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{"created":"2022-01-31T14:46:58.952620+00:00","id":"lit16814","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Socin, C. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 15: 93-139","fulltext":[{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"In welcher Form wird das Eisen resorbirt?\nVon\nC. A. Socin, cand. med.\n(Aus dem Laboratorium von Professor Dr. O. Bunge in Basel.) (Der Redaction zugegangen am 28. October 1890.)\nDie L\u00f6sung der Frage nach der Resorbirbarkeit der Eisen Verbindungen ist von hohem Interesse nicht nur f\u00fcr den Physiologen, sondern auch f\u00fcr den praktischen Arzt und Kliniker, dem sie bei der Behandlung einer wichtigen Krankheit, der Chlorose, sch\u00e4lzenswerthe Aufschl\u00fcsse zu geben im Stande ist.\nEs ist bis jetzt schon sehr oft versucht worden, der L\u00f6sung der Frage n\u00e4her zu treten. Auf verschiedenen Wegen suchte man zu dem erstrebten Ziele zu gelangen.\nW\u00e4hrend es schon lange bekannt war und stets wieder durch neuere und sorgf\u00e4ltigere Untersuchungen bewiesen wurde, dass subcutan oder intraven\u00f6s injicirtes Eisen durch Harn und Faces bald wieder ausgeschieden wurde, f\u00fcr die \u00d6konomie des K\u00f6rpers also wohl werthlos sei1), herrschte bis vor Kurzem\n*) Man lese hier\u00fcber die Arbeiten von: Aug. Mayer: De ratione qua ferrum mutetur in corpore, Diss.-Inaug., Dorpat 1850; Claude Bernard: Archives g\u00e9n\u00e9ral, de m\u00e9decine, VS*) **rie, tome I, p. 5, 1833; Kolliker und M\u00fcller: Verhandl. d. physik.-med. Gesellsch. zu W\u00fcrzburg, Bd. VI, 1855, S.516; Quincke: Archiv f\u00fcr Anat. u. Physiol., 1868, S.757; Lussana: Schmidt\u2019s Jahrb\u00fccher, Bd. 156, S. 262, 1872;. Rosenthal: Wiener medizinische Presse, Jahrg. XIX, S. 405 ff., 1878; Lor. Scherpf: Ueber Resorption und Assimilation des Eisens, Dissert/- In\u00e0ug., W\u00fcrzburg 18<8; Lud. Ulaevecke: Ueber d. Ausscheidung u. VertheH. des Eisens in\u00bb tliier. Organismus, Dissert.-Inaug., Kiel 1883; Carl Jacoby: Ueber Eiseuausscheidung aus dem Thierk\u00f6rper nach subcutaner und intraven\u00f6ser Injection, Dissert.-lnaug., Strassburg i. E. 1887; Jacoby fand all\u00e9rdings, dass in dem Harn nur ein geringer Bruchtheil des injici.ten Eisens wieder erscheint, \u00fcber die Eisenausscheidung in den Faces macht er leider keine genaueren Angaben. Es scheint aber aus dem Versuch hervorzugehen, dass sie bedeutend war.\nZeitechrift f\u00fcr physiologische Chemie. XV.\t7","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nnoch \u00fcber die Resorbirbarkeit und die Assimilationsf\u00e4higkeil der innerlich gereichten Eisenpr\u00e4parate grosse Uneinigkeit.\nW\u00f6 h 1 e r\u2019 ), Ve 11 e r* ), C. F. M \u00fb 11 o r3), G \u00e9 l i s*), K1 e t z i n s k y \u2018 ). die beiden Letzteren auf Grund sehr genauer und umfassender Untersuchungen, theilvveise an sich selbst angestellt, stellten die Resorptionsfahigkeit der anorganischen Eisenpr\u00e4parate durch den tractus intestinalis entschieden in Abrede.\nDer weitaus gr\u00f6sste Theil der Autoren aber, so Becquerel6), Herberger7), Heller8), Aug. Mayer9), Qu.-venne10), G. Schroff\"), Hardy\"), Bergeron und Lema\u00eetre\"), Woroiiichin\"), Nasse\u20195), Lor. Scherpt glaubte, gest\u00fctzt auf seine Untersuchungen, den Uebergaiig des innerlich gegebenen Eisens in den S\u00e4ftestrom und di. Ausscheidung durch den Harn behaupten zu d\u00fcrfen.\nSchon Cos tes\u20197) war es aufgefallen, dass kleine Dosen von Eisenpr\u00e4paraten nicht resorbirt zu werden schienen.\nl)\u25a0\u25a0W\u00fchler: Tiedemanu's Zeitschr. f. Physiol., Bd. I. S. 302, 18jI\n\u25a0) Vetter: C. W. Hufeland's Journal f. praetische Heilkunde Hd. LXXXV, 9 St\u00fcck, S. 109.\n:1) C. V. M nHer: lieber Vorkommen von Eisen im Harn etc.. Dissert.-lining.. Erlangen 188g.\n4) (felis; Journal d. Pharmacie, tome 27, p 201, 1841.\n\u25a0\u2019) Kletzinsky : Zeitsehr. d. k. k. GeselLch. der Aorzte z. Wien. Jahrg. X. ltd. II, S 2*1, 1854,\n(i) Becquerel* S\u00e9m\u00e9iotique des urines, Paris, Masson et Comp. \u00e9dit. 1841. p. 120.\n7) Herberge!\u2019: B\u00fcchner\u2018s Bepert. f. d. ges. Phvsio)., Bd.XXIX, S. 200, 1849.\n*\u201c) Heller: Heller s Archiv, Bd. IV, S. 199, 1847.\n\u2019\u2022') Aug. Mayer: I. c.\n\"') Queveu ne: Bulletin de Th\u00e9rapeutique, tomeXLVII p 229, 1854,\nn) Carl Schrotf: Lehrbuch d. Pharmacologie, Wien 1850. S. 150.\n,a) Hardy : Gazette m\u00e9 licale de Paris, 9 S\u00e9rie, tome IS, p. 402 \u00ceSOII.\n\") Bergeron et Lema\u00eetre: Archiv, g\u00e9n\u00e9ral, de m\u00e9decine. OS\u00e9ri* . tome II. p. 173, 1804.\nu) W oronichin : Zeitschrift d. k. k. (\u00eeesellsch. d. Aerzte zu Win;. Jahrg. 24, S. 159, 1808.\n,r\u2019) Nasse : Sitzungsberichte d. Gesellsch. z. Beford. der Natur-.: wissensch. z, Marburg. Jahrg. 1877, S. 44.\n,c) Lor. Scherpf: 1. c.\n\")' Gostes : Journal de m\u00e9decine de Bordeaux. 12ann\u00e9e, p.277. 1851","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"95\nw\u00e4hrend nach grossen Dosen deutliche Eisenausscheidung im Drin zu beobachten war, aber erst Hamburger\u2019), Robert*), (.ahn ), die beiden Letzteren bei ihren Untersuchungen fiber .lie Resorption der Mangansalze, konnten die Erkl\u00e4rung daf\u00fcr gehen. Sie fanden n\u00e4mlich, dass Mangansalze erst rosorbirt werden, wenn die Magen- und Darmschleimhaut etwas ange\u00e4tzt * ist, dass ein gesunder Verdauungstractus aber nachweisbare Mengen dieser Salze nicht zu resorbiren im Stande ist. Es wird dadurch wahrscheinlich, dass die Eiscnsalze sich ebenso verhalten.\nlieber die Resorbiibarkeit organischer Eisenverbindungen liegen bis jetzt keine genauen quantitativen' Analysen vor. Wohl haben Hardy, Nasse, Mayer mit Verbindungen des Eisens mit /organischen Sauren operirt und wohl hat Seherpf mit einem von ihm aus Eiereiweiss und Eisonchl\u00f6rid k\u00fcnstlich hergestellten Eisenalbuniinat seine Versuche angestellt; aber genaue Untersuchungen \u00fcber die Resorption der in unse rer gew\u00f6hnlichen Nahrung enthaltenen albumin- und -, micl\u00f6inartigen Eisenverbindungen sind noch nicht gemacht.\nUm diese L\u00fccke wom\u00f6glich auszuf\u00fcllen, wurde diese Arb\u00bbdt unternommen, und ihr Zweck ist, am Verhalten des von Runge*) beschriebenen Eisennuclfdns des Eidotters im K\u00f6rper eil iges Licht auf die Frage der Rcsorbirbarkeit organischer Eisenpr\u00e4parate und des Eisens \u00fcberhaupt zu werfen. Dass die gestellte Aufgabe nicht ganz glatt ist gel\u00f6st worden and dass im V erlauf der Arbeit auch einige der eigentlichen Frage ferner liegende Punkte eingehender sind ber\u00fchrt,worden; erkl\u00e4rt sich aus den erst bei der Untersuchung selbst sich ergebenden grossen ungeahnten Schwierigkeiten.\nAuf den ersten Blick erscheint es, als ob die Frage nach der Resorbiibarkeit des Eisennucl\u00ebins oder Il\u00e4matogens\n\u2018) Hamburger : Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bei. II. S. HU, 187\u00ab.\n-) Kobert: Archiv f. experimentelle Pathol, u. Pharrnacul., Bd.XVI h X\u00ab, 1883.\t\u2019\n\u2022) (\u2019ahn: Archiv f. experimentelle Pathol, u. Pharmacol., Bd.XVII S 111, 1884.\t\u2019\n4) Bunge: Ueher Assimilation des Eisens, Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. IX, S. 49, 1885.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"h\u00f6chst einfach zu l\u00f6sen sei, durch Eingeben bekannter Quantit\u00e4ten des Stoffes und durch ^Bestimmen der durch Harn und Faces ausgeschiedenen Eisenmengen.\nEinfach und entscheidend scheint dieser Versuch zu sein, ganz klare und entscheidende Resultate werden aber auf diesem Wege leider nicht erreicht. Die eingegebenen Eisenmengen sind beim Verbrauch auch vieler Eidotter immer noch so gering, die unvermeidlichen Versuchsfehler sind so bedeutend, dass die Hoffnung, klare Resultate zu erhalten, get\u00e4uscht wird.\nEs wurde zwar versucht, durch getrennte Bestimmung des in anorganischer und des in organischer Verbindung in den Faces ausgeschiedenen Eisens der L\u00f6sung der Frage naher zu treten. Im Eidotter sind nach den Untersuchungen von \u00abBunge\u00bb1) nur organische Eisenverbindungen enthalten. Hatte man im Kot he alles eingegebene Eisen als organische Verbindung wieder gefunden, so w\u00e4re die Frage nach der Resorbirbarkeit der Eisenyerbindungen in negativem Sinne entschieden gewesen. W\u00fcrde man dagegen Alles als anorganische Verbindung wiederfinden. so w\u00e4re die Frage offen, ob man es mit unresorbirtem und durch die Verdauungss\u00e4fte im Darmkanal aus seinen Verbindungen mit organischen Stoffen herausgel\u00f6stem Eisen, oder ob man cs mit resorbirteru und in den Darm wieder ausgeschiedenem Eisen zu thun hat. Um dies zu entscheiden, wurden k\u00fcnstliche Verdauungsversuche angestellt und es ergab sich als Resultat, dass aus H\u00e4matogen weder durch Magensaft, noch durch Galle, noch durch Pancreasferment\u201c) Eisen abgespalten wird. Folglich muss das in den F\u00e4ces auftretende anorganische Eisen entweder fremdes Efcen sein oder resorbirtes und in den Darm wieder ausgeschiedenes Eisen. Es sei denn, dass durch F\u00e4ul-nissbacterien im Darm das Eisen abgespalten wird.\n*) Bunge: 1. c.\n3) Um reines und sehr wirksames Pancreasferment in sehr haltbarer Form darzusiellen, verfahrt man am besten nach der Methode von K\u00fchne. K\u00fchne: Verhaudl. d. naturhist.-medizin. Vereins z. Heidelberg, N. F., Bd. Ill, S. 463, 1886.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"97\nVon 3 Versuchen, bei welchen nach Eingabe einer bekannten Eisenmenge als H\u00e4matogen die Eisenausscheidung in Harn und Faces bestimmt wurde, ist leider nur einer vollst\u00e4ndig gelungen; bei den beiden anderen \u00fcberstiegen die Ausgaben an Eisen die Einnahmen ganz bedeutend.\nImmerhin sind doch bei zwei Versuchen sehr w\u00e4gbare Mengen, bei einem dritten sehr deutliche Sp\u00fcren von Eisen im Harne gefunden worden. Wir werden gleich sehen, dass das Autlreten von grossen Eisenmengen im Urin als Beweis f\u00fcr die Resorbirbarkeit des H\u00e4matogens zu betrachten ist.\nUntersuchungen \u00fcber den Eisengehalt des normalen Harnes sind schon eine ganze Menge ver\u00f6ffentlicht worden; dieselben haben aber zu keiner Einigung in der Frage gef\u00fchrt; wir finden in der Litt\u00e9ral ur zwei ganz verschiedene, sich widersprechende Ansichten vertreten. Die erste Ansicht, welche haupts\u00e4chlich von Becquerel\u2019), Ilerberger*), Lehmann*), Schroff4), Schlemmer ), Parisot*) vertheidigt wird, geht dahin, das Vorkommen von Eisen im Harn, \u00fcberhaupt zu leugnen, die andere, welche von W\u00fchler7), Donn\u00e9\"), Simon9), Fleitmann\u201d), Aug. Mayer\u201d), Bidder lujd Schmidt\u201d), Lehmann\u201d), Viale und Lantini\u201d), Harley\u201d),\n\u2018) Becquerel: 1. c.\n*) Herberger: 1. c.\n*) Lehmann: Lehrbuch der physiol. Chemie, Leipzig, Engelmann Bd. II, S. 251, 1853.\n4) Schroff: I. c.\nr) Schlemmer: Seine Analysen, mitgetheilt von M-aty, linden sich: Annalen d. Chemie u Pharmacie, Bd. CLXIII, S. 92, 1872.\n'\u2019) Parisot: Gazette des h\u00f4pitaux, 1803, p. 383.\t\u2022\n\u2019) W\u00fchler: 1. c.\n*) Donn\u00e9: Comptes rendus, tome XII, 1841.\n'*) Simon: Medizinische Chemie, Bd. II, S. 310, 1842.\nI0) Fleitmann: Poggendorf\u2019s Annal , Bd. 70, S.. 376, 1849.\nU) Au*. Mayer: 1. c.\n*-) Bidder u. Schmidt: Verdauungss\u00e4fte u. Stoffwechsel. Leipzig 1852, S. 411.\n*\nn) Lehmann : 1. c.\n\u201d) Viale et Lantini: Union m\u00e9dicale, tome IX, p. 180, 1855.\n,5) Harley: Verhandl. d. mediz.-physik. Gesellsch. zu W\u00fcrzburg, Bd. V, 1855.","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nZimmermann1), Magnier*), Diotlumi Heidlor3), Hamburger^ Rosenthal5), Zuelzer6), Neubauer und Vogel7). H. F, M\u00fcller8) gest\u00fctzt wird, spricht dem normalen Harn stet* Eisen, theilweise sogar in ganz bedeutenden Quantit\u00e4ten, zu.\nSo wenig ich nun, gest\u00fctzt auf meine sehr zahlreichen Untersuchungen, der ersten Gruppe von Gew\u00e4hrsm\u00e4nnern hei-zus\u00fcmmen vermag, ebenso wenig kann ich die von Bidder und Schmidt, von Magnier, von Diel 1, von Zimmermann etc. angegebenen Zahlen f\u00fcr richtig halten. Xncli meinen Untersuchungen, die an filirirtem Harne nach der weiter unten beschriebenen Ein\u00e4scherungsmethode angestellt sind (filtrirt muss der Harn werden, weil stets eisenhaltig-' Epithelzellen darin enthalten sind), enth\u00e4lt der normale Harn hei gew\u00f6hnlicher Nahrung meistens Spuren von Eisen; von einer quantitativen Bestimmung dieser Mengen kann aber keine Rede sein, es sind stets nur qualitativ nachweisbare Sputen. Es scheint, dass diese geringen Mengen von Zeit zu Zeit fehlen k\u00f6nnen, und so wird wahrscheinlich die Meinung, \u00ablass kein Eisen im Harn enthalten sei, entstanden sein. Becquerel, Lehmann sagen ausdr\u00fccklich, dass sie oll Eisen gefunden, in der Mehrzahl der F\u00e4lle es aber vermisst h\u00e4tten. Wenn man aber Eisen findet, so sind es, ich betone es ausdr\u00fccklich, stets nur geringe Spuren.\nWerden nun nach Eidotternahrung im Harne in dem \u201cinen Falle 1l\\ in einem zweiten 7 Milligramm, in einem\n') Zimmermann : Schmidt \u2019s Jahrb\u00fccher, Bd. 104, S. 288.\n-') .Magnier: Berichte der deutsch, chemisch, fiesellsch, Bd. VII 8. i7m;, is7t.\n) Die\u00ab 1 n. Heidler: Sitznngsher.d. k.k. Akademie der Wisse; sch zu Wien. HI. Ahtli., Mathemal -m.turw. Classe, Bd. LXXI, S. 420, 1875.\n\u2018) Hamburger: Vierteljahrssch. f. practisch. Heilkunde, herauf v. d. mod. Faciilt. z. Brag, Jahrg. 33, Bd. II (Bd. 130), S. 145, 1870.\nBosenlhal: 1. e.\n\") Zuelzer: Unterauchungen \u00fcb. d. S\u00e9miologie d. Harns. S. It Berlin 1884.\n') Neubauer u. Vogel: Anleitung z. quant, u. qu\u00e4l. Analyse de; Harns, Wiesbaden, Kieidel's Verlag, 1881, S. 112.\nH> C. F. M\u00fcller: I. c.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"99\ndritten wenn auch nicht wagbare, so doch sehr deutliche Mengen, jedenfalls viel mehr als gew\u00f6hnlich (circa 3\u2014\\ Milligramm Fe TO J gefunden, so ist dies ein Umstand, der f\u00fcr die Resorption des H\u00e4matogcris absolut beweisend ist.\nWenn man noch hinzunimmt, dass in dem einen Falle \u2022lie Menge des in dem Kothe ausgeschiedenen Eisens unt-. 0,0107 gr. geringer war, als die Menge des eingenommenen Eisens, und dass bei diesem selben Versuche 1J2 Milligramm Eisen durch den Harn ausgeschieden wurden, also jedenfalls vorn Darm aus hatten re>orbirt werden m\u00fcssen, so wird die Bejahung der Frage nach der Resorbirharkeit des H\u00e4matogens wohl gerechtfertigt erscheinen.\t.\nLeider \u00fcberwog in den beiden andern Versuchen die Menge des ausgeschiedenen Eisens bedeutend die Menge des eingegebenen. Schon F\u00f6rster1) und Dietl*) halten mit # diesem Uebelstande zu k\u00e4mpfen.\nEine befriedigende Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese Erscheinung lasst sich vor der Hand nicht gehen. Wie ein in einem eisenfreien K\u00e4fig eingesperrler Hund zu anderem Eisen kommt, als zu dem in der Nahrung enthaltenen, ist unerkl\u00e4rlich. Man kann denken, dass eisenhallige Nahrungsmittel von fr\u00fcher her in irgend einem Theile des Darmkanals liegen geblieben sind und ungl\u00fccklicher Weise sich zuf\u00e4llig gerade dem Versuchskoth beigemengt haben (eine* Erkl\u00e4rung, die nicht so unwahrscheinlich klingt, wenn man weiss, dass Stroh 8 Tage und noch l\u00e4nger im Hundedarme verweilen kann), oder dass die Haare, mit welchen der Koth durchsetzt war, Eisen genug enthielten, um bei dem geringen Eisengebatt der Eidotter einen solchen Fehler zu bewirken, oder endlich dass das Eisen von den im Verdauungskanal sich abst\u00f6ssendon Epithelzellen und den sich darein eigiessenden Verdauungss\u00e4ften herstammt. Es sind dies Alles Erkl\u00e4rungsversuche, aber keine Erkl\u00e4rungen, und wir m\u00fcssen eingestehen, dass wir nicht wissen, woher dieser Eisen\u00fcberschuss herstammt.\n\u2019) Forster: Zeitschrift f. Biologie, Bd. IX. S. \u20182!)7, 1873.\n2) Dietl: 1. c.","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nEs muss also gesucht werden, die durch die Harnanalyse gefundenen Resultate auf einem andern Wege durch andere Resultate zu bekr\u00e4ftigen. Deswegen wurde noch folgender Versuch angestellt.\nWenn es gelingt, kleine Thiere, z. B. M\u00e4use, mit einer Nahrung, in welcher H\u00e4matogen enthalten ist, l\u00e4nger zu erhalten, als M\u00e4use, welche unter absolut den gleichen Bedingungen, aber ohne eine Spur von Eisen leben, oder als M\u00e4use, welche unter denselben Bedingungen, aber mit irgend einer andern organischen oder anorganischen Eisenverbindung existiren, so ist die Frage glatt und ohne m\u00f6glichen Einwand entschieden.\nDen M\u00e4usen eine k\u00fcnstliche Kost zusammenzustellen, welche eisenfreies Eiweiss, eisenfreies Fett, eisenfreie Kohlehydrate, endlich die anorganischen Salze im selben V^rh\u00e4ltniss zum Eiweiss wie die Milch enth\u00e4lt, ist m\u00f6glich; m\u00f6glich ist ferner, die Thiere in eisenfreien K\u00e4figen unter g\u00fcnstigen Bedingungen f\u00fcr ihre Existenz zu halten. Unm\u00f6glich aber ist es, die M\u00e4use bei dieser k\u00fcnstlichen Nahrung l\u00e4ngere Zeit am Leben zu erhalten.\nAlle mit dieser zusammengesetzten Kost gef\u00fctterten Thiere starben nach ungef\u00e4hr gleich langer Zeit, sie mochten das Eisen zugef\u00fcgt erhalten haben als H\u00e4matogen, H\u00e4moglobin oder Eisenchlorid ; diejenigen, welche absolut kein Eisen erhalten hatten, lebten gerade so lang, starben gerade so schnell. Diejenigen M\u00e4use aber, welche unter den gleichen \u00e4usseren Bedingungen mit Eidotter waren gef\u00fcttert worden, lebten beliebig lange Zeit.\nEs verdient hervorgehoben zu werden, dass in der dar-gereichlcn Nahrung alle Stoffe vertreten waren, welche uns als zum Leben noth wendig bis heute bekannt sind, und zwar in denjenigen nummerischen Verh\u00e4ltnissen, welche als die zum Leben nothwendigen bis jetzt experimentell sind festgesetzt worden; Eiweiss, Fett und Kohlehydrate in demjenigen Verh\u00e4ltnis, wie sie in der Kost eines arbeitenden Menschen nach Voit und nach Forster vertreten sind, die nach Lunin1) zum\n') Lunin; Zeitschrift f\u00fcr physiol. Chemie, Bd. V, 1881, S. 31.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"101\nLeben nothwendigen anorganischen Salze in demselben Verh\u00e4lt mss, wie sie in der gewiss eine gen\u00fcgende Nahrung, darstellenden Milch enthalten sind, Wasser, alles in gen\u00fcgender\nMenge, und trotzdem starben sie mit und ohne Eisen in der gleichen Zeit.\nSie slarben aber auch nach ungcfiihr der gleichen Zeit wie die M\u00e4use, welche Lunin, mit einer ganz, anders zu-sammengesetzten, aber auch k\u00fcnstlichen Nahrung gef\u00fcttert hatte; und auch bei Lunin lebten Mause, welche er mit nat\u00fcrlicher Nahrung unter den gleichen \u00e4usseren Bedingungen gehalten hatte, beliebig lange Zeit.\nEs scheint also, dass wir zur Stunde noch nicht alle zum Leben nothwendigen Stoffe kennen und dass, da der eine, der vielleicht nur in ganz geringer Quantit\u00e4t vorhanden zu sein braucht, fehlt, die \u00fcbrigen nach dorn bekannten Gesetz des Minimums von Liebig1) nicht verwertet werden k\u00f6nnen.\nF\u00fcr diese Annahme spricht der Umstand, dass die M\u00e4use bei ihrem Tode stets, alle ohne Ausnahme, bedeutend an Gewicht verloren hatten. Man k\u00f6nnte daran denken, dass dieser mangelnde Stoff vielleicht eine Eiweissverbindung sei, und dass das in beiden Versuchsreihen dargereichte \u00cbiweiss nicht alle nothwendigen Ei weissarten enthalten habe.\nWie dem auch sei, in der Milch und im Eidotter, ist dieser oder diese fehlenden Stoffe sicherlich enthalten und sie dort zu suchen und zu finden, ist die erste Aufelbe, die\nman sich stellen muss, bevor man neue F\u00fctterungsversuche veranstalten kann.\nDer naheliegende Einwand, dass die M\u00e4use mit der k\u00fcnstlichen Nahrung deswegen fr\u00fcher zu Grunde gegangen' seien als die mit der nat\u00fcrlichen, weil erstcren die Nahrung nicht geschmeckt und sie deswegen zu wenig gefressen h\u00e4tten\u00ab \u2019 erscheint mir nicht berechtigt, weil sie thals\u00e4chlich bis zu ihrem Tode begierig frassen (confer. Seite 131);\nF\u00fcr die L\u00f6sung der Frage nach der Resorbirbarkeit des Lidotiereisens haben diese Versuche nur in so weit Werth,\n') J. Liebig: Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur u nivs olog., Aufl. 9. 1876, S. 332.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nuls cs kaum anzunehmen ist, dass M\u00e4use bis zu 100 Tagen\nmit Eidotternahrung leben und an Gewicht zunehmen k\u00f6nnen,\nohne Eisen zu resorbiren. Im Eidotter linden sich aber naeli #\nIl un ge keine anderen Eisenverbindung als organische, folglich m\u00fcssen solche resorbirt worden sein. *\nEin sehr exacler Beweis d\u00fcrfte dies aber wohl kaum zu nennen sein.\nEs w\u00e4re zu w\u00fcnschen, dass die Versuche an jungen, noch im Wachsthum begriffenen Thieren wiederholt w\u00fcrden. Denn wenn ein Thier sein K\u00f6rpergewicht verdoppelt und verdreifacht, ohne andere Eisenverbindungen zu erhalten als die des Eidotters, so kann die Resorption der letztem nicht bezweifelt werden.\nIch darf mir am Schl\u00fcsse dieser kurzen Zusammenfassung der weiter unten angef\u00fchrten Versuchsrcsultate wohl gestatten, zu bemerken, dass die Frage nach der Resorbii-barkeit des H\u00f6matogcns durch den einen gl\u00fccklich abgclaufeneii F\u00fctterungsversuch, durch die Resultate der Harnanalyse un i auch etwas durch den Versuch mit den Mausen h\u00f6chst wahrscheinlich in bejahendem Sinne zu beantworten ist.\nMethode der Eisenanalysen.\nDa es sich in vorstehender Arbeit bei allen Eisenanalyscn um den Nachweis von Eisen als organische Eisenverbindung oder von anorganischen Eisenverbindungen in Gesellschaft mit organischen Stoffen handelte, wurde stets die Methode der Ein\u00e4scherung angewandt, wie sie von Bunge1) und Behagel*) f\u00fcr den Nachweis anorganischer Substanzen in organischen Verbindungen ist eingef\u00fchrt worden. Handelb es sich um quantitative Untersuchungen, so wurde, um dir Bildung von Pyrophosphors\u00e4ure zu vermeiden, kohlensaurer Alkali und zwar nach Behagel NajCO., zugegeben, bei\n\u2018) Bunge; Der Kali-, Natron- und Chlorgehalt der Milch vergl. etc. etc., Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. N, 1874, S. 295.\n*). Behagel von Adlerskron: Ueher d. Bestimmung des Cl im.l der Alkalien etc. etc,, Zeilscbr. f\u00fcr analytische Chemie, Bd, XII, 1873, S. \u2022>\u2018HI","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"103\nMos qualitativen Analysen wurde diese Vorsiehtsnmssregel als \u00fcberfl\u00fcssig gew\u00f6hnlich weggelassen.\nDer Gang der Analysen war kurz folgender: \u00ab\nDie organische Substanz (Harn, Koth, Eidotter, Serum Zucker etc.) wird in einer durch Schmelzen von saurein schwefelsaurem Kalium und nachheriges Auswaschen mit heisser dcslillirter Salzs\u00e4ure gereinigten Platinschale mit Natriumcarbonall\u00f6sung versetzt bis zur deutlich alkalischen Reaction, dann wird nochmal das gleiche Quantum Sodal\u00f6sung zugegeben. Ist der Stoff von Anfang an alkalisch, so uiid auf 100 gr. circa 0,5\u20141 gr. NasC03 zugesetzt.\nDas Gemisch wird auf dem Wasserbad unter h\u00e4ufigem t'mr\u00fchren so weit wie m\u00f6glich eingedampft, im Trockenkasten bei circa 120\u00bb getrocknet; es gelingt auf diese Weise, alle Substanzen, ausser eingedampflem Harn, vollst\u00e4ndig zu\ntrocknen, Harn bleibt auch so eine dickfl\u00fcssige, in der K\u00e4lte erstarrende Masse*).\nDie trockene Substanz wird mit einem Runsen\u2019schen Brenner bei beginnender Rolhgluth verkohlt, und zwar beginnt man am besten am obern Rand des Gelasses und steed langsam zum Boden herab; auf diese Weise wird das gef\u00e4hrliche Uchersch\u00e4umen und Ucbcrquellcn einzelner Substanzen g\u00e4nzlich vermieden.\n1st keine weitere Verbrennung mehr wahrzunehmen, so \u00abird die Kohle mit heissem Wasser ausgelaiigt, durch ein aschenfreies Filter filtrirt, ausgewaschen, Filler und Kohle in das Platingef\u00e4ss zur\u00fcckgegeben, auf dem Wasserbad einge-aiiinpft und im Trockenkasten vollends getrocknet.\nDer Wasserauszug wird in zwei Theile gelheilt. in der einen H\u00e4lfte wird durch Zusatz von NH, und (NH,) S auf anorganisches Eisen, in der andern durch Uebcrs\u00e4tligen mit Salzs\u00e4ure und Zugeben von Eiscncldorid auf etwa entstandene rerrocyansalze gepr\u00fcft. Es mag hier gleich \u2022 erw\u00e4hnt sein, dass nie anorganisches Eisen im Auszug ist gefunden worden\n. - .LH?P,<r.Seyler:\tder physiolog.- und patliolog.-clicui.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nund dass bei den vielen Analysen, die gemacht worden sind, nie die Bildung von Eisencyanverbindungen ist beobachtet worden.\nAuch Behagel*), der auf diesen Punkt speciell achtete, fand bei Einaschern mit Soda nie Cyan Verbindungen.\nDie vollst\u00e4ndig trockene Kohle mit dem Filter wird nun vollends einge\u00e4schert, was immer.sehr gut gelingt; die Asche wird mit heissem Wasser und verd\u00fcnnter destillirter Salzs\u00e4ure aufgenommen, wieder eingedampft und bei aufgelegtem Deckel vorsichtig auf circa 110\u00b0 erw\u00e4rmt ; die allenfalls gel\u00f6ste Kiesels\u00e4ure f\u00e4llt bei diesem Verfahren aus und wird unl\u00f6slich.\nDie Asche wird zum zweiten Male in m\u00f6glich wenig Wasser und etwas Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, durch ein aschenfreies Filter filtrirt, ausgewaschen; das Filtrat wird mit Ammoniak ein wenig abgestumpft und nach Erkalten das Eisen durch essigsaures Ammon als phosph\u00f6rsaures Eisen gef\u00e4llt.\nDer flockige Niederschlag wird in bedecktem Glas circa 12 Stunden zum Absetzen hingestellt, durch ein aschenfreies Filter filtrirt, mit kaltem II,0 ausgewaschen, bis das Wasser chemisch rein abl\u00e4uft, im Trockenkasten bei 120\u00b0 getrocknet; der Niederschlag vom Filter m\u00f6glich entfernt, das Filter in einem Porzellantiegel verbrannt, der Niederschlag dazu gegeben und gegl\u00fcht, dann gewogen.\nNach dem W\u00e4gen wird in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, auf dem Dampf bade eingeengt, bis die Hauptmasse der Salzs\u00e4ure verfl\u00fcchtigt ist, mit Schwefels\u00e4ure aufgenommen, mit Zink reducirt und mit Cham\u00e4leonl\u00f6sung titrirt.\nDie Zahlen, die durch W\u00e4gen erhalten wurden, stimmen mit den durch Titriren gefundenen so gut \u00fcberein, dass nur die ersteren hier angegeben sind, um Wiederholung zu vermeiden.\nDes Fernern mag noch erw\u00e4hnt werden, dass alle Filtrate, insonderheit das letzte, nach Abfdtriren des mit essigsaurem Ammon entstandenen Eiscnnicderschlages erhaltene, auf etwa durchgegangenes Eisen sind gepr\u00fcft worden und dass\n') \u00dftdiagcl: 1. c.. S. 398.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"105\nin keinem einzigen Falle Eisen ist gefunden worden ; ein Beweis daf\u00fcr, dass bei Zusatz von Natroncarbonat keine Pyrophosphors\u00e4ure sich bildet.\nGenauere Beschreibung der Versuche an Hunden.\nAls Versuchsthiere wurden Hunde gew\u00fchlt; dieselben befanden sich w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit in einem grossen luftigen, innen mit Zinkblech ausgekleideten, oben mit slark mit Oelfarbe angestrichenen Eisensl\u00e4ben verschlossenen Beh\u00e4lter. Der K\u00e4fig stand in einem warmen Zimmer. Das Innere des K\u00e4figs konnte sehr rein gehalten werden, besondere Aufmerksamkeit wurde den Eisenst\u00e4^ben oben gewidmet, w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit wurde 'nirgends die sch\u00fctzende Farbh\u00fclle von den Hunden weggenagt.\nDie Hunde beschmutzten \u00fcbrigens ihren K\u00e4fig nie; sie waren gelehrt worden, ihren Harn an einer bestimmten Stelle des mit Parquetboden versehenen Zimmers in ein unter-gehaltenes Porzellangeschirr, ihren Koth auf .einen untergehaltenen Teller zu entleeren.\nAuf diese Weise war thunlichst daf\u00fcr gesorgt, dass die Thiere nicht irgend, woher fremdes Eisen bekommen konnten (durch Auflecken von eisenhaltigem Sand, Staub etc.).\nZur Abgrenzung des Kothes wurden hach Voit1) Knochen ben\u00fctzt; der gelbe Eicrkoth liess sich meistens gut von dem weisslichen, noch mit Knochenst\u00fcckchen durchsetzten Knochenkoth trennen.\n;>\u00d6\ni\t.\t\u2022 ; \u25a0 '\nVersuch I.\nGrosser kurzhaariger Hund.\nEr bekommt w\u00e4hrend 24 Stunden m\u00f6glichst reine Knochen zu fressen, darauf im Verlauf von 2 Tagen 100 Eidotter,-die ersten frisst er gern, die letzten Portionen m\u00fcssen ihm eingegeben werden. Am 4. Tage bekommt er wieder Knochen,\nDer Hund vertr\u00e4gt die Eidotter anfangs gut, erst am Ende des dritten Tages tritt Diarrhoe auf, so dass die\n\u2019) Hermann: Handbuch der Physiologie, Bd. VI, S. 30.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nTrennung des Eierkothes vom zweiten Knoehenkotli nicht sehr gut gelingt ; cs wird \u00ababer eher von Knoehenkotli noch etwas mitgenommen, als dass Eierkolh verloren gegangen w\u00e4re.\nDie 100 Eidotter werden)m\u00f6glichst vom Eiweiss getrennt, unter einander ger\u00fchrt, bis alles zu einer homogenen Mass* geworden ist; sie wiegen\nIM*:, gr.\nDavon werden zur Bestimmung des Eisengehaltes in eine I Mat inschale abgewogen\n50.45 gr.\nDie Untersuchung auf Eisen wird in der oben beschriebenen Weise ausgef\u00fchrt; im Wasserextract findet sich absolut kein Fe: ebenso wenig im Filtrat, erhalten nach Abfiltrireii des Eisenniederschlages.\nBefunden wird\n0,010 Fe P04 = 0.0059 Fe.\nIn 50,45 gr. Eidotter . , . 00059 gr. Fe.\nIn 1544.55 \u00bb\t\u00bb\talso . 0.1807 \u00bb Fe.\nDer Hund hat also im Verlauf von zwei Tagen\n0,1807 gr. Fe\nbekommen.\nDavon findet sich:\na)\tim Harn.\nDer Harn wird gesammelt, nach der ersten F\u00fctterung mit Eidotter, bis unmittelbar vor der zweiten F\u00fctterung mit Knochen. Im Ganzen sind es 28^0 cm\\ sauren dunklen Harns.\nDer Harn wird filtrirt und nach der oben angegebenen Methode einge\u00e4schert; Wasserauszug der Kohle absolut eisenfrei; ebenso das Filtrat nach Abfillriren des Eisenniederschlages. Es findet sich\n0,0313 Fe PO* = 0,0116 gr. Fe.\nAlso sind resorbirt worden und durch die Nieren wieder ausgeschieden\t0,0116 gr. Fe.\nb)\tIm Koth.\nDie ersten Portionen sind fest, dunkelgelb, die sp\u00e4tem dickfl\u00fcssig, hellgelb und stinkend, leider ist der Kolli mit aus dem Darm des Hundes stammendem Stroh durchsetzt; die","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"\u00eei\n107\nTrennung der letzten, Portion vom zweiten Ktiochenkotli klingt nicht unladelhaft.\nDer Kolli wird zur Entfernung des Fettes in einem Italion mit absolutem Alkohol aus-gezogen; die Ausz\u00fcge\u00bb, in * iner Platinschale einge\u00e4schert, erweisen sich, wie zu erwarten. ,t!< eisenfrei.\nZur Trennuug der im Koth enthaltenen anorganischen Eisenverbindungen von den organischen wird der Kolli mit absolutem Alkohol, dem etwas Salzs\u00e4ure zugesetzt ist (050 cm1. Alkohol -f oO cm3. 33\u00b0/0 II CI ), ausgezogen. Die dunkelgr\u00fcnen Ausz\u00fcge (wohl durch Biliverdinbihlung) werden vereinigt und ln oben angegebener Weise eiingi\u00e4schert; weder im Wasser-iuis/.ug der Asche, noch im Filtrat vom phosphorsauren Eisen .\u25a0findet sich Eisen.\nEs wird gefunden im Koth als anorganisches Eisen 01347 -gti F*\u00bb PO, \u2014 0,0490 Fe.\nI)<\u00bbr Kothruckstand wird in einer Platinschale wie gew\u00f6hnlich (\u00bbingedamplt. einge\u00e4schert etc. Wasserauszug und letztes Filtrat eisenfrei.\nEs findet sich\n0.2701 Fe PO, -- 0,1035 Fe.\nAlso waren im Koth enthalten als Eisen in organischer Vorbinduns?\t\u00bb.,\u00abS5 K,\nZusammenstellung.\nEingegeben in 1541 gr. Eidotter\n0,1807 gr. Fe.\nDavon sind erschienen:\nA* hn Hal l! .............0,0110 gr. Fe,\nB. Im Kolk: anorganisch . . 0,0499 \u00bb organiM\u00eeh . . . 0.1035 >\nSumma . 0.1650 gr. Fe.\nEs sind also im K\u00f6rper zur\u00fcckgeblieben und nicht mehr uachzuweisen 0,0157 gr. Fe. Ob dieses Eisendeficit rcsorbirl und im K\u00f6rper verwandt worden ist, oder ob es bl o$ im","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nDarm liegen geblieben ist, kann nicht entschieden werden; jedenfalls aber sind die 12 Milligramm, welche im Harn erschienen sind, resorbirtes H\u00e4matogen.\nVersuch II.\nGrosser kurzhaariger Hund.\nDer Hund wird l\u00e4ngere Zeit bei gew\u00f6hnlicher Kost eingesperrt, um die im Darm zur\u00fcckgebliebenen unverdaulichen Reste fr\u00fcherer Nahrung zu entfernen, er bekommt, wie im Versuch I, am Tag vor und nach der Eidotterf\u00fctterung behufs Kothabgrenzung Knochen zu fressen. Um das Eintreten der Diarrhoen zu vermeiden, werden diesmal nur 50 Eidotter verf\u00fcttert; aber trotz dieser Vorsichtsmassregel bekommt der Hund sehr heftigen Durchfall, so dass die Trennung vom zweiten Knochenkoth noch weniger gut gelingt als das erste Mal. Sonst wird der Versuch angestellt wie Versuch I.\nDie 50 Eidotter wiegen 860 gr. Davon werden in eine Platinschale behufs Eisenbestimmung abgewogen\n65,32 gr.\nVerf\u00fcttert werden also\n804,78 gr.\nEidotterbrei.\nDie Eisenanalyse in dem abgewogenen Theil des Eidottergemisches wird in der oben angegebenen Weise ausgef\u00fchrt; Wasserauszug eisenfrei.\nGefunden wird\n0,0100 Ft* P04 = 0,0037 Fe.\nIn 50,22 gr. Eidotter.............. 0.0037 Fe.\nIn 804,78 \u00bb\t\u00bb\t............ 0,0539 Fe.\nVon dieser in zwei Tagen aufgenommenen Eisenmenge erscheint wieder\na) im Harne.\nDer Harn wird w\u00e4hrend der ganzen Zeit der Eidotterf\u00fctterung und noch 24 Stunden nach dem letzten Eidotter-frass gesammelt.\nDunkler saurer Urin, wird fillrirt und behandelt wie in Versuch I. Im Wasserauszug und im letzten Filtrat kein Eisen.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"109\nNach vorsichtigem Abstumpfen der wie oben bes\u00e7hrio-ben, mil II Gl bereiteten Aschel\u00f6sung und Versetzen mit essjgsaurem Ammon entsteht eine schwache opalisirende Tr\u00fcbung, die sich bis zum n\u00e4chsten Tage am Boden des (Jetasses als d\u00fcnne Schichte absetzt; da es f\u00fcr eine genaue W\u00e4gung zu wenig ist, wird vom Abfiltriren und W\u00e4gen Uih-irang genommen; dass der Niederschlag wirklich Eisen ist, giebt der Zusatz von Schwefelammon deutlich zu erkennen. *\nIm Harn sind also deutliche Spuren von Eisen vorhanden.\nb) Im Kothe.\nDer d\u00fcnne, gelbe, strohfreie, aber stark mit Haaren durchsetzte Koth ist sehr schwer vom Knochenkoth zu trennen:\nist leicht m\u00f6glich, dass etwas Knochenkoth mit unter die Analyse gekommen ist.\nVerfahren wird wie in Versuch I. Zuerst wird das Fett mit '\u2022 Alkohol absolutus extrahirt, darauf werden die anorganischen Eisenverbindungen mit salzs\u00e4urehaltigem Alkohol ausgezogen und zuletzt das als organische Verbindung enthaltene Eisen durch Ein\u00e4schern des R\u00fcckstandes bestimmt.\nDer das Fett enthaltende Auszug ist auch diesmal, eisenfrei.\nIn anorganischer Form findet sich 0,3428 gr. Fe P04 . . . .\nln organischer Form:\n0,1270 gr. Fe.\nEe P04 ..... 0.1059 hn Ganzen werden also im Kothe ausgeschieden. . ..................... 0.2329\nFingegeben mit den Eidottern ... 0 0539\ngr. Fe.\ngr. Fe. gr. Fe.\nEs findet sich also ein Uebersehuss von 0,1790 gr, Fe im Kothe vor.\nWee\u00b0n der bei diesem Versuche eingetretenen starken Diarrhoen und des daraus resultirenden Unverm\u00f6gens, den oth genau abzugrenzen, ferner wegen des ganz unerkl\u00e4r-ulien colossalen Eisen\u00fcberschusses in den Ausgaben gegen-ll,'er don Einnahmen wurde noch ein dritter Versuch angestellt.\nZeitschrift l\u00fcr physiologische Chemie. XV.\te","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nVersuch III.\nMit grosser langhaariger Il\u00f6ndin.\nDieser Versuch wurde, um eine m\u00f6glichst grosse Eiflottor-mengeolme Ern\u00e4hrungsst\u00f6rungen verf\u00fcttern zu k\u00f6nnen und um die Ausn\u00fctzung des dargereichten Futters m\u00f6glichst zu steigern, \u00fcber volle acht Tage ausgedehnt. Vor der F\u00fctterung mit Eidotter bekam das Thier, um den Darm von unverdauten Resten m\u00f6glichst zu befreien, w\u00e4hrend zweier, nach Ver-lutterung der Eidotter, um den Koth abzugrenzen, w\u00e4hrend eines Tages Knochen zu fressen. Der Hund nahm das Futter gern, er befand sich w\u00e4hrend der ganzen Versuchszeit wohl, nur am zweiten Tage bekam er vor\u00fcbergehend leichten Durchfall. Der Harn wurde w\u00e4hrend der ganzen Zeit, in welcher das Thier Eidotter frass, gesammelt.\nDie erste Eidotterportion (40 St\u00fcck) wog 030.gr. Davon\nwurden behufs Eisenbestimmung\n#4,97 gi .\nabgewogen.\nDie Fisenbestimmung wurde wie gew\u00f6hnlich vorgenommen, Wasserauszug der Kohle und letztes Filtrat eisenfrei.\nEs findet sich\n0.0090 Fe P04 = 0,0033 Fe.\nVon der zweiten Eidotterportion im Gewicht von\n930 gr\nwurden G7,1G gr. abgewogen, Wasserauszug der Kohle und\nletztes Filtrat eisenfrei. Es findet sich\n0.0097 Fe P04 = 0,0036 Fe.\nDer Hund hatte also an Eisen eingenommen in 565,03 gr. Eidotter. . . 0,0290 gr. Fe, in 862,84 \u00bb\t>\t. 0,0449 \u00bb Fe,\nim Ganzen also\nin 1427.87 gr. Eidotter . . 0,0739 gr. Fe.\nDie erste Eidotierportion wurde im Verlauf von 3, die zweite im Verlaut von 4 Tagen verf\u00fcttert.\nVon der eingenommenen Eisenmenge im Gewicht von\n0,0739 gr.\nerschienen wieder","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Hl\na) im Harne.\t<\nDer Harn wurde vom Momente der ersten Eidotternit lerung bis 24 Stunden nach der zweiten Kuocherif\u00fcttorun\" aufgesammelt. Die Menge betragt im Ganzen 5810 cm8., er ist sauer, dunkel und klar. Nachdem er wie gew\u00f6hnlich Iteiss filtrirt worden war, wird mit ihm in der oben be-\nS'\t\u2022 \u2022 .\n-chriebenen Weise verfahren. Der Wasserauszug der Kolde und das letzte Filtrat sind beide eisenfrei.\t'\nGefunden wird\n0.0182 gr. Fe P04 = 0,0067 gr. Fe.\nDiese Eisenmenge ist h\u00f6chst wahrscheinlich aus den Eidottern resorbirt und im Harne wieder ausgeschieden worden.\nb) Im Kot he.\nDer Koth erschien in 4 Abtheilungen, am 2., 4., 0. und % Versuchstage, der am 9. Tage erschienene Koth enthielt schon theilweise die am 8. gefressenen Knochen. Der Koth war nur am 2. Tage etwas dickfl\u00fcssig, sonst stets fest, gelb, leicht vom Knochenkothe abzugrenzen, st roh frei, aber mit sehr vielen Haaren vermischt.\nEr wird behandelt wie die Faces in den. zwei oben beschriebenen Versuchen.\nIn dem das Fett enthaltenden Alkohola\u00fcszug ist nach dem Ein\u00e4schern kein Eisen nachzuweisen. j\nIm Alkohol-Salzs\u00e4ureauszug, also als anorganische Eisenverbindung, Findet sich\n0.1023 gr. Fe P04 = 0,0370 gr. Fe.\nAls organische Eisenverbindung findet sich 0,8277 gr. FeP04 = 0,3060 gr. Fe.\nEs sind also gefunden worden im Kothe 0,0379 als anorganisches Eisen,\n0,3069 als organisches Eisen.\nIm Ganzen also 0,3448 Fe.\nEingegeben wurden 0,0730 Fe.\nAlso ein Ueberschuss von 0,2709 gr. Fe; Dazu kommt noch, dass im Harn ein Theil des eingegebenen Eisens ist","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nausgescliieden worden, was das Total des Ueberschusses der Ausgaben \u00fcber die Einnahmen auf die erstaunliche H\u00f6he von\n0,277\u00ab gr. Fe\nbringt. Dieser Eisen \u00dcberschuss kann nur von im K\u00f6rper, d. h. im Darmkanal vorhandenem Eisen herr\u00fchren, denn es ist durch die Versuchsanordnung absolut ausgeschlossen, dass der Hund irgendwoher fremdes Eisen bekommen konnte. Es ist das Auftreten eines Ueberschusses von Eisen im Kotlie eine Erfahrung, die auch andere Experimentatoren gemacht haben, ebenfalls ohne eine befriedigende Erkl\u00e4rung daf\u00fcr zu finden.\nEs sei an dieser Stelle gestattet, noch einige weitere Analysen \u00fcber den Eisengehalt des Eidotters, die zu verschiedenen Zeilen und zu verschiedenen Zwecken angestellt wurden, mitzutheilen.\nEs enthielten 100 gr. Eidotter\nim Februar 88 . . . . . . 0,0117 gr. Fe.\n\u00bb\t\u00bb\t89 . . .\t\u2022 \u2022 o o o **\u25a0\t\u00bb\tv>\n\u00bb\tM\u00e4rz 89 ... .\t. . . 0,0080\t\u00bb\t\u00bb\n5t>\tMai 88\t\t. . . 0.0100\t\u00bb\t\u00bb\n?>\tJuni 88 . . ., .\t... 0,0007\t\u00bb\t\u00bb\n\tJuli 88\t....\t. . .' 0.007-2\t\u00bb\ty>\n\u00bb\tSeptember 88 .\t.\t. . . 0,0051\t\u00bb\t\u00bb\nj>\t88 . .\t. , . . 0,0052\t\u00bb\t\u00bb\nEs l\u00e4sst sich der Gedanke, dass die\u00ab Eier, je nachdem sie zur Fortpflanzungszeit oder zu einer andern Zeit gelegt worden sind, auch chemische Verschiedenheiten zeigen, nicht ganz von der Hand weisen. Nicht nur der Eisengehalt der Herbsteier, auch ihr Farbstoff- und Fettgehalt scheint vermindert zu sein. Schon H is*) hat auf Grund histologischer Untersuchungen auf einen solchen Unterschied aufmerksam gemacht.\nWeitere Untersuchungen auf diesem Gebiet d\u00fcrften wohl interessante Ergebnisse liefern.\n\u2019) His: Untersuchungen \u00fcber die erste Anlage des Wirbeltbi'i -leihes, Leipzig, C. W. Vogel, 1808, S. 13.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"113\nGenauere Beschreibung der Versuche \u00fcber den Eisengehalt\ndes Harnes.\nZur Untersuchung gelangt Harn von einem Ilund der mit gew\u00f6hnlicher Nahrung (Hundekuchen, Knochen etc.) gen\u00e4hrt wird. Der Harn wird stets heiss filtrirt, um etwa entstandene Niederschl\u00e4ge von Uraten wieder in L\u00f6sung zu bringen. Vor dein Filtriren kann man im Microscop in jedem Harn sp\u00e4rliche Epithelzellen wahrnehmen, nach der Filtration ist es nie gelungen welche zu finden; es scheinen also haupts\u00e4chlich die suspendirten Epithelzellen und etwa vorhandener Schleim an der schlechten Filtration Schuld zu. sein.\nVersuch I.\nSoO cm . sauren dunklen Ilundeharns weiden hei circa \u2022>0 filtrirt, mit Na\u00e4C03 versetzt und unter Beobachtung der oben beschriebenen Vorsichtsmassregeln eingeascberl. Der Wasserauszug der Kohle enth\u00e4lt keine Spur Eisen. Beim 'Versetzen der mit Nil, abgestumpften salszsauren Aschel\u00f6sung mit essigsaurenv Ammon entsteht keine Tr\u00fcbung, es sind also keine quantitativ nachweisbaren Mengen von Eisen vorhanden.\nDass aber trotzdem schwache Spuren von Fe da sind, lehrt die ganz schwache gr\u00fcnliche F\u00e4rbung nach Uebers\u00e4ttigen mit Ammoniak und Versetzen mit Schwefelammon.\nVersuch II.\n1000 cmV normalen dunklen sauren Hundeharns werden iK'handelt wie der Urin in Versuch I.\nAuch diesmal l\u00e4sst sich im Wasserauszug kein Eisen nach weisen.\nNach Zusatz von essigsaurem Ammon zu der salzsauren Aschel\u00f6sung entsteht eine schwache opalisirende Tr\u00fcbung, bis zum andern Tag hat sie sich zu einem fast nicht wahrnehmbaren flockigen Niederschlage am Boden des Gelasses gesetzt. Von Ahfillriren und W\u00e4gen kann keine Rede seih.\nEs ist also auch diesmal eine quantitativ nicht bestimm-finre Spur von Eisen gefunden worden.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nVer s u.ch III.\nKUO cm3, normalen sauren dunklen Ihmdeharns werden wie die vorhergehenden Urine behandelt.\nWasserauszug absolut eisenfrei.\nBeim Versetzen der Asebel\u00f6sung mit cssigsaurem Ammon tritt eine sehr schwache opalisirende Tr\u00fcbung auf, nach 24stundigein Stehen hat sie sich zu einem nur schwer wahrnehmbaren Niederschlage gesammelt, derselbe ist unw\u00e4gbar.\nDer Harn enth\u00e4lt quantitativ nicht bestimmbare Eisen-\nmengen.\nDass die Niederschl\u00e4ge wirklich Fe enthielten, ergiehi sich aus ihrer Gr\u00fcnf\u00e4rbung bei Zusatz von Schwofolammon.\nSehr oft wiederholte weitere Versuche in dieser Hiclituiig mit filtrirtem Hunde- und Menschenharn haben stets dasselbe Ergebnis* geliefert.\nEs l\u00e4sst sich an Hand dieser Versuche wohl sagen, dass tillrirter Harn bei gew\u00f6hnlicher Nahrung stets nur quantitativ, unbestimmbare Mengen von Eisen enth\u00e4lt.\nt '\nGenauere Beschreibung der mit den M\u00e4usen angestellten\nVersuche.\nZu den Versuchen werden M\u00e4use genommen, weil:\n*\n1.\tdit* Maus ein kleines Thier ist und daher die Beschaffung der Nahrung f\u00fcr eine grossen' Anzahl Versuchst liiere ohne allzu grosse Schwierigkeiten gelingt :\n2.\tdie Maus als omnivores Thier dem Menschen in seinen Ern\u00e4hrungsverh\u00e4ltnissen ziemlich nahe steht;\n3.\tdas gleichzeitige Halten selbst vieler M\u00e4use, jede in einem besonderen K\u00e4fig, nicht allzu viel Platz und Arbeit in Anspruch nimmt.\nEinzeln m\u00fcssen die M\u00e4use gehalten werden, weil in der Gefangenschaft die St\u00e4rkere die Schw\u00e4chere zuweilen auffrisst, und man nie sicher ist, dass nicht der Versuch in unliebsamer Weise unterbrochen wird. Des Fernern mag erw\u00e4hnt sein, dass nur Hausm\u00e4use (Mus musculus) zu gebrauchen sind, die viel zahmem Feldm\u00e4use (Arvicola arvalis) gehen nicht an die k\u00fcnstliche Nahrung, sie sterben lieber vor Hunger;","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"115\nAls eisenfreie K\u00e4fige f\u00fcr die Thiere dienten grosse 18 ein. im Durchmesser hallende Glastriehter. In der Milte des Trichters war eine Scheidewand aus Glas mit einer seitlichen Oefl'nung; die eine H\u00e4lfte des Trichters war mit feinster, reiner Seidenwatte angef\u00fcllt, in der andern H\u00e4lfte befanden sich zwei kleine Porzellangeschirre f\u00fcr Nahrung und Wasser. Die Trichter standen aut grossen, leicht zu reinigenden Glasv platten. Durch leichtes Aufheben der waltefreien Seile des Trichters konnte sowohl die Nahrung und das Getr\u00e4nk alle Tage gewechselt werden, als auch die t\u00e4gliche Heinig\u00fcng/der durch Futter und Kolli beschmutzten Glasplatte, vorgenommen werden. Die Fuller- und Trinkgeschirre wurden alle Tage gereinigt, die Trichter alle acht Tage durch neue, mit Irischer Watte gef\u00fcllte ersetzt.\nDie Trichter standen w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer in einem gesch\u00fctzten, stillen, Tags \u00fcber durch schwarze Vorh\u00e4nge verdunkelten Zimmer.\nDa behauptet wird, dass M\u00e4use gegen K\u00e4lte sehr empfindlich sind, so war am Anfang versucht worden die Glas-platten, auf welchen die K\u00e4fige sich bef\u00e4nden, \u00fcber grossen continuirlich auf U0\u00b0 erw\u00e4rmten Wasserb\u00e4dern zu halten.-\nEs erwies sich aber diese Mass regel als unn\u00fctz, ja als unpraktisch. Die M\u00e4use, welche bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur gehalten wurden, gediehen weit besser; und es wurde auch bald von dieser immerhin sehr umst\u00e4ndlichen Heizungsmethode Umgang genommen.\t\u2022\nDer Grund, warum dieses Halten bei d\u00fc\" sch\u00e4dlich ist,. liegt in Folgendem :\t'\nDurch die gr\u00f6ssere W\u00e4rme wird auch die Wasser Verdunstung eine gr\u00f6ssere, der Wasserdampf schl\u00e4gt sich an den oberen k\u00e4lteren Theilen des Trichters nieder, besonders im Dohr, und rinnt auf die Watte; dadurch' wird diese und die darin hausende Maus best\u00e4ndig feucht. Gegen nichts aber sind die M\u00e4use so empfindlich wie gegen N\u00e4sse. Will man M\u00e4use bei guter Gesundheit in Gefangenschaft halten, so muss man, wenn man nur eine Spur von N\u00e4sse in dem","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"1 IG\nK\u00e4fig bemerkt, sofort Watte und Trichter wechseln, sonst gellt die Maus unfehlbar im Lauf der n\u00e4chsten zwei Tage, wahrscheinlich durch Kalte, zu Grunde.\nDie Mause betanden sich bei Beobachtung der angef\u00fchrten \\ orsichtsmassregeln in diesen K\u00e4figen sehr wohl, wie dies die sehr lange Zeit in bester Gesundheit lebenden Kidotterm\u00e4use wohl deutlich beweisen.\nSie pflegten sich in der Watte eine Art Nest mit verschiedenen Flucht r\u00f6hren zu bauen und sich beim geringsten Ger\u00e4usch darein zur\u00fcckzuziehen, so dass man, sicher vor Fluchtversuchen, die eine -Seile des Trichters aufheben konnte. Einige wurden nach 10\u201414t\u00e4giger Gefangenschaft ganz zahm und zutraulich.\nhat\ndas\nUm\nsich\ndie M\u00e4use von einem K\u00e4fig in das andere zu bringen, nach vielfachen Versuchen folgendes Verfahren als\npraktischste erwiesen :\nDer Trichter wurde auf der Watteseite vorsichtig etwas aufgehoben und die Watte langsam und allm\u00e4tig durch einen feinen Spalt herausgezogen, die Maus sozusagen aus der Watte herausgek\u00e4mmt.\nUnter den watteleeren Trichter wurde eine runde Glasplatte, die gr\u00f6sser als die Basis des Trichters war und am Band einen seitlichen viereckigen Ausschnitt hatte, geschoben: der Ausschnitt \u00fcber den Band der Glasplatte, auf der die Trichter standen, hiuausgeschoben, unter den Ausschnitt ein mit einer schwarzen Papierh\u00fclle umkleidetes cylindi isches Glasgef\u00e4ss gebracht und der Band des Trichters bis zum\nBand der mit Ausschnitt versehenen runden Glasplatte vorgeschoben, so dass das Loch in der Platte innerhalb des Trichters liegt. Nun wird an den Trichter geklopft und durch den L\u00e4rm ge\u00e4ngstigt geht die Maus nach l\u00e4ngerer oder k\u00fcrzerer Zeit in das ruhige, dunkle, ihr sicher erscheinende Schlupfloch. Das Glasgef\u00e4ss wird mit einer kleinen Glasplatte bedeckt und die Maus ist in sicherem sauberem Gewahrsam.\n' j\t\u2022 -\t\u25a0\nIn dieser Flasche wurden die lebenden M\u00e4use gewogen.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"117\nUm die Thiere in den ges\u00e4uberten, mit frischer Watte zur H\u00e4lfte gef\u00fcllten Trichter, ihren gew\u00f6hnlichen K\u00e4fig, zur\u00fcckzubringen, wird der Trichter auf einen weiten Cylinder, \u00bblas Kohr nach unten, aufgesetzt. Die mit seitlichem Ausschnitt versehene grosse Glasplatte dar\u00fcber gedeckt, sa dass der Trichter oben \u00fcberall geschlossen ist und nur an der Stelle des \\iereckigen Ausschnittes eine Eingangspforte hat. Das mit schwarzem Papier umh\u00fcllte Glasgel\u00e4ss wird umgekehrt und mit dem Hals auf den Ausschnitt aufgesetzt, die bedeckende, jetzt als 1' ussboden dienende Platte w\u2019cggczogen und die schwarze Papierh\u00fclle entfernt. Durcir die pl\u00f6tzliche Helle und durch eventuelles Klopfen unangenehm ber\u00fchrt, schl\u00fcpft die Maus durch Hals der Flasche und Ausschnitt\nder Glasplatte in den ruhigen Trichter und in die sichere Watte.\nDie runde Glasplatte wird nun soweit verschoben, dass der viereckige Ausschnitt ausserhalb des Trichterrandes liegt, der 1 richter auf der Glasplatte umgest\u00fclpt und auf die mittlerweile gereinigte grosse Glasplatte aufgesetzt; nun wird noch die runde Glasplatte W\u2019eggezogcn und die Maus befindet sich ui einem s\u00e4ubern K\u00e4fig an ihrem urspr\u00fcnglichen Platz\nBei all diesen Manipulationen kommen die .Thiere nur mit leicht zu reinigenden Glasgegenst\u00e4nden in Ber\u00fchrung, so d:iss jede Verunreinigung des Felles mit eisenhaltigem Staub *lc. vollst\u00e4ndig ausgeschlossen ist. Es ist diese Methode ausf\u00fchrlich beschrieben worden, weil sie bei anderen Versuchen, lmi welchen es sich auch darum handelt, Thiere von einem K\u00e4fig in das andere zu transportiren, ohne dass sie dabei\nmit fremden Substanzen in Ber\u00fchrung kommen, gute Dienste leisten kann.\nEs ist die praktischste und trotz ihrer scheinbaren Um-. 'Kindlichkeit einfachste, vor allen Dingen aber sicherste Methode, wie es sich durch vieles Hin- und Iierprohiren zur Evidenz herausgestellt hat.\nHinsichtlich der Lagerwalte ist zu bemerken, dass sie <1* n M\u00e4usen als Aufenthaltsort sehr zusagt und sie hinreichend","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\ngegen Abk\u00fchlung sch\u00e4tzt. Gefressen wird sie von den Thierei! nicht, was auch Lunin1) angiebt.\nHei circa 140 Maussectinnen habe ich nur zweimal Watte im Darmtractus gefunden und beide Male war das Thier ah der unverdaulichen, im Magen sich zusammen-hallenden Watte durch Verschluss des Pylorus alsbald gestorben.\nUnter Beobachtung aller angef\u00fchrten VorsichIsmassregelu wird es jedermann bei einiger Aufmerksamkeit leicht gelingen, M\u00e4use l\u00e4ngere Zeit hindurch bei vollkommenem Wohlbefinden in der Gefangenschaft zu erhalten.\nBereitung des M\u00e4usefutters.\nEs handelte sich bei der Bereitung des M\u00e4usehit hi' vor Allem darum, eine vollst\u00e4ndig eisenfreie Nahrung in gen\u00fcgender Menge darzuslellen. Das Eisen konnte dann, wo es noting war, in verscliiedenen Verbindungen zugesd/l werden.\nAlle Versuche, eisenfreie Nahrung darzustellen, scheinen scheitern zu sollen an dem Umstand, dass es nicht gelingt, eisenfreies Eiweiss in gen\u00fcgender Quantit\u00e4t darzustellen.\nWohl haben Alexander Schmidt*) und Arolist ein1) durch Dialyse aschenfreie Albuminl\u00f6sungen aus Blutserum darzuslellen geglaubt. Ihre Angaben sind aber at\u2014 bald von lleynsius4), Winogradoff5), 11 uinzinga1).\n') Lun in: Zeitschrift fur plus. Chemie, IW. V, 1881, 8. \u00fcl\n-| Alexander Schmidt: Pfliiger\u2019s Archiv f. <1 ges. Physini.. 1hl. VI. S. 4g:5.\nAlexander Schmidt: Beitr\u00fcge zur Anatomie mul Physiologe, als Festgabe gewidmet Carl Ludwig. Leipzig 1871. S. 94: siehe am h Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f. d. ges. Physiol., Kd. XI. 1875, S. 1.\n:V)' Aronstern: Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f. d. ges. Physiol.. IW. WH IST4. S. 75.\n4) lleynsius: Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f. <1. ges. Physiol., Kd. IX. !>\u25a0 > S. 511: Kd. XII, 1S70, S. 519.\n') Winogradoff: Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f. d. ges. Physiol., Kd. M IS75. S. (\u00bb05.\tr\nfi) lluin/.inga: Pfl\u00fcger's Archiv f. d. ges. Physiol., Kd. M 1S75, S. :59t>.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"110\nHaas\u2019) besinnen worden und die Lei zieren haben liaWi-ge wiesen, dass in dem nach Sch mi ill\u2019s Methode d\u00e4rgestctlten Eiweiss Aschenbestandlheile enthalten sind. Fley.nsius und Wingradoff landen gew\u00f6hnlich nur Eidphosphate, aber fluinzinga und Haas gelang es in einzelnen F\u00e4llen, holz langer Dialyse noch deutliche Spuren von Eisen in den Pr\u00e4paraten nachzuweisen. Es ist dies also jedenfalls eine nicht ganz zuverl\u00e4ssige Methode; ausserdem aber ist die DarsleHnngs-weise viel zu umst\u00e4ndlich. Es w\u00e4re eine haare*. Unnij\u00f6glieb-keit f\u00fcr eine gr\u00f6ssere Anzahl von M\u00e4usen durch Dialyse dagen\u00fcgende Quantum Eiweiss darzusfellen.\nAuch die Versuche Maschke\u2019s3) und Schmiede-borg s\u2018j \u00fcber Darstellung von krystallisirtem Eiweiss bringen uns leider L\u00f6sung dieser Frage\u00bb nicht n\u00e4her. Demi Wechsel*) und Gr\u00fcbler\"), welche sp\u00e4ter diese Versuche wiederhol loin haben nachgewiesen, dass die Asche dieser Eiweisskryslalh-stets eisenhaltig ist. Auch hier w\u00e4re \u00fcbrigens die Daisleilnnes-weise sehr umst\u00e4ndlich.\t\u2022 .*\nEs gelingt aber \"doch, auf verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig einfachem Wege eisenfreies Eiweiss in betr\u00e4chtlicher Menge darzijsleilen und zwar aus vollst\u00e4ndig h\u00e4moglobinfreiem Blutserum. Vollst\u00e4ndig reines Blutserum bekommt man aber nur aus Pferde-hlut. Die Blutarten anderer Tliicrc (Bind, Schwein) scheinen viel leichter zerst\u00f6rbare Blutk\u00f6rperchen zu besitzen.\nAber auch aus Pferdeblut gewinnt '\u2022man kein absol\u00fbt h\u00e4moglobinfreies Serum, wenn man nicht folgendes''Verfahren einschl\u00e4gt.\t.\t\u25a0 \u00e4\nMan muss das BIi 11 in einer vollst\u00e4ndig trockenen Flasche auffangen und die Flasche bis ganz oben voll laufen lassen. Tliut man dies nicht, so schl\u00e4gt sich das aus dein warnten\n') Ff. Haas: Prager medizinische Wochenschrift, Jahrgang 1. -IN-Ttl, S W9, 65t), 070.\t...\n\u25a0) 0. Maschke: Holanische Zeitung, Jahrgang 17, 1N59. S. 409 u. I. :;) Schniieilebe'rg: Zeitschrift f\u00fcr physiologische-\u2019Chemie, IM. I. !S77, S. 205.\n4) Wechsel: Journal f\u00fcr pr.*kt. Chemie, N, F., IM It). 1879, S. .\u2018Mi. M Gr\u00fcbler: Journal f\u00fcr prakf. Chemie, \\. F.. IM. g't, ISsI, s 97.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nHint verdunstende .Wasser in kleinen Tr\u00f6pfchen an der kalten Flasche nieder und rinnt in das Blut zur\u00fcck, so werden einige Blutk\u00f6rperchen zerst\u00f6rt, H\u00e4moglobin wird frei und das Serum wird eisenhaltig.\nAm leichtesten werden diese Bedingungen erf\u00fcllt, wenn man auf eine grosse circa 5\u20140 Liter haltende Flasche einen Zinkblechtrichter mit fast bis auf den Boden der Flasche reichendem Bohr aufsei zt, das Blut direct aus der Ader des mit der Schussmaske get\u00fcdteten Pferdes bis zur fast Tollst findigen' F\u00fcllung des Gelasses. in die Flasche einstr\u00f6men l\u00e4sst darauf den Trichter langsam und allm\u00e4lig unter stetem Blut-'/.ufliessen hebt, so dass die Flasche genau bis oben voll Blut ist, und dann einen conischen Zapfen langsam daraufsetzt und allm\u00e4lig festdr\u00fcckt, das \u00fcberfl\u00fcssige Blut hat dann Zeit abzufliessen.\nAuf diese Weise wird jede sch\u00e4dliche Dampf- und Schaum, bildung vermieden. Der Blutkuchen muss, wenn richtig verfahren wurde, oben am Zapfen feijtkleben. Wenn das Serum mich circa 4 Tagen abgegossen wird, so muss die Flasche noch last ganz gef\u00fcllt sein. Eine kleine Leere entsteht durch die ungleiche Ausdehnung der Fl\u00fcssigkeit bei K\u00f6rpertemperatur und bei der circa 2\u00d6\u00b0 Weniger betragenden Zimmertemperatur.\nDas abgegossene Serum wurde stets, um es von etwa mitgerissenen St\u00fcckchen des Blutkuchens zu trennen, w\u00e4hrend \u2022\u201c\u00bbO M. auf eine 1600\u20141800 Umdrehungen in der Minute machende Centrifuge gebracht; es bildete sich gew\u00f6hnlich ein schwach r\u00f6thlicher Bodensatz. Ein nochmaliges Centri-fugiren, das des Versuches halber einige Male ausgef\u00fchrt wurde, erwies sich jedesmal als unn\u00f6tlng.\nDas nach dem Genlrifugiren von dem schwachen Bodensatz mit einer Pipette vorsichtig abgehobene Serum muss hellgelb aussehen, durchsichtig und klar sein, die Farbe von wenig saturitem Harne haben (urina pot us). Es soll weder mit der Heller'sehen Probe, noch vor dem Spectroscop H\u00e4moglobin ergeben und endlich wird es auch mit der so \u00fcberaus empfindlichen Allmen\u2019sehen Reaction stets ein negatives Resultat ergeben. In dickeren Schichten leicht tr\u00fcb oder rothbrauu","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"121\nerscheinendes Serum muss stets unnachsichtlich w\u00f6ggegossen werden.\nSind die angegebenen Vorsichtsmassregeln beim F\u00fcllen der Flasche strenge eingehalten wurden und hat das Blut vor dem Abgiessen des Serums niclit l\u00e4nger als 3-1 Tage und hei nicht zu hoher Temperatur, nicht h\u00f6her als gew\u00f6hnliche Zimmertemperatur, gestanden, so wird man aus Pferdeblut leicht absolut h\u00e4moglobinfreies Serum darstellen k\u00f6nnen.\nEs muss indess hervorgehoben werden. dass die Ver-siiche nur mit Pferdeblut gelingen. Trotz Anwendung aller angegebenen Vorsichtsmassregeln ist die Darstellung von reinem Serum weder aus Rinderblut noch aus Schweineblut gegl\u00fcckt. Ob dies einem Zufall zuzuschreiben ist, oder ob die Blutk\u00f6rperchen dieser Blutarten wirklich ihr H\u00e4moglobin leichter abgeben, oder ob eine andere Eisenverbindung im Blutserum vorhanden ist, oder ob endlich die Blutk\u00f6rperchen der andern Thierarten wegen ihres geringeren specifischen Gewichtes sich nicht vollst\u00e4ndig durch Centrifugiron entfernen lassen, m\u00fcssen weitere Untersuchungen lehren.\nDer Nachweis des Eisens wurde stets nach der weiter unten angegebenen Methode des Eindampfens;. Eintrocknens und Ein\u00e4scherns gef\u00fchrt. Es kann hier nur auf diese Analysen Angewiesen und gesagt werden, dass an der Abwesenheit\n<1<\u2018S Eisens im Blutserum, also auch im Serumei Woks, nicht kann gezweifelt werden.\n4\t\u2022\nDarstellung eisenfreien Fettes.\nSchon F\u00f6rster1) und Lunin2) geben an, dass sie aschenfreies Fett dargestellt haben. Es wurde daher versucht, nach ihrem Vorgehen reines Fett zu erhalten. Es wurde feinste Tafelbutter mit Salzs\u00e4ure ausgekocht, die Salzs\u00e4ure mit warmem (lestillirtem Wasser ausgewaschen, das Wasser entfernt und die geschmolzene Butter durch ein Ileisswasserfilter filtrirt. Es stellte sich aber heraus, dass auch die reinste Butter eine\n') Forster: Zeitschrift f\u00fcr Biologie, B<1. IX, 1873, S. 297. *') Lunin: I. o.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"solche Menge Casein, Milch, alburninartige Substanzen und andere Beimengungen enth\u00e4lt, dass die Darstellung gr\u00f6sserer Mengen reinen und haupts\u00e4chlich eisen freien Fettes auf diesem Wege viel zu schwierig und umst\u00e4ndlich ist. Um ganz reine Duller, welche beim Ein\u00e4schern keinen R\u00fcckstand hinterl\u00e4sst, zu erhalten, muss man circa 5mal mit massig starker Salzs\u00e4ure und etwa Id\u201415mal mit reinem Wasser auskochen und auswaschen. Das auf diese Weise dargestellle reine Fett hat zudem den Nachtheil, leicht ranzig zu werden. Dieser letztere Umstand machte es f\u00fcr einen gewissen Zweck brauchbar, so dass stets eine kleine Menge davon vorr\u00e4thig gehalten wurde.\nV iel einfacher ist reines Fett darzustellen aus frischem iniger\u00e4ucherlem, m\u00f6glichst wenig Blutgef\u00e4sse und Musculatur enthaltenden Schweinespeck; derselbe l\u00e4sst sich leicht und in ausgezeichneter Qualit\u00e4t beschaffen.\nDer Speck wird in kleine W\u00fcrfel von 1 cm*. Gr\u00f6sse zerschnitten und in einer Porzellanschale \u00fcber einer Gasflamme ausgelassen ; von dem geschrumpften Bindegewebe durch Fil-triren durch ein aschenfreies Filter in einem Heisswassertrichter getrennt, darauf mit sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure mehrmals ausgekocht, bis die Salzs\u00e4ure beim Eindampfen keinen R\u00fcckstand mehr liefert, die Salzs\u00e4ure mit heissem destillirtem Wasser ausgewaschen, das Wasser durch sorgf\u00e4ltiges Abgiessen und eventuelles Kochen entfernt und zum Schluss noch einmal durch ein aschenfreies Filter im Heisswassertrichter filtrirt. Man erh\u00e4lt auf diese Weise ein rein weisscs, gut haltbares, absolut eisenfreies Fett.\nWiederholte Ein\u00e4scherungen haben gezeigt, dass dies Fett nicht nur absolut eisenfrei, sondern auch bis auf minimale Spuren aschenfrei ist.\nDarstellung eisenfreier Kohlehydrate.\nEisenfreien Zucker darzustcllen ist sehr umst\u00e4ndlich und mit enorm viel Verlusten verbunden. Gew\u00f6hnlicher Rohrzucker, feinste Raffinade, in m\u00f6glichst wenig Wasser gel\u00f6st und durch ein Papierfilter heiss filtrirt, hinterl\u00e4sst auf dem","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nFilter einen sehr deutlichen blauen Anflug von Ultramarin, ferner eine ganze Anzahl sonstiger verd\u00e4chtiger Substanzen: libergiesst man das Papier mit Rhodankaliuml\u00f6sung, $p larbt cs sich \u00fcberall sofort deutlich r\u00f6lblich, an einzelnen Stellen lief dunkelroth, ein Beweis, dass Eisenoxyd vorhanden ist.\nDas Eisen durch Versetzen der Zuckerl\u00f6sung mit etwas\n\u25a0\u25a0\u25a0%\nAmmoniak und nachherigem Durchleiten von Schwefelwasserstoff auszufallen, gelingt nicht; der Zucker wird dabei in eine nach l\u00e4ngerer Zeit in Bl\u00fcttchen kryslallisirende, h\u00f6chst '\u00fcbelriechende Substanz verwandelt.\nDas einzige Mittel, das Eisen fortzuschafl\u2019en, ist Verhetzen der Zuckerl\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure und F\u00e4llen.des Zuckers mit Alkohol. Man braucht aber sehr grosse Mengen von Alkohol und das Herauskrystallisiren geht nur \u00e4usserst langsam vor sich; der Rohrzucker verwandelt sich n\u00e4mlich bei dieser Manipulation in wasserfrei\u00e8n Traubenzucker*).\nNimmt man statt Rohrzucker den allerdings sehr viel unreinem, aber bedeutend leichter krystaltisirbaren (weil weniger Invertzucker enthaltend), gew\u00f6hnlichen weissen Carylis-y.ueker des Handels, so geht die Sache etwas leichter und schneller. Man muss aber, um absolut eisenfreien Zucker zu bekommen, 2\u20143mal aus salzs\u00e4urehalligem Alkohol um* krystallisircn und verliert so eine Menge Substanz, braucht auch eine Menge Alkohol.\nBei all\u2019 diesen Manipulationen ist dazu noch jedes Erw\u00e4rmen, das ja beim Zugeben von Alkohol zu Wasser eintritl, \u00e4ngstlich zu vermeiden, weil sich sonst L\u00e4vulins\u00e4ure humusartige Substanzen und ein sehr wohl riechender Aether bildet und der Zucker zerst\u00f6rt wird*).\nEs ist also wob! m\u00f6glich, kleine Mengen eisenfreien Zuckers, gen\u00fcgend um den M\u00e4usen das Futter zu vers\u00fcssen, darzustellen ; nicht aber Mengen, welche den Bedarf der Thiere\n\u2019) Soxhlet: Journal f\u00fcr praktische Chemie, Ni F., Bd. XXI, 1880, S. 227.\n*) Siehe hier\u00fcber v. Grote, Kehrer und Tollend: Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CCVI, 1881, S. 207.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nan Kohlehydraten zu decken im Stande waren. Es ist hingegen leicht, grosse Mengen eisenfreier Starke ohne bedeutend* Muhe und Kosten herzustellen.\nDie im Mandel vorkommenden bessern Reisst\u00e4rken enthalten nur Spuren von Stickstoff und nur ganz minimale Mengen von unorganischen Bestandteilen.\nDurch Pulverisiren, mehrmaliges Auswaschen mit salzs\u00e4urehaltigem Wasser, nachheriges Entfernen der Salzs\u00e4ure mit dostillirtem Wasser und sehr vorsichtiges Trocknen bei nur ganz allm\u00e4lig steigender Temperatur gelingt es verh\u00e4lf-nissm\u00e4ssig ieicht, auch gr\u00f6ssere Mengen eisenfreier, ja v\u00f6llig aschenfreier St\u00e4rke zu erhalten. Da wir die St\u00e4rke stets in trockenem Zustand pulverisirten und nur ganz verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure in der K\u00e4lte angewendet haben, so haben wir nie die von Scharling1) beschriebene Schleimbildung zu beobachten Gelegenheit gehabt. Die St\u00e4rke war durch die Behandlung ihrer fremden Beimischungen entledigt, sonst aber g\u00e4nzlich unver\u00e4ndert.\nWiederholte Ein\u00e4scherungen der zu den verschiedenen Zeiten dargestellten St\u00e4rkepr\u00e4parate haben deren vollst\u00e4ndige Reinheit zur Evidenz dargethan.\nUm den M\u00e4usen wom\u00f6glich auch einen Repr\u00e4sentanten f der dritten Gruppe der Kohlehydrate zu geben. wurde versucht, eisenfreie Cellulose darzustellen.\nDer Versuch gelang \u00fcber Erwarten gut. Man braucht nur gew\u00f6hnliches schwedisches Filtrirpapier mit ziemlich starker Salzs\u00e4ure zu wiederholten Malen (so lange die Salzs\u00e4ure noch etwas aufnimmt) auszukochen, mit Wasser die Salzs\u00e4ure auszuwaschen und den Niederschlag von fein zer-t heil ten Cellulosefasern auf dem Wasserbad zu trocknen. Man erh\u00e4lt auf diese Weise ein vollst\u00e4ndig eisenfreies, ja sogar ein vollst\u00e4ndig aschenfreies Pr\u00e4parat. Nimmt man die Salzs\u00e4ure nicht zu concentrirl und erhitzt man nicht zu stark, so tritt ! keine Ver\u00e4nderung der Cellulose ein [Bechamp*)j.\n') Scharling: Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XIIL 1'842, S. 272.\n') Duchamp: Annalen der Chemie u. Pharmacie, Bd.C, 1856,8.307","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\nBedenkt man, welche wichtige Aufgabe der Cellulose bei der Verdauung wahrscheinlich zuf\u00e4llt1), so wird man den Werth, welchen der Zusatz auch dieses Nahrungsmittels zur Mausekost hat, wohl zu sch\u00fctzen wissen.\nEs ist in neuerer Zeit auf die An- oder Abwesenheit der anorganischen Salze in der Nahrung gr\u00f6sseres Qewicht gelegt worden; diesbez\u00fcgliche Untersuchungen sind von Lun in*) und von Forster8) herausgegeben worden. Es ist aber zur Stunde noch nicht sicher entschieden, ob ihre Anwesenheit in der Nahrung unerl\u00e4sslich ist.\nImmerhin aber wurden, um den Einwand, dass die den .* Thieren dargereichte Nahrung zu salzarm gewesen sei, nicht aufkommen zu lassen, der Mausekost die anorganischen Salze zugef\u00fcgt und zwar in demselben procentischen Verh\u00fcltmss zum Eiweiss, wie sie in der Milch enthalten sind.\nDie genauesten Analysen \u00fcber den Salzgehalt von Milch und Serum verdanken wir bis jetzt Bunge4). Aus diesen Analysen ergiebt sich, dass Kuhmilch auf 3,4 gr. Eiweiss enthalt:\n0,1766 K20 0,111 Na, 0 0,159 CaO 0,021 MgO 0,169 CI 0,197 P206,\ndass aber Pferdeblutserum auf 8,5 gr. Eiweiss enth\u00e4lt:\n0.025 K,0 0,435 Na20 0,012 CaO 0,004 MgO 0,371 CI\n_________ 0,026 P206.\n\u2018) Siehe hier\u00fcber Bunge: Lehrbuch der physiologisch - pathologischen Chemie, 1887, 'S. 76-79.\n*) Lunin: 1. c.\t.\n3)\tForster: 1. c.\n4)\tBunge: Zur quantitativen Analyse des Blutes, Zeitschrift f\u00fcr jologie, 1876, Bd. XII, S. 191. \u2014 Bunge: Der K-, Na- uud CI-Gehalt\nder Milch, Zeitschrill f\u00fcr Bio ogie, Bd. X, 1874, S. 295.\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XV.\t9","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nH\u00e4tte die Milch den gleichen Eivveissgehalt wie das Blutserum, so m\u00fcsste sie an anorganischen Salzen enthalten:\n0,4415 K*0 0,277 Na* 0 0,307 CaO 0,052 MgO 0,4225 CI 0,4025 P.,05.\nWerden von diesen Zahlen die Quantit\u00e4ten der bereits im Serum vorhandenen Salze abgezogen , so erhalten wir die Zahlen f\u00fcr die Mengen jedes Salzes, welche wir auf 100 gr. Serum zugeben m\u00fcssen. Wir finden, dass wir zuf\u00fcgen m\u00fcssen:\n0,317 K*0 0,385 CaO 0,048 MgO 0.052 CI 0,466 P*06,\ndass aber 0,158 Na,0 zu viel bereits im Serum enthalten ist.\nUm den Thieren diese anorganischen Nahrungsbestand-theile m\u00f6glichst in der gleichen Form zu geben, wie sie in der gew\u00f6hnlichen Kost sich vermuthlich vorfinden, werden sie auf Kalicarbonat, Kalkphosphat, dasjenige Calciumoxyd, was nicht in Verbindung mit der Phosphors\u00e4ure gegeben werden ,kann, auf Calciumcarbonat und auf Magnesiachlorit umgerechnet.\nEs ergiebt sich: 0,612 K2C03\n0,017 Ca,Pa08 0,358 CaC03 0,076 MgCls.\nDie Thiere bekommen dabei auf 100 gr. Serum 0,062 gr. Magnesia zu viel; ein Fehler, der wohl kaum sehr in die Wagschale fallen d\u00fcrfte, \u00fcbrigens der Deckung des Chlor-mangels halber unvermeidlich ist.\nDer leichtern Handhabung wegen wurde eine Mixtur dieser Salze gemacht. Es kommen auf 1 Liter Wasser:\n12,5 gr. Kalicarbonat,\n20,3 \u00bb Caleiumpbosphat,\n7,1 \u00bb Calciumcarbonat,\n2,7 \u00bb Magncsijimchlorid.\nVor dem Gebrauch wird jedesmal t\u00fcchtig umgesch\u00fcttei! und auf 100 gr. Serum 50 cm*, der Mischung zugegeben.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Was endlich die verschiedenen der Nahrung zugef\u00fcgten Eisenverbindungen betrifft, so wurde hinzugef\u00fcgt:\na)\tH\u00e4matogen, bereitet nach der von Bunge') beschriebenen Methode;\nb)\tH\u00e4moglobin, nach der in Iioppe-SeylerV) Handbuch beschriebenen Methode:\nc)\tEisenchlorid.\nF\u00fcr den Eisengehalt des H\u00e4matogens wurde die von Bunge angegebene Zahl benutzt; f\u00fcr den des H\u00e4moglobins die in den Analysen Jaquet\u2019s8) angegebene. Es wurde\u00bb so viel von jedem Eisenpr\u00e4parat zugegeben, dass auf 100 gr. <}es getrockneten Nahrungsgemisches ungef\u00e4hr 0,01 gr. Eisen kam. Es ist dies eine Zahl, welche von den Analysen \u00fcber den Eisengehalt des Eidotters iherstammt; 0,01 gr. Eisen ist in 100 gr. Eidotter enthalten.\nDie einzelnen Nahrungsbestandtheile wurden in folgender Weise gemischt:\nAus den Untersuchungen von Pettenkofer und Voit4) und denen Forster\u2019s5) ergiebt sich, dass ein omnivorcr\n') Bun&e: Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, Bd.IX, 1885, S. 4\u00ab>. a) Hoppe-Seyler: Handbuch der physiologisch -pathologischen Analyse, Aufl. V, 1883, S. 290.\n8) Jaquet: Zeitschiift f\u00fcr physiol. Chemie, Bd. XII, 1888, S. 285.\n4) Pettenkofer und Voi(: Zeitschrift f. Biologie, Bd. II, I860 S 4V) \u2019> Forster: Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. IX, 1873, S. 381\t\u25a0\nEine ausf\u00fchrliche kritische Besprechung aller einschl\u00e4gigen Versuche nebst einer genauen Angabe der bis 188 t hier\u00fcber erschienenen Litteratur findet sich in Hermann\u2019s Handbuch der Physiologie, Bd. VI: Physiologie des allgemeinen Stoffwechsels und der Ern\u00e4hrung von C. v. Voit, S.519. Auf die neuern Arbeiten von: Hirschfeld: Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f d.ges. Phys., Bd.XIL, S.533, Virchows Archiv, Bd. 114, 1888, S.301 ; Muneo K u m a g a w a : V i r c h o w\u2019s Archiv, Bd. 110,1889, S. 370 ; C. Vo it, E. Voit und Konstantinidi: Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. XXV, 1888, S. 232 in welchen die Ansicht vertreten wird, dass der K\u00f6rper mit viel geringem Eiweissmengen auskommen kann, glaubten wir, da die Sache jmr Zeit noi h nicht vollst\u00e4ndig entschieden ist, nicht eintreten zu sollen. Die Thiere m\u00fcssen eine quantitativ vollst\u00e4ndig hinreichende Nahrung bekommen. Ein Zuviel ist jedenfalls unsch\u00e4dlicher als ein Zuwenig.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nMensch zu seiner Ern\u00e4hrung per Tag durchschnittlich auf-nimmt :\n138 gr. Ei woiss,\n88 \u00bb Fett.\n393 \u00bb Kohlehydrate,\nwas in Procenten. ausgedr\u00fcckt\n21,4 \u00b0f0 Eiweiss,\n14,6 \u00b0|0 Fett,\n64,0 \u00b0|0 Kohlehydrate\nausmacht. F\u00fcr die Maus, als ein ebenfalls omnivores Thier, kann wohl der gleiche Procentsalz an den 3 Nahrungsmitteln angenommen werden.\nPfcrdeblutserum enth\u00e4lt 8,5 gr. Eiweiss; ausser Eiweiss kommen nach den Untersuchungen R\u00f6hrig\u2019s1) und Za-w il ski\u2019s* *) nur 0,1\u2014 0,7% Fett vor. Kohlehydrate, insbesondere Traubenzucker, findet sich nur zu 0,05\u20140,1\u00b0/0S).\nEs sind dies Mengen, die ihrer Kleinheit halber im vorliegenden Falle keine Bedeutung haben und vernachl\u00e4ssigt werden k\u00f6nnen.\nEs muss also zu 100 gr. Pferdeblutserum, enthaltend 8,5 gr. Eiweiss, hinzugegeben werden: 5,6 gr. Fett und 25,3 gr. Kohlehydrate.\nEs wurden also zu 100 gr. eisenfreien Blutserums 6 gr.'eisenfreien Fettes, 20 gr. eisenfreier St\u00e4rke, 3 gr. eisenfreien Traubenzuckers und 2 gr. . eisenfreier Cellulose hinzugef\u00fcgt, ferner 50 cm*, der Salzmixtur. Das Gemisch in einer Porzellanschale auf dem Wasserbad unter stetem Unir\u00fchren eingedampft; wo es n\u00f6thig war, wurde die berechnete Menge Eisen in einer der 3 Verbindungen zugegeben.\n\u2019) R\u00fchrig: Berichte d. k\u00fcnigl. s\u00e4chs. Gesellsch. d. Wissensch.. Mathematisch-natunvissensch. Classe, Bd. XXVI, 1874, S. J.\n*) Zawilski: Arbeiten aus dem physiol. Inst. z. Leipzig, Jahrg. XI. 1876, S. 147.\ns) Siehe hier\u00fcber Hermann\u2019s Handbuch der Physiologie, Bd. IV: Physiologie des Blutes und der Blutbewegung, von Dr. A. Rollet, S. Hl.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\nEs entstand beim Gerinnen des Serumalb\u00fcmins. und dem Quollen der St\u00e4rke ein homogener Kuchen von der Consistera eines weichen K\u00e4ses, derselbe wurde mit Glasst\u00e4ben in kleine St\u00fcckchen zerschnitten und bis zum leichten Anschmoren eingekocht; es wurde so ein den M\u00e4usen angenehmer Geruch erzeugt. Dieses Nahrungsgemisch konnte in der K\u00e4lte l\u00e4ngere Zeit aufbewahrt werden, ohne dass es sauer wurde. Acht M\u00e4use zehrten an einem solchen Gemisch, in dem 8 gr. Eiweiss enthalten waren, gew\u00f6hnlich h\u00f6chstens 3 Tage, was per Tag und per Maus ungef\u00e4hr 0,3 gr. Eiweiss ausmacht; wie man sieht, f\u00fcr ein Thier von circa 15 gr. ein bedeutender Bruch-theil seines K\u00f6rpergewichtes.\nDie M\u00e4use frassen diese Speise, sobald sie sich daran gew\u00f6hnt hatten, sehr gern. Ich habe bei vielen bemerkt, dass sie sofort nach Hineinschieben der Nahrung aus der Watte heraus kamen und unbek\u00fcmmert um die N\u00e4he der Menschen lustig frassen.\nBrehm\u2019) giebt in seinem Thierleben an, dass Nage-thiere ohne harte Nahrung, an welcher sie ihre vorderen Z\u00e4hne abarbeiten k\u00f6nnen, durch Uebereinanderwachsen der wurzellosen Schneidez\u00e4hne und daraus erfolgendem Unverm\u00f6gen den Mund geh\u00f6rig zu \u00f6ffnen und zu schlossen, zu Grunde gehen k\u00f6nnen.\nUm auch diesen letzten Einwand gegen die Nahrung zu beseitigen, wurde den M\u00e4usen alle acht Tage ein circa 1 cm8, grosses, mit eisenfreiem, aus Butter dargestelltem ranzigem Fette angebratenes St\u00fcck Serum gegeben. Wepn n\u00e4mlich Serum vollst\u00e4ndig eingedampft wird, so trocknet es zu einer bernsteinartigen hornharten Masse ein. Ich kann best\u00e4tigen, dass die M\u00e4use dieses harte ranzige, ihnen wohl angenehm schmeckende Serum mit Vergn\u00fcgen benagten. %\nAuf diese Weise glaubten wir alle Fadoren bei der Zusammenstellung einer m\u00f6glich zureichenden Nahrung ber\u00fccksichtigt zu haben.\n') Brehm: Illustrirtes Thierlehen, Bd. II, S. 60 u. 125.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nEs wurden M\u00e4use gehalten, welche mit 5 verschiedenen Nahrungsgemischen gefuttert wurden:\na)\tmit absoluter eisenfreier Nahrung;\nb)\t^nit der gleichen eisenfreien Nahrung und einem Zusatz von H\u00e4moglobin;\nc)\tmit der gleichen eisenfreien Nahrung und einem Zusatz von H\u00e4matogen;.\nd)\tmit der gleichen eisenfreien Nahrung und einem Zusatz von Eisenchlorid;\ne)\tmit gew\u00f6hnlichem hart gekochtem und mit etwas eisen-\nfreier St\u00e4rke. Cellulose und Wasser vermischtem Eidotter.\t'\nAlle M\u00e4use wurdem beim Beginn des Versuches gewogen, desgleichen bei ihrem Tode. Alle mit k\u00fcnstlicher Nahrung gef\u00fctterten hatten, theilweise sogar bedeutend, an Gewicht verloren. Jede Maus wurde secirt, um festzustellen, ob nicht etwa eine dem eigentlichen Versuche fernliegende Todesursache vorhanden sei. Bei der Section kamen allerlei, weiter unten angef\u00fchrte Verh\u00e4ltnisse an\u2019s Licht. Haupts\u00e4chlich war auffallend das \u00fcberaus h\u00e4ufige Auftreten des Cysticercus faseio-laris in der Leber der Thiere. L. Vogel*) giebt zwar an, dass das Vorkommen auch grosser Mengen des Cysticercus fasciolaris den Thieren keinen Schaden bringt, und ich glaube dies an H\u00e4nden meiner Versuche best\u00e4tigen zu k\u00f6nnen. Immerhin wurden die Thiere, bei welchen solche Parasiten vorgefunden wurden, bei den Versuchen nicht mitgerechnet. Nicht mitgerechnet wurden ferner die M\u00e4use, welche vor dem dritten Versuchstage starben, weil es undenkbar erscheint, dass die Thiere in so kurzer Zeit an k\u00fcnstlicher Nahrung sterben k\u00f6nnen. Man muss vielmehr annehmen, dass die Thiere aus Angst \u00fcber die ver\u00e4nderte Lebenslage zu Grund* gingen.\n*) L. Vogel: Hu misch.iu aus d. Gebiet, der Thiermedicin, IM. IV. I88S. S. 41, 49, 57.\tI","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\nDie M\u00e4use frassen bis zu ihrem Tode. Bei keiner einzigen ist der Magen oder gar der Darm leer gefunden worden, ein Beweis daf\u00fcr, dass die Thiere, wenn sie sich erst einmal eingew\u00f6hnt halten, mit Lust an die ihnen dargereichle k\u00fcnstliche Nahrung gingen, jdass dieselbe also ihrem Geschmack z\u00fcsagte.\nVon den mit absolut eisenfreier Nahrung gef\u00fctterten M\u00e4usen starben:\nam\t4.\tVersuehstage . .\t\t\t\u2022 . 1 Maus '\n\u00bb\t5.\t\u00bb \u2022\t\t\t\u2022\t*\t1\t\u00bbj/ .\n\tG.\t'\u2022>\t\t\t. . 3 M\u00e4use\n\t9.\t\u00bb\t\t\t. \u2022 2\n\t10.\t\u00bb \u2022 \u2022\t\t\t. . 1 Maus\n\u00bb\t11\t\t\t\t. . 1 \u00bb\n\u2022 \u25a0>\t13.\t\u00bb\t\t\t. . 1 \u00bb .\n\u00bb\tIG.\t\u00bb\t\t\t. . 2 M\u00e4use\n;>\t17.\t\t\t\t. . 2 \u00bb\n>>\t18.\t\u00bb\t\t\t. . 1 Maus . .\n\u00bb\t19.\t;>\t\t\t... 1 *\n\u00bb\t20.\t\u00bb\t\t\t. 1 *\n\u00bb\t21.\t\t\t\t. .\t2 M\u00e4use\n\u00bb\t24.\t\u00bb #\t\t\t. . 4\t\u00bb\n\u00bb\t25.\t* . .\t\t\t\u25a0 . 1 Maus\nj>\t29.\t\u00bb\tl\t\t. . 1 \u00bb\n\u00bb\t32.\t\u00bb\t\t\t. . 1 \u00bb\nVor dem 3.\t\tVersuchstage starben 4 M\u00e4use.. Arh\t\t\t\ncercus fasciolaris litten 4 M\u00e4use, sie starben am 8.,. 22., 23. und 31. Versuchstage; bei einer Maus, die am 31. Tage starb, wurden Exemplare von Taenia pusilla') gefunden,, ein, wie es scheint, ebenfalls ziemlich unsch\u00e4dlicher Parasit. Endlich wuiden bei 2 der in den Versuchen eingerechneten M\u00e4use, sie starben am 18. und 19. Tage, in der Harnblase kleine Steine gefunden. Die Kleinheit der Concremeiite machte eine Analyse unm\u00f6glich.\nMit eisenfreier Nahrung k\u00f6nnen M\u00e4use also h\u00f6chstens 32 Tage lebend erhalten werden.\n!) Die Bestimmung der gefundenen Parasileu \u00fcbernahm Herr I rof. Dr. Fritz /schokke. F\u00fcr diese Freundlichkeit sei ihm an dieser Stelle der beste Dank abgestattet.","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nVon den mit eisenfreier Nahrung unter Zusatz von\nH\u00e4moglobin gef\u00fctterten M\u00e4usen starben:\t\t\t\nam\t4.\tVersuchstage ......\t2 M\u00e4use\n\u00bb\u2022\t5.\t\t3 v\n\u00bb\t6.\t\u00bb \t\t3 *\ny>\t7.\t> t\t\t1 Maus\nV\t8.\t\u00bb \t\t2 M\u00e4use\n\u00bb\t9.\t......\t2 \u00bb\n\u00bb\t11.\t\u00bb \u2022\u00ab\u2022\u2022\u2022\u2022\t1 Maus\n*\t13.\t\u00bb. ......\t1 >\n\u00bb\t14.\t\u00bb ......\t1 \u00bb\n\u00bb\t16.\t\u00bb , , # ,\t1 \u00bb\n\t18.\t\t1 \u00bb\n\u00bb\t20.\t\u00bb \t\t1 \u00bb\n\u00bb\t23.\t\u00bb . . . . . .\t2 M\u00e4use\n\u00bb\t25.\t\u00bb \t\t1 Maus\n\u00bb.\t27.\t\u00bb .... . .\t1 \u00bb\nVor dem 3. Versuchstage starben 7 M\u00e4use. An Cysticercus litten 5 Thiere, sie starben am 3., 4., 7., 9. und 17. Versuchstage. An Filaria obtusa litt eine Maus, sie starb am 2. Tage der Gefangenschaft, an Taenia pusilla eine Maus, welche am 8. Tage zu Grunde ging. Eine Maus, welche am 16. Tage durch Nichtfressen auffiel, starb am 17., die Section ergab Verschluss des Magens durch einen Wattepfropf.\nMit h\u00e4moglobinhaltiger k\u00fcnstlicher Nahrung k\u00f6nnen also M\u00e4use nur bis zum 27. Tage lebend erhalten werden.\nMit eisenfreier Nahrung unter Zusatz von H\u00e4matogen lebten M\u00e4use:\nbis\tzum\t5. Versuchstage , . .\t. 1 Maus\n\u00bb\t\u00bb\t9.\t\u00bb\t. . .\t. 1 \u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t12. \u00bb ...\t. 1 \u00bb\n\t\u00bb\t13.\t\u00bb\t...\t. 2 M\u00e4use\n\u00bb\t\u00bb\t16. * . . .\t1 Maus\n*\t\u00bb\t21. \u00bb . . .\t. 1 \u00bb\n\u00bb\t\u00ab\t27.\t\u00bb\t. . .\t. 1 \u00bb\nAn Cysticercus fasciolaris litten 2 M\u00e4use, sie starben am 4. und 14. Tage.\nZwei M\u00e4use hatten die ganze Leber mit einer grossen Anzahl kleiner gelblicher, stecknadelkopfgrosser Kn\u00f6tchen durchsetzt. Cysticercen waren es nicht. Die Kn\u00f6tchen be-","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"133\nstanden aus Hundzellen, am \u00e4hnlichsten waren sie Tuberkel*, kn\u00f6tchcn, nur waren absolut keine Riesenzellen darin aufzufinden, was es war, konnte leider nicht eruirt werden.'.-Die beiden Mause wurden selbstverst\u00e4ndlich nicht mit in den Versuch eingerechnet.\nMit k\u00fcnstlicher Nahrung unter H\u00e4matogenzusatz k\u00f6nnen M\u00e4use also nur 27 Tage leben.\nder k\u00fcnstlichen Nahrung und\teinem Zusatz von\nid starben:\t\nam 4. Versuchstage . ... .\t5 M\u00e4use\n\u00bb\t5.\tv\t......\t2 \u00bb \u2022\n* \u00bb ......\t1 Maus\n\u00bb 8. >- \t\t'1 V \u25a0\n\u00bb\t9.\t\u00bb\t\t\t2 M\u00e4use\n\u25a0 * H* \u00bb ......\t1 Maus\n\u00bb 12. \u00bb\t1 \u00bb\n* 16. \u00bb\t1\n\u00bb 20. \u00bb\t1\n\u00bb 23.\t\u00bb\t1\t\u00bb\tf\ti.\n\u00bb 25.\t>>\ti \u00bb\n\u00bb 27.\t>. ***\u2022\u2022\u2022\tl\t\u25a0>\nVor dem 3. Versuchstage starben 2 M\u00e4use. An Cysticercus fasciolaris litten 4 M\u00e4use, sie starben am 4., 9., 10.,\n11. Tage. Eine Maus, welche am 4. starb, litt an Taenia diminuata; eine andere, welche im Versuch mit eingerechnet wurde (sie starb am 4. Tage), hatte auf der rechten Seite keine Niere, der rechte Urether war ganz kurz, rudiment\u00e4r entwickelt und wahrscheinlich obliterirt. An Stelle der Niere fand sich keine auffallende Bindegewebs- oder Fettansammlung.\nEs k\u00f6nnen also M\u00e4use mit k\u00fcnstlicher Nahrung und \u25a0 \u00ab anorganischen Eisen Verbindungen nicht l\u00e4nger als 27 Tage * am Leben erhalten werden.\nMit blossem hartgekochtem, mit etwas eisenfreier St\u00e4rke, Cellulose und Wasser vermischtem Eidotter lebten die M\u00e4use viel l\u00e4nger. Es starben:\nam Tat?e ......... 2 M\u00e4use\n\u00bb \u00a7* \u00bb ......... 2 \u2022\n*\t8* v ......... 1 Mau?","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nam 20. Tage\n3\t21.\t*\n43.\t>\n53.\n3 55.\n00. \u00ffk 00. . 70.\n90.\n1 Maus\n1 1 \u00bb.\n1 >\n1 \u2019\n1\n1 -1 1 1\nDie vier letzten Mause waren, da die Versuche abgeschlossen werden mussten, mit Chloroform get\u00f6dtet worden.\nAn Cysticercus fasciolaris litt nur eine Maus, sic starb am Versuchstage. Eine Maus hatte Watte gefressen, sie starb am 4. Tage an Verschluss des Magens. Vor dem 3. Versuchstage gingen 4 Mause zu Grunde. Die l\u00e4ngere Zeit lebenden M\u00e4use halten alle, eine sogar i gr., an Gewicht zugenommen.\ti\nAm Anfang des Versuchs war den M\u00e4usen einfach hartgekochter Eidotter gereicht worden. Sie frassen aber von der ihnen offenbar sehr zusagenden Nahrung so unm\u00e4ssig, dass eine ganze Anzahl daran zu Grunde ging, daher r\u00fchren die Todesf\u00e4lle vom 4., 5., 8. und 9. Versuchstage. Es fand sich bei der Section der Magen bis zu Kirschgr\u00f6sse aul-getrieben, gef\u00fcllt mit fein zerkautem hartgekochtem, fast trockenem Eidotter. In der Folgezeit wurde daher der Eidotter nur noch mit Wasser verd\u00fcnnt und vermischt mit eisenfreier St\u00e4rke und Cellulose verf\u00fcttert.\nAus den angef\u00fchrten Zahlen ist ersichtlich, dass M\u00e4use bei k\u00fcnstlicher Nahrung nach circa 30 Tagen zu Grunde gehen, w\u00e4hrend mit Eidotter, also mit nat\u00fcrlicher Nahrung, gef\u00fctterte Thiere beliebig lange leben k\u00f6nnen.\nEs liegt nahe, die Schuld auf die ungen\u00fcgende Nahrung zu werfen, und doch war in dem dargereichten Futter alles enthalten, was \u00fcberhaupt als zum Leben nothwendig bekannt ist. Es muss unbedingt in der Nahrung etwas gefehlt haben, aber dieses Etwas ist uns zur Stunde noch vollst\u00e4ndig unbekannt. Ist es eine Fettart? Ist es eine lecithin\u00e4hnliche Verbindung, d. h. eine organische Phosphorverbindung? Sind","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"135\ndie anorganischen Salze vielleicht nur in Verbindung mit organischen Stoffen resorbirbar? oder endlich, was das Wahrscheinlichste ist, sind vielleicht nicht alle Eiweissarten gleichwertig und sind einzelne dieser Verbindungen zum Leben absolut nothwendig und durch andere ihnen chemisch noch so nahe stehende nicht vertretbar?\nDie L\u00f6sung dieser Frage musste als zu weitf\u00fchrend verschoben werden; aber diese in Milch und Eidotter sicherlich enthaltenen Stoffe in nicht allzu langer Zeit aufzufinden wird hoffentlich gelingen. Der sicherste Weg dazu durfte wohl sein: Milch und Eidotter zu zerlegen und die aufgefundeneu beiden gemeinsamen Bestandteile einer k\u00fcnstlichen, allen bisherigen Anforderungen entsprechenden Nahrung zuzuf\u00fcgen und zu sehen, ob und wie lange Thiere damit zu leben im Stande sind. Versuche an jungen, noch wachsenden Threren w\u00fcrden wohl am schnellsten und sichersten zum Ziele fuhren;\nEs ist endlich noch versucht worden, durch Bestimmen des Eisens in den Leichen der bei verschied\u00e8ner, Nahrung gestorbenen Mause zu einem Resultate hinsichtlich der Re-sorbirbarkeit der Eisenverbindungen zu gelangen.\nH\u00e4tte man n\u00e4mlich in den Leichen der mit H\u00e4matogen oder Eidotter gef\u00fctterten M\u00e4use mehr Eisen gefunden, als in den Leichen der mit eisenfreier Nahrung oder mit anorganischen Eisensalzen gef\u00fctterten Thiere, so w\u00e4re dies ein Wahrscheinlichkeitsgrund mehr f\u00fcr die Resorbirbarkeit des H\u00e4rnatogens gewesen.\nDie Untersuchungen gaben aber leider nicht das erhoffte Resultat. Es gelang nicht, den Eisengehalt der bei eisenfreier Kost l\u00e4ngere Zeit gehaltenen M\u00e4use zu bestimmen, da die Analyse durch einen Ungl\u00fccksfall unliebsam unterbrochen wurde, und die Zahlen, welche durch die Untersuchung der bei anderer Nahrung gehaltenen M\u00e4use gefunden wurden, differiren sowenig, dass nichts Bestimmtes aus ihnen herauszulesen ist.\nDie bei H\u00e4moglobinnahrung gehaltenen M\u00e4use ergaben :\nauf 100 gr. Maus........0,0115 gr. Fe.\nHie bei Eidotternahrung gehaltenen dagegen:\nauf 100 gr. Maus........0,0000 gr. Fe.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nEs ist also aus der ganzen weitl\u00e4ufigen Untersuchung f\u00fcr die L\u00f6sung der Frage nach der Resorbirbarkeit des H\u00e4matogens nur verwendbar die Erw\u00e4gung: Es ist nicht wohl denkbar, dass M\u00e4use GO, CG, 70, 90 Tage mit Eidotter gelebt und ihr K\u00f6rpergewicht vermehrt haben, ohne von den in der Kost enthaltene^ organischen Eisen Verbindungen etwas resorbirt zu haben. \u25a0\nDie Frage nach der Resorbirbarkeit des H\u00e4matogens und \u00fcberhaupt der Eisenverbindungen l\u00e4sst sich aber nach meiner Ueberzeugung auf keinem andern Wege glatt und vollst\u00e4ndig l\u00f6sen, als auf dem eben beschriebenen der F\u00fctterungsversuche. Nur m\u00fcssen wir vor allem Anderen im Stande sein, eine Nahrung k\u00fcnstlich zusammenzustellen, die alle zum Leben nothwendigen Bestandteile enth\u00e4lt.\nDenkbar w\u00e4re es noch, die Resorptionswege der verschiedenen Eisenverbindungen uiter dem Microscop zu verfolgen. Doch w'\u00fcrde man hierbei auf die Schwierigkeit stossen, dass sich die microehemischen Untersuchungen nicht quantitativ durchf\u00fchren lassen.\n\\ : c : \u2022\t. . -.. .\t.\t:\t\u2022 '\nGenauere Beschreibung der Versuche \u00fcber den Eisengehalt\ndes Blutserums.\nVollkommen h\u00e4moglobinfreies Blutserum, das in oben beschriebener Weise erhalten worden war, wurde in Platin-gefassen in der fr\u00fcher beschriebenen Weise eingedampft und eingeascherl. Da es sich bei diesen Untersuchungen nur um den qualitativen Nachweis von Eisen handelte, so wrurde von dem Natroncarbonatzusatz Umgang genommen.\nAnalyse I.\n275 cm*, reines hellgelbes Blutserum, bei welchem mit keiner der 3 Reactionen (spectroscopische Untersuchung, Heller\u2019schc Prob\u00a3, A11 men\u2019sche Reaction) H\u00e4moglobin konnte entdeckt werden, wird einge\u00e4schert. Im Wasserauszug l\u00e4sst sich kein Eisen nach weisen. In der Aschel\u00f6sung l\u00e4sst sich weder durch Rhodankalium R\u00f6thung, noch durch Ueber-","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\ns\u00e4ttigen mit Ammon und Versetzen mit Schwefelammon Gr\u00fcn-farbung erzielen.\nAnalyse II.\n195 cm3, reinen hellgelben Blutserums, bei welchem sich ebenfalls kein H\u00e4moglobin nachweisen l\u00e4sst, ergeben beim Einaschern das gleiche Resultat; auch hier l\u00e4sst sich weder im Wasserauszug der Kohle, noch in der gel\u00f6sten Asche irgend welche Spur von Eisen nachweisen.\nAnalyse III.\n500 cm8. Pferdcblutserum, die ebenfalls vollkommen h\u00e4moglobinfrei sind, liefern das gleiche Ergebniss; auch hier vollst\u00e4ndige Abwesenheit jeder Spur von Eisen.\nEs sind in der Folge noch viele Analysen gr\u00f6sserer und kleinerer Quantit\u00e4ten von Pferdeblutserum gemacht worden ; war das Serum h\u00e4moglobinfrei, was durch die 3 an- ' gef\u00fchrten Pr\u00fcfungen entschieden wurde, so war es auch stets eisenfrei.\nKuhblutserum, das nie ganz h\u00e4moglobinfrei zu bekommen war, wurde auch nie ganz eisenfrei gefunden. Die Asche von 830 cm3, und 500 cm3, dieses Serums zeigte deutliche, wenn auch nur ganz geringe Spuren von Eisen.\nAuffallend reich an Eisen war dagegen der von allem H\u00e4moglobin befreite Faserstoff. Es wird dadurch wahrscheinlich, dass das Eisen auch im Plasma nicht enthalten ist, sondern in den Leucocythen. Denn das von den weissen Blutk\u00f6rperchen befreite Plasma liefert bekanntlich ein sehr sp\u00e4rliches Gerinnsel. Es wird dadurch ferner wahrscheinlich, dass bei der Ern\u00e4hrung der Gewebe die Leucocythen das Eisenmaterial liefern.\n*\nGenauere Beschreibung der Untersuchungen \u00fcber den Eisengehalt der mit verschiedener Nahrung gef\u00fctterten M\u00e4use.\nBei der Section wurde der Darm von oberhalb des Magens bis dicht vor dem Anus unter Zur\u00fccklassung des Mesenteriums sorgf\u00e4ltig entfernt; an der Scheere und Pincette","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nhaftendes Blut wurde mit destillirtem Wasser sorgf\u00e4ltig abgesp\u00fclt; die Maus wurde gewogen und kam in ein bedecktes Becherglas, das in der K\u00fchle aufbewahrt wurde. War eine Anzahl M\u00e4use bei einander, so wurden sie aus dem Becherglas in eine Platinschale gesp\u00fclt unter Vermeidung jeglichen Verlustes; in der Platinschale m\u00f6glichst fein zerhackt und, mit Natroncarbonat im Ueberschuss versetzt, eingedampft, getrocknet und wie oben beschrieben einge\u00e4schert.\nAnalyse I.\n4 M\u00e4use, welche 21, 23, 23, 27 Tage mit h\u00e4moglobin-haltiger Nahrung gelebt hatten, im Gewicht von\n47,17 gr.\nwerden einge\u00e4schert. Wasserauszug und Filtrat nach Ab-filtriren des Niederschlages von phosphorsaurem Eisen absolut eisenfrei.\nEs findet sich\n0,0148 Fe P04 =\u2022 0,0054 gr. Fe.\nEs sind enthalten\nin 47,17 gr. Maus.... 0,0054 gr. Fe, also in 100 gr. Maus.... 0,0115 gr. Fe.\nAnalyse II.\n7 M\u00e4use, welche 21, 52, 55, 60, 66, 72 und 99 Tage bei Eidotternahrung gelebt haben und wie oben angegeben behandelt worden sind, wiegen\n73,24 gr.\nSie werden wie gewohnt einge\u00e4schert. Auch diesmal ist Wasserauszug und letztes Filtrat eisenfrei.\nEs findet sich\n0,0192 gr. Fe P04 = 0,0071 gr. Fe.\nIn 73,24 gr. Maus........ 0,0071 gr. Fe,\nin 100 gr. Maus.......... 0,0096gr. Fe.\nBei allen diesen Analysen wurde selbstverst\u00e4ndlich der Eisenfreiheit der Reagentien besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Die Salzs\u00e4ure ist es vor Allem, welche stets wieder genaue Untersuchung verlangt; durch l\u00e4ngeres Stehen in den","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"m\nFlaschen wird auch die reinste S\u00e4ure wieder leicht eisenhaltig, darum muss stets von Zeit zu Zeit gepr\u00fcft werden, um Schaden vorzubeugen. Es ist \u00fcberhaupt, da das Eisen sozusagen \u00fcberall ist, bei allen Manipulationen die gr\u00f6sste Reinlichkeit und Sorgfalt zu beobachten.\n> ..\nResultate.\n1.\tDie organischen Eisenverbindungen des Eidotters sind resorbirbar.\n2.\tFiltrirter Harn enth\u00e4lt bei gew\u00f6hnlicher Nahrung keine quantitativ bestimmbaren Eisenmengen.\nS. Serumeiweiss aus h\u00e4moglobinfreiem S\u00e9rum dargestellt ist eisenfrei,\n4.\tEine k\u00fcnstliche Nahrung zu bereiten, in welcher alle zum Leben nothwendigen Stoffe vertreten sind, ist zur Stunde noch nicht m\u00f6glich.\n5.\tDurch einfaches Vergleichen der Eisenmengen in den Einnahmen und den Ausgaben l\u00e4sst sich die Frage nach der Resorbirbarkeit der Eisenverbindungen nicht entscheiden.","page":139}],"identifier":"lit16814","issued":"1891","language":"de","pages":"93-139","startpages":"93","title":"In welcher Form wird das Eisen resorbirt?","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:46:58.952626+00:00"}