Open Access
{"created":"2022-01-31T16:36:09.270244+00:00","id":"lit16794","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hirschl, J. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 14: 377-389","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Werth der Phenylhydrazinzuckerprobe.\nVon\nl>r. Josef Adolf HirsHil.\n(Aus der lucdici\u00fcischon Klinik \u00ablos Prof. R. v. Jaks.li \u00abu Pia-.t II\u00bb< r Redaction zugcgaugen am 28. .Januar 1*9\u00bb.)\nNachdem die Chemie sich in den Dienst der Arznei Wissenschaft gestellt hatte, war es vornehmlich die Harn unteisuchung, der sich \u00ablie meisten medicinischen \u00c7homikei zuwandten, und in erster Linie die Untersuchung des Jjatlio logischen Harns, des Eiweiss- und ties Zuckerharns.\nDa war es denn nicht zu verwundern, dass sehr viel\u00ab Zuckerproben f\u00fcr die Harnanalyse empfohlen wurden, di\u00ab ihrem Zwecke, der alleinigen Anzeige des Zuckers, nicht voll-kommen entsprachen. Die Trommer\u2019sche Probe1) w\u00fcrdt f nicht beweisond verdammt2), weil sie im normalen Harn Harnsaure, Kreatinin und Kreatin, Allantoin, Mucin, Milch-zueker, Brenzkatechin, Hydrochinon und Callenfarbstolfe an-zeigte, und weil im Harn nach Einf\u00fchrung gewisser Arznei-Mid tel in den Organismus als Benzoes\u00e4ure, Salicylsau re Ijcerm, Chloral \u2018) reducirende Substanzen auftraten, die ebenfalls die Trommer\u2019sche Reaction zeigten. Die Mo ore-llel 1 er\u2019sche Probe*), die bei Mucin, die B\u00fctt g er* sehe5) \u00d6dei\n\u2022\tTromm er, Annalen d. Chemie u. Pharmane, Bd.30, s. \u2018{60, 1841\n') v. Jak sch, Diagnostik, 2. Aull,, S. 284.\n\u2022\tv. Jaksch, ibidem.\n\u2019[\u00ab\u00bb\"re. Lancet, II,' 1844; Heller, Archiv f\u00fcr Mikroskopie u. mikr. Chemie, Bd. I, S. 212 u. 292, 1844.\t.\n) B\u00f6ttger, Journal f\u00fcr praktische Chemie, Bd. 70, S. 432, 18\u00d47,","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nd,<\u2018 Sylander'sche Probe\u2019), die bei Eiweiss, Rhabarber). Melanin, Melanomen und anderen Substanzen keine vertrauensw\u00fcrdigen Resultate boten, , wurden ebenfalls zum strengen \u25a0.Nachweise des Zuckers im Harn nicht zugelassen. Johnsons Pikrins\u00e4ure-Probe1), die sogar ohne irgend welchen Zusatz (Kalilauge und Pikrins\u00e4ure allein ohne Harn) oder hei Anwesenheit von Kreatinin positive Resultate, gibt, und pen-zoldt\u2019s Diuzobenzolsul fons\u00e4ure-Probe4), deren Rothlarbumr nur hei fehlender Acetonurie und Diaecturi\u00bb*5) f\u00fcr Zucker charakteristisch ist, wurden deshalb f\u00fcr \u00e4rztliche Zweck\u00bb* nicht.\nempfohlen.\nhs blieben also beweisend, f\u00fcr Zucker nur zwei Proben:\ndi\u00bb* G \u00e4hrungsprobe und di\u00bb* Probe durch die Polarisation.\nIn j\u00fcngster Zeit wurde bekannt, dass die (llycosen mit dem Phenylhydrazin gewisse Verbindungen ein gehen6). hi d\u00bb\u2018l K\u00e4lte verbinden sie si\u00bbh allm\u00e4lig mit einem Molek\u00fcl.\nI \u2018lieny Ihydrazin zu G1 y c o s e p h e n y I h y d r a z i n e n :\n^H,i\u00b0o + NJI3. C6I15 = C^H^O.'. NjH . C(.H;> + H,0. 1,01,11 Erw\u00e4rmen mit essigsaurem Phenylhydrazin bilden si. nut 2 Molek\u00fclen Phenylhydrazin gelbe, in Wasser unl\u00f6sliche, in Alkohol leicht l\u00f6sliche Verbindungen, die Osa zone:\n+ - ,J*X \u2022 XH \u2022 G\u00abHs = C6Hf0O;(4\\,H . G6 H ),\n4- 2 HjO + H,.\nAn dieser zweiten Fi sch er sehen Reaction nehmen neben den Glycosen auch Milchzucker, Rohrzucker und Maltos.* Theil. Beim Milchzucker und der Maltose haben die\n') ^ylan\u00e4er, Zeitsehr. f. physiologische Chemie, Bd. 8, S. 175. ls>4.\n) Sdlkou ski. t<enti*alhlatt fiir die medic. \\Vissenst\u00e4iaft Bd W\ns. 1:5:5, 1885.\t*\n'2 <:; Jo,n,son\u2019 0,1 the varioils modes of testing for albumen and supar. S. 6. Smith Elder A* Comp., London 1884 (v. Jaksch, Diagnostik ) 4) Fenzoldt, Berliner klinische Wochenschrift. Bd. 20, S. 201. 188.:.\nJ v. Jaksch, Mittheilungen des Wiener Doctoren - Colle-dune S. 10. 1884.\tc\nh\\ Berichte der deutschen ehern. Gesellschaft, Bd. 17. S 579 1881 und Bd. 20. 8. 821 u. 1089, 1887.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"379\no-azone dir formel Ut\u00efH\u00eeo09(X2H . C6ll.)d;Rohrzucker bildet\ndasselbe Osazon wie die Glvcosen.\n%>\nDiese zweite Reaction benutzte v. .Jak schals er di.* Plie n y 1 b y d r a z i n z u c k e r p r o be in Vorschlag brachte. Ki verwendete nach dem Beispiel E. Fischer\u2019s stall des rssigsauren Phenylhydrazins salzsaures Phenylhydrazin und Vairiumacetat. Nach seinen Erfahrungen gibt die Probe, in folgender Ausf\u00fchrung vorz\u00fcgliche Resultate:\n*1\u00bb eino Eprouvette, die r*\u20148 chenu liant' enth\u00e4lt, werden zwei Messerspitzen voll salzsauren Phenylhydrazins und drei Messerspitzen voll cssigsaureii. Natriums gebracht, und wenn sieh die zugesetzten Salze beim Erw\u00e4rmen nicht gel\u00fc\u00ef't hatten, noch etwas Wasser hinzugel\u00fcgt. Das-Gemisch wird in der Eprouvette in kochendes Wasser'gesetzt und iiaeh ca. 20\u201430 Minuten in ein mit kaltem Wasser gef\u00fclltes Berherglas gebracht. Falls der Harn nur halbwegs gr\u00f6ssere Mengen Zucker enth\u00e4lt, entsteht sofort ein gelber, krystal-linischer Niederschlag. Erscheint dieser Niederscfdag makroskopisch amorph \u2014 was zuweilen der Fall.ist \u2014, so wird mau bei mikroskopischer Untersuchung sofort tboils einzelne, Iheils in Drusen angeordnete, gelbe Nadeln finden. Handelt \u2666es sich aber um sehr geringe Mengen Zucker, so bringt man die Probe in ein Spitzglas und untersucht das \u2019Sediment. Waren auch nur Spuren von Zucker vorhanden, >o wird man einzelne Phenylglyeosazonkrystalle ' niemals vermissen. Das Vorkommen von kleineren und gr\u00f6sseren gelben Pl\u00e4ttchen oder stark lieht-brephenden, braunen K\u00fcgelchen ist f\u00fcr Zucker nicht beweisend.\u00bb\t*\nDiese Phenylhydrazinprobe ist nach v. J a k s c h sehr verl\u00e4sslich und auch sehr empfindlich. Man k\u00f6nne mit ihr noch 0,1% Zucker deutlich nachweisen. Auch S. Kobrak*), Pol-\n0 v* Jaksch. Zeitschrift f\u00fcr klin. Medicin, Bd. H,^ 20, 1880.\nmid Diagnostik, 2. Aufl., S. 286,\t. \u2022 \u2019\n\u2022) S. Kohrak, Inauguraldissertation, Breslau, Lilienfeld, 1887.","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"m\t'\n1 \u00abitsclick ) und Rosenfeld3) haben mit ihr vortrefflicht Resultate erhalten.\nRosenberg gibt an, dass die Grenze f\u00fcr die Pheijyl-hydrazinzuckerprobe nicht bei 0,1 \u00b0/0, sondern bei 0,03\u2022/ liege, eine Angabe, die Geyer1) in einer Arbeit, in der er dieser Probe ihre Zuverl\u00e4ssigkeit abspricht, vollkommen best\u00e4tigt.\nIch habe auf Grund zahlreicher Untersuchungen gefunden, dass w\u00e4sserige 0,003procentige Zuckerl\u00f6sungen noch eine deutlich positive Probe geben. Bei mit Zucker versetztem flarn jedoch ist nur ein h\u00f6herer Zuckergehalt, der tfrtva den Angaben Rosenberg\u2019s und Geyer\u2019s entspricht, nachweisbar. Der Hauptgrund daf\u00fcr sind die zahlreichen amorphen Niederschl\u00e4ge, die schon makroskopisch wenige Phenylglucosazonkrystalle verdecken und il,re Anwesenheit verbergen. Beim Sedimentiren zum Zwecke der makroskopischen Untersuchung bringt man meist amorphe Niederschl\u00e4ge in die Pipette und auf den Objecttr\u00e4ger, was j;, beim starken Ueberwiegen anders gearteter Niederschlage \u00fcber die Phenylglucosazonkrystalle selbstverst\u00e4ndlich ist. Nur bei solchen Harnen, die an und f\u00fcr sich mit der Phenylhydrazin-probe behandelt nicht den geringsten Niederschlag liefern, kann man nach. Zuckerzusatz auch 0,003\u00b0/0 Zucker nach weisen!\nNachdem nun Thierfelder-4) nachgewiesen hat, dass das glyeuronsaure Kalium mit essigsaurem Phenylhydrazin zu einer dem Phenylglycusazon \u00e4hnlichen Verbindung sich vereinigt, und nachdem Fl\u00fcckiger5) gezeigt hat, dass die reducirende Substanz des normalen Harns mit grosser A\\ahrscheinlichkeit zum Theile aus einer gepaarten Glycu-rons\u00e4ureverbindung bestehe, glaubt Geyer6) die Ansicht aussprechen zu k\u00f6nnen, dass die Phenylhydrazinprobe\n) Pollatschek, Deutschemed. Wochenschrift, Bd. 14, S.354, ls88,\n-) Bosenfeld, ibidem, Bd. 14, S. 451, 470, 1888.\n) Geyer, Wiener medicin. Presse, Bd. 30, S. 1G8G, 1881\u00bb.\n') 1 hierteldcr, Zeitschrift f\u00fcr phys. Chemie, Bd.lt. 8.395, 1887.\n5) Plfickiger, ibidem, Bd. 1), S. 323, 1885.\n'\u2019) Oeyer. Wiener medicin. Presse, Bd. 30, S. 1G8G, 1880.","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":":\u00eesi\n'\t\u25a0\t.a\t\u2022\nzum Nachweise des Zuckers im Harn nicht gen\u00fcge.-' Er begr\u00fcndet seine Ansicht auch mit solbstausgef\u00fchrten Untersuchungen, die er sowohl mit der Glycnrons\u00e4ure als auch mit dem glyduronsaureii Natrium anstellte\u2019\nDiese beiden Substanzen gaben ihm nach v. Jakseh behandelt einen aus gelben, mikroskopischen Nadeln bestehenden Niederschlag, \u00abwelcherdem Phenylglycosazon so \u00e4hnlich war,\n< dass er weder in der Krystallform, noch in den L\u00f6slichkeits-\u00ab Verh\u00e4ltnissen irgend einen Unterschied finden konnte. \u00bb\nThier fei der') hat bei seinen Untersuchungen '\u00fcber die Glycnrons\u00e4ure nicht dieselben Resultate erhalten. GI y cu-ron-s\u00e4iireanhydrid nach Fischer behandelt, und ini AVasser-had'* erw\u00e4rmt gab ihm nach einiger Zeit braune Tr\u00f6pfchen, die allm\u00e4lig zu Boden sanken und eine z\u00e4he Masse darstellten!\nBeim Erhitzen eines Thoi.Is glycuronsauren Kaliums mit 2 Theilen salzsauren Phenylhydrazins, Theilen Natrium-aectats und 20 Theilen Wassers auf dem VV\u00e4sserbade erhielt Thier fei der nach einer Stunde feine, wolkige, aus mikroskopischen gelben Nadeln bestehende Tr\u00fcbungen. Diese Ab-scheidung nahm bei weiterem Erhitzen auf dem Wasserbade \".och zu\u00bb jedoch ging die sch\u00f6ne gelbe Farbe.der \u2022Kr y stalle in eine braune \u00fcber. Der Niederschlag der ersten f\u00fcnf Stunden abfiltrirt, mit Wasser gewaschen, aus-gepresst, in wenig warmen Alkohol gel\u00f6st, mit Wasser wieder ausgef\u00e4llt, fdtrirt und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet bildete eine hellgelbe, leicht pulverisirbare, neutral reagirende, F (\u00ab Illing sehe Fl\u00fcssigkeit in der W\u00e4rme reducirende Masse, deren \u00abSchmelzpunkt bei 114-115\u00b0 C. lag und als deren chemische formel Thierfelder C4,H44N)0Ol# annahm.\nMeine\u00ab Versuche mit der Glycnrons\u00e4ure beschr\u00e4nken sich auf die Untersuchung des Verhaltens des glycuronsauren Natriums5) gegen\u00fcber der Phenylhydrazinprobe,\n) ri.ierfeldcr, Zeitschrift f\u00fcr phys. Chemie; Bd.j 1. S. 395 1KK7\n-) Die Glycurons\u00e4urepr\u00e4parate rerdanke ich der Liebensw\u00fcrdigkeit\n< es Hrn. Dr. Ihierfelder, dem ich an dieser Stelle meinen w\u00e4rmsten naiik ausspreche.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"In eine \u2019Eprouvette, die 10 cbciu. einer L\u00f6sung von glycuronsaurem Natrium enthielt, gab i\u00e4i 2 Messerspitzei, salzsauren Phenylhydrazins und 3 Messerspitzen essigsauren Natriums, l\u00f6ste das Ganze unter Erw\u00e4rmen und stellte e> in\u2019s kochende Wasserbad. Nach \u2018^st\u00e4ndigem Verweilen im Wasserbade hatte sich in der Eprouvette noch kein Niederschlag gebildet, nach mehrst\u00fcndigem Stehen jedoch zeigte sich ein wolkiger Niederschlag von hellcitronengelhn I\u2018ilbe. Lei der mikroskopischen Untersuchung sali ich zahlreiche hellgelbe grosse und kleine Schollen, zahlreiche hellgelbe Nadeln, die in radi\u00e4rer Anordnung sich befanden. 1)1\u00ab. Nudeln waren von den Phenylglycosazonnadeln dadurch unterschieden, dass sie dicker, plumper waren als jene. Sie waren sehr unregelm\u00e4ssig gestaltet, aus einem Leib traten mehrere uadelt\u00f6rmige Spitzen heraus, die dann wieder in einen Leib verschmolzen. Die Mitte der radi\u00e4r angeordneten Fasern bildete >tcts eine unregelm\u00e4ssig begrenzte Scholle, aus der die Nadeln gleichsam herausgewachsen schienen. Daneben waren sehr vii le isolirte Nadeln zu sehen, die eine sehr unregelm\u00e4ssige Begrenzung zeigten, deren Droite in jeder Partie wechselte,'deren hellcitronengelbe Farbe jedoch mit der des Phenylglyeosazun< vollkommen \u00fcbereinstimmte. Der Niederschlag war l\u00f6slich in Alkohol, unl\u00f6slich in Wasser. Die Nadeln abfiltrirt und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet gaben den Schmelzpunkt 110\u2014111\" C.\nLiess ich die Eprouvette eine halbe Stunde lang im kochenden Wasserbade, so erhielt ich sofort eine dunkelcitronengelbe Tr\u00fcbung: nach mehrst\u00fcndigem Stellen entwickelte sich ein braungelber, amorpher Niederschlag, der mikroskopisch gelbe und gelbbraune, ganz unregelm\u00e4ssig gestaltete Schollen zeigte. Daneben sah ich ganz kleine, amorphe K\u00f6rnchen und sp\u00e4rliche kleine, stechapfel-l\u00f6imige Gebilde. Nadeln oder andere Krystalle fanden sich im mikroskopischen Bilde nicht vor. Der Schmelzpunkt dieses Niederschlags, der ebenfalls in Alkohol l\u00f6slich, in Wasser unl\u00f6slich war. lag bei 107\u2014108\u00b0 C.\nBlieb endlich die Eprouvette eine Stunde im kochen-den Wasserbade, so erhielt ich makro- und mikroskopisch","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"dasselbe Resultat: der Schmelzpunkt, der Niederschl\u00e4ge jedoch lag h\u00f6her, bei ca. 150\u00b0 C.\nDiese Versuche mehrmals wiederholt , gaben stets das gleiche Resultat.\nAus meinen Versuchen ergibt sich, dass nur nach sehr .kurzem Verweilen der Eprouvette invWasserbade bei glycurops\u00e4urehaltigem Ilarn Niederschl\u00e4ge gefunden werden k\u00f6nnen, die den Phenylglycosazonkrystalleii \u00e4hneln. Auch diese Niederschl\u00e4ge sind jedoch, wie ich oben gezeigt habe\u2019-vom Phenylglycosazon nicht nur durch den..Schmelzpunkt! sondern auch durch ihre mikroskopische Beschaffen heil .ver-schieden, da die Nadeln der Elycurons\u00fcureverbindung nie hi legelmassig gestaltet, nie in so sch\u00f6ner, regelm\u00e4ssiger radi\u00e4rer Anordnung sich befinden wie die Nadeln des Plienyl-glycosazons.\t. '\nBleibt die Eprouvette eine ganze Stundoiiv kochenden A\\ asserbade, so wird die Gegenwart von w\u00e7uruns\u00fcure >ich stets nur durch amorphe braungelbe Niederschl\u00e4ge dokunienliren, die bei der mikroskopischen Untersuchung als gelbe und braune Schollen und Sch\u00f6llchen, als kleine, unregelm\u00e4ssig gebildete KTnperdien sich erweisen.\tr\nGeyer gibt in seiner Arbeit \u00ablieber den Werlh dei Phenylhydrazinzuckerprobe\u00bb ferner an, dass er 14 Harne, du alle negative G\u00e4hrungsproben lieferten, mit. der Probe nacl Fischer und v. Jak sch untersucht und in allen F\u00e4llen eiii positives Resultat erhalten habe.\nIch habe auf unserer Klinik 50 Harne verschiedene! Individuen, die an den mannigfachsten Erkrankungen litten., mit der Phenylhydrazinprobe untersucht und. zwar auf tob gende Weise:\nln eine Eprouvette brachte ich 10 cbem. des zn untersuchenden Harns, l\u00f6ste darin unter Erw\u00e4rmen 2 Messerspitzen salzsauren Phenylhydrazins und 0 Messerspitzen Natrium-a\u00e7etats, brachte die Eprouvette in\u2019s Wasserbad, worin sic '\u2022ine ganze Stunde verblieb. Nach dem Herausnchnicn aus dem Wasserbade liess ich sie in einem. gew\u00f6hnlichen","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"Kproiivotteng<-stelle, mohrerc Stunden (gew\u00f6hnlich \u00fcber Nacht) dchen und untersuchte dann mikroskopisch den Niederschla\" '1er sich unterdessen zu Boden gesenkt hatte.\nIn den meisten und zwar in 45 F\u00e4llen erhielt j,|, einen mein oder minder reichlichen, amorphen, braun-gelben. in Alkohol l\u00f6slichen, im Wasser unl\u00f6slichen Niederschlag, der mikroskopisch untersucht keine charakteristischen Phenj Iglycosazonkrystalle zeigte. 40 mal zoigle das mikroskopische Bild kleinere und gr\u00f6ssere Schollen von gelber und gelbbrauner Farbe oder amorphe, kleine K\u00f6rn, eben. 3 mal traten zu diesen Gebilden stark lichtbrechende K\u00fcgelchen hinzu. 2 mal endlich waren neben den Schollen und K\u00f6rnchen sp\u00e4rliche, kleine, unregelm\u00e4ssig gebildete, stech-ap!elf\u00f6rmige K\u00f6rperchen zu sehen. Mehrere dieser Niedei--ehl\u00e4ge \u2014 alle wurden auf den Schmelzpunkt nicht untersucht \u2014 schmolzen bei ca. 150\u201c fl.\nI Fall bot keinen Niederschlag.\n4 Falle lieferten makroskopisch einen gelben, kry-> 1 a 11 inisc11 en Niederschlag, der mikroskopisch gross.\u2022 Wellie Nadeln von regelm\u00e4ssiger Begrenzung in sch\u00f6nster radi\u00e4rer Anordnung zeigte. Daneben sah ich kleinere Nadeln in Stechapfelform geordnet. Doch waren auch diese kleineren Nadeln ziemlich lang und regelm\u00e4ssig gestaltet, so dass man sie sehr leicht von den oben erw\u00e4hnten Nadeln der Glyeuron-s\u00e4ureVerbindung unterscheiden konnte. Diese Niederschl\u00e4ge waren in Alkohol l\u00f6slich, im Wasser unl\u00f6slich, ihr Schmelzpunkt lag stets bei 205\u00b0 C.\nDie Gab rungsprobe, die ich zur Contr\u00f4le verwendete, gab mir nur in den 4 F\u00e4llen (3 Diabetes mellitus,\n1 Haemorrhagia cerebri cum glycosuria) positives Resultat, in denen ich die charakteristischen Phenylgly-cosazonkrystalle erhalten hatte; alle anderen Harne J)olen eine negative G\u00e4hrungsprobe.\nDaraus glaube ich mit Sicherheit schliessen zu k\u00f6nnen.-dass die Phenylhydrazinzuckerprobe nur mit jenen Harnen ein positives Resultat zu geben vermag, die wirklich Zucker enthalten.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Die amorphen, br\u00e4unlich gelben Xiedersclil\u00e4-e r\u00fchren mit grosser Wahrscheinlichkeit von Phenylhydrazin-<l| y curons\u00fcu re Verbindungen her; dies zeigt das mikroskopische Verhalten, die L\u00f6slichkeitsverh\u00fcllnisse, vielleicht auch die gleiche Lage der Schmelzpunkte. Diese amorphen liraungelben Niederschl\u00e4ge treten nun bei den meisten Hamen die der Phenylhydrazinprobe unterworfen werden, auf, wie ja die Glycurons\u00e4ure auch in den meisten Harnen enthalten ist. Vielfach wurde bereits nachgewiesen, dass nach Einverleibung gewisser Arzneimittel i.i den Organism n s eigent\u00fcmliche Glycurons\u00e4ure v e r bi n du ne en \"\" IIarne \u201c\u201ctreten. So wies Schmiedeberg nach Aufnahme von Phenol in den Organismus im Harn Phenvl-glycurons\u00e4ure') nach; LeSnik und Nencki fanden Aaphtolglycurons\u00e4ure*) nach Aufnahme von Naph-lol, Schmiedeberg und H. Meyer Camphoglycuron--aure ) nach Camplier; Pellacani*) fand nach'Borneo I-und Menthol-, v. Mering') nach Ch 1 oral-Aufnahme l'ly curonsau re vor bind ungen im Harn. Endlich erkannte Fluckiger*), wie bereits oben erw\u00e4hnt ist, dass die reducirende Substanz des normalen Harnes mit grosser Wahrscheinlichkeit aus einer gepaarten G ly curon-saureverbindung bestehe.\nEs ware nun, um den ganzen Werth der Phenylhydrazin probe zu erkennen, noch zu ermitteln, ob die positive Probe 'I. h. die Anwesenheit von charakteristischen Phenylglyc\u00fcsazon \u00bba ein in charakteristischer Anordnung, beweisend ist f\u00fcr dii Anwesenheit irgend einer Zuckerart oder f\u00fcr die An. Wesenheit von Traubenzucker. Wir finden in der Litteratu,\n') Sch m jede 1,erg, Archivf.exp.Path. u. Pharm., Bel. H,S. 1)07,18SI K,l.\tNen, kl' Berichte der deutsch, ^m. Gesellschaft\nIW 3, S.S4C^mlgp,el\u2019erB U\"d H\u2018 Me}er' Zdlscl,rifl f- 1,hP Chemie\n*{ Pel'acani. Archiv f. exp. Path. u. Pharm.. Bd. 17,\u00ff.36\u00bbs 1883\nc! pi- 7-,ng\u2019 ^eitschnft f\u00f6r Phys- Chemie, Bd. (>, S. 180, 1882.\n) ^\u00abckiger, Zeitschrift f\u00fcr phys. Chemie, Bd. \u00bb, \u2019S. 323,1885.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"380\n(,,m* *ra\u00ae\u00b0 Lilith genau beantwortet; trotzdem habe id, verschiedene Harne mit den Glycosen und DisacCharaten versitzt und der Phenylbydrazinzuckerprobe unterworfen, um zu sehen, ob es nicht dem praktischen Arzte m\u00f6glich ware, durch\nd,l\u00ee5 e'nfaehe mikroskopische Bild die einzelnen Zuckerarteii aus einander zu halten.\nIm Harne wurden bis jetzt nur 4 Zuckerarten nachgewiesen, die mit Phenylhydrazin zu einem Osazon sich vereinigen: 2 Glycosen und 2 Disaccharate. Von den Glycosen Dextrose und Lavulose. Letztere fand Zimmer1) und Seegen ) neben Traubenzucker im Harn von Diabetikern. >on den Disaccharaten haben den Milchzucker Hofmeister ), Johannovsky und Kaltenbach im Harne von W\u00f6chnerinnen, Maltose Le Noble1) im diabetischen Harn, nachgewiesen.\nD i e 1 \u00e4 v u 1 o s e h a 11 i g e n H a r n e geben dieselbe Pheny lhydrazinprobe wie die Traubenzuckerharne, da Lavulose mit Phenylhydrazin sich zu demselben Phcnylglycosazon verbinde! wie Dcxlrose. Es ist also sowohl das mikroskopische Bild als auch der Schmelzpunkt der gleiche wie bei der Trauben-Tl'kerverbindung. Man wird also auf Grand der Phenylhydrazinprobe Lavulose im Harn nicht vcrmuthen k\u00f6nnen, wohl aber dann, wenn die polarimetrische Untersuchuir bei positiver Phenylhydrazinprobe keine Rechts\" drehung oder sogar eine Linksdrehung zeigt').\nLactose mit der Phenylhydrazinprobe behandelt zeigt einen gelben krystallinischcn Niederschlag von Phenyflac-tosazon, der mikroskopisch hellcitronengelbe, sehr br. il. Nadeln zeigt, die oft die zehnfache Breite der Phenylglycosazon-nadeln erreichen. Sie sind in schlecht ausgesprochen, i radi\u00e4rer Anordnung gelagert. Der Schmelzpunkt des getrockneten Niederschlags liegt bei 200\u00b0\t\u2014 Die Krystalle\n') Zimmer, Deut sehe metl. Wochenschrift, Dd. 2, S. 320, 187\u00bb:.\n) Seegen. (.entratldattf. d.med. Wissenschaften, Bd. 22. S 753 1s,\u00ab}\n\u2022) Hofmeister. Zeitschrift f. phys. Chemie, Bd. 1, S. 101. 1*77.\n4i v. Jak sch, Diagnostik, 2. Auflage, S. 300, 1880.\n) v. Jaks\u00e7h. Diagnostik, 2. Auflage, 8. 209. 1880.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"387\n.le< Phenyllactosazons unterscheiden sich also von denen ili> Phenylglycosazons abgesehen vom Schnielzpunkkle durch die Breite und die unregelm\u00e4ssige Anordnung der\nX adeln.\t-\t\u2022 .\nIn praktisch-\u00e4rztlicher Beziehung ist dieses Verhalten jedoch nicht von Wichtigkeit, da die Versuche v. J akscli\u2019s\u2019), Milchzucker im Harn von W\u00f6chnerinnen mit der Plienyl-Iiydrazinprobe nachzuweisen, ganz und gar misslangen und\nv. Jakscli deshalb f\u00fcr Milchzucker die Probe von Rubner empfiehlt*).\nt l ^aUos* endliC'' giW mil der Phenylhydrazinprobe\nO \u00cf\u00ce ^ lmaltosazon, einen gelben, stark glanzenden Niederschlag, der mikroskopisch aus gelben breiten Platten besteht. Der Schmelzpunkt des getroch-neten Niederschlags liegt bei 82\u00b0 G.\nDas Phenylmaltosazon ist vom Phenylglycosazon also sowohl durch die mikroskopische Beschaffenheit, als auch durch die Lage des Schmelzpunkts verschieden.\nAus diesem Verhalten der verschiedenen im Harne vorkommenden Zuckerarten gegen\u00fcber der Phenylhydrazinprobe ergibt sich, dass ein Harn, der eine positive Phenyl-hydrazinprobe liefert, unbedingt Traubenzucker ent-iahen muss, da nebst dem Traubenzucker nur noch der r ruchtzucker mit Phenylhydrazin die charakteristischen Kry-\n\u00ff e zeigt und der Fruchtzucker bisher nur neben dem raubenzucker im Harn nachgewiesen ist.\nIst nun die Phenylhydrazinprobe f\u00fcr praktische Acrzl, ZU empfehlen?\nIch glaube, gewiss! Wenn man f\u00fcr den praktische! Arzt eine Zuckerprobe zu w\u00e4hlen hat aus den drei Proben < ie mit Bestimmtheit den Zucker nachweiseii, so ist keil Zweifel, dass man nur die Phenylhydrazinprobo cm-\n') v. Jakscli, Zeitschrift f. Hin Medirin, RI. 11. s. \u00fc\u00fc. 188.1-'\n) 1. Jakscli. Diagnostik. 2. Aull., s. 200 n. :!0o, 18k\u00ab.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\npfHilen kann. Nicht jeder Arzt besitzt den so theuren Polari-sationsapparat, und die Hefeprobe verliert sehr dadurch, dass di* a,,S\u00b0moin k\u00e4ufliche Hefe, mit der ja die praktischen Aerzh arbeiten, ein sehr unzuverl\u00e4ssiges Reagens ist.\nGeyer1) sagt, die Phenylliyitrazinprobe sei bedeut\u00ab,,1 llieurer als die Reductionsproben, indem eine Probe 7\u2014s Hieuzer koste. Ist dies der Grund gewesen, dass vielleicht mancher praktische Arzt der Probe sich abhold gezeigt hat so ist das Hemmniss bereits aus dem Wege ger\u00e4umt. Der Preis des Phenylhydrazins ist bedeutend gefallen; 1 Gramm salzsauren Phenylhydrazins kostet jetzt nur 3 Kreuzer, so dass mit einer Probe h\u00f6chstens die Auslage eines Kreuzers verbunden ist.\nGoyer sagt ferner, die Probe k\u00f6nne an Bequemlichkeit und Leichtigkeit mit den Reductionsproben nicht wetteifern. Ich glaube, dass sie das sehr wohl thun kann.\n\u2014\tEm Trominer ist nicht immer leicht und bequem, und die Richtschnur, dass die Tromm er\u2019sehe Reduction nur dann l\u00fcr Zucker beweisend ist, wenn sie vor dem Kochen der Fl\u00fcssigkeit eintritt, hat schon so manchen Arzt im Unklaren gelassen, ob der zu untersuchende Harn Zucker enthalte oder nicht. Hingegen kann man beim Anblick der charakteristischen Phenylglucosazonnadeln nie im Zweifel \u00fcber den Zuckergehalt des Harns sein, und jeder Arzt, der ein Mikroskop besitzt \u2014 und das besitzen heute fast alle Aerzte\n\u2014\tkann mit Leichtigkeit die Phenylhydrazinprobe machen, indem er allenfalls auch das Wasserbad des klinischen Laboratoriums durch einen Topf mit heissem Wasser ersetzt.\nWenn ich zum Schl\u00fcsse noch einmal die Ergebnisse meiner Untersuchungen zusammenfasse, komme ich zu folgendem Resultate:\n1. Gibt ein Harn eine positive Phenylhydrazinprobe, d. h. erscheinen im mikroskopischen Bilde charak-\n') Geyer, Wiener medicin. Presse, Bd. :j\u00fc, S. 1G8G, 1889.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"38!)\ni.iistischc Phenylglycosazonkrystalle, so enth\u00e4lt er gewiss-Traubenzucker.\t\u2022\nDie Eprouvette soll bei der Probe eine Stunde im\nkochenden Wasserbade verbleiben.\n. \u00cf. Bei der Phenylhydrazinprobe entstehen im z\u00fcck\u00e9r-losen Harn gew\u00f6hnlich amorphe, gelbbraune oder braune Niederschl\u00e4ge,, die mit den Phenylglyeosazon-kry stallen nicht zu verwechseln sind und wahrscheinlich\ncner Glycurons\u00e4ure-Phenylhydrazinverbindung'ent-\nsprechen.\n\u2022-* \u2022\n3. Die Phenylhydrazinprobe ist zum Nachweise. -Von /ticker im Harn auf\u2019s W\u00e4rmste zu empfehlen.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIV.\n20","page":389}],"identifier":"lit16794","issued":"1890","language":"de","pages":"377-389","startpages":"377","title":"Ueber den Werth der Phenylhydrazinzuckerprobe","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:09.270249+00:00"}