darauf, dass im Harn vom Menschen \u00abPtomaine\u00bb Vorkommen, sind fast so alt als die Kenntniss von der Existenz der sp\u00e4ter so benannten Stoffe \u00fcberhaupt.\nDupr\u00e9 und Bence Jones*) gaben im Jahre 186,6 an, eine alkaloidartige Substanz, welche in schwefelsaurer L\u00f6sung blaue Fluorecenz besas?, unter Anderem auch im Harri ge- ' funden zu haben. j\t^\nAber erst, seitdem bekannt wurde, dass durch die Lebens-th\u00e4tigkeit von Spaltpilzen giftige Producte erzeugt werden k\u00f6nnen, ist der Gedanke \u00f6fter discutirt worden, dass bei der Darmf\u00e4ulniss gebildete Ptomaine zum Theil resorbirt und im Harn ausgeschieden werden. Da man aber solche Stoffe aus dem Harn nicht isoliren konnte, haben die meisten Autoren sich daraut beschr\u00e4nkt, durch Thierversuche die Giftigkeit von normalem und pathologischem Harn oder' daraus gewonnener Extracte darzuthun.\nl) Bull. Acad. m\u00e9d., 1886.\n*) Proceed. Roy. Soc., Bd. XV, S. 73; 1866.\n","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"Nur P ou die t1) gibt an, class or aus menschlichem Harn - K\u00f6rper isolirt habe, welche giftig seien und die bekannten .Alkaloidreactionen zeigten. Allein obwohl dieser Autor einige Eigenschaften der von ihm aus Gerbs\u00fcurefallungen des Harns isolirten Substanzen beschreibt, scheint die Existenz derselben noch wenig sichergestellt zu sein. Keiner der zahlreichen Forscher, welche seitdem mit demselben Gegenst\u00e4nde sich besch\u00e4ftigt haben, hat die K\u00f6rper Pouchet\u2019s wieder gefunden. End die Frage, ob der Harn organische giftige Verbindungen ( Ptomaine\u00bb) \u00fcberhaupt enthalte, ist in der Folge ebenso oft verneint als bejaht worden. Eine vor Kurzem erschienene Arbeit StadlhagenV) \u00fcberhebt uns der Aufgabe, auf die vielfach sich widersprechenden Angaben \u00fcber das Vorkommen von Ptomainen weiter einzugehen; wir wollen an dieser Stelle auf die Literaturzusammenstellung sowohl als auf die lichtvolle Behandlung der vorliegenden Frage durch Stadthagen selbst verweisen. Durch eine Reihe sorgf\u00e4ltiger Beobachtungen hat Stadthagen die Frage des \u00abHarngiftes\u00bb, wenigstens was den normalen Harn anlangt, zu einem gewissen Abschl\u00fcsse gebracht. Im Einkl\u00e4nge mit Feltz und Ritter3)kommt Stadthagen zu dein Schl\u00fcsse, dass specifische organische Gifte im normalen Harn nicht Vorkommen, und dass dessen physiologische Wirkung ganz oder zum allergr\u00f6ssten Theile durch seinen Gehalt an Kalisalzen bedingt werde. An der Hand der von Brieger ausgebildeten Methoden zur Untersuchung der Ptomaine hat Stadthagen keinerlei derartige Stoffe im normalen Harn nachweisen k\u00f6nnen.\nDieser Nachweis Stadthagen\u2019s, dass Ptomaine im normalen Harn nicht zugegen sind, kommt f\u00fcr uns wesentlich bez\u00fcglich der Diamine in Betracht. Schon fr\u00fcher hat Brieger gefunden, dass diese K\u00f6rper weder in normalem Harn^ noch in den Faces sich finden. Wir haben nicht unterlassen, in dieser Frage uns mit Hilfe der Benzoylchlorid-reaction ausserdem ein eigenes Urtheil zu verschaffen, und\n\u2022) Cornpt. rend., Bd. XCVII, S. 1560.\n\u2018\u2018) Zeitschr. f. klin. Med., Bd. XV, Heft 5 \u00fc. 6. *) Compt. rend., Bd. CII, S. 880.","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"die Richtigkeit der Angaben von Brieger iindS(adtliageh,j dur\u00bb h \u00ablit\u00bb Pr\u00fcfung \u00ables Harns von 2\u00d4 verschiedenen Personen, durchaus best\u00e4tigt gefunden. Wir haben niemals eine.Spur, von Diaminen entdecken k\u00f6nnen.\t_\nEs lag nabe, das Auftreten der Diamine im iiarii \u2018des. Cystinpatienten mit dem Blasencatarrh, welcher l\u00e4ngere Zeit bestanden hatte, in Zusammenhang zu bringen. Allein-weder beim acuten, noch beim chronischen Blasencatarrli finden sieb dit* * Diamine im Harn.\nWir haben ferner den Harn bei Scharlach, DiphV therie, Typhus, Pneumonie, Perfor\u00e2ti\u00f6ns-Peritoil i t i s, und b\u00bb i a u s g e b r e i t e t e n Ei t e r u n ge n wiederholt,-mit demselben negativen Resultat wie beim normalen Harn untersucht.\t\u2022 . - .\u2022\nDer Harn inuUdas Blut von Hunden enthalten gleichfalls keine Diamine.\nNach Brieger\u2019s Untersuchungen werden die Diamine bei gewissen F\u00e4ulnissprocessen gebildet und ausserdem in den Culturen bestimmter Bact\u00e9rien der Cholerabacillen und des Finkler-Prior sehen Vibrio\u2019s gofundj^\u00c9f). Der eigen-th\u00fcmliche Geruch der Cholerast\u00fchle ist nach Brieger haupt^ s\u00e4chlich durch die Gegenwart von Pentamethylendiamin bedingt. Obwohl der directe Nachweis dieser Base ini Darminhalte der Cholerakranken noch nicht geliefert ist, kann man an der Richtigkeit der Annahme Brieger\u2019s,bez\u00fcglich\u2019dieses Vorkommens kaum zweifeln.\nAlle bisher \u00fcber das Auftreten der Diamine im Harn gesammelten Erfahrungen sprechen daf\u00fcr, :4ass das gleichzeitige Vorkommen dieser K\u00f6rper mit dem Cystin im Harn kein zuf\u00e4lliges sei, sondern in irgend einem causalen Zusammenhang mit der Cystinurie stehe. Dieser Schluss bedurfte aber, \u00fcm unanfechtbar zu werden, noth wendig der weiteren Best\u00e4tigung durch die Untersuchung des Harns von anderen Cystinpatienten. Diese Best\u00e4tigung ist doppelt erfolgt. Stadt-\n\u2019) Berl. klin. Wochenschr., 1889, No. 16,\n\u2022) Berl. klin. Wochenschr., 1887, No. 44. ,","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584\nhagcn und Brieger\u2019j haben in 2 F\u00e4llen von Cystinurie gleich-(alls Diamine gefunden^ Nach einer weiteren soeben uns zugehenden Mittheilung *)\\ derselben Autoren war in beiden f\u00e4llen ausschliesslich oder vorwiegend Pentamethylendiamin vorhanden.\nFs ist somit als erwiesen zu erachten, dass die Ausscheidung von Diaminen ein feststehendes Symptom bei Cystinurie ist, und der weitere Schluss wird nahegelegt, dass die Cystinurie durch dieselbe Ursache erzeugt wird, welche die Diaminuric veranlasst.\nir haben, um den merkw\u00fcrdigen Zusammenhang dieser beiden Erscheinungen n\u00e4her kennen zu lernen und dadurch die eigentliche Ursache der Cystinurie zu ermitteln, eine Reihe weiterer Versuche Unternommen, \u00fcber welche im Folgenden berichtet wird.\n7. Ueber den Ort der Entstehung der Diamine im Organismus.\nNach den Untersuchungen Brieger\u2019s \u00fcber die Bildung von Cadaverin und Putrescin bei der F\u00e4ulniss lag cs am n\u00e4chsten, in den Processen im Darm die Quelle jener Stoffe bei unserem Cystinpatienten zu suchen. Die Pr\u00fcfung der Darmentleerungen desselben best\u00e4tigte diesen Schluss. Die Untersuchung der F\u00e4ces geschah nach folgendem Verfahren: Die Entleerungen von 24 Stunden wurden mit schwefels\u00e4urehaltigem Alkohol digerirt; der Auszug wurde verdunstet, der R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st, urtd die filtrirte L\u00f6sung wie fr\u00fcher benzoylirt. Dabei wurde eine reichliche Menge eines braun gef\u00e4rbten Niederschlages erzielt, welcher durch L\u00f6sen in W eingeist und F\u00e4llen mit Wasser gereinigt wurde. Die Menge der so erzielten Krystalle betrug in einem Falle 0,3805 gr., vom Schmelzpunkt 173\u2014174\u00b0. Durch einmaliges Umkrystal-lisiren aus Weingeist wurde vollkommen reines Benzoyl-Tetra-methyiendiamin erhalten. An demselben Tage betrug. die\n') Arch, pathol. Anat., Bd. 115, Heft 3.\n*) Berl. klin. Wochenschr., 1889, No. 16.","page":584},{"file":"p0585.txt","language":"de","ocr_de":"Ausscheidung der Diamine im Harn ungef\u00e4hr. 0,1 gr.t welche zum gr\u00f6sseren Theil aus Pentamethylendiamin bestanden.\nW\u00e4hrend der letzten Beobachtungsperiode unseres Cystinpatienten im December 1888, also zu derjenigen Zeit, wo zum ersten Male die Diamine im Harn desselben nur in Spuren oder gar nicht nachweisbar waren, haben wir an 8 Tagen die Ausscheidung der Diamine in den F\u00e4ces genau ermittelt, ln dieser Versuchsreihe sind die Benzoylverbindungcn, welche aus den Darmentleerungen von 24 Stunden gewonnen waren, , jedes Mal in die beiden Componenten Verlegt und diese einzeln bestimmt worden.\t\\\nDie Ergebnisse dieser Analysen sind in folgender Tabelle zusammengestellt :\t>\nDatum.\tI \u25a0 Dibenzoyl- ; l>enta- methylen- diamiu.\t\u2022 \u2022 Freies Penta- methylen- diamin.\tDibenzoyl- tetra- methylen-, diamin.\tFreies Tetra\u00bb, methylen\u00bb \u2022 diamin. .\tGesanunt- \u25a0 mon\u00ab\u00ab? der reinen \u2022 Diamine. . 1\nDec. 11.\t0,0105 gr.\t0,0054 gr.\t1,546 gr..\t,0,4596 gr.\t1 0,465 gr.\n\u00bb 12.\t0,0485 \u00bb\t0,0159 i\t1,5013 -\t0,4463 *\t0,4622 \u00bb\n\u25a0- 13.\t0,0579 \u00bb\t0,0190 \u00bb\t1.3650 \u00bb\t0,4058 *\t.0,4248 v\n> 14.\t0,1040 \u00bb\t0.0342 \u00bb\t1,4303 \u00bb\t0,4252 \u00bb.\t0,4594 \u00bb\n> 15.\t0,2637 \u00bb\t0.0867 \u00bb\t1,2179 \u00bb .\t0,3621 \u00bb\t0,4488 *\nv 10.\t0,0713 \u00bb\t0,0234 \u00bb\t1,4407 *\t0,4283 \u00bb\t0,4517 \u00bb\n\u00ab 17.\t0,0900 \u00bb\t0,0296 \u00bb\t1,9133 *\u2022\t0,5678 \u00bb\t0,59/4 >\n\u00bb 18.\t0.0740 \u00bb\t0,0243 > [., v ,\u2022\t1,4096 \u00bb : V i\t0,4191 >\t0,4434\u00bb ; .\nDie gewogenen Benzoylverbindungen wurden fortlaufend durch die Contr\u00f4le der Schmelzpunktbestimniungeri gepr\u00fcft;\n,\ti\t\u2022\t*\t.\nDie vorstehendenVersuche zeigen,, dass ca. */* gr. der beiden Diamine oder \u2014 unter Ber\u00fccksichtigung\u00ab der nicht zu vermeidenden Verluste \u2014 etwas mehr in den t\u00e4glichen Darm-entleerungen sich vorfanden.\nDie relativen Mengen der beiden Diamine verhalten sich umgekehrt im Harn und in den Faces. Im Harn betrug das Pentamethylendiamin in der Regel mehr als GO \u00b0/0, in den Faces nur 10\u201415 \u00b0/0 der Gesammtausscheidung der Diamine. Dabei ist zu bemerken, dass w\u00e4hrend dieser letzten Beob-","page":585},{"file":"p0586.txt","language":"de","ocr_de":"58G\nachtungsreihe die Diamine im Harn mit Ausnahme von 1 Tage so gut wie ganz fehlten; an diesem Tage wurden aus dem Harn 0,09 t gr. Benzoyldiamin gewonnen, welches aus fast reinem Benzoylletramethylendiamin bestand. Wir haben uns wiederholt \u00fcberzeugt (vorgl. auch den Versuch S. 584). dass das Mengenverh\u00e4lt niss der Diamine in den Faces ein ungef\u00e4hr gleiches blieb, auch wenn die Ausscheidung des Pentamethylendiamins im Harn ihren h\u00f6chsten Werth erreichte.\nDiese Wahrnehmung steht wohl im Einkl\u00e4nge mit der von Blieger eonstatirten Thatsache, dass, wo die Diamine sich bilden, zuerst das Pentamethylendiamin und erst sp\u00e4ter im weiteren \\ erlaufe der F\u00e4ulniss das Tetramethylendiamin auftritt. In unserem Falle liefert der jedenfalls schon im D\u00fcnndarm Ih\u00fctige Process der Diaminbildung wahrscheinlich vorwiegend Pentamethylendiamin: man hat sich wojil vorzustellen, dass bei dem weiteren Fortschreiten des Processes im unteren Thoile des Darmrohres haupts\u00e4chlich Tetramethylendiamin gebildet wird, welches aus diesem Grunde sehr unvollst\u00e4ndig zur Resorption gelangt.\nDer Nachweis der Diamine im Darm unseres Gystin-patienten erh\u00e4lt aber seine besondere Bedeutung erst durch den Umstand, dass diese K\u00f6rper unter normalen Verh\u00e4ltnissen im Darm des Menschen sich nicht finden.\nBrieger fand, dass die Diamine in normalen F\u00e4ces fehlen. Wir k\u00f6nnen auf Grund einer Reihe eigener Versuche die Angabe Brieger\u2019s durchaus best\u00e4tigen. Weder im Darm vom Menschen, noch in dem vom Hunde sind diese K\u00f6rper nachweisbar*).\nir haben aber auch in den Darmentleerungen bei verschiedenen Erkrankungen keine Spur dieser K\u00f6rper ermitteln k\u00f6nnen.\nIn einem Falle bei Darmverschluss, wo nach 8 Tagen die erste Entleerung erfolgte, war dieselbe \u2014 ebenso wie der Harn \u2014 frei von Diaminen.\n') Dabei ist es bemerkenswerte dass Brieger (D. med. Wochenschrift, 1887, S. 469) die Bildung von Putrescin beobachtete, als er Bact\u00e9rien aus normalem menschlichem Koth mit Gelatine zusammenbrachte.","page":586},{"file":"p0587.txt","language":"de","ocr_de":"[ici der Untersuchung von Typhusst\u00fchlen, welche in verschiedenen Stadien der Erkrankung bei 5 Personen ausgef\u00fchrt wurde, erhielten wir sehr geringe Mengen einer kry-stallisirten Benzoylverbindung, welche aber von den fr\u00fcher beschriebenen Benzoylverbindungen verschieden war; .dieselbe schmolz bei 140\u201414^Wegen ihrer geringen' Menge ist sie nicht weiter untersucht worden.\n. \u25a0. \u00bb\nD\u00abt Darminhalt der Leiche einer Person, welche in Folge von tubercul\u00f6seii Darmgeschw\u00fcren gesforbeo war, .enthielt (IS Stunden nach dem Tode) keine Spur von Diaminen.\nDas Vorkommen der Diamine in dem Darminhalt beschr\u00e4nkt sich somit nach den bisherigen Ermittelungen auf den von uns beobachteten Fall von Cystinurte. Dieses Resultat gewinnt ausserordentlich an Bedeutung dadurch, dass Brieger und Stadthagen in den beiden von ihnen untersuchten F\u00e4llen von Cystinurie gleichfalls Diamine in den Darmentleerungen vorfanden.\t,\t\u2022\nAn ein zuf\u00e4lliges Zusammentreffen der Cystinurie und der Diamin-Bildung im Organismus ist nach Allem , was bis jetzt ermittelt worden ist, nicht mehr zu denken.\nDie Diamine sind in dem von uns untersuchten Cystin-falle stets aufgefunden worden und zwar an ca. 50 Tagen, welche sich \u00fcber ein Jahr vertheilen, im Ilarn des Gystin-patienten, an 7 Tagen fehlten sie im Harn so gut wie ganz, waren aber w\u00e4hrend dieser Zeit in der betr\u00e4chtlichen Menge von ca. 0.5 gr. in den t\u00e4glichen Darmentleerungen erhalten.\nAusser bei Cystinurie treten die Diamine nach den bisherigen Ermittelungen nur bei Cholera auf. Unser Cystinpatient war von dieser Krankheit nie befallen ; derselbe hat vor einer Reihe von Jahren einen Typhus durchgemacht zu einer Zeit, wo seine Cystinurie wahrscheinlich noch nicht bestand. Wir halten es f\u00fcr sehr wohl m\u00f6glich, dass die Diamine in der Folge noch bei der einen oder anderen Krankheit aufgefunden werden, glauben aber aus imseren bisherigen Erfahrungen schliessen zu d\u00fcrfen, dass drases Vorkommen/ jedenfalls immer ein sehr seltenes bleiben wird.","page":587},{"file":"p0588.txt","language":"de","ocr_de":"588\nAn irgend einen anderen Zusammenhang der Cholera und der Cystinurie als den, dass hei beiden Erkrankungen die Diamine durch Bact\u00e9rien gebildet werden, ist zun\u00e4chst jedenfalls nicht zu denken.\nAuff\u00e4llig ist, dass der spermatische Geruch der Diamine hei den frischen Reis wasserst \u00fchlen von Cholera oft bemerkt an orden ist, ja dass ein solcher Geruch am Athem der Kranken wiederholt wahrgenommen wurde. Wir haben nie eine Spur dieses Geruches trotz der Gegenwart erheblicher Mengen von I Haminen in den Dejectionen unseres Cystinpatienten beobachtet.\nMan kann sich leicht \u00fcberzeugen, dass eine L\u00f6sung von Tetramethylendiamin von 1 : 1000 noch stark nach der freien Base riecht. Eine Erkl\u00e4rung, weshalb im vorliegenden Falle an den Faces dieser Geruch nicht zu bemerken war, ergibt sich einfach aus dem Lmstande, dass diese Entleerungen stets schwach sauer reagirten.\nDass der Diamingeruch auch beim alkalisch reagirenden Harn nicht bemerkbar war, wird theils auf die gr\u00f6ssere Verd\u00fcnnung der Diamine in demselben, theils durch die Gegenwart anderer riechender Stoffe erkl\u00e4rt\nDurch die mitgetheilten Versuche ist bewiesen worden, dass die Bildung der Diamine \u2014 ohne Zweifel durch die Gegenwart von Mikroorganismen \u2014 im Darm stattfindet. Die dort resorbirten Diamine werden im Harn mehr oder weniger vollst\u00e4ndig ausgeschieden. Um den Verlauf dieser Ausscheidung genauer zu ermitteln, haben wir F\u00fctterungsversuche\nmit Diaminen begonnen, \u00fcber welche sp\u00e4ter berichtet werden wird.\n'8. Ueber die Darmf\u00e4ulniss bei Cystinurie.\nDer Umstand, dass der Harn unseres Cystinpatienten stets hellgelb gef\u00e4rbt war, sprach schon daf\u00fcr, dass im Darm keine vermehrte Bildung der normalen F\u00e4ulnisspro-ducte stattfand.\nDie weitere Pr\u00fcfung ergab, dass weder die Indoxyl-, noch die Phenolausscheidung, \u00fcber die Norm gesteigert, sondern eher vermindert war.","page":588},{"file":"p0589.txt","language":"de","ocr_de":"589\nHierf\u00fcr spricht besonders auch die Bestimmung der Aetherschwefels\u00e4uren des Harns, welche an mehreren Tagen ausgef\u00fchrt wurde. Wir verdanken die folgenden Werthe Herrn B. Mester, welcher die Ausscheidung. der schwefelhaltigen Verbindungen im Harn unseres Patienten eingehend' studirt hat.\t\\\n1.\tHarn vom 3. Februar 1888. Harnmenge 1310 cbcm. /\nSpec. Gew. 1,020.\t\u2019\n50 cbcm. Harn gaben:\n0,1407 gr. BaS04 aus Sulfaten (A),\n0,0130 \u00bb\t\u00bb\t> Aetherschwefels\u00e4uren (B), \u2022\n0,270 \u00bb\t:> .\t> dem Gesammtsthwefel.\nA \u201e Gesammtmenge der Aethersehwefels\u00e4ure im B \u2014\tHarn von 24 Stunden == 0.141 gr. H.2S04.\n\u2022\u2022 i \u2022\t..\t,\t:\n2.\tHarn vom 21. Dec. 1887. 1150 cbcm.. Spec. Gew.\n1,017.\t\u2019\t'\tV '\t.\n50 cbcm. Harn gaben:\t. \u2022\n0,1045 gr. BaS04 aus Sulfaten (A),\t/\n0,0145 \u00bb\t\u25a0>\t\u00bb Aetherschwefels\u00e4uren (B),.\n0,206 >\t> dem Gesammtschwefel. .\nA \u201e Gesammtmenge der AetheTschwefels\u00e4ure im B ~\tTagesharn = 0,140 gr. H.2S04.\n3.\tHarn vom 18. Dec. 1888. 775 cbcm. Spec. Gew. 1.016 (Reaction alkalisch).\n50 cbcm. Harn gaben:\n0,130 gr. BaS04 aus Sulfaten (A),\t;\t.\n0,020 >\t>\t> Aetherschwefels\u00e4uren (B),\n0,2S8 \u2022\u25a0>\t>\t* dem Geasammtschwefel.\nA\t. Gesammtmenge der Aetherschwefels\u00e4ure im\nB\tHarn von 24 Stunden \u2014 0,130 gr. H2S04.\nDie Aetherschwefelsfiureausscheidung betragt bei erwach-senen Menschen im Durchschnitt einer .gr\u00f6sseren Reihe von Beobachtungen 0,2787 gr. HjSOt bei Schwankungen von 0,091 bis 0,6175 gr. (R. v. d. Velden, Virchow\u2019s Archiv, Bd. 70, S. 343 ff.)\nDass der Quotient ^ hier nicht die gew\u00f6hnliche Bedeu-\nD\ntung besitzt, weil im Cystinharn die Ausscheidung der Schwefel-","page":589},{"file":"p0590.txt","language":"de","ocr_de":"590\nsriure erheblich vermindert ist1), braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden. Dennoch ist dieses Verh\u00e4ltnis von der Norm kaum abweichend gefunden worden.\nDie Versuche zeigen also, dass die die Diamine im Darm des Cystinpatienten bildenden Mikroorganismen nicht gleichzeitig die normal dort verlaufenden F\u00e4ulnissprocesse vermehren, und dass die Intensit\u00e4t der letzteren im vorliegenden\nfalle geringer als unter normalen Verh\u00e4ltnissen war.\n,\t. \u2022\n9. Ueber die Bedingungen der Diamin-Bildung.\nUnsere hierauf bez\u00fcglichen Untersuchungen sind noch nicht zu einem Abschl\u00fcsse gelangt und k\u00f6nnen deshalb keinen Anspruch auf Vollst\u00e4ndigkeit machen.\nAus den zahlreichen Beobachtungen Brieger\u2019s \u00fcber das Auftreten der Diamine geht sicher hervor, dass diese Substanzen nur in Fl\u00fcssigkeiten, in welchen gewisse Mikroorganismen sich entwickelten, gebildet werden, und dass die letzteren bei der Diaminbildung betheiligt sind.\nWir haben uns \u00fcberzeugt, dass aus Pepton und Eiweiss bei der Destillation mit Aetzkali keine Spur dieser Stoffe gebildet wird, ebenso wenig entstehen Diamine bei der Zersetzung von Eiweiss durch S\u00e4uren.\nBis jetzt ist nur ein Stoffwechselproduct bekannt, welches seiner Zusammensetzung nach in naher Beziehung zu einem Diamin steht, das bei der Spaltung der Ornithurs\u00e4ure von Jaff\u00e91) gewonnene Ornithin C^N^. Dieser K\u00f6rper besitzt, wie Jaff\u00e9 gezeigt hat, die Zusammensetzung einer Diamido-valerians\u00e4ure. Durch Abspaltung von Kohlens\u00e4ure k\u00f6nnte dieser K\u00f6rper ein Diamin von der Zusammensetzung des Tetramethylendiamins liefern. Der Eine von uns (v. Udr\u00e4nszky) hat, um diese Frage zu entscheiden, eine Quantit\u00e4t Ornithur-s\u00e4ure dargestellt und wird demn\u00e4chst \u00fcber die bei der Spal-\n') E. Go hl mann, diese Zeitschrift. Bd. IX, S. 207; Stadlhagen. Virchow's Arch., Bd. 100,\t435.\n-) Ber. d. I). Chem. Ges\u201e Bd. X, S. 1925, Bd, XI, S. 406.","page":590},{"file":"p0591.txt","language":"de","ocr_de":"591\ntung des Ornithins erzielten Resultate an anderer Stelle berichten.\nBrieger hat festgestellt, dass die Diamine bei der F\u00e4ulniss nur unter bestimmten Bedingungen entstehen. Wir haben die Beobachtungen Brieger\u2019s auch nach dieser Richtung durch eigene Versuche best\u00e4tigen k\u00f6nnen. Fauler K\u00e4se, alte H\u00e4ringslake, brauner Leberthran1) und eben in F\u00e4ulniss \u00fcbergegangener Caviar wurden mit negativem Ergebniss auf Diamine gepr\u00fcft.\t;\nBrieger*) und Bocklisch3) geben \u00fcbereinstimmend an, dass die Diamine in gefaulten Fl\u00fcssigkeiten erst nach l\u00e4ngerer Zeit auftreten. Da in solchen Massen stets Methylamin und Aethylamin sich finden, so ist die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen , dass die Diamine durch einen unter gewissen Bedingungen verlaufenden Oxydationspr\u00f6cess aus: den Mon^ aminen entstehen:\nCH.. CH,. NH, . .\nchI.ch;.nh;+\u00b0\nCIL \u2014 CH, \u2014 NH i\t+ ILO\nCH, - CH, \u2014 NH, *\nAuch Trimethylendiamin und Pentamethylendiamin k\u00f6nnten auf \u00e4hnliche Weise gebildet werden:\nCH NH\tCH,. NH,\n+ CH, \u2014 CH,NH, +\t~ CH,.CH,NH, r *\nTrimethylendiamin.\nF\u00fcr die Pr\u00fcfung dieser Hypothese ist jedenfalls zun\u00e4chst der Nachweis erforderlich, dass eine solche Oxydation \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist. Wir werden sp\u00e4ter auf diese Frage zur\u00fcck-kommen.\nSehr viel rascher als in faulenden Fl\u00fcssigkeiten, er-folgt die Bildung der Diamine in Cult\u00fcren von Cholera-bacillus. Brieger hat in diesen das.Auftreten von Pent\u00e4-\n') In diesem Produde sind neuerdings verschiedene basische ; Producte von Gautier nachgewiesen worden, welche ihre Entstehung wahrscheinlich einem F\u00e4ulnissprocesse verdanken. .\t'\n\u25a0) Perl. klin. Wochenschr., 1887, No. 44.\n) D. Chem, Ges., Bd. XX, S. 1441.\t'\t.","page":591},{"file":"p0592.txt","language":"de","ocr_de":"methylendiamin in sehr erheblicher Menge schon nach 24 Stunden beobachtet, und die Annahme Brieger\u2019s, dass die Diamine in diesem Falle wirkliche Stoffwechselproducte der Cholerabacillen darstellen, ist ohne Zweifel wohl berechtigt.\nDa die Bedingungen der F\u00e4ulniss im Darm des lebenden Menschen gleichmassiger sind, als wir sie ausserhalb des K\u00f6rpers hersteilen k\u00f6nnen, so ist die M\u00f6glichkeit ausgeschlossen, dass zuf\u00e4llige Umst\u00e4nde die Bildung der Diamine lm Darm veranlassen. Es ist vielmehr ausserordentlich wahrscheinlich, dass Mikroorganismen besonderer Art als Producte ihres eigenen Stoffwechsels Diamine im Darmrohr auch bei den Cystinpatienten produciren. Und unsere bisherigen Beobachtungen, welche in der Hauptsache durch die \u00fcbereinstimmenden Wahrnehmungen von Brieger und Stadt-hagen gest\u00fctzt und best\u00e4tigt werden, legen wohl den Schluss nahe, dass die Cystin- und Diaminurie eine Infections-krankheit sei.\nIst dieser Schluss richtig, so muss die Cystinurie mit ihren Begleitungen \u00fcbertragbar sein.\nMehrere Versuche, welche hier\u00fcber angestellt wurden, haben bis jetzt kein positives Resultat ergeben, was bei den hierbei zu \u00fcberwindenden Schwierigkeiten freilich noch nicht gegen die obige Annahme spricht.\nUeber die mit den Culturen aus dem Darminhalte des Cystinpatienten angestellten Versuche, welche noch nicht abgeschlossen sind, soll sp\u00e4ter berichtet werden.\n\u2022 Wir wollen schliesslich noch einige Punkte hervorheben, welche ein besonderes Interesse in Anspruch nehmen:\nWenn die Diaminbildung, wie es durchaus wahrscheinlich ist, im Darm des Cystinpatienten durch specifische Mikroorganismen bedingt ist, so haben unsere Untersuchungen den Nachweis erbracht, dass bestimmte Bact\u00e9rien, wenn sie einmal in den Darm gelangt sind, dort lange Zeit \u2014 wenigstens 1 Jahr, vielleicht viel l\u00e4nger \u2014 sich mit den besonderen Eigent\u00fcmlichkeiten ihres Stoffwechsels erhalten k\u00f6nnen.","page":592},{"file":"p0593.txt","language":"de","ocr_de":"593\nVon denjenigen pathogenen Bact\u00e9rien, .welche in dem Darm ihre dem Organismus verderbliche Ansiedelung bewirken, ist das Gegentheil bekannt :^Die die Chutera, den Typhus eh*, in den Darm des Mensehen einf\u00fchrenden Bact\u00e9rien versehwinden aus demselben, wenn die Krankheit \u00dcberstauden wird, in kurzer Zeit wieder vollst\u00e4ndig.\t,\nDas Pentamethylendiamin ist nach den Untersuchungen von Behring\u2019), welcher an M\u00e4usen, Kaninchen und Meerschweinchen experinientirto, ein \u2014 wenn auch erst in relativ gr\u00f6sserer Dosen t\u00f6dtliehes \u2014 Gift.\nScheuerion*) und Fehleisen und G r\u2018awiI Z1) fanden, dass die genannte Base Entz\u00fcndungen und Nekrose erregende' Eigenst haften besitzt. Scheuorlen constattrle dieselbe Wirkung bei dem Pulrescin (Telramelhytendramin)..\n*\nAuf Grund dieser und eigener Beobachtungen hat Briogor4) einen wesentlichen Thcil der Erscheinungen, welche bei Cholera auftrolen, und zwar nicht blos die localen Darmreizungen, sondern auch andere pr\u00e4gnante. Symptome dieser Erkrankung, wie die Muskolkr\u00e4mpfe und die Algidit\u00e4l, auf die Diamine zur\u00fcckgef\u00fchrt, wobei *er wohl mit Hecht dahingesiellt sein l\u00e4sst, inwieweit noch andere \u00abToxine\u00bb bei diesen Wirkungen betheiligt sind.\nIm Hinblick-auf obige Beziehungen ist es wichtig, anzuf\u00fchren, dass bei unserem Cyslinpalienten die Entleerungen zwar stets von breiartiger Consistent waren, dass aber niemals bestimmte Anzeichen irgend einer Art von chronischer Darmreizung auftraten.\nWenn wirklich der Urs\u00e4chliche Zusammenhang der Diamine mit dem Krankheilsbilde der Cholera besteht,, so ist wohl anzunehmen, dass die Diamine im Darm von Cholerakranken in noch, viel gr\u00f6sserer Menge auflreten als. bei der Cyslinurie. Bez\u00fcglich der localen Wirkung, der Diamine im\n') 0. n,nl. Wochenschrift. H\u00e4. XIV, Xo. 1'8S8. ') Jahresher. Thierchem., 1887, S. 4\u2018.M.\n;1) Virchow's Arch , H\u00e4. <!X. S. 1.\n*) Herl. kliu. Wochenschrift. 1*87, No. i4.\n/l itsrhrift t\u00abir ii,l.>ni-i ln- Oh. une, XIII.\nto","page":593},{"file":"p0594.txt","language":"de","ocr_de":"594\nDarm kann wohl ein wesentlicher Unterschied dadurch bedingt \"erden, dass in unserem Falle die Diamine im Darm in Form von Salzen sich landen, w\u00e4hrend der Geruch der Ch\u00f4lera-cntlmung darauf hin weist, dass in diesem Falle die freien Hasen auftrelen, welche stark atzend wirken.\nBevor man aber in diesen Fragen ein bestimmtes Urtheil abgeben kann, ist es wichtig, zu ermitteln, wie gross die Menge der Diamine in den Cholerast\u00fchlen ist, und welche Dosen dieser Stoffe beim Menschen Vergiftungserseheinuiigen horvorrufen k\u00f6nnen.\nDie vorstehenden Unlersucliungen f\u00fchren, wie wir schon fr\u00fcher bemerkt haben1), zu einer v\u00f6lligen Aenderung der Auffassung der Cyslinurio, sie geben aber noch keinen Aufschluss dar\u00fcber, in welcher Weise die Gystinuric mit den Mikroorganismen, welche als Ursache der Diaminbildung an-zuseheii sind, zusammenhangt. Wir haben uns durch besondere Versuche davon \u00fcberzeugt, dass im Darm, wo die Diaminbildung erfolgt, Cystin sich nicht vorfindet, eine gleichzeitige Production beider somit nicht stattfindet.\nGelingt es, diese Beziehungen gen\u00fcgend zu ermitteln, so werden daraus auch f\u00fcr die Behandlung der Krankheit 'selbst ganz bestimmte Schl\u00fcsse zu ziehen sein. Nachdem ein Weg hierzu aufgefunden worden ist, darf man wohl hollen, dass er auch zum Ziele f\u00fchren wird.\nFrei burg i. B., April 1889.\n') I>. r.lu-,11. H\u00fc. XXI. S. ^7\u00dc).\nI","page":594}],"identifier":"lit16770","issued":"1889","language":"de","pages":"562-594","startpages":"562","title":"Ueber das Vorkommen von Diaminen, sogenannten Ptomainen, bei Cystinurie","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:45:19.432842+00:00"}