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{"created":"2022-01-31T14:01:33.102353+00:00","id":"lit16818","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, O[lof]","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 15: 202-227","fulltext":[{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Vorkommen von MukoYdsubotanzen in Ascites* *\nfllissigkeiten.\nVon\nOlof Hanimarsten.\n(Der Redaction zugegangen am 2. Januar 1891.)\nDie bisherigen Angaben \u00fcber das Vorkommen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten von dem Mucin nahe verwandten Stoffen oder Mukoiden, wie ich sie nenne, sind sehr sp\u00e4rlich.\nIm Jahre 1871 gab Hilger*) an, in einer Ascitesfl\u00fcssigkeit sogenanntes Paralbumin (welches bekanntlich ein Gemenge von Mukoid \u2014 Pseudomucin \u2014 mit Eiweiss ist) gefunden zu haben, und einige Jahre sp\u00e4ter (1876) fand Gusserow1) angeblich auch Paralbumin in der Punctionsfl\u00fcssigkeit in zwei F\u00e4llen von freiem Ascites. Abgesehen davon, dass es unbekannt bleibt, ob in diesen F\u00e4llen die Ascitesfl\u00fcssigkeit nicht etwa mit dem Inhalte einer geborstenen Ovariencyste \\ermischt gewesen sei, stammen diese Untersuchungen aus einer Zeit, wo man noch keine zuverl\u00e4ssige Methode zum Nachweise des Paralbumins (bezw. des damals unbekannten Pseudomucins) hatte, und aus diesem Grunde kann diesen Angaben keine volle Beweiskraft zuerkannt werden. Nach dieser Zeit sind dagegen zwei Beobachtungen ver\u00f6ffentlicht worden, welche den Anforderungen einer mehr exacten Untersuchung entsprechen, und in welchen, trotzdem, wenn ich\n\u2018) Annalen de- Chemie und Pharmacie, 1871. S. 338.\n*) Archiv f. Gyn\u00e4kologie, Bd. IX, 1876, S. 484.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"203\nnicht irre, eine besondere Untersuchung auf Glykogen unterlassen wurde, das Vorkommen einer Mukoidsubstanz in \u00ab1er Ascitesfl\u00fcssigkeit bei gleichzeitigem Fehlen einer Ovariencyste wohl sicher erwiesen ist. Die erste Beobachtung r\u00fchrt von G\u00f6nner1) her, welcher ein Mukoid in der Ascitesfl\u00fcssigkeit eines Mannes mit Carcinoma hepatis fand; der zweite Fall, welcher von Pfannen stiel* *) beobachtet wurde, betraf eine kachektische 30j\u00e4hrige Frau, deren Ascites wahrscheinlich ein Carcinom des Darmes zu Grunde lag.\nAusser diesen, von G\u00f6nner und Pfannen stiel beobachteten F\u00e4llen habe ich in der Literatur keine weiteren F\u00e4lle gefunden, in welchen, bei nicht gleichzeitigem Vorhandensein eines geborstenen pseudomucinhaltigen Kystomes, eine Mukoi'dsubstanz in einer Bauchfl\u00fcssigkeit sicher beobachtet worden ist. Da ich nun in den letzten zwei Jahren G solche F\u00e4lle beobachtet habe, von denen 4 etwas genauer untersucht werden konnten, d\u00fcrfte die folgende Mittheilung vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein.\nDer Fall No. 1 betraf einen 66j\u00e4hrigen Mann, B. (Arbeiter!, welcher seit dem 16. M\u00e4rz 1889 in dem hiesigen Krankenhause unter d,er Diagnose Cirrhosis hepatis (luetica ?) behandelt wurde. Seit der Jugend her ist er dem \u00fcberm\u00e4ssigen Gebrauche von Alkohol anhejingefallen gewes.en und er hat auch einmal einen Chanker gehabt. W\u00e4hrend des Aufenthaltes des Patienten im Krankenhause wurde die- Punction mehrmals vorgenommen, besonders im Herbste 1889, und dabei, bisweilen mit einer Zwischenzeit von nur einer Woche, reichliche Mengen Fl\u00e4ssigkeii. 8\u201411 Liter, entleert. Im Anf\u00e4nge dieses Jahres X1890) wurde dagegen die Punction mehr selten vorgenommen; der Zustand des Patienten besserte sich immer mehr, und im M\u00e4rz konnte er, wesentlich verbessert, das Krankenhaus verlassen. Ueber seinen Zustand nach dieser Zeit habe ich nichts Sicheres erfahren k\u00f6nnen.\tV\nDas erste Mal, wo ich von diesem Patienten Fl\u00fcssigkeil zur Untersuchung erhielt, war im Mai 1889. Die Menge der Fl\u00fcssigkeit war diesmal sehr klein, ein paar hundert Cubik-centimeter, aber jedenfalls v\u00f6llig gen\u00fcgend zum Nachweis einer\n\u2018) Zeitschrift f. Geburtsh\u00fclfe und Gyn\u00e4kologie, Bd. 10, S. 103 u. ff.\n*) Separatabzug aus dem Archiv f\u00fcr Gyn\u00e4kologie, Bd;XXXVIII. Heft 3, 1890.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nmukoiden Substanz in derselben. In den Wintermonaten, October-Februar 1889/1890, erhielt ich jedoch einige Male weit gr\u00f6ssere Flussigkeitsmengen, 8\u201410 Liter, wodurch eine ausf\u00fchrlichere Untersuchung m\u00f6glich wurde.\nDie Fl\u00fcssigkeit, welche bei den verschiedenen Gelegenheiten, wo sie untersucht wurde, immer dasselbe Aussehen hatte, war blassgelb mit einem schwachen Stich in\u2019s Gr\u00fcnliche. Sie war stets eigenth\u00fcmlich opalisirend, etwa wie eine verd\u00fcnnte Glykogenl\u00f6sung, und wegen dieses Verhaltens wurde sie besonders auf Glykogen untersucht. Es gelang mir aber keine Spur sei es von Glykogen oder irgend einem anderen, mit diastatischen Enzymen zu verzuckernden Kohlehydrate nachzuweisen. Bei einigen Gelegenheiten lieferte die Fl\u00fcssigkeit durch sogenannte spontane Gerinnung eine kleine Menge Fibrin; aber selbst nachdem sie durch wiederholte Gerinnungen vollkommen gerinnungsunf\u00e4hig geworden war, zeigte sie nach dem Filtriren dieselbe eigent\u00fcmliche Opalescenz wie vorher. Bei Zusatz von Essigs\u00e4ure, gleichg\u00fcltig ob sie in sehr geringer oder in gr\u00f6sserer Menge zugesetzt wurde, trat kein Niederschlag auf. Mucin oder irgend ein durch Essigs\u00e4ure direct f\u00e4llbares Mukoid konnte also nicht nachgewiesen werden. Bei der Dialyse tr\u00fcbte sich die Fl\u00fcssigkeit durch ausgeschiedenes Globulin; aber die dialysirtc und filtrirte Fl\u00fcssigkeit wurde? von Essigs\u00e4ure ebenso wenig wie die urspr\u00fcngliche, nicht dialvsirte Fl\u00fcssigkeit gef\u00e4llt, ein Verhalten, auf welches ich aus sp\u00e4ter leicht ersichtlichen Gr\u00fcnden schon hier die Aufmerksamkeit lenke. Bei Anstellung der Trommer\u2019sehen Probe gab die Fl\u00fcssigkeit, bei Zusatz einer gen\u00fcgenden Menge Kupfersalzl\u00f6sung, einen sehr deutlichen Ausschlag mit ziemlich reichlicher Ausscheidung von Kupferoxydul. Das sp. Gewicht schwankte bei verschiedenen Gelegenheiten zwischen 1,0102 um! 1,0133. Die Reaction war schwach alkalisch und der Gehalt an festen Stoffen in 2 untersuchten F\u00e4llen bezw. 2,932 und 3,153%.\nNachdem die Untersuchung einer kleineren Fl\u00fcssigkeitsmenge die Gegenwart einer Protei'nsubstanz erwiesen hatte, welche wie das Mucin oder die Mukoide beim Sieden mit","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"205\neiner S\u00e4ure einen reducirenden Stoff lieferte, und nachdem ich durch einige pr\u00e4liminare Versuche den besten Weg zur Untersuchung der Fl\u00fcssigkeit zu ermitteln versucht hatte, verfuhr ich zur Isolirung der Muko\u00efdsubstanz auf folgende Weise.\nDie Fl\u00fcssigkeit wurde durch Auf kochen unter vorsichtigem Essigs\u00e4urezusatz m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig von Eiweiss befreit. Das sehr genau neutralisirte Filtrat wurde im Wasserbade concentr\u00e2t, von ein wenig dabei ausgeschiedenem Eiweiss durch Filtration getrennt und so lange mit Alkohol versetzt, bis kein Niederschlag mehr entstand. Die so erhaltene F\u00e4llung, welche eine reichliche Menge Kochsalz enthielt, wurde ab-filtrirt, ausgepresst und in Wasser wieder gel\u00f6st. Die filtrirte \u2019 L\u00f6sung wurde zum zweiten Male mit Alkohol gelullt ; der Niederschlag wurde mit Alkohol fein zerrieben und mit Alkohol gewaschen. Der Niederschlag, welcher auch diesmal reich an Kochsalz war, wurde in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung con-centrirt und der Dialyse unterworfen, bis in dem Diffusate kein Chlor mehr nachzuweisen war. Die dialysirte Fl\u00fcssigkeit, welche auch nach der Filtration opalisirend war, gab bei Zusatz von Essigs\u00e4ure einen weissen, flockigen, in \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure sehr schwer l\u00f6slichen Niederschlag. Dieser Niederschlag wurde erst durch Auswaschen mit Wasser, dann durch abwechselndes Aufl\u00f6sen in Wasser mit H\u00fclfe von m\u00f6glichst wenig Alkali und Ausf\u00e4llen mit Essigs\u00e4ure und endlich durch neues Auswaschen gereinigt. Der ausgef\u00e4llte Stoff verhielt sich also zu Essigs\u00e4ure wie gewisse Muko\u00efde, und da er bei weiterer Untersuchung wie auch bei der Elementaranalyse als eine der Mucingruppe angeh\u00f6rige , Substanz sich erwies, (so habe ich ihn einfach als Muko\u00efd bezeichnet. Behufs der Elementaranalysc wurde dieses Mukoid mit Alkohol und Aether behandelt.\nDas von dem mit Essigs\u00e4ure ausgefallen Mukoide getrennte Filtrat wurde theils durch Zusatz von mehr Essigs\u00e4ure, theils durch partielle Neutralisation mit Alkali auf r\u00fcckst\u00e4ndiges Mukoid gepr\u00fcft und ein etwa zur\u00fcckgebliebener, ausfallender Rest desselben abfiltrirt. Wenn das Filtrat bei\nZeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XV.\tlt","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nbeiden Pr\u00fc lungs weisen klar blieb, wurde es genau neutralisirl, ziemlich stark concentrirt und mit \u00fcbersch\u00fcssigem Alkohol gefallt. Es schied sich hierbei stets in reichlicher Menge ein weisser Niederschlag aus, welcher auf einem Filtrum gesammelt, mit Alkohol gewaschen, ausgepresst und in ziemlich wenig Wasser gel\u00f6st wurde. Diese L\u00f6sung wurde gegen Wasser dialysirt und dann wiederum mit Essigs\u00e4ure gepr\u00fcft, wobei in den meisten F\u00e4llen ein neuer, wenn auch geringf\u00fcgiger, Niederschlag von Mukoid entstand. Das neue Filtrat wurde wie oben behandelt und in dieser Weise wiederholt verfahren, bis keine Ausscheidung von Mukoid mehr zu erhalten war. Die zuletzt erhaltene, dialysirte, bei Essigs\u00e4urezusatz nicht mehr sich tr\u00fcbende Fl\u00fcssigkeit wurde mit \u00fcbersch\u00fcssigem Alkohol gef\u00e4llt und der Niederschlag durch abwechselndes L\u00f6sen in Wasser und F\u00e4llen mit Alkohol gereinigt.; Die Substanz zeigte hierbei dasselbe Verhalten, wie einige von mir aus Mucin k\u00fcnstlich dargestellte Mucinalbumosen, gewisse Kohlehydrate und ProteTnsubstanzen, dass n\u00e4mlich ihre L\u00f6sung in Wasser nicht von Alkohol allein, sondern erst von Alkohol nach Zusatz von ein wenig Neutralsalz gef\u00e4llt wurde1). Diese zweite, nicht durch Essigs\u00e4ure, wohl aber durch Alkohol f\u00e4llbare Substanz zeigte sich auch bei der n\u00e4heren Untersuchung als eine der Mucingruppe angeh\u00f6rige Substanz. Da sie eine grosse Uebereinstimmung mit solcher Albumose zeigte, welche ich aus echtem Mucin durch Alkalieinwirkung dargestellt habe, nenne ich diese Substanz \u2014 was ich sp\u00e4ter weiter motiviren werde \u2014 der K\u00fcrze halber Mucinalbumose.\nIch muss \u00fcbrigens zuf\u00fcgen, dass in demjenigen alkoholischen Filtrate, welches nach der ersten F\u00e4llung der von Eiweiss befreiten, fdtrirten und concentrirten Ascitesfl\u00fcssigkeit mit \u00fcbersch\u00fcssigem Alkohol erhalten wurde, auch andere Mucinalbumose- und Mucinpeph^ubstanzen sich vorfanden,\n*) Man li\u00e2t wiederholt ganz irrthiimlich ein solches Verhalten ab ein Kriterium der Reinheit verschiedener Substanzen, wie z. B. des sogenannten thierisehen Gummis u. a.. bezeichnet.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"207\nWelche w\u00e4hrend der ziemlich langdauernden Verdunstung der recht grossen Fl\u00fcssigkeitsmengen vielleicht aus der obengenannten Mucinalbumose entstanden waren. Auch derartige, in Alkohol weniger schwer l\u00f6sliche Mucinalbum\u00f6sen oder Mucin-peptone habe ich aus dem echten Mucin durch Alkalieinwirkung erhalten; da ich aber bisher keine Substanzen von c\u00f6nstantei Zusammensetzung, sondern anscheinend nur ein Gemenge von mehreren Stoffen in den H\u00e4nden gehabt habe, will ich hier nicht ausf\u00fchrlicher \u00fcber sie berichten1), Ich bemerke hier nur, dass diese Stoffe immer stickstoff\u00e4rmere Zwischenstufen zwischen den mehr typischen Mucinalbum\u00f6sen und den letzten Spaltungsproducten derselben darstellen. Ich .glaube nun, dass die in Alkohol l\u00f6slicheren Mucinpeptone der untersuchten Ascitesfl\u00fcssigkeit vielleicht nichts Anderes als aus der Mucinalbumose w\u00e4hrend des Siedens und der Verdunstung entstandene Umwandlungsproducte darstellen, und aus diesem Grunde habe ich sie nicht n\u00e4her untersucht.\nAus der fraglichen Ascitesfl\u00fcssigkeit habe ich also nur zwei Substanzen von mehr constanter Zusammensetzung, wie auch von constanten Reactionen, isoliren k\u00f6nnen, und diese Substanzen sind ein durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbares Muhend und eine Mucinalbumose.\nIch gehe zuerst zu der Besprechung des Mukoides \u00fcber.\nDas Mukoid stellt in trocknein Zustande ein feines grau-weisses Pulver dar, welches in Wasser nicht l\u00f6slieh ist. Nach Zusatz von einer minimalen Menge Alkali kann es jedoch in Wasser zu einer neutral oder sogar sehr schwach sauer reagirenden Fl\u00fcssigheit gel\u00f6st werden. Beim Sieden wird eine solche L\u00f6sung weder tr\u00fcbe noch opalisirend.\n\u2019) Diese inline Untersuchungen sind noch weder ver\u00f6ffentlicht, noch abgeschlossen worden ; und da ich aus dem Suhmaxillarismucin bis*, her weder ein reines, stickstofffreies Kohlehydrat (thierisches Gummi), noch (mit ein paar Ausnahmen) \u00fcberhaupt analysirbare Producte erhalten habe, werde ich wahrscheinlich nicht in der n\u00e4chsten Zeit in der Lage sein. die versprochene Fortsetzung meiner Mucinunters\u00fccliungen ver\u00f6ffentlichen zu k\u00f6nnen.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nBei Ausf\u00fchrung der Hel 1er\u2019sehen Ei weissprobe tritt zwar an der Ber\u00fchrungsstelle beider Fl\u00fcssigkeiten ein weiss-lieher Ring auf, aber er verschwindet wieder g\u00e4nzlich beim Umr\u00fchren. Beim Erw\u00e4rmen dieser salpeters\u00e4urehaltigen Fl\u00fcssigkeit tritt die Xanthoprote'fns\u00e4urereaction sch\u00f6n auf.\nVon Essigs\u00e4ure wird die Mukoidl\u00f6sung gefallt und der Niederschlag wird erst von ziemlich viel \u00fcbersch\u00fcssiger S\u00e4ure gel\u00f6st. In einer MukoTdl\u00f6sung von 1 \u00b0/0 wurde der Niederschlag erst dann zu einer opalisirenden Fl\u00fcssigkeit wieder gel\u00f6st, wenn das Gemenge etwa 2,3% Essigs\u00e4ure enthielt. Die so gewonnene essigsaure Mukoidl\u00f6sung gab mit einer Spur Ferrocyankaliuml\u00f6sung eine Tr\u00fcbung, welche jedoch nach Zusatz von ein wenig mehr der Reagensl\u00f6sung wieder vollst\u00e4ndig verschwand.\nNach Zusatz von Natriumacetat konnte die L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert werden, ohne dass dabei eine Tr\u00fcbung oder irgend ein Niederschlag entstand. Eine solche essigsaure L\u00f6sung wurde von Gerbs\u00e4ure grobflockig gefallt.\nMit sehr wenig Salzs\u00e4ure gab die L\u00f6sung einen Niederschlag, welcher jedoch schon von dem geringsten S\u00e4ure\u00fcbersch\u00fcsse wieder gel\u00f6st wurde. Zu Ferrocyankalium verhielt sich diese L\u00f6sung wie die L\u00f6sung in \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure.\n^ Metallsalzcn gegen\u00fcber verhielt sich die Mukoidl\u00f6sung in folgender \\Y eise : Quecksilberchlorid erzeugte weder allein noch mit Salzs\u00e4ure einen Niederschlag. Quecksilberjodidjodkalium gab nicht allein, sondern erst nach S\u00e4urezusatz eine F\u00e4llung. Kupfersulfat rief, wenn es in sehr kleiner Menge zugesetzt wurde, nur eine Opalisirung hervor; 111 etwas .gr\u00f6sserer Menge zugesetzt, \u00fcbte es gar keine Wirkung aus. Eisenchlorid, in sehr geringer Menge zugesetzt, erzeugte einen grobflockigen Niederschlag, welcher selbst von einem grossen Ueberschuss des Reagenses nicht wieder gel\u00f6st uui de. Setzte ich auf einmal eine etwas gr\u00f6ssere Menge der Eisenchloridl\u00f6sung zu, so blieb die F\u00e4llung aus und konnte durch weitere Zus\u00e4tze der Reagensl\u00f6sung nicht hervorgerufen Herden. Ble i zu ck er, in sehr kleiner Menge zugesetzt, gab einen reichlichen, bei Zusatz von mehr Reagensl\u00f6sung sich","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"209\nwieder l\u00f6senden Niederschlag. Wurde auf einmal etwas mehr Bleizuckerl\u00f6sung zugesetzt, so blieb die L\u00f6sung klar.\nDie Farbenreactionen der Proteinstoffe mit den Millon-scben und Adamkiewicz\u2019schen Reagensen* wie auch die Xanthoprote'ins\u00e4ureprobe fielen positiv aus. Mit Kupfersulfat und Alkali wurde eine sch\u00f6ne B i u r e t r e a c t i o n erhalten. Die alkalische, kupferoxydhaltige L\u00f6sung wurde.beim Sieden gar nicht reducirt. Wurde die Mukoi\u2019dl\u00f6sung nach Zusatz von 2\u00b0/o Salzs\u00e4ure eine halbe Stunde im Wasserbade erw\u00e4rmt, so gab sie dagegen nunmehr eine sehr sch\u00f6ne Reaction mit der Trommer\u2019schen Probe.\nDiejenige Muko'idl\u00f6sung, auf welche die nun beschriebenen Proben sich beziehen, enthielt 1,10% Mukoid.\nDie Elementaranalyse ergab f\u00fcr das Mukoid die folgende Zusammensetzung:\nC 51,40V H 6,80 V N 13,01V\nDie Substanz erwies sich bei der qualitativen Untersuchung als schwefelhaltig und sie enthielt, wie die Pr\u00fcfung mit Bleiacetat und siedender Alkalilauge zeigte, auch sogenannten bleischw\u00e4rzenden Schwefel. Wegen Mangels an Material konnte der Gehalt an Schwefel nicht festgestellt werden.\nDie Mucinalbumose wurde in trocknem Zustande als ein sehr feines, rein weisses Pulver erhalten. Sie l\u00f6st sich \u00e4\u00fcsserst leicht in Wasser zu einer ganz klaren Fl\u00fcssigkeit, 'welche beim Sieden in keiner Weise sichtbar ver\u00e4ndert wird.\nEssigs\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure erzeugen in dieser L\u00f6sung keine Spur einer F\u00e4llung oder Tr\u00fcbung. Ebenso wird die anges\u00e4uerte L\u00f6sung durch Zusatz von Ferrocyankalium-1 \u00f6s un g nicht im Geringsten ver\u00e4ndert.\nDie Hel 1er\u2019sehe Probe giebt an der Ber\u00fchrungsstelle der zwei Fl\u00fcssigkeiten keine Spur einer Tr\u00fcbung oder eines Ringes. Dagegen tritt bei Zimmertemperatur die Xantho-prote\u00efns\u00e2urereaction ziemlich rasch auf.\t\u2022","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nGerbs\u00e4ure ver\u00e4ndert die neutrale L\u00f6sung nicht, ln der mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerten L\u00f6sung entsteht jedoch\nnach Zusatz von ziemlich viel Gerbs\u00e4ure eine flockige F\u00e4llung.\nZu den Metallsalzen verhielt sich die L\u00f6sung wie folgt: Quecksilberchlorid gab weder allein noch mit Salzs\u00e4ure einen Niederschlag. Quecksilberjodidjodkalium allein gab keinen Niederschlag. In der mit Salzs\u00e4ure versetzten Fl\u00fcssigkeit konnte mit dem Reagense h\u00f6chstens eine Opalisirung hervorgerufen werden. Kupfersulfat erzeugte unter keinen Umst\u00e4nden eine Tr\u00fcbung oder F\u00e4llung. Eiselieh lor id dagegen gab bei sehr vorsichtigem Zusatz einen ieichlichen, flockigen Niederschlag. Bleizuckerl\u00f6sung rief unter keinen Umst\u00e4nden eine F\u00e4llung hervor. Bleiessig, in sehr kleiner Menge zugesetzt, erzeugte eine reichliche, flockige t \u00e4llung ; wurde aut einmal etwas mehr von dem Reagense zugesetzt, so blieb die Fl\u00fcssigkeit dagegen klar.\nDie Xanthoproteins\u00e4ure- und die Biuretprobe, wie auch die Farbenreactionen mit den Reagentien von Millon und Adamkiewicz fielen positiv aus. Beim Sieden mit Kupfersulfat und Alkali (Trommer\u2019sehe Probe) schied sich kein Kupferoxydul aus; und selbst bei weiterer Pr\u00fcfung der H\u00fcssigkeit nach der Babo-Meissner\u2019sehen Methode mit Salzs\u00e4ure und Kaliumferricyanid konnte keine Spur von Oxydul nachgewiesen werden. Nach dem Erw\u00e4rmen der Mucinalbumosel\u00f6sung mit 2% Chlorwasserstoffs\u00e4ure im Wasserbade eine halbe Stunde gab die Fl\u00fcssigkeit dagegen eine sch\u00f6ne I i ommer sehe Reaction mit reichlicher Ausscheidung von Kupferoxydul.\nBeim S\u00e4ttigen der L\u00f6sung der Mucinalbumose in Wasser mit fein gepulvertem Chlornatrium entstand kein Niederschlag, und ebenso wenig wurde diese L\u00f6sung durch Zusatz von salzges\u00e4t t igter Essigs\u00e4ure getr\u00fcbt. Von Ammoniumsulfat in Substanz, bis zur S\u00e4ttigung eingetragen, wurde die L\u00f6sung dagegen gefallt.\nDie zu den nun angef\u00fchrten Proben verwandte L\u00f6sung enthielt 1,3\u00b0/# Mucinalbumose.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"-211\nDie Elementaranalyse ergab f\u00fcr die Substanz folgende elementare Zusammensetzung:\nc;\t\u2022\nh\nj\u00a7\t11,12W!\u201e.\t'\nDie Zahl 11,42 \u00b0/0 N ist das Mittel aus den Analysen zweier, aus verschiedenen Darstellungen stammender Pr\u00e4parate, von welchen das eine 11,53 und das andere 11,31% Stickstoff enthielt. Die Schwefelbestimmung verungl\u00fcckte, und das r\u00fcckst\u00e4ndige Material gestattete keine neue genaue Bestimmung. Die Substanz war indessen schwefelhaltig und enthielt sogenannten bieischw\u00e4rzenden Schwefel.\nDurch die hier angef\u00fchrte Zusammensetzung, wie auch durch die Eigenschaft, beim Sieden mit verd\u00fcnnter Mrneral->\u00e4ure eine reducirende Substanz zu geben, erweist sich der fragliche Stoff, wie das oben beschriebene Mukoid, als eine der Mucingruppe angeh\u00f6rige Substanz. Bez\u00fcglich ihrer qualitativen Reactionen, wie auch ihrer L\u00f6slichkeits* und F\u00e4llb\u00e4r-keitsverh\u00e4ltnisse \u00e4hnelt diese Substanz den Albumosen oder Peptonen, und man k\u00f6nnte vielleicht dar\u00fcber im Zweifel sein, ob sie als Mucin\u00e4lbumose oder Mucinpepton aufzufassen sei. Zu den Peptonen im modernen Sinne d\u00fcrfte sie jedoch, wie aus dem Obigen ersichtlich ist, nicht zu rechnen sein, in-soferne als n\u00e4mlich als echte Peptone durch Anunoniunisulfat nicht f\u00e4llbare Stoffe bezeichnet werden. Ebenso wenig geh\u00f6rt' sie den sogenannten prim\u00e4ren Albumosen an, denn sie wird von Na Gl, bis zur S\u00e4ttigung eingetragen, nicht einmal bei saurer Reaction gelallt. Geht man von der .modernen Nomen-clatur der Albumosen und Peptone aus, so d\u00fcrfte sie wohl am ehesten als eine secund\u00e4re Mucin\u00e4lbumose aufgefasst werden. Es liegt nun allerdings kein besonderes Gewicht auf dem Namen ; da aber ein solcher der K\u00fcrze und Bequemlichkeit halber wohl kaum zu entbehren ist, habe ich die Substanz ganz einfach als Mucin\u00e4lbumose bezeichnet.\nBez\u00fcglich des relativen Mengenverh\u00e4ltnisses, in welchem die zwei obengenannten Stoffe, das Mukoid und die Mucin-albumos\u00e9, aus der fraglichen Ascitesfl\u00fcssigkeit dargestellt","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\n\u00aberden konnten, habe ich stets gefunden, dass die Mucin-\nalbumose, dem Mukoide gegen\u00fcber, bedeutend vorherrschend war.\nEine andere Frage, die ich wenigstens beil\u00e4ufig ber\u00fchren muss, ist die, ob die zwei isolirten Mukoidsubstanzen urspr\u00fcng-, i a ? \u201esolcLhe m der Ascitesfl\u00fcssigkeit pr\u00e4formirt enthalten oder vielleicht als Spaltungsproducte aus irgend einer anderen Mi s anz in i olge der chemischen Proceduren entstanden seien. Diese Frage kann ich nicht in exacter Weise beantworten, ich finde es aber sehr wahrscheinlich, dass die fraglichen Stoffe als Spaltungsproducte aus irgend einer anderen mehr eomphc.rten Proteinsubstanz hervorgegangen sind, ln der urspr\u00fcnglichen Ascitesd\u00fcssigkeit habe ich nie, selbst dann nicht, wenn sic durch Dialyse vollst\u00e4ndig von Salzen befreit worden war, mit Essigs\u00e4ure das oben beschriebene Mukoid sei es auch nur in Spuren \u2014 nachweisen k\u00f6nnen, wogegen ein solcher Nachweis in der auf obige Weise behandelten r lussigkeit stets ohne Schwierigkeit gelang. Da ich nun bei anderen Untersuchungen \u00fcber Mukoidsubstanzen mehrmals gesehen habe, wie leicht diese einer Zersetzung anheimfallen, und da ich auch F\u00e4lle beobachtet habe, wo eine durch Essig-saure direct nicht f\u00e4llbare Mukoidsubstanz (aus Cysten des variums) durch das Sieden der L\u00f6sung derart ver\u00e4ndert wurde, dass die L\u00f6sung ^unmehr mit Essigs\u00e4ure einen deutlichen Niederschlag gab, so kann ich nicht die M\u00f6glichkeit ausschliessen, dass bei dem chemischen Verarbeiten der in Rede stehenden Ascitesfl\u00fcssigkeit auch \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse sich geltend gemacht haben.\nDie sichere Entscheidung dieser Frage ist mir trotz Verschwendung von viel Zeit und Material nicht gelungen, und meine Bem\u00fchungen, eine solche Muttersubstanz zu isoliren, m ien bis jetzt zu keinen zuverl\u00e4ssigen Resultaten gef\u00fchrt, '.oi\" Prakt'sclien Gesichtspunkte aus d\u00fcrfte die Entscheidung dieser Frage auch, wenigstens gegenw\u00e4rtig, von nur untergeordneter Bedeutung sein. Wenn n\u00e4mlich das Vorkommen von Mukoidsubstanzen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten \u00fcberhaupt von irgend welcher praktischen Bedeutung sein m\u00f6chte, so d\u00fcrfte","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"213\nwohl die wichtigste Aufgabe f\u00fcr die n\u00e4chste Zeit die .sein, durch eine zuverl\u00e4ssige und sichere Methode die An- bezw Abwesenheit solcher Substanzen unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen zu zeigen. Ob die gefundenen Substanzen als. solche in der Fl\u00fcssigkeit pr\u00e4formirt enthalten sind, oder ob sie aus einer mehr complicirten Muttersubstanz entstehen, d\u00fcrfte dabei in praktischer Hinsicht wohl weniger wichtig sein.\nIn dem Vorigen habe ich die Aufmerksamkeit auf den Umstand gelenkt, dass die untersuchte Ascitesfl\u00fcssigkeit direct hei der Ausf\u00fchrung der Tromm er\u2019sehen Probe eine sch\u00f6ne positive Reaction auf Zucker oder irgend eine andere Tedu-cirende Substanz gab.\nBehufs der Isolirung und n\u00e4heren Untersuchung dieser, in der Fl\u00fcssigkeit vorkommenden reducirenden Substanz verfuhr ich in folgender Weise: Das von dem ausgef\u00e4llten Gemenge des Mukoids und der. Mucinalbumosc getrennte alkoholische Filtrat wurde durch Verdunsten bei verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig niedriger Temperatur von dem Alkohol befreit, und zum Syrup concentrirt. Dieser letztere wurde mit absolutem Alkohol behandelt, wobei ein reichlicher, ungel\u00f6ster, aus mucinpepton\u00e4hnlichen Substanzen und Kochsalz bestehender Rest zur\u00fcckblieb. Die abfiltrirte alkoholische L\u00f6sung wurde wieder zum Syrup verdunstet. Der R\u00fcckstand wurde in Wasser gel\u00f6st und mit Gerbs\u00e4ure, zur \u00c4usfallung der vom Alkohol gel\u00f6sten Peptonsubstanzen, versetzt. Nach vollst\u00e4ndiger Ausf\u00e4llung mit Gerbs\u00e4ure wurde der Ueberscliuss dieser letzteren aus dem Filtrate zum gr\u00f6ssten Theile mit Barytwasser ausgefallt. Der Rest wurde durch Zusatz von neutralem Bleiacetat zu dem neutralisirten Filtrate entfernt. Das neue Filtrat wurde mit ein wenig Bleiessig gefallt, daim wieder filtrirt, mit Schwefelwasserstoff entbleit und nach neuer Filtration der Schwefelwasserstoff mit einem Luftstromo entfernt. Das zuletzt erhaltene Filtrat enthielt noch etwas Baryt. Es wurde deshalb mit Schwefels\u00e4ure in geringem \u00dcberschuss versetzt, das neue Filtrat mit Kalilauge genau lieutralisirt, bei etwa 50\u00b0 C. concentrirt und durch Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssigem Alkohol von dem Alkalisulfate befreit.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nNach der Filtration wurde nach Zusatz von etwas Wasser der Alkohol bei 40\u201450\u00b0 C. ausgetrieben und die r\u00fcckst\u00e4ndige Fl\u00fcssigkeit zu der weiteren Untersuchung verwendet.\nDiese Fl\u00fcssigkeit gab eine starke und sch\u00f6ne Reaction mit den gew\u00f6hnlichen Zuckerproben (Reductionsproben) : sie enthielt eine g\u00e4hrungsf\u00e4hige Substanz und bei der Phenyl* hydrazinprobe gab sie einen reichlichen, gelben, aus feinen Nadeln bestehenden Niederschlag, welcher wie das Phenyl-glykosazon sich verhielt. Der umkrystallisirte trockene Niederschlag ting bei 203\u00b0 G. an zu schmelzen. Ich kann wohl also kaum bezweifeln, dass die Bauchfl\u00fcssigkeit Glykose enthielt, trotzdem die zuletzt erhaltene L\u00f6sung bei der Untersuchung mit dem Polariskope nicht als rechtsdrehend, sondern als optisch unwirksam sich erwies. Das optische Verhalten schliesst n\u00e4mlich nicht die Gegenwart von Glykose aus; denn trotz dem umst\u00e4ndlichen Reinigungsverfahren gelang es mir nicht, s\u00e4mmtliche Mucinpeptonsubstanzen aus der Fl\u00fcssigkeit zu entfernen. Ein Theil dieser Substanzen wird n\u00e4mlich von Gerbs\u00e4ure nicht gef\u00e4llt. Durch Bleiessig und Ammoniak konnten sie zwar gef\u00e4llt werden; dabei wurde aber auch die reducirende Substanz gef\u00e4llt. Diese nicht ausgef\u00e4llten Peptonsubstanzen k\u00f6nnten nun vielleicht der rechtsdrehenden Wirkung des etwa vorhandenen Traubenzuckers entgegengewirkt haben.\nDie Reductionstahigkeit der obigen Fl\u00fcssigkeit r\u00fchrte \u00fcbrigens nicht von Glykose oder irgend einer g\u00e4hrungsf\u00e4higen Substanz allein her. Nachdem die Fl\u00fcssigkeit vollst\u00e4ndig ver-g\u00e4hrt hatte, enthielt sie n\u00e4mlich fortw\u00e4hrend eine reducirende Substanz und gab noch eine sch\u00f6ne T ro mm er* sehe Reaction. Die Natur dieser zweiten, reducirenden Substanz kann ich nicht n\u00e4her angeben. Bei der Zersetzung des Mucins mit Alkali habe ich regelm\u00e4ssig stickstoffhaltige, sauer reagirende Substanzen erhalten, welche in Alkohol nicht ganz unl\u00f6slich sind und welche stark reduciren. Bei Ausf\u00fchrung der Tr online r\u2019sehen Probe geben sie n\u00e4mlich direct \u2014 ohne vorheriges Sieden mit einer S\u00e4ure \u2014 eine sch\u00f6ne Reaction mit Ausscheidung von Kupferoxydul. Diese Substanzen k\u00f6nnen","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"ebenfalls nicht vollst\u00e4ndig mit Gerbs\u00e4ure ausgefallt werden, und ich halte es also nicht f\u00fcr unwahrscheinlich, dass die zweite, reducirende, aber g\u00e4hrungsunfahige Substanz ein durch das Kochen und die wiederholten Verdunstungen entstandenes Umwandlungsproduct der Mucinalbumose gewesen sei. Eine andere M\u00f6glichkeit ist freilich die. dass es sich hier um die von Worm-M\u00fcl 1er und Otto im Blute neben dem Zucker nachgewiesene reducirende, aber g\u00e4hrungsunf\u00e4hige Substanz gehandelt habe.\nDa die jetzt besprochene Ascitesfl\u00fcssigkeit die erste von mir untersuchte Bauchfl\u00fcssigkeit war. in welcher mukoide Substanzen vorkamen, und da sic\u00bb also von den gew\u00f6hnlichen Bauchfl\u00fcssigkeiten (wie diese nach den bisher gang und g\u00e4ben Ansichten beschaffen sind) ein wesentlich abweichendes Verhalten zeigte, so fand ich es nothwendig, auch die \u00fcbrigen in ihr ' vorkommenden Prote'insubstanzen des N\u00e4heren zu untersuchen. Diese Untersuchung zeigte indessen nichts Bern eikens wert lies. Abgesehen von einer kleinen Fibrinmenge, fand ichr nur Globulin und Albumin, welche Stoffe, so weit ich finden konnte, in keiner Hinsicht von den entsprechenden Eiweiss-k\u00f6rpern des Blutserums oder der Transsudate bei Menschen ein abweichendes Verhalten zeigten. Andere ProteTnsub-stanzen als die nun genannten habe ich in \u2018dieser Ascitesfl\u00fcssigkeit nicht beobachten k\u00f6nnen.\nDie quantitative Analyse dieser Fl\u00fcssigkeit war mil einigen Schwierigkeiten verbunden: und da es hier zumTheil um nur wenig studirte Substanzen sich handelte, konnte die Analyse nicht mit erw\u00fcnschter Exactheit ausgef\u00fchrt werden. Von besonderem Interesse war es nat\u00fcrlich, die Menge der Muko\u2019idsubstanzen zu bestimmen; aber gerade diese Bestimmung l\u00e4sst sich kaum in exacter Weise ausf\u00fchren. Beim Erhitzen der Fl\u00fcssigkeit zum Sieden behufs Entfernung des Eiweisses bleibt n\u00e4mlich stets eine Spur des letzteren in der ; Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st, und diese Spur wird aus dem 'concentrirten Filtrate durch den zugesetzten Alkohol ausgef\u00e4llt, wodurch das Gewicht der Muko'idsubstanzen etwas erh\u00f6ht wird. Andererseits kann auch die Mucinalbumose bei der Ver-","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\ndunstung der Fl\u00fcssigkeit vielleicht zum Theil in pepton\u00e4hnliche Substanzen \u00fcbergehen, welche von dem Alkohol nicht gefallt werden, was umgekehrt zu einem Verluste an Mukoldsubstanz f\u00fchren kann. Hierzu kommt ausserdem noch die Schwierigkeit, dass bei der Ausf\u00fcllung der Mukoidsubstanzen mit Alkohol gleichzeitig eine nicht unbedeutende Menge Mineralsubstanzen mit ausgefallt wird, wodurch eine besondere Aschenbestimmung nothwendig wird. Trotz dieser Schwierigkeiten glaubte ich indessen wenigstens die ungef\u00e4hre Menge der Mukoidsubstanzen durch die Analyse ermitteln zu k\u00f6nnen, weil n\u00e4mlich die erstgenannten zwei Fehler einander gewissermassen compensiren d\u00fcrften. Ich bestimmte also die Menge der Mukoldsubstanzen in der Weise, dass ich das Eiweiss durch Erhitzen zum Sieden unter Essigs\u00e4urezusatz entfernte, das Filtrat einschliesslich des zum Auswaschen der Gerinnsel verwendeten Wassers genau neutralisirte, bei gelinder W\u00e4rme concentrirte, eine dabei auftretende F\u00e4llung durch Filtration entfernte und das Filtrat mit \u00fcbersch\u00fcssigem Alkohol f\u00e4llte. Der Niederschlag wurde mit Alkohol gewaschen, mit Aether ersch\u00f6pft, getrocknet und gewogen. Dann wurde einge\u00e4schert und die Asche gewogen.\nDer Gehalt an Eiweiss wurde als Differenz zwischen der gefundenen Menge der Muko'idk\u00f6rper und der Gesammtmenge l'roteinsubstanz berechnet. Die gesammte Protemmenge wurde wiederum in der allgemein \u00fcblichen Weise durch F\u00e4llung der genau neutralisirten Fl\u00fcssigkeit mit Alkohol bestimmt.\nDie Globulinmenge wurde nach meiner Methode durch Ausf\u00e4llung mit Magnesiumsulfat bestimmt. Ich finde es jedoch sehr wahrscheinlich, dass der hierbei erhaltene Globulinniederschlag auch das eigentliche Mukoid \u2014 wenn dieses in der Fl\u00fcssigkeit pr\u00e4formirt enthalten war \u2014 oder eine Muttersubstanz der mukoiden Stoffe enthalten habe, denn es ist jedenfalls sicher, dass der aus einer gr\u00f6sseren Menge derselben Ascitesfl\u00fcssigkeit durch Magnesiumsulfat erhaltene Globulinniederschlag einen Stoff enthielt, welcher beim Sieden mit einer S\u00e4ure eine reducirende Substanz gab.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"217\nZur Bestimmung der in der Fl\u00fcssigkeit enthaltenen direct reducirenden Substanz neutralisirte ich eine genau abgewogene Menge der Fl\u00fcssigkeit sehr genau, setzte dann eine sehr grosse. Alkoholmenge zu, flltrirte den Niederschlag ab, wusch ihn mit Alkohol genau aus, concentrirte die vereinigten alkoholischen Filtrate stark bei niedriger Temperatur (40\u201450\u00b0 C.), behandelte den R\u00fcckstand mit Alkohol, flltrirte von dem geringf\u00fcgigen ungel\u00f6sten R\u00fcckst\u00e4nde ab, vermischte das alkoholische Filtrat mit etwas Wasser, verdunstete den Alkohol bei niedriger Temperatur, brachte die Fl\u00fcssigkeit durch Wasserzusatz auf ein bestimmtes Volumen und verwendete sie dann zur Titration mit Fehling\u2019s Fl\u00fcssigkeit. Aus der Gr\u00f6sse der Reduction wurde dann die Menge der reducirenden Substanz als Glykose berechnet. Ich habe solche Bestimmungen bei zwei verschiedenen Gelegenheiten ausgef\u00fchrt. Die Menge der reducirenden Substanz, als Glykose berechnet, war dabei 0,043 bezw. 0,056 \u00b0/0.\nEine vollst\u00e4ndigere Analyse der Fl\u00fcssigkeit wurde nur einmal, n\u00e4mlich im Herbste 1889, ausgef\u00fchrt. Das sp. Gewicht war diesmal 1,0125. Die alkalische Reaction entsprach 0,159\u00b0/ Xa, C03.\nDie Zusammensetzung der Fl\u00fcssigkeit war folgende:\nWasser.................... !K>,847\u00f6\u00b0/0,\nFeste Stoffe............ 3,1530\u00ae/\u00bb,-\t'\t.\nEiweiss ..........\t1,9170t.\nDavon:\t\u2022 \u2022\nGlobulin. . . .\t.\t..\t.\t.\t.\t.\to,(\u00bb120'%.\nAlbumin. . . .................... 1,3050t.\nMuko\u00efdsubstanzen.........0,1 i800/\u201e.\nSalze.................... 0,8607 %,\nDavon:\nL\u00f6sliche Salze ...................0,8305t,\nUnl\u00f6sliche Salze.......... 0,0362t,\nExtract! vstoffe. .......\t0.2513\";,,,\nHeducirende Substanz (als Glykose\nberechnet)............0,0430\",,.\nDer Fall No. 2 betraf einen]30j\u00e4hrigen Mann, P. (Arbeiter)., welcher in einem Krankenhause in Stockholm unter der Diagnose: < 'n-rhonlx hcjtoti\u00ab (.v/philltlra) vom Januav bis zum Ort ober 1889 he*","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nliamldt wurde. An diesem Patienten wurde im Laufe von etwa 10 Monaten die Function 3\u00d4 mal vorgenommen und jedesmal wurden etwa 11 Liter Fl\u00fcssigkeit entleert Der Patient starb im October 1 SSO und die klinische Diagnose wurde durch die Section best\u00e4tigt.\nVon diesem Patienten erhielt ich durch die Gute des Herrn Grafen C. iTli. M\u00f6rner einmal eine zu der Untersuchung gen\u00fcgende Fl\u00fcssigkeitsmenge, und zwar im Anf\u00e4nge von October oder kurz vor dem Tode des Patienten. Die Fl\u00fcssigkeit war blassgell) und hatte dieselbe eigenth\u00fcmliche Opalescenz wie in dem vorigen Falle. Diese Opalescenz verschwand ebenso wenig nach der Filtration wie nach der spontanen Gerinnung. Auch diese Fl\u00fcssigkeit gerann n\u00e4mlich spontan, lieferte aber nur \u00e4usserst Wenig Fibrin. Die Reaction war schwach alkalisch, entsprechend etwa 0,1219\u00b0/0 NajCO,. Bei Pr\u00fcfung mit der Tromm er sehen Probe gab diese Fl\u00fcssigkeit, wie die vorige, direct eine recht starke Reaction mit Ausscheidung von Kupferoxydul. Glykogen konnte nicht nach-gewiesen- werden.\nBez\u00fcglich der chemischen Verarbeitung dieser Fl\u00fcssigkeit kann ich in allem Wesentlichen auf das von der vorigen Gesagte hinweisen. Auch aus dieser Fl\u00fcssigkeit kennte ich nach dem dort beschriebenen Verfahren sowohl ein durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbares Mukoid wie auch Mucinalbumose isoliren. \u2022lenes kam auch in dieser Fl\u00fcssigkeit in unverh\u00e4ltnissm\u00fcssig weit geringerer Menge als diese vor. Das von dem ersten Mukoid- und Albumoseniederschlage getrennte alkoholische Filtrat enthielt auch in diesem Falle mucinpepton\u00e4hnliche Substanzen, und ebenso enthielt die Fl\u00fcssigkeit theils eine nicht g\u00e4hrungsfahige, reducirende Subtanz und theils eine andere, ebenfalls reducirende, aber g\u00e4hrungsfahige Substanz, welche bei der Phenylhydrazinprobe Krystalle v\u00f6n dem Aussehen des Phenylglvkosazons gab und welche also wahrscheinlich Glykose war.\nDas mit Essigs\u00e4ure fallbare Mukoid, wie auch die Mue\u00ee\u00ef\u00ef-albumose verhielten sich qualitativ ganz wie die entsprechenden Substanzen aus der vorigen Fl\u00fcssigkeit. Die Elementaranalyse gab folgende Zahlen:","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"219\nDas Mukoid enthielt:\n13,10\u00b0 \u201e x\nDie Mucinalbumose enthielt:\nC\t49,87 \",,,\nH\t0,88 \",0.\nN 11.40\"',,.\nBeide Substanzen enthielten Schwefel, deren Menge indessen wegen der unzureichenden Menge des Materiales nicht bestimmt werden konnte. Beim Sieden mit Kupfersulfat und Alkali direct fand gar keine Reduction statt, wogegen beide Substanzen, besonders aber die Mucinalbumose, nach dem Sieden mit verd\u00fcnnter Minerals\u00e4ure stark reducirend wirkten und eine reichliche Ausscheidung von Kupferoxydul erzeugten. Durch dieses Verhalten, wie auch durch die elementare Zusammensetzung zeigen diese Substanzen ihre Angeh\u00f6rigkeit an der Mucingruppe. Sowohl bez\u00fcglich der qualitativen. Reactionen, wie der elementaren Zusammensetzung scheinen sie wohl auch mit den entsprechenden, aus der vorigen Fl\u00fcssigkeit isolirten Stoffen identisch zu sein.\nWie die vorige, bot auch diese Fl\u00fcssigkeit bez\u00fcglich der Natur der in ihr enthaltenen \u00fcbrigen Protemstoffe nichts Abweichendes dar. Die quantitative Analyse, welche in derselben Weise wie in dem vorigen Falle ausgef\u00fchrt wurde?, ergab f\u00fcr diese Fl\u00fcssigkeit folgende Zusammensetzung :\nSp. Gew\t\t\u2022 \u2022 \u2022\t1,0092.\nWasser\t\t\t97,65n\u201e\nFeste Stoffe\t\t\t2,340 \"v\nEiweiss\t\t\u2022 \u2022 \u2022\t1.109\"',.\nDavon :\t\t\u25a0\nGlobulin\t\t\u2022 \u2022 \u2022\t0,314\u00b0!,,,\nAlbumin . .\t. . .\t\t0,795\u00b0,,.\nMukoi'dsubstanzm ....\t\u2022 \u2022\t0,101\u00b0,,,\nSalze\t. . .\t\t\nExtractivstofFe\t\t\to;m\u00b00,\nReducirende Substanz (als\tGl vkose \u2022\t\u2022\nberechnet)\t\t\u2022 \u2022 \u2022\t0,0708\u00b0;,,.\nDer Fall Xo. 3 betraf ebenfalls einen Mann, einen 49 j\u00e4hrigen Bauernknecht A., welcher vom 20. Juni 1890 bis zum 22. Juli, desselben Jahres in demselben Krankenhause in Stockholm wie der vorige Patient","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nbehandelt wurde. Die Diagnose war; Cancer rentricnli et /teritonel; Hydrathorax bilateral!* + Ascite*. Venerische Infection wird von dem Patienten geleugnet. Der Kranke verliess das Krankenhaus schon am 22. Juli; w\u00e4hrend seines Aufenthaltes in demselben wurde aber die Ponction 3 mal vorgenommen und jedesmal etwa 7\u20148 Liter Fl\u00fcssigkeit entleert.\nDurch die G\u00fcte des Herrn J. Sj\u00f6qvist wurde die bei der letzten Punction entleerte Fl\u00fcssigkeit f\u00fcr meine Rechnung aufgesammelt. Da ich nicht Gelegenheit hatte, dieselbe im Sommer zu verarbeiten, so wurde sie mit etwas Chloroform versetzt, um die F\u00e4ulniss zu verhindern, und dann bis zum September auf bewahrt.\tV\nDa ich diese Fl\u00fcssigkeit im September zur Untersuchung erhielt, war sie zwar nicht in F\u00e4ulniss \u00fcbergegangen; aber sie hatte ein sehr auffallendes Aussehen, indem sie n\u00e4mlich fast milchweiss war. Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn Sj\u00f6qvist war die Fl\u00fcssigkeit unmittelbar nach der Punction schwach gelblich gr\u00fcn, fast ganz klar, und sie hatte also ihr cigenth\u00fcmlich milchiges Aussehen w\u00e4hrend oder in Folge der Aufbewahrung angenommen. Das Chloroform hatte also zwar die F\u00e4ulniss, aber nicht andere Ver\u00e4nderungen der Fl\u00fcssigkeit verhindert, und da ich die Natur dieser Ver\u00e4nderungen nicht kannte, schien es mir von untergeordnetem Interesse zu sein, eine quantitative Analyse auszuf\u00fchren. Auch eine eingehendere qualitative Untersuchung der Eiweissstoflfe dieser Fl\u00fcssigkeit fand ich wenig lohnend, da die Beschaffenheit derselben in der frischen Fl\u00fcssigkeit mir unbekannt war. Ich untersuchte sie also nur auf einen Gehalt an Mukoidsubstanzen und direct reduciren-den Stoffen.\nBez\u00fcglich dieser letzteren habe ich zu erw\u00e4hnen, dass ich in dieser Fl\u00fcssigkeit, wie in den zwei vorigen, tlieils eine reducirende, g\u00e4hrungsunlahige und theils eine mit Hefe verg\u00e4hrende, reducirende Substanz gefunden habe, welch\u2019 letztere bei der Phenylhydrazinprobe Krystalle von dem Aussehen des Phenylglykosazons gab und also allem Anscheine nach Glykose war. Glykogen konnte ich in dieser Fl\u00fcssig-","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"221\nkeit ebenso wenig wie in den zwei vorher besprochenen nachweisen.\nDie Untersuchung der Fl\u00fcssigkeit auf einen Gehalt an Mukoidsubstanzen geschah in derselben Weise wie in den zwei vorigen F\u00e4llen und mit demselben Resultate. Ich konnte also aus der Fl\u00fcssigkeit theils ein mit Essigs\u00e4ure f\u00e4llbares-Mukoid und theils Mucinalbumose isoliren. Diese letztere kam in der Fl\u00fcssigkeit in viel gr\u00f6sserer Menge als jenes, vor. Auch die in Alkohol l\u00f6slichen Mucinpeptonsuhstanzen konnte ich in diesem Falle nachweisen.\t1\nHinsichtlich der qualitativen Reactionen stimmten die zwei Substanzen \u2014 das Muko\u00efd und die Mucinalbumose\n.1\nso nahe mit den entsprechenden Substanzen aus den zwei anderen Bauchfl\u00fcssigkeiten \u00fcberein1, dass kein wesentlicher Unterschied zwischen ihnen bestand. Das Mukoid schien jedoch etwas weniger schwerl\u00f6slich in \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure zu sein, und die Mucinalbumose gab zwar keine direct sichtbare Reduction bei der Trommer\u2019schen Probe, gab\u2019 aber mit der Babo-Meissner\u2019schen Modification derselben einen schwachen positiven Ausschlag. Nach dem Sieden mit einer Minerals\u00e4ure gaben beide Substanzen dagegen eine sch\u00f6ne Tromm er\u2019sehe Reaction.\nDa die Menge der zwei Substanzen nur eine geringe war, habe ich nur den Stickstoffgehalt bestimmen k\u00f6nnen; Die Bestimmung gab folgende Zahlen:\nDas Mukoid\n1 *2,400 \u00b0|0 N,\tV:. V\nDie Mucinalbumose\n10,804\u00b0! , N.\nDer Fall No. 4 betraf einen 30j\u00e4hrigen Ladendiener, welcher s\u00b0it vielen Jahren in einer Spirituosenaflaire angestellt war und zum t\u00e4glichen Gen\u00fcsse von alkoholischen Getr\u00e4nken reichlich Gelegenheit hatte. Der Kranke wurde am 5. August 1800 wegen einer linksseitigen Pleuritis in das hiesige Krankenhaus aufgenoinmen. Die Diagnose war : f'tcuritis sinistra + Cirrhosis hepatis (alcoholica rcl lactica). Es war jetzt kein Ascites vorhanden. Am 17. October wurde ein gelindes \u00d6edem des linken Fusses beobachtet. Am 12. November war. das Oedem ziem* Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. XV.\t15","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nlieh stark und es traten nun die ersten Zeichen eines Amte\u00ab auf. Am 21. November wurde die erste Punction vorgenommen und es wurden 4,5 Liter Fl\u00fcssigkeit entleert. Unter den Zeichen einer stetig herabgesetzten Herzth\u00e4tigkeit starb der Kranke am 3. December 1890. Am Tage vor dem Tode wurde eine Punction vorgenommen, und von der dabei entleerten Fl\u00fcssigkeit erhielt ich einige Liter zur Untersuchung.\nDie Section best\u00e4tigte die obige Diagnose. Ausser einer linksseitigen exsudativen Pleuritis mit Pericarditis war n\u00e4mlich eine Cirrhosis he pat is syphilitica, jedoch ohne discrete Gummata, vorhanden. Ausserdem fand man auch eine, wahrscheinlich durch Ueberf\u00fchrung der Entz\u00fcndung von der Pleura entstandene, w\u00e4hrend des Lebens jedoch nicht sicher zu diagnoslicirende Peritonitis exsndatira fibrinosa.\nDie von mir untersuchte Fl\u00fcssigkeit, welche, wie oben bemerkt wurde, am Tage vor dem Tode des Patienten entleert wurde, war gelblich gr\u00fcn mit deutlicher, aber schw\u00e4cherer Opalescenz als in den vorigen F\u00e4llen. Glykogen konnte ich in ihr nicht nachweisen. Die Fl\u00fcssigkeit, welche ein ziemlich reichliches, von Blutk\u00f6rperchen r\u00f6thlich gef\u00e4rbtes Gerinnsel enthielt, zeigte ein paar mal eine sp\u00e4rliche Nachgerinnung. Die sp\u00e4ter anzuf\u00fchrende qualitative Analyse bezieht sich aber auf die nicht mehr spontan gerinnende Fl\u00fcssigkeit. Die alkalische Reaction entsprach nur etwa 0,090 #/0 Na, CO,. Das sp. Gewicht war 1,0121.\nAus dieser Fl\u00fcssigkeit konnte ich nach dem oben angegebenen Verfahren ebenfalls zwei Mukoi\u2019dsubstanzen isoliren. Die eine, welche ich nur in sehr geringer Menge erhielt, war ein durch Essigs\u00e4ure fallbares Mukoid, welches qualitativ wie das aus den drei vorigen Fl\u00fcssigkeiten dargestellte sich verhielt. Die andere, welche in bedeutend gr\u00f6sserer Menge gewonnen werden konnte, war eine Mucinalbumose von denselben Eigenschaften wie die in den vorigen F\u00e4llen beschriebene. Da die Menge dieser Substanz nur zur Pr\u00fcfung der qualitativen Reactionen, zu einer Aschenbestimmung und zur Feststellung des Stickstoffgehaltes . eine gen\u00fcgende war, so kann ich nur den Stickstoffgehalt derselben angeben.\nDie Mucinalbumose enthielt:\n11,37 \u00b0|* N.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"223\nDie quantitative Analyse ergab f\u00fcr diese Fl\u00fcssigkeit folgende Zusammensetzung:\nWasser\t\t96,83.%,\nFeste Stoffe\t\t3,17%.\nEiweiss\t\t2,247%,\nDavon:\t\nGlobulin\t\t1,445%,\nAlbumin\t\t0,802V\nMukoTdsubstanzen\t\t0,034%,\nSalze\t Davon : Unl\u00f6sliche . . J\t\t0,670%,\n\t0.040\"(\u201e\nL\u00f6sliche . . . .*\t\t0,630%,\nDavon :\t\nChlornatrium . . \t\t\t0,408%,\nExtractivstoffe . . . . . ...\t0,219%.\nReducirende Substanz (als tilykose\t\nberechnet) ........\t0,030%.\nDen zwei anderen analysirten Ascitesfl\u00fcssigkeiten gegen\u00fcber zeichnet sich diese durch einen niedrigeren Gehalt an l\u00f6slichen Salzen, einen wesentlich niedrigeren Gehalt an Mukoidsubstanzen und endlich durch eine andere Relation zwischen dem Globulin und dem Serumalbumin aus, Ueber die Ursache und Bedeutung dieser Verschiedenheiten kann ich Nichts angeben.\nDer Fall No. 5 betraf wiederum einen Mann mit L\u00e9bercirrhone und der Fall No. 6 ein M\u00e4dchen, welches wahrscheinlich an Tnber-rujosis Peritonei litt.\nIn diesen zwei F\u00e4llen konnte ich die Gegenwart einer Mukoidsubstanz in der Bauchfl\u00fcssigkeit constatiren; da ich aber in beiden F\u00e4llen eine so kleine Fl\u00fcssigkeitsmenge erhielt, dass ich die fragliche Substanz nicht in einer hinreichend grossen Menge isoliren konnte, lege ich auf diese zwei; F\u00e4lle kein Gewicht und f\u00fchre sie hier nur mehr beil\u00e4ufig an.\nDer Uebersicht halber stelle ich hier die Zahlen, welche bei der Elementaranalyse der aus den vier erstgenannten Fl\u00fcssigkeiten isolirten Substanzen gefunden Wurden, tabellarisch zusammen. S\u00e4mmtliche Zahlen beziehen sich auf die als aschefrei gedachte Substanz.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"Das Mukoid enthielt:\n\u25a0C:\tH:\tX:\nin Fall 1 . . . 51,40 V\t0,80\t13,01V\n\u00bb \u00bb 2. . . \u2014\t\u25a0 \u2014\t13,10\u00b0f0,\n\u00bb\t\u00bb 3 . . .\t\u2014 Die Mucinalbumose enthielt:\t1\t12,40 V\nC:\tH:\tX:\nin Fall 1 , . . 49,79\u00b0f0\t0,99 X.\t11,42\u00b0!,,,\n\u2022>\t\u00bb 2. . . 49,87 ft'\u201e\t6,88 \u00b0|0\tll,4o\u00b0f0,\n> v 3 . . .\t\u2014\t\u2014\t10,804 \u00b0!n.\n>\t\u00bb 4 . . .\t\u2014\t\u2014\tll,370f0.\nEin Ueberblick dieser Zahlen zeigt f\u00fcr das Mukoid aus den zwei ersten Fl\u00fcssigkeiten eine so gute Uebereinstimmung, dass, wenn man die grosse Uebereinstimmung in qualitativen Reactionen hiermit Zusammenhalt, wohl kaum ein Zweifel dar\u00fcber bestehen kann, dass das durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Mukoid in beiden F\u00e4llen dasselbe gewesen ist. Aus \u00e4hnlichen Gr\u00fcnden d\u00fcrfte man wohl auch den Schluss ziehen k\u00f6nnen, dass die Mucinalhumosc in den F\u00e4llen 1, 2 und 4 dieselbe Substanz gewesen ist. Dagegen findet man, dass sowohl das Mukoid wie die Mucinalbumose im Falle No. 3 um 0,6 \u00b0/0 \u00e4rmer an Stickstoff als die entsprechenden Substanzen in den \u00fcbrigen F\u00e4llen war. Dies k\u00f6nnte nun vielleicht daher r\u00fchren, dass diese Fl\u00fcssigkeit urspr\u00fcnglich nicht ganz dieselben Mukoldstoffe wie die anderen enthielt ; aber es k\u00f6nnte vielleicht auch die Folge einer w\u00e4hrend der Aufbewahrung stattgefundenen Ver\u00e4nderung der Fl\u00fcssigkeit sein. Wie es hiermit sich verh\u00e4lt, kann ich nicht sagen.\nOb die Mukoldsubstanzen der hier besprochenen verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten ganz identische Stoffe gewesen seien oder nicht, d\u00fcrfte wohl vorl\u00e4ufig auch von verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig untergeordneter Bedeutung sein ; denn als wichtigstes Ergebnis dieser meiner Untersuchungen steht jedenfalls die That-sache fest, dass ich in f\u00fcnf F\u00e4llen bei M\u00e4nnern, wo also jede Beimengung von Pseudomucin aus einer Ovariengeschwulst absolut ausgeschlossen ist, in der Bauchfl\u00fcssigkeit Mukoldsubstanzen gefunden habe. In allen diesen f\u00fcnf F\u00e4llen handelte es sich um eine Lcbercirrhose, welche in den zwei zur Section","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"225\ngekommenen F\u00fcllen unzweifelhaft syphilitischer Natur war. Bisher ist, wie oben bemerkt wurde, eine Mukoldsubstanz bei nicht gleichzeitiger Anwesenheit einer Ovariengeschwulst nur in zwei F\u00e4llen, bei Carcinom, in Ascitesfl\u00fcssigkeit sicher beobachtet worden, und meine Beobachtungen zeigen also, dass derartige Substanzen auch bei anderen Krankheit\u00e8n in der Bauchfl\u00fcssigkeit Vorkommen k\u00f6nnen.\nIn den von Anderen beobachteten zwei F\u00e4llen hat man die gefundene Muko\u00efdsubstanz ohne Weiteres als Pseudomucin bezeichnet, was wohl kaum berechtigt sein d\u00fcrfte. Als Pseudomucin habe ich n\u00e4mlich nicht die Mukoidsubstanzen \u00fcberhaupt, sondern nur eine dem Mucin in gewisser Hinsicht sehr \u00e4hnliche in Ovarienfl\u00fcssigkeiten vorkommende Substanz bezeichnet. Dass keine der in diesem Aufsatze beschriebenen Mukoidsubstanzen wie das Pseudomucin sich verh\u00e4lt, ist offenbar; und f\u00fcr die Annahme, dass sie Spaltungsproducte eines in der Fl\u00fcssigkeit urspr\u00fcnglich vorkommenden Pseudomucins seien, liegen keine gen\u00fcgenden Gr\u00fcnde vor. Wenn nun auch diese Stoffe vielleicht nicht als solche in der Fl\u00fcssigkeit pr\u00e4formirt enthalten waren, sondern in der That Spaltungsproducte einer complicirten Muko\u00efdsubstanz darsteilen, so ist es jedoch darum gar nicht berechtigt, diese Mutiersubstanz ohne Weiteres als Pseudomucin zu betrachten. Das von mir beschriebene Pseudomucin ist n\u00e4mlich lange nicht die einzige in den Fl\u00fcssigkeiten oder Geweben des K\u00f6rpers, ja nicht einmal die einzige in den Ovarialfl\u00fcssigkeiten vorkommende Muko\u00efdsubstanz. In der letzten Hinsicht kann ich.auf die interessante Arbeit von Pfannenstiel hinweisen, und ich will besonders hervorheben, dass man in solchen Fl\u00fcssigkeiten neben dem typischen Pseudomucin oft eine andere, bedeutend stickstoff\u00e4rmere, durcli Alkohol nicht faserig, sondern flockig f\u00e4llbare, von Pl\u00f6sz, Landwehr und Pf\u00e4nnenstiel auch beobachtete Muko\u00efdsubstanz findet, welche das typische Pseudomucin leicht verunreinigt und dessen Stickstoffgehalt herabsetzt.\nDa ich mich also nicht berechtigt sah, die in den Ascitesfl\u00fcssigkeiten gefundenen Substanzen sei es als Pseudo-","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nmucin oder als dessen Zersetzungsproducte zu betrachten, so habe ich sie nur als Mukoidsubstanzen, und zwar die durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz einfach als Mukoid und die andere als Mucinalbuinose, bezeichnet.\nVon praktischem Gesichtspunkte aus ist es jedoch gleichg\u00fcltig, ob man die fraglichen Substanzen als Pseudomucin oder einfach als Mukoide bezeichnet. Wenn das Pseudomucin in geringer Menge in einem Transsudate vorkommt, kann es n\u00e4mlich nicht an seinen physikalischen Eigenschaften erkannt werden, und der Gang der Untersuchung wird in einem solchen Falle wohl derselbe wie bei der Untersuchung auf andere Muko\u00efdsubstanzen sein. Man muss also das Eiweiss durch Sieden unter Essigs\u00e4urezusatz coaguliren, das concen-trirte Filtrat mit Alkohol f\u00e4llen , den Niederschlag auf einen Gehalt an Glykogen pr\u00fcfen, bei Abwesenheit desselben mit einer verd\u00fcnnten Minerals\u00e4ure erhitzen und dann die Tr online r\u2019sche Probe ausf\u00fchren. Wenn die letztgenannte Probe positiv ausf\u00e4llt, d\u00fcrfte es wohl gegenw\u00e4rtig ohne eingehendere Untersuchung kaum m\u00f6glich sein zu sagen, ob das End-product von zersetztem Pseudomucin oder von einer anderen Mukoidsubstanz her r\u00fchrt.\nUeber die Bedeutung des Vorkommens von Muko\u00efdsubstanzen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten m\u00fcssen weitere Untersuchungen Auskunft geben. Man hat bekanntlich bei mehreren Gelegenheiten vergeblich nach solchen Substanzen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten gesucht; aber es ist doch denkbar, dass auch in diesen F\u00e4llen kleine Mengen solcher Substanzen vorhanden gewesen w\u00e4ren, wenn auch die in Arbeit genommene Fl\u00fcssigkeitsmenge eine zu deren sicherem Nachweis ungen\u00fcgende war. Ich finde es sehr wahrscheinlich, dass mukoide Substanzen weit h\u00e4ufiger in Ascitesfl\u00fcssigkeiten Vorkommen als man bisher geglaubt hat, und ich kann die M\u00f6glichkeit nicht zur\u00fcckweisen, dass die bisherigen sp\u00e4rlichen Befunde von solchen Substanzen eigentlich nur solche F\u00e4lle betreffen, wo die Fl\u00fcssigkeit eine etwas gr\u00f6ssere Menge einer sonst in den Transsudaten und vielleicht auch im Blute nur spurenweise vorkommenden Substanz enthalten haben. Andererseits gebe","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"227\nich jedoch die M\u00f6glichkeit gern zu, dass Blut und Transsudate gew\u00f6hnlichenfalls vielleicht ganz frei von M\u00f9ko\u00efdsub-\nV\t>\nstanzen seien und dass es in den nun beschriebenen Ffillen wirklich um eine f\u00fcr solche Fl\u00fcssigkeiten fremde Substanz sich gehandelt habe.\nEine weitere Erforschung dieser Verh\u00e4ltnisse \u00fcberlasse ich denjenigen Forschern, welche \u00fcber ein reichlicheres Untersuchungsmaterial als ich verf\u00fcgen k\u00f6nnen. Durch diesen Aufsatz habe ich eigentlich nur die Aufmerksamkeit auf das wie es scheint nicht seltene Vorkommen von Mukb\u00efdsubstanzen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten lenken wollen, um. dadurch vielleicht eine Anregung zu weiteren Untersuchungen zu geben.","page":227}],"identifier":"lit16818","issued":"1891","language":"de","pages":"202-227","startpages":"202","title":"Ueber das Vorkommen von Mukoidsubstanzen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten","type":"Journal Article","volume":"15"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:33.102362+00:00"}