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{"created":"2022-01-31T12:44:32.989936+00:00","id":"lit16800","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Reinitzer, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 14: 453-470","fulltext":[{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die wahre Natur des Gummifermentes.\nVon\nFriedrich Reiuitzer.\n\nDer Redaction zugogaiigeii am 1. April i*y\u00f6.)\nVor ungef\u00e4hr f\u00fcnf Jahren li\u00e2t Jul. Wiesner') zu heueren versucht, dass in den Gummi- und Schleimartim und m jenen pflanzlichen Geweben, welche sich in einer ihuinni- und Schleimumwandlung befinden, ein Ferment verkommt, welches die Eigenschaft haben soll, Cellulose in liumim oder Schleim zu verwandeln, aus St\u00e4rke Dextrin zu bilden, das milchig ausgeschiedene Guajakharz zu bl\u00e4uen und bi im Kochen mit Orcin und Salzs\u00e4ure die von Cyrill Beichl\u2019) aufgefundcne, von ihm dem betreffenden Kohlenhydrat selbst zugeschriebene, Reaction zu geben, die im vorliegenden Falle un Wesentlichen auf die Bildung eines, sich unl\u00f6slich ab-kclieidenden blauen, in Weingeist l\u00f6slichen Farbstoffes hinaus-Imilt. Wiesner nannte dieses Ferment \u00abGummiferment\u00bb und glaubte in seiner Arbeit gezeigt zu haben, dass dasselbe \u2122 Pflanzenreiche fine weite Verbreitung habe und in den\nPflanzen aus Cellulose nicht nur die meisten Gummiarten \"\u2018s Handels erzeuge, sondern auch das im Holze vorkom-mende Holz- und Wundgummi, das beim Gummifluss vieler kmme austretende Gummi, ja sogar auch den Pflanzenschleim mancher Samenschalen, wie der Lein-, Quitten- und Floh-\n) Sitznn^sber. tl. k. Akad. d. Wissensch.. Bd. U-J\tS. 40\n*) Benc-hte d. fisterr. ^esellsch. zur F\u00f6rderung d. chMu. Ind., Bd. 1","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nsamen. Betrachtet man die Summe dieser, dem Gummi, forment zugeschriebenen Eigenschaften zun\u00e4chst nur voj.r rein chemischen Standpunkte, so kann man sich eines Zweifel, daran nicht erwehren, dass dieselben dem wirklichen Tlial-hestande genau entsprechen sollten. Es muss vor Allem auf. lallen, dass ein und dasselbe Ferment in verschiedenen Pflanz, i, aus Cellulose ganz verschiedene Gummi- und Schleimarten erzeugen soll. Es soll in einem Falle arabinsaure Salz, (arabisches Gummi), in einem zweiten Falle metarabinsam. Salze (Kirschgummi), in einem dritten pektin- und bassoiin-artige K\u00f6rper (Traganth), in einem vierten verschiedene Pflanzenschleime geben, die ihren chemischen Eigenschaften nach bekanntlich verschiedene K\u00f6rper sein m\u00fcssen (Lein-. Quitten- und Flohsamenschleim) und endlich auch jem> (lUmmi zu liefern im Stande sein, welches einen wesentlichen Gestandtheil verholzter Zellw\u00e4nde bildet und als Wundgummi zur Verstopfung verletzter Gelasse dient. Wenn auch zur Erkl\u00e4rung der wesentlichen Verschiedenheiten der durch das Gummi ferment angeblich erzeugten K\u00f6rper, die ja vielfach Gemenge sind, angenommen werden k\u00f6nnte, dass bei der Entstehung derselben neben der Wirkung des erw\u00e4hnten Fermentes noch ein oder mehrere andere Vorg\u00e4nge gleichzeitig verlaufen und so verschiedene Gemenge mehrerer Verbindungen entstehen, welche Annahme ja viel Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich hat, so reicht dies doch entschieden nicht zur Aufkl\u00e4rung aller sich hier aufdr\u00e4ngenden Fragen am und man kann sich der Anschauung nicht entziehen, da\u00bb Wiesner dem Gummiferment denn doch eine allzu gross. Leistungtahigkeit zumuthet. Aber noch andere, gewichtige . Bedenken dr\u00e4ngen sich gegen die Zuverl\u00e4ssigkeit der Wiesner* sehen Angaben auf. Wiesner gibt an, dass sein Gummi-terment aus St\u00e4rke Dextrin, aus Cellulose Gummi oder Schleim bilde. Ganz abgesehen davon, dass \u00abGummi\u00bb und \u00abSchleim chemisch genommen sehr unbestimmte Begriffe sind, ist vor Allem die Art und Weise, wie Wiesner diese seine Angaben zu erh\u00e4rten sucht, nichts weniger als Vertrauen erwecken.I. E> gelang ihm nicht, die aus Geweben abgeschiedene Cr!-","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"455\nlu los\u00ab* durch das Gummiferment in Gummi zu verwandeln, er schliesst aber auf diese Umwandelbarkeit aus der kl\u00e4renden Wirkung des Fermentes auf St\u00e4rkekleister, wobei die <\u201901-\nluloseh\u00e4ute\u00bb der St\u00e4rkek\u00f6rner in L\u00f6sung \u00fcbergehen, sowie aus dem Verhalten desselben in solchen Pflanzengeweben, die in Gummi- oder Schleimumwandlung begriffen sind. Hier liegt vor Allem eine Verwechslung der St\u00e4rkece\u00dcuJose.oder\nFarinose mit der eigentlichen Cellulose vor. Die ausf\u00fchr-\nlichste Untersuchung \u00fcber die erstere haben B r o w it und Heron1) im Jahre 1879 ver\u00f6ffentlicht. In derselben zeigten sie, dass die unl\u00f6sliche St\u00e4rkecellulose (1er St\u00e4rkeh\u00e4ute (sie unterscheiden auch noch eine l\u00f6sliche St\u00e4rkecellulose) schon heim Kochen mit Wasser zu Vs unter Granulosebildung in L\u00f6sung \u00fcbergeht und dass der ungel\u00f6st zur\u00fcckbleibende Theil in verd\u00fcnnter kalter Kalilauge leicht vollst\u00e4ndig l\u00f6slich ist,, welche L\u00f6sung schon beim Stehen in der K\u00e4lte, rascher bei massigem Erw\u00e4rmen abermals Granul\u00f6se liefert. Die St\u00e4rkecellulose hat somit ganz andere Eigenschaften als die echte Cellulose und ist daher ein von dieser g\u00e4nzlich verschiedener, der Granul\u00f6se sehr nahe stehender K\u00f6rper, aus. dessen Verhalten zu einem Ferment durchaus nicht ein R\u00fcckschluss auf das gleiche Verhalten echter Cellulose zu diesem Fermente gemacht werden kann. Diese St\u00fctze ist also hinf\u00e4llig. Die zweite, das Verhalten des Fermentes in gumnuerzeugenden Leu eben, wird noch im Folgenden als nichtig erwiesen werden. So steht es also mit der Wirkung des Gummifermentes auf Cellulose. Aehnlich ist es auch um jene bestellt, welche es aut St\u00e4rkekleister aus\u00fcben soll. Wiesner sagt wiederholt und ausdr\u00fccklich, dass er bei der Einwirkung fermenthaltiger Gummil\u00f6sung auf St\u00e4rkekleister keine Spur eines, Fehv 11 n g * sehe L\u00f6sung reducirenden K\u00f6rpers erhalten habe. Ich war daher sehr erstaunt, als ich bei Wiederholung der Versuche stets Reduction der Fehling\u2019schen L\u00f6sung beobachtete. Aber noch mehr erstaunte ich bei der Wahrnehmung\u2019 dass auch schon die urspr\u00fcngliche Gummil\u00f6sung, ohne Zusatz von\n') LieJ\u00bb. Annal.. IM. 109, S. 1S9.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"P\nStarkekleister, Fehling sche L\u00f6sung reducire. Und in der That gibt auch z. B. Fluckiger an, dass das arabische Gummi stets kleine Mengen von Zucker enthalte1). Ich pr\u00fcft.. 18 verschiedene, theils ost-, theils westafrikanische Gummi. Sorten, die zum Theil der Sammlung entnommen, zum Theil frisch gekauff worden waren, auf ihr Verhalten gegen Feh-1 ing\u2019sche L\u00f6sung und fand bei allen, mit einer einzigen Ausnahme, Kupferreductionsverm\u00f6gen vor. Diese eine, sich abweichend verhaltende Sorte war ein Dschidda- (Gedda-) Gummi. Als von diesem eine neue Probe gepr\u00fcft wurde, zeigte dieselbe jedoch, wie die anderen Sorten, Kupfer-reduction, so dass offenbar im ersten Falle nur zuf\u00e4llig ein zuckerfreies St\u00fcckchen Vorgelegen hatte. Unter solchen Umst\u00e4nden ist es nicht gut m\u00f6glich anzunehmen, die von Wiesner ben\u00fctzten Gummisorten w\u00e4ren zuf\u00e4llig alle zuckerfrei gewesen. Die nat\u00fcrliche Erkl\u00e4rung daf\u00fcr, dass ihm der Zuckergehalt derselben entging, d\u00fcrfte wohl darin zu suchen sein, dass er fast stets mit sehr verd\u00fcnnten L\u00f6sungen arbeitete. Wie sp\u00e4ter gezeigt werden wird, ist die Menge des Zuckers in den Gummisorten nur sehr gering (sie wurde bei zwei Sorten zu 0,6 und 1,1 \u00b0/0 gefunden). Wiesner nahm nun gew\u00f6hnlich nur zweiprocentige Gummil\u00f6sungen und einhalb-procentigcn Kleister, so dass er es nur mit sehr kleinen Zuckei mengen zu thun hatte, da eine solche L\u00f6sung nur wenige Hundertstel Procente Zucker enth\u00e4lt. Ich \u00fcberzeugte mich, dass unter solchen Umst\u00e4nden, selbst im auffallenden Lichte, das ausgeschiedene Kupferoxydul nicht wahrgenommen werden kann und erst nach dem Absetzen sichtbar wird. Dieses Absitzenlassen muss offenbar vers\u00e4umt worden sein. Hieraus geht hervor, dass die Wiesner\u2019sehe Angabe, das Gummiferment erzeuge aus St\u00e4rkekleister nur Dextrin und keinen reducirenden Zucker, nicht erwiesen ist. Man sieht hieraus, dass die eigentliche Art der Wirkung des Fermentes sowohl auf Cellulose wie auf St\u00e4rkekleister noch ganz unsicher ist, wodurch die gleich eingangs ausgesprochenen\n'* t\u2019liannakotniosie \u00ab1. Pflanzenreichs, II. Aufl., S. .*>.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"457\nZweifel an der Behauptung, dass dasselbe die. meisten im -Pflanzenreiche vorkonnnenden Gummi- und Schleim\u00e4rten erzeuge, neue Nahrung gewinnen.\nAber es ist noch eine dritte, von Wiesner seinem Gummifei ment zugeschriebene Eigenschaft, welche .einer strengeren Pr\u00fcfung nicht Stand halt. Dies ist die R ei c h P sehe Probe mit Orcin und Salzs\u00e4ure. Schon Reichl gab an, dass auch Dextrin, St\u00e4rke, Cellulose, Traubenzucker, Rohrzucker und Milchzucker mit Orcin und Salzs\u00e4ure \u00e4hnliche Erscheinungen liefern wie arabisches Gummi, Kirschgummi und Bassdrin, und dass der Unterschied nur in der Farbe liegt, indem die erstgenannten K\u00f6rper \u00abgelbe bis braungelbe Farbstoffe liefern, welche in Weingeist mit gelber, r\u00f6thlich- bis braun-gelber Farbe l\u00f6slich sind\u00bb. Ferner bekam er \u00abmit einem Holzgeschliefer\u00bb, sowie mit \u00abgebleichtem Strohstoff\u00bb (!) \u00abviolette und blaue F\u00e4rbungen, welche mit den bei den Gummiarten auftretenden grosse Aehnliehkeit\u00bb besaSsen. Schon hiernach muss sich als wahrscheinlichste Annahme aufdr\u00e4ngen, \u2022dass alle diese Orcinreactionen nicht, wie Wiesner meint/ von einem in geringer Menge vorhandenen Fermente, sondern von dem betreffenden Kohlenhydrat selbst herr\u00fchren, deine sonst m\u00fcsste man die sehr unwahrscheinliche Annahme machen, dass alle die oben genannten Kohlenhydrate ein Ferment enthalten. Und in der That hat W i esner f\u00fcr diese *eine Annahme, dass das Ferment die Ursache der Orcin-reaction sei, einen eigentlichen Beweis nicht erbracht, sondern nur einen Wahrscheinlichkeitsgrund angegeben. Er behauptet n\u00e4mlich, dass die Diastase des Gerstenmalzes und das thierische Pepsin mit Orcin und Salzs\u00e4ure ganz \u00e4hnliche Erscheinungen geben, wie das arabische Gummi, und der Unterschied nur m der Farbe liege, woraus er ohne Weiteres schlosst, dass die Reaction von demk Fermente selbst herr\u00fchre. F\u00fchrt man nun diese Reactionen mit gew\u00f6hnlichem Malzauszug und mit k\u00e4uflichem Pepsin aus, so erh\u00e4lt man allerdings genau dieselben Erscheinungen, wie sie Wiesner beschreibt. Aber der Malzauszug enth\u00e4lt Dextrin und Maltose, das k\u00e4ufliche Pepsin Milchzucker, welcher ihm absichtlich beigemengt wird,","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"also K oh 1\u00ab \u00bbn hydrat\u00e9, von denen das Verhalten zu Orcin und Salzs\u00e4ure ganz wohl herr\u00f6hren k\u00f6nnte. Da nun Wies ne y sowohl \u00fcber Abstammung wie \u00fcber Reinheit der beiden von ihm zum Vergleich herangezogenen Fermente gar nichts augibt, so mussten die Versuche mit sorgf\u00e4ltig gereinigtcii K\u00f6rpern wiederholt werden. Durch Behandeln der gut gewaschenen, frischen Schleimhaut eines Schweinemagens mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure von 1 : 1000 wurde eine Pepsinl\u00f6sung dargestellt, welche W\u00fcrfel von geronnenem Eiweiss kr\u00e4ftig verdaute. Diese Pepsinl\u00f6sung gab mit Orcin und Salzs\u00e4ure\nselbst nach 4 Minuten andauerndem Kochen nichts Anderes als eine blasse Rothf\u00e4rbung, welche indess auch schon beim Kochen mit Salzs\u00e4ure allein entstand. Kocht man dagegen Milchzucker, der, wie schon erw\u00e4hnt, dem k\u00e4uflichen Pepsin stets beigemengt wird, mit Orcin und Salzs\u00e4ure, so tritt sofort die von Wiesner f\u00fcr das Pepsin beschriebene Erscheinung aut. Es entsteht eine rotlie Fl\u00fcssigkeit, die einen schmutzig violettrothen Niederschlag abscheidet, der sich in Weingeist mit rother Farbe l\u00f6st. Hier kann also nicht der geringste Zweifel obwalten, dass die Reaction vom Milchzucker und\nnicht vom Fermente herr\u00fchrt. Ganz \u00e4hnlich ist es auch bei der Diastase. Kalt bereiteter Malzauszug wurde dreimal mit Alkohol gef\u00e4llt, mit Weingeist gewaschen und dann jedesmal sein Verhalten zu St\u00e4rkekleister, Guajakharz und Orcin mit 'Salzs\u00e4ure gepr\u00fcft. Die erhaltene L\u00f6sung erwies sich stet< als kr\u00e4ftig wirkendes Ferment und bewirkte eine tiefe Bl\u00e4uung des milchig ausgeschiedenen Guajakharzes. Die dreimal gereinigte Diastase gibt mit Orcin und Salzs\u00e4ure erst nach\n4 Minuten langem Kochen eine blass r\u00f6thliche F\u00e4rbung, aber keinen Niederschlag. Nach 5\u20146 Minuten entsteht eine sehr geringe Menge eines dunkelvioletten Niederschlages. Beim ruhigen Stehen wird dann die Fl\u00fcssigkeit w\u00e4hrend des Ab-k\u00fchlens schmutzig gr\u00fcnlich und scheidet noch etwas von dem Niederschlag ab. Dieser l\u00f6st sich in Alkohol mit anfangs blass violetter,' rasch gr\u00fcnlich gelb werdender Farbe. Die nur ein- oder zweimal gef\u00e4llte Diastase verhalt sich \u00e4hnlich, nur tritt liier der Niederschlag etwas fr\u00fcher und reichlicher","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"450\n.auf. Schon dies weist darauf hin, dass die noch anftretcnde {{\u00bb\u2022action von einer geringen Menge einer Verunreinigung liem'ihrt, welche h\u00f6chst wahrscheinlich Dextrin sein durfte; \u00bblas ja in Alkohol sehr schwer l\u00f6slich ist. Jeder Zweifel wird \u00fcbrigens behoben, wenn man das alkoholische\u2019 Filtrat von der ersten Ffillung der Diastase mit Alkohol, Welches der Hauptsache nach aus Dextrin und Maltose besteht, auf sein Verhalten zu Grein und Salzs\u00e4ure pr\u00fcft. Um jede etwa noch vorhandene Spur von Diastase aus demselben zu entfernen, wurde es am Wasserbade zur Trockene gebracht, mit Wasser und Alkohol aufgenommen, filtrirt, abermals eingedampft und in wenig Wasser gel\u00f6st. Diese L\u00f6sung, welche nun v\u00f6llig frei von Diastase sein musste, gab beim Kochen mit Grein und Salzs\u00e4ure sofort eine tief gelbrothe L\u00f6sung, welche, ohne violett zu werden, einen schmutzig gr\u00fcnlich?hraunen Niederschlag lieferte, der sich in Weingeist mit gr\u00fcnlich-brauner Farbe l\u00f6ste. Genau in der gleichen Weise verh\u00e4lt sich auch frischer Malzauszug und Wiesner gibt dasselbe Verhalten f\u00fcr \u00ab Diastase\u00bb an. M\u00f6glichst reine Diastase verh\u00e4lt sich unless, wie man aus einem Vergleich mit der fr\u00fcheren Angabe sieht, anders. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ganz reine Diastase durch Orcin und Salzs\u00e4ure, \u00fcberhaupt nicht ver\u00e4ndert wird. Es wurde aber eine so weitgehende.Reinigung nicht versucht und zwar deshalb, da C. J. Lintner1), selbst nach zehnmaliger F\u00e4llung der Diastase mit Alkohol, mit derselben immer noch die von Mo lisch angegebene Reaction aut Kohlenhydrate mit Thymol und Schwefels\u00e4ure erhielt. Lintner glaubt daher auch, dass die Diastase vielleicht ein Kohlenhydrat in ihrem Molek\u00fcle enthalten k\u00f6nnte, doch ist nicht zu \u00fcbersehen, dass beim Reinigen durch F\u00e4llen mit Alkohol die letzten Spuren Dextrin nicht leicht \u00ebntf\u00e9mbar sein d\u00fcrften. Auch ist zu beachten, dass nach Nickel*) auch Alloxan und Kreatin, deren Vorhandensein im Diastase-molek\u00fcle ja m\u00f6glich w\u00e4re, mit Phenolen und S\u00e4ure sch\u00f6ne\n') Journ. f. prakt. Chem., X. F., Bd. 36 ( 1SS7), S. 4SI.\n\"\u2019) D. Farbenreaktionen d. KohlenstofTverbindg.. Dissert., Berlin, Beters S. -J5.\t\u2022","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\t;\nFarbenreactionen geben. Wie dem nun auch sein mag, a s is curci da\u00bb bis jetzt Mitgetheilte der unzweifelhaft.. Uwes erbracht, dass die von Wiesner der Diastase zua, \u25a0sebnebene Reaction tliats\u00e4chlich durch die Kohlenhydrate l. Malzauszuges hervorgebrachf wird. Sollte sich auch sp\u00e4ter he. einer ganz unzweifelhaft reinen Diastase immer noch ei,,, schwache Reaction mit Orcin und Salzs\u00e4ure vorfinden, \u00ab musste sie, wie aus dem Folgenden noch klar hervorgeh, \u201e \u00abad wahrscheinlich auch in diesem Falle auf ein Kohlen-hydrat bezogen werden, das dann offenbar einen wesentlichen bestandtlieil des Diastaseinolekiils bilden wurde.\nDurch diese Versuch,, ist somit erwiesen, dass das von W ies,,,,, der Diastase und dem Pepsin zugeschriebene Ver-halten zu Orcm und Salzs\u00e4ure diesen Fermenten nicht zu-konn.it, sondern von Kohlenhydraten herr\u00fchrt. Damit id aber die einzige St\u00fctze der Wiesner\u2019sehen Annahme gefallen.\n\u00ab a\u00bbs die Reicht sehe Gummiprobe von dem im Gummi verkommenden Ferment herr\u00fchre, und es steht nunmehr fed \u2022lass sie nur durch das Kohlenhydrat selbst hervorgerufen\n\" ,\t,D\"f; \u201c\u2018\u2018\u00bbntniss ist aber v9n weiteren wichtigen\nto gen begleitet. Wiesner hat sich n\u00e4mlich in einer grossen .abi xon Fallen behufs Nachweisung des \u00ab Guminifermentes, auf die Orcinreaction beschr\u00e4nkt und es ist somit die scheinbar wette Verbreitung in. Pflanzenreiche, welche er demselben zuschreibt, nur eine Folge der weiten Verbreitung der Kohlen-,\"c\u2019 \"\u00e4hrend das wirkliche Verbreitungsgebiet des Fermentes ungemein zusammenschrumpft. Ich \u00fcberzeugte mich; .ass der Schleim der Flol.samen, Lein- und Quittensamen kein torment enth\u00e4lt. Er bl\u00e4ut weder Guajakharz, noch ver\u00e4ndert er St\u00e4rkekleister. Was den Tragantl, betritt!, so Idaute von untersuchten Sorten nur eine Guajakharz VViesner behauptet, dass-man bei m\u00f6glichst vollkommenen, ' Aufquellcn und gleichm\u00e4ssigem Verr\u00fchren des Tragantb-schlcimes die Guajakreaetion immer erhalte. Dies ist aber\n'Vi,brend die eine Tragantlisorte auch ohne ue ei\u00aba inte V orsicbtsmassregel die Reaction stets gab, konnte \u2022sie bei den 4. anderen trotz aller M\u00fche und selbst nach","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"401\n\u2022^t\u00e4gigem Quollen nicht erhalten werden. Die Bl\u00e4uung des Guajakharzes beweist aber bekanntlich f\u00fcr sich allein *noch nichts f\u00fcr die An- oder Abwesenheit eines Fermentes, wie >t lion Baranetzky zeigte1), und eine unmittelbare Pr\u00fcfung des Traganthes mit Kleister d\u00fcrfte nicht leicht ausf\u00fchrbar x'in, da derselbe meist St\u00e4rke enth\u00e4lt. Dass alle 5 Trag\u00e4nth-sorten eine sehr kr\u00e4ftige Orcinreaction gaben, braucht wohl kaum erw\u00e4hnt zu werden. Es ist somit die Anwesenheit eines Fermentes im Traganth nur f\u00fcr manche Sorten wahrscheinlich, aber nicht erwiesen, die Abwesenheit desselben in den meisten Sorten dagegen sehr wahrscheinlich. Das Gummi der Myrrhe und des Stinkasants hat Wiesncr nur mit Hilfe von Guajakharz und Orcin auf ihren Fermentgehalt gepr\u00fcft, die Anwesenheit des Fermentes 1st also auch liier zweifelhaft. Dasselbe gilt auch f\u00fcr die Nachweisung im H\u00e9lze und in jenen Geweben, welche nur unter dem Mikroskope gepr\u00fcft wurden, da in diesem F\u00e4llen ausschliesslich die Orcih-probe Verwendung fand, so dass kein Grund zur Annahme der Anwesenheit eines Fermentes vorliegt. Unzweifelhaft naehgewiesen ist dasselbe somit nur im Akaziengummi, in den Gummiarten und dem Wundrindengewebe der Stein-fr\u00fcchtler (\u00abKirschgummi\u00bb) und in einigen seltenen Gummi-' allen, welche Wiesncr auf Seite 53 seiner Arbeit zusammenr gestellt hat.\nNachdem nunmehr festsieht, dass die Ofcinprobe mit dem Gummiferment nichts zu tliun hat, ist es auch m\u00f6glich, die fr\u00fcher (S. 455) noch offen gelassene L\u00fccke in der Widcr-legung der Ansicht, dass Cellulose durch dasselbe in \u00abGummi oder Schleim verwandelt werde, auszuf\u00fcllen; Es wurde fr\u00fcher erw\u00e4hnt,*Wiesner st\u00fctze diese seine Ansicht auch auf das Verhalten des Fermentes in solchen Geweben, deren\" Zell-'V'mde in einer Gummi- oder Schleimumw\u00fcndlung begriffen sm(l- Er glaubte nachgewiesen zu haben, dass in den Zellen solcher Gewebe das Ferment zuerst im Inhalt erscheint, dann i\u00bb die Wand eintritt und im Inhalt abnimmt, um sich\niirkeumbildeiiiWi","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"schliesslich in dem neu entstandenen Gunnni vorzufindcn. Daraus schloss er, dass das Ferment die Zellwand in Gummi verwandelt habe. Bei allen diesen Untersuchungen ben\u00fctzte' \u00abT aber zum Nachweis des Fermentes ausschliesslich di,* Reaction mit \u00d6rcin und Salzs\u00e4ure, welche,-wie eben gezeigt wurde, nicht von einem Fermente, sondern von Kohlenhydraten herr\u00fchrt. Es ist somit auch diese St\u00fctze unhaltbar und die Annahme daher unberechtigt, dass das Gummiferment Cellulose in Gummi oder Schleim zu verwandeln verm\u00f6chte:\nDa in den bisherigen Er\u00f6rterungen die Orcinprobe ein-wichtige Rolle spielt, so m\u00f6ge es gestattet sein, auf die chemischen Vorg\u00e4nge beim Zustandekommen derselben etwas n\u00e4her einzugehen, wodurch es m\u00f6glich sein wird, den inneren Zusammenhang der Verh\u00e4ltnisse klar zu erkennen und jeden Zweifel an der hier gegebenen Deutung zu heben. Unser. bisherigen chemischen Kenntnisse lassen keinen Zweifel daran, dass sich die Umsetzung in der Weise abspielt, dass durch die Einwirkung der Salzs\u00e4ure auf das Kohlenhydrat Furfiirol entsteht und dieses mit dem Orcin den Farbstoff liefert. Es ist bereits wiederholt von verschiedenen Forschern gezeigt worden, dass die meisten Kohlenhydrate beim Erhitzen mit S\u00e4uren, manche sogar schon beim Kochen mit Wasser.\nkleinere oder gr\u00f6ssere Mengen von Furfurol geben. Schon lange weiss man, dass beim Kochen von Getreidemehl, S\u00e4gemehl oder Kleie mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure Furfurol entstehtSeine Bildung beim Kochen von Zucker mit Weinoder Milchs\u00e4ure, ja selbst beim Kochen mit Wasser hat F\u00f6rster kennen gelehrt*) und Schiff hat seine Entstehung beim Kochen von Blumenkohl und \u00ab wahrscheinlich jeder zarteren Cellulose\u00bb mit Wasser dargethan3). In besonders reichlicher Menge erhielten Stone und To liens das Fur-\n') Stell house, Lieh. Annal., B\u00bbl. 35. S. 301 : Fownes, ebenda-.\nM.i. *4. s. r,2.\n\"\u2019) Berichte d. deutsch, ehern, Uesellsch.. Bd. 15. S. 230. 322. Berichte d. deutsch, ehern. Ges-llsch.. Bd. 20, S. 540; Lieh. Annal.. Bd. 230. S. 380.","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"furol beim Erhitzen mit Schwefels\u00e4ure aus allen sogenannten IVntaglycosen*) und deren zugeh\u00f6rigen Polysacchariden, so aus: Arahinose, arabischem Gummi, Kirschgummi, Tragant h,\n< hiittenschleim, R\u00fcbenschnitzeln (welche Arabins\u00e4ure ent--Italien), aus Holzgummi und Holzzucker (Xylose), aus Bier-:* tivhern (Gerstenspelzen). Weizenstroh und dem daraus .mit Natronlauge ausziehbaren Gummi, aus Weizenkleie, Holz und Jutelaser, welch\u2019 letzteren drei wahrscheinlich auch ein Gummi enthalten, das durch Hydrolyse Arahinose liefert3). Allen, und To Ileus (a. a. 0.) zeigten auch jungst, dass sich f\u00fcr diese Furfuroldarstellung Salzs\u00e4ure besser eignet als Schwefels\u00e4ure. Ausserdem erhielten Stone und To Mens (a. a. O.) aus allen ihnen zug\u00e4nglichen Kohlenhydraten beim \u2022Erhitzen mit Schwefels\u00e4ure so viel Furfur\u00f6l, dass sich dasselbe mittels der Schiff\u2019sehen Probe (Anilin-oder Xylidinacetat) nach weisen Hess. Uebrigens hat auch To Ile ns und seine Mitarbeiter wiederholt darauf hingewiesen, dass alle jene Kohlenhydrate, welche beim Erhitzen mit S\u00e4uren reichliche Mengen von Furfur\u00f6l geben, sich heim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure stets roth f\u00e4rben. Diese Tatsachen stellen es somit ganz ausser Frage, dass bei der Be ich Eschen Orcinprobe Furfur\u00f6l entstehen muss., Uebrigens kann man sich, wenn man mit dem Ger\u00fcche sehr verd\u00fcnnter Furfuroll\u00f6sungen vertraut ist, schon durch diesen \u00fcberzeugen, dass beim Kochen von Gummi, Traganth u. dgi. mit Salzs\u00e4ure Furfur\u00f6l gebildet wird. Nun wissen wir aber aus den Arbeiten von Baeyer\u2019), Stenhousc4) und H. Schiff),, dass das Furfur\u00f6l namentlich mit Phenolen'und Basen der aromatischen Reihe eine sehr grosse Zahl prachtvoll gef\u00e4rbter\n') U**her diesen von Tollens eingeffrhrt\u00e9ii Ausdruck >. Berichte 'I. deutsch. ehern. Gesellseh., Bd. 21, S. ^150. -\n-) Berichte d. deutsch, ehern. Gesellseh., Bd. 21, S. 214*; ferner Wheeler und Tollens, ebendas., Bd. 22, S. 10it>, und Lieh. Annal..\nIM.254, S.:{04; Allen und Tollens, Berichted.deutch. ehern.Gesellselr., IM. 23. S. 137.\t' \u2022*'\n\") Berichte d. deutsch, ehern. Gesellsch., Bd. 5, S. 20.\n'\u25a0* Lieh. Annal.. Bd. 15h. S. 197.\n,i Lieh. Annal., Bd. 201, S. 355; Bd. 230. S. 34'*.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nVerbindungen liefert, und durch die Arbeiten von H Sclmv, lass manche derselben schon bei den geringen Simren , '\nsr* **\u2022\u00ab\u2022*\u2022 f\u00ab\u201d*\u00bb iSSs s\n, ' ' p'V\t\"Uf <l'CSe\u00e4 1011 BOrlldezu staun,nerrtgen,i,,\nEmpfindlichkeit benutzt werden kann. So hat z. B. Udr\u00e4n\u00abzfcv\nno<-i? 0 0o4t' 0 )\u2019 dT r mi\u2018 a\u2018.Naphto1 und Schwefels\u00e4ure (MHH \u2019 ' I 8!'- F.urfuro1 deutlich nachweisen kann und\nd\u2019 ; .'.,,8r- *rei(f e!nc s0 slark gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit gebe,, sie spektroskopisch gepr\u00fcft werden kann. Es ist afe,\ngar nicht daran zu zweifeln, dass das Furfurol auch bei,,, ochen mil Orcin und Salzs\u00e4ure einen Farbstoff liefern wird f nd m der That konnte ich mich durch den Versuch d \u00dcberzeugen, dass w\u00e4ssrige L\u00f6sungen von Furfurol von einen!\nKoi'L0 p\u00b0\" \u00ae\u00eew* \u00b0\u2019,-0>57. mit Orcin und Salzs\u00e4ure beim ochen Erscheinungen geben, die bis ins Kleinste mit jenen ubereinstiimnen, die bei der Reich!\u2019sehen Probe auftreten\nnft'd \u201e?n\tdiGSe Reacli0n' S\u00b0'vi\" ihr Z^amnienluu,;\nmit den Kohlenhydraten vollst\u00e4ndig aufgekl\u00e4rt sein.\nEine auffallende Erscheinung bleibt jedoch immer noch\nh> (tr\u00e4te sich gegen Orcin und Salzs\u00e4ure nicht gleich vor-\n,a \u2019 was d0(h dor Fall sein m\u00fcsste, wenn es sich stets mu um eine Wechselwirkung zwischen Orcin und Furfurol handelte. Zum Tlieil d\u00fcrften dabei vielleicht die gegenseitigen\nSud \u2019 nb S\u00b0Wie an\u00e20re- n\u00b0(h \u201c\u201c genau bekannte nistande eure Rolle spielen, wie ja auch Udr\u00e4nszkv*) mit\neinem Furfurol lucht immer dieselbe Farbe erhielt. Es\n-onnilen dann jene Kohlenhydrate, welche viel Furfurol oeben\nsich anders verhallen als jene, die nur wenig liefern' Di,\u2019\nHauptursache d\u00fcrfte aber in einem andern Um'fende \u201e\n:^ ,lSe,n\u2019\tf0rd<?rt n\u00e4mlich das Vorh\u00e4nde,e\nsein von zwe, Furfurolen, welche man. gerade so wie die ent-\n; I/W,cllte *'\u2022\tehern. Gesellsch.. Kd. 20. S. 540\n\u25a0) Zeitsehr. f. physiolog. Chemie. Bd. 11. S. 492.\n\u00bb Zeit sehr. f. physiolo- Chemie. Kd. 12. S 35*,\n'\u00bb A. a. O, S. 3(54.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"I\n405\n4\t*\t\u2018\t'\t. .\nsprechenden Pyrolabk\u00f6mmlinge, durch ein vorgesetztes\u2019 * mul j\u00ee unterscheiden kann. Es ist nun ganz gewiss, dass die verschiedenen Kohlenhydrate nicht dasselbe, sondern entweder *- und ,3-Furfurol, manche vielleicht auch ein Gemenge brider geben werden, und es ist kaum daran zu zweifeln, dass diese beiden Furfurole gegen Phenole und S\u00e4uren'ein ungleiches Verhalten zeigen werden. Dazu kommt noch, dass bei der Einwirkung von S\u00e4uren. auf gewisse Kohlenhydrate jedenfalls auch Homologe des Furfurols entstehen. Ein solches h\u00f6heres Glied der Furfurolreihe, n\u00e4mlich ein M\u00e7thylfurfurol, ist erst k\u00fcrzlich von Maq nenne1), sowie von Biel er und Teilens2) fast gleichzeitig in dem sog. Fucusol aulgefunden worden, welches seinerzeit St en house durch Destillation von Tangen (F\u00fccus-Arten), Moosen (Sphaqnum) und Flechten (Cetraria islandica, Usnea u. a.) mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure \u2022 i halten hatte, und M a q u e n n e fand weiter, dass dieses Methylturfurol auch bei Einwirkung von Schwefels\u00e4ure auf Hhamnose entsteht. Nachdem es nun aber acht verschiedene Methyl furfurole geben muss3), die sich jedenfalls gegen Phenole und S\u00e4uren nicht alle gleich verhalten werden, so ist hiermit, sowie durch die M\u00f6glichkeit der Entstehung zweier verschiedener Furfurole, schon eine gen\u00fcgende Grundlage ge-hhalfen, um die Verschiedenartigkeit der Farbenerscheinungen mit Orcin und Salzs\u00e4ure bei verschiedenen Kohlenhydraten\nzu erkl\u00e4ren.\t\u2022\n* \u00bb\nHier w\u00e4re nun noch zu erw\u00e4hnen, dass Udr\u00e4nszky auch durch Destillation von ganz reinen Eiw\u00e9issstoffen mit Schwefels\u00e4ure Furfurol erhalten hat, was er als Beweis f\u00fcr da\u00bb schon vielfach vermuthete Vorhandensein von Kohlenhydraten im Eiweissmolek\u00fcle4) ansieht. Daraus erkl\u00e4rt.sich\n') Compt. rend., Tome 100, p. 571, G03.\n\u25a0) Berichte d. deutsch, ehern. Gesellsch., Bd. 22, S. 3062.\n\u00bb Nicht vier, wie Maquenne (a. a. 0.) meint, da sowohl das \u00ab-Ult* das ,3-Furfurol vier verschiedene Methyllurfurole gelten m\u00fcssen.\n4\u00bb den gegenw\u00e4rtigen Kenntnissen w\u00e4re dies ein Beweis f\u00fcr \u2022'as Vorhandensein von Pentaglycosen, woraus sich auch erkl\u00e4ren w\u00fcrde,\ni.t\u00bb Wehmer und lollens aus Eiweissstoffen keine L\u00e4vulifis\u00e4ure \u201c!halten konnten.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"mm ganz ungezwungen* weshalb Wicsner die Reithl Vh, l\u2019iol.,. auch mit dem Inhalte lebender Zellen erhielt, du h dieser, wenn aucli vielleicht nicht immer Kohlenhydrate doch sicherlich stets Eiweissstoffe enthielt. Ferner erscheint hierdurch auch die fr\u00fcher gemachte Schlussfolgerung bered,, tigl, dass auch im Molek\u00fcl der Diastase Kohlonhydratgrupp\u2122 anzunehmen w\u00e4ren, falls es sich lierausstellen sollte, das.\n.mcli ganz reine Diastase mit Phenolen und S\u00e4uren Farben-erscheinungen gibt.\nNach den bisherigen Ausf\u00fchrungen liegt die Annahme sehr Italic, dass die meisten, oder .vielleicht gar alle F\u00e4rb\u2122; roaetionen auf Kohlenhydrate, bei welchen Phenole oder Hasen der aromatischen Reihe in Verbindung mit S\u00e4mvi. angewendet werden, also die Reactionen von Wiesiier Molisch, Niggl. Reich], Ihl, auf der Bildung eitns K\u00f6rpers der Furfurolgruppe beruhen, welcher erst mit den jeweilig angewandten Verbindungen der Benzolreibe den betreffenden Farbstoff gibt. Da dies jedoch nur weitere Unter-si lehmigen entscheiden k\u00f6nnen und der Gegenstand liier auch nicht hereingeh\u00f6rt, so enthalte icli mich jeder weiteren Aeusserung \u00fcber denselben.\nDurch die voraufgegangenen Er\u00f6rterungen ist gezeigt worden, dass die Art der chemischen Wirkung des Gumini-fermentes noch nicht mit Sicherheit bekannt ist, und'Mi stellte mir daher die Aufgabe, dieselbe n\u00e4her zu untersuchen. Vor Allem trachtete ich zu ermitteln, wie das Ferment auf Starkekleister wirkt. Nachdem alle Versuche, es im reinen Zustande darzustellen, misslangen und es auch auf kein. Weise gelingen wollte, eine zuckerfreie Gummil\u00f6sung zu erhallen, ohne dabei das Ferment zu zerst\u00f6ren , so blieb zur Entscheidung der Frage, oh dasselbe aus St\u00e4rkekleister Zucker bilde, nichts Anderes \u00fcbrig, als in einer gr\u00f6sseren Men-\u00ab einer Gummil\u00f6sung den Zuckergehalt vor und nach der Einwirkung auf Kleister zu bestimmen. Hierzu wurde eine Allihn\u2019sche Kupferl\u00f6sung benutzt. Da selbst in ziemlich dicken Gummil\u00f6sungen die Menge des Zuckers weit mit. i jener bleibt, welche gefordert wird, wenn die Bestimmung","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"467\nunbedingt richtige Zahlen geben soll, und da auch die Art ,les vorhandenen, sowie des etwa gebildeten Zuckers nicht bekannt ist, so musste ich auf die Ermittlung, unbedingt richtiger Zahlen verzichten und mich mit Verlmltnisszahleii begn\u00fcgen. Zur Berechnung wurde angenommen, dass 1 cbcm. der Allihn\u2019schen L\u00f6sung 5 mgr. Zucker entspricht. Zu jeder Bestimmung wurden etwa 5\u20147 Titrirungen in der bekannten Weise ausgef\u00fchrt. '\nEs wurde zun\u00e4chst ein Versuch mit einer \u00f6procentigen L\u00f6sung von Uschidda-Gummi gemacht. 10 cbcm. derselben \u2019 verbrauchten 3 cbcm. einer f\u00fcnffach verd\u00fcnnten Allihn\u2019schen L\u00f6sung, was, nach obiger Annahme, einem Gehalte von 0,6\u00b0 0 Zucker im lufttrockenen Gummi und 0,03\u00b0/\u201e in der L\u00f6sung entspr\u00e4che. Es wurde nun eine gr\u00f6ssere Zahl von Proben aus je KL cbcm. dieser Gummil\u00f6sung und je 2 cbcm. eines, V,procentigen Kartoffelstarkekleisters gemischt, unter Baum-wollVerschluss 24 Stunden stehen gelassen und dann wieder mit der F\u00fcnftel-\u00c011 ihn-L\u00f6sung titrirt. Dieselben verbrauchten nunmehr 7 cbcm. derselben. Daraus berechnet sich, dass'das in 100 gr. lufttrockenem Gummi enthaltene Ferment 0,8 gr. Zucker erzeugt haben w\u00fcrde und dass hierbei je 100 gr, lufttrockene Starke 30 gr. Zucker liefern w\u00fcrden, d. h. dass die Menge des durch das Ferment gebildeten Zuckers 40\u00ae//der lufttrockenen Starke betr\u00e4gt.\nUm st\u00e4rkere Wirkungen erzielen und mit einer unver* d\u00fcnnten Allihn\u2019schen L\u00f6sung arbeiten z\u00fc k\u00f6nnen, wurde eine lOprocentige Gummil\u00f6sung hergestellt und dazu ein sehr reines, fast farbloses arabisches Gummi verwendet1). 10 cbcm. (fieser L\u00f6sung reducirten 2,2 cbcm. der unverd\u00fcnnten Allihuschen L\u00f6sung, woraus sich der Zuckergehalt des lufttrockenen, Gummis auf 1,1 \u00b0/0, jener der L\u00f6sung auf 0,11 \u00b0/0 berechnet. Dann wurde 1 gr. Kartoffelst\u00e4rke mit 10 cbcm. Wasser verkleistert, hierauf mit 100 cbcm. der Gummil\u00f6sung gemischt und nach 4'L Tagen von dem noch Ungel\u00f6st gebliebenen Antheil des\nL bitnkfl gef\u00e4rbte Sorten, die, wie cs scheint, mehr Ferment \u00ab nt-l\u00fctlten, eignen sich nicht zum Titriren.","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"Kleisters durch Filtrircn getrennt. F\u00fcr je 11 cbcm. fweic in ogc der Verd\u00fcnnug mit Kleister den fr\u00fcheren 10 cbei \u25a0 ntspreehen) wurde nun ein Verbraucl, von 5,2 cbcm. Al\u00a3 '\nU&\tderZuck\"-\n\u00ceTgrdaz &100 * ,Ufttr\u00b0Ckem\"\" Gu\u201cmi\u00b0 \u00bbSS\ngr. Zucker neu erzeugt h\u00e4tte*\nAus diesen Versuchen geht somit hervor, dass das i, am .'sehen Gummi vorkommende Ferment St\u00e4rkekleister \u2018nicht\nms L mrm VC\u2122andolt- wie Wiesner angab, sonde\u201e \u25a0ns demselben auch namhafte Mengen Zucker erzeugt si\nfverhait wie Diastase- Da cs \u00ab\u00ab*. \u00bb m\nvon Was T r \" aus\u00bbescl,icdcne Guajakharz ohne Zusatz\non Wasserstoffsuperoxyd bl\u00e4ut, was andere Fermente nie,\nT \u2019 80 kan\" \">H einiger Wahrscheinlichkeit annehme! dass^es ein der Diastase sehr nahe stehendes Ferment viel\u2019\n'T'! fgar nias,aSe splbst ist- Die Art des durch dasselbe gebildeten und des im Gummi schon urspr\u00fcnglich vor-\nandenen Zuckers wurde nicht untersucht. Ebenso wurde\nauch nicht genauer gepr\u00fcft, ob der neben dem Zucker aus\nem .Kleister ents(ol,ende K\u00f6rper wirklich Dextrin ist, wa< allerdings am wahrscheinlichsten ist. Dagegen wurde ein \\ersuch gemacht, um zu ermitteln, ob nicht die Menge des im Gummi enthaltenen Fermentes mit der Farbe der beeilenden Sorte m Zusammenhang steht. Aus einem sehr gemischten Dschesiri- (Geziri-) Gummi wurden 6 Sorten aus.\nbrauT'bi \"T Tr* CiT \u00ae\u2018ufenleiter dunkelsten Roth-braun bi\u00bb zu v\u00f6lliger Farblosigkeit bildete. Je 0,1 Kr derselben wurden in , cbcm. Wasser ^ ^ ^\n\u00ab-1 rohen rasch hinter einander mit Guajakl\u00f6sung versetzt F< war sehr deutlich zu erkennen, dass d!e dunkleren Msuh^ viel rascher und kr\u00e4ftiger das Guajakharz bl\u00e4uten als die hellen woraus je cnfalls aul einen gr\u00f6sseren Fermentgehalt der erslercn geschlossen werden kann. Ob dies eine allgemeine Erscheinung ist, k\u00f6nnten erst umfangreichere Versuche lehren.\nWas f\u00fcr eine Bedeutung nun das in den Gummiarten vorkommende Ferment f\u00fcr dieselben, sowie f\u00fcr die Pflanze","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"li\u00e2t. l\u00e4sst sich mit Sicherheit noch nicht sagen. Jedenfalls i-t es nicht der Urheber der eigentlichen Gummi- und >elileimbildung. Nichts berechtigt uns gegenw\u00e4rtig zu der Annahme, dass die Gummi- und Schleimarten im Pflanzon-leirhe durch ein Ferment gebildet werden, und die sich hierauf beziehenden, von Wiesner aufgesteHten S\u00e4tze sind \u00ablalier wieder aus der Pflanzenphysiologie zu streichen. Bei 'l,T allgemeinen Verbreitung st\u00e4rkeumbildender Fermente, die ,ul' Baranetzky\u2019s Versuchen gefolgert Werden muss, ist wohl die Annahme am wahrscheinlichsten, dass das Ferment \u2022 in zuf\u00e4lliger, d. h. ein zur Gummibildung nicht nothwendiger Besfandtheil der betreffenden Gewebezellen war, und dass es die kleine Menge von Zucker, welche hist stets in den Gummi-arten verkommt, erzeugt habe. Letztere Annahme wurde\u2019 nat\u00fcrlich erst dann in hohem Grade wahrscheinlich werden, wenn nachgewiesen werden k\u00f6nnte, dass die in den Gummiarten vorkommende Zuckerart \u00fcbereinstimmt mit jener, welche durch das in ihnen vorfindliche Ferment aus einem Kohlen-h yd rat der betreffenden Pflanze erzeugt wird.\nDie Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen lassen sich folgen dermassen zusammenfassen:\n1. Das von Wiesner in den Gummiarten aufgefuhd.ene Gummiferment \u00bb ist nicht der Urheber der eigentlichen Gumini-hildung. Ebensowenig hat es mit der Bildung der Pflanzenschleime etwas zu tliun. Es vermag Cellulose nicht in Gummi oder Schleim zu verwandeln, bildet dagegen aus Sturkekleister ungef\u00e4hr 40\u00b0/0 (bezogen auf lufttrockene St\u00e4rke) einer \u2019redu-cirenden Zuckerart und wahrscheinlich gleichzeitig ein Dextrin. l)ie kleine Menge von Zucker, welche fast immer im arabischen Gummi nachgewiesen werden konnte, d\u00fcrfte wahrscheinlich ein Erzeugnis seiner Th\u00e4tigkeit sein.\nBehauptung Wiesner s, dass die* Reichl- sehe Gummiprobe (Kochen mit Orcin und Salzs\u00e4ure) vom Gumrni-tmuent herr\u00fchre, ist irrig. Dieselbe wird vielmehr durch \u2022las Kohlenhydrat selbst hervorgebracht und kommt in der\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, XIV.\t;>j","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\n'\\w.sc zu Stande, dass durch die Salzs\u00e4ure aus dem Kuhle u-ivdrat Furfural gebildet wird, welches mit dem Orcin d\u00e9,, Farbstoff liefert.\t\u25a0\n\u2022S. Pepsin, das v\u00f6llig frei von Kohlenhydraten ist, -il,t\nOrcin und Salzs\u00e4ure keinen gef\u00e4rbten \u25a0Niederschk\u00e7. Itiastase, die durch F\u00e4llen mit Alkohol gereinigt wurde ..jld nur sehr geringe Mengen von demselben und d\u00fcrfte siel,\nnach v\u00f6lliger Entfernung jeder Spur Dextrin, wie Ponde verhalten.\n4.\tDas Gummifermcnt ist bis jetzt mit Sicherheit um \"\" Aktiitiengummi, Kirschgummi, einigen selteneren Gummi-arbm und im Wundrindengewebe der Steinobstarien nacli-gewiesen und il\u00fcrftc sich wohl auch in allen anderen Geweben welche fermenthaltigc Gummiarten liefern, vorfinden. |)a-gegen ist sein Vorkommen in schleimgebcnden Geweben und nn Holze zweifelhaft und unwahrscheinlich. Die Traganth-arlen scheinen cs, wenn \u00fcberhaupt, nur manchmal zu enthalten. ln den Pfianzensdricimcn ist es nicht vorhanden.\n5.\tEs scheint, dass die dunkleren Sorten des Akaziengummis meist reicher an dem Fermente sind, als die lichten.\nPrag, deutsche technische Hochschule.","page":470}],"identifier":"lit16800","issued":"1890","language":"de","pages":"453-470","startpages":"453","title":"Ueber die wahre Natur des Gummifermentes","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:44:32.989942+00:00"}