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{"created":"2022-01-31T12:51:29.761000+00:00","id":"lit16782","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohn, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 14: 203-208","fulltext":[{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Auftreten von Benzamid im Harn nach Darreichung\nBenzaldehyd.\nvon\nVon\nDr. Rudolf Cohn,\nAssistent am Laboratorium f\u00fcr lucdicinisehe Chemie zu K\u00f6nigsberg i. IV. (Der Redaction zu\u00abcKau\u00abcu an\u00bb 13. August lHS'J.)\nBet Gelegenheit einer F\u00fctterung von Hunden und Kaninchen mit Benzaldehyd, die von andern Gesichtspunkten aus unternommen wurde, bemerkte ich das Auftreten einer Sub-stauz tm Urtn, die bisher, soweit ich habe Verfolgen k\u00f6nnen, der Beobachtung entgangen ist und \u00fcber die ich' ln Folgendem berichten will:\n\u2022\tI*!' <letl Kiifig enBeerte, sorgf\u00e4ltig gesammelte Harn\neines Hundes, welcher t\u00e4glich 10 gr. reinen Benzaldehyd, auf \u2022I Portionen vertheilt, in Kapseln innerlich erhielt, wurde nach dem Eindampfen mit Alkohol cxtrahirt, die von einer Re,he von Tagen gesammelten alkoholischen Exlracte aboe-t ampft, ,1er R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st ; hnd'nach starkem Ans\u00e4uern mit verd\u00fcnnter H,SO, mit grossen Portionen Aether mehrmals ausyesch\u00f6ttelt.\t,\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0'\nDie zun\u00e4chst auf ein geringeres Volumen concentrirlen Aetlieranszuge wurden von der abgeschiedenen Hippurs\u00e4ure \u25a0 bfiltnr und dann bis auf einen geringen Best, der hei an der Luft verdunstete, ahdestil\u00fcrt. Der nach 2i Stmide,, u} stallmisch erstarrte R\u00fcckstand wurde in concent ri,1er \u2022osung von .Vy,0, gel\u00f6st und die stark alkalische L\u00f6sung >mt Aether ansgesch\u00fcltelt. Schon beim Abdestilliren dieser","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nI\n.Aetlierl\u00f6sungcn auf ein kleines.Volumen schieden sich meistens Krystalle ah, beim Verdunsten des letzten Aethers an der Luft erstarrte der R\u00fcckstand krystallinisch, wo dies nicht geschah, konnte er leicht im Exsiccator \u00fcber Paraffin zum Krystallisiren gebracht werden. Durch Umkrystallisiren aus heissem Yasser, eventuell unter Zusatz von etwas Thierkohle, wurde die Substanz gereinigt und zeigte folgende Eigenschaften:\nSie l\u00f6ste sich schwer in kaltem, leicht in kochendem Wasser, aus dem sie sich beim Abk\u00fchlen zum gr\u00f6ssten Tlioil wieder ausschied, aus conccntrirten L\u00f6sungen als strahtig krystallinische Masse, die nach einigem Stehen in kleine rechtwinklige Tafeln zerfiel, die sich oft zu \u00fcber die Fl\u00e4che gekr\u00fcmmtem Bl\u00e4ttchen an einander lagerten, aus verd\u00fcnnteren L\u00f6sungen gleich in sch\u00f6nen, bis mehrere mm. grossen Tafeln.\nDie w\u00e4ssrigen L\u00f6sungen reagirton neutral und Hessen beim Abdampfen auf dem Wasserbade die Substanz unzer-setzt zur\u00fcck, wobei allerdings ein Theil der Substanz nach den R\u00e4ndern des Sch\u00e4lchens sublimirte.\nIn reinem Zustande l\u00f6st sie sich schwer in kaltem Aether, etwas leichter in kochendem, jedoch l\u00e4sst sie sich den w\u00e4ssrigen L\u00f6sungen verh\u00e4ltnissm\u00fcssig leicht durch Aussch\u00fctteln\nmit Aether entziehen. Die Substanz l\u00f6st sich ferner leicht in Alkohol, auch in heissem Benzol, aus dein sie sich beim Abk\u00fchlen fast vollst\u00e4ndig in besonders sch\u00f6nen rechtwinkligen Tafeln, oder in Nadeln, die sich allm\u00e4hlig zu Tafeln umlagern, ausscheidet. Schwer l\u00f6st sie sich dagegen in Petrol\u00e4ther.\nIm trocknen Reagensglas erhitzt schmilzt sie leicht un<! Sjiblimirt unzersetzt. Ihr Schmelzpunkt wurde bei 127\u2014128\" (uneorrigirt) gefunden. Sie ist Nr haltig und enth\u00e4lt kein Krystallwasser.\n% Die w\u00e4ssrigen L\u00f6sungen der Verbindung gaben selbst in starker Verd\u00fcnnung mit cone. KOH einen mikrokrystal-linischen Niederschlag, der aus B\u00fcscheln von langen Nadeln bestand, die sich nach kurzer Zeit zu kleinen rechtwinkligen Tafeln umsetzlen. Diese Reaction erwies sich als sehr geeignet zum Nachweis, der Substanz, die, wie es scheint, durch","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"2o:\nKali um pr\u00e4miert, nicht als Kaliumvrrbiudung gelallt wird* Auf Zusatz von Wasser l\u00f6sten sich die Krystalle dann lei. lit auf.\nEine verd\u00fcnnte L\u00f6sung von salpetorsaureiUQuccksillKT-oxyd, wie sie zur llarnstofftitrirung benutzt wird, gab in w\u00e4ssrigen L\u00f6sungen einen sehr schwer l\u00f6slichen Niederschiair der aus langen, schmalen T\u00e4felchen bestand, die sich oit roset ten f\u00f6rmig, nach Art der Harns\u00fcurekrystalle, anordneten.-\nIlm die Verbindung analysenrcin zu erhalten, musste sie mehrmals aus heissom Wasser und dann noch \u00fcmal aus heissen. Benzol umkrystallisirt weiden,-da sie, obgleich ihr Schmelzpunkt bald constant wurde, doch noch geringe \\erunremigungen zur\u00fcckzuhalten seinen, die die Analyse slorlcn. Die Analyse der ganz reinen Substanz ergab folgende, mit der Formel (111,1*0 gut \u00fcbereinstimmende Werthe:\n10O\u2014lor,\u00bb getrocknet-,.'jut*\u00ab SO,.;d\u00ab-,,,; j|\nI\u00ab i -I..J !.. iiti.l\tnun. lia. ,\nN -= 0,<B3f\u00ab g,. = ll,47'7\u201e.'\t:\u2022\n\u00b0>204s rr- Substanz gaben 0,1134 ILO und\tCo,,. . '\t\u2019\nH = O.0L2G gr. \u25a0= Gl\"!\t'\nC - 0,M17G gr. =\t\"! : '\nGefunden :\nC = GU,2%\nh\nN - 11,47\"/,\nL;H-XO vor!.:\nC = wv\n\u00ab - wn\u00bb\nN - 11,57 t'\u2022\nUm einen Einblick in die Constitution. der Substanz zu gewinnen, kochte ich sie auf dem Sandbade am R\u00fcckfluss-kubier mit HCl, in der sich dieselbe in der K\u00e4lte leicht l\u00f6st.\n\u201e Wlrd dabel ,cicbt \"nd quantitativ in \u00e4quivalente Meimvn Benzoes\u00e4ure und Ammoniak gespalten.\t\u2022\t'\n0,35-0,4 gr. lieferten nach 1\u2019/.st\u00e4ndigem Kochen \u2014 heim Abk\u00fchlen schieden sich reichliche bi\u00e4ttclierif\u00fcrmigc Krystalle von Benzoes\u00e4ure ab - durch Extraction mit Aether 0,1 gr Krystalle, die N-frci sind, aus Wasser in farblosen Bl\u00e4ttchen krystallisiren, bei 121-122\u00bb schmelzen und un/er-selzt snblimiren. Durch F\u00e4llung ihres Nil,-Salzes- mil AgXO\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIV,\t^ 5 \u2022","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"erhielt ich ein Silbersalz, das mikroskopische Nadeln und schmale T\u00e4felchen bildet.\n0.1893 gk, hoi 105\u00b0 getrocknet, gaben 0,0890 gr. Ag \u2014 47,OP%. Henzoesaures Silber verl. 47,2\",,.\nDie nach dem Kochen mit 11 Gl und nach Extraction mit Aether hinterbliebene salzsaure Fl\u00fcssigkeit wird 3mal mit W asser auf dem Wasserbade abgedampft, das letzte Mal filtrirt und ganz zur Trockne verdampft. Es bleiben ca. 0, 18 gr. gelblich gef\u00e4rbte Krystallc zur\u00fcck, die beim Kochen mit KOH Ummoniakaliscbe D\u00e4mpfe entwickeln und sich beim Verreiben\nmit Alkoh. absol. bis auf einen minimalen R\u00fcckstand darin losen. Durch F\u00e4llung mit alkohol. L\u00f6sung von Platinchlorid erh\u00e4lt man 0,4 gr. eines gelben schwer l\u00f6slichen Pt-Salzes.\n0,iM83 gr. gabt>n 0.0957 gr. Pt 13,8\u00b0l\u201e. rtCl4(NI|4Cl)2 veil. Ft 11,3%.\n0,30\u20140,4 gr. der Substanz lieferten also 0,3 gr. Benzoes\u00e4ure und 0,18 gr. Salmiak =\u2018 0,00 gr. Nil,. Die Formel C61I5. GO . NIR verl. auf 7 Theile Benzoes\u00e4ure ca. 1 Theil NH,, womit das Resultat der obigen Spaltung ann\u00e4hernd \u00fcbereinstimmt.\nNach dem Ergebnis* der Analysen und des Spaltungs-Versuches kann es keinem Zweifel unterliegen, dass wir es in dem nach F\u00fctterung mit Benzaldehyd aus dem Hundebarn dargestellten K\u00f6rper mit Benzamid zu tliim haben, mit dessen Eigenschaften unsere Substanz in allen wesentlichen Punkten \u00fcbereinstimmt (s. Beilstein, Organ. Chemie). Auch die Reaction mit conc. KOH, die ich nirgends erw\u00e4hnt finde, theilt es mit dem k\u00fcnstlich dargestellten' Benzamid.\nDass das Benzamid sich nicht erst nachtr\u00e4glich beim Eindampfen des gew\u00f6hnlich stark ammoniakalisch reagirenden 'Harns aus benzoesaurem Ammoniak gebildet haben kann, konnte ich dadurch beweisen, dass ich die 24st\u00e4ndige Urin-menge eines normalen Hundes mit G gr. in (NHJ\u00e4C03 gel\u00f6ster Benzoes\u00e4ure versetzt abdampfte; es Hess sich in dem alkalischen Aetherextract keine Spur von Benzamid nachweisen. Andererseits gelang es, nach Verabreichung von 10 gr. Benzaldehyd,","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"207\naus dor 24stiindigen Urinmenge eines Hundes, die frisch vor dein Eindampfen 2 mal mit Aether extrahirt wurde, Benzamid Wt nn auch nur in der geringen Menge von 0,03 gr. nach einmaligem Lmkrystallisiren, darzustellen. '\t1\nJedenfalls kann nach diesen Versuchen nicht bezweifelt\nwerden dass der Thierk\u00f6rper im Stande ist, aus eihgef\u00fchrten.\nbenzaldehyd Benzamid zu bilden, wenngleich diese Bildung\nnur. in geringem Umfange statt hat, da n,a\u201e-\u201each Einf\u00fchrung\nvon 100 gr. Benzaldehyd nur ca. 4 gr. Bonzamid aus dem Harn gewinnen kann. -\t\u2022\nDie Bildung von Benzamid aus Benzaldehyd kann Wohl nur in der Weise erkl\u00e4rt werden, dass der Benzaldehyd zu Benzoes\u00e4ure oxydirl wird, im K\u00f6rper mit NH, zusammentrifft und unter Abspaltung von 11,0 Benzamid bildet. Diese Anhydridbildung findet ein Analogon in der . Entstehung Von arnstoff aus fXIlJ.CO, unter Wasserabspallurig,-eine Theorie, die in der von mir nachgewiesenen Bildung von Benzamid' eine weitere erw\u00fcnschte St\u00fctze erh\u00e4lt.\nUm einen ferneren Beweis f\u00fcr die Entstehung des Benz-amids durch Anhydridbildung zu liefern, f\u00fchrte ich benzoe-saures Ammoniak in Dosen von 10 gr. pro die ii, den Magen ones Hundes ein, in der Annahme, dass sich daraus noch eichter Benzannd bilden w\u00fcrde, als aus Benzaldehyd. Nach \u25a0Ullerting mit HO gr. benzoesauren Ammoniaks konnte ich in der that reines Bonzamid nach obiger Methode aus dem Harn darstellen, allerdings nur in der geringen Quantit\u00e4t von 0,1 gr. Der bei weiten, gr\u00f6sste TI,eil war als Hippurs\u00e4ure und Benzoesaure ausgeschieden worden. W\u00e0h'r\u00e2heinlW verh\u00f6rt dm lauchlighcit, mit der im Tinerk\u00f6rper Hippurs\u00e4ure < nlstebt eine umfangreiche Bildung von Benzamid aus zu diesem /wecke \u00ab\u00abgef\u00fchrtem benzoesaurem Ammoniak Wird f selb*1 \u00ab\u00bbSeffOirtes Bonzamid \u201each den Angaben ' von U v. Nencki ) vollst\u00e4ndig i\u201e Hippurs\u00e4ure \u201emgewandolt. Allerdings war bei der von ihm benutzter, Untersiicbiings-\n\u2022) L v Nencki, Ueher das Verhallen einiger an,mal. Verl,in,hingen \"\" \"\"ertonxT, Areli. f. es,,. Pallml. u. Plmniuikol., Bll. I..S. 4.,o. \u25a0","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"m\u00e9thode \u2019die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen, dass kleine Mengen von unver\u00e4ndertem Benzamid sich dem Nachweis entzogen haben.\nEs scheint mir eine bemerkenswerthe Thatsache von vielleicht allgemeinerer Bedeutung zu sein, dass die aus dem Aldehyd hervorgellende Benzoesaure, im Entstehungsmomente auf Ammoniak einwirkend, die Anhydridbildung in h\u00f6herem Maassc zur Geltung bringt, als die bereits vor dem Eintritt in den Organismus an.NH, gebundene Saure.\nIm Stoffwechsel des Kaninchens bildet sich kein Benzamid, denn weder konnte ich nach allm\u00e4hliger subcutaner Injection von 50 gr. Benzaldehyd, noch nach subcutaner Verabreichung von 20 gr. benzoesaurem Ammoniak die geringsten Spuren von Benzamid in dem Urin auffinden. Wahrscheinlich wird bei diesen Thieren auch das mit dem benzoesauren Salz eingef\u00fchrte Ammoniak vollst\u00e4ndig f\u00fcr die Il\u00e4rnstoff-synthese verwerthet.","page":208}],"identifier":"lit16782","issued":"1890","language":"de","pages":"203-208","startpages":"203","title":"Ueber das Auftreten von Benzamid im Harn nach Darreichung von Benzaldehyd","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:51:29.761005+00:00"}