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{"created":"2022-01-31T12:44:05.802819+00:00","id":"lit16797","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Araki, T.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 14: 405-415","fulltext":[{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Blutfarbstoff und seine n\u00e4heren Umwandlungsproducte.\nVon\nTrasabnro Araki.\n(Aus dem physiologisch*chemischen Institut in Strassburg.)\n(Der Redaction zugegangen am s. M\u00e4rz 1800.)\nI. Meth\u00e4moglobin.\nUeber das braune Zersetzungsproduct des Oxyh\u00e4moglobins, welchem der Name Meth\u00e4moglobin gegeben ist, hat man viel experimentirt und geschrieben, ohne dass bis jetzt \u00ab in\u00bb* gen\u00fcgende Uebereinstimmung der Untersuchungsresultate und Ansichten erreicht ist. Vielleicht gelingt es der Schilderung einiger einfacher Versuchsresultate, welche ich in Folgendem vorlege, die eine oder andere der noch bestehenden Differenzen zu beseitigen oder der Ausgleichung n\u00e4her m bringen.\t\u25a0 . \u2019 \u25a0 :\nMan erh\u00e4lt bekanntlich Meth\u00e4moglobin : 1, beim Eintrocknen von Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung oder von Blut in recht d\u00fcnnen Schichten an der Luft; 2. durch Behandlung von Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung mit oxydirenden Stoffen, wie Ferri-<yankalium. Nitriten, Permanganat, Wasserstoff in stat. mise.;. *5* durch Einwirkung von Substanzen, welche die rothen Blutk\u00f6rperchen auf l\u00f6sen, auf das Blut innerhalb der Blutgef\u00e4sse des lebenden Organismus.\nL\u00f6st man bei gew\u00f6hnlicher Temperatur in d\u00fcnnen Schichten eingetrocknetes Blut oder den R\u00fcckstand bei nicht u\\ hoher Temperatur eingetrockneter Blutfarbstoffl\u00f6sung in Wasser, so .erh\u00e4lt man braune L\u00f6sungen, welche sich auszeichnen durch einen Absorptionsstreifen im Roth von einer\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XIV.\t->7","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"Stellung im Spectrum des Sonnenlichtes zwischen den Linien C und D, sehr nahe der ersteren Linie und ungef\u00e4hr den Wellenl\u00e4ngen von G48 his G20 Milliontel eines Millimeter Dieser Absorptionsstreif ist unzweifelhaft allen Meth\u00e4mo-globinl\u00f6sungen eigen, wenn dieselben neutral oder schwach sauer reagiren.\nEs werden dem Meth\u00e4moglobin ausserdem noch 3 Absorptionsstreifen in der schwach sauren L\u00f6sung zugeschrieben Die Stellung derselben im Spectrum und die Uebereinsthn-mung von zweien derselben im Gr\u00fcn mit den Absorptions*' streifen des Oxyh\u00e4moglobins sind von Jaederholm') so genau bestimmt, als es mit den \u00fcblichen Mitteln ausf\u00fchrbar erscheint. Diese Absorptionsstreifen fehlen dem Spectrum der Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung vielleicht nie vollst\u00e4ndig, sind aber unter bestimmten Umst\u00e4nden so ausserordentlich schwach, rtass man kaum Spuren von ihnen erkennt, w\u00e4hrend der Absorptionsstreif im Roth sehr stark entwickelt ist. Lei dem Aufl\u00f6sen von eingetrockneten Blutfarbstoffl\u00f6sungen in Wasser erh\u00e4lt man gew\u00f6hnlich Mischungen, welche neben Meth\u00e4moglobin mehr oder weniger Oxyh\u00e4moglobin enthalten. Trocknet man aber solche L\u00f6sungen in d\u00fcnnen Schichten, so erh\u00e4lt man R\u00fcckst\u00e4nde, deren w\u00e4sserige L\u00f6sungen gleichfalls kaum Spuren der Absorptionsstreifen des Oxyh\u00e4moglobins erkennen lassen.\nL\u00f6sungen von Blutk\u00f6rperchen oder Oxyh\u00e4moglobin in Wasser mit sehr wenig Ferricyankalium versetzt, nehmen bald gelbbraune Farbe bei passender Verd\u00fcnnung an und k\u00f6nnen lange Zeit die 4 Absorptionsstreifen im Spectrum zeigen. Ist dagegen die zugesetzte Quantit\u00e4t des Ferricyankalium nicht sehr gering, so verschwinden die beiden dem Oxyh\u00e4moglobin entsprechenden Absorptionsstreifen bald mehr und mehr und sind nach einiger Zeit kaum noch angedeutet, w\u00e4hrend der Streif im Roth neben der Linie C sehr dunkel erscheint und dunkel bleibt.\nF\u00fcgt man ein wenig Ferricyankalium zu L\u00f6sungen von Kohlenoxydhamoglobin, so treten, wenn auch langsamer, die-\n') Zeitschr. f. Biologie, 188 L","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"407\nselben Umwandlungen ein und die AbsorptionsstreilW im Gr\u00fcn behalten dabei die Stellung im Spectrum, welche die Absorptionsstreifen des CO-H\u00e4moglobins von Oxyh\u00e4moglobin unterscheiden. Diese Unterschiede sind aber so gering, dass sie nicht in die Augen fallen. Auch l\u00e4sst sich nachweben, dass das CO selbst durch das Ferrieyankalium nicht beinerk-T 1,ar oxydirt wird, denn nach Zusatz von Schwefelainmonium erh\u00e4lt man sehr sch\u00f6n die Streifen des CO-H\u00e4moglobin oder CO-H\u00e4mochromogen (beide sind nicht verschieden), auch wenn vor dem Zusatz des Schwefelammonium die Streifen des CO-M\u00e4moglobins im Gr\u00fcn durch die Einwirkung von Ferricyan-\nkalium fast vollst\u00e4ndig oder vollst\u00e4ndig zum Verschwinden gebracht waren.\nDer in der schwach sauren oder neutralen L\u00f6sung so best\u00e4ndige Absorptionsstreif des Meth\u00e4moglobins im Roth neben der Linie C wird sofort beseitigt, wenn die L\u00f6sung mit einer selbst sehr geringen Quantit\u00e4t Aetzalkali oder Alkalicarbonat versetzt wird. Die hierbei auftretenden merkw\u00fcrdigen Erscheinungen sind von Jaederholm*) sehr genau geschildert. Es treten hierbei die Absorptionsstreifen im Gr\u00fcn, welche denen des Oxyh\u00e4moglobins gleichen, wieder deutlich hervor, wenn sie nicht bereits allzu sehr in der sauren oder neutralen L\u00f6sung verblasst waren. Ebenso verhalten sich die durch Ferricyanid verblassten L\u00f6sungen des CO-H\u00e4mo-globins. Dabei ist der Spectralabschnitt neben der Linie D nach dem Roth hin stark beschattet. Durch kurzes Durchleiten von CO, werden die Erscheinungen der neutralen oder sauren Meth\u00e4moglobinl\u00f6sungen wieder herbeigef\u00fchrt, selbst wenn die L\u00f6sung durch Natriumcarbonat stark alkalisch gemacht war. Zusatz von Schwefelammonium ruft dann, wenn viel Alkali zugesetzt war, schnell die Erscheinung von H\u00e4mo-chromogen (CO-H\u00e4mochromogen bei Verwendung von Met-h\u00e4moglobin aus CO-H\u00e4moglobinl\u00f6sung) hervor und beweist die stattgehabte Bildung von H\u00e4matin.\nDa die Absorptionsstreifen im Gr\u00fcn zwischen D und E bis auf undeutliche Spuren verschwinden k\u00f6nnen, w\u00e4hrend\n*) A. a. 0.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nder Streif im Roth sehr stark entwickelt ist und bleibt, k\u00f6nnen diese beiden Streifen im Gr\u00fcn nicht in gleicher Weise als charakteristisch f\u00fcr das Meth\u00e4moglobin angesehen werden als der Streif im Roth. Man darf wohl sagen, dass dieser letztere Absorptionsstreif im Roth entsprechend dem Gehalt der L\u00f6sung am Meth\u00e4moglobin heller oder dunkel ist und somit den Gehalt selbst sch\u00e4tzen l\u00e4sst. Hierdurch sind die Spectra, welche man in Meth\u00e4moglobinl\u00f6sungen sieht, offenbar sehr oft combinirte Spectra1). Wahrscheinlich entspricht in den sauren oder neutralen Meth\u00e4moglobinl\u00f6sungen das Bild der deutlichen Absorptionsstreifen im Gr\u00fcn zwischen 1) und E dem G\u00e8halt an unzersetztem Oxyh\u00e4moglobin. L\u00f6sungen von getrockneten Oxyh\u00e4moglobinkrystallen enthalten gew\u00f6hnlich noch reichlich Oxyh\u00e4moglobin neben Meth\u00e4moglobin. Hat man nicht zu geringe Menge von Ferri-cyankalium zu einer Blutfarbstoffl\u00f6sung gesetzt, so verschwinden nach einiger Zeit die Absorptionsstreifen im Gr\u00fcn und treten erst wieder hervor nach etwas Alkalizusatz.\nEs ist aus dem geschilderten Verhalten ersichtlich, dass die Streifen im Gr\u00fcn eine so grosse Wandelbarkeit in ihrer Sl\u00e4rke zeigen, dass man dieselben nicht als dem Meth\u00e4moglobin als solchem nothwendig zugeh\u00f6rige Erscheinungen betrachten kann. In sehr vielen F\u00e4llen kann man sich aber mit aller Entschiedenheit \u00fcberzeugen, dass sie durch Oxyh\u00e4moglobin hervorgerufen werden, welches sich neben Meth\u00e4moglobin in der L\u00f6sung befand.\nZur Untersuchung in dieser Richtung dient mit grosser Sicherheit ein sehr einfaches Verfahren, bei welchem durch t\u00e4ulniss ein sehr langsamer Sauerstoffverbrauch eingeleitet und nach Entfernung des Sauerstoffs erst wirkliche Reduction herbeigef\u00fchrt wird. Die in dieser Weise zu pr\u00fcfende L\u00f6sung in passender Verd\u00fcnnung zur sicheren Untersuchung, resp. Messung der Lage der Absorptionsstreifen mit dem Spectro-\n'( Man hat Spectra, welche durch die Einwirkung von mehrere! in \u00ablen L\u00f6sungen gleichzeitig enthaltenen Farbstoffen entstehen, gemischt'\nSpectra genannt; die Bezeichnung combinirte Spectra d\u00fcrfte\nzuziehen sein\nvor","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"409\nscope wird durch langes, enges Trichterrohr eingebracht in ein unten geschlossenes, oben zum d\u00fcnnen Rohr ausgezogenes Glasrohr von 18\u201425 mm. Durchmesser. Es wird oben noch ein Luftraum von 20\u201440 cbcm. frei gelassen, dann zuge-sclnnolzen. Mit dem Spectroscope werden dann die Abrupt ionsstreifen I im Roth und II sowie III im Gr\u00fcn in ihrer Ausdehnung gemessen und ihre relative Dunkelheit bestimmt.\nEs wurden zun\u00e4chst 2 R\u00f6hren in dieser Weise gef\u00fcllt mit L\u00f6sung von Meth\u00e4moglobin aus eingetrockneten Blutk\u00f6rperchen bereitet. Diese L\u00f6sungen zeigten ausser dem Streifen 50- 00 /.wischen den Linien G und D im Roth die beiden Absorpt ionsstreifen im Gr\u00fcn bei 80\u201490 und 100\u2014120 sehr stark entwickelt1). Diese Fl\u00fcssigkeiten wurden .eingeschlossen am \">\u2022 Februar 1890. Gleich darauf untersucht, fanden sich in beiden R\u00f6hren die Absorptionsstreifen\nI\tzwischen 50\u2014G0 Tlieile der Scala.\nII\t\u00bb\t80\u201490\t\u00bb\t\u00bb\t>;\t.\u2022 ; \u2022\nIII\t\u00bb\t100\u2014120\t>\t\u00bb\t' >.\nAm G. Februar ergab die spectroscopische Untersuchung das gleiche Resultat in beiden B\u00f6hren, ebenso am 8. Februar. Am 10. Februar war der Streif\t*\nI\t50\u2014G0 unver\u00e4ndert stark, .\nII\t80\u201490 sehr schwach schaltirt,\nIII\t100\u2014120 dunkel.\t\\\t^\n*) Die s\u00e4mmtlichen in dieser Arbeit geschilderten Spectralerschei-mmyen sind bestimmt mit einem grossen Spectroscope mit einoin Flint-glasprisma von Steinheil nach vorl\u00e4ufigen Pr\u00fcfungen der Fl\u00fcssigkeiten mit einem Taschenspectroscope. Zur Beleuchtung .diente theil.s Sonnen* li\u00ab Id, tlieils das Licht einer starken Petroleumlampe, umh\u00fcllt von schwammt 1 honcylinder. nachdem die Strahlen desselben durch eine Lins'e parallel gemacht waren. Die Messungen geschahen mit einer fein geth\u00e9ilteii beleuchteten Scala auf Glas, deren Stellung am.Anfang und Ende der \\ ersuche stets durch Vergleichung mit den Frauenhofer\u2019sclum Linien D. E, h, F als unver\u00e4ndert constat\u00e2t wurde. Es sind hier die Ablesung dei Scala fur die Absorptionsstreifen angef\u00fchrt, die Wellenl\u00e4ngen nach diesen Angaben leicht ann\u00e4hernd zu berechnen, wenn der Berechnung zu Grunde gelegt wird, dass die Linien C = 4fi, D = 80,; E = 125, t\u00bb = 134, F = 165 der Scala sind.\t\u25a0","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nNach Umsch\u00fcttcln der R\u00f6liren zeigten sich die Streifen II 80-90 und III 100-120 sehr deutlich dunkel und .lurch hellen Zwischenraum deutlich von einander gesondert. No.l, scharfer trat diese Wirkung des Umsch\u00fcttclns am 12. Februar hervor. Am 15. Februar war ausser dem Streifen I 50\u2014fW kein Streif bis 100 bei beiden R\u00f6hren zu finden. Nach dem IJmsch\u00fctteln trat der Streif 11 80-90 in einem Rohr, welches den grossen Luftraum hatte, wieder deutlich hervor, im anderen Rohr nicht. Am 17. Februar sind nicht allein alle Streifen bis auf I 50-00 verschwunden, sie traten auch beim Um-schuttcln nicht wieder auf. Der Streif 50-00 ist dunkel und relativ stark begrenzt. An folgenden Tagen bis 28. Februar\nwurden dieselben Erscheinungen bei der Spcctraluntersuchun\u00bb in R\u00f6hren gefunden.\nVon 28. Februar an werden diese R\u00f6hren in einem grossen Wasserbade auf 28-31\u00bb erw\u00e4rmt erhalten. Schon am folgenden Tage war die Fl\u00fcssigkeit in einem Rohr mit kleinerem Luftraum dunkelpurpurroth und frei von dem Streifen im Roth. Im anderen Rohr war die Fl\u00fcssigkeit noch br\u00e4unlich und zeigte noch den Streifen 50-60, wenn auch schwach. In folgenden Tagen verschwanden die letzten Spuren dieses Streifens. Am 4. M\u00e4rz wurde eines dieser Rohren mit kleinerem Luftraum in K\u00e4ltemischung gebracht lind theihveisc zum Gefrieren gebracht.\nDie restirende L\u00f6sung in d\u00fcnnen Schichten gepr\u00fcft zeigt wiederum Absorptionsstreif von 75-120 der Scala. Dieser Slrcif zeigte nicht die geringste Theilung seiner Continuit\u00e4t und war am dunkelsten 90-110. Es wurde nun das Rohr ge\u00f6ffnet und oberfl\u00e4chlich mit der zudringenden Luft etwas gesch\u00fcttelt. Die L\u00f6sung nahm hiernach alsbald Scharlach-farbung an und zeigte im Spectroscope 2 Absorptionsslreifen des Oxyh\u00e4moglobins und keinen anderen Streifen, speciell keinen Streifen im Roth, auch keine Beschattung von 70\u2014So.\nAus diesen Versuchen ergiebt sich: 1. im zu-gesclnnolzencn Rohr verlieren durch F\u00e4ulniss die Mcth\u00e4moglobinl\u00f6sungen zuerst die Oxyh\u00e4moglobin-","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"411\nGreifen, indem dieselben zu H\u00e4moglobin streif.en Zusammenfl\u00fcssen; 2. beim Umsch\u00fctteln mit der Luft werden die Oxyh\u00e4moglobinslreifen wieder' liervorgerufen; 3. erst lange, nachdem die Oxy-h\u00e4moglobinstreifen verschwunden sind, und-beim Sch\u00fctteln mit Luft im Luftraum des Rohrs keine R\u00fcckkehr der Oxyh\u00e4moglobi nslrcifcn wieder eiiitritt, wird durch die F\u00e4ulniss auch der Streif ->0 GO im Roth, der charakteristische Streif des Meth\u00e4moglobins entfernt. Ist letzterer verschwunden. so befindet sicli in der nun purpurrbth (ven\u00f6se) aussehenden Fl\u00fcssigkeit weder Methamoglohin noch Oxyh\u00e4moglobin, sondern allein H\u00e4moglobin,-welches beim Sch\u00fctteln mit Luft nur Oxyh\u00e4moglobin liefert.\nNach dem von Ja e der holm1) befolgten Verfahren habe ich 2 Stunden lang anhaltend Wasserstoffgas durch Mcth\u00e4mo-globinl\u00f6sungen, in welchen vorher mit dem Spectroscope genau die Stellung der Absorptionsstreifen bestimmt war, hin* durch geleitet und dann wieder untersucht. Dabei habe ich keine Ver\u00e4nderung gefunden, w\u00e4hrend JaederhoTm gesehen hatte, dass die Absorptionsstreifen des Meth\u00e4moglobins verschwinden und daf\u00fcr die Absorptionsstreifen des Oxyh\u00e4moglobins eintreten. Um sicher eine Beimischung v\u00f6n Sauerstoff der Luft im Wasserstoffgas zu vermeiden, habe ich das Gas durch ein mit Thon aussen beschlagenes Rohr geleitet, welches von der Zeit an, wo eine Explosion nicht mehr zu bef\u00fcrchten war, in einer Gasflamme im Gl\u00fchen erhalten wurde. Die Anwendung von Pyrogallol zur Entfernung von Sauerstoff\u2019 aus dem Gas bringt die Gefahr der Beimengung von Kolflen-oxd bekanntlich mit sich, welche in diesen Versuchen Sehr \u00fcbcle T\u00e4uschung veranlassen kann.\tv\nDiese Versuche mit L\u00f6sungen von passender Verd\u00fcnnung angestellt sind sehr \u00fcberzeugend. Sie beweisen, dass Met-li\u00e4moglobin erst dann reducirt werden kann, wenn die L\u00f6sung\n11 A. a. 0.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nweder freie\u00ab Sauerstoff noch Oxyh\u00e4moglobin enth\u00e4lt. Bei der Reduction bildet sich, wie dies auch von Hoppe-Seyl, or-annt ist, kein Oxyh\u00e4moglobin, sondern H\u00e4moglobin.\nn. Schwefelmeth\u00e4moglobin.\n,, r ',7;,\u00bbU!n llat Hoppe-Seyler') beobachtet, das. . Blutfaibstoff durch Einwirkung von Schwefelwasserstoir m egenwait von Sauerstoff in einer eigeiith\u00fcmlichen AWb, unler Bildung einer gr\u00fcnen, noch nicht hinreichend unter-suchten Substanz zerlegt wird. Nach den von ihm |\u201e. schrieben0\u00ab Versuchen-) betrachtet er die letztere als eine er jindung, welche dem H\u00e4moglobin oder mehr noch dem * ethumoglobin in der Zusammensetzung und dem Verhalten naie stehen mag, doch von beiden zu unterscheiden ist 1.\n. \u00bber es ist damals ihm weder gelungen, diesen K\u00f6rper zu isohren, \u201e\u00b0,h ilm in die gew\u00f6hnlichen Spaltungsproduele des Oxyh\u00e4moglobin zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die folgenden Versuche wurden zu dem Zwecke angestellt, diese L\u00fccke auszuf\u00fcllen.\nm . Br n,\"!?1' \" von SH> and Sauerstoff erleiden im blute die Blutk\u00f6rperchen eine Ver\u00e4nderung der Farbe m\ndass sie ein dunkles Roth in dickeren, Gr\u00fcn in d\u00fcnneren\n. .luchten un durchfallenden Licht zeigen. Bei l\u00e4ngerem\nEmleiten dieser Gase bildet sich die Aenderung der Farbe\nstark aus, ohne dass von dem Farbstoff etwas in das Serum \u00fcbergeht.\nDie so ver\u00e4nderten Blutk\u00f6rperchen l\u00f6sen sich nicht in\nverd\u00fcnnter Kochsalzl\u00f6sung, wohl aber auf Zusatz von Wa\u00ab-r\noder Aether. Die spectroscopische Untersuchung zeigt keine\nV eiscluedenheit m der Einwirkung der durch SH und \u00f6\nver\u00e4nderten Blutk\u00f6rperchen von der Einwirkung beider Ga-c\nauf dire w\u00e4sserige L\u00f6sung, ebensowenig von der Ver\u00e4nderung\nlemer Oxyhamoglobml\u00f6sungen nach der Behandlung mit diesen Gasen.\tp\n!\u00bb *\"!\u2022 ^'*10,11,Iat(, I8\u00ab3, So. L\u00ab, und Piiysi.il. f:hcraiCi s. Ssl), I Med. chemische l ntersuchungen, S. 151.\n> Hoj)pe-Sey 1er, Physiologische Chemie. Berlin 1881, S. :18C.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"413\nDiese L\u00f6sungen erscheinen sehr dunkelgr\u00fcn, auch bei starker Verd\u00fcnnung, wenn sic lange mit SH, und Q behandelt sind. Sie geben besonders nach Verd\u00fcnnung* mit 11,0 feine Niederschl\u00e4ge von hellgr\u00fcner Farbe, welche sich auf Zusatz von sehr geringer Menge Natronlauge l\u00f6sen durch CO, oder andere verd\u00fcnnte S\u00e4ure gefallt werden In verd\u00fcnnter Kochsalzl\u00f6sung l\u00f6st sich dieser Niederschlag niclii au!, enth\u00e4lt sonach keine Globulinsubstanz.\t'\nGei der spectroscopischen Pr\u00fcfung der w\u00e4sserigen L\u00f6sun-ulme Zusatz von Alkali lindet man AbsorptiohSstreifcn im l.olli und im Gr\u00fcn. Lei der Einstellung der Scala desSuectro-*cnps auf die Spectrallinien des Sonnenlichtes:\nLinie C = 40; D = 80; E = 125; b = lai; F teuer, len gemessen: Absorptionsstreifen I\u00bb = 45\u201453 deutlicher, aber nicht besonders scharf begrenzter Absorptionsstreifeii\nH~ G0768 sohl' l,eutlich und dunkel. Der Raum zwischen \u2022ja 60 ist schattirt, heller als 45-55 und viel heller als 1.0\u2014GS. So macht also die Gegend 45\u201470 den Eindruck zweier durch einen schw\u00e4cher beschatteten Zwischenraum getrennten Spectralstreifen.\nIn der Spectralgegend zwischen D und E finden sich auch nach sehr lange dauernder Einwirkung von Sil und \u00d6 Absorptionsstreifen, welche entweder mit denen des Ox\\f lianioglobins oder des H\u00e4moglobins \u00fcbereinstimmen, und zwar\nsich bei passender Verd\u00fcnnung nach l\u00e4ngerem ruhigen > eben der Absorptionsstreif des H\u00e4moglobins allein. Sch\u00fcttelt man dann die L\u00f6sung nur kurze Zeit mit der Luft, so ver-'chwindet dieser Streif und es treten die beiden Absorntions-dreifen des Oxyh\u00e4moglobins auf.\t1\nEs ist diese Ver\u00e4nderung in sehr verschiedenen, k\u00fcrzere m er l\u00e4ngere Zeit mit SH, und 0, behandelten L\u00f6sungen von Blutk\u00f6rperchen oder Oxyh\u00e4moglobin von mir regelm\u00e4ssig gefunden und nur bei sehr lange in obiger Weise behandelten, '\u00b0n dem aHm\u00e4lig gebildeten Niederschlag abfiltrirten L\u00f6sungen wurden sie schliesslich nicht mehr gesehen. Es blieb dann AMscien D und b und \u00fcber diese Liniengruppe-hinaus eine.\n-.1","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\ntliffiise st\u00e4rkere Absorplion als zwischen der Linie D und Absorptionsstreif im Roth.\nWurden solche verd\u00fcnnte gr\u00fcne L\u00f6sungen im Glasrohr eingeschmolzen, l\u00e4ngere Zeit aufbewahrt und von Zeit zu Zeit untersucht, so blieben diese Erscheinungen unver\u00e4ndert.\nConcentrirte sowie verd\u00fcnnte L\u00f6sungen tr\u00fcbten sich leicht beim Stehen und gaben, wenn sie concentr\u00e2t waren und noch nicht lange gestanden hatten, reichliche Niederschl\u00e4ge. Dio getr\u00fcbten L\u00f6sungen kl\u00e4rten sich sofort auf Zusatz von sehr geringer Quantit\u00e4t Natronlauge.\nDurch diesen sehr geringen Natronlaugezusatz wurden Absorptionsstreifen s\u00e4mmtlich unver\u00e4ndert erhalten.\nStreif I = 45-G8; II = 80\u201490; III = 105-120.\nNach starkem Zusatz von Natronlauge in der K\u00e4lte t \u00eeaten \\ er\u00e4nderungen last s\u00e4mmtlicher Absorptionsstreifen ein, nur die dunkle Partie in 1 45\u201455 und die hellere 55-GO blieben unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend der Spectralabschnilt 60\u2014Tu ganz hell geworden war. Wird noch ein wenig Schwefelammonium hinzugef\u00fcgt, so treten nach einiger Zeit die Absorptionsstreifen des H\u00e4mochromogens ha = 95\u2014105 und h? = 115\u2014190 auf.\nL\u00e4sst man passend verd\u00fcnnte L\u00f6sung des Schwefelmet-luimoglobins, starke Natronlauge und etwas Schwefelammoniuni bei erh\u00f6hter Temperatur ein wirken, so verschwinden alsbald die Absorptionen 45\u201470; dieser Raum wird ganz hell. Es sind nur die Absorptionsstreifen des H\u00e4mochromogens zu sehen, und dass cs sich hier wirklich um Bildung von H\u00e4mo-(hromogen handelt, erkennt man aus den Ver\u00e4nderungen, welche diese L\u00f6sungen 1. beim Einleiten von Sauerst oll, 2. \\on CO, 3. Zusatz von Cyankalium erleiden. Im ersten\nFalle treten die Erscheinungen der L\u00f6sungen des H\u00e4matins in alkalischer L\u00f6sung ein, im zweiten Falle ver\u00e4ndern die St leiten de.s H\u00e4mochromogens ihre Stellung, indem sie ein wenig weiter nach E hinr\u00fccken, der Streif [i des CO-H\u00e4mo-chromogens hierbei viel dunkler wird, im dritten Falle verr\u00fccken sich gleichfalls die Streifen nach der Seite des rotheii","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\nSpeclraltheils Iiin, aber nicht so weit, und der Streif ,3 des Ilamochromogens wird dabei ebenfalls viel dunkler 'und sch\u00e4rfer.\nDas geschilderte Verhalten des Schwefelmeth\u00e4moglobins beweist, dass dieser K\u00f6rper eine Verbindung ist,welche durch Einwirkung von Natronlauge zerlegt wird unter der Bildung von H\u00e4mochromogen mit seinen bekannten Eigenschaften. Dir Atomgruppe, welche aus dem unzersetzten H\u00e4moglobin bei der Behandlung mit Natron lang\u00e9 H\u00e4mochromogen liefert, ist sonach im Schwefel-methamoglobin unzersetzt vorhanden; daneben zeigt \u00bblas Schwefelmethamoglobin nur durch die Absorption 45\u201400 iharakteristische Aenderung, die nicht so leicht wie im Mob* H\u00e4moglobin durch Natronlauge aufgehoben wird, in der K\u00e4lte \u00bb twas ver\u00e4ndert, aber nicht ganz zerlegt wird, w\u00e4hrend Aetz-. alkali in h\u00f6herer Temperatur die Atomgruffpir\u00fcng, welche diese Absorption bedingt, v\u00f6llig auf hebt.\nEs ist mir weder gelungen, das SchwefehnetH\u00e4moglobin in krystallisirtem Zustand zu erhalten, noch ein H\u00e4matin daraus darzustellen, welches schwefelhaltig war. Das von mir dargestellte Zersetzungsproduct zeigte alle Ueberein-stimmung mit dem aus Meth\u00e4moglobin erhaltenen H\u00e4matin Versuche, Il\u00e4minkrystalle vermittelst Eisessig und Na Gl aus xliwefelmcth\u00e4moglobin zu erhalten, misslangen s\u00e4mmtlich* ,s wurden \u00fcberhaupt H\u00e4minkrystalle nicht erhalten. Auch he. der Behandlung mit Alkohol und Extraction des Coagulums mit heissem Amylalkohol und CIH wurden H\u00e4minkrystalle nicht erhalten. Schwefelmeth\u00e4moglobin ist die Ursache der Er\u00fcnfarbung faulon Fleisches an seiner der Luft dargehotonon Oberfl\u00e4che, wo sowohl sauerstoffhaltige Luff als auch der durch die Faulniss gebildete Schwefelwasserstoff zusammen auf den Blutfarbstoff einwirken. Pr\u00fcft man mit dem Spectro-p?ope die Oberfl\u00e4che solcher Organe im reflectirten Sonnen, uht, so findet man den charakteristischen Absorptionsstreifen tm P\u2018oth ^anz deutlich und ist im Stande, seine Stellung im Spectrum zu bestimmen.","page":415}],"identifier":"lit16797","issued":"1890","language":"de","pages":"405-415","startpages":"405","title":"Ueber den Blutfarbstoff und seine n\u00e4heren Umwandlungsproducte","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:44:05.802825+00:00"}